Erscheint täglich.
Sonntags ausgenommen.
Preis
mit Familienblättern
monatlich 50 Pf.
frei in's Hans gebracht.
Durch die Post bezogen
Vierteljahr!. 1.25 Mk.
ausschließlich Zustellgebühr.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82.
Insertionsgebühr:
15 Pf. für die Ispaltige
letitzeile oder deren Raum,
mr hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen beoeutend
ermäßigt.
4
GratiS-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82.
Xr. 288. Erker KIM. Montag, den 10. Mccmbtt I9VV.
Präsident Krüger im Haag.
Ueber den Empfang Krügers im Haag wird »ock be-
richtet: Die Ankunft Krügers ist am Donnerstag Nach-
mittags 4 Uhr erfolgt. Von der Regierung war kein
Mitglied zum Empfang anwesend. Ein Chor von 600
Sängern intonirte den Psalm 72. Der Bürgermeister hielt
eine Begrüßungsrede. Dann formirte sich der Zug, der
Krüger nach dem Hotel „Des Indes" begleitete. Eine
begeisterte Menge durchzog mit Fahnen und unter dem
Absingender Transvaal- unv Holländer-Hymne die Straßen.
Die Kammern beauftragten ihre Vorstände, dem Präsidenten
den Willkommengruß der Volksvertretung zu entbieten.
Nach der Erklärung des holländischen Ministerpräsiden-
ten will man sich auch im Haag in der Schiedsgerichts-
frage nicht die Finger verbrennen.
Am Samstag empfing die Königin Wilhelm ina
den Burenpräsidenten. Da Krüger sich inovAiiito im Haag
aufhält, wurde er nicht mit dem für Staatsober-
häupter vorgeschriebenen Ceremoniell empfangen.
Ein Würdenträger des Hoies holte ihn im Hotel ab und
geleitete ihn in einem Hofwagen nach dem Palais. vr.
Leyds war im Palais anwesend, als Krüger dort ankam.
Wohnte aber der Unterredung der Königin mit Krüger
nicht bei. Der Empfang des Präsidenten Krüger durch
die Königin dauerte eine Viertelstunde; ihm wohnte
nur die Königin Mutter bei. Krüger, der über dem
schwarzen Rock eine breite Schärpe in den Farben Trans-
vaals und das Großkreuz des Ordens vom Niederländischen
Löwen trug, dankte der Königin, daß sie ihm den Kreuzer
»Gelderland" zur Verfügung gestellt habe. Auf der Fahrt
Sum Schloß wurde Krüger von der Menge lebhaft
begrüßt.
Die Lage in China.
Der Korrespondent der römischen Tribuna in Tokio
depeschirt über eine Unterredung mit dem japanischen Mi-
nister des Aeußeren. Derselbe bczeichnetc den Friedens-
schluß Chinas mit den Mächten als bevorstehend.
Die Japaner sind über die Lage in China bei Weitem
Wn besten unterrichtet. Wenn der japanische Minister des
Aeußern sich so geäußert hat. wie oben angegeben wird,
dann darf man annehmen, daß der Friedensschluß nicht
wehr fern ist.
Auch einige andere Nachrichten deuten darauf hin. So
weidet eine in Washington eingetroffene Depesche aus Pe-
king vom 6. d., die Gesandten hätten ein Schreiben
des bekannten Reformers Kangyuwei erhalten, worin
dieser sagt, China habe ein großes Unglück getroffen, durch
die Schuld der Kaiserin-Wittwe. Kangyuwei be-
tont, alle Chinesen, welche das Völkerrecht kennen, be-
dauerten die Ermordung v. Kettel er s. Kan-
gyuwei schlägt vor, die Kaiserin und ihre Rathgeber zu
den Friedensverhandlungen nicht zuzulassen. Der Kaiser
wüßte wieder eingesetzt und die reaktionären Beamten ver-
haftet werden. Auch die sogenannten fremdcnfeindlichen
Viceköntge im Süden müßten wachsam im Auge behalten
Werden. Wenn der Kaiser wieder eingesetzt werde, so
würde das ganze Reich sich freuen. Die Freunde des
Kaisers bestehen aus den aufgeklärtesten Frcmdenfreunden
w China, welche sich danach sehnen, daß die westliche
Kultur ihre alte verdränge. Kangyuwei betont, er sei zu
der Durchführung seiner Aufgabe durch ein geheimes Edikt
des Kaisers im Jahre 1898 ernannt worden. Der Kai-
ser habe sich damals zu diesem Zwecke an die auswärtigen
Mächte gewandt. Wäre zu jener Zeit auf ihn gehört
worden, so hätte sich das inzwischen Vorgefallene leicht
vermeiden lassen.
* Das Romanfeuilleton findet der Leser im heutigen
Zweiten Blatt.
Stadt-Theater.
Heideiberg. 10. December.
„Der Hochzeitstag" und „Das Versprechen hin-
ter'« Herd".
Eine so wahnsinnige Hetzjagd ist noch über kein Stoppelfeld
gebraust, wie die, welche das Bureau des Rechtsanwalts Schmidt
vurchtobt. Der Gehetzte, der Fuchs, ist hier das Publikum, das
Wit dem Halloh sich überstürzender Aufregungsscenen dahinge-
trieben wird, bis ihm die Kräfte zum Weiterlaufen schwinden.
Athem schöpfen kann man nicht, eS sei denn, daß man sich eine
«eit ganz von dem Stück abwendet; ist man wieder zu einigen
Kräften gekommen und wendet man sich wieder der Aufführung
A. dann wird man von Neuem in den tollen Tanz hineingeris-
fin, bis endlich der Vorhang vor zwei versöhnten und einem
Lautlichen Paar fällt. Das Prinzip von Barnum und Bailey
An Zuschauer nicht zur Besinnung kommen zu lassen, ist von den
Dichtern des Hochzeitstags angewendet worden. Alle vier Akte
werben ohne Zwischenpause durchgejpielt. Sollte diese Methode
Ae herrschende werden, dann wird man sich seinen Brummschädel
*°eriso gut im Theater wie im Wirthshaus holen können.
Man kann den Schwank auch mit einem Anekdotenbüchlein
Argleichen etwa mit „Knallerbsen, oder du sollst upd mußt
Achen". Hat man ihn genossen, so hat man herzlich gelacht,
Aer am Ende weiß man nicht mehr recht worüber und empfindet
°We gewisse Abspannung und Leere.
Rechtsanwalt Schmidt ist ein Spezialist für Ehescheidungen.
AK ihm unbekannte Frau seines Jugendfreundes, des Kreis-
Ahsikus Klemm, sucht seinen Rath, weil sie sich so vernachlässigt
einsam fühlt. Fast zu gleicher Zeit spricht sein Freund bei
,l>M vor, der das Bild seiner Frau beständig in der Brieftasche
^ sich führt, aber es beim Rechtsanwalt vergißt. Das gtebt nun
^"Wickelungen, in die der Rechtsanwalt und seine eifersüchtige
-Aau selbsthinetngezvgen werden, ebenso der bet ihm arbeitende Re-
'"endar und dessen Braut, bis sich Alles in Wohlgefallen auflöst.
Wesentlicher als diese Mittheilung, aus der immerhin
hervorgeht, daß der friedliebende Kaiser wieder mehr in
den Vordergrund tritt, ist eine Meldung des Standard
aus Shanghai. Danach theilte der Telegraphendirektor
Scheng mit, General Tungfuhsiang gehe, den kaiser-
lichen Erlassen gehorchend, nach Kanfu. Die Palast-
beamten kündigen die a n geb l i ch e Abreis e der Kaiserin
von Singan als für den 12. d. M. bevorstehend an; der
Kaiser werde gradeswegs nach Peking gehen.
Wenn es dem Hofe gelingt, sich von Tungfuhsiang zu
befreien, so wäre das ein sehr großer Schritt zur Ver-
ständigung mit den Mächten.
Deutsches Reich.
— Der Kaiser empfing am Donnerstag in Berlin
Aga Khan, das Oberhaupt von etwa fünfzig Millionen
Mohamedanern der mohamedanisch-indischcn Koja-
Sekte. Seine Glaubensgenossen in Indien betrachten sich
als Mohamedaner, weichen jedoch in verschiedenen Punkten
van der orthodoxen Lehre ab. Eine große Anzahl von
ihnen wohnt auch seit Alters in Deutsch-Ostafrika,
und sie dem Schutze des Kaisers zu empfehlen, ist, wie die
Kreuzztg. berichtet, der Zweck der Reise von Aga Khan.
— Man erwartet als sicher, daß der Reichskanzler
Gras Bülow sich heute (Montag) im Reichstag in der Ge-
neraldebatte über den Etat auch über Deutschlands
Verhalten im Burenkriege und namentlich über die
Abweisung Krügers aussprechen wird.
— Wie die Nordd. Allg. Ztg. hört, hat Generalmajor
v. Liebert, da seine Ernennung zum Divisionskomman-
deur bevvrsteht, die Enthebung von seiner Stelle als
Gouverneur von Deutsch-Ostafrika beantragt. Dem Antrag
wird Allerhöchsten Orts Folge gegeben werden. Als sein
Nachfolger auf dem Gouverneurposten in Ostafrika ist der
Hauptmann im Großen Generalstabe Graf Götzen, der
bekannte Afrikaforscher, in Aussicht genommen.
— Wie dem Vorwärts geschrieben wird, ist es einem
Norweger gelungen, ein neues Gewehr zu erfinden,
das sowohl hinsichtlich seiner genialen Konstruktion
als auch der Durchschlagskraft seiner Geschosse alle
anderen Systeme übertrumpft. Mit dem neuen Gewehre
wurden im deutschen Lehrinfanterie-Bataillon eingehende
Versuche angestellt, die ein dermaßen günstiges Resultat er-
gaben, daß der Kaiser befohlen habe, eine der Divisionen
des hannoverschen (10.) Armeecorps probeweise damit aus-
zurüsten. Die Erfindung ging vor kurzem in den Besitz
eines Konsortiums internationaler Kapitalisten über, unter
denen sich u. A. auch die Rothschild befinden. Einer der
Haupttheilnehmer sei ferner der Geheimerath Ehrhardt in
Düsseldorf, in dessen Fabriken die Waffen hergestellt wer-
den sollen.
Baden. Rastatt, 8. Dez. Gestern Abend fand die
Parteiversammlung des nationalliberalen
Vereins dahier in der „Linde" statt. Hierbei fand, nach
der Landesztg-, auf den Vortrag des Vereinsvorstandes,
Rechnungsraths Gauggel, sowie auf die empfehlenden An-
sprachen der Herren Landtagsabgeordneten Franz, Privatier
Vogel und Geh. Hofrath Schenck der Antrag, in der Frage
des Wahlrechts zum Landtage der Forderung des
direkten Wahlverfahrens unbedingt zuzustimmen,
einhellige Annahme. Mit einem Hoch auf S. K. H.
den Großherzog schloß die schön verlaufene Versammlung.
L.N. Baden-Baden, 9. Dezbr. Die heute Nach-
mittag in der Bierbrauerei Bletzer hier abgehaltene Ver-
sammlung des hiesigen nationalliberalen Vereins,
an der Vertrauensmänner der benachbarten Landorte, sowie
des Amtsbezirks Rastatt und Bühl theilnahmen, nahm ein-
stimmig den Vorschlag des Engeren Ausschusses, für das
direkte Wahlrecht ohne Kautelen einzutreten, an.
ff Mannheim, 9. Dccbr. Die heute vom hiesigen
nationalliberalen Verein in den Sälen des Ball-
hauses einberufene Parteiversammlung war außer-
ordentlich zahlreich besucht. Auf der Tagesordnung stand
„Referat und Beschlußfassung über die Stellungnahme un-
seres Vereins zum direkten Landtagswahlrecht." Das Re-
ferat erstattete Kaufmann Glaser. Au den Vortrag schloß
sich eine sehr lebhafte Diskussion, in der Reichstagsabge-
ordneter Bassermann die Rede des Ministers Schenkel kri-
tisirte und seinen Vorschlag einer Interessenvertretung als
ein unreifes Projekt scharf zurückwies. Bei der Abstimmung
wurde mit überwältigender Mehrheit (mit allen
gegen vier Stimmen) der Antrag des Vorstandes auf Ein-
führung des direkten kautelenlosen Wahlrechtes angenommen.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Direktor der Königlichen Universitätssternwarte Professor Dr.
Hugo Seeliger in München das Ritterkreuz erster Klaffe mit
Eichenlaub des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen.
— Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz und Mark-
graf Maximilian von Baden haben mit Wirkung vom
1. December an den Gcoßh. Regierungsrath Eduard Seldner
in Donoueschingen unter Verleihung des Titels „Domänen-
direktor" zum Vorstand der Großh. Markgräfl. Bad. Domänen»
ranzlei der Bodenseefideikommiffe ernannt.
— Dem Geioerbeschulkandidaten Friedrich Bender in
Freiburg wurde die etatmäßige Amtsstelle eines Gewerbelehrers
an der Gewerbeschule daselbst übertragen.
— Rechtspraktikanten. Auf Grund der in den
Monaten November und December d. I. abgehaltenen ersten
juristischen Staatsprüfung sind folgende Rechtskandidaten zu
Rechtspraktikanten ernannt worden: EdgarAr n o ld aus Heidel-
berg. Freiherr Alexanser von Bclhmann aus Krinetz, Robert
Blankenhoru aus Karlsruhe, Freiherr Alexander von Dusch aus
Karlsruhe, Wilhelm Eggler aus Konstanz, Eugen Fitzer aus
Unteröwisheim, Robert Fleischmann aus Pforzheim, Raimund
Frech au« Thtengen, Karl GerSbach aus Ueberlingen, Eduard
Gockel aus Mosbach, Heinrich Groß aus Pforzheim, Adolf
Hauger aus Waldshut, Sigmund Herzfeld aus Höchst, Ludwig
Hessel aus London, Hans Hildebrandt aus Staufen, Friedrich
Keller aus Heidelberg, Otto Keller aus Steißlingen, Richard
Körber aus Hemsbach, August Kornmayer aus Zell a. H.,
Wilhelm L-mmer aus Markdorf, Rudolf Mayer aus Freiburg,
Karl Meister aus Einsieoeln, Julius Mössingcr aus Wolfarts-
weier, Hermann Münch aus Heidelberg, Otto Naumann
aus Heidelberg, Karl Neff aus Hofweier, Oskar Netter aus
Mannheim, Freiherr Alfred von Overbeck aus Stuttgart, Alfred
Pahlmann aus Braunschweig, Johann August Pfisterer aus
Leutershausen, Karl Pletscher aus Karlsruhe, Karl Rabe aus
Schönau bei Heidelberg, Paul Samuely aus Bern, Friedrich
Schön aus Philippsburg, Friedrich Schüler aus Karlsruhe, Otto
Stoll aus Mannheim, Hans Stromeyer aus Konstanz, Wilhelm
Wieße aus Walldürn, Eugen Willibalo aus Pfullendorf, Theodor
Wintermantel aus St. Georgen, Julius Würzberger aus
Külsheim.
Karlsruhe, 8. Dezbr. Die Großherzogin traf
gestern Abend halb 12 Uhr von Karlsruhe wieder in Schloß
Baden ein. Heute Vormittag empfingen der Großherzog
und die Großherzogin in Schloß Baden den Preußischen
Gesandten und Gemahlin, welche sich vor ihrer Rückkehr
nach Karlsruhe verabschiedeten. Für heute Abend ist der
Kommandeur der 68. Jnf.-Brigade, Generalmajor Brau-
müller, und Gemahlin aus Metz zur Tafel bei den höchsten
Herrschaften eingeladen. Durch Kaiserliche Kabinetsordre
vom 6. Dezember ist Prinz Max L la suits des Garde-
Kürassier-Regiments, auf ein Jahr zur Dienstleistung beim
Stabe des Generalkommandos des 14. Armeecorps com-
mandirl.
Ausland.
England. London, 8. Dez. Unterhaus. Healy
griff heftig die Politik der Regierung an: die Buren hätten
-ine Hauptfigur ist dann noch der Weingutsbesitzer Zierbalg
us Meißen, der sich gleichfalls von seiner Frau scheiden lassen
,ill. Diese drei Ehemännerrollen dominircn. Was ihre Darsteller
nbetrifft, so kann man im Zweifel sein, wem die Palme des
lbends gebührt. Außerordentlich lebendig spielte Hr, Rudolph
en Rechtsanwalt, was bei seiner stattlichen Erscheinung doppelt
ark wirkte. Dafür stellten Herr Kallenberg (Kreisphysikus
ilemm) und Herr Meltzer-Burg (Zierbalg) zwei Originale
in, die sich überall mit Erfolg sehen lassen können. Wie Herr
'allenberger an seiner Brille rückt oder Herr Meltzer-Burg in
8uth geräth, wie sie durch kleine Züge den von ihnen dargestell-
:n Personen Individualität zu geben wußten, das war wirklich
chenswerth. Von den Damen hatte Frl. Kögl als Frau ldes
kreisphysikus eine größere Rolle; ein wenig merkt man der.
ilentvollen jungen Künstlerin noch an, daß sie spielt, aber es
mr doch eine hübsche ansprechende Leistung. Frl. Schönberg
ls Frau des Anwalts Schmidt zeigte in ihrer kleinen Rolle
instlerische Erfahrung und brachte besonders die Eifersuchtsscene
ut heraus. Auch die eifersüchtige Braut des Frl. v. Pommer
>rühte Leben. Hr. Weinmann wurde seiner Rolle als biede-
:r Referendar und Freier gerecht. Die beiden Corpsstudenten
>r. Krön es und Hr. Hagin, ernteten in der kurzen Scene, in
-r sie aufzutreten hatten, lauten Beifall. Frl. Jelly war eine
chtige Schwiegermutter.
Aus der Welt der einander jagenden Aufregungen ließ man
ch durch „Das Versprechen hinter'm Herd" gern in Gebirgsluft
no alte Erinnerungen versetzen. Wie hübsch dieses unverwüstliche
Singspiel doch auch heute noch wirkt, fast wie neu! Frl. K op-
en Höf er war eine hübsche dralle Sennerin, Herr Meltzcr-
-urg holte aus der Rolle des Berliner Freiherrn v. Stritzow
lies heraus, was darin liegt, einschließlich des Knödels, der
zne Schaden auch fortbleiben kann. Sehr gut war Hr. Gro ß-
ann in der Schreibescene. Als verliebter Loisl zeigte Herr
rones Anstelligkeit und Geschick. 21-
Kleine Zeitung.
— Die Zählkarte des Kaisers- Der Kaiser, der am Tage
- der Volkszählung, 1. Dezember m Setzlingen weilte, hat die ihm
vorgelegte Zählkarte selbst ausgefüllt und bestimmte dann, daß
! sie dem OrtSarchiv einverleibt werde. Da ein solches aber im
! Gutsbezirk Setzlingen, zu dem das Schloß gehört, nicht besteht,
k so wird die Karte eingerahmt und im Saale des Schlosses auf-
gehängt. Eine beglaubigte Abschrift wird statt des Originals zu
! den Zählpapieren genommen. Als Beruf steht auf der Karte
! verzeichnet: „Deutscher Kaiser, König von Preußen."
— Stuttgart, 8. Dez. DieEtnwohnerzahl Stuttgarts
I beträgt nach der letzten Volkszählung 176318. Seit 1895 ist
das ein Mehr von 17 997 Einwohnern, also ein Zuwachs von 12
Procent.
— Berlin, 8. Dez. Prozeß Sternberg. Bei dem
Zeugenaufruf ergiebt sich, daß die Masseuse Fischer aus New-
Dork in Berlin ein getroffen, aber nicht anwesend ist. Rechts-
anwalt Dr. Sello erklärt namens Sternbergs, dieser gebe zu, bei
der Masseuse Fischer mehrfach mit weiblichen Personen verkehrt
zu haben. Er kenne aber die Namen nicht. Angesichts des Eides
der Callis wolle er die Richtigkeit der von ihr ausgesagten That-
sachen nicht mehr bestreiten. Sternberg selbst bestätigt
Sellos Angaben und erklärt, er glaube nicht, daß Stierstädter
wsla üäs gehandelt habe. Er verzichte daher auf weitere Ver-
nehmung von Zeugen gegen Stierstädter.
— Altona, 3. Dez. Bei der Diamanthochzeit des Ehepaares
Paulsen, die dieser Tage hier gefeiert wurde, wurden, dem Berl.
Tagebl. zufolge, die Theilnehmer an der Jubelfeier dadurch sehr
überrascht, daß die Jubilarin (Frau Paulsen), eine 78 Jahre
alte Frau, von den verschiedenen Speisen und Leckerbissen bei
der Tafel nichts anrübrte, sondern sich lediglich Milch und
Zwieback reichen ließ, wovon sie ein gut Theil genoß. Wie sie
selbst erklärte, Hai sie seit achtzehn Jahren nur von Milch und
Zwieback gelebt und sich dabei bis heute sehr wohl gefühlt. Da-
gegen gehört seit dreißig Jahren zu ihren unerläßlicher Lebens-
bedürfnissen die lange Pfeife, aus der sie bei der Festtafel
mit vielem Behagen stundenlang schmauchte.
Sonntags ausgenommen.
Preis
mit Familienblättern
monatlich 50 Pf.
frei in's Hans gebracht.
Durch die Post bezogen
Vierteljahr!. 1.25 Mk.
ausschließlich Zustellgebühr.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82.
Insertionsgebühr:
15 Pf. für die Ispaltige
letitzeile oder deren Raum,
mr hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen beoeutend
ermäßigt.
4
GratiS-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82.
Xr. 288. Erker KIM. Montag, den 10. Mccmbtt I9VV.
Präsident Krüger im Haag.
Ueber den Empfang Krügers im Haag wird »ock be-
richtet: Die Ankunft Krügers ist am Donnerstag Nach-
mittags 4 Uhr erfolgt. Von der Regierung war kein
Mitglied zum Empfang anwesend. Ein Chor von 600
Sängern intonirte den Psalm 72. Der Bürgermeister hielt
eine Begrüßungsrede. Dann formirte sich der Zug, der
Krüger nach dem Hotel „Des Indes" begleitete. Eine
begeisterte Menge durchzog mit Fahnen und unter dem
Absingender Transvaal- unv Holländer-Hymne die Straßen.
Die Kammern beauftragten ihre Vorstände, dem Präsidenten
den Willkommengruß der Volksvertretung zu entbieten.
Nach der Erklärung des holländischen Ministerpräsiden-
ten will man sich auch im Haag in der Schiedsgerichts-
frage nicht die Finger verbrennen.
Am Samstag empfing die Königin Wilhelm ina
den Burenpräsidenten. Da Krüger sich inovAiiito im Haag
aufhält, wurde er nicht mit dem für Staatsober-
häupter vorgeschriebenen Ceremoniell empfangen.
Ein Würdenträger des Hoies holte ihn im Hotel ab und
geleitete ihn in einem Hofwagen nach dem Palais. vr.
Leyds war im Palais anwesend, als Krüger dort ankam.
Wohnte aber der Unterredung der Königin mit Krüger
nicht bei. Der Empfang des Präsidenten Krüger durch
die Königin dauerte eine Viertelstunde; ihm wohnte
nur die Königin Mutter bei. Krüger, der über dem
schwarzen Rock eine breite Schärpe in den Farben Trans-
vaals und das Großkreuz des Ordens vom Niederländischen
Löwen trug, dankte der Königin, daß sie ihm den Kreuzer
»Gelderland" zur Verfügung gestellt habe. Auf der Fahrt
Sum Schloß wurde Krüger von der Menge lebhaft
begrüßt.
Die Lage in China.
Der Korrespondent der römischen Tribuna in Tokio
depeschirt über eine Unterredung mit dem japanischen Mi-
nister des Aeußeren. Derselbe bczeichnetc den Friedens-
schluß Chinas mit den Mächten als bevorstehend.
Die Japaner sind über die Lage in China bei Weitem
Wn besten unterrichtet. Wenn der japanische Minister des
Aeußern sich so geäußert hat. wie oben angegeben wird,
dann darf man annehmen, daß der Friedensschluß nicht
wehr fern ist.
Auch einige andere Nachrichten deuten darauf hin. So
weidet eine in Washington eingetroffene Depesche aus Pe-
king vom 6. d., die Gesandten hätten ein Schreiben
des bekannten Reformers Kangyuwei erhalten, worin
dieser sagt, China habe ein großes Unglück getroffen, durch
die Schuld der Kaiserin-Wittwe. Kangyuwei be-
tont, alle Chinesen, welche das Völkerrecht kennen, be-
dauerten die Ermordung v. Kettel er s. Kan-
gyuwei schlägt vor, die Kaiserin und ihre Rathgeber zu
den Friedensverhandlungen nicht zuzulassen. Der Kaiser
wüßte wieder eingesetzt und die reaktionären Beamten ver-
haftet werden. Auch die sogenannten fremdcnfeindlichen
Viceköntge im Süden müßten wachsam im Auge behalten
Werden. Wenn der Kaiser wieder eingesetzt werde, so
würde das ganze Reich sich freuen. Die Freunde des
Kaisers bestehen aus den aufgeklärtesten Frcmdenfreunden
w China, welche sich danach sehnen, daß die westliche
Kultur ihre alte verdränge. Kangyuwei betont, er sei zu
der Durchführung seiner Aufgabe durch ein geheimes Edikt
des Kaisers im Jahre 1898 ernannt worden. Der Kai-
ser habe sich damals zu diesem Zwecke an die auswärtigen
Mächte gewandt. Wäre zu jener Zeit auf ihn gehört
worden, so hätte sich das inzwischen Vorgefallene leicht
vermeiden lassen.
* Das Romanfeuilleton findet der Leser im heutigen
Zweiten Blatt.
Stadt-Theater.
Heideiberg. 10. December.
„Der Hochzeitstag" und „Das Versprechen hin-
ter'« Herd".
Eine so wahnsinnige Hetzjagd ist noch über kein Stoppelfeld
gebraust, wie die, welche das Bureau des Rechtsanwalts Schmidt
vurchtobt. Der Gehetzte, der Fuchs, ist hier das Publikum, das
Wit dem Halloh sich überstürzender Aufregungsscenen dahinge-
trieben wird, bis ihm die Kräfte zum Weiterlaufen schwinden.
Athem schöpfen kann man nicht, eS sei denn, daß man sich eine
«eit ganz von dem Stück abwendet; ist man wieder zu einigen
Kräften gekommen und wendet man sich wieder der Aufführung
A. dann wird man von Neuem in den tollen Tanz hineingeris-
fin, bis endlich der Vorhang vor zwei versöhnten und einem
Lautlichen Paar fällt. Das Prinzip von Barnum und Bailey
An Zuschauer nicht zur Besinnung kommen zu lassen, ist von den
Dichtern des Hochzeitstags angewendet worden. Alle vier Akte
werben ohne Zwischenpause durchgejpielt. Sollte diese Methode
Ae herrschende werden, dann wird man sich seinen Brummschädel
*°eriso gut im Theater wie im Wirthshaus holen können.
Man kann den Schwank auch mit einem Anekdotenbüchlein
Argleichen etwa mit „Knallerbsen, oder du sollst upd mußt
Achen". Hat man ihn genossen, so hat man herzlich gelacht,
Aer am Ende weiß man nicht mehr recht worüber und empfindet
°We gewisse Abspannung und Leere.
Rechtsanwalt Schmidt ist ein Spezialist für Ehescheidungen.
AK ihm unbekannte Frau seines Jugendfreundes, des Kreis-
Ahsikus Klemm, sucht seinen Rath, weil sie sich so vernachlässigt
einsam fühlt. Fast zu gleicher Zeit spricht sein Freund bei
,l>M vor, der das Bild seiner Frau beständig in der Brieftasche
^ sich führt, aber es beim Rechtsanwalt vergißt. Das gtebt nun
^"Wickelungen, in die der Rechtsanwalt und seine eifersüchtige
-Aau selbsthinetngezvgen werden, ebenso der bet ihm arbeitende Re-
'"endar und dessen Braut, bis sich Alles in Wohlgefallen auflöst.
Wesentlicher als diese Mittheilung, aus der immerhin
hervorgeht, daß der friedliebende Kaiser wieder mehr in
den Vordergrund tritt, ist eine Meldung des Standard
aus Shanghai. Danach theilte der Telegraphendirektor
Scheng mit, General Tungfuhsiang gehe, den kaiser-
lichen Erlassen gehorchend, nach Kanfu. Die Palast-
beamten kündigen die a n geb l i ch e Abreis e der Kaiserin
von Singan als für den 12. d. M. bevorstehend an; der
Kaiser werde gradeswegs nach Peking gehen.
Wenn es dem Hofe gelingt, sich von Tungfuhsiang zu
befreien, so wäre das ein sehr großer Schritt zur Ver-
ständigung mit den Mächten.
Deutsches Reich.
— Der Kaiser empfing am Donnerstag in Berlin
Aga Khan, das Oberhaupt von etwa fünfzig Millionen
Mohamedanern der mohamedanisch-indischcn Koja-
Sekte. Seine Glaubensgenossen in Indien betrachten sich
als Mohamedaner, weichen jedoch in verschiedenen Punkten
van der orthodoxen Lehre ab. Eine große Anzahl von
ihnen wohnt auch seit Alters in Deutsch-Ostafrika,
und sie dem Schutze des Kaisers zu empfehlen, ist, wie die
Kreuzztg. berichtet, der Zweck der Reise von Aga Khan.
— Man erwartet als sicher, daß der Reichskanzler
Gras Bülow sich heute (Montag) im Reichstag in der Ge-
neraldebatte über den Etat auch über Deutschlands
Verhalten im Burenkriege und namentlich über die
Abweisung Krügers aussprechen wird.
— Wie die Nordd. Allg. Ztg. hört, hat Generalmajor
v. Liebert, da seine Ernennung zum Divisionskomman-
deur bevvrsteht, die Enthebung von seiner Stelle als
Gouverneur von Deutsch-Ostafrika beantragt. Dem Antrag
wird Allerhöchsten Orts Folge gegeben werden. Als sein
Nachfolger auf dem Gouverneurposten in Ostafrika ist der
Hauptmann im Großen Generalstabe Graf Götzen, der
bekannte Afrikaforscher, in Aussicht genommen.
— Wie dem Vorwärts geschrieben wird, ist es einem
Norweger gelungen, ein neues Gewehr zu erfinden,
das sowohl hinsichtlich seiner genialen Konstruktion
als auch der Durchschlagskraft seiner Geschosse alle
anderen Systeme übertrumpft. Mit dem neuen Gewehre
wurden im deutschen Lehrinfanterie-Bataillon eingehende
Versuche angestellt, die ein dermaßen günstiges Resultat er-
gaben, daß der Kaiser befohlen habe, eine der Divisionen
des hannoverschen (10.) Armeecorps probeweise damit aus-
zurüsten. Die Erfindung ging vor kurzem in den Besitz
eines Konsortiums internationaler Kapitalisten über, unter
denen sich u. A. auch die Rothschild befinden. Einer der
Haupttheilnehmer sei ferner der Geheimerath Ehrhardt in
Düsseldorf, in dessen Fabriken die Waffen hergestellt wer-
den sollen.
Baden. Rastatt, 8. Dez. Gestern Abend fand die
Parteiversammlung des nationalliberalen
Vereins dahier in der „Linde" statt. Hierbei fand, nach
der Landesztg-, auf den Vortrag des Vereinsvorstandes,
Rechnungsraths Gauggel, sowie auf die empfehlenden An-
sprachen der Herren Landtagsabgeordneten Franz, Privatier
Vogel und Geh. Hofrath Schenck der Antrag, in der Frage
des Wahlrechts zum Landtage der Forderung des
direkten Wahlverfahrens unbedingt zuzustimmen,
einhellige Annahme. Mit einem Hoch auf S. K. H.
den Großherzog schloß die schön verlaufene Versammlung.
L.N. Baden-Baden, 9. Dezbr. Die heute Nach-
mittag in der Bierbrauerei Bletzer hier abgehaltene Ver-
sammlung des hiesigen nationalliberalen Vereins,
an der Vertrauensmänner der benachbarten Landorte, sowie
des Amtsbezirks Rastatt und Bühl theilnahmen, nahm ein-
stimmig den Vorschlag des Engeren Ausschusses, für das
direkte Wahlrecht ohne Kautelen einzutreten, an.
ff Mannheim, 9. Dccbr. Die heute vom hiesigen
nationalliberalen Verein in den Sälen des Ball-
hauses einberufene Parteiversammlung war außer-
ordentlich zahlreich besucht. Auf der Tagesordnung stand
„Referat und Beschlußfassung über die Stellungnahme un-
seres Vereins zum direkten Landtagswahlrecht." Das Re-
ferat erstattete Kaufmann Glaser. Au den Vortrag schloß
sich eine sehr lebhafte Diskussion, in der Reichstagsabge-
ordneter Bassermann die Rede des Ministers Schenkel kri-
tisirte und seinen Vorschlag einer Interessenvertretung als
ein unreifes Projekt scharf zurückwies. Bei der Abstimmung
wurde mit überwältigender Mehrheit (mit allen
gegen vier Stimmen) der Antrag des Vorstandes auf Ein-
führung des direkten kautelenlosen Wahlrechtes angenommen.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Direktor der Königlichen Universitätssternwarte Professor Dr.
Hugo Seeliger in München das Ritterkreuz erster Klaffe mit
Eichenlaub des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen.
— Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz und Mark-
graf Maximilian von Baden haben mit Wirkung vom
1. December an den Gcoßh. Regierungsrath Eduard Seldner
in Donoueschingen unter Verleihung des Titels „Domänen-
direktor" zum Vorstand der Großh. Markgräfl. Bad. Domänen»
ranzlei der Bodenseefideikommiffe ernannt.
— Dem Geioerbeschulkandidaten Friedrich Bender in
Freiburg wurde die etatmäßige Amtsstelle eines Gewerbelehrers
an der Gewerbeschule daselbst übertragen.
— Rechtspraktikanten. Auf Grund der in den
Monaten November und December d. I. abgehaltenen ersten
juristischen Staatsprüfung sind folgende Rechtskandidaten zu
Rechtspraktikanten ernannt worden: EdgarAr n o ld aus Heidel-
berg. Freiherr Alexanser von Bclhmann aus Krinetz, Robert
Blankenhoru aus Karlsruhe, Freiherr Alexander von Dusch aus
Karlsruhe, Wilhelm Eggler aus Konstanz, Eugen Fitzer aus
Unteröwisheim, Robert Fleischmann aus Pforzheim, Raimund
Frech au« Thtengen, Karl GerSbach aus Ueberlingen, Eduard
Gockel aus Mosbach, Heinrich Groß aus Pforzheim, Adolf
Hauger aus Waldshut, Sigmund Herzfeld aus Höchst, Ludwig
Hessel aus London, Hans Hildebrandt aus Staufen, Friedrich
Keller aus Heidelberg, Otto Keller aus Steißlingen, Richard
Körber aus Hemsbach, August Kornmayer aus Zell a. H.,
Wilhelm L-mmer aus Markdorf, Rudolf Mayer aus Freiburg,
Karl Meister aus Einsieoeln, Julius Mössingcr aus Wolfarts-
weier, Hermann Münch aus Heidelberg, Otto Naumann
aus Heidelberg, Karl Neff aus Hofweier, Oskar Netter aus
Mannheim, Freiherr Alfred von Overbeck aus Stuttgart, Alfred
Pahlmann aus Braunschweig, Johann August Pfisterer aus
Leutershausen, Karl Pletscher aus Karlsruhe, Karl Rabe aus
Schönau bei Heidelberg, Paul Samuely aus Bern, Friedrich
Schön aus Philippsburg, Friedrich Schüler aus Karlsruhe, Otto
Stoll aus Mannheim, Hans Stromeyer aus Konstanz, Wilhelm
Wieße aus Walldürn, Eugen Willibalo aus Pfullendorf, Theodor
Wintermantel aus St. Georgen, Julius Würzberger aus
Külsheim.
Karlsruhe, 8. Dezbr. Die Großherzogin traf
gestern Abend halb 12 Uhr von Karlsruhe wieder in Schloß
Baden ein. Heute Vormittag empfingen der Großherzog
und die Großherzogin in Schloß Baden den Preußischen
Gesandten und Gemahlin, welche sich vor ihrer Rückkehr
nach Karlsruhe verabschiedeten. Für heute Abend ist der
Kommandeur der 68. Jnf.-Brigade, Generalmajor Brau-
müller, und Gemahlin aus Metz zur Tafel bei den höchsten
Herrschaften eingeladen. Durch Kaiserliche Kabinetsordre
vom 6. Dezember ist Prinz Max L la suits des Garde-
Kürassier-Regiments, auf ein Jahr zur Dienstleistung beim
Stabe des Generalkommandos des 14. Armeecorps com-
mandirl.
Ausland.
England. London, 8. Dez. Unterhaus. Healy
griff heftig die Politik der Regierung an: die Buren hätten
-ine Hauptfigur ist dann noch der Weingutsbesitzer Zierbalg
us Meißen, der sich gleichfalls von seiner Frau scheiden lassen
,ill. Diese drei Ehemännerrollen dominircn. Was ihre Darsteller
nbetrifft, so kann man im Zweifel sein, wem die Palme des
lbends gebührt. Außerordentlich lebendig spielte Hr, Rudolph
en Rechtsanwalt, was bei seiner stattlichen Erscheinung doppelt
ark wirkte. Dafür stellten Herr Kallenberg (Kreisphysikus
ilemm) und Herr Meltzer-Burg (Zierbalg) zwei Originale
in, die sich überall mit Erfolg sehen lassen können. Wie Herr
'allenberger an seiner Brille rückt oder Herr Meltzer-Burg in
8uth geräth, wie sie durch kleine Züge den von ihnen dargestell-
:n Personen Individualität zu geben wußten, das war wirklich
chenswerth. Von den Damen hatte Frl. Kögl als Frau ldes
kreisphysikus eine größere Rolle; ein wenig merkt man der.
ilentvollen jungen Künstlerin noch an, daß sie spielt, aber es
mr doch eine hübsche ansprechende Leistung. Frl. Schönberg
ls Frau des Anwalts Schmidt zeigte in ihrer kleinen Rolle
instlerische Erfahrung und brachte besonders die Eifersuchtsscene
ut heraus. Auch die eifersüchtige Braut des Frl. v. Pommer
>rühte Leben. Hr. Weinmann wurde seiner Rolle als biede-
:r Referendar und Freier gerecht. Die beiden Corpsstudenten
>r. Krön es und Hr. Hagin, ernteten in der kurzen Scene, in
-r sie aufzutreten hatten, lauten Beifall. Frl. Jelly war eine
chtige Schwiegermutter.
Aus der Welt der einander jagenden Aufregungen ließ man
ch durch „Das Versprechen hinter'm Herd" gern in Gebirgsluft
no alte Erinnerungen versetzen. Wie hübsch dieses unverwüstliche
Singspiel doch auch heute noch wirkt, fast wie neu! Frl. K op-
en Höf er war eine hübsche dralle Sennerin, Herr Meltzcr-
-urg holte aus der Rolle des Berliner Freiherrn v. Stritzow
lies heraus, was darin liegt, einschließlich des Knödels, der
zne Schaden auch fortbleiben kann. Sehr gut war Hr. Gro ß-
ann in der Schreibescene. Als verliebter Loisl zeigte Herr
rones Anstelligkeit und Geschick. 21-
Kleine Zeitung.
— Die Zählkarte des Kaisers- Der Kaiser, der am Tage
- der Volkszählung, 1. Dezember m Setzlingen weilte, hat die ihm
vorgelegte Zählkarte selbst ausgefüllt und bestimmte dann, daß
! sie dem OrtSarchiv einverleibt werde. Da ein solches aber im
! Gutsbezirk Setzlingen, zu dem das Schloß gehört, nicht besteht,
k so wird die Karte eingerahmt und im Saale des Schlosses auf-
gehängt. Eine beglaubigte Abschrift wird statt des Originals zu
! den Zählpapieren genommen. Als Beruf steht auf der Karte
! verzeichnet: „Deutscher Kaiser, König von Preußen."
— Stuttgart, 8. Dez. DieEtnwohnerzahl Stuttgarts
I beträgt nach der letzten Volkszählung 176318. Seit 1895 ist
das ein Mehr von 17 997 Einwohnern, also ein Zuwachs von 12
Procent.
— Berlin, 8. Dez. Prozeß Sternberg. Bei dem
Zeugenaufruf ergiebt sich, daß die Masseuse Fischer aus New-
Dork in Berlin ein getroffen, aber nicht anwesend ist. Rechts-
anwalt Dr. Sello erklärt namens Sternbergs, dieser gebe zu, bei
der Masseuse Fischer mehrfach mit weiblichen Personen verkehrt
zu haben. Er kenne aber die Namen nicht. Angesichts des Eides
der Callis wolle er die Richtigkeit der von ihr ausgesagten That-
sachen nicht mehr bestreiten. Sternberg selbst bestätigt
Sellos Angaben und erklärt, er glaube nicht, daß Stierstädter
wsla üäs gehandelt habe. Er verzichte daher auf weitere Ver-
nehmung von Zeugen gegen Stierstädter.
— Altona, 3. Dez. Bei der Diamanthochzeit des Ehepaares
Paulsen, die dieser Tage hier gefeiert wurde, wurden, dem Berl.
Tagebl. zufolge, die Theilnehmer an der Jubelfeier dadurch sehr
überrascht, daß die Jubilarin (Frau Paulsen), eine 78 Jahre
alte Frau, von den verschiedenen Speisen und Leckerbissen bei
der Tafel nichts anrübrte, sondern sich lediglich Milch und
Zwieback reichen ließ, wovon sie ein gut Theil genoß. Wie sie
selbst erklärte, Hai sie seit achtzehn Jahren nur von Milch und
Zwieback gelebt und sich dabei bis heute sehr wohl gefühlt. Da-
gegen gehört seit dreißig Jahren zu ihren unerläßlicher Lebens-
bedürfnissen die lange Pfeife, aus der sie bei der Festtafel
mit vielem Behagen stundenlang schmauchte.