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Heidelberger Zeitung — 1900 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203-227 (01. September 1900 - 29. September 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37614#0245

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Rr. M. Erstes Klstt.

Fernsprech-Anschluß Nr. 83

Samstag, den 8. September

ISvo.

Das Kaiserpaar in Stettin.
.. Stettin, 7. Sept. Das Kaiserpaar traf heute 12*°
7?" hier ein und wurde mit Begeisterung von der Be-
°!kerung empfangen. Bei der Ankunft fand auf dem Bahn-
et großer militärischer Empfang statt. Die Ehrenwache
"Etc das Grenadierregiment König Friedrich I., dessen
"ecte Vorgesetzte mit Einschluß des Commandeurs, des Chefs
E Gcneralstabs der Armee Graf v. Schlieffen. des Kriegs-
/""isters und andere zugegen waren. Ferner waren unter
E Anwesenden Prinz Max von Baden, sowie die
Spitzen der Provinzialbehörden. Der Kaiser begrüßte die

Her^
Dg

len und schritt die Front der Ehrencompagnie ab.
'.lauf fand der Vorbeimarsch statl. Sodann fuhr das
^"iserpaar unter dem Jubel der Bevölkerung und unter
. ^ckengeläute nach dem Schloß. Vor dem Rathhause hielt
,°l Oberbürgermeister Haken eine Begrüßungsansprache an
E Kaiser, in der er auch derer gedachte, die hinaus sind
Sühnung des Frevels an deutschem Gut und Blut,
^"i die Ansprache erwiderte der Kaiser etwa Folgendes:
«Mein lieber Herr Oberbürgermeister! Ich danke
Änen in meinem und der Kaiserin Namen herzlichst für
?"e freundliche Begrüßung und den Empfang, den ich
"Niner hier gefunden habe. Es ist nicht das erste Mal,
°°ß wir Stettin besuchen, und bei jeder Wiederkehr hat
Meine Freude über den herzlichen Empfang sich gesteigert,
Meiß ich doch, daß Stettin die Wege, die ich wandle,
Ms richtig erkannt hat. Sie haben, mein lieber Herr
Oberbürgermeister, unserer Brüder gedacht, die für unser
Interesse nach dem fernen Osten gegangen. Ich habe
feste Ueberzeugung, daß es ihnen dort gelingen wird,
teste und geordnete Verhältnisse zu schaffen,
"Mer denen der deutsche Kaufmann, der drüben lebt und
Milkt, ein- für allemale vor Unbill gewahrt bleibt und
°hne Störung und Gefahr Handel treiben kann. Ich
habe gar keine Besorgniß für die Zukunft,
^ch bin überzeugt, daß mein Plan gelingen wird. Das
Mird auch zum Besten Stettins, der Provinz Pommern
"nd des ganzen Vaterlandes dienen. Das walte Gott!"
^ Sodann begab sich das Kaiserpaar nach dem Schloß,
o "M 1*/, Uhr Frühstückstafel stattfand.
Die Vorgänge in China.
H Lassans Bureau meldet aus Washington vom 6. ds.:
j 5^ Staatsdepartement empfing durch seinen Geschäfts-
mger in Berlin die Antwort der deutschen Regie-
auf den russischen Vorschlag, Peking zu räumen.
j> Etschland ist nicht für die Räumung Pekings, aber
auch gegen die Fortsetzung der Feindseligkeiten und
^>!"scht die Einschlagung eines Mittelwegs. Kaiser
^"helm schlägt daher vor, daß eine Abtheilung, in der
^ k Verbündeten vertreten sind, in Peking bleibe, der Rest
ist ^"ger zu Tientsin beziehe, bis der Friede hergestellt
gli j. Beamter des Staatsdepartements und ein Mit-
g, E des diplomatischen Corps, beide in hoher Stellung,
l»iä>, dkm Vertreter Lassans mit, daß die bisherige Ent-
2 Mung per Dinge dahin deute, daß die Mächte ohne
helfet den in dem deutschen Vorschlag skizzirten Kompro-
lhj, ""nehmen würden. Er schließe die Beschntzung der
dg "fischen Kaiserfamilie und Minister ein. Die bisher
sth Ehina gekommenen Eröffnungen hätten die Mächte

daß die chinesische Regierung irgend welchen
^"'"gungen zustimmen werde, welche die Wiedereinsetzung
E"iserfamilie und der Minister einschlössen.
Oie Times bemerkt zu dieser Meldung, dies sei ein
dy ."roiniß, gegen den Niemand etwas einzuwenden brauche,
E? Macht für sich entscheiden könne, wie stark ihr >

eigenes Kontingent sein müsse. Es stehe bei Deutschland
wie bei jeder der übrigen Mächte, selbst zu entscheiden,
was ihre Stellung erheische. Ihr Berliner Berichterstatter,
sagt das Blatt weiter, legt Gewicht auf gewisse Anzeichen,
aus denen hervorgehe, daß Deutschland doch vielleicht
schließlich vorziehen werde, den Vorschlag des Kaisers von
Rußland, so unschmackhaft er auch sein möge, zu schlucken,
als den östlichen Nachbar ernstlich zu beleidigen. (Der
Berliner Berichterstatter der Times ist bekannt wegen sei-
ner Abneigung gegen Deutschland, daher solche Ausdrücke,
wie: den russischen Vorschlag schlucken. Außerdem liegt
es im englischen Interesse, Deutschland und Rußland aus-
einanderzubringen. Red.)
Der Standard schreibt, die in der deutschen Note skiz-
zirte Politik sei, soweit sie gehe, ziemlich genau diejenige,
die auch die Zustimmung Lord Salisburys ge-
funden habe (also „schluckt" Salisbury auch!), falls sie
nicht vielleicht von ihm angeregt sei; die Antwort Deutsch-
lands sei in Wirklichkeit eine Verwerfung des russi-
schen Vorschlags, obwohl sie in der Form sehr ver-
söhnlich sei. Es werde gehofft, daß der deutsche Vorschlag
den verschiedenen Mächten hinreichend schmackhaft Vorkom-
men werde, um von allen, Rußland eingeschlossen, ange-
nommen zu werden.
Von Rußland aus ist in der Polit. Korrcsp. eine
neue Erklärung über den Räumungsvorschlag erfolgt. Das
Zarenreich, als der einzige unmittelbare Nachbar China's,
so wird ausgesührt, müsse dringlicher als jeder andere
Staat die Wiederkehr normaler Verhältnisse wünschen. Die
jüngsten Vorschläge des russischen Kabinets hätten aber
kein anderes Ziel als die Erreichung einer baldigen Ver-
ständigung mit der chinesischen Regierung über die an
sie zu stellenden Bedingungen. So lange aber die Central-
gewalt sich nicht in Peking befinde, sei die Einleitung von
Verhandlungen problematisch. Die Ansicht, daß das
russische Auftreten seine Spitze gegen Deutschland
und die Sendung Waldersee's richte, sei kleinlich und
engherzig, Rußland lege zu großen Werth auf das
Einvernehmen der Mächte, als daß es sich gelüsten lassen
sollte, sich in einer solchen Frage die Genugthuung eines
kleinen Streiches gegen das befreundete Deutschland zu
gönnen. Ein derartiges Jntriguenspiel könne nur der
Theil der öffentlichen Meinung vermuthen, der sich in die
Erwartung eingelebt habe, Graf Waldersee werde eine neue
politische Aera in die Geschäfte China's einführen. Die
Mission Waldersee's sei aber rein militärischer und
nicht politischer Natur. Finde der Marschall bei
seiner Ankunft nichts mehr zu thun, so falle dadurch kein
Schatten aus das Ansehen Deutschlands.
Die Wendung von der falschen Erwartung, daß Waldersee
eine neue politische Aera in die Geschäfte bringe, ist sehr fein;
sie läßt durchblicken, daß der Räumungsvorschlag ein
Gegenzug gegen die Aufbauschung der Mission Waldersee's
war, die auch in Deutschland durchaus nicht überall ge-
fallen hat.
Wenn wirklich die Mächte einen Theil ihrer Truppen
aus Peking herausziehen, so werden sie ohne Zweifel
dafür sorgen, daß die Straße Tientsin-Peking frei und
so mit europäischen Truppen besetzt bleibt, daß jeder-
zeit die nöthige Heeresmacht in die chinesische Hauptstadt
hineingeworfen werden kann.
Aus China selbst liegen heute nur sehr dürftige Nach-
richten vor. In Taku ist ein Bataillon des 17. franz.
Marineregiments eingetroffen. Aus der Provinz Shanst
ziehen große Abtheilungen Schwarzflaggen nach Norden.
Der Vizckönig Schangtschitung übersandte' dem
englischen Consul in Shanghai eine Depesche, in

der er auf die Verluste hinweist, welche die Fortdauer des
Krieges für den englischen Handel bedeute. Der Vize-
könig bittet, daß die Mächte Bevollmächtigte für die
Friedensverhandlungen mit Li-Hung-Tschang ernennen.
In einem Edikt vom 20. August drückt der Kaiser von
China sein Mitgefühl und Bedauern über die von dem
unschuldigen Volke erduldeten großen Leiden aus und
appellirt an die Loyalität der offiziellen Classen in diesem
kritischen Augenblick. Er erklärt, selbst die Schuld daran zu
tragen und allein für das eingetretene Unglück verantwortlich
zu sein. Er befiehlt allen mit der Centralregicrung beauf-
tragten Beamten, sobald als möglich sich im Hoflager ein-
zufinden und ihrer Pflicht nachzukommen. Liu-Cungys und
Schangtschitung werden ihre Bemühungen fortsetzen, den
Handel an den Küsten und am Flußufer zu schützen.
Schließlich hofft der Kaiser, daß sein Volk mit ihm sich
darüber freuen wird, daß sich die Kaiserin in guter Ge-
sundheit befinde, seit sie Peking verlassen habe. Aus
Fu tschau (Südchina) wird berichtet, daß in Schoschin-Liukei
gegen die eingeborenen Christen ernsteAusschrei tungen beginnen.
Die Stadtthore der benachbarten Distrikte wurden geschlossen.
Der Taotai dieses Bezirks wurde infolge Unbeliebtheit
seines Amtes entsetzt und der jetzige Taotai von Amoy
an seiner Stelle ernannt.

Deutsches Reich.
— Aus Kiel wird geschrieben: Bei dem Gardisten-
appel in der Kieler Woche erkundigte sich der Kaiser
nach dem Mauerermeister W. in dem Dörfchen Jevenstedt,
der seinerzeit im ersten Garderregiment diente und als
Flügelmann in dem Glieds stand, dessen Zugführer der da-
malige Prinz Wilhelm war. Die Monarch erfuhr, daß
sein ehemaliger Flügelmann seit längerer Zeit erkrankt und
arbeitsunfähig wäre und deshalb nicht zum Appel erscheinen
konnte. Der Kaiser ließ nähere Erkundigungen einziehen
und überwies aus seiner Privatschatulle dieser Tage dem
W. die Summe von 300 Mark.
— Der Kaiser hat den ersten Legationssecretär der
Gesandtschaft in Peking, v. Be low, zum Legationsrath
befördert. Die Beförderung wurde Herrn v. Below und
seinem Vater telegraphisch durch den Staalssecretär v. Bülow
mitgetheilt.
— Für Graf Waldersee wurde General v. Lentze,
komm. General des 17. Armeekorps (Danzig) zumSchieds-
richter beim Kaisermanöoer ernannt; während der Manöver
wird Prinz Maximilian von Baden, Major a. 1. s.
des Gardekürassterregts., als Ordonnanzoffizier beim
Kaiser kommandirt.
Bremerhaven, 7. Septbr. Die heute auf den
Dampfern „Crefeld", „Roland", „Valdivia" nach Ost-
asien abgehenden Mannschaften versammelten sich
gegen 11 Uhr auf dem Quai vor der Lloydhalle. General-
major v. Trotha verlas das Abschiedstelegramm
des Kaisers: „Da es zu meinem lebhaften Bedauern
mir nicht vergönnt ist, dem Auslaufen der „Crefeld ,
„Roland", „Valdivia" persönlich beiwohnen zu können,
sage ich allen Offizieren, Beamten und Mannschaften, die
heute den heimathlichen Boden verlassen, meine herzlichsten
Abschiedsgrüße. Möge die wehrhafte Besatzung der drei
Schiffe, welche sicherlich jederzeit von dem begeisterten
Wunsch ihres obersten Kriegsherrn erfüllt ist, der deutschen
Armee und dem Vaterland Ehre zu machen, über die Meere
dahin fahren und in allen Gefahren von Gott beschützt
werden. Lebt wohl, Kameraden, Wilhelm." Generalmajor
v. Trotha fügte hinzu, er habe dem Kaiser für seine aller-
gnädigsten Worte seinen unterthänigsten Dank ausgedrückt.

II)

Der Wurzelgraber.
Eine Hochlandsgeschichte von Friedrich Dolch.
(Fortsetzung.)

Minuten später wurde Domini zwischen den
?kr K" wieder sichtbar. Ein schmaler gefährlicher Pfad,
"ch I"" an schauerlichen Abgründen sich hinschlängelte, zog
Va> Arbeitsplatz der Holzknechte hinüber zur Schwarzach-
Ich^,' Diesen Pfad schlug Domini, der auf der einen !
El"? Holzaxt und auf der anderen ein paar lange
j trug, ohne sich umzusehen oder in seinem eiligen
°^inn"1>e zu Hallen, ein. Er wäre wohl nicht so sorglos
Äs d-^Aruten, wenn er die geduckte Gestalt, die ihm dicht
»krsen war. hätte gewahren können. Es war der
ftitzJMaber, der bariuß und ohne Traqkorb und Stock, das
^ Beil E der Rechten, lautlos wie eine Tigerkotze
fi"e m Ahnungslosen herschlich. Jetzt batte der Bursche
">>> ^sonders gefährliche Stelle erreicht; der Pfad bog hier
etwas überhängende Felswand und wurde dabei
t?dg°^.jchmaler und halsbrecherischer. Domini blieb einen
M j-j""ck stehen und wandte sich unschlüssig halb um — da
fte ..^6 auf die drohende Gestalt des Wurzelarabers,
""se^.,. dicht hinter ihm stand, unh das Blut verließ bei
«Li»« seine Wangen.
i^dst r"? halt im Sinn?" keuchte der Alte, dem die Leiden-
^ d>e Stimme erstickte. „Du willst den Jager be-
. ,<""llst ihm Heraushelfen aus der Höhl'n?"
,"f das will ich," sagte Domini fest. „Er soll net
Äi> ^.solche Weis' zu Grund geb'n, wenn ich's verhindern '
dü""llick? ,H"d an mich denkst Du net, Du Hund, Du er-
>- , cher i Wenn der Jager wieder frei wird, meinst, -
r nachher net augenblicklich auf's Gericht rennt und
"zeigt?"

„Das wird er net thun, schon Deiner Tochter z'lieb
Wird er abseh'n von einer Anzeig' und Dich durchschlupfen
lassen."
„Und wenn auch," knirschte der Alte. „Wenn er mich
auch wirklich durchschlupfen laßt, meinst denn, daß er
meiner Tochter net alles erzählt ? Und wird sich die nachher
net mit Abscheu abwenden vor mir und mich verlassen in
meine alten Tag'?"
Domini zuckte finster die Achseln. „Und wenn sie's wirk-
lich tbät," sagte er kurz, „kein Mensch könnt' ihr das ver-
denken. Du hätt'ft nachher nur Dein' Lohn' kriegt für die
Schandthaten, die Du ausstudirt und ausgeüdt hast."
„Also, Du willst wirklich den Jager befrei'n? Das ist
Dein letztes Wort?"
„Mein letztes —"
„Und das soll's auch sein," brüllte der Alte und holte
mit dem Beil, das er bisher hinter dem Rücken versteckt,
zum Schlage aus. „Da — nimm Du z'erst Dein' Lohn für
Deine Schusterei!"
Sausend fiel das Beil nieder, allein Domini, der auf
seiner Hut gewesen und die Bewegungen des Alten miß-
trauisch beobachtet, vermochte noch mit der blitzschnell er-
hobenen Axt den Schlag aufzufangen. Im nächsten Augen-
blicke aber hatte er auch schon die Axt zu Boden geworfen
und das rechte Handgelenk des Gegners mit beiden Händen
umklammert. Wie ein wildes Thier fiel nun der Wurzel-
grober mit den Zähnen und Nägeln über den Burschen her
und suchte ihn gegen den Abgrund zu drängen, um ihn in
die schauerliche Tiefe hinabzustürzen. Es war ein stummer,
erbitteter Kampf; nur das Schnauben und Stampfen der
Ringenden, die einander um den Leib gefaßt hatten, war
vernehmbar. Da gelang es dem Burschen, sich halb loszu-
reißen und den Gegner auf den Steinboden niederzudrücken.
Aber der Alte hielt Dominis linken Arm krampfhaft um-
klammert und schon war er im Begriffe, sich wieder empor-
zuschncllen — da glitt sein Fuß plötzlich auf dem glatten,
etwas abschüssigen Steinboden aus und im nächsten Augen-

blicke schwebte er auch schon mit dem ganzen Leibe über dem
fürchterlichen Abgrund.
Domini hatte, einen Schreckensschrei ausstoßend, gerade
noch mit dem rechten Arme einen etwas aus der Erde her-
vorragenden FelShlock umklammern können, sonst wäre er
jedenfalls mit in die fürchterliche Tiefe gerissen worden.
Aber lange konnte er sich so, mit der furchtbaren Last, die
an seinem linken Arme hing, auch nicht halten, und sein
Verderben war gewiß, wenn es ihm nicht gelang, sich noch
rechtzeitig loszumachen. Verzweiflungsvoll rang und kämpfte
er deshalb gegen die seinen Arm umklammernden Hände an;
schon zuckten Blitze vor seinen Augen und wie durch
einen Nebel sah er das verzerrte Gesicht des Feindes, der
sich wieder über den Rand des Abgrundes emporzuschwingen
versuchte.
„Zieh mich herauf, Huno," zischte der Wurzelgraber, „oder
Höll' und Teufel, wenn ich hinunter muß in den Abgrund
mußt Du mit —"
Schon gab sich Domini verloren — da fühlte er Plötzlich,
wie der Gegner in seinem Griffe nachließ. Schon wollte er
sich mit einem letzten gewaltigen Rucke ganz von ihm be-
freien, allein im nächsten Augenblicke ließ auch schon der
Wurzelgraber, dessen Antlitz plötzlich aschfarben geworden
war, seinen Halt los und stürzte schwerfällig hinunter in die
grauenvolle Tiefe.
Domini aber raffte sich taumelnd empor, schwankte ein
paar Schritte vom Abgrund weg gegen die Felswand und
sank dann besinnungslos am Fuße derselben nieder. Als er
auS seiner Ohnmacht wieder erwachte, richtete er sich lang-
sam empor und schaute einige Augenblicke ganz verwirrt um
sich. Als er aber dicht zu feinen Füßen das blitzende Beil
erblickte, kam ihm mit einem Schlage das Geschehene ins
Gedächtniß und schaudernd bedeckte er das Gesicht mit den
Händen. Dann aber sprang er rusch empor, raffte seine
Holzaxt und die Stangen wieder auf und eilte, nachdem er
noch einen entsetzten Blick nach dem Abgrund geworfen, so
rasch ihn seine Füße trugen, davon. (Fortsetzung folgt.)^
 
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