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Heidelberger Zeitung — 1900 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150-175 (02. Juli 1900 - 31. Juli 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37614#0107

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frei in's Haus gebracht.
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tafcln der Hcidelb. Zeitung
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Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Fcrnsprech-Anschluß Nr. 83

Xr. 175.

Dienstag, den 31. Juli

IW«.

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auf die Heidelberger Zeitung für die Monate August und
September werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern,
den Agenten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
Expedition, Untere Neckarstr. 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen für die Monate August
und September, wenn am Schalter abgeholt, 84 Pfg.,
mit Zustellgebühr Mk. 1.14.

Zur Ermordung des Königs von Italien.
Ueber die Ermordung des Königs Humbert liegen
bis jetzt nur wenige Einzelheiten vor. Der König hatte
sich Abends gegen 10 Uhr zur Preisvcrtheilung nach dem
Wettturncn bei Monza begeben und war vom Publikum
Mit großer Begeisterung begrüßt worden. Nach der Preis-
vertheilung hatte der König, begleitet von dem Flügel-
adjutanten, sich zum Wagen begeben, um in's Schloß
zurückzukehren, als die vcrhängnißvollen drei Schüsse fielen.
Die Entrüstung der Volksmenge über die ruchlose That
war so groß, daß deb Mörder in Stücke gerissen worden
wäre, wenn die Polizei nicht rechtzeitig eingesprungen
wäre. Wie die Zeitungen melden, steht der Name des
Mörders nicht aus der Liste der gefährlichen Anarchisten.
Der Mörder erklärte bei seiner Verhaftung, er heiße
Angelo Bresci, geboren 18. November 1869 in Prato,
und sei Seidenweber. Er sagte weiter aus, er sei
Anarchist und komme von Amerika, wo er in Paterson
sich aufhielt. Er habe die That aus Haß gegen die
monarchischen Einrichtungen begangen. Er sei am 27. Juli
von Mailand in Monza angekommen.
Der Mannheimer Volksstimme wird von Italienern
mitgetheilt» daß der Attentäter Bresci früher in
Mannheim als Gypsfigurenverfertiger thätig
gewesen ist. „Der Mensch sei einer der gefährlichsten
Ausbeuter seiner jugendlichen Landsleute gewesen. Es
habe eines schweren Kampfes bedurft, um ihm in Mann-
heim das Handwerk zu legen". Nach dem Mannh. Anz.
muß es sich da um einen Jrrthum handeln. Nach Er-
kundigungen bei der zuständigen Behörde sei die Angabe
falsch.
Die Mailänder Zeitungen bringen einige Details über
das furchtbare Ereigniß, das die Bevölkerung in Bestürzung,
Entrüstung und tiefste Trauer versetzt. Der erste Schuß
traf den König, während er im Wagen aufrecht neben dem
General Ponzlo-Vaglia stand, in die Brust, dicht unter
dem zum Gruße erhobenen rechten Arm. Der zweite Schuß
traf das Herz und der dritte durchbohrte die linke
Schulter. Der König erhob heftig, wie zum Schutze,
den rechten Arm und sank dann sofort lautlos in die
Kissen des Wagens zurück. Die scheu gewordenen Pferde
verließen in raschem Tempo den Schauplatz des furchtbaren
Attentats. Die Gendarmen konnten sich nur schwer des
Mörders bemächtigen, da die erzürnte Volksmenge denselben
Zu lynchen drohte. Bei einem sofort in Monza angestellten
Verhöre erklärte Angelo Bresci aus Prato in Toscana,
daß er erst vor einem Monat aus Amerika zurückgekehrt
fn. Sein Verhalten ist ruhig und gleichgiltig. „Laßt
wich in Ruhe, laßt mich schlafen", erklärte er. Er ist seit
Zwei Tagen in Monza. Sein Bruder ist Offizier im
10. Infanterieregiment. Der Revolver, von kleinem Kaliber,
War mit drei weiteren Schüssen geladen. Da Niemand
wissen konnte, wo der königliche Wagen halten und wo
der König einsteigen würde, vermuthen die Blätter eine
Verschwörung, deren Mitglieder an verschiedenen
Punkten in der Menge postirt gewesen seien.

21

Kalliope Mavros.
Erzählung von Adolf Flachs.
(Fortsetzung.)

-Nicht jetzt, Papa-später, Abends oder Morgens,
uur man jetzt I Jetzt trinkst Du noch ein Glas Wein und
Mit und schläfst," sagte sie mit solcher Bestimmtheit, daß
Alte sich fügte. —
2- Am darauffolgenden Morgen trafen noch ungünstigere
AAegramme von den ausländischen Getreidemärkten ein.
"Ulen, in der Hafenstraße war es im Gegensätze zu sonst
-echt still, obgleich fast die gesammte Kaufmannschaft ver-
uninielt war- Man sprach leise, wie in einem Hause, das
wen Todten birgt. Selbst die Kärrner, welche die getreide-
hwullten Säcke an die Segelschiffe brachten, und die Ar-
ider, welche die Feldfrüchte in mächtige Dampfer luden —
^Mt ein lebhaftes, lustiges Volk — verrichteten heute ihre
^veit, ohne ernsthafte oder scherzende Streit- und Schimpf»
.orte auszutauschen. Mavros erschien gegen 10 Uhr und
^schwand bald. Nachmittags wurden sein Hut und sein
tzw" weit draußen auf dem Donau-Mer gefunden; aus einer
^.r Rocktaschen ragte ein Zettel hervor, der die wenigen
enthielt: Sucht nicht nach mir — ihr werdet mich
gjwt finden. Die Nachricht, Mavros habe sich in die Donau
(Lifurzt. durchlodte die Stadt. Man bedauerte sein tragisches
, ube, aber man begriff und billgte sogar seine Handlungs-
wäi-5' Keiner seiner Freunde hatte ihm bei den gegen-
jultlgeir schweren Zeiten helfend beispringen können, wie
bed Schifforuch war jeder auf seine eigene Rettung
Verwandle besaß er auch nicht, und so wäre er den
flicb, hartherziger Gläubiger, der gerichtlichen Unter-
IxjLvhll. die wahrscheinlich zu einem Strafprozeß wegen
ohn» - f'wtt Crida geführt hätte, ausgesetzt gewesen, und hätte,
" lebe Aussicht, sich rebabilitiren zu können, das traurige

Auch in Oesterreich wird eine ähnliche Vermuthung
laut: Die Grazer Tagespost erfährt aus Völkermarkt:
Ein dort ansässiger Italiener erhielt im vorigen Monat
von seinem in der Fremde weilenden Sohn einen Brief,
worin er sich als Anarchist bekennt und mittheilt, daß er
durchs Loos bestimmt sei, den König von
Italien zu ermorden. Es sei beschlossen, in
diesemJahre noch vier andere Fürsten zu er.
morden. Per Vater übergab dieses Schreiben der
Gendarmerie, die seinen Sohn, der tatsächlich auf der
Reise nach Rom begriffen war, an der österreichisch-
italienischen Grenze verhaftete.
Aus New-Aork wird der Franks. Ztg. telegraphisch
gemeldet: Der Italiener Carboni Sperandio
ermordete am 17. Juli den Fabrikmeister Pessino in
der Seidenweberei von Paterson in New-Jersey, worauf
er Selbstmord verübte und einen Brief hinterließ, worin
cs hieß, daß er von den Anarchisten in Mailand am
2. Februar durch das Loos bestimmt worden sei,
König Hubert umzubringen, daß aber seine Gruppe
wegen der großen Entfernung ihm erlaubt habe, eine
andere zum Untergang bestimmte Persönlichkeit zu tödten,
worauf er Pessino ermordete.
Weiter wird gemeldet: Ein Mann Namens Angelo
Bresci wohnte bis zum 7. Mai in Paterson, worauf
er nach Italien abreiste; derselbe war Seidenwcber, an-
scheinend 30 Jahre alt, und ein ruhiger Mensch. Bresci
hatte eine Frau und eine sieben Jahre alte Tochter, die
angeblich jetzt in Hoboken wohnen. Es ist also zu ver-
muthen, daß dieser Bresci mit dem Mörder identisch ist.
Pester Blätter wissen zu erzählen: Der Königsmörder
Bresci hat 1896 gleichzeitig mit Luccheni (dem Mör-
der der Kaiserin von Oesterreich) hier geweilt. Damals
waren zahlreiche italienische Anarchisten hier, um bei den
hiesigen italienischen Arbeitern für die Propaganda der That
zu agitiren. Bresci, der über ziemlich große Baar-
mittel verfügte, verfolgte den gleichen Zweck. Als die
Polizei von seinem Treiben Kenntniß erhielt, entfloh Bresci.
Alle diese Mittheilungen weisen auf ein Komplott hin,
doch sind sie noch nicht bestätigt und man wird gut thun,
weitere Erklärungen abzuwarten. So wird als Beweis
für das Vorhandensein eines Komplotts berichtet, daß
zahlreiche Personen den Verhafteten den Händen der
Gendarmen zu entreißen versuchten. Das ist richtig;
es waren aber das solche Personen, die den Mörder in
ihrer Wuth lynchen wollten; sagt doch das erste Tele-
gramm: „Nur mit Mühe konnte der Mörder der Volks-
wuth entrissen werden." Man muß sich vor Allem hüten,
voreilig Schlüsse zu ziehen.
Die Königin Marg herite soll trostlos sein. „Er,
der so gut war, der Niemandem ein Leid that, daß er
so sterben mußte, es ist fürchterlich I" soll sie ausgerufen
und viele Aerzte beschworen haben, ihm das Leben wieder-
zugeben. Vor seiner Abfahrt noch warnte sie den König,
ihn bittend, den Festlichkeiten fern zu bleiben, worauf ihr
dieser antwortete, er dürfe ein gegebenes Wort nicht
brechen. Seine letzten Worte waren: „Seit Langem
habe ich so cordialcn Sympathiebezeugnngcn meines Volkes
nicht beigewohnt." Die Leiche wurde vom Erzbischof
Ferrari eingesegnet. Die Königin selbst schmückte das
Todtenbett.
In Italien herrscht große Trauer und überall in der
zivilistrten Welt nimmt man Antheil an dem Verlust, der
Italien von einem Mordbuben in cynischer Weise zugefügt
worden ist.

Leben ernes kranken, armen unv vielleicht auch vestecklen allen
Mannes führen müssen. Zu beklagen war nun bloß seine
Tochter, die mit so treuer Liebe an ihrem Vater ding.
Allein, die Jugend trägt Schicksalsschläge vielleicht leichter,
Kalliope wird sich bald aufraffen und irgend einen passenden
Erwerb finden.
II.
Der Hausarzt Dr. Karl Kärnthner übernahm es, Kalliope
vorsichlig von dem Selbstmorde zu verständigen. Während er in
der Droschke saß, die ihn bis weit hinaus nach der Vorstadt
zu ihr bringen sollle, dachte er über sein Verhältmß zu
Kalliope wieder einmal nach. Besonnen und langsam suchte
er sich darüber klar zu werden, ob die freudige Erregung, die
ihn erfaßte, so oft er die Griechin sah, einem liefen Gefühl
entsprang oder bloß die Wirkung war, welche Kalliope's
seltene Schönheit hervorrief. Und er wurde sich dessen
bewußt, daß das, was sich in seinem Innern regte, nichts
weiter als ein ästhetisches Behagen war; wenn er sie nicht
mit Augen sah, wenn ihre tiefe, weiche Stimme nicht an
sein Ohr schlug, verblaßte ihm ihr Bild, verminderte sich
sein Interesse für sie und er konnte dann an sie nur mit
dem lauen Gefühl denken, das man für irgend eine liebens-
würdige, aber sehr zurückhaltende Dame seiner Bekanntschaft
hegt. Bedurfte es noch eines stärkeren Beweises seiner
Diagnose? „Daß sie keinen tieferen Eindruck auf mich
machen kann," sagte er sich, „ist garnicht zu verwundern.
Ihre Augen mit dem sonderbaren matten Schwarz blicken
zu ernst und zu klug drein; etwas mehr Wärme, Sentimen-
talität dabei, und sie wären die schönsten Augen der Welt.
Ihre längliche, schmale, feine Nase ist zu geradlinig, förmlich
zu korrekt: dem herrlich geschnittenen Mund mit den blaß-
rothen schmalen Lippen fehlt die Belebung durch weiche
Linien ringsumher; das lange, schwarze Seidenhaar wäre um
vieles schöner, wenn es ein wenig gewellt wäre. So fehlt
es hier und da und dort an einer Kleinigkeit zur Vollendung.
Aber auch ihre ganze Gestalt hat bei aller Schönheit der

Der Krieg in Südafrika.
London, 30. Juli. Das Reuter'sche Bureau
meldet aus Kapstadt: General Prinsloo ergab
sich mit 5 000 Buren bedingungslos.
Das ist ein schwerer Schlag für die Buren! Wenn es
den Engländern nun noch gelingt, de Wet, der seine
Kapitulation schon angeboren haben soll, zur Uebergabe
zu zwingen, dann dürfte der Krieg so ziemlich beendet sein.
Eine Depesche von Lord Roberts aus Pretoria
berichtet über die Operationen, welche die Uebergabe der
Armee des Generals Prinsloo zur Folge hatten. Die
britischen Truppen wurden vom 26. bis 28. von ver-
schiedenen Punkten aus vorgeschoben. Als sie vorrückten,
hielten die Buren ihre Stellungen in nachdrücklichster
Weise. Schließlich hißte Prinsloo eine Parlamentärstagge
und bat um Waffenstillstand auf vier Tage. Später
drückte er die Geneigtheit aus, sich zu ergeben unter der
Bedingung, daß den Burghers Pferde und Gewehre ge-
lassen und ihnen gestattet würde, auf ihre Farmen zurück-
zukehren. Seine Forderungen wurden abgelehnt. Hunter
erhielt Befehl, den Kampf fortzusetzen, bis der Feind ver-
nichtet sei oder sich bedingungslos ergebe. Schließlich
ergab sich Prinsloo mit 5000 Mann ohne Bedingung.

Die Vorgänge in China.
Berlin, 30. Juli. Der deutsche Consul in Tient-
sin telegraphirt vom 28. Juli: Der deutsche Ge-
sandtschaftssekretär v. Below in Peking schreibt
vom 21. Juli: Dank für die Nachricht vom 19. Juli.
Cordes' (des verwundeten Dolmetschers) Befinden ist
befriedigend. Die übrigen Mitglieder der Gesandt-
schaft sind wohlauf. Das Detachement hat 10 Tobte,
13 Verwundete. Die Häuser der Gesandtschaften sind
durch Geschützfeuer stark beschädigt, wurden aber von
uns gehalten. Am 17. Juli wurde der Angriff der
chinesischen Truppen eingestellt. Schleunigstes Vor-
rücken der Entsatztruppen ist dringend nöthig. Gutem
Vernehmen nach ist die Leiche v. Kettelers von der
chinesischen Regierung geborgen.
Wir haben diese erfreuliche Nachricht gestern hier durch
Vertheilung von Extrablättern bekannt gemacht. Das ist
nun die erste zuverlässige Meldung von Europäern aus
Peking, seit den kurzen Hilferufen zu Ende des vorigen
und in den ersten Tagen dieses Monats. Sie bestätigt,
daß die Gesandten in Peking noch leben, oder, um ganz
korrekt zu sein, daß sie am 21. ds. Mts. noch lebten.
Herr v. Below ist der erste Sekretär der deutschen
Gesandtschaft in Peking. Er wohnte nicht in der Gesandt-
schaft selbst, sondern außerhalb derselben, sodaß von seinen
Angehörigen die Befürchtung ausgesprochen wurde, er sei
dem Fanatismus der Boxer zum Opfer gefallen, ohne die
Gesandtschaft erreicht zu haben. Unterstützt wurde diese
Annahme dadurch, daß die letzte Meldung aus der Ge-
sandtschaft nicht von ihm, sondern von dem zweiten
Sekretär unterzeichnet wurde. Nun ist es ihm aber doch
gelungen, noch rechtzeitig in die Gesandtschaft zu gelangen
und befindet sich wohlauf, wie auch die übrigen Mitglieder
der Gesandtschaft.
Sehr bemerkenswerth ist das Datum, unter welchem
die Chinesen die Angriffe auf die Gesandtschaften eingestellt
haben. Am 14. Juli wurde Tientsin von den Verbünde-
ten genommen, am 15. ds. wurden die letzten chinesischen
Soldaten und Boxer ans dem Ort getrieben und zwei

Linien und bei aller Grazie der Bewegungen elwas Steifes.
Dabei ist ihr ganzes Wesen kalt, an eine englische Miß
gemahnend." Und er hatte sich eine junge Griechin stets
als feurig, beweglich, tenfelhafc wild vocgestellt. „Nein, die
kann und wird mir nie gefährlich werden. Ich als Wiener
kann mich nur für ein Weid begeistern, das von Leben und
Heiterkeit sprüht, das zugleich em wenig romantisch veran-
lagt ist und ein weiches Gemüth besitzt; nicht genug daran,
müßte sich das auch auf ihrem Gesicht wiederspiegeln." Ein
leises, befriedigtes Lächeln spielte um seinen Mund — Gott
sei Dank! Nur nicht verliebt sein, dieser krankhafte Zustand
verweichlicht den Manncscharakter. Er sann darüber gar-
nicht nach, in welcher Weise er ihr den traurigen Vorfall
melden solle; das findet sich im gegebenen Augenblick; im
Uebrigen: vielleicht weiß sie schon davon.
Der Wagen machte vor einem freundlichen Parterre-
Häuschen Halt. Dr. Kärnthner, sprang herab, schritt rasch
durch den kleinen, wohlgepflegten Vorgarten und klingelte.
Das Dienstmädchen öffnete.
„Was giebt es Neues?" fragte Dr. Kärnthner, dem Mäd-
chen in die Augen blickend.
„Der gnädige Herr ist verreist — — für lange, lange
Zeit. Das Fräulein Nt so traurig."
„Melden Sie mich I"
Das Dienstmädchen nickte bejahend, ließ Dr. Kärnthner
in das Empfangszimmer ein und verschwand- Einen Augen-
blick später trat Kalliope ein. Er ging ihr entgegen und
drückte igr mit besonderer Wärme die Hand.
„Ich danke Ihnen, Herr Doktor, daß Sie gekommen
sind," sagte sie merkwürdig ruhigen Tones, „mich von dem
Vorfälle an der Donau in Kenntniß zu setzen. Ich weiß
alles . . . sprechen wir nicht davon." Sie raffte ivr gelbes
Battistkleid, das ihre schlanke Gestalt umflatterte, zusammen,
ließ sich in einer Divanecke nieder und wies mit der Hand
dem Gast einen der Fauteuils an.
(Fortsetzung folgt.)
 
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