Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1900 (Juli bis Dezember)

DOI chapter:
Nr. 176-202 (01. August 1900 - 31. August 1900)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.37614#0181

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
^ Erscheint täglich,
sonntags ausgenommen.

, Preis
mit Familienblättern
. monatlich 50 Pf.
^irei in's HauS gebracht.
^Urch die Pgst bezogen
Vierteljahr!. 1.25 Mk.
^schließlich Zustellgebühr.

Fttnsprech-Slnschluß Nr. 82.


JnsertionSgcbühr
15Pf. für dreispaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.

Gratis-Anschlag
^ der Inserate auf den Plakat»
^ tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82


Ditksilig. dm LI.Augiist

I9VV.

Deutschland auf der Pariser Weltausstellung.
Daß Deutschland auf der Weltausstellung einen außer-
ordentlichen Erfolg davongctragen hat und zweifellos von
Men fremden Staaten am besten abschneidet, ist vielfach,
Und zwar auch von nichtdeutscher Seite, festgcstellt worden;
^an könnte diese Thatsache wohl sehr einfach damit er-
^aren, daß eben deutscher Gewerbefleist und deutsche In-
dustrie dem hohen Range, den sie in der Weltwirthschaft
rinnehmen, entsprechend vertreten sind. Aber das erschöpft
die Sache doch keineswegs; denn die Qualität von vielen
Gegenständen wird wobl nur ein Fachmann richtig be-
'uerrhen können; andererseits kann doch der Umfang, den
irgend eine Industrie in einem Lande hat, bei dem be-
schränkten Raume, der jedem Staate zur Verfügung steht,
"ichr zum Ausdruck kommen, und man sollte daher meinen,
daß ein Land, das in irgend einem Gewcrbszweige auch
!'ur ein paar hervorragende Fabriken hat, schließlich den-
iriben Eindruck Hervorrufen kann wie ein anderes, das
deren Hunderte besitzt, die ja nicht alle ihre möglicherweise
^hr ähnlichen Erzeugnisse ausstellen können. Das Auf-
fallende ist aber gerade, daß jeder Laie den Eindruck hat,
daß die von Deutschland ausgestellten Erzeugnisse ganz
hervorragend sind. Es ist nicht schwer hinter das Ge-
heirnniß zu kommen; die Anordnung, die in den
deutschen Gruppen überall getroffen ist, das Hervorheben
des Beachlenswerthen, die geschickte Zusammen-
fassung macht den Erfolg aus. Der Einzelne drängt
ach nicht vor, er fügt sich dem Ganzen harmonisch
Hätten die zwanzig Krefelder Seidenfabriken etwa
lede in einem Kasten für sich ausgestellt, so hätte das
e>Uen sehr einförmigen Eindruck gemacht und wäre wenig
hervorgetreten; daß sie gemeinsam ausgestellt haben, daß
es dadurch möglich war, die Anordnung nicht nach einzel-
nen Firmen, sondern nach Farben zu treffen, daß dadurch
das Ganze so geschmackvoll erscheint, das macht den Erfolg
aus. ftnd so ist es in fast allen Gruppen. Daß dies
nber möglich war, das setzt eine gewisse Disziplin
dan Seiten der Aussteller voraus, die Fähigkeit mit
"aderen zusammen zu wirken, sich in ein Ganzes
ff"zufügen, jeden Konkurrenzneid zu unterdrücken; es ist
der Geist der Unterordnung, des organischen
Zusammenwirkens zu einem gemeinsamen
"wecke, der unsere deutsche Verwaltung und unser Heer-
wesen auszeichnet; unbefangene Beurtheiler versichern, daß
hierin die Ueberlegenheit von Deutschlands Handel und
W^dustrie gegenüber England beruht. Man sagt, der
putsche Schulmeister habe bei Königgrätz gesiegt, und man
behauptet, wohl mit einiger Uebertreibung, der Erfolg
Deutschlands auf der Weltausstellung bedeute für Frank-
W'ch ein zweites Sedan. Auf jeden Fall ist es erfreulich,
daß unser Erfolg auch hier auf denselben Eigenschaften
eruht, die Deutschland politisch groß gemacht haben,
^ie Thatsache, daß gerade in der Kunstabrheilung Deutsch-
Mi» nicht seiner wirklichen Bedeutung entsprechend ver-
Mn ist, bestätigt nur das Gesagte; was für die Jn-
astrie heilsam ist, verträgt die Kunst nicht, und daß man
fa nach der gleichen Schablone behandelt hat, ist der letz-
ten nicht zum Vortheil gediehen.

Waldersee's Abreise.
^ Berlin, 20. Aug. Heute früh 7 Uhr 30 Min. trat
Mdmarschall GrafWaldersee, der Obercommandirende
? Ostasien, mit seinem Stabe vom Anhalter Bahnhofe
.Hs die Reise nach Ostasien an. Zur Verabschiedung
ffuden sich aus dem Bahnhofe ein die gesummte hier an-
wesende Generalität, zahlreiche Vertreter der Staatsbehör-
eine große Anzahl Offiziere, sowie Angehörige der

Kalliope Mavros.
Erzählung von Adolf Flachs.
(Fortsetzung.)
es Kärnthner konnte andererseits nicht daran zweifeln, daß
y.^hft.dem Briese seine Richtigkeit hatte; und dieser ließ ihm
einmal den Trost, daß dieser Zappa sie, ohne Er-
ioa- ^ finden, anbetete, denn einige Wendungen be-
sich zweifellos auf liebe, herzliche Worte, die Kalliope
J„Mn Briefen an Zappa verwendet haben mußte. Frau
gx^wiga's wohlberechnete, listige Rede war nicht geeignet
Tkiu. r' 'h" Zu beruhigen. Doch als er nun vor Kalliopes
>wnd, bereit, anzuklopsen, rief es in seinem Innern:
säbw tausendmal nein! Meine Kalliope ist keiner Falschheit
Und i indem er auf ihr »Herein" die Thür öffnete,
in Zimmer trat, nahm er sich vor, die Sache ins Reine
kl»,-, "hbn; ex wollte ihr den Brief zeigen und sie um Auf-
ing bitten.
Äa^Eope freute sich aufrichtig über seinen Besuch; ihre
hev-MEn überzogen sich mit einem rosigen Schimmer, als er
sie ^'t,*at, und ihre Augen funkelten lebhaft. Er begrüßte
Uiin»?" gewohnter Herzlichkeit, doch fiel sein Händedruck
sah tvarm aus, als gewöhnlich. Kalliope fühlte es und
wiesln fragend in die Augen. Er wandte den Blick gleich
j>ef °br ab; ein kleiner Rest von Unruhe und Mißtrauen
hebs ' doch einem Winkel seiner Seele, und das ver-
^llung"bm Gebühren eine leise Färbung von kühler Zurück-
^ben Sie beute, Herr Doktor?" kragte nun auch
^treten und verstimmt Kalliope.
auss»Ä ' Aerger . . . über böse Menschen.
Herben ist, wahrhaftig schade," versetzte er.

Daß die nicht

»Darf

man wissen?"

Mitglieder des Stabes des Feldmarschalls. Der Feld-
marschall, d:r schon lange vor Abgang des Zuges sich ein-
gefunden hatte, nahm von allen ihm nahen Bekannten
herzlichen Abschied. Er wurde von dem auf dem nicht
abgesperrten Theile des Bahnsteigs harrenden, überaus
zahlreichen Publikum mit stürmischen Hurrahs begrüßt.
Der Feldmarschall dankte für die Kundgebungen in freund-
lichster Weise. Die Kapelle des 1. Garde-Feldartillerie-
Regiments spielte patriotische Weisen. Die Gräfin Waldersee
erhielt zahlreiche prachtvolle Blumenarrangements als Ab-
schiedsgrüße. Als die Zeit der Abfahrt herannahte, kehrte
Graf Waldersee, der bis dahin sich inmitten der Abschied-
nehmenden in ungezwungenster Weise bewegt hatte, auf die
zum Salonwagen führende Treppe zurück. Hieraus brachte
der Kriegsmimster v. Goßler auf den Feldmarschall ein
dreifaches Hurrah aus, ihm allerbesten Erfolg in China
und frohe und gesunde Wiederkehr wünschend. Der Feld-
mar sch all dankte für das Hurrah, das begeistert aus-
genommen wurde, in humorvoller Weise. Bald darauf
setzte sich der Zug langsam in Bewegung unter brausenden
Hurrahrufen aller Anwesenden und unter den Klängen des
Abschiedsliedes „Muß t denn, muß i denn zum Städtele
naus."
Leipzig, 20. August. Gras Waldersee berührte
auf der Durchfahrt nach dem Süden heute früh 9 Uhr
35 Almuten den hiesigen Berliner Bahnhof. Zahlreiches
Publikum sowie der commandirende General des XIX.
Armeecocps, General der Infanterie v. Treitschke, mit
dem gesammten Offiziercorps hatten sich zur Begrüßung
eingesunden. Die Abschiedsgrüße des Königs an den
Grafen überbrachte General v. Treitschke und fügte gleich-
zeitig die Glückwünsche seines Armeecorps bei. Graf Wal-
dersee dankte sichtlich ergriffen und versprach, dem deutschen
Namen in China volle Achtung und Genugtuung zu ver-
schaffen. Um 10 Uhr erfolgte unter jubelnden Huldigungen
der Menschenmenge und den Klängen der Nationalhymne
die Weiterfahrt nach dem Süden.
München, 20. Aug. (Franks. Ztg.) Unter Donner
und Blitz und unter den Klängen des Hohenfriedberger
Marsches traf heule Abend 7 Uhr 25 Min. Feldmarschall
Graf Waldersee, mit Hurrah begrüßt, hier ein. Auf
dem Bahnhofe waren anwesend sämmtliche dienstfreien
Offiziere, ein spalierbildendes Infanterie-Regiment, d>e hier
befindlichen Prinzen, der Kriegsminister und als Vertreter
des Prinzregcnten Generaladjutant Graf Lerchenfeld, ferner
der preußische Gesandte, Bürgermeister Brunner und Konsul
Steub als Vorsitzender des ostasiatischen Bürgercomitss,
das Erfrischungen anbor. Während des zwanzig Minuten
dauernden Aufenthalts entwickelte sich ein lebhafter Ver-
kehr. Waldersee schritt mit seiner Gemahlin nach den of-
fiziellen Begrüßungen in das dichtgedrängte Publikum
hinein, das ihn unter fortwährenden Hochrufen fast er-
drückte. Die Offiziere mußten ihm wiederholt Platz ver-
schaffen. Bei der Abfahrt erscholl aus dem Kreise der
Offiziere ein Hoch auf den Feldmarschall, was dieser mit
einem Hurrah auf den Prinzregenten erwiderte. Die Musik
spielte die Königshymne. Das Kommando umfaßt 35
Offiziere und 72 Unteroffiziere und Mannschaften. Die
verschiedenartigsten Tropenuniformen und Kopfbedeckungen
waren zu sehen. Es fanden theilweise rührende Abschieds-
fzenen statt.
Innsbruck, 21. August. (Franks. Ztg.) Um halb
12 Uhr Nachts passirte der Zug mit dem Oberkom-
mando für China Innsbruck. Aus dem Bahnhof hatte
sich die hiesige Generalität, das Offizierkorps und ein zahl-
reiches Publikum eingefunden. Graf Waldersee verließ «ährend
des 10 Minuten dauernden Aufenthaltes den Wagen. Im

„Sie wollen und müssen eS wissen, liebe Freundin, denn
es betrifft Sie selbst." Er ließ sich aus einen Fauteuil nieder
und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er wußte nicht,
wie fortzufahren.
Kalliope that nichts dazu, das Gespräch in Fluß zu
bringen. Sie hatte sich ihm gegenüber mit in Schooß
gefalteten Händen auf den Divan gesetzt und sah ihn ge-
spannt an.
„Es ist . . begann Dr. Kärnthner wieder stockend, „es
handelt sich . . . ich schätze und verehre Sie, Kalliope, und
bin von unerschütterlichem Vertrauen zu Ihnen erfüllt . . .
bitte,»lesen Siel"
Er reichte ihr die Abschrift hin und behielt Kalliope fest
im Auge,
Sie war außerordentlich überrascht, als sie einen Blick
auf das Schriftstück warf und eine flammende Röthe flog über
ihr Gesicht, das gleich wieder bleich wurde.
„Wie kommen Sie dazu?" frug sie, ihn erstaunt anblickend.
Er zuckte mit den Achseln, wollte ihr Bescheid sagen, doch sie
begann jetzt belustigt: ,
„So hat denn der Zufall Ihnen mein Gehelmmß m die
Hand gespielt — der Zufall oder irgend ein böser Mensch.
Und . . ." Sie war eben im Begriff, ihm alles zu enthüllen,
als sie auf seinem Gesichte wie verhaltenes Mißtrauen be-
merkte, und sie hielt inne.
Dr. Kärnthner saß stumm da, sie scharf musternd. Endlich
nahm er das Wort:
„Kalliope, wäre mein Vertrauen zu Ihnen nicht unbe-
grenzt, ich hätte wohl das Recht . . . neugierig zu sein. Denn
ich kenne das Geheimnitz noch immer nicht."
Diese Worte berührten sie eiskalt: sie bemühte sich, sein
seltsames Verhalten als Eifersucht auszulegen, sie konnte sich
jedoch nicht zu dieser falschen Erklärung überreden; nein,
nein, sie fühlte es, Dr. Kärnthner zweifelte, und das kränkte
und erbitterte sie.

Wartesaal fand die Begrüßung statt. Bei der Einfahrt
und Abfahrt erschollen Hoch- und Hurrahrufe. Feld-
marschallleutnant Binder und der hiesige deutsche Konsul
Gerock begleiten den Zug von Kufstein bis Ala.

Die Vorgänge in China.
Jetzt, da Peking von den Verbündeten genommen ist
und die Gesandten entsetzt worden sind, sollte man meinen,
es würde ein gewaltiger Nachrichtenquell von der Haupt-
stadt Chinas nach Europa herübersprudeln. Statt dessen
bleibt Alles still, nur ganz vereinzelte dürftige Meldungen
treffen von dort ein. Die Central News berichten aus
Shanghai unterm 20. ds.: Aus Peking sind keine wei-
teren Nachrichten eingetroffen. Der Feldtelegraph
ist unterbrochen, im Norden sind heftige Regen
gefallen. Die Lerbünoeten kamen grade rechtzeitig in
Peking an, da die lle b erschw emmu n g des Landes
große Verzögerung verursacht hätte.
Der Nachrichtenverkehr zwischen Peking und der Küste
ist sonach noch immer stark behindert.
Während es zuerst hieß, die Kaiserin-Wittwe sei aus
Peking entflohen, meldete ein gestriges Telegramm, der
Prinz Jung habe sie an der Abreise gehindert. Nach den
letzten Nachrichten scheint sie in der That noch in Peking
zu sein, denn der deutsche Konsul in Lschifu meldet vom
20. Aug.: Die verbündeten Truppen beschießen
den befestigten Kaiserpalast. Die Kaiserin be-
findet sich angeblich noch im Palast.
An der Einnahme des befestigten Kaiserpalastes durch
die Verbündeten ist nicht zu zweifeln. Sollte die Kaiserin
gefangen genommen werden, so würde das die nachfolgen-
den Verhandlungen sehr erleichtern. Aber es ist zu be-
fürchten, daß das stolze Weib sich lieber umbringt, als in
die Hände des Feindes fällt.
Von Pohl, dem Kapitän der „Hansa", der mit dem
kleinen deutschen Detachement den Verbündeten nachgerückt
ist, liegen keine neuen Nachrichten vor. Generalmajor
Hoepsner, der bekanntlich den Auftrag hat, sich unter rus-
sisches Kommando zu stellen, telegraphirt: „Drahtverbin-
dung mit dem russischen Führer ist ausgenommen und ein
Adjutant zu ihm geschickt." Das Detachement wird vor-
aussichtlich am 17. ds. Mts. Abends in Tientsin versam-
melt und tritt dann den Eilmarsch nach Peking an.
Unter denjenigen Meldungen, welche die Flucht der
Kaiserin berichten, erzählt die eine: Die Kaiserin-Wittwe
ließ 12 Mitglieder der kaiserlichen Familie, welche sich
weigerten, Peking zu verlassen, und im Verdachte standen,
die Ausländer zu begünstigen, enthaupten. Das persön-
liche Eigenthum der Kaiserin wurde auf 60 Wagen fort-
geschickt; ihr Gefolge zog zu Fuß ab, weil die Verbündeten
so eilig herankamen. Austen, der Gouverneur von Schaüsi,
ging zur Grenze seiner Provinz, um der Kaiserin zu be-
gegnen. — Bureau Dalziel meldet aus Shanghai:
Berichten aus chinesischen Quellen zufolge wurde der
fliehenden Kaiserin-Wittwe und ihrem Hofe
japanische Kavallerie nachgeschickt; die Kaiserin
sei aber durch 30 000 wohlbewaffnete Truppen geschützt.
Sie sei jetzt in Wuthaishieu, in der Provinz Schansi,
woselbst sich ein kaiserlicher Palast befindet, angekommen.
Der Gouverneur von Schansi führte alle seine Truppen
der Kaiserin entgegen. Einer Meldung der Times aus
Shanghai zufolge will die Kaiserin sich nach Singanfu
weiter begeben; der Kaiser wurde wider seinen Willen
von ihr mitgenommen.
Wie mau steht, ist hier die Flucht der Kaiserin mit
verschiedenen Details ausgemalt und doch ist das Ganze
wahrscheinlich eine Erfindung. Was während dieser

„Herr Doktor. Sie betonen zu sehr das große Vertrauen,
das Sie für mich angeblich beseelt . . . Wäre das nicht eine
ganz selbstverständliche Sache?"
„O. Kalliope . . . nicht doch. Bloß ... daß ich
auf eine Aufklärung gespannt bin, darf Sie nicht ver-
wundern."
„Und wenn ich sie nicht gebe — nicht jetzt geben will,
sondern erst später einmal, nach drei, nach vier Jabren —
was dann, Herr Doktor?" Sie sprach das mit unheimlich
funkelndem, lauerndem Blick.
Dr. Kärnthner ward es unbehaglich zu Muthe; er wollte
es nicht zu einer Auseinandersetzung kommen lassen, die
vielleicht sein ganzes künftiges Glück in Frage stellen
konnte, und andererseits wollte er denn doch wissen, welche
Bewandtniß es mit diesem Briefe hatte; und ihre legte
Aeußcrung hielt er fast für eine Finte, die ihr aus der Ver-
legenheit helfen sollte. Er sah zu Boden und überlegte.
Eine Minute war verstrichen. Da erhob sich Kalliope,
geisterhafte Bläffe im Gesicht, mit blutleeren Lippen und
starrem Blick und sprach:

„Sie schwanken und zögern . . . Das genügt mir-
Wir werden uns nie mehr sprechen, Herr Doktor I" Dieser
sprang auf und näherte sich ihr, sie machte eine herrische
Handbewegung der Abwehr, und, sich obwendend trat sie an's
Fenster. ^
beurtheflen mich falsch . . .
. . Kalliope!" rief er schmerz-

„Kalliope . - - Sie
um des Himmelswillen
erfüllt aus.
Kalliope, immer zum
holte die frühere Geste .
Zimmer.

Fenster hinausblickend, wieder-
. . Dr. Kärnthner verließ das
(Fortsetzung folgt.)
 
Annotationen