, Erscheint täglich,
»sonntags ausgenommen.
Preis
mit Familienblättern
monatlich 50 Pf.
^frei in's HauS gebracht,
^urch die Post bezogen
. vierteljährl. 1.25 Mk.
ausschließlich Zustellgebühr.
^rnsprech-Anschluß Nr. 82.
WklbkM ZritW.
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15 Pf. für die Ispaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
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der Inserate auf den Plakat«
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulm.
Fernsprech-Anschluß Nr. 83
8r. 164.
Mittwoch, dm 18. Juli
I90V.
China und die westliche Kultur.
Die sozialdemokratischen Blätter sammeln mit großem
^ifer aus dem eigenen Lager und aus der bürgerlichen
Gesellschaft Urtheile, welche den Chinesen im Grunde Recht
Leben, indem sie sagen: Die Chinesen gingen uns nichts an;
Ustr hätten sie in Ruhe lassen sollen, sie handelten ganz
Wichtig, wenn sie uns, die Ruhestörer, mit Fußtritten zu
'hrem Land Hinaustrieben u. s. w.
Es ist charakteristisch, daß die Sozialdemokraten hier
uls Vertreter und Wortführer der Spießbürgerlichkeit auf-
ircten. Da thun die Herren immer so, als wollten sie
Eine neue großartige Welt aufbauen; im Löwenfell der
Neltbesieger gehen sie daher, aber zu allen Nähten guckt
bei ihnen der ehrliche deutsche Spießbürger heraus. Der
Gegensatz zwischen Schein und Sein bei ihnen ist von
Lrandioser Komik.
Wie steht es denn nun mit uns und den Chinesen:
haben wir Recht, wenn wir ihnen unsere Kultur in Ein-
kehlung bringen, oder haben sie Recht, wenn sie unsere
Anträge zurückweisen und es vorziehen, für sich zu bleiben?
Aon steht schon aus dieser Fragestellung, daß man mit
Acht und Unrecht bei solchen Dingen nicht auskommt,
^a wohl, die Chinesen haben Recht; aber wir haben
E*Uch Recht. Wo nun beide Theile Recht haben, da
^scheidet eben die Stärke, die Kraft, die Macht.
Sieht man die Sache vom Standpunkt der Menschheits-
Entwicklung an, dann stellt sie sich für die Chinesen
^ach viel schlimmer. Wie können sich die Chinesen er-
hüben, dgs, was der menschliche Geist in Europa zum
'Fortschritt derKultur erdacht, was man in langem geistigen und
^irthschaftlichen Ringen in's Werk gesetzt hat, hochmüthig
ön verachten? Sind unsere Wegbauten, unsere Eisenbahnen,
Unsere Telegraphen, sind unsere gesellschaftliche und mili-
l.örische Ordnung, sind unsere großen technischen und indu«
Miellen Errungenschaften, unsere Wissenschaften, unsere
Ihrigen Bemühungen, die Welt außen und innen zu
durchforschen, ein Gegenstand der Mißachtung?
., Es gibt Thatsachcn, mit denen sich jeder Einzelne in
Willem Leben auseinandersetzen muß, um die er nicht herum
sonn. Und so gibt es auch kulturelle Thatsachcn, mit denen
nch die Völker auseinandersetzen müssen. Da hilft kein
^ichherumdrücken, da hilft kein Zurückweichen, da heißt
^ sich entscheiden, so oder so.
So haben die Chinesen sich mit dem Geist der west-
schen Kultur auseinanderzusetzen. Sie kommen darüber
^cht hinweg, wenn sie sich auch noch so sehr sträuben,
o>enn sie sich auch noch so sehr bemühen, sich in sich selbst
verkriechen, die Augen zu schließen, die Ohren zu ver-
^opfcn, oder wenn sie, wie der Strauß, den Kopf in den
^and stecken und damit sagen möchten, wir sehen nichts
einer westlichen Kultur.
^ Sie sind in der Welt, daher müssen sich auch mit der
^elt leben. Und die Welt ist heute enge genug. Wollen
"E sich zur Aufnahme der modernen Kulturelemente nicht
^Eguemen, nun wohl, dann mögen sic die westländische
Kultur vernichten. Wir oder sie, so steht die Sache.
, Darum möge sich doch Niemand in Europa auf
men Kulistandpunkt stellen und sagen: Wir sehen nichts
dem Ringen des Geistes der modernen Kultur mit
EM Geiste zähen Festhaltens am Alten. Was da jetzt in
Mafien vorgeht ist ein außerordentlich bedeutsames Zu-
^wenprallen zweier Geistesrichtungen. Dieser Anprall
mußte über kurz oder lang kommen. Es war ganz un-
/rineidlich. Wir als Europäer sind die Vertreter des
'Züchtbaren modernen Geistes. In ihm sind wir
^ogen, in ihm leben wir, ihm müssen wir den Sieg
huschen. Darum fort mit der Kuli-Philisterhaftigkeit!
"ME frommt nicht einmal den Chinesen.
Die Vorgänge in China.
> Es wird jetzt ein vom 31. Mai datirter Brief des
Ätschen Universttätsprofessors in Peking v. Broen ver-
.pENtlicht. Daraus geht hervor, daß v. Broen die heran-
"ckende Gefahr damals schon sehr gut erkannte. Er be-
sich aus seiner abgelegenen Wohnung in das euro-
Mche Hotel. Auf der deutschen Gesandtschaft hatte man
seine Warnungen nur ein Lächeln, v. Broen erzählt,
.!E das Hotel in Vertheidigungszustand versetzt wurde,
es gelang, eine Anzahl von Franzosen, die in der
^mhe von Peking arbeiteten, nach Peking hereinzuretten,
z°Er, sg fßgt er hinzu, die Sorgsamkeit ihrer Landsleute
^ ihnen vorerst das Leben gerettet und doch scheint
.ilEute, als ob alles vergeblich war. Ungezählte Tausende
Esindel Boxer lagern an den Thoren der Stadt, minde-
EnZ 50 Tausend Soldaten gesellen sich dazu, und wer
den Beiden am gefährlichsten, ist schwer zu sagen.
EE Mann hat die Situation sehr klar erkannt.
^ "eber die letzten Kämpfe der Fremden in Peking bringt
^Londoner Daily Mail aus Shanghai weitere Nach-
y^ien, die aber, wie schon mehrmals betont wurde, alle
^.-.Vorbehalt aufzunehmen sind. Wenn alle Europäer
klagen sind, dann stammen die Nachrichten von Chinesen,
^"^esen aber lügen.
8 In dieser Schilderung wird nun erzählt, daß am
^ ! — das wäre nach unserer Zeitrechnung der
' Zuli — P^nz Tuan einen Artillerie- und Jnfanterie-
angriff machen ließ. Die Europäer aber schossen so genau
und anhaltend, daß die Angreifer wieder zurück mußten.
Als er einen neuen Angriff begann, traten ihm Prinz
Tsching und General Wangwengschao entgegen. Es folgte
ein hartnäckiger Kampf zwischen den verschiedenen Truppen
der Chinesen und Mandschus. Gegen 5 Uhr Morgens
konnte man die Angreifer als besiegt ansehen. Sehr viele
Europäer waren allerdings gefallen. Da kam General
Tungfühsiang mit einer Schaar Kansukriegern aus der
Nähe von Tientsin an.
Gegen Sonnenaufgang am 7. (3.) wurde es klar, daß die
Munition derVerbündeten zu Ende ging,und als um 7 Uhr die in
Masse vorrückenden Chinesen kein Feuer mehr herauslockten,
wußte man sofort, daß die Munition endlich ganzerschöpft war.
Ein Sturm wurde nun beschlossen. Als die Sonne aufging,
sah die übrig gebliebene kleine Schaar von Europäern
entschlossen ihrem Tode entgegen. Es gab ein verzweifeltes
Handgemenge. Die Chinesen hatten schwere Verluste, aber
wenn ein Chinese fiel, traten andere an seine Stelle, und
schließlich wurde, in Folge der Uebermacht, jeder einzelne
noch am Leben gebliebene Europäer in barbarischster Weise
mit dem Schwerte niedergemacht. Nur zwei entkamen durch
die Stadtthore, aber sie wurden gefangen und theilten
das allgemeine Schicksal.
In Tientsin ist am 12., 13. und 14. d. hart gekämpft
worden. Einmal erlitten die Verbündeten eine Art von
Schlappe; wenigstens gelang ihnen ihr Plan nicht. Sie
wollten die Chinesenstadt stürmen, begegneten aber einem
so starken und geschickt geleiteten Feuer, daß sie zurück
mußten. Die Widerstandskraft, die Kampffähigkeit, die
Ausrüstung und die Fertigkeit im Schießen Seitens der
Chinesen sind, so heißt es in einem Bericht, eine Völlige
Enthüllung und haben allgemeines Erstaunen erweckt.
Am 14. d. haben die Verbündeten Erfolg gehabt.
Sie nahmen ihren Angriff auf die ummauerte Chinesen-
stadt am Morgen wieder auf und es gelang ihnen, eine
Bresche in die Mauer zu schießen und alle Forts zu
nehmen. Die CHinesen wurdenvöllig geschlagen.
Die Verbündeten nahmen von der Chinesenstadt
und ihren Verth eidigungswerken Besitz. Die
Gesa m mt verl uste der Verbündeten in den Kämpfen
um Tientsin am Donnerstag, Freitag und Samstag be-
liefen sich auf ungefähr 800 Todte und Verwundete. Die
Einnahme von Tientsin wird ohne Zweifel eine starke
moralische Wirkung ausüben.
Das Süden Chinas verhält sich bekanntlich immer noch
neutral, was der Boxcrpartei natürlich nicht gefällt. Von
Peking her ist nun den Gouverneuren Südchinas ange-
kündigt worden, daß sich fünf Regimenter zu ihnen auf den
Weg machen würden. Ein vom 3. Juli datirtes kaiserliches
Edikt befiehlt den Bizekönigen und Gouverneuren, unver-
züglich den Krieg gegen die Ausländer zu be-
ginnen. Die Offiziere aller Rangklassen, welche dem
Edikte keine Folge leisten, sollen hingerichtet werden. Es
wird begreiflicherweise viel daran abhängen, ob der Süden
sich von der Boxerbewegung mitreißen läßt oder nicht.
Deutsches Reich.
— Wie die „Frankst. Ztg. einem Privatbriefe ent-
nimmt, kam der Reichskanzler Fürst Hohenlohe
am Samstag von Ragaz nach Flims, wo er dem dort mit
Frau und Töchtern zur Erholung weilenden Centrums-
führer Dr. Lieber einen Besuch abstattete. Man darf
wohl annehmcn, daß in der Unterhaltung der beiden Politiker
auch die Ereignisse in China und die Einberufung des Reichs-
tags eine Rolle gespielt haben.
— Der Reichsanzeiger gibt die Verleihung des
Charakters als Wirkt. Geheimer Rath mit dem Prädikat
„Excel! enz" au den Major a. D. den Majoratsherrn
Grafen Ballestrem auf Plawniswitz im Kreise Gleiwitz
bekannt.
Abschied der aus dem 14. und 18. Armmeekorps zu-
sammengesetzten und nach Ostasien bestimmten 2. und 4.
Compagnie des 4. ostasiatischen Infanterie-Regiments.
L.6. Karlsruhe, 17. Juli. Der Abschied der nach
Ostasien bestimmten Mannschaften und Offiziere des
14. und 18. Armeekorps gestaltete sich zu einer erhebenden Feier,
die noch eine ganz besondere Bedeutung durch die Anwesenheit
der Großh. Herrschaften erhielt. Die Mannschaften hatten
in ihrer neuen Tropenkletdung, feldmarschmäßig, jedoch ohne Ge-
wehr, ausgerüstet, auf der Straße vor der Leibgrcnadierkaserne
Aufstellung genommen, wo sich auch ein zahlreiches Publikum
versammelt hatte. Kurz nach 5 Uhr Mittags erschienen die
Großh. Herrschaften und wurden vom kommandirenden General
o. Bülow begrüßt. Der Grobherzog schritt langsam die
einzelnen Züge ab, während die Grobherzogin mit der Kron-
prinzessin von Schweden im Wagen die Reihen der Mannschaften
entlang fuhr. Sodann begaben sich die Herrschaften auf einen
erhöhten Platz am gegenüberliegenden Waldrano, von wo aus
der Großherzog folgende Ansprache an die Truppen richtete:
Meine lieben Kameraden! Ich bin nochmals gekommen,
um Abschied von Ihnen zu nehmen. Ein Abschtcdnehmen in
Verbindung mit dem Ausdruck der Anerkennung dafür, daß,
wie Sie alle hier versammelt sind, bereit abzugehen, Sie frei-
willig eingetreten sind. Die Freiwilligkeit trägt in sich den
Entschluß, die Pflichttreue hoch zu halten. Sie haben diesen
Entschluß dadurch kundgcgeben, daß Sie sich zum Eintritt ge-
meldet haben. Sie bedürfen daher meines Erachtens keiner
Ermahnung, denn ich setze voraus, daß Sic Alle erfüllt sind
von dem Geiste des Gehorsams, der Hingebung, der Unter-
ordnung und aller Pflichten, die Ihnen hieraus erwachsen, des
Mulhes, mit.dem Sie ausgerüstet sein müssen, um der schweren
Aufgabe entgegen zu gehen, die Ihnen bevorsteht. Ich stehe
nicht an, zu sagen, Sie dürfen diese Aufgabe nicht leicht nehmen;
sie ist so schwer, als der Mannesmuth Werth ist, und dieser
Mannesmulh wird Ihnen helfen, Ihre Pflicht zu erfüllen überall
da, wo Sie etnsteyen müssen mit ihrem Leben, mit Ihrer
ganzen Kraft. Da werden Sie lundgeben, daß Sie Ihrer
Heimath würdig, Ihres Armeekorps Werth sind, und Sie wer-
den bezeugen, daß die Tapferkeit eine deutsche Lugend ist, die
wir genügend kennen und schätzen gelernt haben. Mit dem
Vordilde Ihrer Vorgänger ziehen Sie aus; möge Gottes Segen
Sie siegreich zurückführen. Bei allen Anlässen aber, Meine
Freunde, halten Sie an dem fest, was Sie zur Fahne ge-
schworen haben: „Treue dem Kaiser und Treue dem Landes-
fürsten". Und so scheiden wir denn, meine Freunde, mit dem
Rufe, mit dem wir jederzeit zu sterben bereit sind: „Hurrah
dem Kaiser, Hurrah! Hurrah! Hurrah I"
Der kommandirende General v. Bülow dankte dem Groß-
herzog für die erhebenden, landesväterlichen Worte und brachte
ein Hurrah auf den Großgerzog und die Großhsrzogin aus. Der
Großherzog zeichnete dann die Offiziere durch Ansprachen
ans, während die Großherzogin jedem derselben ein in ein Leder-
elui gefaßtes Bildniß des hiesigen Kaiserdenkmals überreichte.
Hierauf zogen die Scheidenden nach dem Bahnhof unter Voran-
tritt sämmtticher Offiziere und der Kapelle des Leib-Genadier-
Regiments. Auf dem Bahnhof hatten sich zahlreiche Stadtver-
ordnete mit dem Oberbürgermeister S ch n etz ler an der Spitze
eingesunden, der dem Kommandeur der Truppe die Ehrengabe
der Stadt (1000 Mk.) zur Berthcilung an die Mannschaften über- '
reichte. General v. Bülow dankte und brachte ein Hoch auf
das schöne Badner Land und seine hochherzige Hauptstadt aus.
Oberbürgermeister Sch netz ler rief den Scheidenden ein herz-
liches „Lebewohl" und ein hoffnungsvolles „Auf Wiedersehen!"
zu. Unter tauiendstimmigen Hochrufen und unter den Klängen
der Militärmusik verließ der Zug den Bahnhof.
Aus der Karlsruher Zeitung.
Karlsruhe, 17. Juli. Gestern Nachmittag verab-
schiedeten sich der Erbprinz und die Erbprinzessin zu Lci-
ningen von den höchsten Herrschaften. Bei der Prinzessin
Wilhelm fand gestern für sämmtliche Fürstlichkeiten eine
Mittagstafel statt. Darnach reisten der Erbgroßherzog
und die Erbgroßherzogin nach Koblenz zurück. Gegen 6
Uhr begaben sich die Großh. Herrschaften mit dem Kron-
prinzen und der Kronprinzessin von Griechenland zum
Bahnhof, von wo die Letzteren nach Schloß Friedrichshof
zu der Kaiserin Friedrich zurückkehrten. Gleichzeitig mit
den griechischen Herrschaften reiste auch der Erbprinz von
Anhalt ab. Unmittelbar nachher fuhren der Großherzog
und die Grobherzogin zum Gartenfest im Stadtgarten.
Heute Abend tritt die Kronprinzessin Victoria die Reise
nach Schweden an.
Ausland.
Oesterreich. Brünn, 17. Juli. Beim Schulschlußfest
der Deutschen im Ort Laatz bei Brünn wurden die
Theilnehmer von circa 50 Czechen überfallen und
mit Steinen beworfen, wodurch mehrfach Verwundungen
hervorgebracht wurden. Als ein Geudarkn erschien, zogen sich
die Czechen zurück.
Aus Stadt und Land.
k, Heidelberg, 18. Juli.
> X Gewerbegerichtssitzung. Am 6. bczw. 13. d. M. wurden
folgende Streitfälle erledigt: 1) I. S. des Ausläufers Friedrich
Götz gegen Schuhmacher Karl Schreck wegen Auszahlung von
8 Mk. Lohn nahm der Kläger im Laufe der Verhandlung seinen
Klagantrag wieder zurück. 2) I. S. des Schloffergehilfen Joh.
Georg Röhm gegen Schlossermeister Christian Burckhardt
wegen Zahlung der gesetzlichen Entschädigung in Folge kündigungs-
lofer Entlassung einigten sich die Parteien dahin, daß der Be-
klagte dem Kläger den Betrag von 5 Mark bezahlt, womit alle
gegenseitigen Forderungen ausgeglichen sein sollen. 8) I. S. des
Taglöhners Christian Spörle gegen Kohlenhändler Martin
Pfisterer wegen einer Lohnzahlung von 5 Mk. wurde der
Kläger auf Ausbleiben in der Verhandlung mit der erhobenen
Klage abgewiesen. 4) I. S. des Milchkutschers Alois Grenz
gegen Milchhändler Karl Horch dahier wegen Zahlung von
44 Mk. Lohn, erklärte der Kläger nach wiederholten Verhand-
lungen, daß er vorziehe, auf seinen Anspruch zu verzichten.
5) I. S. des Schloffergehilfen Joh. Klein gegen Schlosser-
meister Karl Ho hmann dahier wegen Zahlung von 17,86 Mk.
Lohn und 13,20 Mk. Entschädigung wegen kündtgungsloser Ent-
lassung einigten sich die Parteien wie folgt: Der Beklagte zahlt
dem Kläger den Betrag von 16 Mk., wogegen dieser sich bereit
erklärt, für den Schaden, den er in einer Villa in Neuenheim
verursacht hat, seinerseits aufzukommen und auf die Ent-
schädigungsforderung zu verzichten. 6) I. S. des Fuhrburschen
Adolf Blasadttsch gegen Seifenfabrikant Philipp Klar dahier
wegen Zahlung von 3 Mk. Lohn und 3,40 Mk. Reiseeutschädi-
gung wurde der Kläger mit der erhobenen Klage abgewiesen.
7) I. S. der Heinrich Grub er Ehefrau, Decorateurin, gegen
Kaufmann Friedrich Methlow wegen Zahlung von 58,80 Mk.
Lohn wurde der Beklagte für schuldig erklärt, den von ihm an-
erkannten Betrag von 21 Mk. an die Klägerin zu zahlen. Mit
her Mehrforderung wurde die Letztere unter Verfüllung in
sämmtliche Kosten abgewiesen. Ohne Zuzug von Beisitzern
wurden noch folgende Streitfälle erledigt: 8) I. S. des Bäcker-
gehilfeu Friedrich Fitterer dahier gegen Bäckermeister Karl
Bitzinger dahier wegen Zahlung von 17 Mk. Lohn und Aus-
händigung des Arbeitsbuches haben sich die Parteien nach der
ersten Verhandlung außergerichtlich geeinigt. 9) I. S. des Haus-
burschen Josef Bauer gegen AugustMappes, Nähmaschinen-
und Fahrradhandlung dahier wegen Zahlung von 14,57 Mk.
Lohn einigten sich die Parteien dahin, daß der Beklagte an den
Kläger sofort 8,37 Mark bezahlt und dieser auf seine Mehrforde-
rung verzichtet.
* Flotten-Verein. Die auf nächsten Freitag anberaumte
Versammlung des Flotten-Vereins muß vertagt werden, da
an dem gleichen Tage die städtischen Kollegien von Heilbronn
hier zum Besuch etntreffen, was Viele verhindern würde, der
Versammlung und dem Vortrag des Herrn Prof. Schäfer an-
zuwohnen. Eine spätere Bekanntmachung wird den neu sest-
zusetzenden Tag der Versammlung bekannt geben.
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Mittwoch, dm 18. Juli
I90V.
China und die westliche Kultur.
Die sozialdemokratischen Blätter sammeln mit großem
^ifer aus dem eigenen Lager und aus der bürgerlichen
Gesellschaft Urtheile, welche den Chinesen im Grunde Recht
Leben, indem sie sagen: Die Chinesen gingen uns nichts an;
Ustr hätten sie in Ruhe lassen sollen, sie handelten ganz
Wichtig, wenn sie uns, die Ruhestörer, mit Fußtritten zu
'hrem Land Hinaustrieben u. s. w.
Es ist charakteristisch, daß die Sozialdemokraten hier
uls Vertreter und Wortführer der Spießbürgerlichkeit auf-
ircten. Da thun die Herren immer so, als wollten sie
Eine neue großartige Welt aufbauen; im Löwenfell der
Neltbesieger gehen sie daher, aber zu allen Nähten guckt
bei ihnen der ehrliche deutsche Spießbürger heraus. Der
Gegensatz zwischen Schein und Sein bei ihnen ist von
Lrandioser Komik.
Wie steht es denn nun mit uns und den Chinesen:
haben wir Recht, wenn wir ihnen unsere Kultur in Ein-
kehlung bringen, oder haben sie Recht, wenn sie unsere
Anträge zurückweisen und es vorziehen, für sich zu bleiben?
Aon steht schon aus dieser Fragestellung, daß man mit
Acht und Unrecht bei solchen Dingen nicht auskommt,
^a wohl, die Chinesen haben Recht; aber wir haben
E*Uch Recht. Wo nun beide Theile Recht haben, da
^scheidet eben die Stärke, die Kraft, die Macht.
Sieht man die Sache vom Standpunkt der Menschheits-
Entwicklung an, dann stellt sie sich für die Chinesen
^ach viel schlimmer. Wie können sich die Chinesen er-
hüben, dgs, was der menschliche Geist in Europa zum
'Fortschritt derKultur erdacht, was man in langem geistigen und
^irthschaftlichen Ringen in's Werk gesetzt hat, hochmüthig
ön verachten? Sind unsere Wegbauten, unsere Eisenbahnen,
Unsere Telegraphen, sind unsere gesellschaftliche und mili-
l.örische Ordnung, sind unsere großen technischen und indu«
Miellen Errungenschaften, unsere Wissenschaften, unsere
Ihrigen Bemühungen, die Welt außen und innen zu
durchforschen, ein Gegenstand der Mißachtung?
., Es gibt Thatsachcn, mit denen sich jeder Einzelne in
Willem Leben auseinandersetzen muß, um die er nicht herum
sonn. Und so gibt es auch kulturelle Thatsachcn, mit denen
nch die Völker auseinandersetzen müssen. Da hilft kein
^ichherumdrücken, da hilft kein Zurückweichen, da heißt
^ sich entscheiden, so oder so.
So haben die Chinesen sich mit dem Geist der west-
schen Kultur auseinanderzusetzen. Sie kommen darüber
^cht hinweg, wenn sie sich auch noch so sehr sträuben,
o>enn sie sich auch noch so sehr bemühen, sich in sich selbst
verkriechen, die Augen zu schließen, die Ohren zu ver-
^opfcn, oder wenn sie, wie der Strauß, den Kopf in den
^and stecken und damit sagen möchten, wir sehen nichts
einer westlichen Kultur.
^ Sie sind in der Welt, daher müssen sich auch mit der
^elt leben. Und die Welt ist heute enge genug. Wollen
"E sich zur Aufnahme der modernen Kulturelemente nicht
^Eguemen, nun wohl, dann mögen sic die westländische
Kultur vernichten. Wir oder sie, so steht die Sache.
, Darum möge sich doch Niemand in Europa auf
men Kulistandpunkt stellen und sagen: Wir sehen nichts
dem Ringen des Geistes der modernen Kultur mit
EM Geiste zähen Festhaltens am Alten. Was da jetzt in
Mafien vorgeht ist ein außerordentlich bedeutsames Zu-
^wenprallen zweier Geistesrichtungen. Dieser Anprall
mußte über kurz oder lang kommen. Es war ganz un-
/rineidlich. Wir als Europäer sind die Vertreter des
'Züchtbaren modernen Geistes. In ihm sind wir
^ogen, in ihm leben wir, ihm müssen wir den Sieg
huschen. Darum fort mit der Kuli-Philisterhaftigkeit!
"ME frommt nicht einmal den Chinesen.
Die Vorgänge in China.
> Es wird jetzt ein vom 31. Mai datirter Brief des
Ätschen Universttätsprofessors in Peking v. Broen ver-
.pENtlicht. Daraus geht hervor, daß v. Broen die heran-
"ckende Gefahr damals schon sehr gut erkannte. Er be-
sich aus seiner abgelegenen Wohnung in das euro-
Mche Hotel. Auf der deutschen Gesandtschaft hatte man
seine Warnungen nur ein Lächeln, v. Broen erzählt,
.!E das Hotel in Vertheidigungszustand versetzt wurde,
es gelang, eine Anzahl von Franzosen, die in der
^mhe von Peking arbeiteten, nach Peking hereinzuretten,
z°Er, sg fßgt er hinzu, die Sorgsamkeit ihrer Landsleute
^ ihnen vorerst das Leben gerettet und doch scheint
.ilEute, als ob alles vergeblich war. Ungezählte Tausende
Esindel Boxer lagern an den Thoren der Stadt, minde-
EnZ 50 Tausend Soldaten gesellen sich dazu, und wer
den Beiden am gefährlichsten, ist schwer zu sagen.
EE Mann hat die Situation sehr klar erkannt.
^ "eber die letzten Kämpfe der Fremden in Peking bringt
^Londoner Daily Mail aus Shanghai weitere Nach-
y^ien, die aber, wie schon mehrmals betont wurde, alle
^.-.Vorbehalt aufzunehmen sind. Wenn alle Europäer
klagen sind, dann stammen die Nachrichten von Chinesen,
^"^esen aber lügen.
8 In dieser Schilderung wird nun erzählt, daß am
^ ! — das wäre nach unserer Zeitrechnung der
' Zuli — P^nz Tuan einen Artillerie- und Jnfanterie-
angriff machen ließ. Die Europäer aber schossen so genau
und anhaltend, daß die Angreifer wieder zurück mußten.
Als er einen neuen Angriff begann, traten ihm Prinz
Tsching und General Wangwengschao entgegen. Es folgte
ein hartnäckiger Kampf zwischen den verschiedenen Truppen
der Chinesen und Mandschus. Gegen 5 Uhr Morgens
konnte man die Angreifer als besiegt ansehen. Sehr viele
Europäer waren allerdings gefallen. Da kam General
Tungfühsiang mit einer Schaar Kansukriegern aus der
Nähe von Tientsin an.
Gegen Sonnenaufgang am 7. (3.) wurde es klar, daß die
Munition derVerbündeten zu Ende ging,und als um 7 Uhr die in
Masse vorrückenden Chinesen kein Feuer mehr herauslockten,
wußte man sofort, daß die Munition endlich ganzerschöpft war.
Ein Sturm wurde nun beschlossen. Als die Sonne aufging,
sah die übrig gebliebene kleine Schaar von Europäern
entschlossen ihrem Tode entgegen. Es gab ein verzweifeltes
Handgemenge. Die Chinesen hatten schwere Verluste, aber
wenn ein Chinese fiel, traten andere an seine Stelle, und
schließlich wurde, in Folge der Uebermacht, jeder einzelne
noch am Leben gebliebene Europäer in barbarischster Weise
mit dem Schwerte niedergemacht. Nur zwei entkamen durch
die Stadtthore, aber sie wurden gefangen und theilten
das allgemeine Schicksal.
In Tientsin ist am 12., 13. und 14. d. hart gekämpft
worden. Einmal erlitten die Verbündeten eine Art von
Schlappe; wenigstens gelang ihnen ihr Plan nicht. Sie
wollten die Chinesenstadt stürmen, begegneten aber einem
so starken und geschickt geleiteten Feuer, daß sie zurück
mußten. Die Widerstandskraft, die Kampffähigkeit, die
Ausrüstung und die Fertigkeit im Schießen Seitens der
Chinesen sind, so heißt es in einem Bericht, eine Völlige
Enthüllung und haben allgemeines Erstaunen erweckt.
Am 14. d. haben die Verbündeten Erfolg gehabt.
Sie nahmen ihren Angriff auf die ummauerte Chinesen-
stadt am Morgen wieder auf und es gelang ihnen, eine
Bresche in die Mauer zu schießen und alle Forts zu
nehmen. Die CHinesen wurdenvöllig geschlagen.
Die Verbündeten nahmen von der Chinesenstadt
und ihren Verth eidigungswerken Besitz. Die
Gesa m mt verl uste der Verbündeten in den Kämpfen
um Tientsin am Donnerstag, Freitag und Samstag be-
liefen sich auf ungefähr 800 Todte und Verwundete. Die
Einnahme von Tientsin wird ohne Zweifel eine starke
moralische Wirkung ausüben.
Das Süden Chinas verhält sich bekanntlich immer noch
neutral, was der Boxcrpartei natürlich nicht gefällt. Von
Peking her ist nun den Gouverneuren Südchinas ange-
kündigt worden, daß sich fünf Regimenter zu ihnen auf den
Weg machen würden. Ein vom 3. Juli datirtes kaiserliches
Edikt befiehlt den Bizekönigen und Gouverneuren, unver-
züglich den Krieg gegen die Ausländer zu be-
ginnen. Die Offiziere aller Rangklassen, welche dem
Edikte keine Folge leisten, sollen hingerichtet werden. Es
wird begreiflicherweise viel daran abhängen, ob der Süden
sich von der Boxerbewegung mitreißen läßt oder nicht.
Deutsches Reich.
— Wie die „Frankst. Ztg. einem Privatbriefe ent-
nimmt, kam der Reichskanzler Fürst Hohenlohe
am Samstag von Ragaz nach Flims, wo er dem dort mit
Frau und Töchtern zur Erholung weilenden Centrums-
führer Dr. Lieber einen Besuch abstattete. Man darf
wohl annehmcn, daß in der Unterhaltung der beiden Politiker
auch die Ereignisse in China und die Einberufung des Reichs-
tags eine Rolle gespielt haben.
— Der Reichsanzeiger gibt die Verleihung des
Charakters als Wirkt. Geheimer Rath mit dem Prädikat
„Excel! enz" au den Major a. D. den Majoratsherrn
Grafen Ballestrem auf Plawniswitz im Kreise Gleiwitz
bekannt.
Abschied der aus dem 14. und 18. Armmeekorps zu-
sammengesetzten und nach Ostasien bestimmten 2. und 4.
Compagnie des 4. ostasiatischen Infanterie-Regiments.
L.6. Karlsruhe, 17. Juli. Der Abschied der nach
Ostasien bestimmten Mannschaften und Offiziere des
14. und 18. Armeekorps gestaltete sich zu einer erhebenden Feier,
die noch eine ganz besondere Bedeutung durch die Anwesenheit
der Großh. Herrschaften erhielt. Die Mannschaften hatten
in ihrer neuen Tropenkletdung, feldmarschmäßig, jedoch ohne Ge-
wehr, ausgerüstet, auf der Straße vor der Leibgrcnadierkaserne
Aufstellung genommen, wo sich auch ein zahlreiches Publikum
versammelt hatte. Kurz nach 5 Uhr Mittags erschienen die
Großh. Herrschaften und wurden vom kommandirenden General
o. Bülow begrüßt. Der Grobherzog schritt langsam die
einzelnen Züge ab, während die Grobherzogin mit der Kron-
prinzessin von Schweden im Wagen die Reihen der Mannschaften
entlang fuhr. Sodann begaben sich die Herrschaften auf einen
erhöhten Platz am gegenüberliegenden Waldrano, von wo aus
der Großherzog folgende Ansprache an die Truppen richtete:
Meine lieben Kameraden! Ich bin nochmals gekommen,
um Abschied von Ihnen zu nehmen. Ein Abschtcdnehmen in
Verbindung mit dem Ausdruck der Anerkennung dafür, daß,
wie Sie alle hier versammelt sind, bereit abzugehen, Sie frei-
willig eingetreten sind. Die Freiwilligkeit trägt in sich den
Entschluß, die Pflichttreue hoch zu halten. Sie haben diesen
Entschluß dadurch kundgcgeben, daß Sie sich zum Eintritt ge-
meldet haben. Sie bedürfen daher meines Erachtens keiner
Ermahnung, denn ich setze voraus, daß Sic Alle erfüllt sind
von dem Geiste des Gehorsams, der Hingebung, der Unter-
ordnung und aller Pflichten, die Ihnen hieraus erwachsen, des
Mulhes, mit.dem Sie ausgerüstet sein müssen, um der schweren
Aufgabe entgegen zu gehen, die Ihnen bevorsteht. Ich stehe
nicht an, zu sagen, Sie dürfen diese Aufgabe nicht leicht nehmen;
sie ist so schwer, als der Mannesmuth Werth ist, und dieser
Mannesmulh wird Ihnen helfen, Ihre Pflicht zu erfüllen überall
da, wo Sie etnsteyen müssen mit ihrem Leben, mit Ihrer
ganzen Kraft. Da werden Sie lundgeben, daß Sie Ihrer
Heimath würdig, Ihres Armeekorps Werth sind, und Sie wer-
den bezeugen, daß die Tapferkeit eine deutsche Lugend ist, die
wir genügend kennen und schätzen gelernt haben. Mit dem
Vordilde Ihrer Vorgänger ziehen Sie aus; möge Gottes Segen
Sie siegreich zurückführen. Bei allen Anlässen aber, Meine
Freunde, halten Sie an dem fest, was Sie zur Fahne ge-
schworen haben: „Treue dem Kaiser und Treue dem Landes-
fürsten". Und so scheiden wir denn, meine Freunde, mit dem
Rufe, mit dem wir jederzeit zu sterben bereit sind: „Hurrah
dem Kaiser, Hurrah! Hurrah! Hurrah I"
Der kommandirende General v. Bülow dankte dem Groß-
herzog für die erhebenden, landesväterlichen Worte und brachte
ein Hurrah auf den Großgerzog und die Großhsrzogin aus. Der
Großherzog zeichnete dann die Offiziere durch Ansprachen
ans, während die Großherzogin jedem derselben ein in ein Leder-
elui gefaßtes Bildniß des hiesigen Kaiserdenkmals überreichte.
Hierauf zogen die Scheidenden nach dem Bahnhof unter Voran-
tritt sämmtticher Offiziere und der Kapelle des Leib-Genadier-
Regiments. Auf dem Bahnhof hatten sich zahlreiche Stadtver-
ordnete mit dem Oberbürgermeister S ch n etz ler an der Spitze
eingesunden, der dem Kommandeur der Truppe die Ehrengabe
der Stadt (1000 Mk.) zur Berthcilung an die Mannschaften über- '
reichte. General v. Bülow dankte und brachte ein Hoch auf
das schöne Badner Land und seine hochherzige Hauptstadt aus.
Oberbürgermeister Sch netz ler rief den Scheidenden ein herz-
liches „Lebewohl" und ein hoffnungsvolles „Auf Wiedersehen!"
zu. Unter tauiendstimmigen Hochrufen und unter den Klängen
der Militärmusik verließ der Zug den Bahnhof.
Aus der Karlsruher Zeitung.
Karlsruhe, 17. Juli. Gestern Nachmittag verab-
schiedeten sich der Erbprinz und die Erbprinzessin zu Lci-
ningen von den höchsten Herrschaften. Bei der Prinzessin
Wilhelm fand gestern für sämmtliche Fürstlichkeiten eine
Mittagstafel statt. Darnach reisten der Erbgroßherzog
und die Erbgroßherzogin nach Koblenz zurück. Gegen 6
Uhr begaben sich die Großh. Herrschaften mit dem Kron-
prinzen und der Kronprinzessin von Griechenland zum
Bahnhof, von wo die Letzteren nach Schloß Friedrichshof
zu der Kaiserin Friedrich zurückkehrten. Gleichzeitig mit
den griechischen Herrschaften reiste auch der Erbprinz von
Anhalt ab. Unmittelbar nachher fuhren der Großherzog
und die Grobherzogin zum Gartenfest im Stadtgarten.
Heute Abend tritt die Kronprinzessin Victoria die Reise
nach Schweden an.
Ausland.
Oesterreich. Brünn, 17. Juli. Beim Schulschlußfest
der Deutschen im Ort Laatz bei Brünn wurden die
Theilnehmer von circa 50 Czechen überfallen und
mit Steinen beworfen, wodurch mehrfach Verwundungen
hervorgebracht wurden. Als ein Geudarkn erschien, zogen sich
die Czechen zurück.
Aus Stadt und Land.
k, Heidelberg, 18. Juli.
> X Gewerbegerichtssitzung. Am 6. bczw. 13. d. M. wurden
folgende Streitfälle erledigt: 1) I. S. des Ausläufers Friedrich
Götz gegen Schuhmacher Karl Schreck wegen Auszahlung von
8 Mk. Lohn nahm der Kläger im Laufe der Verhandlung seinen
Klagantrag wieder zurück. 2) I. S. des Schloffergehilfen Joh.
Georg Röhm gegen Schlossermeister Christian Burckhardt
wegen Zahlung der gesetzlichen Entschädigung in Folge kündigungs-
lofer Entlassung einigten sich die Parteien dahin, daß der Be-
klagte dem Kläger den Betrag von 5 Mark bezahlt, womit alle
gegenseitigen Forderungen ausgeglichen sein sollen. 8) I. S. des
Taglöhners Christian Spörle gegen Kohlenhändler Martin
Pfisterer wegen einer Lohnzahlung von 5 Mk. wurde der
Kläger auf Ausbleiben in der Verhandlung mit der erhobenen
Klage abgewiesen. 4) I. S. des Milchkutschers Alois Grenz
gegen Milchhändler Karl Horch dahier wegen Zahlung von
44 Mk. Lohn, erklärte der Kläger nach wiederholten Verhand-
lungen, daß er vorziehe, auf seinen Anspruch zu verzichten.
5) I. S. des Schloffergehilfen Joh. Klein gegen Schlosser-
meister Karl Ho hmann dahier wegen Zahlung von 17,86 Mk.
Lohn und 13,20 Mk. Entschädigung wegen kündtgungsloser Ent-
lassung einigten sich die Parteien wie folgt: Der Beklagte zahlt
dem Kläger den Betrag von 16 Mk., wogegen dieser sich bereit
erklärt, für den Schaden, den er in einer Villa in Neuenheim
verursacht hat, seinerseits aufzukommen und auf die Ent-
schädigungsforderung zu verzichten. 6) I. S. des Fuhrburschen
Adolf Blasadttsch gegen Seifenfabrikant Philipp Klar dahier
wegen Zahlung von 3 Mk. Lohn und 3,40 Mk. Reiseeutschädi-
gung wurde der Kläger mit der erhobenen Klage abgewiesen.
7) I. S. der Heinrich Grub er Ehefrau, Decorateurin, gegen
Kaufmann Friedrich Methlow wegen Zahlung von 58,80 Mk.
Lohn wurde der Beklagte für schuldig erklärt, den von ihm an-
erkannten Betrag von 21 Mk. an die Klägerin zu zahlen. Mit
her Mehrforderung wurde die Letztere unter Verfüllung in
sämmtliche Kosten abgewiesen. Ohne Zuzug von Beisitzern
wurden noch folgende Streitfälle erledigt: 8) I. S. des Bäcker-
gehilfeu Friedrich Fitterer dahier gegen Bäckermeister Karl
Bitzinger dahier wegen Zahlung von 17 Mk. Lohn und Aus-
händigung des Arbeitsbuches haben sich die Parteien nach der
ersten Verhandlung außergerichtlich geeinigt. 9) I. S. des Haus-
burschen Josef Bauer gegen AugustMappes, Nähmaschinen-
und Fahrradhandlung dahier wegen Zahlung von 14,57 Mk.
Lohn einigten sich die Parteien dahin, daß der Beklagte an den
Kläger sofort 8,37 Mark bezahlt und dieser auf seine Mehrforde-
rung verzichtet.
* Flotten-Verein. Die auf nächsten Freitag anberaumte
Versammlung des Flotten-Vereins muß vertagt werden, da
an dem gleichen Tage die städtischen Kollegien von Heilbronn
hier zum Besuch etntreffen, was Viele verhindern würde, der
Versammlung und dem Vortrag des Herrn Prof. Schäfer an-
zuwohnen. Eine spätere Bekanntmachung wird den neu sest-
zusetzenden Tag der Versammlung bekannt geben.