Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1900 (Juli bis Dezember)

DOI chapter:
Nr. 255-280 (01. November 1900 - 30. November 1900)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.37614#0497

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Erscheint täglich.
Sonntags ausgenommen.
Preis
mit FamiUenblättern
monatlich 50 Pf.
frei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
Vierteljahr!. 1.25 Mk.
ausschließlich Zustellgebühr.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

MMM Mt


Jnsertionsgebühr:
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Ai-. 263. Elkes tilatt.

Ilmsilig, dt« 10. Usvembtt

I960.

Cisenbahnfragen.
Karlsruhe, 8. Nov.
Der Eisenbahnreform-Verein hielt, wie schon
kurz erwähnt, heute Abend unter dem Vorsitze des Ober-
'Ugenieur Delisle eine öffentliche Versammlung ab. Pro-
zessor Böthlingk sprach über: „Die Eisenbahnfrage im
letzten Landtage und die Heidelberger Katastrophe." Red-
Ucr wies nach dem Bericht der N. Bad. Landesztg. zu-
nächst in seinen Darlegungen darauf hin, daß der Eisen-
bahnreform-Verein sich schon wiederholt an den Landtag
gewandt hat und auch wieder dem letzten Landtag eine
Petition zugehen ließ, in der er seine bekannten For-
derungen wiederholte. Kurz streifte der Redner auch die
Karlsruher Bahnhofsfrage und hielt es für dringend ge-
boten, daß der neue Bahnhof so angelegt wird, daß er
kür lange Zeit dem Verkehr ausreichend dienen kann, und
führte dann aus, daß, wenn wir auf unfern Bahnen Ka-
tastrophen verhüten wollen, der Fernverkehr vom Lokal-
berkehr und Nahverkehr getrennt werden muß durch die
Anlegung von mehr Geleisen. Wir können dies durch-
führen und dadurch unfern Verkehr wesentlich heben und
fördern. Redner führte sodann folgende Gedanken, die
später in einer Resolution niedergelegt wurden, aus:
Baden hat in Bezug auf seine Eisenbahnen den großen
Vorzug, daß cs seit mehr denn 60 Jahren ein eigenes
Staatsbahnnetz besitzt; cs ist zudem zur Zeit noch das
Einzige Staatswesen, welches den Eisenbahnetat von dem
übrigen Staatshaushalt ausscheidet und demgemäß alle Ein-
nahmen aus den Bahnen diesen zuwendet. Hieraus erklärt
sich, daß unsere Staarsbahnen und Hasenanlagen (auch
b>ese werden aus dem Eisenbahnctat bestritten) nur noch
bist 820 Millionen Mark zu Buch stehen, während sie,
wweit überhaupt schätzbar, mindestens das Doppelte Werth
find. Da außerdem der badische Staatshaushalt außer
"er sogenannten Eisenbahnschuld gar keine Schulden unf-
reist, vielmehr sogar an Liegenschaften mindestens 60
Millionen besitzt, ist ihm die freieste Bewegung bezüglich
ber Entwickelung und Pflege unserer Eisenbahnen gegeben.
Trotzdem ist auch bei uns in Baden die Entwickelung der
Staaisbahnen weit Himer den Lelkchrsverhältnissen zurück-
geblieben. Heute noch fehlt es in gebührlichem Maße an
genügenden Geleisen, Bahnhofsanlagen, Fuhrpark und
Personal. Wenn der letzte Landtag statt der ursprünglich
bo» der Regierung für die nächste Budgetperiode vorge-
sehenen 79 Millionen über 100 Millionen für die weitere
Ausgestaltung der Eisenbahnen bewilligt hat, so ist vor-
Mszusthen, daß diese Summe sowenig wie die in den letzten
Dohren bewilligten Kredite, wirklich verbraucht werden wird, in-
öeui hierzu die erforderlichen technischen Arbeitskräfte fehlen.
Dem von Jahr zu Jahr wachsenden Mangel an solchen
^ber ist dadurch abzuhelseu, daß die Gehälter der Tech-
niker angemessen hoch gestellt werden und diesen als den
berufsmäßigen Fachmännern innerhalb der Verwaltung
sAie Bewegung und mehr Initiative eingcräumt wird.
Auch der Mangel an geeigneten Kräften innerhalb der
Veir.ebsverwaltung vom Bahnmeister bis zum Stations-
üorstaud aufwärts kann, wenn nicht von Grund aus recht-
Küig Abhilfe geschieht, in Folge von Ueberlastung, zu
üügsamer Beförderung und unzureichender Bezahlung nur
Üuch größer werden.
. In welchem Maße es schon heute an solchen Kräften
fehlt, hast die Heidelberger Katastrophe nur zu
Aeifbar an den Tag gelegt. Der für das Unglück zur
Verantwortung gezogene beklagenswerthe Assistent Weipert
?°Ue, als er aus den mehr als schwierigen Posten am
oAAsthor gestellt wurde, soeben das gesetzliche Mindest-
er von 21 Jahren erreicht, war erst seit 10 Tagen im

Fahrdienst und hatte an einem Sonntag Nachmittag, der
in Bezug auf Verkehrsüberfülle seinesgleichen suchte, ohne
in diese Tour überhaupt eingeführt worden zu sein,
allein den Dienst zu verrichten, der an Sonntagen
von Dreien versehen zu werden pflegt. Dieser seit
mehr als einem Menschenalter so falsch ange-
brachten vcrhängnißvollen Sparsamkeit in der Eisenbahn-
verwaltung kann nur durch einen radikalen Bruch mit
dem bisher herrschenden Verwaltungssystem und
einer entsprechenden Pcrsonalveränderung an leitender
Stelle abgcholfen werden. Jede weitere Zögerung in
dieser Beziehung droht eine Katastrophe heraufzubeschwö-
ren, gegen welche alle bisherigen Eisenbahnstockungen
und Unglücke ein Kinderspiel sind. Unsere badischen
Staatsbahnen auf die Höhe der Zeit zu bringen, haben
wir um so mehr Ursache, als es das einzige Mittel ist,
unsere Eisenbahn-Selbständigkeit zu erhalten und einer
Preußifizirung der gesummten Reichseisenbahnen vorzubeugen,
durch welche Preußifizirung der föderative Charakter des
Reiches unwiderbringlich dahin wäre. Wie einem zurückge-
bliebenen Bahnnctz wirksam aufgeholfen werden kann, zu-
gleich im Interesse des Verkehrs und der Einnahmen aus
den Bahnen, dafür ist die Reorganisation der hessischen
Ludwigsbahn mittelst der preußisch-hessischen Gemeinschaft
ein klassisches Beispiel. Durch Ermäßigung der
Preise, sowohl für die Personen wie für die Güter,
Vermehrung der Beamten und Arbeiter (um etwa 30"/„),
sowie Verbesserung ihrer Einkommenbezüge; Vermehrung
der Betriebsmittel und Verbesserung der Wagenge-
stellung ; durch Bahnhofserweiterungen und neue Geleise und
endlich durch Vermehrung der Züge ist gleich in den ersten
zwei Jahren nicht nur der Verkehr in erfreulicher Weise
gewachsen, sondern alsbald auch ein in die Millionen
gehender jährlich sich steigernder Reingewinn erzielt worden.
Um derartiges zu erzielen, bedarf der badische Staat wahr-
lich nicht erst einer preußischen Gemeinschaft; wenn irgend
einer in der Lage ist, sich aus eigner Kraft herauszuhel-
fen, ist es die badische Eisenbahnverwaltung. Auf der
Höhe der Zeit werden unsere Eisenbahnen erst sein, wenn
dieselben jedem Staatsbürger seinem Verkehrsbedürfniß ent-
sprechend zugänglich sind. Dieses ist bei den heutigen
Tarifen noch nicht im Umkreise von nur 20 Kilometern der
Fall und dabei vermag die Eisenbahnverwaltung ohne Ge-
fahr nicht einmal den so gehemmten Verkehr zu bewältigen.
Die Rede Böthlingks fand lebhaften Beifall. Nach
einer längeren Diskussion sprach noch Rechtsanwalt Früh-
auf. Er verlangt, daß an die Spitze unserer Bahnen
ein Collegium gestellt wird, das sich aus einem Techniker,
einem hervorragenden Kaufmann und aus einem Ver-
waltungsbeamten zusammensetzt. Wenn es wahr werden
sollte, daß, wie man hört, der jetzige Zolldirektor an die
Spitze der Generaldirektion gestellt werden soll, statt eines
Technikers, dann müßte die Öffentlichkeit dagegen prote-
stiren. Redner kritisirt dann unsere Kleinbahnpolitik,
die nicht geeignet sei, die Interessen der Landwirthschaft
zu heben. Anstatt, daß der Staat die Kleinbahnen selbst
baut und dafür sorgt, daß unsere Landwirthschaft billigere
Tarife bekommt, liefert er dieselbe in die Hände dividenden-
hungriger Bahnunteruehmer. Nach den Ausführungen
Frühaufs wurde eine Resolution im Sinne des Referats
Böthlingk angenommen und darauf die sehr gut besuchte
Versammlung geschlossen.

Oranien oder Mecklenburg-Schwerin.
Während man im Allgemeinen in Holland darüber
einig ist, daß in der zukünftigen Ebe der Königin Wil-

helmina mit dem Herzog Heinrich von Mecklen-
burg-Schwerin die vom bürgerlichen Eherccht der
Frau auferlegten Verpflichtungen und Beschränkungen keine
Anwendung finden werden, daß vielmehr in diesem Falle
das Privatrecht dem öffentlichen Rechte zu weichen hat,
stehen sich die Meinungen über den Namen, den die aus
dieser Ehe zu erwartenden Kinder zu tragen haben werden,
sehr scharf gegenüber und während auf der einen Seite
für diese ohne Weiteres der Titel „Oranien" beansprucht
wird, tritt man auf der andern ebenso entschieden dafür
ein, daß, mit Ausnahme des muthmaßlichen Thronfolgers,
in Zukunft nur von mecklenburg-schwerinschm Prinzen und
Prinzessinnen die Rede sein könne. Zwischen dem Amster-
damer Handelsblad und dem Standard wird darüber ein
Streit geführt, der wohl nicht sobald geschlichtet werden
wird. Dr. A. Kuyper, der letztgenannten Standpunkt ver-
theidigt, sagt in dieser Hinsicht: „Der Erbe des Throns
führt nach Artikel 29 der Verfassung den Titel: „Prinz
von Oranien", aber er führt ihn, ganz einerlei, ob er
vom Haust Oranien abstammt oder nicht; für das Blut,
für die Abstammung, für die dynastische Linie ist aus die-
sem Titel als solchem durchaus nichts abzuleiten. Der
König von Preußen führt ihn bekanntlich auch. Es ist
und bleibt eine Thatsache, daß König Wilhelm III. ge-
storben ist, ohne männliche Nachkommen zu hinterlassen,
und daß durch die Heirath unserer jetzigen Königin
die dynastischen Rechte auf das Haus Mecklenburg-
Schwerin übergehen. Ein fürstliches Haus heißt
nicht nach der Frau, sondern nach dem Manne.
Kinder, die also aus der künftigen Ehe der Königin ge-
boren werden, können deshalb auch nicht zu dem Hause
Oranien gerechnet werden, sondern gehören dem Hause
Mecklenburg-Schwerin an. Daran kann keine menschliche
Macht, kein Gesetz und auch kein Zeitungsartikel etwas
ändern." Im andern Lager, wo man den Nachkommen
der Königin am liebsten den Titel „Oranien-Mccklenburg-
Schwerin" geben möchte, beruft man sich auf das Beispiel
Oesterreichs, in dessen Kaiserhaus der Name Habsburg ja
jetzt noch fortlebt und wo es niemanden einfällt, von einem
Hause Lothringen zu sprechen. Mag indessen dieser Streit
theoretisch und wissenschaftlich entschieden werden, wie er
will, die Masse des niederländischen Volkes, dem staatsrechtliche
und genealogische Folgerungen sehr gleichgültig und auch
wenig verständlich sind, wird in den Nachkommen der
Königin doch nur oranische Prinzen und Prinzessinnen er-
blicken und ihnen diesen Namen auch geben. (Aehnlich geht
es ja in England, wo die Nachkommen der Königin
Victoria im öffentlichen Leben kaum noch als Eoburger
gelten.)
Deutsches Reich.
— Eine Abordnung des Bundesraths hat dem
Fürsten Hohenlohe eine Dankadresse überreicht.
— In militärischen Kreisen verlautet, wie die Köln.
Ztg. schreibt, bestimmt, daß der nächste Militär-Etat die
Mittel anfordcrn werde, um dauernd vier Maschinen-
geschützabtheilungen zu erhalten. Damit würde
dann wohl die Einführung der Maschinengeschütze in die
Armee als entschieden zu betrachten sein.
Baden. Karlsruhe, 9. Nov. Der Bund der
Landwirthe, der bis jetzt in Baden nur im 13. Reichs-
tagswahlkreis (Bretten-Eppingen-Sinsheim) Erfolge auf-
zuweisen hat, richtet sein Augenmerk nun auch auf die
andern Landestheile. Wie aus den Blättern des See-
kreises zu ersehen ist, werden die Landwirthe zu einer Ver-
sammlung auf Sonntag, 11. November, nach Stock ach

* Das Romanfeuilleton findet der Leser im heutigen
^ften Blatt. _ _
Stadt-Theater.
O Heidelberg, 10. November.
„Maria Stuart", Trauerspiel von Friedrich v. Schiller.
».Zur Vorfeier des zehnten November wurde gestern „Maria
h'Uart" dargestellt. Die Vorstellung wurde fleißig vorbereitet;
zaches reichte nicht zu; einiges gelang und erfreute. An Ge-
e-Atnißtagen mag der Tadel schweigen, und nur die Frage sei
-s^ben: Wobei vermögen wir vieles Andere besser zu spielen
gerade Schiller? Und er trägt einen doch, und er befeuert
«en doch, und er packt und hebt einen doch, Spieler wie Hörer)
U glaube: die Unausgeglichenheit der Färbung und des Stils,
v ?em das Ganze gebracht wurde, verursachte die Unruhe des
Mchauers. Ein Darsteller bemüht sich besonders, den Vers
"sv/."ten, dem zweiten sind die Verse höchst gleichgilttg, er
zun Allem das Bild eines leidenschaftlichen Menschen hin-
ismellen. So entstanden Massen in der Darstellung, die in kei-
Harmonie zu einander standen. Der einzige Ausweg scheint
in stin, daß der Spieler in dem schnell verrauschenden
tzMent des Spiels vor Allem das Wort, die edle Schiller'sche
,'on, zu retten sich bestrebe.
"eber das Verstimmende des Abends will ich schweigen, nur

tzi,en will ich und die Schöpfer der glücklichen Momente des
!?« nennen.
Herter spielte die Maria mit Liebe und Begeisterung,
königlicher Haltung. Die Parkscene wäre prachtvoll gelungen,
"n es für diese Königin in diesem Parke ein königliches E»,

wj?E.en hätte. Ihre Maria war auch mit naiven und liebens-
sstzgenZügen ausgestattet und zog das volle Interesse auf sich.
^' dem hat mich überrascht und erfreut Herr Birnbaum

ssto ^rewsbury) und Herr Brecher (als Panlet). Die Ge-
welsl, °es Morttmer, umloht von all' dem jugendlichen Feuer,
» Schiller seinen Jünglingen zu geben weiß, verführt den
Oleller leicht zur hitzigen Ueberstürzung. Der Morlimer des

Herrn Bernau, so wirkungsvoll er im Einzelnen sich gab, litt
auch etwas an diesem Ueberschwang. Er setzte gleich so hitzig
ein, daß er stellenweise keine Steigerung in seiner Darstellung
hervorzubrtngen vermochte. Die Rollen des Leicester und des
Burleigh lagen in den sicheren Händen der Herren Rudolph
und Wein mann.
Mühelos läßt sich Schiller nicht darstellen. Lohnt es noch,
jedes Jahr einmal ihn Hervorzuholen? Unsre Jugend sitzt
im Theater, an wie manches empfängliche Gemüth wendet sich
Schiller zum ersten Mal in öffentlicher Darstellung. Prosaische
Menschen, Menschen, die mißtrauisch sind gegen Alles, was die
Welt der Schönheit oder Freiheit auch nur streift, haben wir
genug. Es gilt Feuer aus den jugendlichen Geistern zu schlagen.
Mögen alle Kräfte angespannt in den Dienst dieser guten Aus-
gabe gestellt werden.
Wir aber, vor denen die Welt nicht mehr so frei, so offen
liegt, wir eigentlichen Zeitgenossen, wir sollten darüber wachen,
daß das Erbe Schillers ernst und streng verwaltet wird. „Sitt-
liche Hebungsfragen", wie Fontane sagt, mögen nicht in den
Theaterbericht gehören; nicht entgehen lassen wir uns aber am
Schillerabend die Gelegenheit, hinter den Zeitgeist, der seinen
Namen mit soviel Ausrufungszeichen versieht, ein großes Frage-
zeichen zu machen und mit dem Goethe'schen Wort zu warnen:
„Man entfernt sich vom rein Menschlichen, und die Poesie kommt
ins Gedränge." Li-
Kleine Zeitung.
zs» Zeitgemäße Betrachtungen. (Nachdruck verboten.) Roth
vom Baume schwebt das Blatt, — denn das Jahr wird alt und
schwach. — Müd ist Chlodwig auch und matt, — denn er
war so lange wach, — wachte zu des Reiches Segen — noch zu
einer Zeit, da lang — Andre sich zur Ruhe legen. — Dank ihm I
Doch uns wird nicht bang,— hält ja doch des Reiches Steuer —
nun ein wohlbewährter Mann. — Nimmer ist er uns ein Neuer.—

Bülow ist's, der Vieles kann. — Als Fürst Chlodwig noch
amtirte, — hieß er schon der Mann, der kommt. — Niemals
war er der Blamirte, — denn er weiß es, was uns frommt; —
dies ist jetzo auch von Nöthen! — Dort im fernen Reich der
Mitten — dissoniren stark die Flöten! — Nur wir Deutsche
und die Briten — schlossen einen festen Bund; — zwar
nicht freudig, doch war's nöthig. — sonst kam alles auf den
Hund, — und da sind wir gern erbötig. — Doch die Freund-
schaft soll nur gelten, — um den Chinamann zu lehren, — daß
Europa sich nicht schelten — ungestraft läßt l Sonst soll kehren —
selbst der Brite seinen Stall; — nimmer können wir verzeih'n —
nur für schöner Worte Schall — seine Burenmetzelein l — Doch
das Neuste machet beben — mich vor Aergcr, Zorn und Scham —
mußte man es doch erleben, — daß Herr Cectl Rhodes kam —
und mit dreister Ueberhebung — uns, den Deutschen, wollte weh-
ren — unsres Hausrechts freie Uebung! — Hin zum Teufel
mag sich scheeren — dieser Herr! Besuch ihn wünsch' ich — wie
jetzt war in Bremen Einer. — Dieser Wunsch ist zwar nicht
christlich, — doch so bin ich! ,
Fidel Greine r.
jHj Speyer, 9. Nov. Der seit diesem Frühjahr schwebende
Prozeß der Brauerei zum Storchen A.-G. in Speyer und des
Restaurateurs Lud. Waibel, Ausschank der genannten Brauerei
in Mannheim, gegen den Gastwirth Kannegieser Ausschank des
Speyerer Brauhaus vorm. Gebr. Schultz in Mannheim wegen
unlau term Wettbewerb (unberechtigte Führung des
Storchenschildes), wurde heute beim Reichsgericht in Leipzig in
letzter Instanz zu Gunsten der Brauerei zum Storchen A.-G. und
des Restaurateurs L. Waibel entschieden.
— Brüssel, 9. Nov. Der heme ^früh von Baulers abge-
gangene Personenzug stieß auf der Station Braine-l'AUeud auf
einen Güteizug. Der Heizer und der Lokomotivführer des
Güterzuges sollen todt sein. 11 Reisende, in der Mehrzahl
Arbeiter, wurden schwer verletzt.
— Ein Sarkophag ist vor kurzem bei Aubar unweit von der
südlich von Künta gelegenen Stadt Cregli entdeckt worden und
 
Annotationen