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Heidelberger Zeitung — 1900 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 255-280 (01. November 1900 - 30. November 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37614#0531

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^scheint täglich,
«mags ausgenommen.

^Prei-
"'u FamiUenblättern
- monatlich 50 Pf.
? Haus gebracht.
M die Post bezogen
,l>tz?l7teljährl. 1.25 Mk.
"'Meßlich Zustellgebühr.


JnsertionSgebühr:
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzeilc oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.

GratiS-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

^wrech-Anschluß Nr. 82.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

268. Elkes Klitt. Samstas. den 17. Dvcnibcr

isoo.

An Attentatsversuch gegen den
deutschen Kaiser.
Gestern Nachmittag traf folgendes Telegramm ein,
/ir hier durch Vertheilung von Extrablättern bekannt
haben.
.Breslau, I6.N0V. Als Se. Majestät
^ Kaiser heute Mittag mit dem Erb-
^lnzen von Meiningen in einer offenen
k^ipage vom Bahnhof nach derKürassier-
//Zne fuhr, warf eine anscheinend geistes-
.^torte Frau aus dem Publikum ein
kl-M Handbeil in der Richtung nach dem
^serlichen Wagen. Das Beil fiel hinter
kaiserlichen Wagen zur Erde. Niemand
/ verletzt. Die Frau wurde sofort ver-
altet. Sie heißt Selma Schnapke.
Sen ^"ö"nschen sind noch einige weitere Telegramme ein-
^Müen, welche wir nachstehend folgen lassen. Voraus-
^u>>ckt sei, daß der Kaiser beim Fürsten Hatzfeld in
Hachenberg zur Jagd gewesen war und von dort am
j/Uag um IL'/j Uhr auf dem oberschlesischen Bahnhof
^ Oeslau eintraf, auf dem der Polizeipräsident und der
^ chrdent der Eisenbahndirektion sich eingefunden hatten,
tz, Kaiser, der Kürassieruniform trug, entstieg dem
- ""Sen; ihm folgten die erbprinzlich-meiningenschen
tz s^chaften. Nach herzlicher Verabschiedung von der
vf- ^'nzessin fuhr der Kaiser mit dem Erbprinzen in
lenem Wagen nach der Kürassicrcaserne in Kleinburg.
^Breslau, 16. Nov. Die verhaftete Frauensperson
H / Selma Schnapke. Sie stand in den vordersten
des Publikums auf der Seite des Wagens, wo der
dy /inz von Sachsen-Meiningen saß. Als der Wagen
Erfuhr, schleuderte die Person ein kurzes Beil nach
^selben. Das Beil prallte vom Wagen ab und
»Hs ^mittelbar dahinter nieder. Die Menge stürzte sich
l oft Frau, die die Schutzleute sofort festnahmen.
bla», es lau, 16. Nov. Die Angaben hiesiger Extra-
daß die während der Wagenfahrt des Kaisers
"stete Frau eine Italienerin oder ein als Frau
h,/ideter sei, sind unwahr. Die Frau ist eine
h/lle Händlerin namens Schnapke. Die amtlichen Er-
rungen haben ergeben, daß sie geistesgestört ist.
Breslau, 16. Nov. Die Person, die den Anschlag
4y..,den Kaiser ausgeführt har, Selma Schnapke, ist eine
e Adrige unverehelichte Händlerin, die aus ihrer Wohnung
fq/ittirt worden war. Es schwebt gegen sie ein Ver-
gka u wegen Beamtenbeleidigung und Widerstand
sib u die Staatsgewalt. Bei ihrer Vernehmung äußerte
hy'b daß es alle Welt auf ihr Leben abgesehen
so/', dem Wege nach dem Polizeibureau sprach sie
i>„^setzt von Leuten, die sie aufgehetzt hätten, und ries
>y. ' »Er hat mich ja geheißen." Das Beil, das sie
dr , traf das Hinterrad des kaiserlichen Wagens und
s^dte an demselben ab. Das Beil befindet sich im Besitze
tzh Polizei. Der Kaiser fuhr tiefernst weiter nach der
h//sier.Kaserne. um dort das Frühstück einzunehmen. Es
große Aufregung in der Stadt.
»ij^r e slau, 16. Nov. Um 3 Uhr verließ der Kaiser
cm. Erbprinzen von Sachsen-Meiningen die Kürassier-
kj/^ne und fuhr, geleitet von einer Schwadron Leib-
tj/Isire, die zur Hälfte vor, zur Hälfte hinter dem Wagen
T ", nach dem Oberschlesischen Bahnhof zurück. Die
^dpeu der Garnison bildeten auf dem Wege Spalier.


Ein Opfer.
Roman von B. Saworra.
Autorisirte Bearbeitung nach dem Englischen.
(Fortsetzung.)
sich "^eßhalb klärten Sie mich nicht darüber auf. Sie haben
Uch nicht gerechtfertigt?"
"L — nein."
^tbK/um sagten Sie mir nicht, daß ich Sie falsch be-
spür,/ schwieg einen Augenblick, dann sagte sie: »Damals
P^in, mir fremd, und ich legte nicht viel Werth auf die
MONg, die Sie von mir faßten."
, ^stachelte ungläubig — spöttisch.
Erklärung, Fräulein Verrell, verbietet mein Ver-
gelten zu lassen."
«so, batte noch einen anderen Grund," sagte sie leise.
-Kelchen?"
Uch kann ihn nicht nennen," antwortete sie.
Md s.sandle sich ab: nachdenklich schritt er zum Fenster
, Mte schweigend nach dem dunklen Abendhimmel.
»L„»drte er zurück.
AtrAsb" Sie mich offen zu Ihnen sprechen, Fräulein
ö eich/ft Sw sagen, daß Sie Hauptmann Pomerrh ebenso
^gkfout'g waren, wie er Ihnen — und ich soll dieser Be-
Mch A'g Glauben schenken? — Sie reisten allein mit ihm
/v un/R""e, dem kleinen Stranddorfe zwischen Summer-
Ä sl)urton Hampstead. Es überrascht Sie, wie ich sehe,
^ das beabsichtigte Ziel Ihrer Fahrt kenne; ich will
° ^klären, wie ich davon Kunde erhielt. Zufällig
Ms; mich in demselben Jahre einige Tage in Greystone
.wohnte >n einem kleinen Logirhause außerhalb des
Ä rnii °'Eht am Strande. Im Laufe der Unterhaltung kam
^win° /Einer Mithin auch auf den Eisenbahnunfall in
'Elton zu sprechen; sie erzählte mir, daß sie mit dem

Eine dichtgedrängte Menschenmenge brachte dem Kaiser auf
dem ganzen Wege begeisterte Huldigungen dar.
Auf dem Bahnhof war die Erbprinzcsstn von Meiningen
erschienen, von der sich der Kaiser in herzlichster Weise
verabschiedete. Die Abfahrt nach Groß-Strehlitz erfolgte
3 43 Uhr.

Neulich ging durch die Blätter die Nachricht, der König
von Serbien habe sich in eine Lebensversicherung einkaufen
wollen, sei aber von den Versicherungsgesellschaften ab-
gewiescn worden, weil sein Beruf ein zu gefährlicher sei.
Durch den Vorfall in Breslau wird diese Auffassung leider
in einer für uns sehr betrübenden Weise bestätigt. Zwar
handelt es sich dort allem Anschein nach um die That
einer Geistesgestörten» die für ihr Thun weder
rechtlich noch moralisch verantworlich gemacht werden kann,
sodaß dem deutschen Volk eine eigentliche peinliche Be-
schämung erspart geblieben ist, aber man sieht doch mit
Bangen, wie auch unser Kaiser Gegenstand und Ziel einer
gefährlichen Wahnvorstellung gewesen ist. Durch seine
vielen Reisen kommt der Kaiser in alle Winkel des Reiches;
wenn also irgend wo ein wahnsinniges Gehirn Anschläge
gegen ihn schmiedet, so ist die Gefahr, daß die Ausführung
des Planes gegen ihn versucht wird, bei dem deutschen
Kaiser größer als bei irgend einem andern Monarchen.
Mögen wir vor so schrecklichen Katastrophen, wie sie sich
in Italien und in Rußland s. Zt. ereignet haben, bewahrt
bleiben!

Deutsches Reich.
— Dem Reichs talge ging ein Antrag Münch -
Ferb er (national-liberal) zu, die Regierung zu
ersuchen, dahin zu wirken, daß die Errichtung deutscher
Handelskammern im Auslande herbeigeführt werde;
ferner ein Antrag Munckel, anstatt Abschnitt 11 des §360
des St.G.B., Grober Unfug-Paragraph, folgende Be-
stimmung zu setzen: „Wer durch Erregung von Lärm oder
ähnlichen unmittelbar in die Sinne fallenden Handlungen
die öffentliche Ruhe in ungebührlicher Weise stört . . ." rc.;
ferner ein Antrag Beck-Coburg, bei Z 7 der Str.Proz.Ordn.
die Bestimmung zu setzen, daß der Gerichtsstand der durch
den Inhalt einer Druckschrift begründeten Strafthat aus-
schließlich bei demjenigen Gerichte begründet ist, in dessen
Bezirk die Druckschrift erschienen ist; endlich ein Antrag
Bargmann betr. Aufhebung der Theaterzensur.
— Nach dem neuen Po st etar werden 2342 Stellen
für Beamte und 3521 Stellen für Unterbeamte geschaffen,
allein 2100 neue etatsmäßige Assistentenstellen sollen ge-
schaffen werden.
Baden. Der Ettlinger Landsmann erklärt mit her-
vorstechender Schrift, daß er ein unabhängiges Blatt sei,
keine finanzielle organisatorische oder vertragsmäßige Be-
ziehung zur Centrumspartei habe und lediglich die Ansichten
seines Redakteurs und Herausgebers vertrete. Wer damit
nicht einverstanden sei, könne das Blatt abbestellen; eine
weitere Machtbefugniß gegenüber dem Landsmann stehe
Niemanden zu. Das heißt kurz und bündig dem Zwei-
sternenmann im Beob. den Stuhl vor die Thürc gesetzt.
— Nicht bloß in den Reihen der Volkspartei, auch im
Centrum fühlt man sich beunruhigt durch das Hervortreten
der neuorganisirten Conservativen. Kein Ge-
ringerer als der Abg. Wacker bringt einen Leitartikel im
Bad. Beobachter, worin die Conservativen mit Spott und
Hohn behandelt werden. Namentlich der Umstand wird
als wichtig betrachtet, daß der Bund der Landwirthe sich
von den Conservativen „einrangiren" ließ, und der Artikel-

schreiber knüpft daran die Frage: „Nun, da wird es doch
auch für die Antisemiten noch einen Freiplatz geben I"
— Sehr anerkennend urtheilt der Karlsruher Korre-
spondent des Schwäb. Merk, über die Ansprache des
engeren Ausschusses der nat.-lib. Partei. Er schreibt:
Man kann nur anerkennen, daß das Schriftstück wohl-
überlegt und klar geschrieben ist. Es macht ins-
besondere den Eindruck der Offenheit und des guten
Gewissens, nur das Wohl des Landes angestrebt zu
haben und künftig anzustreben, und dieser Eindruck ist von
Wichtigkeit, weil das gute Gewissen den Nationalliberalen
oft genug abgesprochen wurde.
* Der zwei Sternen-Mann im Beobachter mäkelt an
den Vorschlägen des engeren Ausschusses der nat.-lib.
Partei herum, ohne indessen ein bestimmtes Urtheil abzu-
geben. Es gefällt ihm nicht, daß die Zerlegung der größeren
Städte in mehrere Wahlbezirke und die Reform der ersten
Kammer als Bedingung für die Einführung der direkten
Wahl bezeichnet werden. Anderseits gibt er die Berechti-
gung dieser Forderungen in gewissem Sinne zu. Kurz,
er scheint noch nicht recht zu wissen, wie er sich zu der
Sache stellen soll. Wir unsererseits können den Rath
nur wiederholen, daß das Centrum sich den national-
liberalen Vorschlägen anschließen möge, denn sonst kommt
überhaupt nichts zu Stande.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Grobherzog haben den'
ordentlichen Professor an der Technischen Hochschule in Karls-
ruhe, Geh. Hofcath Josef Hart auf sein Ansuchen wegen leiden-
der Gesundheit unter Anerkennung seiner langjäbrigen treuen und
ersprießlichen Dienste und unter Belastung als Mitglied der Ab-
theilung für Maschinenwesen und des Großen Rathes der Tech-
nischen Hochschule in den Ruhestand versetzt, sowie demselben
gleichzeitig den Charakter als Geheime Rath III. Klasse verliehen.
— Regterungsbaumeister Friedrich Ioos in Karlsruhe wurde
nach Heidelberg, Regierungsbaumeister Karl Schmidt in
Offenburg nach Karlsruhe und Eisenbahningenieur Friedrich
Wolfs in Heidelberg nach Offenburg versetzt.
— In gleicher Eigenschaft sind versetzt worden: Bezirksthier-
arzt Franz Huber in St. Blasien nach Oberkirch und Bezirks-
thierarzt Friedrich Meltzer von Oberkirch nach St. Blasien.
— Expedittonsassistent Franz Hauser in Radolfzell wurde
nach Pforzheim und Ludwig Kuth in Basel nach Radolfzell
versetzt. Betriebsassistent Josef Hüther in Oberlauchringen
wurde zum Stationsverwalter ernannt und Expedittonsassistent
Adolf Hermann ln Basel nach Schaffhausen versetzt.
— Justizaktuare. Auf Grund der im Movember d. I.
abgehaltenen Prüfung sind folgende Jncipienten als Justiz-
aktuare ausgenommen worden: Albert Eisinger-von Heidels-
heim, Karl Frank von Bulach, Friedrich Fries von Heidel-
berg, Wilhelm Fuhrmann von Rappenau, Albert Haffner
von Karlsruhe, Gustav Herold bon Altschweier, Wilhelm Hert-
weck von Adelsheim, Josef Heß von Dielheim, Alfred Klein von
Radolfzell, Heinrich Knaus von Hilsbach, Wilhelm Knaus von
Hilsbach, Linus Knörzer von Oberkessach, Karl August Krctten-
weis von Schwarzach, Emil Kreutel von Brötzingen, Aug. Lieb
von Degernau, Otto Link von Wellendingen, Robert Schäfer von
Rintheim. Georg Schreck von Wcrtheim, Friedrich Spieß von
Dühren, Emil Treidel von Rastatt, Hermann Otto Trtvpel von
Waldkirch, Friedrich Wildermuth von Karlsruhe.
Karlsruhe, 16. Nov. Der Großherzog und
die Groß Herzogin trafen heute früh gegen 9 Uhr aus
Schloß Baden in Karlsruhe ein. Alsbald nach erfolgter
Ankunft nahm der Großhcrzog Meldungen von Offizieren
entgegen. Von 10 Uhr an bis 1 Uhr ertheilte sodann
Seine Königliche Hoheit Audienzen. Nachmittags 3 Uh-
nach Erledigung verschiedener Geschäfte empfing Seine
Königliche Hoheit den Präsidenten des Badischen Militär-
vereins-Verbandes, General der Infanterie z. D. Freiherrn
Roeder von Diersburg. Hierauf folgten die Vorträge der
Minister Dr. Buchenberger und von Brauer, des Geheime-
ratbS Dr. Schenkel und des Geheimen Legationsraths Dr.

verunglückten Zuge gerade einen Herrn und eine Dame er-
wartet hatte, und daß der Herr, Hauptmann Pomerrh, bei
dem Unfälle seinen Tod fand. „Wer war die Dame?" fragte
ich sie. Sie zögerte zuerst — dann sagte sie, Hauptmann
Pomerrh hätte, als er die Zimmer miethete, sie als seine
Frau bezeichnet: in der Zeitung hatte sie dann aber gelesen,
daß er unverheirathet gewesen."
Grävener blickte Judith fest an; sie hatte das Haupt

vas gesenkt. .
„Als Hauptmann Pomerrh das Bewußtsein wieder kr-
agte." fuhr er langsam fort, „ersuchte er mich. Sie zu suchen,
h sollte nach „Frau Lewis" fragen. Sie reisten also unter
schein Namen mit ihm." „ „ ,
Dos junge Mädchen schwieg. Krampfhaft umfaßte sie dre
»Wenn Sie für diese Thatsachen eine Erklärung haben,
äulein Verrell, bin ich gern bereit, Ihren Worten Glauben
schenken. Verzeihen Sie aber, wenn ich einen sicheren Be-
sts verlange." ^ ^ ,
„Ich kann Ihnen die gewünschte Erklärung nicht geben,
eniowenig einen glaubwürdigen Beweis," sagte sie ruhig
d sah ihn voll an. „Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt,
h stand zu Hauptmann Pomerrh in keiner näheren Be-
hling — in keiner Weise. Ich bitte Sie. mir zu glauben.
„Sie sind aber doch mit ihm allein gereist, und er nannte
ie seine Frau —"
Das Wort kam so leise, so unsicher heraus, daß es nicht
erzeugend wirken konnte; in hoffnungsvollem Ton fügte
hinzu: „Ich kann es nicht erklären."
„Sie sehen, Fräulein Verrell, daß mir dann keine andere
ahl bleibt, als cs Mark mitzutheilen. Es wäre Ihre
licht gewesen, es ihm zu sagen. Da Sie diese Pflicht unter-
sen haben, muß ich die schwere Aufgabe übernebmen.
Sie sah verzweifelt vor sich nieder, ihre Lippen zitterten,
gleich sie ihre ganze Kraft zusammennahm, um ruhig zu
iben. Plötzlich blickte sie Grävener flehend an und sagte:
litte, warten Sie noch einen Tag —".

Er sah sie fragend an: „Noch einen Tag?" wieder-
holte er.
„Sprechen Sie morgen noch nicht mit Mark. Obgleich
Sie so wenig Vertrauen zu mir haben — versichere ich Ihnen
— ich habe die volle Wahrheit gesagt. Sie bcurtheilen mich
falsch — es ist ja so natürlich, daß Sie es thun I Morgen
— morgen werde ich Ihnen vielleicht alles erklären — den
gewünschten Beweis geben können. Sagen Sie es Mark
noch nicht; er würde vielleicht glauben — was Sie glauben.
Ich könnte das nicht ertragen. Das wäre zu viel!" Sie
unterdrückte mit Mühe ein Schluchzen. „Es würde mein
Herz brechen, wenn er an mir zweifelte," fügte sie mit er-
stickter Stimme hinzu.
Der Ton rührte Grävener; er fühlte Mitleid mit ihr.
Trotzdem konnte er sich nicht enthalten, ihr zu sagen:
„Und Mark? — Wie soll er diesen Schlag ertragen?"
Dann fuhr er fort:
„Ich verstehe nicht, was Sie meinen! Sie wünschen, daß
ich noch einen Tag warte, ehe ich mit meinem Freunde
spreche: warum können Sie mir diese Erklärung nicht heute
ebensogut wie morgen geben?"
Sie schwieg; muthlos blickte sie zu Boden.
„Allo morgen wollen Sie Ihr Benehmen zufriedenstellend
erklären?"
Wieder schwieg sie; dann rief sie:
»Ich kann nichts fest versprechen — ich hoffe es — viel-
leicht ist es mir möglich."
Die kleine Uhr auf dem Kaminsims tickte laut; gleich-
förmig hörte man durch das offene Fenster das Wasser gegen
das Ufer schlagen.
Er sann nach.
„Wollen Sie warten?" fragte sie; diesmal klang der Ton
nicht bittend.
„Ja, ich will es," erwiderte er tonlos.
(Fortsetzung folgt.)
 
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