^ Erscheint täglich.
sonntags ausgenommen.
Preis
mit Familimblättern
, monatlich 50 Pf.
^frei in's HauS gebracht,
^urch Post bezogen
vierteljährl. 1.25 Mk-
Zustellgebühr.
^nsvrech-'
Anschluß Nr. 82.
HeidkUuM Mtm.
Jnferttonsgebühr
15Pf. für dreispaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzehen bedeutend
ermäßigt.
GrattS-Anschlag
der Inserate auf den Plakat,
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82
Ar. 211.
Dienstag, den 11. September
190«.
Der Neun-Uhr-Ladenschluß.
, Bekanntlich hat die jüngste Novelle zur Gewerbeordnung
^ obligatorischen Ladenschluß um 9 Uhr Abends au-
Mdnet und den Schluß um acht Uhr von einer Ab-
'Mmung der Ladcninhaber der einzelnen Handels- und
^wcrbszweige abhängig gemacht. Ueber die bisherigen
^Handlungen in letzterer Beziehung gibt die Sociale
*raxjz folgende Uebersicht: In Berlin, Leipzig, Breslau
anderen Orten findet die Bewegung für den Acht-Uhr»
"denschluß großen Anklang. Auch in Mainz, unter dem
Ersitze des Präsidenten des Vereins Mainzer Kaufleute,
undtagsabgcordneten Molthan. tagte am 18. ds. Mts.
Versammlung der Vorstände der kaufmännischen Ver-
'Ue von Mainz. Es wurde nach eingehender Erörterung
"lgende Resolution angenommen: „Die Vorstände der
uufniännischen Vereine hiesiger Stadt erachten es für durch-
^ wünschenswert!,, daß am 1. Oktober d. I. der all-
"Eweine Ladenschluß auf 8 Uhr festgesetzt wird. Sie be-
Uftragen den V-rein Mainzer Kauflcute, mittels einer bei
sEU hiesigen Ladeninhabern zirkulirenden Liste die Zu-
»riMung der Interessenten hierzu einzuholen." Während
- Bargen der Ladenbesitzerverein für den Acht-Uhr-Laden-
^uß jst^ schlägt die Elberfeld-Ba-mer Innung eine Ucber-
^bgsform vor. daß vom 1. October bis 1. Januar die
"denlokale um 9 Uhr, bis 1. Mai 1901 um halb 9 Uhr
.von da ab um 8 Uhr geschlossen werden sollen. Auch
kaufmännische Innung zu Göttingen neigt vorläufig
^ Einführung erst des halb 9 Uhr-Ladenschlusses zu.
"ker Feststellung von Ausnahmen sprachen sich i» Zwickau
^stimmig 240 Ladenbesitzer für den Achluhr-Schluß durch
ttsstatut aus. In Hannover macht sich die Bewegung
.Unfalls geltend; Zuschriften aus Kreisen der Ladenbesitzer
" oorftgen Blättern treten warm für den früheren Schluß
Bemerkenswerth ist, daß, von einigen Ausnahmen
gesehen, auch die Ladeninhaber, in gleicher Weise wie
'E Handlungsgehilfen, sich für den Acht-Uhr-Ladenschluß
Brechen. _
Die Vorgänge in China.
2. Den Meldungen über den am 28. August erfolgten
.^rch marsch durch den Kaiserpalast in Peking
> auf Grund in Berlin eingegangener amtlicher Meldungen
^Miiins nachzutragen: Der Durchmarsch erfolgte um 8
r>ar Morgens von Süden nach Norden mit fliegenden
Philen und klingendem Spiel. Nirgends stieß man auf
^verstand. Die Tags zuvor unterrichteten Palastbeamten
aaeten die Thoce und begleiteten den Zug. Beim Aus-
I,aus dem Nordthore defilinen die Truppen, durch
aaste Zurufe begrüßt, vor den Consuln und dem diplo-
^tischen Corps. Die russische Militär-Capelle spielte beim
orbeimarsch der deutschen Abtheilung „Heil dir im Sieger-
und der französischen Abtheilung die „Marseillaise".
..Der zweite Admiral des deutschen Kreuzergeschwaders
h dct aus Taku vom 5. ds. Mts., daß Generalmajor
^Hopfner am 29. August in Peking eingetroffen ist.
2. Bataillon sowie die Batterie sind am 31. August,
..klhr Nachmittags, eingelroffen. Capitän zur See Pohl
"d de» Rückmarsch von Peking mit dem Landungscorps
^hrscheinlicy am 5. d. Mts. antreleu. Das Detachement
ssu- a. das die schwere Zeit in Peking durchlebt hat,
^ueßt sich jhm an. Graf v. Soden verbleibt in Peking.
Zimmermannsgast Cords ist am 29. August und der
^ airose Born am 30. August in Peking an Hautentzün-
D*8 gestorben. Beide waren von der Besatzung der
x^ene". Sic wurden im Garten der Gesandtschaft be-
Am 24. August gruben die Deutschen in Peking zwei
gezogene 21,4zöllige moderne Geschütze aus, die die
Chinesen vergraben hatten. Diese bilden mit den beiden
anderen von den Amerikanern in der vorigen Woche ge-
fundenen Geschützen eine vollständige Batterie. Die Ame-
rikaner fanden auch 500 Pfund Munition.
Tschungli, der Militärkommandant von Peking, der
für die Ermordung des deutschen Gesandten verantwortlich
ist, wurde verhaftet und unter deutsche Bewachung
gestellt. Die Zerstörung in Peking ist ungeheuer. Kilo-
meterweit sieht man nichts als zerschossene Häuser, sie
sind theils durch die Boxer, theils durch die regulären
chinesischen Truppen, theils durch die Geschosse der Ver-
bündeten zerstört worden.
Nachträglich wird bekannt, daß die Japaner zahlreiche
Offiziere in China als Kundschafter und Beobachter unter-
halten. Als b«i Beginn der Belagerung der japanische
Gesandte zur Meldung von Freiwilligen behufs Theil-
nahme an der Vertheidigung auffordcrte, meldeten sich
35 japanische Offiziere, die sich in verschiedenen Eigen-
schaften in Peking aufhielten, einer war Barbier für
Fremde gewesen, ein anderer, ein Artillerichauptmann,
hatte ein photographisches Atelier, daher brauche man sich
nicht zu wundern, daß die Japaner so gut unterrichtet
waren.
Die britischen, amerikanischen, russischen und japanischen
Truppenkommandeure in Peking haben eine Proklamation
erlassen, worin sie erklären, sie werden die Ordnung auf-
rechtcrhalten und die Einwohner auffordern, ihre Geschäfte
wieder aufzunehmen. Die Straßen sind noch immer ver-
lassen. Da keine Produkte vom Lande eintreffen, herrscht
Nahrungsmangel.
Wie in London verlautet, will Amerika, falls die
Mächte nicht bald zu einer Verständigung über den
russischen Vorschlag kommen, seine Truppen bis auf eine
kleine für den Schutz der Gesandtschaft nöthige Abtheilung
von Peking zurückziehen und mit Li-Hung-Tschang in
Friedensunterhandlungen treten. Ob das wahr ist, muß
dahingestellt bleiben. Allen Nachrichten aus Amerika
gegenüber ist das größte Mißtrauen angebracht. Man
erinnere sich nur an die nach amerikanischer Art mit
Details ausgeschmückte Meldung, daß Deutschland einen
Kompromißvorschlag gemacht habe. Das war eine Luge
und so mag es sich auch mit dieser neuen Meldung ver-
halten.
Deutsches Reich.
— Der Deutsche Kriegerbund, welcher etwa 1'/,
Millionen Mitglieder zählt, beabsichtigt am 18. Jan. 1901,
als dem 200. Gründungstag des Königreichs Preußen,
dem Kaiser den Ertrag einer unter den Mitgliedern ver-
anstalteten Sammlung zu überreichen, mit der Bitte, daß
der Kaiser die Gabe zu einer patriotischen Stiftung
verwenden möge.
— Legationssecretär v. Below in Peking hat
an seinen Vater einen Brief gerichtet, worin er eine
Schilderung der durchlebten Schreckenstage gibt. Die
Nordd. Allgem. Ztg. theilt daraus folgende Stelle mit:
„Mit noch fünf andern Herren halten wir uns ein kleines
Zimmer, welches kaum sechs Meter im Geviert war, als
letzten Zufluchtsort ausgesucht und dasselbe mit allen
möglichen aufzutreibenden Revolvern und andern Schieb-
waffen ausgerüstet. In der Mitte stand ein Pulverfaß,
mit welchem wir uns beim Eindringen der gelben Mörder-
bande, um denselben nicht lebend in die Hände zu fallen,
in die Luft sprengen wollten. Doch, Gott sei Dank, blieb I
uns diese ultima ratio erspart und das Nähere über
unsere Befreiung habt ihr schon aus den telegraphischen
Berichten gehört!"
Stettin, 10. Sept. Beim gestrigen Frühstücke im Ca-
sino des Grenadierregiments dankte der Commandcur dem
Kaiser für sein Erscheinen und brachte ein dreifaches tzur-
rah auf den Kaiser aus, der mir einem Trinkspruch auf
das Regiment erwiderte. Der Kaiser brachte dann einen
zweiten Trinkspruch auf sein russisches Regi-
ment Wyborg aus, dessen Oberst v. Becker mit einem
Hoch auf das Grenadicrregiment dankte. Um 5'/^ Uhr
traf der Erzherzog Franz Ferdinand mit dem
Feldmarschalllcutnant Graf Nostitz und dem Gefolge
auf dem Bahnhof hier ein. Sie wurden empfangen von
dem Oberpräsidenten, dem militärischen Gefolge und dem
österreichisch-ungarischen Militärattache, sowie den zum
Ehrendienst commandirtcn Officieren, darunter Prinz zu
Salm-Horstmar, ferner Prinz Albrecht von Preußen (in
österreichischer Dragoneruniform) und den übrigen anwesen-
den Prinzen, sowie dem Herzog Günther zu Schleswig-
Holstein, der kur; vorher cingetroffen war. Der Kaiser,
der in österreichischer Generalsuniform erschienen war, be-
grüßte den Erzherzog auf das herzlichste und schritt mit
ihm die Front der Ehrencompagnie ab. Hierauf nahm er
den Vorbeimarsch entgegen und fuhr mit ihm ins Schloß,
geleitet von Kürassieren des Regiments „Königin" und
vom Publikum lebhaft begrüßt. Hierauf wurde er vom
Kaiser nach seiner Wohnung beim commandirendcn General
geleitet. Am Abend fand beim Kaiserpaar Tafel für die
Prinzen statt.
Bade». L.O. Karlsruhe, 10. Sept. In Frei-
burg wurde ein Windthor st bund gegründet, der seine
Mitglieder durch ernstes Studium und planmäßige Hebung
für das öffentliche Leben im Sinne des Centrums
heranbilden will. Der Centrums-Fraktionschef Wilhelm
Fischer gab seinen Segen zu der Gründung und schil-
derte aus „eigener Erfahrung", wie z. B. bei Wahlen in
der Centrumspartei stets eine „Leuienoth" herrsche, welche
die Parteileitung unierstützten. Man darf gespannt darauf
sein, wie der demokratische Landcsbote und die conservative
Landpost, welche für die nationalliberalcn Jugcndvcreine
bis jetzt nur Hohn und Spott Hallen, den ersten Cen-
trumsjugendverein in Baden begrüßen werden.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Salzsteneraufseher Adolf Bruker in Wyhlen die silberne Ver-
dienstmedaille verliehen.
— Der zur Zeit der Domänendirektion zur Verwendung bei
der Fvrsteinrichtung zugetheilte Forstassessor Hans Lang wurde
nach Baden versetzt und dem Forstamte das elbst als zweiter
Beamter zugewiesen.
Karlsruhe, 10. Sept. Am Samstag Mittag ist
Prälat a. D. O. Doll auf Schloß Mainau eivgctroffen.
Am gestrigen Geburtsfest des Großherzogs nahm derselbe
mit der Großherzogin Vormittags die Glückwünsche der
im Schloß weilenden Gäste und des Hofstaats entgegen
und empfing sodann vor dem Schlosse zahlreiche Abord-
nungen der umliegenden Gemeinden. Um 9 Uhr fand in
der Schloßkirche katholischer Gottesdienst statt, an welchem
die Herzogin von Genua iheilnahm und um '/4II Uhr
wurde von Prälat v. Doll in Anwesenheit der höchsten
Herrschaften evangelischer Gottesdienst abgehalten, bei
welchem der Kirchenchor aus Konstanz milwirkte. Um 12
Uhr wurden d e Spitzel, der Behörden aus Konstanz zur
Beglückwünschung empfangen. Im Laufe des Vormittags
trafen die Prinzessin Wilhelm und die Prinzessin Max
mit Gefolge von Salem kommend auf Schloß Mainau
13)
Der Wurzelgraber.
Eine Hochlandsgeschichte von Friedrich Dolch.
(Schluß.)
eil,"^" hast meine Hand," sagte Cyrill bewegt. „Wenn Du
drit Mensch werd'n und Frieden mach'n willst
Und ^wem Vater, Domini, nachher soll alles vergeben
tvird Lassen sein. Dein Vater is ein braver Mann, der
^Erd'ni^ Freuden aufnehmen, und alles wird noch recht
^ Regerl grüß' mir noch schön von mir." saate
sich adwendend und seine Axt aufgreifend. „Ich
*in „A. ^ alles Glück, und wenn sie hört von Dir, daß ich
Deutlicher Mensch werd'n will, nachher wird's wohl
ltnww von mir denken." Und dem Jäger noch einen
Gruß zunickend, warf er die Axt über die
Felder und verschwand gleich darauf hinter der nächsten
dem schon gegen Abend, als der Jäger, der sich mit
nicht sehr beeilt hatte, auf das Häuschen des
i>e^ Akrabers zuschritt. Freilich wurde ihm, je näher er
*Uurd-n > E kam, immer schwüler zu Muthe und seine Schritte
der N» immer langsamer, aber er mußte beute Abend noch
er ^"waisten die Trauerbotschaft bringen und so othmete
übe/"vH einmal tief aus und schritt dann entschlossen
Me Schwelle der Hausthüre.
thjjZ." .Demselben Augenblicke wurde Regerl in der Küchen-
Euich Achtbar. Als sie den Ankömmling erblickte, stellte sie
*io>nn,- rauchende Pfanne, die sie gerade vom Feuer ge-
bisi AEn, wieder aus den Herd und streckte dem Geliebten
>nem freudigen Ausrufe die Hand entgegen.
nimst agxjn," sagte sie, „wo hast denn 'n Vater
- Ex kommt oft halbe Räch,' net heim und macht
mir iovtel Unruh' und Sorg'. Ich fürcht immer, es könnt'
ihm amal was zustoßen —"
„Wohl, wahr." nickte der Jäger beklommen. „Und Dein
Vater is so waghalsig auch noch. Grad' aus die g'sährlichsten
Plätz' geht er mit Vorlied' — auf die Plätz', wo schon gar
mancher Wurzelgraber verunglückt is."
„Gelt, Du meinst 's auch?" ries Regerl betroffen. „Ich
Hab' ihn schon oft bitt' — aber was machst Du denn für
ein G'stcht? Das könnt' mir ja schier Schreck'n einjagenl
Es wird doch net am End' 'was passirt sein? Du bist mit
'm Vater fort — weißt denn net, wohin er 'gangen oder wo
er 'blieben is?"
„Regerl, nimm Dich z'samm' — Dein Vater —"
„Jesus Maria, er is verunglückt?"
„Der Jäger neigte stumm das Haupt, das Mädchen aber
stieß einen Schrei des Schreckens und Entsetzens aus und
sank halb ohnmächtig auf die Herdbank nieder. Cyrill wollte
die Schwerathmende in seine Arme schließen, allein Regerl
ergriff krampfhaft den Arm des Geliebten und suchte angst-
voll seinen Blicken zu begegnen.
„Sag mir die Wahrheit, um Jesuwillen, is er todt?"
Der Jäger gab keinen Laut von sich, nur den Kopf
wandte er zur Seite. Regerl aber stieß einen markerschüttern-
den Schrei aus und sank besinnungslos in die Arme des
Geliebten.
Einige Stunden später hatte sich die Verwaiste wieder so
weit gefaßt, daß sie imstande war. der Erzählung des Jägers
mit Aufmerksamkeit zu folgen. Freilich zerfloß sie dabei fast
in Thränen, und als Cyrill mit seinem Bericht zu Ende
war. schlug sie die Hände vor das Gesicht und brach aufs
Neue in wildes Schluchzen aus.
„Und net amal ruh'n soll er in der geweihten Erd'n."
rief sie, „und ich kann net beten auf sein'm Grab. Du
armer, guter Vater! Mich hast ja doch gern »'habt, alles
hätl'st für mich thun können. Und hast weg müssen von der
Welt, so furchtbar a'schwind. und bist net hergerichtet
g'wesen für die Reis'! O du barmherziger Gott im
Himmel drob'n» mach's du gnädig mit seiner armen Seel'!"
Einige Jahre sind seit den letztgeschilderten Vorfällen
verflossen.
Wie freundlich das Jagdschlößchen Hubertsburg da tief
im Thale liegt und wie lustig die Flaggen auf den zierlichen
Thürmen wehen. Es gehört dem Freiherrn von Weilen, der
sich aber nur im Herbste einige Wochen dort aufhält, um
dem edlen Weidwerk obzuliegen. In seiner Abwesenheit
führt der freiherrliche Schloßverwalter und Oberjäger Cyrill
Leitner. der im Erdgeschosse eine behagliche Wohnung inne
bah das Regiment. Sein geliebtes Regerl unterstützt ihn
darin getreulich» und die hübsche Frau Schloßverwalterin hat
alle Hände voll zu thun, wenn sie das Gesinde, wie cs sich
gebürt, beaufsichtigen und überall nach dem Rechten sehen
soll. Aber obwohl sie von früh bis spät unausgesetzt thätig
ist, sorgt sie doch auch aus's liebevollste nicht nur für den
geliebten Gatten, sondern auch für die beiden blondlockigen
Buben, die sie ihm geschenkt.
Ungefähr eine Stunde vom Schlosse entfernt, breitet sich
das stattliche Pfarrdors im Thale auS. Etwas abseits von
der Dorfstraße, gegenüber der Kirche, steht ein schöner
Bauernhof, dessen Aeußcres die Wohlhabenheit des Besitzers
verräth.
Es ist der Hartlhof, und in dem schönen Wohngebäude
haust Domini, der junge Hartlbauer, der ebenfalls schon
längst ein Weib heimgefübrt. Auch seine Ehe ist mit Kindern
gesegnet; ein Paar derbe Jungen, die der „Ahnl", der alte
Harilbauer, einfach vergöttert, tollen im Hause umher. Der
Alte aber äußert sich ost, in seinem ganzen Leben sei er nicht
so viele Stunden vergnügt gewesen, als er jetzt fröhliche
Tage habe, und nur daS eine sei ihm leid, daß sein Leben
nun doch nicht mehr lange dauern könne, da es erst jetzt ihn
so recht zu freuen angefangen.
sonntags ausgenommen.
Preis
mit Familimblättern
, monatlich 50 Pf.
^frei in's HauS gebracht,
^urch Post bezogen
vierteljährl. 1.25 Mk-
Zustellgebühr.
^nsvrech-'
Anschluß Nr. 82.
HeidkUuM Mtm.
Jnferttonsgebühr
15Pf. für dreispaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzehen bedeutend
ermäßigt.
GrattS-Anschlag
der Inserate auf den Plakat,
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82
Ar. 211.
Dienstag, den 11. September
190«.
Der Neun-Uhr-Ladenschluß.
, Bekanntlich hat die jüngste Novelle zur Gewerbeordnung
^ obligatorischen Ladenschluß um 9 Uhr Abends au-
Mdnet und den Schluß um acht Uhr von einer Ab-
'Mmung der Ladcninhaber der einzelnen Handels- und
^wcrbszweige abhängig gemacht. Ueber die bisherigen
^Handlungen in letzterer Beziehung gibt die Sociale
*raxjz folgende Uebersicht: In Berlin, Leipzig, Breslau
anderen Orten findet die Bewegung für den Acht-Uhr»
"denschluß großen Anklang. Auch in Mainz, unter dem
Ersitze des Präsidenten des Vereins Mainzer Kaufleute,
undtagsabgcordneten Molthan. tagte am 18. ds. Mts.
Versammlung der Vorstände der kaufmännischen Ver-
'Ue von Mainz. Es wurde nach eingehender Erörterung
"lgende Resolution angenommen: „Die Vorstände der
uufniännischen Vereine hiesiger Stadt erachten es für durch-
^ wünschenswert!,, daß am 1. Oktober d. I. der all-
"Eweine Ladenschluß auf 8 Uhr festgesetzt wird. Sie be-
Uftragen den V-rein Mainzer Kauflcute, mittels einer bei
sEU hiesigen Ladeninhabern zirkulirenden Liste die Zu-
»riMung der Interessenten hierzu einzuholen." Während
- Bargen der Ladenbesitzerverein für den Acht-Uhr-Laden-
^uß jst^ schlägt die Elberfeld-Ba-mer Innung eine Ucber-
^bgsform vor. daß vom 1. October bis 1. Januar die
"denlokale um 9 Uhr, bis 1. Mai 1901 um halb 9 Uhr
.von da ab um 8 Uhr geschlossen werden sollen. Auch
kaufmännische Innung zu Göttingen neigt vorläufig
^ Einführung erst des halb 9 Uhr-Ladenschlusses zu.
"ker Feststellung von Ausnahmen sprachen sich i» Zwickau
^stimmig 240 Ladenbesitzer für den Achluhr-Schluß durch
ttsstatut aus. In Hannover macht sich die Bewegung
.Unfalls geltend; Zuschriften aus Kreisen der Ladenbesitzer
" oorftgen Blättern treten warm für den früheren Schluß
Bemerkenswerth ist, daß, von einigen Ausnahmen
gesehen, auch die Ladeninhaber, in gleicher Weise wie
'E Handlungsgehilfen, sich für den Acht-Uhr-Ladenschluß
Brechen. _
Die Vorgänge in China.
2. Den Meldungen über den am 28. August erfolgten
.^rch marsch durch den Kaiserpalast in Peking
> auf Grund in Berlin eingegangener amtlicher Meldungen
^Miiins nachzutragen: Der Durchmarsch erfolgte um 8
r>ar Morgens von Süden nach Norden mit fliegenden
Philen und klingendem Spiel. Nirgends stieß man auf
^verstand. Die Tags zuvor unterrichteten Palastbeamten
aaeten die Thoce und begleiteten den Zug. Beim Aus-
I,aus dem Nordthore defilinen die Truppen, durch
aaste Zurufe begrüßt, vor den Consuln und dem diplo-
^tischen Corps. Die russische Militär-Capelle spielte beim
orbeimarsch der deutschen Abtheilung „Heil dir im Sieger-
und der französischen Abtheilung die „Marseillaise".
..Der zweite Admiral des deutschen Kreuzergeschwaders
h dct aus Taku vom 5. ds. Mts., daß Generalmajor
^Hopfner am 29. August in Peking eingetroffen ist.
2. Bataillon sowie die Batterie sind am 31. August,
..klhr Nachmittags, eingelroffen. Capitän zur See Pohl
"d de» Rückmarsch von Peking mit dem Landungscorps
^hrscheinlicy am 5. d. Mts. antreleu. Das Detachement
ssu- a. das die schwere Zeit in Peking durchlebt hat,
^ueßt sich jhm an. Graf v. Soden verbleibt in Peking.
Zimmermannsgast Cords ist am 29. August und der
^ airose Born am 30. August in Peking an Hautentzün-
D*8 gestorben. Beide waren von der Besatzung der
x^ene". Sic wurden im Garten der Gesandtschaft be-
Am 24. August gruben die Deutschen in Peking zwei
gezogene 21,4zöllige moderne Geschütze aus, die die
Chinesen vergraben hatten. Diese bilden mit den beiden
anderen von den Amerikanern in der vorigen Woche ge-
fundenen Geschützen eine vollständige Batterie. Die Ame-
rikaner fanden auch 500 Pfund Munition.
Tschungli, der Militärkommandant von Peking, der
für die Ermordung des deutschen Gesandten verantwortlich
ist, wurde verhaftet und unter deutsche Bewachung
gestellt. Die Zerstörung in Peking ist ungeheuer. Kilo-
meterweit sieht man nichts als zerschossene Häuser, sie
sind theils durch die Boxer, theils durch die regulären
chinesischen Truppen, theils durch die Geschosse der Ver-
bündeten zerstört worden.
Nachträglich wird bekannt, daß die Japaner zahlreiche
Offiziere in China als Kundschafter und Beobachter unter-
halten. Als b«i Beginn der Belagerung der japanische
Gesandte zur Meldung von Freiwilligen behufs Theil-
nahme an der Vertheidigung auffordcrte, meldeten sich
35 japanische Offiziere, die sich in verschiedenen Eigen-
schaften in Peking aufhielten, einer war Barbier für
Fremde gewesen, ein anderer, ein Artillerichauptmann,
hatte ein photographisches Atelier, daher brauche man sich
nicht zu wundern, daß die Japaner so gut unterrichtet
waren.
Die britischen, amerikanischen, russischen und japanischen
Truppenkommandeure in Peking haben eine Proklamation
erlassen, worin sie erklären, sie werden die Ordnung auf-
rechtcrhalten und die Einwohner auffordern, ihre Geschäfte
wieder aufzunehmen. Die Straßen sind noch immer ver-
lassen. Da keine Produkte vom Lande eintreffen, herrscht
Nahrungsmangel.
Wie in London verlautet, will Amerika, falls die
Mächte nicht bald zu einer Verständigung über den
russischen Vorschlag kommen, seine Truppen bis auf eine
kleine für den Schutz der Gesandtschaft nöthige Abtheilung
von Peking zurückziehen und mit Li-Hung-Tschang in
Friedensunterhandlungen treten. Ob das wahr ist, muß
dahingestellt bleiben. Allen Nachrichten aus Amerika
gegenüber ist das größte Mißtrauen angebracht. Man
erinnere sich nur an die nach amerikanischer Art mit
Details ausgeschmückte Meldung, daß Deutschland einen
Kompromißvorschlag gemacht habe. Das war eine Luge
und so mag es sich auch mit dieser neuen Meldung ver-
halten.
Deutsches Reich.
— Der Deutsche Kriegerbund, welcher etwa 1'/,
Millionen Mitglieder zählt, beabsichtigt am 18. Jan. 1901,
als dem 200. Gründungstag des Königreichs Preußen,
dem Kaiser den Ertrag einer unter den Mitgliedern ver-
anstalteten Sammlung zu überreichen, mit der Bitte, daß
der Kaiser die Gabe zu einer patriotischen Stiftung
verwenden möge.
— Legationssecretär v. Below in Peking hat
an seinen Vater einen Brief gerichtet, worin er eine
Schilderung der durchlebten Schreckenstage gibt. Die
Nordd. Allgem. Ztg. theilt daraus folgende Stelle mit:
„Mit noch fünf andern Herren halten wir uns ein kleines
Zimmer, welches kaum sechs Meter im Geviert war, als
letzten Zufluchtsort ausgesucht und dasselbe mit allen
möglichen aufzutreibenden Revolvern und andern Schieb-
waffen ausgerüstet. In der Mitte stand ein Pulverfaß,
mit welchem wir uns beim Eindringen der gelben Mörder-
bande, um denselben nicht lebend in die Hände zu fallen,
in die Luft sprengen wollten. Doch, Gott sei Dank, blieb I
uns diese ultima ratio erspart und das Nähere über
unsere Befreiung habt ihr schon aus den telegraphischen
Berichten gehört!"
Stettin, 10. Sept. Beim gestrigen Frühstücke im Ca-
sino des Grenadierregiments dankte der Commandcur dem
Kaiser für sein Erscheinen und brachte ein dreifaches tzur-
rah auf den Kaiser aus, der mir einem Trinkspruch auf
das Regiment erwiderte. Der Kaiser brachte dann einen
zweiten Trinkspruch auf sein russisches Regi-
ment Wyborg aus, dessen Oberst v. Becker mit einem
Hoch auf das Grenadicrregiment dankte. Um 5'/^ Uhr
traf der Erzherzog Franz Ferdinand mit dem
Feldmarschalllcutnant Graf Nostitz und dem Gefolge
auf dem Bahnhof hier ein. Sie wurden empfangen von
dem Oberpräsidenten, dem militärischen Gefolge und dem
österreichisch-ungarischen Militärattache, sowie den zum
Ehrendienst commandirtcn Officieren, darunter Prinz zu
Salm-Horstmar, ferner Prinz Albrecht von Preußen (in
österreichischer Dragoneruniform) und den übrigen anwesen-
den Prinzen, sowie dem Herzog Günther zu Schleswig-
Holstein, der kur; vorher cingetroffen war. Der Kaiser,
der in österreichischer Generalsuniform erschienen war, be-
grüßte den Erzherzog auf das herzlichste und schritt mit
ihm die Front der Ehrencompagnie ab. Hierauf nahm er
den Vorbeimarsch entgegen und fuhr mit ihm ins Schloß,
geleitet von Kürassieren des Regiments „Königin" und
vom Publikum lebhaft begrüßt. Hierauf wurde er vom
Kaiser nach seiner Wohnung beim commandirendcn General
geleitet. Am Abend fand beim Kaiserpaar Tafel für die
Prinzen statt.
Bade». L.O. Karlsruhe, 10. Sept. In Frei-
burg wurde ein Windthor st bund gegründet, der seine
Mitglieder durch ernstes Studium und planmäßige Hebung
für das öffentliche Leben im Sinne des Centrums
heranbilden will. Der Centrums-Fraktionschef Wilhelm
Fischer gab seinen Segen zu der Gründung und schil-
derte aus „eigener Erfahrung", wie z. B. bei Wahlen in
der Centrumspartei stets eine „Leuienoth" herrsche, welche
die Parteileitung unierstützten. Man darf gespannt darauf
sein, wie der demokratische Landcsbote und die conservative
Landpost, welche für die nationalliberalcn Jugcndvcreine
bis jetzt nur Hohn und Spott Hallen, den ersten Cen-
trumsjugendverein in Baden begrüßen werden.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Salzsteneraufseher Adolf Bruker in Wyhlen die silberne Ver-
dienstmedaille verliehen.
— Der zur Zeit der Domänendirektion zur Verwendung bei
der Fvrsteinrichtung zugetheilte Forstassessor Hans Lang wurde
nach Baden versetzt und dem Forstamte das elbst als zweiter
Beamter zugewiesen.
Karlsruhe, 10. Sept. Am Samstag Mittag ist
Prälat a. D. O. Doll auf Schloß Mainau eivgctroffen.
Am gestrigen Geburtsfest des Großherzogs nahm derselbe
mit der Großherzogin Vormittags die Glückwünsche der
im Schloß weilenden Gäste und des Hofstaats entgegen
und empfing sodann vor dem Schlosse zahlreiche Abord-
nungen der umliegenden Gemeinden. Um 9 Uhr fand in
der Schloßkirche katholischer Gottesdienst statt, an welchem
die Herzogin von Genua iheilnahm und um '/4II Uhr
wurde von Prälat v. Doll in Anwesenheit der höchsten
Herrschaften evangelischer Gottesdienst abgehalten, bei
welchem der Kirchenchor aus Konstanz milwirkte. Um 12
Uhr wurden d e Spitzel, der Behörden aus Konstanz zur
Beglückwünschung empfangen. Im Laufe des Vormittags
trafen die Prinzessin Wilhelm und die Prinzessin Max
mit Gefolge von Salem kommend auf Schloß Mainau
13)
Der Wurzelgraber.
Eine Hochlandsgeschichte von Friedrich Dolch.
(Schluß.)
eil,"^" hast meine Hand," sagte Cyrill bewegt. „Wenn Du
drit Mensch werd'n und Frieden mach'n willst
Und ^wem Vater, Domini, nachher soll alles vergeben
tvird Lassen sein. Dein Vater is ein braver Mann, der
^Erd'ni^ Freuden aufnehmen, und alles wird noch recht
^ Regerl grüß' mir noch schön von mir." saate
sich adwendend und seine Axt aufgreifend. „Ich
*in „A. ^ alles Glück, und wenn sie hört von Dir, daß ich
Deutlicher Mensch werd'n will, nachher wird's wohl
ltnww von mir denken." Und dem Jäger noch einen
Gruß zunickend, warf er die Axt über die
Felder und verschwand gleich darauf hinter der nächsten
dem schon gegen Abend, als der Jäger, der sich mit
nicht sehr beeilt hatte, auf das Häuschen des
i>e^ Akrabers zuschritt. Freilich wurde ihm, je näher er
*Uurd-n > E kam, immer schwüler zu Muthe und seine Schritte
der N» immer langsamer, aber er mußte beute Abend noch
er ^"waisten die Trauerbotschaft bringen und so othmete
übe/"vH einmal tief aus und schritt dann entschlossen
Me Schwelle der Hausthüre.
thjjZ." .Demselben Augenblicke wurde Regerl in der Küchen-
Euich Achtbar. Als sie den Ankömmling erblickte, stellte sie
*io>nn,- rauchende Pfanne, die sie gerade vom Feuer ge-
bisi AEn, wieder aus den Herd und streckte dem Geliebten
>nem freudigen Ausrufe die Hand entgegen.
nimst agxjn," sagte sie, „wo hast denn 'n Vater
- Ex kommt oft halbe Räch,' net heim und macht
mir iovtel Unruh' und Sorg'. Ich fürcht immer, es könnt'
ihm amal was zustoßen —"
„Wohl, wahr." nickte der Jäger beklommen. „Und Dein
Vater is so waghalsig auch noch. Grad' aus die g'sährlichsten
Plätz' geht er mit Vorlied' — auf die Plätz', wo schon gar
mancher Wurzelgraber verunglückt is."
„Gelt, Du meinst 's auch?" ries Regerl betroffen. „Ich
Hab' ihn schon oft bitt' — aber was machst Du denn für
ein G'stcht? Das könnt' mir ja schier Schreck'n einjagenl
Es wird doch net am End' 'was passirt sein? Du bist mit
'm Vater fort — weißt denn net, wohin er 'gangen oder wo
er 'blieben is?"
„Regerl, nimm Dich z'samm' — Dein Vater —"
„Jesus Maria, er is verunglückt?"
„Der Jäger neigte stumm das Haupt, das Mädchen aber
stieß einen Schrei des Schreckens und Entsetzens aus und
sank halb ohnmächtig auf die Herdbank nieder. Cyrill wollte
die Schwerathmende in seine Arme schließen, allein Regerl
ergriff krampfhaft den Arm des Geliebten und suchte angst-
voll seinen Blicken zu begegnen.
„Sag mir die Wahrheit, um Jesuwillen, is er todt?"
Der Jäger gab keinen Laut von sich, nur den Kopf
wandte er zur Seite. Regerl aber stieß einen markerschüttern-
den Schrei aus und sank besinnungslos in die Arme des
Geliebten.
Einige Stunden später hatte sich die Verwaiste wieder so
weit gefaßt, daß sie imstande war. der Erzählung des Jägers
mit Aufmerksamkeit zu folgen. Freilich zerfloß sie dabei fast
in Thränen, und als Cyrill mit seinem Bericht zu Ende
war. schlug sie die Hände vor das Gesicht und brach aufs
Neue in wildes Schluchzen aus.
„Und net amal ruh'n soll er in der geweihten Erd'n."
rief sie, „und ich kann net beten auf sein'm Grab. Du
armer, guter Vater! Mich hast ja doch gern »'habt, alles
hätl'st für mich thun können. Und hast weg müssen von der
Welt, so furchtbar a'schwind. und bist net hergerichtet
g'wesen für die Reis'! O du barmherziger Gott im
Himmel drob'n» mach's du gnädig mit seiner armen Seel'!"
Einige Jahre sind seit den letztgeschilderten Vorfällen
verflossen.
Wie freundlich das Jagdschlößchen Hubertsburg da tief
im Thale liegt und wie lustig die Flaggen auf den zierlichen
Thürmen wehen. Es gehört dem Freiherrn von Weilen, der
sich aber nur im Herbste einige Wochen dort aufhält, um
dem edlen Weidwerk obzuliegen. In seiner Abwesenheit
führt der freiherrliche Schloßverwalter und Oberjäger Cyrill
Leitner. der im Erdgeschosse eine behagliche Wohnung inne
bah das Regiment. Sein geliebtes Regerl unterstützt ihn
darin getreulich» und die hübsche Frau Schloßverwalterin hat
alle Hände voll zu thun, wenn sie das Gesinde, wie cs sich
gebürt, beaufsichtigen und überall nach dem Rechten sehen
soll. Aber obwohl sie von früh bis spät unausgesetzt thätig
ist, sorgt sie doch auch aus's liebevollste nicht nur für den
geliebten Gatten, sondern auch für die beiden blondlockigen
Buben, die sie ihm geschenkt.
Ungefähr eine Stunde vom Schlosse entfernt, breitet sich
das stattliche Pfarrdors im Thale auS. Etwas abseits von
der Dorfstraße, gegenüber der Kirche, steht ein schöner
Bauernhof, dessen Aeußcres die Wohlhabenheit des Besitzers
verräth.
Es ist der Hartlhof, und in dem schönen Wohngebäude
haust Domini, der junge Hartlbauer, der ebenfalls schon
längst ein Weib heimgefübrt. Auch seine Ehe ist mit Kindern
gesegnet; ein Paar derbe Jungen, die der „Ahnl", der alte
Harilbauer, einfach vergöttert, tollen im Hause umher. Der
Alte aber äußert sich ost, in seinem ganzen Leben sei er nicht
so viele Stunden vergnügt gewesen, als er jetzt fröhliche
Tage habe, und nur daS eine sei ihm leid, daß sein Leben
nun doch nicht mehr lange dauern könne, da es erst jetzt ihn
so recht zu freuen angefangen.