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Keidelöerger Zeitung
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... Der Bezugspreis der — Sonntags ausgenommen —
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Heidelberg, im September 1900.
Die Expedition.
°vt. g.:
- 9.:
Wochenchronik.
(Vom 9. bis zum 15. September.)
Die antisemitische Partei spaltet sich in
zwei Theile.
Prinz Tsching, der als einer der chinesischen
Friedensvermittler bezeichnet wird, ist am 8. ds.
von japanischen Truppen nach Peking geleitet
worden.
" 10.- Wie aus Peking gemeldet wird, ist der deutsche
Generalmajor v. Hopfner am 29. August dort an-
gekommen.
' 11.: Präsident Krüger hat sich auf portugiesisches
Gebiet nach Lorenzo Marquez begeben. Er hat einen
halbjährigen Urlaub genommen und will sich nach
Europa begeben.
Deutschland begiebt eine Anleihe von
80 Millionen Mark zu 4 Prozent bet amerika-
nischen Bankhäusern.
Lord Roberts hat eine Proklamation erlaßen, wo-
durch er ganz Transvaal unter Kriegsrecht
stellt.
Die Japaner haben den angeblichen Mörder
v. Ketteler's verhaftet.
In Mainz beginnt der sozialdemokratische
Parteitag mit einem Frauenkongreß.
"butschiands Stellung zu den Friedensver-
Handlungen.
Merlin, 18. Sept/ Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt:
Ho«/" ^ Botschafter in London, Paris, St. Petersburg,
Tvk^' Washington, Wjxn und an die Gesandtschaft in
hkz^^Ü'ng folgendes Circulartelegramm: Die Regierung
Kaisers erachtet als Vorbedingung für den
d^iitt in den diplomatischen Verkehr mit
j, ^ chinesischen Regierung die Auslieferung
lenigen Personen, die als die ersten und
Peinlichen Anstifter der gegen das Völkerrecht in
^^gbegangenen Verbre chen festgestellt sind. Die Zahl
3)
Das Korpus ilelieti
Novellette von Reinhold Ortmann.
(Fortsetzung.)
r, kam es denn nur vor allem darauf an, eine Fährte
tzatz "kv, die zur Aufspürung des Mörders führen konnte.
l>"lt v sich dabei nur um einen Wilddieb handeln könne,
^ii>er 1* Herren vom Gericht von vornherein als ausgemacht.
Mw?? > Verhältnisse lagen hier besonders schwierig, wie
sich M w der Nähe einer großen Stadt. Denn es handelte
fted^v ">cht um eine kleine Zahl von wohlbekannten Wald-
Pchrd? ' unter denen mit einiger Aussicht auf Erfolg der
dvg az , ö" suchen gewesen wäre, sondern es gab eine Menge
HberA^muheits-Wilderern, ^ sich nach der Angabe des
reftmhvkers zum Theil sogar aus den besseren Ständen
eines und denen es viel weniger um die Erbeutung
Hrer Aprickes Wildbret, als um die wohlfeile Befriedigung
isiust zu thun war- Und den Hinweis auf diese
^ ^enaatlxnn der Untersuchungsrichter sogleich mit
°^8ein M^ng griff
, „2-? Eifer auf.
v>eiex»f werden unsere Nachforschungen vor allem nach
beiw^Wchtung hin vornehmen," erklärte er. «Ein gewohn-
ftwas "Ülger Wilddieb, für den eine Gefängnißstrafe nicht
Mr,d?..^*, Schreckliches bedeutet, überlegt sich's wohl
ll^rch?n ol. ehe er einen Todtschlag begebt. So ein feines
^Meia? ^°er, dem vielleicht seine ganze Existenz durch eine
Milchtet werden würde, mag sich von der Ver-
Acht genug zum Aeußersten treiben lassen. Es
M hM- Mwere Aufgabe sein, die uns da erwächst, aber
Mtlljm? 'w zu lösen. Zunächst müssen wir natürlich eine
"Ägeud .llcimue Durchsuchung des Thatortes vornehmen.
"Ul ord? ^5?pur pflegt ja fast immer da zu sein; man muß
Dj "Jülich die Augen aufmachen, um sie zu finden."
Durchsuchung, für die jedem der anwesenden Herren
Wliiuilh, den 19. September
I90V.
der ausführenden verbrecherischen Werkzeuge ist zu groß.
Dem civilisirten Gewissen würde eine Massenexekution wider-
sprechen; auch liegt es in den Verhältnissen, daß selbst die
Gruppe der letzteren nicht vollständig übermittelt werden
kann. Die wenigen aber unter ihnen, deren Schuld noto-
risch ist, sollen aus geliefert nnd bestraft werden.
Die Vertretungen der Mächte in Peking werden in der
Lage sein, in dieser Untersuchung vollgiltigs Zeugniß ab-
zulegen oder beizubringen. Auf die Zahl der Bestraften
kommt es weniger an, als auf ihre Eigenschaft als
Hauptanstifter und Thäter. Die Regierung glaubt,
auf Einstimmigkeit aller Kabinette in diesem
Punkte zählen zu können. Denn Gleichgiltigkeit gegen den
Gedanken einer gerechten Sühne wäre gleichbedeutend mit
Gleichgiltigkeit gegen die Wiederholung des Verbrechens.
Die Regierung schlägt deshalb den beteiligten Kabinetten
vor, ihre Vertreter in Peking zur Bezeichnung derjenigen
leitenden chinesischen Persönlichkeiten aufzufordern, über
deren Schuld bei der Anstiftung oder Durchführung der
Verbrechen Zweifel ausgeschlossen sind.
Aus dem Tagebuch eines chinesischen Beamten.
Da für die Beurteilung der Dinge in Peking und zur
Feststellung der Schuldfrage auch die Ansichten von
Chinesen nicht unwesentlich sind, so seien hier nach der
Köln. Ztg. Auszüge aus einer tagebuchartigen Darstellung
eines chinesischen Beamten wiedergegeben, der die kritischen
Junitage in Peking miterlebt und sie in der North
China Daily News geschildert hat. Seine Darstellung
wirft auf manche Personen, so insbesondere auf den
General Junglu, den die chinesische Regierung, wie es
scheint, nachträglich noch zum Fricdensunterhändler ernen-
nen will, kennzeichnende Schlaglichter. In dieser Schilde-
rung erscheinen Tuan und Kangyi, der Günstling der
Kaiserin, als die hauptsächlichsten Anstifter der Fremden-
hetze. Auf Kangyis Betreiben erschien ain 7. Juni ein
kaiserlicher Erlaß, daß die im südlichen Jagdpark (Nau-
haitse) stehenden mohammedanischen Truppen Tungfuhsiangs
aus der Provinz Kansu in Peking einrücken sollten. Am
9. Juni strömten diese Horden in die Stadt, und mit
ihnen zum Entsetzen der friedlichen Bürger, die fest glaub-
ten, daß die Regierung gegen die Rebellen einschreiten
würde, auch die ersten Boxer. Als am 10. Juni der
General Iao, der in Amtstracht durch die Straßen ritt,
ihren Räubereien Einhalt zu thun versuchte, rissen sie ihn
vom Pferde und schleppten ihn vor den Altar eines Boxer-
gottes, um hier das Orakel über sein Schicksal zu befra-
gen. Es lautete auf den Tod und sofort wurde dem
General der Kopf abgeschlagen. Am 11. Juni wurde der
japanische Kanzler Sugiyama von den Kansutruppen er-
mordet. Als der Prinz Tuan am nächsten Tage den
General Tungfuhsiang traf, belobte er ihn und hielt den
Daumen der rechten Hand in die Höhe, was bedeutet, daß
er ihn für einen Verdienstollen Helden halte. Am 13. Juni
griffen die Boxer zum ersten Male die Gesandtschaften an,
wurden aber zurückgeschlagen und brannten dann eine öst-
lich von den Gesandtschaften gelegene Mission mit zwei-
hundert chinesischen Christen, Frauen und Kindern nieder.
Am 14. Juni war die ganze Oststadt mit Boxern gefüllt.
Am 15. neuer Angriff auf die Gesandtschaften, der wieder
blutig abgeschlagen wurde. An jenem Tage hörte der
Tagebuchschreiber verwundete Boxer zu ihren Kameraden
sagen: „Ihr habt uns versichert, daß weder Kugel noch
Schwert uns etwas anhaben könne, wie kommt es nun,
daß wir verwundet sind?" An diesem Tage erschien auch
ein Erlaß der Kaiserin, der die Unterdrückung der Boxer
ein bestimmtes Revier zugetveilt wurde, ließ denn auch an
Gründlichkeit nichts zu wünschen übrig. Namentlich der
Referendar bewies, um sich des ihm vorhin ertheilten Lobes
würdig zu zeigen, einen ganz außerordentlichen Eifer. Er
begnügte sich nicht damit, jeden Stamm und jede Baum-
wurzel eingehend zu mustern, sondern er kroch stellenweise
sogar aus allen Vieren im Unterholz herum, damit er nach-
her mit gutem Gewissen versichern könne, daß kein Fußbreit
seines Bezirks undurchforscht geblieben sei. Aber er fand
nichts — keinen angebrannten Papierpsropfen, keine Fuß-
spur oder sonst ein verrätherisches Zeichen. Als die Kom-
mission mit Ausnahme des Gendarmen, der die Suche noch
fortsetzte, nach einer halben Stunde wieder zusammentrat,
mußte zur schmerzlichsten Enttäuschung des Landgerichtsraths
festgefiellt werden, daß nichts zu entdecken gewesen sei, was
der Untersuchung irgend welchen Anhalt hätte gewähren
können. Aber während man noch beriech, stieß der Gendarm
plötzlich einen Ruf der Ueberraschung aus und kam dann
raschen Schrittes aus die kleine Gruppe zu, einen Gegenstand,
den er offenbar für sehr bedeutsam hielt, in der erhobenen
Rechten.
«Dieses Täschchen habe ich soeben dort im Gebüsch ge-
funden," sagte er, und alle drängten herzu, um das wichtige
Objekt, in dem man vielleicht das gesuchte oorpus äsUoti zu
erblicken hatte, in Augenschein zu nehmen.
Einem gewöhnlichen Wilderer aus den unteren Volks-
schichten konnte es allerdings nicht gehört haben, das er-
kannten alle sofort. Denn es war ein sehr elegantes und
anscheinend noch ganz neues Visitenkarlentäschchen aus
grünem Suffianleder, wie es Leute der niedrigen Stände
gewiß niemals führen. Karlen oder Papiere, die einen
Schluß auf die Person des Eigenthümers gestattet hätten,
fanden sich allerdings darin nicht vor. Die beiden inneren
Taschen waren vollständig leer. Allem Anschein nach handelte
es sich da um ein Geschenk, das der Besitzer noch aarnicht
in Gebrauch genommen hatte. Die in» Innern oefindliche
kunstvolle Stickerei, einen Strauß von Tausendschönchen und I
befahl, aber die Boxer erklärten, er sei gefälscht, denn er
widerspreche den früheren Erlassen. Zugleich kehrte Kangyi,
den die Kaiserin mit einem Aufträge zur Untersuchung der
Boxerbewegung nach Tschotschou und Lianghsiang geschickt
hatte, zurück und meldete der Kaiserin, daß er mehrere
Hunderttausend Boxer eingestellt und verpflichtet habe, die
Fremden zu tödten; sie seien unverwundbar und wären
gut in dem vom Prinzen Tuan empfohlenen Kriege zur
Ausrottung der Ausländer zu verwenden. Mit der Rück-
kehr Kangyis wurden die Ausschreitungen der Boxer im-
mer wüster. Sie brannten viele Häuser nieder und sagten
den Bewohnern, die durch Wasser das Feuer zu löschen
versuchten, ihr Feuer sei himmlisches Feuer und zerstöre
nur das Haus, an das sie Brand legten. Wenn man
aber versuche, dieses himmlische Feuer mit irdischem
Wasser zu löschen, so würden die Götter erzürnt und das
Feuer greife immer weiter um sich. Am 16 Juni hatte
die Kaiserin eine Berathung mit den Prinzen und Würden-
trägern der Mandschupartei; nachdem sie beendet, ließ sie
auch die chinesischen Würdenträger in die Berathungshalle
eintreten und erklärte ihnen, alle Mandschu seien darin einig,
daß gegen die Fremden ein Krieg bis aufs Messer geführt
werden müsse. Der frühere Gesandte in Rußland Hsüt-
schingtscheng und der Minister Juangtschang (beide wurden
später hingerichtet). Tsengkuanlan, der Sohn des bekannten
Marquis Tseng, und einige andere Chinesen wagten
Gegenvorstellungen, fanden aber nur durch den Mandschu
Natung, der dafür von seinen Landsleuten als „entarteter
chinesischer Verräther" beschimpft wurde, Unterstützung.
Kangyi schlug dann vor, Natung und Hsütschingtscheng ab-
zusenden, damit sie die Entsatztruppen der Fremden auf dem
Wege nach Peking aufhielten. Das geschah in der Hoff-
nung, daß die beiden unterwegs von den Boxern getödtet
werden würden. Auch der Kaiser Knangsü legte sich in
dieser Berathung gegen den Krieg ins Mittel, aber die
Kaiserin kehrte ihm verächtlich den Rücken. Am
18. Juni machten vier chinesische Minister, darunter
Hsüyunyi nnd Juantschang, einen Besuch in der
amerikanischen Gesandtschaft, mußten sich aber vor
den Drohungen der Boxer bald zurückziehen. An dem-
selben Tage kündigte der deutsche Gesandte für den
folgenden Tag seinen Besuch im Tsung-li-Iamen an. Die
Minister baten ihn, mit dem Besuch zu warten; er ging
trotzdem und wurde durch Kansutruppen und einige der
Mandschutruppen Junglus vom Wuwei-Mittelkorps er-
mordet. „Weder der deutsche Gesandte noch einer der
fremden Vertreter konnte wissen, in welcher Gefahr die
chinesische Partei des Tsung-li-Iamens selbst schwebte",
sagt der Chinese entschuldigend. Am 20. Juni befahl auf
Anstiften der Mandschupartei die Kaiserin durch.Er-
laß, „daß Aunglus gut ausgebildete Truppen
in Peking einrücken, die Gesandtschaften vernichten
und dann die Fremden von Tientsin aus in das Meer
werfen sollten." Noch einmal legte sich der Kaiser in's
Mittel und flehte die Kaiserin an, einen solchen Befehl
nicht zu erlassen, aber vergeblich, der verhängnißvolle Erlaß
erschien und noch an demselben Nachmittage rückte die Vor-
hut Aunglus mit Feldkanonen und Maschinengeschützen in
die Stadt ein. „Nach dem Einmarsch von Junglus
Mittelkorps von der Wuwei-Armee wurden vom 21. Juni
ab die Angriffe auf die Gesandtschaften unaufhörlich fort-
gesetzt." Jetzt wurde das Morden allgemein, und Jever,
der eine Boxer-Uniform anlegte, schien das Recht zu haben,
nach Herzenslust zu rauben und zu morden. Zwar erhielt
Junglus persönliche Garde den Befehl, dem Plündern der
Kansutruppen Einhalt zu thun, und obwohl etwa 30
Soldaten und ein Oberst des Wuweikorps, die trotzdem
Vergißmeinnicht darstellend, ließ wenigstens mit ziemlicher
Sicherheit ^darauf schließen, daß der kleine Gegenstand
ein von zarter Hand gespendetes Angebinde darstellte.
Die Falkenaugen des Untersuchungsrichters, der das
Täschchen sogleich an sich genommen hatte, entdeckten darin
jedoch noch etwas ganz anderes, nämlich den in der unteren
Ecke mit winzig kleinen, vergoldeten Buchstaben eingeprägten
Namen des Fabrikanten, eines bekannten Lederwaarenhändlers
der Stadt.
„Nun, meine Herren." sagte er triumphirend, »ich denke,
wir hätten die gesuchte Spur glücklich gefunden. Sie sehen,
daß ich mich mit meiner vorhin ausgesprochenen Vermulhung
durchaus auf dem richtigen Wege befand. Dieses Täschchen
kann von keinem Anderen verloren worden sein, als von dem
Mörder des unglücklichen Birkener. Ich sage, es kann nicht
— und ich habe dafür, wie sie sogleich hören werden, meine
guten Gründe. Der erste derselben ist der Ort, an welchem
es von dem Gendarmen gefunden wurde. Was hätte ein
harmloser Spaziergänger dort mitten im Buschwerk und
Gestrüpp zu schaffen gehabt? Wohl aber mochte ein auf
verbotenen Wegen befindlicher Wilddieb, als er die An-
näherung eines Menschen wahrnahm, sich da hinein ver-
kriechen. Seit der Auffindung der Leiche hat nach der
Aussage des Forstbeamten niemand mehr den Platz oder
seine nächste Umgebung betreten. Das Täschchen ist aber
weder beschmutzt noch durchnäßt; es kann also erst seit sehr
kurzer Zeit dort gelegen haben und nur die blödeste Kurz-
sichtigkeit könnte sich der Gewißheit verschließen, daß es dem
von uns gesuchten Verbrecher entfallen sei. Wir haben
damit zugleich den unwiderleglichen Beweis, daß er wirklich
den besseren Ständen angchört hat. und wenn uns, wie ich
hoffe, der Fabrikant Auskunft darüber geben j kann, an wen
er das Täschchen verkauft hat, so wird es uns nicht mehr
allzu schwer fallen, den Schuldigen zu ermitteln."
(Fortsetzung folgt).
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°vt. g.:
- 9.:
Wochenchronik.
(Vom 9. bis zum 15. September.)
Die antisemitische Partei spaltet sich in
zwei Theile.
Prinz Tsching, der als einer der chinesischen
Friedensvermittler bezeichnet wird, ist am 8. ds.
von japanischen Truppen nach Peking geleitet
worden.
" 10.- Wie aus Peking gemeldet wird, ist der deutsche
Generalmajor v. Hopfner am 29. August dort an-
gekommen.
' 11.: Präsident Krüger hat sich auf portugiesisches
Gebiet nach Lorenzo Marquez begeben. Er hat einen
halbjährigen Urlaub genommen und will sich nach
Europa begeben.
Deutschland begiebt eine Anleihe von
80 Millionen Mark zu 4 Prozent bet amerika-
nischen Bankhäusern.
Lord Roberts hat eine Proklamation erlaßen, wo-
durch er ganz Transvaal unter Kriegsrecht
stellt.
Die Japaner haben den angeblichen Mörder
v. Ketteler's verhaftet.
In Mainz beginnt der sozialdemokratische
Parteitag mit einem Frauenkongreß.
"butschiands Stellung zu den Friedensver-
Handlungen.
Merlin, 18. Sept/ Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt:
Ho«/" ^ Botschafter in London, Paris, St. Petersburg,
Tvk^' Washington, Wjxn und an die Gesandtschaft in
hkz^^Ü'ng folgendes Circulartelegramm: Die Regierung
Kaisers erachtet als Vorbedingung für den
d^iitt in den diplomatischen Verkehr mit
j, ^ chinesischen Regierung die Auslieferung
lenigen Personen, die als die ersten und
Peinlichen Anstifter der gegen das Völkerrecht in
^^gbegangenen Verbre chen festgestellt sind. Die Zahl
3)
Das Korpus ilelieti
Novellette von Reinhold Ortmann.
(Fortsetzung.)
r, kam es denn nur vor allem darauf an, eine Fährte
tzatz "kv, die zur Aufspürung des Mörders führen konnte.
l>"lt v sich dabei nur um einen Wilddieb handeln könne,
^ii>er 1* Herren vom Gericht von vornherein als ausgemacht.
Mw?? > Verhältnisse lagen hier besonders schwierig, wie
sich M w der Nähe einer großen Stadt. Denn es handelte
fted^v ">cht um eine kleine Zahl von wohlbekannten Wald-
Pchrd? ' unter denen mit einiger Aussicht auf Erfolg der
dvg az , ö" suchen gewesen wäre, sondern es gab eine Menge
HberA^muheits-Wilderern, ^ sich nach der Angabe des
reftmhvkers zum Theil sogar aus den besseren Ständen
eines und denen es viel weniger um die Erbeutung
Hrer Aprickes Wildbret, als um die wohlfeile Befriedigung
isiust zu thun war- Und den Hinweis auf diese
^ ^enaatlxnn der Untersuchungsrichter sogleich mit
°^8ein M^ng griff
, „2-? Eifer auf.
v>eiex»f werden unsere Nachforschungen vor allem nach
beiw^Wchtung hin vornehmen," erklärte er. «Ein gewohn-
ftwas "Ülger Wilddieb, für den eine Gefängnißstrafe nicht
Mr,d?..^*, Schreckliches bedeutet, überlegt sich's wohl
ll^rch?n ol. ehe er einen Todtschlag begebt. So ein feines
^Meia? ^°er, dem vielleicht seine ganze Existenz durch eine
Milchtet werden würde, mag sich von der Ver-
Acht genug zum Aeußersten treiben lassen. Es
M hM- Mwere Aufgabe sein, die uns da erwächst, aber
Mtlljm? 'w zu lösen. Zunächst müssen wir natürlich eine
"Ägeud .llcimue Durchsuchung des Thatortes vornehmen.
"Ul ord? ^5?pur pflegt ja fast immer da zu sein; man muß
Dj "Jülich die Augen aufmachen, um sie zu finden."
Durchsuchung, für die jedem der anwesenden Herren
Wliiuilh, den 19. September
I90V.
der ausführenden verbrecherischen Werkzeuge ist zu groß.
Dem civilisirten Gewissen würde eine Massenexekution wider-
sprechen; auch liegt es in den Verhältnissen, daß selbst die
Gruppe der letzteren nicht vollständig übermittelt werden
kann. Die wenigen aber unter ihnen, deren Schuld noto-
risch ist, sollen aus geliefert nnd bestraft werden.
Die Vertretungen der Mächte in Peking werden in der
Lage sein, in dieser Untersuchung vollgiltigs Zeugniß ab-
zulegen oder beizubringen. Auf die Zahl der Bestraften
kommt es weniger an, als auf ihre Eigenschaft als
Hauptanstifter und Thäter. Die Regierung glaubt,
auf Einstimmigkeit aller Kabinette in diesem
Punkte zählen zu können. Denn Gleichgiltigkeit gegen den
Gedanken einer gerechten Sühne wäre gleichbedeutend mit
Gleichgiltigkeit gegen die Wiederholung des Verbrechens.
Die Regierung schlägt deshalb den beteiligten Kabinetten
vor, ihre Vertreter in Peking zur Bezeichnung derjenigen
leitenden chinesischen Persönlichkeiten aufzufordern, über
deren Schuld bei der Anstiftung oder Durchführung der
Verbrechen Zweifel ausgeschlossen sind.
Aus dem Tagebuch eines chinesischen Beamten.
Da für die Beurteilung der Dinge in Peking und zur
Feststellung der Schuldfrage auch die Ansichten von
Chinesen nicht unwesentlich sind, so seien hier nach der
Köln. Ztg. Auszüge aus einer tagebuchartigen Darstellung
eines chinesischen Beamten wiedergegeben, der die kritischen
Junitage in Peking miterlebt und sie in der North
China Daily News geschildert hat. Seine Darstellung
wirft auf manche Personen, so insbesondere auf den
General Junglu, den die chinesische Regierung, wie es
scheint, nachträglich noch zum Fricdensunterhändler ernen-
nen will, kennzeichnende Schlaglichter. In dieser Schilde-
rung erscheinen Tuan und Kangyi, der Günstling der
Kaiserin, als die hauptsächlichsten Anstifter der Fremden-
hetze. Auf Kangyis Betreiben erschien ain 7. Juni ein
kaiserlicher Erlaß, daß die im südlichen Jagdpark (Nau-
haitse) stehenden mohammedanischen Truppen Tungfuhsiangs
aus der Provinz Kansu in Peking einrücken sollten. Am
9. Juni strömten diese Horden in die Stadt, und mit
ihnen zum Entsetzen der friedlichen Bürger, die fest glaub-
ten, daß die Regierung gegen die Rebellen einschreiten
würde, auch die ersten Boxer. Als am 10. Juni der
General Iao, der in Amtstracht durch die Straßen ritt,
ihren Räubereien Einhalt zu thun versuchte, rissen sie ihn
vom Pferde und schleppten ihn vor den Altar eines Boxer-
gottes, um hier das Orakel über sein Schicksal zu befra-
gen. Es lautete auf den Tod und sofort wurde dem
General der Kopf abgeschlagen. Am 11. Juni wurde der
japanische Kanzler Sugiyama von den Kansutruppen er-
mordet. Als der Prinz Tuan am nächsten Tage den
General Tungfuhsiang traf, belobte er ihn und hielt den
Daumen der rechten Hand in die Höhe, was bedeutet, daß
er ihn für einen Verdienstollen Helden halte. Am 13. Juni
griffen die Boxer zum ersten Male die Gesandtschaften an,
wurden aber zurückgeschlagen und brannten dann eine öst-
lich von den Gesandtschaften gelegene Mission mit zwei-
hundert chinesischen Christen, Frauen und Kindern nieder.
Am 14. Juni war die ganze Oststadt mit Boxern gefüllt.
Am 15. neuer Angriff auf die Gesandtschaften, der wieder
blutig abgeschlagen wurde. An jenem Tage hörte der
Tagebuchschreiber verwundete Boxer zu ihren Kameraden
sagen: „Ihr habt uns versichert, daß weder Kugel noch
Schwert uns etwas anhaben könne, wie kommt es nun,
daß wir verwundet sind?" An diesem Tage erschien auch
ein Erlaß der Kaiserin, der die Unterdrückung der Boxer
ein bestimmtes Revier zugetveilt wurde, ließ denn auch an
Gründlichkeit nichts zu wünschen übrig. Namentlich der
Referendar bewies, um sich des ihm vorhin ertheilten Lobes
würdig zu zeigen, einen ganz außerordentlichen Eifer. Er
begnügte sich nicht damit, jeden Stamm und jede Baum-
wurzel eingehend zu mustern, sondern er kroch stellenweise
sogar aus allen Vieren im Unterholz herum, damit er nach-
her mit gutem Gewissen versichern könne, daß kein Fußbreit
seines Bezirks undurchforscht geblieben sei. Aber er fand
nichts — keinen angebrannten Papierpsropfen, keine Fuß-
spur oder sonst ein verrätherisches Zeichen. Als die Kom-
mission mit Ausnahme des Gendarmen, der die Suche noch
fortsetzte, nach einer halben Stunde wieder zusammentrat,
mußte zur schmerzlichsten Enttäuschung des Landgerichtsraths
festgefiellt werden, daß nichts zu entdecken gewesen sei, was
der Untersuchung irgend welchen Anhalt hätte gewähren
können. Aber während man noch beriech, stieß der Gendarm
plötzlich einen Ruf der Ueberraschung aus und kam dann
raschen Schrittes aus die kleine Gruppe zu, einen Gegenstand,
den er offenbar für sehr bedeutsam hielt, in der erhobenen
Rechten.
«Dieses Täschchen habe ich soeben dort im Gebüsch ge-
funden," sagte er, und alle drängten herzu, um das wichtige
Objekt, in dem man vielleicht das gesuchte oorpus äsUoti zu
erblicken hatte, in Augenschein zu nehmen.
Einem gewöhnlichen Wilderer aus den unteren Volks-
schichten konnte es allerdings nicht gehört haben, das er-
kannten alle sofort. Denn es war ein sehr elegantes und
anscheinend noch ganz neues Visitenkarlentäschchen aus
grünem Suffianleder, wie es Leute der niedrigen Stände
gewiß niemals führen. Karlen oder Papiere, die einen
Schluß auf die Person des Eigenthümers gestattet hätten,
fanden sich allerdings darin nicht vor. Die beiden inneren
Taschen waren vollständig leer. Allem Anschein nach handelte
es sich da um ein Geschenk, das der Besitzer noch aarnicht
in Gebrauch genommen hatte. Die in» Innern oefindliche
kunstvolle Stickerei, einen Strauß von Tausendschönchen und I
befahl, aber die Boxer erklärten, er sei gefälscht, denn er
widerspreche den früheren Erlassen. Zugleich kehrte Kangyi,
den die Kaiserin mit einem Aufträge zur Untersuchung der
Boxerbewegung nach Tschotschou und Lianghsiang geschickt
hatte, zurück und meldete der Kaiserin, daß er mehrere
Hunderttausend Boxer eingestellt und verpflichtet habe, die
Fremden zu tödten; sie seien unverwundbar und wären
gut in dem vom Prinzen Tuan empfohlenen Kriege zur
Ausrottung der Ausländer zu verwenden. Mit der Rück-
kehr Kangyis wurden die Ausschreitungen der Boxer im-
mer wüster. Sie brannten viele Häuser nieder und sagten
den Bewohnern, die durch Wasser das Feuer zu löschen
versuchten, ihr Feuer sei himmlisches Feuer und zerstöre
nur das Haus, an das sie Brand legten. Wenn man
aber versuche, dieses himmlische Feuer mit irdischem
Wasser zu löschen, so würden die Götter erzürnt und das
Feuer greife immer weiter um sich. Am 16 Juni hatte
die Kaiserin eine Berathung mit den Prinzen und Würden-
trägern der Mandschupartei; nachdem sie beendet, ließ sie
auch die chinesischen Würdenträger in die Berathungshalle
eintreten und erklärte ihnen, alle Mandschu seien darin einig,
daß gegen die Fremden ein Krieg bis aufs Messer geführt
werden müsse. Der frühere Gesandte in Rußland Hsüt-
schingtscheng und der Minister Juangtschang (beide wurden
später hingerichtet). Tsengkuanlan, der Sohn des bekannten
Marquis Tseng, und einige andere Chinesen wagten
Gegenvorstellungen, fanden aber nur durch den Mandschu
Natung, der dafür von seinen Landsleuten als „entarteter
chinesischer Verräther" beschimpft wurde, Unterstützung.
Kangyi schlug dann vor, Natung und Hsütschingtscheng ab-
zusenden, damit sie die Entsatztruppen der Fremden auf dem
Wege nach Peking aufhielten. Das geschah in der Hoff-
nung, daß die beiden unterwegs von den Boxern getödtet
werden würden. Auch der Kaiser Knangsü legte sich in
dieser Berathung gegen den Krieg ins Mittel, aber die
Kaiserin kehrte ihm verächtlich den Rücken. Am
18. Juni machten vier chinesische Minister, darunter
Hsüyunyi nnd Juantschang, einen Besuch in der
amerikanischen Gesandtschaft, mußten sich aber vor
den Drohungen der Boxer bald zurückziehen. An dem-
selben Tage kündigte der deutsche Gesandte für den
folgenden Tag seinen Besuch im Tsung-li-Iamen an. Die
Minister baten ihn, mit dem Besuch zu warten; er ging
trotzdem und wurde durch Kansutruppen und einige der
Mandschutruppen Junglus vom Wuwei-Mittelkorps er-
mordet. „Weder der deutsche Gesandte noch einer der
fremden Vertreter konnte wissen, in welcher Gefahr die
chinesische Partei des Tsung-li-Iamens selbst schwebte",
sagt der Chinese entschuldigend. Am 20. Juni befahl auf
Anstiften der Mandschupartei die Kaiserin durch.Er-
laß, „daß Aunglus gut ausgebildete Truppen
in Peking einrücken, die Gesandtschaften vernichten
und dann die Fremden von Tientsin aus in das Meer
werfen sollten." Noch einmal legte sich der Kaiser in's
Mittel und flehte die Kaiserin an, einen solchen Befehl
nicht zu erlassen, aber vergeblich, der verhängnißvolle Erlaß
erschien und noch an demselben Nachmittage rückte die Vor-
hut Aunglus mit Feldkanonen und Maschinengeschützen in
die Stadt ein. „Nach dem Einmarsch von Junglus
Mittelkorps von der Wuwei-Armee wurden vom 21. Juni
ab die Angriffe auf die Gesandtschaften unaufhörlich fort-
gesetzt." Jetzt wurde das Morden allgemein, und Jever,
der eine Boxer-Uniform anlegte, schien das Recht zu haben,
nach Herzenslust zu rauben und zu morden. Zwar erhielt
Junglus persönliche Garde den Befehl, dem Plündern der
Kansutruppen Einhalt zu thun, und obwohl etwa 30
Soldaten und ein Oberst des Wuweikorps, die trotzdem
Vergißmeinnicht darstellend, ließ wenigstens mit ziemlicher
Sicherheit ^darauf schließen, daß der kleine Gegenstand
ein von zarter Hand gespendetes Angebinde darstellte.
Die Falkenaugen des Untersuchungsrichters, der das
Täschchen sogleich an sich genommen hatte, entdeckten darin
jedoch noch etwas ganz anderes, nämlich den in der unteren
Ecke mit winzig kleinen, vergoldeten Buchstaben eingeprägten
Namen des Fabrikanten, eines bekannten Lederwaarenhändlers
der Stadt.
„Nun, meine Herren." sagte er triumphirend, »ich denke,
wir hätten die gesuchte Spur glücklich gefunden. Sie sehen,
daß ich mich mit meiner vorhin ausgesprochenen Vermulhung
durchaus auf dem richtigen Wege befand. Dieses Täschchen
kann von keinem Anderen verloren worden sein, als von dem
Mörder des unglücklichen Birkener. Ich sage, es kann nicht
— und ich habe dafür, wie sie sogleich hören werden, meine
guten Gründe. Der erste derselben ist der Ort, an welchem
es von dem Gendarmen gefunden wurde. Was hätte ein
harmloser Spaziergänger dort mitten im Buschwerk und
Gestrüpp zu schaffen gehabt? Wohl aber mochte ein auf
verbotenen Wegen befindlicher Wilddieb, als er die An-
näherung eines Menschen wahrnahm, sich da hinein ver-
kriechen. Seit der Auffindung der Leiche hat nach der
Aussage des Forstbeamten niemand mehr den Platz oder
seine nächste Umgebung betreten. Das Täschchen ist aber
weder beschmutzt noch durchnäßt; es kann also erst seit sehr
kurzer Zeit dort gelegen haben und nur die blödeste Kurz-
sichtigkeit könnte sich der Gewißheit verschließen, daß es dem
von uns gesuchten Verbrecher entfallen sei. Wir haben
damit zugleich den unwiderleglichen Beweis, daß er wirklich
den besseren Ständen angchört hat. und wenn uns, wie ich
hoffe, der Fabrikant Auskunft darüber geben j kann, an wen
er das Täschchen verkauft hat, so wird es uns nicht mehr
allzu schwer fallen, den Schuldigen zu ermitteln."
(Fortsetzung folgt).