tz Erscheint täglich.
*>°nntass ausgenommen.
^ Prri«
^ Familimblättern
«.^natlich 50 Pf.
lbuA "l s Haus gebracht.
"'L , die Post bezogen
»^iertchahrl. 1.25 Mk.
schließlich Zustellgebühr.
^ech-Anschluß Nr. 82.
JnsertionSgebühr
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
GratiS-Anschlag
der Inserate auf den Plakat»
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulm.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82
Fttikg, dr» 12. Oktober
iS««.
Die Grundsteinlegung zum Reichs-Limes-
Museum.
y.Homburg v. d. H., 11. Oct. Hundert Fuhrwerke
Sen ! elektrischen Bahn, tausende von Fußgängern zo>
„ . oeuie zur Saalburg hinauf. Auch aus der näheren
v weiteren Umgebung, aus Frankfurt, Wiesbaden, Mainz,
>^'stadt u. s. w. kam erheblicher Zuzug an geladenen
^"Lasten und an Zuschauern. Eine combinirte Kompagnie
j, ^1. Jnfantcrie-Regiments hielt neben einer Abtheilung
L Hamburger Bataillons die Ehrenwache an der
r^lburg und half dem stattlichen Gendarmerie-Aufgebot
der Absperrung.
E > »Alles, bitte, die Plätze einnehmen!" Das ist der
^ Wink, daß der feierliche Akt beginnen soll. Punkt
bl/j-^ sthten, wie die Franks. Ztg. berichtet, die Tuben-
H^er ein: der Kaiser und die Kaiserin hielten im
"Uschimmel-Vierspänner an der ?orta Oseumans.
-^.inz und Prinzessin Heinrich, Prinz und Prin-
Friedrich Karl von Hessen und das Gefolge
gossen sich in zweispännigen Hofwagen dem Kaiserpaare
H.' Die alte Musik machte einen hübschen Effekt,
dem ^""^en sind von Professor Jos. Schlar-Wiesbaden,
Ton-Umdichter des „Oberon", für zwei Chöre ein-
^s'chtet. Der eine stand über der Porta auf der „ auer-
^Eung, der andere, das Echo, auf dem Umgang rechts
^ I'nks vom Sacellum. H- und ^.s-Trompetcn gaben
.'.E" schönen Wiederhall und die gedämpften Paukenwirbel
s.?^n ebenfalls nicht übel in die Stimmung. Zudem
de» die Bläser (Bockenheimer Husaren-Trompeter) in
Mänteln, Laubzweige im Haar, mit den langen
^ben malerisch genug aus. Die Töne verklangen. Der
d trat durch die Pforte, begrüßt von den Notabeln
E Kastells und den Kriegern. Dann trat in der Rctcn-
der Präfekt vor, neigte sich und hielt eine lateinische
t kiede, die von den Berichterstattern innerhalb des Prä-
^'ums nicht vernommen werden konnte. Man sagt uns
b daß Schauspieler Schreiner-Wiesbaden den vom Horn-
iger Gymnaflaldircktor Schulze verfaßten Text mit guter
.lrkung vorgeiragen habe. Nun erst schritt der Kaiser,
* übrigens schon bei der Anfahrt vom Hamburger Bür-
tMejstcr Dr. Tettenborn mit einer kurzen Begrüßungsrede
Wagenschlage empfangen worden war, mit den übrigen
rstlichkeiten durch das lange Spalier römischer Krieger,
^Ponare und Manipelträgcr in den Hof des Prätoriums.
i zweihundert Sänger unter der Leitung des Hamburger
h/Mllmeisters Iwan Schulz stimmten von sanfter Musik
j festet das Dahn-Lachner'sche „8alvs Iruxerator" an,
°er von Direktor E. Schulze auf den Tag zugestutzten
2-Massung. Zwei eilige Läufer, leider aber in der profanen
H "cht der heutigen Taunusbewohner, holten ein kleines
z>^8essen nach und rannten derweil schleunigst zu den
Vseraltären, um die Weihr auchflammen zu
Sünden. Der Rauch kräuselte sich empor, die Priester
k^wen malerische Stellungen ein, die Auguren und die
^uspices, die gleichfalls in dem Halbrund vor der
Zjvina aufgestellt waren, setzten die feierlichste
'ene auf, die Schaar der eingeladenen Festzeugen erhob
und entblößte die Häupter, der Kaiser betrat den Hof
^ Prätoriums.
Voran schritt eine Gruppe germanischer Häuptlinge im
^slivams und Flügelhelm, prächtige Figuren, und römische
Were. Herr v. Hülsen machte den Wegweiser. Dann
Eliten kleine Römerknaben, manche trotz ein wenig
chminke von blasser Farbe und unklassischem Profil, Blumen
Hl den Weg der Großen. Der Kaiser trug kleine
- ENeralsuniform, die Kaiserin und die Prinzessin Heinrich
^?°rzes geschlossenes Jackenkleid und schwarzen Hut, die
Prinzessin Friedrich Karl von Hessen eine schlichte dunkel-
blaue Promenadentoilette, Prinz Heinrich Admiralsuniform,
Prinz Friedrich Karl von Hessen die Hauptmannsuniform
als Kompagniechef im 81. Regiment. An das Gefolge
schloß sich wieder eine Gruppe Römer und Germanen. Der
Kaiser trat aus der Reihe, als er Frau v. Co Hausen,
die Wittwe des Limesforschers, auf einer der Bänke be-
merkte und richtete freundliche Worte an die alte Dame.
Als die Zugspitze vor dem Sacellum anlangte, umgeben
von den Feldzeichen der römischen Truppentheile, die im
Lauf der Zeiten auf der Saalburg gelegen haben, da er-
hob der Legat (Schauspieler Löffler-Wiesbaden) in pur-
pur- und goldgesäumter Toga, flankirt von zwei Dyuitöa,
die Arme und rief mit lautem Schalle vassar!"
Dann fuhr er in deutschen Jamben fort: der Prolog von
Laufs feierte den Kaiser, dessen gebietendes „Werde!" auf's
Neue den trümmerhaften Ort belebe. Als der martialische
Beifall sich legte, nahmen das Kaiserpaar und die beiden
prinzlichen Paare auf den mit herbstlich geröthetcm Eichen-
laub gezierten Sesseln neben dem Grundstein Platz. Herr
v. Lucanus trat hervor und verlas die von Theodor
Mommscn verfaßte lateinische, in Metall gestochene
Urkunde, die dem Grundstein einverleibt werden sollte.
Der nächste Redner war der Kultusminister Studt. Er
verlas eine deutsche Urkunde, die auf Veranlassung des
Kaisers dem Grundstein beigegeben wird.
Der Kaiser Unterzeichnete hierauf das Pergament und
las die Mctallplatte. Dann begannen die Maurer ihr
Werk, fügten die Metallkassette ein und füllten die Fugen
aus. Der Kaiser, der offenbar schon einige Uebung im
Giundsteinlegen hat, verstrich kunstgerecht den Mörtel, der
Stein wurde darauf gewälzt, der Kaiser ergriff den
Hammer und das Wort, wie folgt:
„Der erste Gedanke am heutigen Tage schweift zurück
in wehmuthsvollem Danke an meinen unvergeßlichen
Vater Kaiser Friedrich III. Seiner Thatkraft, seinem
schaffensfreudigen Wollen verdankt die Saalburg ihr Ent-
stehen. Gleichwie im fernen Osten der Monarchie die ge-
waltige Ritterburg, die einst die deutsche Kultur in den
Osten verpflanzte, auf sein Geheiß wieder neu erstand und
nunmehr ihrer Vollendung entgegenschreitet, so ist auf den
Höhen des ragenden Taunus dem Phönix gleich aus seiner
Asche emporgestiegen das alte Römcrkastell, ein Zeuge
römischer Macht, ein Glied in der gewaltigen ehernen
Kette, die Roms Legionen um das gewaltige Reich gelegt,
die auf das Geheiß eines einzigen römischen Imperators,
des Cäsar Augustus, der Welt ihren Willen aufzwang und
die gesammte Welt der römischen Kultur eröffnet«, die be-
fruchtend vor allem auf Germanien fiel. So weihe ich
diesen Stein mit dem ersten Schlage der Erinnerung an
Kaiser Friedrich III., mit dem zweiten Schlage der
deutschen Jugend, den Heranwachsenden Geschlechtern,
die hier in dem neu erstehenden Museum lernen mögen,
was ein Weltreich bedeutet, und zum dritten der Zukunft
unseres deutschen Vaterlandes, dem es beschicken
sein möge, in künftigen Zeiten durch die einheitliche Zu-
sammenwirkung der Fürsten und Völker, von ihren Heeren
und ihren Bürgern, so gewaltig, so fest geeint und so
maßgebend zu sein, wie es einst das römische Weltreich
war, damit eS von uns in Zukunft dereinst heißen möge,
wie in der alten Zeit: oivig Homauus suin,- nunmehr:
Ich bin ein deutscher Bürger!"
Ein Beifallsgemurmel und gedämpftes Bravorufen er-
hob sich nach der Rede in dem Kreise der Nächststehenden.
Diese Kundgebung, so respektvoll sie gemeint gewesen sein
mag, machte doch einen nicht ganz unanfechtbaren Eindruck
auf die Hörer. Wortlos traten die übrigen zum Ham-
merschlag Zugelassenen an den Stein, die Fürsten, die
Minister Studt und Posadowsky, Herr v. Lucanus,
General v. Lindequist, Herr v. Hülsen, Baurath Jacobi,
Frau v. Cohausen, vor.
Dann setzte der Schlußgesang ein, die Ode au
Apoll, die 1893 von den Franzosen in Delphi ausgegra-
bcn ist, nach Gevaert-Brüssel von Schlar komponirt. Der
Kaiser brach auf. Brausende Hochrufe verkündeten den
Schluß der dreiviertelstündigen Feier.
Die Menge verlief sich, die Gäste versammelten sich
zum Festfrühstück im Saalburgrestaurant, und die unbe-
vorzugten Festgenossen suchten ebenfalls in Dornholz-
hausen und Homburg eine Erfrischungsstätte und sprachen
zu einander das klassische Wort: „kromtl"
Will man schon jetzt ein Fazit der Feier ziehen, so
muß man gestehen, sie hatte neben dem äußerlichen Glanz
auch Momente von ernster Weihe und echtem wissen-
schaftlichem Werth. Auch an ihr wird sich das Dichter-
wort erfüllen:
„Was glänzt, ist für den Augenblick geboren,
Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren l"
Deutsches Reich.
— Ueber die Ausreise der Truppen-Transport-
dampfer nach China liegen folgende letzte Meldungen vor:
Halle (N.D. Lloyd) 9. Oct. in Moji.
Batavia (Hamb.A.L ) 9. Oct. von Nagasaki.
Darmstadt (N.D. Lloyd) 8. Oct. von Shanghai.
Roland (N.D. Lloyd) 9. Oct. in Singapore.
Cronberg, 11. Oct. Das Kaiserpaar traf kurz
nach 1 Uhr von der Saalburg kommend hier ein und nahm
am Mittagsmahl in Schloß Friedrichshof theil. Um 4 Uhr
kehrte es nach Homburg zurück. Das Prinzenpaar Adolf
von Schaumburg-Lippe wird gegen 3 Uhr hier etntreffen.
Baden. L.N. Konstanz, 10. Oktober. Prinz und
Prinzessin Max von Baden reisten nach Verabschiedung
vom Großherzogspaare nach Kopenhagen zum Besuche
des dänischen Hofes. Die Prinzessin ist bekanntlich eine
Enkelin des dänischen Königs.
— Zum Nachfolger Dr. Reinhards in Freiburg
soll, dem Vernehmen nach, der Landeskommissär in Kon-
stanz, Frhr. v. Bo dm an, ausersehen sein und als Landes-
kommissär nach Konstanz Ministecialrath Föhrenbach in
Karlsruhe kommen.
— Eine Korresondenz der Straßb. Post aus Baden
theilt aus bester Quelle und mit aller Bestimmtheit mit,
daß Dr. Reinhard eine Audienz des Erzbischofs beim
Großherzog weder veranlaßt noch irgendwie ein-
geleitet hat.
L.6. Karlsruhe, 10. Octbr. Abg» Geck versendet
an die sozialdemokratischen Blätter eine „Berichtigung",
worin er behauptet, die von der Konferenz gefaßte Reso-
lution gehe von der total unwahren und erzwungenen Vor-
aussetzung aus, daß er (Geck) in seinem Flugbatt erklärt
habe, die Kompromisse bei den Landtagswahlen in Karls-
ruhe und Durlach haben zur Korruption in der Partei ge-
führt. Weder in seinem Flugblatt, noch in seinen münd-
lichen Erklärungen in Mainz sei etwas Derartiges behauptet
oder auch nur angedeutet worden. Während die Volks -
stimme Gecks Berichtigung ohne Commentar abdruckt, er-
achtet der Volksfreund die Angelegenheit durch die Re-
solution der Konferenz für erledigt. Herr Geck hat nun
Gelegenheit, über den bekannten Satz der sozialdemokrati-
schen Dogmatik nachzudenken: „Wer nicht Partien will, der
fliegt hinaus."
* Der sozialdemokratische Volksfreund nimmt aus dem
Heidelberger Eisenbahnunglück Veranlassung, die Be-
strebungen der Eisenbahnreformer zu empfehlen,
Stephanie.
Von Julien Beer de Turique.
Autorisirte Uebersetzung von E. Dilmar.
2l
(Fortsetzung.)
a-m^^on wurden die kleinen Tischchen zum Souper auf-
ko^Et. und doch schien es Paul, als sei er soeben erst ge-
MMem Fürwahr, die Mutter hatte recht: dieses Mädchen
* einfach unwiderstehlich.
8ea° i> sie? Nun, sie war ebenfalls nicht unempfindlich
die rstattliche, distinguirte Erscheinung, den Geist und
ffelnde Unterhaltungsgabe ihres Tänzers geblieben.
",e sie ihm doch selbst vertrauensvoll gestanden:
»Mein Herr, ich mutz Ihnen eine Lüge bekennen."
a,jj*ld^„^üge? . . . Sie, mein Fräulein?" . . . Jst's
tz »Aa . . . Soeben hat Mr. Hcctor, ein Freund meines
«inar -wm Souper engagirt. Aber er ist gar nicht
st,n und eine ganze Stunde lang neben ihm sitzen und
bef» Konversation anhören zu müssen . . . brrr! . . . Ich
keinen kleinen Schreck. . ."
»Knd dann . . .?"
^kogirt"" b""" habe sch chm gesagt, ich sei bereits
»Von wem?"
»Von Ihnen . . . Sie verzeihen, nicht wahr?"
zn^>- ^ verzieh! Es fehlte nicht viel, so wäre er ihr
sie gestürzt, hätte ihr gestanden, daß er sie anbete und
Un>?u.Eehr. die Seine zu werden. Allein er beherrschte sich
""beschränkte sich auf die Antwort:
fyk,"Vch verzeihe Ihnen nicht nur, mein Fräulein, sondern
D Ihnen zu tiefstem Danke verpflichtet."
^och seine Stimme vrbrirte vor innerer Bewegung.
Man soupirte.
Welche Grazie, welch reizende Natürlichkeit, welch'
köstlicher, sprudelnder Frohsinn, welch' hinreißendes En-
semble!
Mit jedem Gange — in gleichem Matze, wie sein Hunger
sich legte — wuchs seine Liebe.
Viel zu schnell schlug die Scheidestunde.
„Aus Wiedersehen, mein Herr," sagte sie, ihm beim
Abschiede die Hand bietend, „auf baldiges Wiedersehen,
hoffentlich!"
„Jawohl, auf baldiges Wiedersehen, mein verehrtes
Fräulein I"
Von seinen Gefühlen übermannt, neigte sich Paul und
drückte einen langen Kuß auf ihre kleine Hand.
Gleich darauf stieg, nein stürzte er die Treppe hinab- Er
empfand das unwiderstehliche Verlangen, in freier Luft zu
athmen, unter dem unermeßlichen Himmel von dem uner-
meßlichen Glücke zu träumen, das seiner harrte.?
Natürlich wollte er sie heirathen. Und je eher, je lieber.
Am liebsten auf der Stelle. Er konnte den Verlobungstag
kaum noch erwarten.
„Stephanie, meine geliebte Stephanie!" flüsterte er vor
sich hin.
Drunten vor dem Hause blieb er noch einmal stehen und
hob den Blick zu der erleuchteten Fensterreibe, hinter welcher
diejenige weilte, die fortan sein Alles war. Dann wandte er
sich heimwärts.
Doch kaum hatte er zwei Schritte gemacht, als er gegen
einen Herrn anrannte, der soeben aus dem Nachbarhause
getreten war.
„Du Paul?" klang es verwundert an sein Ohr.
„Du. Gilbert?"
„Wo kommst Du denn her zu vorgerückter Stunde?"
„Von einem Balle hier nebenan. Und Du?"
„Ich desgleichen."
Em Händedruck und die beiden Herren gingen nach ver-
schiedenen Richtungen davon.
„O, dieses reizende, herrliche Geschöpf!" dachte Paul
im Weiterschreiten. „Welch unendlichen Dank schulde
ich dem helfenden Auge der Mutterliebe, welches sogleich
erkannt, daß nur sie allein mich wahrhaft glücklich machen
kann."
Stephanie! Welch schöner Name! O, wäre er erst
so weit, sie bei ihrem Vornamen nennen zu dürfen. Stephanie
und Paul . . - Paul und Stephanie ... wie gut das
zusammenklang!
Ob sie wohl wußte, daß er Paul hieß? D och wohl, denn
voraussichtlich war sie vor der projektirten Zusammenkunft
verständigt worden.
Still vor sich hinlächelnd, bewunderte er die Schelmerei
des holden Kindes, das nicht die leiseste Andeutung gemacht
und gethan, als habe sie vor dem heutigen Abend noch nie
ein Wort über ihn vernommen. Selbst seiner Mutter hatte
sie nicht ein einziges Mal Erwähnung gethan, und Herr
und Madame Delport ebensowenig; ja. sie hatten ihn nicht
einmal nach ihrem Ergehen gefragt. Dennoch war es ihm
nicht entgangen, daß ihre Blicke unverhohlenes Wohlgefallen
verriethen, wenn sie ihn mit ihrer Tochter tanzen sahen. Sie
schienen also einen willkommenen Schwiegersohn in ihm zu
sehen, und auch vor Stephaniens Augen hatte er offenbar
Gnade gefunden.
Unablässig klang in seinem Ohr ihr Scheidewort: „Auf
baldiges Wiedersehen, hoffe ich."
„Ja, jawohl, auf baldiges Wiedersehen, Stephanie, auf
baldiges Wiedersehen!" stieß er in seiner Ekstase unwill-
kürlich laut hervor und erschreckte dadurch einen harmlosen
Passanten.
..Jedenfalls ein Tollhäusler!" dachte dieser schaudernd
und beschleunigte seine Schritte, um den Seinigen dahein zu
erzählen, daß er soeben einer großen Gesahr entronnen sei.
(Schluß folgt.)
*>°nntass ausgenommen.
^ Prri«
^ Familimblättern
«.^natlich 50 Pf.
lbuA "l s Haus gebracht.
"'L , die Post bezogen
»^iertchahrl. 1.25 Mk.
schließlich Zustellgebühr.
^ech-Anschluß Nr. 82.
JnsertionSgebühr
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
GratiS-Anschlag
der Inserate auf den Plakat»
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulm.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82
Fttikg, dr» 12. Oktober
iS««.
Die Grundsteinlegung zum Reichs-Limes-
Museum.
y.Homburg v. d. H., 11. Oct. Hundert Fuhrwerke
Sen ! elektrischen Bahn, tausende von Fußgängern zo>
„ . oeuie zur Saalburg hinauf. Auch aus der näheren
v weiteren Umgebung, aus Frankfurt, Wiesbaden, Mainz,
>^'stadt u. s. w. kam erheblicher Zuzug an geladenen
^"Lasten und an Zuschauern. Eine combinirte Kompagnie
j, ^1. Jnfantcrie-Regiments hielt neben einer Abtheilung
L Hamburger Bataillons die Ehrenwache an der
r^lburg und half dem stattlichen Gendarmerie-Aufgebot
der Absperrung.
E > »Alles, bitte, die Plätze einnehmen!" Das ist der
^ Wink, daß der feierliche Akt beginnen soll. Punkt
bl/j-^ sthten, wie die Franks. Ztg. berichtet, die Tuben-
H^er ein: der Kaiser und die Kaiserin hielten im
"Uschimmel-Vierspänner an der ?orta Oseumans.
-^.inz und Prinzessin Heinrich, Prinz und Prin-
Friedrich Karl von Hessen und das Gefolge
gossen sich in zweispännigen Hofwagen dem Kaiserpaare
H.' Die alte Musik machte einen hübschen Effekt,
dem ^""^en sind von Professor Jos. Schlar-Wiesbaden,
Ton-Umdichter des „Oberon", für zwei Chöre ein-
^s'chtet. Der eine stand über der Porta auf der „ auer-
^Eung, der andere, das Echo, auf dem Umgang rechts
^ I'nks vom Sacellum. H- und ^.s-Trompetcn gaben
.'.E" schönen Wiederhall und die gedämpften Paukenwirbel
s.?^n ebenfalls nicht übel in die Stimmung. Zudem
de» die Bläser (Bockenheimer Husaren-Trompeter) in
Mänteln, Laubzweige im Haar, mit den langen
^ben malerisch genug aus. Die Töne verklangen. Der
d trat durch die Pforte, begrüßt von den Notabeln
E Kastells und den Kriegern. Dann trat in der Rctcn-
der Präfekt vor, neigte sich und hielt eine lateinische
t kiede, die von den Berichterstattern innerhalb des Prä-
^'ums nicht vernommen werden konnte. Man sagt uns
b daß Schauspieler Schreiner-Wiesbaden den vom Horn-
iger Gymnaflaldircktor Schulze verfaßten Text mit guter
.lrkung vorgeiragen habe. Nun erst schritt der Kaiser,
* übrigens schon bei der Anfahrt vom Hamburger Bür-
tMejstcr Dr. Tettenborn mit einer kurzen Begrüßungsrede
Wagenschlage empfangen worden war, mit den übrigen
rstlichkeiten durch das lange Spalier römischer Krieger,
^Ponare und Manipelträgcr in den Hof des Prätoriums.
i zweihundert Sänger unter der Leitung des Hamburger
h/Mllmeisters Iwan Schulz stimmten von sanfter Musik
j festet das Dahn-Lachner'sche „8alvs Iruxerator" an,
°er von Direktor E. Schulze auf den Tag zugestutzten
2-Massung. Zwei eilige Läufer, leider aber in der profanen
H "cht der heutigen Taunusbewohner, holten ein kleines
z>^8essen nach und rannten derweil schleunigst zu den
Vseraltären, um die Weihr auchflammen zu
Sünden. Der Rauch kräuselte sich empor, die Priester
k^wen malerische Stellungen ein, die Auguren und die
^uspices, die gleichfalls in dem Halbrund vor der
Zjvina aufgestellt waren, setzten die feierlichste
'ene auf, die Schaar der eingeladenen Festzeugen erhob
und entblößte die Häupter, der Kaiser betrat den Hof
^ Prätoriums.
Voran schritt eine Gruppe germanischer Häuptlinge im
^slivams und Flügelhelm, prächtige Figuren, und römische
Were. Herr v. Hülsen machte den Wegweiser. Dann
Eliten kleine Römerknaben, manche trotz ein wenig
chminke von blasser Farbe und unklassischem Profil, Blumen
Hl den Weg der Großen. Der Kaiser trug kleine
- ENeralsuniform, die Kaiserin und die Prinzessin Heinrich
^?°rzes geschlossenes Jackenkleid und schwarzen Hut, die
Prinzessin Friedrich Karl von Hessen eine schlichte dunkel-
blaue Promenadentoilette, Prinz Heinrich Admiralsuniform,
Prinz Friedrich Karl von Hessen die Hauptmannsuniform
als Kompagniechef im 81. Regiment. An das Gefolge
schloß sich wieder eine Gruppe Römer und Germanen. Der
Kaiser trat aus der Reihe, als er Frau v. Co Hausen,
die Wittwe des Limesforschers, auf einer der Bänke be-
merkte und richtete freundliche Worte an die alte Dame.
Als die Zugspitze vor dem Sacellum anlangte, umgeben
von den Feldzeichen der römischen Truppentheile, die im
Lauf der Zeiten auf der Saalburg gelegen haben, da er-
hob der Legat (Schauspieler Löffler-Wiesbaden) in pur-
pur- und goldgesäumter Toga, flankirt von zwei Dyuitöa,
die Arme und rief mit lautem Schalle vassar!"
Dann fuhr er in deutschen Jamben fort: der Prolog von
Laufs feierte den Kaiser, dessen gebietendes „Werde!" auf's
Neue den trümmerhaften Ort belebe. Als der martialische
Beifall sich legte, nahmen das Kaiserpaar und die beiden
prinzlichen Paare auf den mit herbstlich geröthetcm Eichen-
laub gezierten Sesseln neben dem Grundstein Platz. Herr
v. Lucanus trat hervor und verlas die von Theodor
Mommscn verfaßte lateinische, in Metall gestochene
Urkunde, die dem Grundstein einverleibt werden sollte.
Der nächste Redner war der Kultusminister Studt. Er
verlas eine deutsche Urkunde, die auf Veranlassung des
Kaisers dem Grundstein beigegeben wird.
Der Kaiser Unterzeichnete hierauf das Pergament und
las die Mctallplatte. Dann begannen die Maurer ihr
Werk, fügten die Metallkassette ein und füllten die Fugen
aus. Der Kaiser, der offenbar schon einige Uebung im
Giundsteinlegen hat, verstrich kunstgerecht den Mörtel, der
Stein wurde darauf gewälzt, der Kaiser ergriff den
Hammer und das Wort, wie folgt:
„Der erste Gedanke am heutigen Tage schweift zurück
in wehmuthsvollem Danke an meinen unvergeßlichen
Vater Kaiser Friedrich III. Seiner Thatkraft, seinem
schaffensfreudigen Wollen verdankt die Saalburg ihr Ent-
stehen. Gleichwie im fernen Osten der Monarchie die ge-
waltige Ritterburg, die einst die deutsche Kultur in den
Osten verpflanzte, auf sein Geheiß wieder neu erstand und
nunmehr ihrer Vollendung entgegenschreitet, so ist auf den
Höhen des ragenden Taunus dem Phönix gleich aus seiner
Asche emporgestiegen das alte Römcrkastell, ein Zeuge
römischer Macht, ein Glied in der gewaltigen ehernen
Kette, die Roms Legionen um das gewaltige Reich gelegt,
die auf das Geheiß eines einzigen römischen Imperators,
des Cäsar Augustus, der Welt ihren Willen aufzwang und
die gesammte Welt der römischen Kultur eröffnet«, die be-
fruchtend vor allem auf Germanien fiel. So weihe ich
diesen Stein mit dem ersten Schlage der Erinnerung an
Kaiser Friedrich III., mit dem zweiten Schlage der
deutschen Jugend, den Heranwachsenden Geschlechtern,
die hier in dem neu erstehenden Museum lernen mögen,
was ein Weltreich bedeutet, und zum dritten der Zukunft
unseres deutschen Vaterlandes, dem es beschicken
sein möge, in künftigen Zeiten durch die einheitliche Zu-
sammenwirkung der Fürsten und Völker, von ihren Heeren
und ihren Bürgern, so gewaltig, so fest geeint und so
maßgebend zu sein, wie es einst das römische Weltreich
war, damit eS von uns in Zukunft dereinst heißen möge,
wie in der alten Zeit: oivig Homauus suin,- nunmehr:
Ich bin ein deutscher Bürger!"
Ein Beifallsgemurmel und gedämpftes Bravorufen er-
hob sich nach der Rede in dem Kreise der Nächststehenden.
Diese Kundgebung, so respektvoll sie gemeint gewesen sein
mag, machte doch einen nicht ganz unanfechtbaren Eindruck
auf die Hörer. Wortlos traten die übrigen zum Ham-
merschlag Zugelassenen an den Stein, die Fürsten, die
Minister Studt und Posadowsky, Herr v. Lucanus,
General v. Lindequist, Herr v. Hülsen, Baurath Jacobi,
Frau v. Cohausen, vor.
Dann setzte der Schlußgesang ein, die Ode au
Apoll, die 1893 von den Franzosen in Delphi ausgegra-
bcn ist, nach Gevaert-Brüssel von Schlar komponirt. Der
Kaiser brach auf. Brausende Hochrufe verkündeten den
Schluß der dreiviertelstündigen Feier.
Die Menge verlief sich, die Gäste versammelten sich
zum Festfrühstück im Saalburgrestaurant, und die unbe-
vorzugten Festgenossen suchten ebenfalls in Dornholz-
hausen und Homburg eine Erfrischungsstätte und sprachen
zu einander das klassische Wort: „kromtl"
Will man schon jetzt ein Fazit der Feier ziehen, so
muß man gestehen, sie hatte neben dem äußerlichen Glanz
auch Momente von ernster Weihe und echtem wissen-
schaftlichem Werth. Auch an ihr wird sich das Dichter-
wort erfüllen:
„Was glänzt, ist für den Augenblick geboren,
Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren l"
Deutsches Reich.
— Ueber die Ausreise der Truppen-Transport-
dampfer nach China liegen folgende letzte Meldungen vor:
Halle (N.D. Lloyd) 9. Oct. in Moji.
Batavia (Hamb.A.L ) 9. Oct. von Nagasaki.
Darmstadt (N.D. Lloyd) 8. Oct. von Shanghai.
Roland (N.D. Lloyd) 9. Oct. in Singapore.
Cronberg, 11. Oct. Das Kaiserpaar traf kurz
nach 1 Uhr von der Saalburg kommend hier ein und nahm
am Mittagsmahl in Schloß Friedrichshof theil. Um 4 Uhr
kehrte es nach Homburg zurück. Das Prinzenpaar Adolf
von Schaumburg-Lippe wird gegen 3 Uhr hier etntreffen.
Baden. L.N. Konstanz, 10. Oktober. Prinz und
Prinzessin Max von Baden reisten nach Verabschiedung
vom Großherzogspaare nach Kopenhagen zum Besuche
des dänischen Hofes. Die Prinzessin ist bekanntlich eine
Enkelin des dänischen Königs.
— Zum Nachfolger Dr. Reinhards in Freiburg
soll, dem Vernehmen nach, der Landeskommissär in Kon-
stanz, Frhr. v. Bo dm an, ausersehen sein und als Landes-
kommissär nach Konstanz Ministecialrath Föhrenbach in
Karlsruhe kommen.
— Eine Korresondenz der Straßb. Post aus Baden
theilt aus bester Quelle und mit aller Bestimmtheit mit,
daß Dr. Reinhard eine Audienz des Erzbischofs beim
Großherzog weder veranlaßt noch irgendwie ein-
geleitet hat.
L.6. Karlsruhe, 10. Octbr. Abg» Geck versendet
an die sozialdemokratischen Blätter eine „Berichtigung",
worin er behauptet, die von der Konferenz gefaßte Reso-
lution gehe von der total unwahren und erzwungenen Vor-
aussetzung aus, daß er (Geck) in seinem Flugbatt erklärt
habe, die Kompromisse bei den Landtagswahlen in Karls-
ruhe und Durlach haben zur Korruption in der Partei ge-
führt. Weder in seinem Flugblatt, noch in seinen münd-
lichen Erklärungen in Mainz sei etwas Derartiges behauptet
oder auch nur angedeutet worden. Während die Volks -
stimme Gecks Berichtigung ohne Commentar abdruckt, er-
achtet der Volksfreund die Angelegenheit durch die Re-
solution der Konferenz für erledigt. Herr Geck hat nun
Gelegenheit, über den bekannten Satz der sozialdemokrati-
schen Dogmatik nachzudenken: „Wer nicht Partien will, der
fliegt hinaus."
* Der sozialdemokratische Volksfreund nimmt aus dem
Heidelberger Eisenbahnunglück Veranlassung, die Be-
strebungen der Eisenbahnreformer zu empfehlen,
Stephanie.
Von Julien Beer de Turique.
Autorisirte Uebersetzung von E. Dilmar.
2l
(Fortsetzung.)
a-m^^on wurden die kleinen Tischchen zum Souper auf-
ko^Et. und doch schien es Paul, als sei er soeben erst ge-
MMem Fürwahr, die Mutter hatte recht: dieses Mädchen
* einfach unwiderstehlich.
8ea° i> sie? Nun, sie war ebenfalls nicht unempfindlich
die rstattliche, distinguirte Erscheinung, den Geist und
ffelnde Unterhaltungsgabe ihres Tänzers geblieben.
",e sie ihm doch selbst vertrauensvoll gestanden:
»Mein Herr, ich mutz Ihnen eine Lüge bekennen."
a,jj*ld^„^üge? . . . Sie, mein Fräulein?" . . . Jst's
tz »Aa . . . Soeben hat Mr. Hcctor, ein Freund meines
«inar -wm Souper engagirt. Aber er ist gar nicht
st,n und eine ganze Stunde lang neben ihm sitzen und
bef» Konversation anhören zu müssen . . . brrr! . . . Ich
keinen kleinen Schreck. . ."
»Knd dann . . .?"
^kogirt"" b""" habe sch chm gesagt, ich sei bereits
»Von wem?"
»Von Ihnen . . . Sie verzeihen, nicht wahr?"
zn^>- ^ verzieh! Es fehlte nicht viel, so wäre er ihr
sie gestürzt, hätte ihr gestanden, daß er sie anbete und
Un>?u.Eehr. die Seine zu werden. Allein er beherrschte sich
""beschränkte sich auf die Antwort:
fyk,"Vch verzeihe Ihnen nicht nur, mein Fräulein, sondern
D Ihnen zu tiefstem Danke verpflichtet."
^och seine Stimme vrbrirte vor innerer Bewegung.
Man soupirte.
Welche Grazie, welch reizende Natürlichkeit, welch'
köstlicher, sprudelnder Frohsinn, welch' hinreißendes En-
semble!
Mit jedem Gange — in gleichem Matze, wie sein Hunger
sich legte — wuchs seine Liebe.
Viel zu schnell schlug die Scheidestunde.
„Aus Wiedersehen, mein Herr," sagte sie, ihm beim
Abschiede die Hand bietend, „auf baldiges Wiedersehen,
hoffentlich!"
„Jawohl, auf baldiges Wiedersehen, mein verehrtes
Fräulein I"
Von seinen Gefühlen übermannt, neigte sich Paul und
drückte einen langen Kuß auf ihre kleine Hand.
Gleich darauf stieg, nein stürzte er die Treppe hinab- Er
empfand das unwiderstehliche Verlangen, in freier Luft zu
athmen, unter dem unermeßlichen Himmel von dem uner-
meßlichen Glücke zu träumen, das seiner harrte.?
Natürlich wollte er sie heirathen. Und je eher, je lieber.
Am liebsten auf der Stelle. Er konnte den Verlobungstag
kaum noch erwarten.
„Stephanie, meine geliebte Stephanie!" flüsterte er vor
sich hin.
Drunten vor dem Hause blieb er noch einmal stehen und
hob den Blick zu der erleuchteten Fensterreibe, hinter welcher
diejenige weilte, die fortan sein Alles war. Dann wandte er
sich heimwärts.
Doch kaum hatte er zwei Schritte gemacht, als er gegen
einen Herrn anrannte, der soeben aus dem Nachbarhause
getreten war.
„Du Paul?" klang es verwundert an sein Ohr.
„Du. Gilbert?"
„Wo kommst Du denn her zu vorgerückter Stunde?"
„Von einem Balle hier nebenan. Und Du?"
„Ich desgleichen."
Em Händedruck und die beiden Herren gingen nach ver-
schiedenen Richtungen davon.
„O, dieses reizende, herrliche Geschöpf!" dachte Paul
im Weiterschreiten. „Welch unendlichen Dank schulde
ich dem helfenden Auge der Mutterliebe, welches sogleich
erkannt, daß nur sie allein mich wahrhaft glücklich machen
kann."
Stephanie! Welch schöner Name! O, wäre er erst
so weit, sie bei ihrem Vornamen nennen zu dürfen. Stephanie
und Paul . . - Paul und Stephanie ... wie gut das
zusammenklang!
Ob sie wohl wußte, daß er Paul hieß? D och wohl, denn
voraussichtlich war sie vor der projektirten Zusammenkunft
verständigt worden.
Still vor sich hinlächelnd, bewunderte er die Schelmerei
des holden Kindes, das nicht die leiseste Andeutung gemacht
und gethan, als habe sie vor dem heutigen Abend noch nie
ein Wort über ihn vernommen. Selbst seiner Mutter hatte
sie nicht ein einziges Mal Erwähnung gethan, und Herr
und Madame Delport ebensowenig; ja. sie hatten ihn nicht
einmal nach ihrem Ergehen gefragt. Dennoch war es ihm
nicht entgangen, daß ihre Blicke unverhohlenes Wohlgefallen
verriethen, wenn sie ihn mit ihrer Tochter tanzen sahen. Sie
schienen also einen willkommenen Schwiegersohn in ihm zu
sehen, und auch vor Stephaniens Augen hatte er offenbar
Gnade gefunden.
Unablässig klang in seinem Ohr ihr Scheidewort: „Auf
baldiges Wiedersehen, hoffe ich."
„Ja, jawohl, auf baldiges Wiedersehen, Stephanie, auf
baldiges Wiedersehen!" stieß er in seiner Ekstase unwill-
kürlich laut hervor und erschreckte dadurch einen harmlosen
Passanten.
..Jedenfalls ein Tollhäusler!" dachte dieser schaudernd
und beschleunigte seine Schritte, um den Seinigen dahein zu
erzählen, daß er soeben einer großen Gesahr entronnen sei.
(Schluß folgt.)