^ Erscheint täglich,
sonntags ausgenommen.
Preis
ant Familienblättern
, .monatlich SO Pf.
in's HauS gebracht,
^urch die Post bezogen
. vi-rteljährl. 1.25 Mk.
»usichließlich Zustellgebühr.
Fernsprech-Anschlnß Nr. 82.
HckklkM Mm.
JnserttonSgebübr
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäule«.
Fernsprech-Anschlutz Nr. 82
Xr. 242.
Mittwoch, dm 17. Oktober
1SVV.
Die Vorgänge in Südchina.
Die Nachrichten, welche in der letzten Zeit aus China
A uns dringen, sind nicht geeignet, namentlich dem großen
Publikum, das sich nicht so eingehend mit dem Studium
derselben befassen kann, ein klares Bild der dortigen Vor-
züge zu geben. Man liest von Verhandlungen, Expe-
ditionen, Aufständen, und wird sich über den Zusammen-
hang all der Dinge nicht klar.
, Viel trägt dazu bei, daß die geographischen Verhält-
nisse Chinas wohl in Folge der schwierig auszusprechenden
Nnd noch nicht einmal auf den verschiedenen Landkarten
Aeichlautenden Ortsnamen bei der Menge wenig bekannt
und. Das Studium einer guten Karle, sei's auch nur ein
Biertelsründchen, trägt viel zur Aufklärung bei. Man muß
uch vor Allem über die Lage der verschiedenen Provinzen
^ den Hauptflüssen Jang-tse-kiang und Ho-ang-ho orien-
'"en, dann wird Vieles klarer.
. Was nun die momentane politische Lage betrifft, so
scheint im Norden, in den nördlich des Ho-ang-ho liegen-
^n Provinzen Schaust und Tschili, die Operationsbasis für
^ verbündeten Truppen erweitert zu weroen durch die
-'kpedition nach Poa-ltng-fu. Ein Beweis dafür, daß man
der leitende» Stelle damit rechnet, daß die ganze An-
Hkftgenheit noch recht lange dauern kann.
Der einfache Zeitungsleser beurtheilt die Wirren in
s^hina so: Die fremdenfeindliche Partei am Hofe hat die
^öerhand gewonnen, infolgedessen sind die Unruhen aus-
Sebrochen und haben die fremden Heere ins Land gebracht.
Nun aber kommt ein neuer Faktor dazu. Schon
A Beginn der Kämpfe im Norden waren dunkle Gerüchte
Uber Aufstände im Süden verbreitet worden; all-
mählich nehmen sie bestimmtere Formen an und wir
Dauben, daß sie sich so auswachsen werden,
"ö sie die ganze Sachlage verändern.
Der Berichterstatter der Morning Post meldet, in Kwan-
^"8 und Kwangst, den südlichen Provinzen am
, .e°re, sei der von einem chinesischen Arzte Sunyetsen ge-
eitete Aufstand nicht fremdenfeindlich, sondern
n tidynasti sch. Auch in Szetschwan, der Gebirgs-
mmbinz nördlich des Jang-tsc-Kiang richte sich die Be-
rgung gegen die Mantschudynastie. Der dor-
'6e Anführer Kangyuwei soll kaiserliche Truppen
^schlagen und ein großes Gebiet unter seinen
. influß gebracht haben. Ferner sollen die Aufrührer
»nach streben, Canton zu nehmen. Reuter-Meldungen
. Hongkong bestätigen in vollstem Umfang diese Nachricht,
"bß die Aufstände der Anhänger Kangyuwei's und Sun-
^ien's, sowie die Mitglieder des Geheimbundes San-hoh-
(Dreifaltigkeit) zum Sturze der Mantschuherr-
!chaft in Südschina gemeinsame Sache machen und
'ch durch das Fehlen jedesfremden feindlichen
Mistes auszeichnen.
Was besagen all diese Meldungen? Wie hängt das
°Ues zusammen?
.. Die Lehrmeisterin „Geschichte" soll uns auch hier den
Mhigen Aufschluß geben.
k- Wir brauchen gar nicht weit zurückzugehen. Für den
. k.blier der Geschichte China's im letzten Jahrhundert
^ xch Vergleich der jetzigen Situation mit der
^oi-ping-Revolution, die im Jahre 1851 ausbrach,
rniljch auf. Auch hier nahm die Bewegung ihren Ur-
zu der Zeit, da die Pekinger Regierung mit den
^Wländern den Opiumkrieg führte, also schon in den
^bhren 1840—42. Ein Bauer namens Hung hatte es
„fanden, das nationale Chiuesenthum in den südlichen
H ° südwestlichen Provinzen zu einer religiös-politischen
sammeln, auf deren Fahnen „Tod und Ver-
3)
Ein Opfer.
Roman von B. Saworra.
Autorisirte Bearbeitung nach dem Englischen.
(Fortsetzung.)
_ der Doktor die Thür offen hält, um das junge
tzi.vchbn durchzulassen, tritt eine alte Frau in die Küche,
stun?. Besitzeren der Hütte. Sie entledigt sich eines
de» ' ^on sehr mitgenommenen Tuches und schüttelt sich
das 7)bgen aus dem grauen Haar. Dann bückt sie sich, um
fn! oalv erloschene Feuer in dem kleinen Herde neu anzu-
chbn und seufzt tief.
gehl's dem armen Burschen da drinnen?" fragt
° »lte Frau. -
-^s geht schnell zu Ende mit ihm."
seiner Arme!" sagt sie in klagendem Ton. „Solch ein
itzo/r Herr! — so groß und so starkl So war auch meiner,
ÄakNun liegt er schon zwei Jahr' im Grad' — zwei
auf kommenden Martini."
Hl„"Nach einer Weile fragt die Frau, und ein härterer
siegt in ihrer Stimme: „Wer ist die Person, die Sie
bmeingeschickt haben, Doktor?"
»?e,ne Frau," antwortet Grävener.
sie Frau macht sich am Feuer zu schaffen, heftig stößt
as Schüreisen in die Flamme.
trog^anch einer nimmt den Schmerz leicht." bemerkt sie
»ng n, „ich NE anders, als mein Mann starb; das greift
Die da weiß nichts davon, ihre Augen waren
^"Nocken als Eure."
bky.-Ä'an kann den Schmerz nicht immer nach den Thränen
nen," sag; er zerstreut, mehr wie zu sich. „Es gibt
nichtung der Mantschu-Dynastie" stand. Die Bewegung,
die nach ihrer religiösen Seite hin starken christlichen
Beigeschmack hatte, war im Jahre 1851 so weit heran-
gediehen, daß Hung, auf ein starkes Heer gestützt, die
Mantschu-Dynastie für abgesetzt und sich als den recht-
mäßigen' Herrscher erklärte. Ganz Südchina war sein
Gebiet; er selbst restdirte in Nanking. Dieses Reich,
dessen Tendenz absolut nicht fremden- son-
dern nur mantschufeindlich war, bestand bis
1864, wo es den Mantsch» mit Hülfe der Engländer
unter Gordon gelang, Nanking zu erobern und die neue
Organisation zu sprengen. Dazu wäre es ohne die Eng-
länder wohl nicht gekommen und wir hätten heule ein
national regiertes China, wenn die Tai-ping den Eng-
ländern erlaubt hätten — Opiumhandel zu
treiben. So aber opferten die Briten die mit ihnen auf
freundschaftlichem Fuße lebenden Tai-ping den Tataren
aus Nordchiua auf.
Trügen nicht alle Anzeichen und Nachrichten, so haben
wir es bei dem jetzigen Aufruhr in Süd-China
mit einer ähnlichen, wenn nicht derselben, zu neuem Leben
erweckten, üational-chinesischenBewegung gegen
die Mantschu zu thun. Genau wie seiner Zeit bei
dem Tai-ping-Aufstand.
Das ist der Gesichtspunkt, von dem aus die China-
Wirren von jetzt an betrachtet werden müssen: Wie wer-
den sich die Mächte zu der national-chinesischen antitatari-
schen Bewegung stellen? Unterstützung der Mantschu-
Dynastie oder der das fremde Joch abschütteln wollenden
Südchinesen?
Fürwahr! Eine folgenschwere Frage, welche
die europäische Diplomatie hier zu beantworten hat.
Von rein menschlichem Standpunkt aus müßte man
ohne Zweifel, sobald man die Erhebung in Südchina als
eine wirklich nationale gegen die Mantschu erkannt hat,
dieselbe mit aller Macht unterstützen, denn die neue Re-
gierung, der man so Hilfe leistete, wäre zu Dank ver-
pflichtet und Garantien für die künftige Ruhe würden von
ihr leicht zu erlangen sein, leichter als von der Mantschu-
Dynastie auf ihrem wackeligen Thron, die ja allerdings,
sobald sie die Gefahr erkannt hat, ebenso wie vor 50
Jahren nachgeben wird, aber nur bis sie wieder ge kräftigt
ist. Und sie kann nur durch ein Willkürregiment sich halten.
Ordnung, Ruhe und Frieden werden in dem von ihr
unterjochten und regierten Land nie einziehen.
Mit der Erledigung der chinesischen Angelegenheit im
Sinne der nationalen Aufrührer aber wären wir in Europa
der so viel geweissagten „gelben Gefahr" um ein Beträcht-
liches näher gerückt. China, kraftvoll und national regiert,
würde mit seinen schier unerschöpflichen Hilfsmitteln Europa
sehr bald kommerziell sehr gefährlich werden, und wenn
man dem Menschen — nicht bloß dem Engländer — an
den Geldbeutel will, dann vergißt er sehr schnell Mensch-
lichkeit und Moral.
Unsere Diplomaten werden daher sehr bald vor der Wahl
zwischen zwei Uebeln stehen — dem nationalreorganisirten,
aufvlühenden China mit seinen Gefahren für die Zukunft
und der alten verrotteten Mantschuwirthschaft mit ihrer
Rechtsunsicherheit. An ihnen ist es, das kleinere zu er-
kennen. Mögen sie dabei von richtiger Einsicht geleitet sein!
Zur Reform der deutschen Rechtschreibung
'oll nunmehr ein weiterer Schritt erfolgt sein. Der preutzi-
che Kultusminister soll sich, wie der Berl. Localanz.
mittheilt, an den Reichskanzler gewandt und in einem längeren
Berichte dargelegt haben, daß er von verschiedenen Seiten
darum angegangen woroen sei, eine Neuregelung der deut-
schen Rechtschreibung in die Wege zu leiten. Um eine solche
wenigstens innerhalb der deutschen Schulen und auf dem
Gebiet des amtlichen Verkehrs herbeizuführen, halte es der
Minister für erforderlich, zunächst eine Verständigung mit
einigen Reichsbehörden zu erzielen, und bitte deshalb, ihn
zu ermächtigen, sich mit dem Reichspostamt und dem Reichs-
justizamt zur Einleitung von Vorbesprechungen in Verbin-
dung zu setzen. Der Reichskanzler habe diese Ermächtigung
ertheilt, und die daraufhin eingeleiteten Besprechungen
zwischen Vertretern der preußischen Unterrichtsverwaltung
und der beiden Reichsämter haben zu dem Ergebniß ge-
führt, daß der gegenwärtig auf dem Gebiet der deutschen
Rechtschreibung herrschenden Unsicherheit und Zerfahrenheit
ein Ende gemacht und eine einheitliche Gestaltung der deut-
schen Rechtschreibung herbeigeführt werden müsse; der Kul-
tusminister werde sich sodann mit den maßgebenden Stellen
der anderen deutschen Bundesstaaten, insbesondere Bayerns,
Würrttembergs und Sachsens, sowie der Schweiz, wahr-
scheinlich auch Oesterreichs, in Verbindung setzen und, wenn
er dort wiederum derselben Geneigtheit wie sie vor 24
Jahren vorhanden war, begegnen sollte, voraussichtlich den
Zusammentritt einer neuen Konferenz zur Herstellung einer
einheitlichen deutschen Rechtschreibung Vorschlägen.
Deutschland und Amerika auf der Pariser
Weltausstellung.
Amerikanische Zeitungen verbreiten neuerdings die Notiz,
die Vereinigten Staaten hätten nach Frankreich auf der
Pariser Weltausstellung die größte Anzahl der Preise er-
halten. An sich wäre das nicht wunderbar, da die Ver-
einigten Staaten nächst Frankreich nach dem französischen
Generalkatalog die größte Anzahl der Aussteller haben,
nämlich 6459 gegen Deutschland mit 2626, also 2'/, mal
so viel Aussteller als Deutschland. Die Vereinigten
Staaten erzielten trotzvem nur den Record in den Bronce-
Medaillen und ehrenvollen Erwähnungen. Es haben er-
halten :
Große Preise:
Vereinigte Staaten
215
Deutschland
261
Goldene Medaillen:
547
546
Silberne Medaillen:
593
608
Broncene Medaillen:
501
350
Ehrenvolle
Erwähnungen:
348
198
Das bedeutet für
2204
die Vereinigten
1963
Staaten einen
Prozentsatz von 34,4 Prozent, für Deutschland von
76,9 Prozent prämiirter Aussteller.
Deutsches Reich
— Das Leiden der Kaiserin Friedrich hat mit
einem sogenannten Hexenschuß beginnend in letzter Zeit die
unteren Extremitäten in Mitleidenschaft gezogen, sodaß die
Kaiserin in der letzten Zeit nur schwer aufstehen konnte.
— Das Plenum des wirthschaftlichen Aus-
schusses trat am 16. d. in Berlin unter dem Vorsitze
des Staatssekretärs Dr. Grafen v. Posadowsky zu einer
voraussichtlich mehrere Tage dauernden Berathung über
das neue Zolltarifgesetz zusammen. Die Berathungen
sind durchaus vertraulicher Natur.
— In verschiedenen Blättern, auch in badischen, findet
man einen Aufruf eines Herrn Fritz Bronsart von
Schellendorf, wohnhaft in Tegernsee (Bayern), der um
Unterschriften bittet für ein internationales Be-
grüßungstelegramm an den Präsidenten Krüger,
sobald dieser europäischen Boden betritt. Schon vor
auch tiefen Herzenskummer, der einen zu äußerer Ruhe
zwingt."
„So, so." murmelt die Alte mürrisch, „nennt das Schmerz
— nennt es, wie Ihr wollt, ich trau' solchem Kummer nicht,
ich kenn' das."
Fünf Minuten vergehen, ohne daß ein Laut aus dem
Nebenzimmer zu hören ist. Dann wird leise die Thür ge-
öffnet und das Mädchen tritt in die Küche. Auch jetzt sind
ihre Augen thränenlos. aber sie sieht so müde» abgespannt,
ergriffen aus, als wenn sie mit Gewalt eine starke Erregung
niederaekämpft hat.
Hastig sendet Grävener die alte Frau in das Kranken-
zimmer, um über den Sterbenden zu wachen, und er ist
allein mit dem Mädchen.
Mitleidig reicht er ihr einen Stuhl» sie setzt sich ohne ein
Wort des Dankes und schaut erwartungsvoll zu ihm auf.
Ihre Energie scheint sie ganz verlassen zu haben; sie sieht
lies niedergedrückt, hoffnungslos aus. Grävener siebt sie
durchdringend an, ehe er spricht, dann heftet er seine Augen
auf die Steinfsiesen. Er hat etwas zu sagen, was sie un-
trüglich verletzen muß. wenn sie stolz ist — und sie sieht
stolz aus. Er will es so schonend als möglich thun.
„Sie müssen mir verzeihen, wenn ich zudringlich erscheine;
ich muß aber einige Fragen an Sie richten, die nicht zu um-
geben sind."
Ihre Todtenblässe verwandelt sich in tiefe Röthe.
„Ick will jede Frage beantworten, wenn ich es kann,"
erwidert sie ruhig.
Ec zögert; es wird ihm so schwer, die erste Frage zu
stellen. Obgleich er fest auf den Fußboden blickt, sieht er, wie
eine Vision vor sich das offene Gesicht, die klaren, treuen,
ernsten Augen des jungen Mädchens. Mit diesem Bilde vor
seinem geistigen Auge erscheint ihm die Frage wie eine Be-
leidigung; trotzdem muß er sie ihr vorlegen.
„Mein Patient svrach vorhin von seiner Frau. Verzeihen
Sie. wenn ich Sie frage, ob er Sie damit meinte?"
Ihre Hände falten sich in ihrem Schooße krampfhaft zu-
ammen und wieder auseinander: die Farbe auf ihren
Wangen kommt und geht; zweimal versucht sie zu sprechen,
>och die Worte erstarben ihr auf den Lippen.
„Sie sind nicht seine Frau?" Em härterer Klang mischt
ich in seine ernste, ruhige Frage.
„N—nein."
„Sie waren aber in seiner Gesellschaft?"
„Ja." Entschlossen, fast trotzig klingt die Antwort. Ihre
est verschränkten ginger lösen sich, sie hält die Augen nieder-
eschlagen. .
„Sie hat er also gemeint?
„Ja," antwortet sie wieder. Tiefe Rötbe bedeckt jetzt ihr
lntlitz. Ausschauend. weiß Grävener, daß sie ihn verstanden
at — alles, was sein Ton und seine Worte einschlossen. Sie
leibt still, mit gebeugtem Haupte sitzen.
„Ich muß an seine Freunde telegraphiren,". bemerkt der
lrzt nach einer Pause. „Sie können mir ohne Zweifel sagen,
n wen ich mich zu wenden habe." ^ „
„Hauptmann Pommerry hat keine Verwandte. Wenigstens
:nne ick keine."
„Er heißt Pommerry?" fragt Grävener ruhig.
„Ja." Augenscheinlich denkt das junge Mädchen nach, als
b sie eine halb verloren gegangene Erinnerung in das Ge-
ächmiß zurückrufen wolle. „Doch, er hat einen Vetter," sagt
e und blickt ihn an. „Ich erinnere mich jetzt, und ich glaube,
h kann Ihnen sagen, wo er wohnt." ^. ..
„Ich habe hier Papier und Bleistift. Wollen Sie die
iüte haben, mir seinen Namen und Adresse aufzuschreiben?"
Sie nimmt das Papier, das er ihr hinreicht, und schreibt
it etwas zitternder Hand, was er gewünscht; dann giebt sie
an stillschweigend den Zettel wieder.
_ (Fortsetzung folgt.)
sonntags ausgenommen.
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der Inserate auf den Plakat-
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und den Plakatsäule«.
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Xr. 242.
Mittwoch, dm 17. Oktober
1SVV.
Die Vorgänge in Südchina.
Die Nachrichten, welche in der letzten Zeit aus China
A uns dringen, sind nicht geeignet, namentlich dem großen
Publikum, das sich nicht so eingehend mit dem Studium
derselben befassen kann, ein klares Bild der dortigen Vor-
züge zu geben. Man liest von Verhandlungen, Expe-
ditionen, Aufständen, und wird sich über den Zusammen-
hang all der Dinge nicht klar.
, Viel trägt dazu bei, daß die geographischen Verhält-
nisse Chinas wohl in Folge der schwierig auszusprechenden
Nnd noch nicht einmal auf den verschiedenen Landkarten
Aeichlautenden Ortsnamen bei der Menge wenig bekannt
und. Das Studium einer guten Karle, sei's auch nur ein
Biertelsründchen, trägt viel zur Aufklärung bei. Man muß
uch vor Allem über die Lage der verschiedenen Provinzen
^ den Hauptflüssen Jang-tse-kiang und Ho-ang-ho orien-
'"en, dann wird Vieles klarer.
. Was nun die momentane politische Lage betrifft, so
scheint im Norden, in den nördlich des Ho-ang-ho liegen-
^n Provinzen Schaust und Tschili, die Operationsbasis für
^ verbündeten Truppen erweitert zu weroen durch die
-'kpedition nach Poa-ltng-fu. Ein Beweis dafür, daß man
der leitende» Stelle damit rechnet, daß die ganze An-
Hkftgenheit noch recht lange dauern kann.
Der einfache Zeitungsleser beurtheilt die Wirren in
s^hina so: Die fremdenfeindliche Partei am Hofe hat die
^öerhand gewonnen, infolgedessen sind die Unruhen aus-
Sebrochen und haben die fremden Heere ins Land gebracht.
Nun aber kommt ein neuer Faktor dazu. Schon
A Beginn der Kämpfe im Norden waren dunkle Gerüchte
Uber Aufstände im Süden verbreitet worden; all-
mählich nehmen sie bestimmtere Formen an und wir
Dauben, daß sie sich so auswachsen werden,
"ö sie die ganze Sachlage verändern.
Der Berichterstatter der Morning Post meldet, in Kwan-
^"8 und Kwangst, den südlichen Provinzen am
, .e°re, sei der von einem chinesischen Arzte Sunyetsen ge-
eitete Aufstand nicht fremdenfeindlich, sondern
n tidynasti sch. Auch in Szetschwan, der Gebirgs-
mmbinz nördlich des Jang-tsc-Kiang richte sich die Be-
rgung gegen die Mantschudynastie. Der dor-
'6e Anführer Kangyuwei soll kaiserliche Truppen
^schlagen und ein großes Gebiet unter seinen
. influß gebracht haben. Ferner sollen die Aufrührer
»nach streben, Canton zu nehmen. Reuter-Meldungen
. Hongkong bestätigen in vollstem Umfang diese Nachricht,
"bß die Aufstände der Anhänger Kangyuwei's und Sun-
^ien's, sowie die Mitglieder des Geheimbundes San-hoh-
(Dreifaltigkeit) zum Sturze der Mantschuherr-
!chaft in Südschina gemeinsame Sache machen und
'ch durch das Fehlen jedesfremden feindlichen
Mistes auszeichnen.
Was besagen all diese Meldungen? Wie hängt das
°Ues zusammen?
.. Die Lehrmeisterin „Geschichte" soll uns auch hier den
Mhigen Aufschluß geben.
k- Wir brauchen gar nicht weit zurückzugehen. Für den
. k.blier der Geschichte China's im letzten Jahrhundert
^ xch Vergleich der jetzigen Situation mit der
^oi-ping-Revolution, die im Jahre 1851 ausbrach,
rniljch auf. Auch hier nahm die Bewegung ihren Ur-
zu der Zeit, da die Pekinger Regierung mit den
^Wländern den Opiumkrieg führte, also schon in den
^bhren 1840—42. Ein Bauer namens Hung hatte es
„fanden, das nationale Chiuesenthum in den südlichen
H ° südwestlichen Provinzen zu einer religiös-politischen
sammeln, auf deren Fahnen „Tod und Ver-
3)
Ein Opfer.
Roman von B. Saworra.
Autorisirte Bearbeitung nach dem Englischen.
(Fortsetzung.)
_ der Doktor die Thür offen hält, um das junge
tzi.vchbn durchzulassen, tritt eine alte Frau in die Küche,
stun?. Besitzeren der Hütte. Sie entledigt sich eines
de» ' ^on sehr mitgenommenen Tuches und schüttelt sich
das 7)bgen aus dem grauen Haar. Dann bückt sie sich, um
fn! oalv erloschene Feuer in dem kleinen Herde neu anzu-
chbn und seufzt tief.
gehl's dem armen Burschen da drinnen?" fragt
° »lte Frau. -
-^s geht schnell zu Ende mit ihm."
seiner Arme!" sagt sie in klagendem Ton. „Solch ein
itzo/r Herr! — so groß und so starkl So war auch meiner,
ÄakNun liegt er schon zwei Jahr' im Grad' — zwei
auf kommenden Martini."
Hl„"Nach einer Weile fragt die Frau, und ein härterer
siegt in ihrer Stimme: „Wer ist die Person, die Sie
bmeingeschickt haben, Doktor?"
»?e,ne Frau," antwortet Grävener.
sie Frau macht sich am Feuer zu schaffen, heftig stößt
as Schüreisen in die Flamme.
trog^anch einer nimmt den Schmerz leicht." bemerkt sie
»ng n, „ich NE anders, als mein Mann starb; das greift
Die da weiß nichts davon, ihre Augen waren
^"Nocken als Eure."
bky.-Ä'an kann den Schmerz nicht immer nach den Thränen
nen," sag; er zerstreut, mehr wie zu sich. „Es gibt
nichtung der Mantschu-Dynastie" stand. Die Bewegung,
die nach ihrer religiösen Seite hin starken christlichen
Beigeschmack hatte, war im Jahre 1851 so weit heran-
gediehen, daß Hung, auf ein starkes Heer gestützt, die
Mantschu-Dynastie für abgesetzt und sich als den recht-
mäßigen' Herrscher erklärte. Ganz Südchina war sein
Gebiet; er selbst restdirte in Nanking. Dieses Reich,
dessen Tendenz absolut nicht fremden- son-
dern nur mantschufeindlich war, bestand bis
1864, wo es den Mantsch» mit Hülfe der Engländer
unter Gordon gelang, Nanking zu erobern und die neue
Organisation zu sprengen. Dazu wäre es ohne die Eng-
länder wohl nicht gekommen und wir hätten heule ein
national regiertes China, wenn die Tai-ping den Eng-
ländern erlaubt hätten — Opiumhandel zu
treiben. So aber opferten die Briten die mit ihnen auf
freundschaftlichem Fuße lebenden Tai-ping den Tataren
aus Nordchiua auf.
Trügen nicht alle Anzeichen und Nachrichten, so haben
wir es bei dem jetzigen Aufruhr in Süd-China
mit einer ähnlichen, wenn nicht derselben, zu neuem Leben
erweckten, üational-chinesischenBewegung gegen
die Mantschu zu thun. Genau wie seiner Zeit bei
dem Tai-ping-Aufstand.
Das ist der Gesichtspunkt, von dem aus die China-
Wirren von jetzt an betrachtet werden müssen: Wie wer-
den sich die Mächte zu der national-chinesischen antitatari-
schen Bewegung stellen? Unterstützung der Mantschu-
Dynastie oder der das fremde Joch abschütteln wollenden
Südchinesen?
Fürwahr! Eine folgenschwere Frage, welche
die europäische Diplomatie hier zu beantworten hat.
Von rein menschlichem Standpunkt aus müßte man
ohne Zweifel, sobald man die Erhebung in Südchina als
eine wirklich nationale gegen die Mantschu erkannt hat,
dieselbe mit aller Macht unterstützen, denn die neue Re-
gierung, der man so Hilfe leistete, wäre zu Dank ver-
pflichtet und Garantien für die künftige Ruhe würden von
ihr leicht zu erlangen sein, leichter als von der Mantschu-
Dynastie auf ihrem wackeligen Thron, die ja allerdings,
sobald sie die Gefahr erkannt hat, ebenso wie vor 50
Jahren nachgeben wird, aber nur bis sie wieder ge kräftigt
ist. Und sie kann nur durch ein Willkürregiment sich halten.
Ordnung, Ruhe und Frieden werden in dem von ihr
unterjochten und regierten Land nie einziehen.
Mit der Erledigung der chinesischen Angelegenheit im
Sinne der nationalen Aufrührer aber wären wir in Europa
der so viel geweissagten „gelben Gefahr" um ein Beträcht-
liches näher gerückt. China, kraftvoll und national regiert,
würde mit seinen schier unerschöpflichen Hilfsmitteln Europa
sehr bald kommerziell sehr gefährlich werden, und wenn
man dem Menschen — nicht bloß dem Engländer — an
den Geldbeutel will, dann vergißt er sehr schnell Mensch-
lichkeit und Moral.
Unsere Diplomaten werden daher sehr bald vor der Wahl
zwischen zwei Uebeln stehen — dem nationalreorganisirten,
aufvlühenden China mit seinen Gefahren für die Zukunft
und der alten verrotteten Mantschuwirthschaft mit ihrer
Rechtsunsicherheit. An ihnen ist es, das kleinere zu er-
kennen. Mögen sie dabei von richtiger Einsicht geleitet sein!
Zur Reform der deutschen Rechtschreibung
'oll nunmehr ein weiterer Schritt erfolgt sein. Der preutzi-
che Kultusminister soll sich, wie der Berl. Localanz.
mittheilt, an den Reichskanzler gewandt und in einem längeren
Berichte dargelegt haben, daß er von verschiedenen Seiten
darum angegangen woroen sei, eine Neuregelung der deut-
schen Rechtschreibung in die Wege zu leiten. Um eine solche
wenigstens innerhalb der deutschen Schulen und auf dem
Gebiet des amtlichen Verkehrs herbeizuführen, halte es der
Minister für erforderlich, zunächst eine Verständigung mit
einigen Reichsbehörden zu erzielen, und bitte deshalb, ihn
zu ermächtigen, sich mit dem Reichspostamt und dem Reichs-
justizamt zur Einleitung von Vorbesprechungen in Verbin-
dung zu setzen. Der Reichskanzler habe diese Ermächtigung
ertheilt, und die daraufhin eingeleiteten Besprechungen
zwischen Vertretern der preußischen Unterrichtsverwaltung
und der beiden Reichsämter haben zu dem Ergebniß ge-
führt, daß der gegenwärtig auf dem Gebiet der deutschen
Rechtschreibung herrschenden Unsicherheit und Zerfahrenheit
ein Ende gemacht und eine einheitliche Gestaltung der deut-
schen Rechtschreibung herbeigeführt werden müsse; der Kul-
tusminister werde sich sodann mit den maßgebenden Stellen
der anderen deutschen Bundesstaaten, insbesondere Bayerns,
Würrttembergs und Sachsens, sowie der Schweiz, wahr-
scheinlich auch Oesterreichs, in Verbindung setzen und, wenn
er dort wiederum derselben Geneigtheit wie sie vor 24
Jahren vorhanden war, begegnen sollte, voraussichtlich den
Zusammentritt einer neuen Konferenz zur Herstellung einer
einheitlichen deutschen Rechtschreibung Vorschlägen.
Deutschland und Amerika auf der Pariser
Weltausstellung.
Amerikanische Zeitungen verbreiten neuerdings die Notiz,
die Vereinigten Staaten hätten nach Frankreich auf der
Pariser Weltausstellung die größte Anzahl der Preise er-
halten. An sich wäre das nicht wunderbar, da die Ver-
einigten Staaten nächst Frankreich nach dem französischen
Generalkatalog die größte Anzahl der Aussteller haben,
nämlich 6459 gegen Deutschland mit 2626, also 2'/, mal
so viel Aussteller als Deutschland. Die Vereinigten
Staaten erzielten trotzvem nur den Record in den Bronce-
Medaillen und ehrenvollen Erwähnungen. Es haben er-
halten :
Große Preise:
Vereinigte Staaten
215
Deutschland
261
Goldene Medaillen:
547
546
Silberne Medaillen:
593
608
Broncene Medaillen:
501
350
Ehrenvolle
Erwähnungen:
348
198
Das bedeutet für
2204
die Vereinigten
1963
Staaten einen
Prozentsatz von 34,4 Prozent, für Deutschland von
76,9 Prozent prämiirter Aussteller.
Deutsches Reich
— Das Leiden der Kaiserin Friedrich hat mit
einem sogenannten Hexenschuß beginnend in letzter Zeit die
unteren Extremitäten in Mitleidenschaft gezogen, sodaß die
Kaiserin in der letzten Zeit nur schwer aufstehen konnte.
— Das Plenum des wirthschaftlichen Aus-
schusses trat am 16. d. in Berlin unter dem Vorsitze
des Staatssekretärs Dr. Grafen v. Posadowsky zu einer
voraussichtlich mehrere Tage dauernden Berathung über
das neue Zolltarifgesetz zusammen. Die Berathungen
sind durchaus vertraulicher Natur.
— In verschiedenen Blättern, auch in badischen, findet
man einen Aufruf eines Herrn Fritz Bronsart von
Schellendorf, wohnhaft in Tegernsee (Bayern), der um
Unterschriften bittet für ein internationales Be-
grüßungstelegramm an den Präsidenten Krüger,
sobald dieser europäischen Boden betritt. Schon vor
auch tiefen Herzenskummer, der einen zu äußerer Ruhe
zwingt."
„So, so." murmelt die Alte mürrisch, „nennt das Schmerz
— nennt es, wie Ihr wollt, ich trau' solchem Kummer nicht,
ich kenn' das."
Fünf Minuten vergehen, ohne daß ein Laut aus dem
Nebenzimmer zu hören ist. Dann wird leise die Thür ge-
öffnet und das Mädchen tritt in die Küche. Auch jetzt sind
ihre Augen thränenlos. aber sie sieht so müde» abgespannt,
ergriffen aus, als wenn sie mit Gewalt eine starke Erregung
niederaekämpft hat.
Hastig sendet Grävener die alte Frau in das Kranken-
zimmer, um über den Sterbenden zu wachen, und er ist
allein mit dem Mädchen.
Mitleidig reicht er ihr einen Stuhl» sie setzt sich ohne ein
Wort des Dankes und schaut erwartungsvoll zu ihm auf.
Ihre Energie scheint sie ganz verlassen zu haben; sie sieht
lies niedergedrückt, hoffnungslos aus. Grävener siebt sie
durchdringend an, ehe er spricht, dann heftet er seine Augen
auf die Steinfsiesen. Er hat etwas zu sagen, was sie un-
trüglich verletzen muß. wenn sie stolz ist — und sie sieht
stolz aus. Er will es so schonend als möglich thun.
„Sie müssen mir verzeihen, wenn ich zudringlich erscheine;
ich muß aber einige Fragen an Sie richten, die nicht zu um-
geben sind."
Ihre Todtenblässe verwandelt sich in tiefe Röthe.
„Ick will jede Frage beantworten, wenn ich es kann,"
erwidert sie ruhig.
Ec zögert; es wird ihm so schwer, die erste Frage zu
stellen. Obgleich er fest auf den Fußboden blickt, sieht er, wie
eine Vision vor sich das offene Gesicht, die klaren, treuen,
ernsten Augen des jungen Mädchens. Mit diesem Bilde vor
seinem geistigen Auge erscheint ihm die Frage wie eine Be-
leidigung; trotzdem muß er sie ihr vorlegen.
„Mein Patient svrach vorhin von seiner Frau. Verzeihen
Sie. wenn ich Sie frage, ob er Sie damit meinte?"
Ihre Hände falten sich in ihrem Schooße krampfhaft zu-
ammen und wieder auseinander: die Farbe auf ihren
Wangen kommt und geht; zweimal versucht sie zu sprechen,
>och die Worte erstarben ihr auf den Lippen.
„Sie sind nicht seine Frau?" Em härterer Klang mischt
ich in seine ernste, ruhige Frage.
„N—nein."
„Sie waren aber in seiner Gesellschaft?"
„Ja." Entschlossen, fast trotzig klingt die Antwort. Ihre
est verschränkten ginger lösen sich, sie hält die Augen nieder-
eschlagen. .
„Sie hat er also gemeint?
„Ja," antwortet sie wieder. Tiefe Rötbe bedeckt jetzt ihr
lntlitz. Ausschauend. weiß Grävener, daß sie ihn verstanden
at — alles, was sein Ton und seine Worte einschlossen. Sie
leibt still, mit gebeugtem Haupte sitzen.
„Ich muß an seine Freunde telegraphiren,". bemerkt der
lrzt nach einer Pause. „Sie können mir ohne Zweifel sagen,
n wen ich mich zu wenden habe." ^ „
„Hauptmann Pommerry hat keine Verwandte. Wenigstens
:nne ick keine."
„Er heißt Pommerry?" fragt Grävener ruhig.
„Ja." Augenscheinlich denkt das junge Mädchen nach, als
b sie eine halb verloren gegangene Erinnerung in das Ge-
ächmiß zurückrufen wolle. „Doch, er hat einen Vetter," sagt
e und blickt ihn an. „Ich erinnere mich jetzt, und ich glaube,
h kann Ihnen sagen, wo er wohnt." ^. ..
„Ich habe hier Papier und Bleistift. Wollen Sie die
iüte haben, mir seinen Namen und Adresse aufzuschreiben?"
Sie nimmt das Papier, das er ihr hinreicht, und schreibt
it etwas zitternder Hand, was er gewünscht; dann giebt sie
an stillschweigend den Zettel wieder.
_ (Fortsetzung folgt.)