So
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15 Pf. für die Ispaltige
Pctitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
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der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
^MVrech-Anschluß Nr. 82.
Fernsprech-Anschluß Nr. 83
187.
Mknrtiiz, de« 14. AuM
1900.
Der Nachfolger vr. Kalks.
^ltramontane Blätter feiern die Ernennung des Geh.
w.^^raths Dr. Holtgreven, eines Katholiken, zum
g ">'^nten des Oberlandesgerichts in Hamm in Westfalen
D Stelle des verstorbenen früheren Kultusministers
sx ' Falk als einen Triumph der Sache des Centrums.
^ ^egt dazu aber kein Grund vor, da Holtgreven in
. "er Eigenschaft als ältester Vortragender Rath im
indischen Justizministerium, als hervorragender Jurist
P . "ls geborener Westfale besonderen Anspruch auf diesen
^lien ha^e. Die Köln. Ztg. wendet sich mit folgenden
"Neu gegen die Freudenausbrüche der Centrumsblattcr:
tj^»Diese Art der Verherrlichung der Ernennung eines
Gilgen hohe» Beamten in eine höhere Stellung, wenn
Elbe zufällig katholisch ist, dürfte leicht für diese Be-
en verhängnisvoll werden; denn sie ist nur zu sehr
^3Net, denselben das Vertrauen der andersgläubigen
^'chtseingesessenen zu beeinträchtigen und zu entziehen.
^ " glauben, daß die ultramontane Presse doch wahrlich
tjj? den geringsten Anhalt hat, sich über die Zurücksetzung
v^"ger katholischer Beamten im Justizdienst zu beklagen.
Tt stud sowohl der preußische Justizminister wie der
Ijt "EWstkretär des Reichsjustizamts glaubenstreue Katho-
8er » Präsident des preußischen Oberlandesknltnc-
^ichts ist katholisch, ja, hervorragende Mitglieder und
So ^ Centrumspartei, wir nennen nur die Herren
Nei^"' Rintelen, Roeren, Jmwalle, sind Mitglieder des
^HsgerjchtZ, des Kammergerichts, der Obcrlanüesgerichte.
so g'bt weder eine katholische, noch eine protestantische,
h ENi unparteiische Rechtsprechung; und es wäre
der N Rechtspflege in Preußen gestellt, wenn bei
dia» Setzung von Richterstellen nach der Konfesion und
ist I^"dch der Tüchtigkeit gesehen werden müßte. Jedenfalls
Holtgreven nicht nach dem konfessionellen Gesichts-
d>erd ""^ersehen worden, der Nachfolger Dr. Falks zu
diq,/"' ^ ist allerdings ein glaubenstreuer Katholik, nie-
hat er aber auch nur mit einer Spur vcrrathen,
ih? Er Gesinnungsgenosse der Ultramontanen ist und mit
politischen Richtung irgend etwas zu thun haben will.
d>ird Verherrlichung durch die ultramontane Presse
Holt ^ ^lbst am allerunangenehmsten gewesen sein. Dr.
hijh^even ist vor Allem ein Westfale, er kennt die Ver-
seiner Heimath aufs gründlichste, und wie sehr
oß gegeben war, geht am besten daraus hervor,
ih^ ^rich nach hem Tode Falls er und kein anderer neben
"ls der voraussichtliche Nachfolger in Hamm in
Kreisen bezeichnet worden ist. Wo er bisher
«lz ^ lhätig gewesen ist, als Kreisrichter in Magdeburg,
dx^^erlandesgerichtsrath in Naumburg, und seit mehr
- Jahren als Vortragender Rath im Justizministe-
ftich' Hbts hat er sich als hervorragend tüchtig, kcnntniß-
dxz öuverlässtg und charakterfest bewiesen. Als Kommissar
h«bt^"s^aunisters hat er oft im Landtag Gelegenheit ge-
lllth'..^rvorzutreten und Proben seines klaren, scharfen
?' sEiues reichen Wissens, seiner gediegenen Geschäfts-
fih "°theil an den Tag zu legen. So spricht alles da-
^ die Berufung Holtgrevens an die Spitze des
westfälischen Gerichts eine durchaus sachgemäße
8'Uckliche ist, der jede konfessionelle Nebenabsicht fehlt."
Der deutsche Oberbefehl in China.
2lg> konstatirt, daß man, die französische
llliij.^Mng voraussetzend, von dem Einvernehmen aller
Ichr^. E >n der Frage des Oberbefehls sprechen dürfe. Dann
Alii^ ,.i>ns Blatt: Betrachtet man die Lage nur von der
"^iMen Seite, so liegt es auf der Hand, daß die Er-
nenuung eines Oberbefehlshabers eine unbedingte Noth-
wendigkeit war. Als über diese Frage im Rathe der bei
Tientsin kommaudirenden Offiziere eine Einigung nicht er-
folgte, haben wir das tief bedauert, weil dadurch die
Militärischen Operationen verzögert und die den eingeschlos-
senen Europäern zu bringende Hülfe verzögert wurde. Wir
waren damäls -gerne bereit, unsere Truppen jedem Befehl
unterzuordnen, über den die kommaudirenden Offiziere sich
einigen konnten, und nur weil eine solche Einigung nicht
erfolgte, ist dann die Wahl eines deutschen Generals in
den Vordergrund getreten. Die Wahl des Kaisers siel
dann auf einen Mann, der sich in der militärischen Welt
des größten Ansehens erfreut, der in unserer Armee die
wichtigsten Stellungen bekleidet hat und auf den unter den
jetzt noch lebenden activen deutschen Generälen noch am
meisten von dem kriegerischen Glanze zurückstrahlt, der mit
dem Namen Moltke und mit den großen militärischen Er-
folgen Deutschlands verbunden ist. In dem Augenblicke,
wo einmal die Wahl eines Deutschen beschlossen war,
konnten wir keinen General Vorschlägen, der in höherm
Grade als Waldersee zu der schwierigen Stellung eines
Oberbefehlshabers geeignet gewesen wäre, sowohl infolge
seiner militärischen Vergangenheit, als auch wegen des
internationalen Bckanntseins, dessen er sich erfreut. Wir
hätten sicherlich auch andere Generäle gehabt, die der Auf-
gabe gewachsen gewesen wären, aber keinen, der dem Aus-
lande gegenüber so wie Waldersee der Vertreter ruhm-
voller deutscher lleberlieferung gewesen wäre.
Weniger im Auslande als an einigen Stellen im Jn-
lande ist die Besorgniß hervorgetreten, als ob Deutschland
durch die Uebernahme des Oberbefehls einer „uferlosen"
Politik cntgegcntriebe. Es wird schwer fallen, die Berech-
tigung einer solchen Annahme zu beweisen. Nach dieser
Seite ist durch die Ernennung des Grafen Waldersee nicht
das Mindeste geändert worden und die deutsche Politik
bleibt das was sie war: wir wollen Bestrafung des un-
erhörten Bruches des Völkerrechts und wir wollen Bürg-
schaften gegen die Wiederholung oon Vorkommnissen, wie
sie jetzt Peking beflecken. In diesem Bestreben dürfte wohl
die ganze civilifirte Welt einig sein, und wenn bei seiner
Durchsetzung und Erzwingung ein Deutscher den Ober-
befehl führt, so bedeutet das doch nicht, daß man über
dies Programm hinausgehen will. Besonders mißtrauische
Gemüther könnten sich im Gegentheil sagen, daß gerade
durch diesen Oberbefehl Deutschland die Pflicht besonderer
Sorgsamkeit und Vorsicht auferlegt wird und daß wir jetzt
mehr als je darauf achten müssen, unsere Politik, ent-
sprechend dem Vertrauen, das uns die Mächte entgegen-
bringen, thunlichst so einzurichten, daß sie sich auf einer
Linie bewegt, die der Zustimmung der Mächte sicher sein
kann. Der Thatsache, daß wir rüsten und kraftvoll rüsten,
braucht keine andere Erklärung untergelegt zu werden, als
die, daß wir in China, wo uns die schwerste Verletzung
getroffen hat, in einer unserer internationalen Stellung
entsprechenden Weise auftreten wollen und auftreten müssen.
Der Gedanke, die uns widerfahrene Beleidigung ungestraft
zu lassen, muß ebenso zurückgewiesen werden, wie der an-
dere, diese Beleidigung nur durch andere strafen zu lassen,
die sich vielleicht dazu erbieten könnten. Auch hier gilt
das Wort, daß nur der auf gute Vertretung seiner An-
gelegenheiten rechnen kann, der sich selbst ihrer annimmt.
Das entspricht einer politischen Nothwcndigkeit, und das
entspricht der Würde des deutschen Reiches und endlich auch
den großen deutschen wirthschaftlichen Interessen , die wir
in China haben.
Man sagt, Graf Waldersee werde in China erst ein-
treffen, wenn alles beendet und Ruhe und Ordnung schon
wiederhergestellt sein würden. Wenn das geschehen sollte,
so würde sich niemand mehr freuen als wir, denn wir
haben ein sehr tiefes Gefühl der Wertschätzung für die
Knochen unserer pommerschen, rheinischen und bairischen
Musketiere. Es wird uns dann der Vorwurf treffen, daß
wir zu vorsichtig gewesen seien, aber diesen Vorwurf wer-
den wir lieber ertragen, als wenn man uns mit Recht an-
klagen könnte, leichtfertig und sorglos und ohne Voraus-
sicht gehandelt zu haben.
Die Vorgänge in China.
Ueber den Kampf bei Peitsang werden von Tokio,
also aus japanischer Quelle, folgende Einzelheiten gemeldet:
Am Morgen des 5. August besetzten japanische Truppen
zuerst das Arsenal und Hangsasiu, nachher Wang-Tscha-
pong und zuletzt Peitsang. Japanische Abtheilungen ver-
folgten den Feind, der sich in verschiedenen Richtungen
zurückzog. Seine Stärke belief sich auf 20 000 Mann.
Auf japanischer Seite wurden an Offizieren und Mann-
schaften ungefähr 300 getödtet und verwundet. Der Feind
ließ 200 Todte zurück. Bei Peitsang sind also die Ja-
paner stark betheiligt gewesen, während am folgenden Tage
bei Jantsun Engländer und Amerikaner im Vordertreffen
standen.
Nachrichten über den weiteren Vormarsch der Ver-
bündeten sind bis jetzt nicht eingetroffen und doch sollten
diese in der Woche seit Aantsun ein gutes Stück weiter ge-
kommen sein. Steht der Welt etwa die Ueberraschung be-
vor, daß die nächste Nachricht die Ankunft der Verbündeten
in Peking meldet?
Die chinesische Regierung macht große Anstrengungen,
um die Gesanüten aus Peking zu entfernen. Wie man
aus den Telegrammen der Gesandten weiß, hat sie sie auf-
gefordert, unter Eskorte aus Peking abzumarschiren und
andererseits fordert sie die Mächte auf, ihre Gesandten zur
Abreise zu veranlassen. Rußland hat bekanntlich darauf-
hin seinem Gesandten anheimgegeben, abzureisen, falls er
glaube, das ungefährdet thun zu können. Da die Ge-
sandten diesen Glauben durchaus nicht haben, so wird der
Aufforderung schwerlich entsprochen werden. Die andern
Mächte sind nicht so weit vorgegangen wie Rußland.
Frankreich und Amerika z. B. haben der chinesischen Re-
gierung sagen lassen, wenn sie haben wolle, daß die Ge-
sandten sich entfernen, so möge sie die verbündeten Truppen
unangefochten durchlassen, die auf dem Wege wären, die
Gesandten abzuholen.
Auch auf die Friedensverhandlungen, die von der
chinesischen Regierung angeboten wurden, lassen die Mächte '
sich nicht ein, so lange die Gesandten nicht in Sicher-
heit sind.
Das Reuter'sche Bureau meldet vom 6. ds. aus
Tientsin: Zwei glaubwürdige Couriere, die Peking am
1. Aug. verlassen haben, berichten, die Kaiserin-Wittwe
habe die Gesandtschaften mit Lebensmitteln für
einige Tage versehen, Lipinheng jedoch habe nach seiner
Ankunft zwei Batterien auf der Stadtmauer in der Nähe
der Gesandtschaften auffahren lassen und die Gesandtschaf-
ten zwei Tage lang unter heftiges Geschütz- und Ge-
wehrfeuer genommen. Ein Missionar, der mit einer
Abtheilung den Versuch machte, Lebensmittel zu besorgen,
wurde getödtet.
Lipinheng ist jener ehemalige Gouverneur von Schan-
tung, der auf Veranlassung Deutschlands abberufen wurde.
Er ist ein fanatischer Fremdenhasser. Aus der Notiz des
Reuter'schen Bureaus — wenn sie richtig ist — geht her.
vor, daß in Peking noch immer die beiden Richtungen:
Kalliope Mavros.
Erzählung von Adolf Flachs.
^ (Fortsetzung.)
s-!"^n„?^wiga überlegte rasch und hielt es für gut, jetzt
,» hg,? Lu sprechen, bis der Anfall völlig verschwunden
v^err .Stanislaus ward allmählich ruhiger; er fühlte
le."Meichtert, er hatte ausgesprochen, was ihm auf der
j/ Meegen war. Er stand aus und als er bemerkte, daß
steun».^ Miene machte, zu sprechen, bat er sie hastig, aber
N »Lieb 'Am Ton:
Mama, bitte sprechen wir nicht davon. Sie mögen
xg f"cht und es thäte mir weh, von ihr reden zu hören,
ien-Du At in warmen Worten geschieht."
b„ ffu, mein Stas. Ich weiß nun, daß ich Kalliope
st-oni^E'lt habe ... sie ist wahrlich ein Mensch mit
E"bdln.„kf"en Herzen und ich denke jetzt an sie nur mit
kP'^irkU^^En Gefühlen."
E ch> meine gute Mama?" rief er erfreut aus und
M die Hände zu küssen. Frau Jadwiga erhob
, Stanislaus Arm und sic gingen auf und ab.
str k thör^^^ - - - ja, sie ist wirklich ein Engel, aber es
^i, sie r„ wenn Du Dich der jugendlichen Schwärmerei
E^lbp p. br hingeben würdest. .Wohin soll das führen?
von ,a ein, daß Kalliope für Dich niemals jenes
D-i« n/uhlen empfinden wird, das Du für sie hegst,
tvix "j Mannesstolz nicht darunter? Würdest Du Dir
de bin?", abgewiesener Bettler Vorkommen, wenn Du
d>Äeg naajttst mit Deinem Bekenntniß und sie Dich mit
si»"? iiMtchen oder selbst liebenswürdigen Worten ab-
'hiuEhrllrk"" fte kann garnicht anders handeln, denn sie ist
hp^r, aufrichtiger Mensch. Stas, sei vernünftig,
^"ttjaps ^Wischen Bann ab, in den Dich ihr anmuthiges,
2 Wesen geschlagen hat. Du fährst nach Paris, I
besuchst die Lools äss ponts st äss vbausssss; in der anregen-
den Abwechslung zwischen den ersten Studien und den
tausendfältigen Vergnügungen, die bloß Paris zu bieten
vermag, wirst Du Kalliope bald vergessen."
In Stanislaus zuckte es schon eine Weile nervös; jetzt
blieb er stehen, löste sich sachte von dem Arm der Mutter
los und sagte dumpf:
„Ich will sie aber nicht vergessen, das hieße meine Selig-
keit vernichten, bloß weil . . . weil - .
»Weil ich als dasjenige Wesen auf Gottes Welt, das Dich
am tiefsten liebt, Dich vor Kummer und Unglück bewahren
will. Stas, ich bitte Dich inständigst, überwinde den flüch-
tigen Schmerz, der Dich im Augenblick der Trennung
guälen wird, geh' fort, zu Deinem Heil. Was soll daraus
werden?"
„Nein, und tausendmal nein, Mama. Ich kann nicht . . -
ich kann nicht!"
Als Frau Jadwiga auf dem Gesichte des Sohnes den Aus-
druck eiserner Entschlossenheit sah, fiel sie plötzlich vor ihm
auf die Kniee und rief, seine Füße umschlingend:
„Stas! Mein geliebtes Kind! Thu' das Deiner armen
kranken Mutter nicht an . . . steh', ich kniee vor Dir, wie
vor der Mutter Gottes und flehe Dich an: Laß ab von
Deiner phantastischen Liebe . . . entflieh ihr . . - Du kannst
es, wenn Du nur willst!"
Stanislaus war der Schweiß auf die Stirne getreten, er
versuchte es, die Mutter aufzurichten, doch sie klammerte sich
mit aller Kraft an seine Kniee.
„Mama . . . was soll das!" rief er keuchend. „Um
Gottes willen, stehen Sie auf."
„Nicht eher, als bis Du mir schwörst» ihr zu entsagen und
nach Paris zu gehen I"
„Mama . . . erheben Sie sich doch! Entsagen ... bei
Gott, ich kann es nicht. .
„Nun, so gelobe mir wenigstens, daß Du ihr weder durch
Wort, noch durch Schrift mittheilen wirst, noch es ihr sagen
lassen willst, was Du für Sie fühlst . . . Das kannst Du
doch Deiner Mutter zu Liebe thun!"
„Ja doch . . . ja . . . aber stehen Sie auf!" entgegnete
verzweifelt Stanislaus. Seine Mutter ließ sich nun von
ihm aufrichten und zum Divan geleiten. Ihre Stirnadern
waren aufgeschwollen, sie athmete schwer. Stanislaus bemerkte
das nicht, denn er war mächtig bewegt; seine Pulse hämmerten,
er lechzte nach frischer Luft und eilte hinaus.
Frau Jädwiga legte sich nieder. Nach einer viertel-
stündigen Rast klingelte sie.
„Ist der junge Herr zu Hause ?" fragte sie das eintretende
Stubenmädchen.
„Nein; er ist ausgefahren."
„Wie geht es dem Fräulein?"
„Sehr gut . . . sie ist wieder ganz munter, war soeben in
der Küche."
„So ... ich lasse sie zu mir bitten."
Frau Jadwiga fand beute einen so herzlichen, innigen
Ton. daß Kalliope, deren sonst so feines Ohr den Klang
wahrer und aufrichtiger Worte wohl zu unterscheiden ver-
mochte, sich täuschen ließ und daran glaubte, daß ihre bis-
herige Feindin ihr Unrecht eingeschen habe, welches sie nun
durch um so wärmere Freundschaft gul machen wolle. Die
Besprechung galt hauptsächlich Stanislaus. Die Mutter
wies darauf hin, daß Kalliope einen großen Einfluß auf den
Sohn besitze, und bat, ihre segensreiche Macht geltend zu
machen, daß Stanislaus sich nach Paris zur weiteren Aus-
bildung begebe. Frau Jadwiga erörterte ausführlich die
Nothwcndigkeit, Stanislaus wieder ins Geleise zu bringen;
es wäre doch jammerschade, wenn ein so begabter junger
Mensch in Braila verkomme und verdumme.
„Einem so klugen Mädchen, wie Sie es sind, liebes
Fräulein." schloß Frau Jadwiga, „brauche ich es nicht erst
zu sagen, wie vorsichtig die Sache angefaßt werden muß.
Stas darf nicht ahnen, daß ich hinter Ihnen stecke, sonst
erreichen wir nichts. Sie werden also einige Zeit ver-
streichen lassen müssen, um bei günstiger Gelegenheit in
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^ltramontane Blätter feiern die Ernennung des Geh.
w.^^raths Dr. Holtgreven, eines Katholiken, zum
g ">'^nten des Oberlandesgerichts in Hamm in Westfalen
D Stelle des verstorbenen früheren Kultusministers
sx ' Falk als einen Triumph der Sache des Centrums.
^ ^egt dazu aber kein Grund vor, da Holtgreven in
. "er Eigenschaft als ältester Vortragender Rath im
indischen Justizministerium, als hervorragender Jurist
P . "ls geborener Westfale besonderen Anspruch auf diesen
^lien ha^e. Die Köln. Ztg. wendet sich mit folgenden
"Neu gegen die Freudenausbrüche der Centrumsblattcr:
tj^»Diese Art der Verherrlichung der Ernennung eines
Gilgen hohe» Beamten in eine höhere Stellung, wenn
Elbe zufällig katholisch ist, dürfte leicht für diese Be-
en verhängnisvoll werden; denn sie ist nur zu sehr
^3Net, denselben das Vertrauen der andersgläubigen
^'chtseingesessenen zu beeinträchtigen und zu entziehen.
^ " glauben, daß die ultramontane Presse doch wahrlich
tjj? den geringsten Anhalt hat, sich über die Zurücksetzung
v^"ger katholischer Beamten im Justizdienst zu beklagen.
Tt stud sowohl der preußische Justizminister wie der
Ijt "EWstkretär des Reichsjustizamts glaubenstreue Katho-
8er » Präsident des preußischen Oberlandesknltnc-
^ichts ist katholisch, ja, hervorragende Mitglieder und
So ^ Centrumspartei, wir nennen nur die Herren
Nei^"' Rintelen, Roeren, Jmwalle, sind Mitglieder des
^HsgerjchtZ, des Kammergerichts, der Obcrlanüesgerichte.
so g'bt weder eine katholische, noch eine protestantische,
h ENi unparteiische Rechtsprechung; und es wäre
der N Rechtspflege in Preußen gestellt, wenn bei
dia» Setzung von Richterstellen nach der Konfesion und
ist I^"dch der Tüchtigkeit gesehen werden müßte. Jedenfalls
Holtgreven nicht nach dem konfessionellen Gesichts-
d>erd ""^ersehen worden, der Nachfolger Dr. Falks zu
diq,/"' ^ ist allerdings ein glaubenstreuer Katholik, nie-
hat er aber auch nur mit einer Spur vcrrathen,
ih? Er Gesinnungsgenosse der Ultramontanen ist und mit
politischen Richtung irgend etwas zu thun haben will.
d>ird Verherrlichung durch die ultramontane Presse
Holt ^ ^lbst am allerunangenehmsten gewesen sein. Dr.
hijh^even ist vor Allem ein Westfale, er kennt die Ver-
seiner Heimath aufs gründlichste, und wie sehr
oß gegeben war, geht am besten daraus hervor,
ih^ ^rich nach hem Tode Falls er und kein anderer neben
"ls der voraussichtliche Nachfolger in Hamm in
Kreisen bezeichnet worden ist. Wo er bisher
«lz ^ lhätig gewesen ist, als Kreisrichter in Magdeburg,
dx^^erlandesgerichtsrath in Naumburg, und seit mehr
- Jahren als Vortragender Rath im Justizministe-
ftich' Hbts hat er sich als hervorragend tüchtig, kcnntniß-
dxz öuverlässtg und charakterfest bewiesen. Als Kommissar
h«bt^"s^aunisters hat er oft im Landtag Gelegenheit ge-
lllth'..^rvorzutreten und Proben seines klaren, scharfen
?' sEiues reichen Wissens, seiner gediegenen Geschäfts-
fih "°theil an den Tag zu legen. So spricht alles da-
^ die Berufung Holtgrevens an die Spitze des
westfälischen Gerichts eine durchaus sachgemäße
8'Uckliche ist, der jede konfessionelle Nebenabsicht fehlt."
Der deutsche Oberbefehl in China.
2lg> konstatirt, daß man, die französische
llliij.^Mng voraussetzend, von dem Einvernehmen aller
Ichr^. E >n der Frage des Oberbefehls sprechen dürfe. Dann
Alii^ ,.i>ns Blatt: Betrachtet man die Lage nur von der
"^iMen Seite, so liegt es auf der Hand, daß die Er-
nenuung eines Oberbefehlshabers eine unbedingte Noth-
wendigkeit war. Als über diese Frage im Rathe der bei
Tientsin kommaudirenden Offiziere eine Einigung nicht er-
folgte, haben wir das tief bedauert, weil dadurch die
Militärischen Operationen verzögert und die den eingeschlos-
senen Europäern zu bringende Hülfe verzögert wurde. Wir
waren damäls -gerne bereit, unsere Truppen jedem Befehl
unterzuordnen, über den die kommaudirenden Offiziere sich
einigen konnten, und nur weil eine solche Einigung nicht
erfolgte, ist dann die Wahl eines deutschen Generals in
den Vordergrund getreten. Die Wahl des Kaisers siel
dann auf einen Mann, der sich in der militärischen Welt
des größten Ansehens erfreut, der in unserer Armee die
wichtigsten Stellungen bekleidet hat und auf den unter den
jetzt noch lebenden activen deutschen Generälen noch am
meisten von dem kriegerischen Glanze zurückstrahlt, der mit
dem Namen Moltke und mit den großen militärischen Er-
folgen Deutschlands verbunden ist. In dem Augenblicke,
wo einmal die Wahl eines Deutschen beschlossen war,
konnten wir keinen General Vorschlägen, der in höherm
Grade als Waldersee zu der schwierigen Stellung eines
Oberbefehlshabers geeignet gewesen wäre, sowohl infolge
seiner militärischen Vergangenheit, als auch wegen des
internationalen Bckanntseins, dessen er sich erfreut. Wir
hätten sicherlich auch andere Generäle gehabt, die der Auf-
gabe gewachsen gewesen wären, aber keinen, der dem Aus-
lande gegenüber so wie Waldersee der Vertreter ruhm-
voller deutscher lleberlieferung gewesen wäre.
Weniger im Auslande als an einigen Stellen im Jn-
lande ist die Besorgniß hervorgetreten, als ob Deutschland
durch die Uebernahme des Oberbefehls einer „uferlosen"
Politik cntgegcntriebe. Es wird schwer fallen, die Berech-
tigung einer solchen Annahme zu beweisen. Nach dieser
Seite ist durch die Ernennung des Grafen Waldersee nicht
das Mindeste geändert worden und die deutsche Politik
bleibt das was sie war: wir wollen Bestrafung des un-
erhörten Bruches des Völkerrechts und wir wollen Bürg-
schaften gegen die Wiederholung oon Vorkommnissen, wie
sie jetzt Peking beflecken. In diesem Bestreben dürfte wohl
die ganze civilifirte Welt einig sein, und wenn bei seiner
Durchsetzung und Erzwingung ein Deutscher den Ober-
befehl führt, so bedeutet das doch nicht, daß man über
dies Programm hinausgehen will. Besonders mißtrauische
Gemüther könnten sich im Gegentheil sagen, daß gerade
durch diesen Oberbefehl Deutschland die Pflicht besonderer
Sorgsamkeit und Vorsicht auferlegt wird und daß wir jetzt
mehr als je darauf achten müssen, unsere Politik, ent-
sprechend dem Vertrauen, das uns die Mächte entgegen-
bringen, thunlichst so einzurichten, daß sie sich auf einer
Linie bewegt, die der Zustimmung der Mächte sicher sein
kann. Der Thatsache, daß wir rüsten und kraftvoll rüsten,
braucht keine andere Erklärung untergelegt zu werden, als
die, daß wir in China, wo uns die schwerste Verletzung
getroffen hat, in einer unserer internationalen Stellung
entsprechenden Weise auftreten wollen und auftreten müssen.
Der Gedanke, die uns widerfahrene Beleidigung ungestraft
zu lassen, muß ebenso zurückgewiesen werden, wie der an-
dere, diese Beleidigung nur durch andere strafen zu lassen,
die sich vielleicht dazu erbieten könnten. Auch hier gilt
das Wort, daß nur der auf gute Vertretung seiner An-
gelegenheiten rechnen kann, der sich selbst ihrer annimmt.
Das entspricht einer politischen Nothwcndigkeit, und das
entspricht der Würde des deutschen Reiches und endlich auch
den großen deutschen wirthschaftlichen Interessen , die wir
in China haben.
Man sagt, Graf Waldersee werde in China erst ein-
treffen, wenn alles beendet und Ruhe und Ordnung schon
wiederhergestellt sein würden. Wenn das geschehen sollte,
so würde sich niemand mehr freuen als wir, denn wir
haben ein sehr tiefes Gefühl der Wertschätzung für die
Knochen unserer pommerschen, rheinischen und bairischen
Musketiere. Es wird uns dann der Vorwurf treffen, daß
wir zu vorsichtig gewesen seien, aber diesen Vorwurf wer-
den wir lieber ertragen, als wenn man uns mit Recht an-
klagen könnte, leichtfertig und sorglos und ohne Voraus-
sicht gehandelt zu haben.
Die Vorgänge in China.
Ueber den Kampf bei Peitsang werden von Tokio,
also aus japanischer Quelle, folgende Einzelheiten gemeldet:
Am Morgen des 5. August besetzten japanische Truppen
zuerst das Arsenal und Hangsasiu, nachher Wang-Tscha-
pong und zuletzt Peitsang. Japanische Abtheilungen ver-
folgten den Feind, der sich in verschiedenen Richtungen
zurückzog. Seine Stärke belief sich auf 20 000 Mann.
Auf japanischer Seite wurden an Offizieren und Mann-
schaften ungefähr 300 getödtet und verwundet. Der Feind
ließ 200 Todte zurück. Bei Peitsang sind also die Ja-
paner stark betheiligt gewesen, während am folgenden Tage
bei Jantsun Engländer und Amerikaner im Vordertreffen
standen.
Nachrichten über den weiteren Vormarsch der Ver-
bündeten sind bis jetzt nicht eingetroffen und doch sollten
diese in der Woche seit Aantsun ein gutes Stück weiter ge-
kommen sein. Steht der Welt etwa die Ueberraschung be-
vor, daß die nächste Nachricht die Ankunft der Verbündeten
in Peking meldet?
Die chinesische Regierung macht große Anstrengungen,
um die Gesanüten aus Peking zu entfernen. Wie man
aus den Telegrammen der Gesandten weiß, hat sie sie auf-
gefordert, unter Eskorte aus Peking abzumarschiren und
andererseits fordert sie die Mächte auf, ihre Gesandten zur
Abreise zu veranlassen. Rußland hat bekanntlich darauf-
hin seinem Gesandten anheimgegeben, abzureisen, falls er
glaube, das ungefährdet thun zu können. Da die Ge-
sandten diesen Glauben durchaus nicht haben, so wird der
Aufforderung schwerlich entsprochen werden. Die andern
Mächte sind nicht so weit vorgegangen wie Rußland.
Frankreich und Amerika z. B. haben der chinesischen Re-
gierung sagen lassen, wenn sie haben wolle, daß die Ge-
sandten sich entfernen, so möge sie die verbündeten Truppen
unangefochten durchlassen, die auf dem Wege wären, die
Gesandten abzuholen.
Auch auf die Friedensverhandlungen, die von der
chinesischen Regierung angeboten wurden, lassen die Mächte '
sich nicht ein, so lange die Gesandten nicht in Sicher-
heit sind.
Das Reuter'sche Bureau meldet vom 6. ds. aus
Tientsin: Zwei glaubwürdige Couriere, die Peking am
1. Aug. verlassen haben, berichten, die Kaiserin-Wittwe
habe die Gesandtschaften mit Lebensmitteln für
einige Tage versehen, Lipinheng jedoch habe nach seiner
Ankunft zwei Batterien auf der Stadtmauer in der Nähe
der Gesandtschaften auffahren lassen und die Gesandtschaf-
ten zwei Tage lang unter heftiges Geschütz- und Ge-
wehrfeuer genommen. Ein Missionar, der mit einer
Abtheilung den Versuch machte, Lebensmittel zu besorgen,
wurde getödtet.
Lipinheng ist jener ehemalige Gouverneur von Schan-
tung, der auf Veranlassung Deutschlands abberufen wurde.
Er ist ein fanatischer Fremdenhasser. Aus der Notiz des
Reuter'schen Bureaus — wenn sie richtig ist — geht her.
vor, daß in Peking noch immer die beiden Richtungen:
Kalliope Mavros.
Erzählung von Adolf Flachs.
^ (Fortsetzung.)
s-!"^n„?^wiga überlegte rasch und hielt es für gut, jetzt
,» hg,? Lu sprechen, bis der Anfall völlig verschwunden
v^err .Stanislaus ward allmählich ruhiger; er fühlte
le."Meichtert, er hatte ausgesprochen, was ihm auf der
j/ Meegen war. Er stand aus und als er bemerkte, daß
steun».^ Miene machte, zu sprechen, bat er sie hastig, aber
N »Lieb 'Am Ton:
Mama, bitte sprechen wir nicht davon. Sie mögen
xg f"cht und es thäte mir weh, von ihr reden zu hören,
ien-Du At in warmen Worten geschieht."
b„ ffu, mein Stas. Ich weiß nun, daß ich Kalliope
st-oni^E'lt habe ... sie ist wahrlich ein Mensch mit
E"bdln.„kf"en Herzen und ich denke jetzt an sie nur mit
kP'^irkU^^En Gefühlen."
E ch> meine gute Mama?" rief er erfreut aus und
M die Hände zu küssen. Frau Jadwiga erhob
, Stanislaus Arm und sic gingen auf und ab.
str k thör^^^ - - - ja, sie ist wirklich ein Engel, aber es
^i, sie r„ wenn Du Dich der jugendlichen Schwärmerei
E^lbp p. br hingeben würdest. .Wohin soll das führen?
von ,a ein, daß Kalliope für Dich niemals jenes
D-i« n/uhlen empfinden wird, das Du für sie hegst,
tvix "j Mannesstolz nicht darunter? Würdest Du Dir
de bin?", abgewiesener Bettler Vorkommen, wenn Du
d>Äeg naajttst mit Deinem Bekenntniß und sie Dich mit
si»"? iiMtchen oder selbst liebenswürdigen Worten ab-
'hiuEhrllrk"" fte kann garnicht anders handeln, denn sie ist
hp^r, aufrichtiger Mensch. Stas, sei vernünftig,
^"ttjaps ^Wischen Bann ab, in den Dich ihr anmuthiges,
2 Wesen geschlagen hat. Du fährst nach Paris, I
besuchst die Lools äss ponts st äss vbausssss; in der anregen-
den Abwechslung zwischen den ersten Studien und den
tausendfältigen Vergnügungen, die bloß Paris zu bieten
vermag, wirst Du Kalliope bald vergessen."
In Stanislaus zuckte es schon eine Weile nervös; jetzt
blieb er stehen, löste sich sachte von dem Arm der Mutter
los und sagte dumpf:
„Ich will sie aber nicht vergessen, das hieße meine Selig-
keit vernichten, bloß weil . . . weil - .
»Weil ich als dasjenige Wesen auf Gottes Welt, das Dich
am tiefsten liebt, Dich vor Kummer und Unglück bewahren
will. Stas, ich bitte Dich inständigst, überwinde den flüch-
tigen Schmerz, der Dich im Augenblick der Trennung
guälen wird, geh' fort, zu Deinem Heil. Was soll daraus
werden?"
„Nein, und tausendmal nein, Mama. Ich kann nicht . . -
ich kann nicht!"
Als Frau Jadwiga auf dem Gesichte des Sohnes den Aus-
druck eiserner Entschlossenheit sah, fiel sie plötzlich vor ihm
auf die Kniee und rief, seine Füße umschlingend:
„Stas! Mein geliebtes Kind! Thu' das Deiner armen
kranken Mutter nicht an . . . steh', ich kniee vor Dir, wie
vor der Mutter Gottes und flehe Dich an: Laß ab von
Deiner phantastischen Liebe . . . entflieh ihr . . - Du kannst
es, wenn Du nur willst!"
Stanislaus war der Schweiß auf die Stirne getreten, er
versuchte es, die Mutter aufzurichten, doch sie klammerte sich
mit aller Kraft an seine Kniee.
„Mama . . . was soll das!" rief er keuchend. „Um
Gottes willen, stehen Sie auf."
„Nicht eher, als bis Du mir schwörst» ihr zu entsagen und
nach Paris zu gehen I"
„Mama . . . erheben Sie sich doch! Entsagen ... bei
Gott, ich kann es nicht. .
„Nun, so gelobe mir wenigstens, daß Du ihr weder durch
Wort, noch durch Schrift mittheilen wirst, noch es ihr sagen
lassen willst, was Du für Sie fühlst . . . Das kannst Du
doch Deiner Mutter zu Liebe thun!"
„Ja doch . . . ja . . . aber stehen Sie auf!" entgegnete
verzweifelt Stanislaus. Seine Mutter ließ sich nun von
ihm aufrichten und zum Divan geleiten. Ihre Stirnadern
waren aufgeschwollen, sie athmete schwer. Stanislaus bemerkte
das nicht, denn er war mächtig bewegt; seine Pulse hämmerten,
er lechzte nach frischer Luft und eilte hinaus.
Frau Jädwiga legte sich nieder. Nach einer viertel-
stündigen Rast klingelte sie.
„Ist der junge Herr zu Hause ?" fragte sie das eintretende
Stubenmädchen.
„Nein; er ist ausgefahren."
„Wie geht es dem Fräulein?"
„Sehr gut . . . sie ist wieder ganz munter, war soeben in
der Küche."
„So ... ich lasse sie zu mir bitten."
Frau Jadwiga fand beute einen so herzlichen, innigen
Ton. daß Kalliope, deren sonst so feines Ohr den Klang
wahrer und aufrichtiger Worte wohl zu unterscheiden ver-
mochte, sich täuschen ließ und daran glaubte, daß ihre bis-
herige Feindin ihr Unrecht eingeschen habe, welches sie nun
durch um so wärmere Freundschaft gul machen wolle. Die
Besprechung galt hauptsächlich Stanislaus. Die Mutter
wies darauf hin, daß Kalliope einen großen Einfluß auf den
Sohn besitze, und bat, ihre segensreiche Macht geltend zu
machen, daß Stanislaus sich nach Paris zur weiteren Aus-
bildung begebe. Frau Jadwiga erörterte ausführlich die
Nothwcndigkeit, Stanislaus wieder ins Geleise zu bringen;
es wäre doch jammerschade, wenn ein so begabter junger
Mensch in Braila verkomme und verdumme.
„Einem so klugen Mädchen, wie Sie es sind, liebes
Fräulein." schloß Frau Jadwiga, „brauche ich es nicht erst
zu sagen, wie vorsichtig die Sache angefaßt werden muß.
Stas darf nicht ahnen, daß ich hinter Ihnen stecke, sonst
erreichen wir nichts. Sie werden also einige Zeit ver-
streichen lassen müssen, um bei günstiger Gelegenheit in