krs-hcint täglich.
Sonntags ausgenommen.
Preis
mit Familienblättern
. monatlich SV Pf.
.frei tn's HauS gebracht.
Durch die Post bezogen
Vierteljahr!. 1.25 Mk.
ausschließlich Zustellgebühr.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82.
Kklilkldttlltt ZkitilW.
JnsertionsgrSühr
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
Fernsprech-Anschluß Nr. 82
Xr. 208.
Kkilkg, den 7. September
!96».
47. Generalversammlung der Katholiken
Deutschlands.
Bonn, 5. September.
Einen lehrreichen Einblick in die Denkungsart gebilde-
ter katholischer Laienkreise bot die heutige Rede des Rechts-
anwalts Fehrenbach aus Freiburg i. B. über das
Thema „Förderung des höhern Studiums unter den
Katholiken". Herr Fehrenbach behandelte nach der Köln. Z.
^digljch die verhältnißmäßig geringe Zahl der deutschen
Katholiken auf wissenschaftlichem Gebiete. Von Interesse
^aren dabei seine Auslassungen über die Erhaltung der
'atholisch-theologischen Fakultäten an den deutschen Uni-
versitäten und seine strenge Verurth eilung der reinen
^onvictsbildung der katholischen Theologen. Den
Kreisen, die die Theologen von der Universität entfernen
Und ganz dem bischöflichen Convict überantworten wollen,
*ief er unter wiederholtem stürmischem Beifall der über-
Lroßen Mehrheit der Versammlung das Wort zu: „Wehe
dem, der daran rüttelt!" Die Jesuiten werden keine große
mende an Fehrenbachs Rede haben, und die Geistlichen
°kr Korum'schen Schule schüttelten heute sofort die Köpfe,
^arum läßt man auch einen Laien über theologische Bil-
dung sprechen? Freiburg liegt nicht weit von Straßburg,
Uud so haben Fehrenbachs Worte eine doppelte Bedeutung
dtit Rücksicht auf die Frage der Errichtung einer katholisch-
geologischen Facultät an der Universität Straßburg. Hr.
Fehrenbach führte aus: Was uns Noth, ist eine tüchtige
Ausbildung unserer Lehrer und regste Theilnahme der
Lanzen katholischen Welt am Bildungsgang der Nation,
gnsere Presse hat die sog. Inferiorität schon beleuchtet.
Ten Anregungen von Professor Schell ist eine ganze
aieihe anderer Anregungen gefolgt, und namentlich Prof.
d> Hertling hat die Umgrenzung streitiger Punkte versucht;
", kam aber immer wieder auf das ostoruin oonsso zu-
rück: die Förderung der Wissenschaft in der Gegenwart ist
°>e vornehmste Aufgabe des katholischen Volkes. Betrü-
dend sind die statistischen Ergebnisse über die Betheiligung
der Katholiken an den höheren weltlichen Schulen. Ganz
Ungenügend ist sie bei den Universitätsstudien, besonders
dei den philologischen, wo gerade eine hervorragende Be-
theiligung wünschcnswerth wäre. Ich kann uur sagen:
Katholiken Deutschlands, eure Betheiligung an den höhern
weltlichen Studien ist ungenügend; eine höhere Betheili-
?ung ist Pflicht des Gewissens, der Ehre und der Wohl-
fahrt. Ueberall, wo deutsches Geistesleben sich regt, sollen
wir dabei sein, auch um zu überzeugen, daß es keine
Gegensätze gibt zwischen Wissenschaft und Glauben. Ans
Krankenbett verlangen wir Aerzte, die die Seele nicht ver-
Lessen, während sie den Leib heilen; in den Fabriken und
^uf den Werften, nirgends wollen wir fehlen. Und wenn
unsere Missionare hinausziehen zu den Völkern, wollen
wir mitschicken Gouverneure und Kaufleute, die sich nicht
scheuen, vor dem Gekreuzigten die Kniee zu beugen. Unsere
Widersacher können uns dann jedenfalls nicht mehr der
Furcht vor der Wissenschaft und vor der Intelligenz be-
>Huldigen, wenn wir sagen können, keine Wissenschaft sei
Uns fremd. Ist nun dieses Ziel zu erreichen? Ich glaube
wenn wir auch nicht den Prozentsatz wie die Israeliten
"reichen (Heiterkeit), wenn wir auch nicht denken können
an den Prozentsatz der Evangelischen, die so reiches Ma-
ierial erhalten namentlich aus den evangelischen Pfarr-
häusern. (Große Unruhe bei einem Theile der Verstimm-
ung.) Grade in gewissen kleinen Kreisen, in kleinen
Städten und auf dem Lande, wohin die Nervosität noch
aicht so gedrungen ist, ist noch besonders kräftig, den
Menschen eine Stufenleiter weiter hinaufzuführen, ohne
er den Zusammenhang mit dem Glauben verliert. Ich
möchte doch dringend rathen, bei der Auswahl der Kna-
ben zum Studium nicht von der Frage auszugehen, ob sie
dem geistlichen Studium sich widmen werden. Eine gute
Auswahl kann erst dann getroffen werden, wenn dem berufe-
nen Auge der reifere Charakter die Berufsanlage zeigt. Wenn
der Geistliche nicht einsetzt auch für die richtige Zuweisung
von Studirenden zu den weltlichen Berufen, dann werden
alle unsere Bemühungen vergeblich sein. Freuen wir uns,
daß die vom Himmel stammende Wissenschaft ihren Katheder
noch aufgeschlagen hält an unfern Universitäten und ihn
mit Ehren behauptet. Die Meinungen der Theologen über
die Frage des Vorzuges der Studien an Universität oder
bischöflichem Seminar mögen streitig sein, die Laien aber
werden immer der Meinung sein, daß dem künftigen
Theologen die Berührung mit den übrigen Kommilitonen
der univorsitas littsrnruir- nicht nachtheilig sein kann.
(Stürmischer Beifall.) Die Universität wird immer bleiben
der Centralpunkt unseres Wissens, und wenn wir die
Theologie dort wissen, wird sie in der Werthschätzung der
Leute wachsen, wenn sie an der Universität gelehrt wird
und mit Ehren sich dort behauptet. (Stürmischer Beifall,
daneben kopfschüttelnde geistliche Herren.) Ist es neben-
sächlich, wenn in unfern Kirchen nur Kinder und Frauen
verkehren? Wenn ich in Freiburg jeden Sonntag Vor-
mittag Angehörige aller Fakultäten zu vielen Hunderten in
unsere Jesuitenkirche pilgern und sich schaaren sehe unter
der Kanzel eines unserer Theologie-Dozenten, so ist das
eine Herzensfreude, und ich möchte sagen: Wehe dem, der
daran rüttelt. (Stürmischer Beifall.) Hier am Rhein
wollen wir uns erwärmen für eine rege Betheiligung an
den höhern geistigen Gütern, hier, wo ein Albertus Magnus
im Mittelalter der Centralpunkt aller Wissenschaft war,
wo Dom an Dom sich reiht. Hier lassen Sie sich er-
wärmen für alle Wissenschaften. Als ich den Rhein herab-
fuhr, sah ich dort das Niederwalddenkmal als Zeichen des
geeinigten, schönen deutschen Vaterlandes, auf der andern
Seite die Rochuskapelle als Zeichen der Frömmigkeit und
der Bildung des Katholizismus. So bitten wir Gott, zu
sorgen, daß wir nicht bloß stets ein mächtiges Volk bleiben,
sondern auch ein gebildetes katholisches Deutschland.
(Stürmischer Beifall.)
Zu Beginn der Sitzung hatte Graf Praschma ein
Telegramm des Kardinals Rampolla verlesen, wodurch der
Papst nochmals seinen Segen sandte. Landtagsabgeordnetcr
Lehrer Sittard-Aachen sprach über Kirche und Volksschule.
Er ging von einer Kritik oer Kölner Pfingsttagung
des deutschen Lehrervereins aus und legte dann den
sattsam bekannten Standpunkt der Ultramontanen zur Volks-
schule dar. Seine Ausführungen waren ganze Leitartikel
der kleinen Centrumspreffe. Die beiden letzten Reden
hielten Arbeitersekretär Gisbert-M.-Gladbach über Arbeiter-
organisationen und Pater Bonaventura aus Berlin über
den Bonifaciusverein.
Bon der Friedenskonferenz.
Die Friedenskonferenz, deren Schlußact am
5. ds. im Haag stattfand, hat sechs Protokolle ge-
zeitigt. Das erste Protokoll (internationale Schiedsgerichte
zur Beilegung von Differenzen) ist von allen betheiligten
Mächten unterzeichnet. Beim zweiten (Gesetze und Ge-
bräuche beim Landkrieg) fehlt die Unterzeichnung durch die
Vereinigten Staaten von Amerika und von Schweden und
Norwegen; das dritte (Anwendung der Grundsätze der
Genfer Konvention von 1864 auf die Seekriege mit Aus-
nahme des Art. 16 dieser Konvention) ist, wie Nr. 1,
von sämmtlichen Staaten, die an der Konferenz theilge-
nommen haben, unterzeichnet worden. Aber — und dies
spricht über den Werth der im Huis ten Bosch verrichteten
Arbeiten — bei den Protokollen 4, 5 und 6 (Ver-
bot, explodirbare und ähnliche Stoffe aus Luftballons
herabzuwerfen, Verbot der Anwendung von Projectilen,
welche ausschließlich den Zweck haben, erstickende oder gif-
tige Gase zu verbreiten, und das Verbot des Gebrauchs
von Kugeln, die sich im menschlichen Körper ausdehnen
oder glattgedrückt werden) fehlt die Unterschrift
Großbritanniens. Es leuchtet natürlich ein, daß,
wenn England diesen Abmachungen seine Zustimmung ver-
weigert hat, auch die anderen Staaten ihren Beitritt nur
als widerruflich betrachten, aber damit ist die ganze Ar-
beit der Konferenz hinfällig geworden. Angesichts dessen,
was in Südafrika und China vor sich geht, ist sie, wie
Jeder weiß, heute schon ein Gegenstand des Spottes und
der Verhöhnung geworden, und das Urtheil des spätern
Geschichtsschreibers wird schwerlich anders ausfallen.
Die Borgänge in China.
Ein Telegramm des französischen Generals Frey vom
24. August besagt: In Peking herrscht wieder
Ruhe. Die Einwohner kehren wieder zurück; die Skadt
fängt an, ihr gewöhnliches Aussehen anzunehmen. Die
verbündeten Truppen richteten einen Aufklärungsdienst im
Umkreis von 30 Kilometer um die Stadt ein. Die Auf-
klärungsabtheilungen fanden keine feindlichen Truppen vor.
Die Bewohner der Dörfer gehen ihrer Arbeit nach.
Capitän zur See Pohl berichtet aus Peking: Der
russische General besuchte am 26. vor. Mts. die deutschen
Quartiere und sprach sich lobend über die Ordnung und
Disciplin, sowie die Unterkunft der Leute aus. Der von
den deutschen Mannschaften besetzte Theil der Chinesenstadt
ist gesäubert und es ist eine beruhigende Proclamation er-
lassen worden. Am 27. v. M. sind zwei Hitzschläge vor-
gekommen, beim Seebataillon auch einige Dysenteriefälle.
Der Seesoldat Bergers vom Pekingdetachement ist seinen
Verletzungen (Kopfwunde) erlegen. Am 28. fand der
Durchmarsch durch den Palast statt. Der Ein-
marsch erfolgte südlich, der Abmarsch nördlich. Die Räume
machten einen schmutzigen, verwahrlosten Eindruck. Kost-
barkeiten waren nicht vorhanden. Später wurde der Pa-
last wieder geschlossen. Einem Gerüchte zufolge ist die
Kaiserin erst am 15. v. M. früh entflohen. — Am 31.
v. M. meldet Kapitän z. S. Pohl: Das zweite See-
bataillon ist in Peking eingetroffen. Ich reise nach
Uebergabe der Geschäfte an Generalmajor v. Hoepfner mit
den sehr angestrengten Landungstruppen nach Tientsin ab.
Auf den Etappenstationen und für die Wasserversorgung
wird seemännisches Personal zurückgelassen.
Am 25. August befanden sich an Land: Deutsche 81
Offiziere, 3150 Mann, 31 Geschütze, 344 Pferde; Eng-
länder 218 Offiziere, 6746 Mann, 25 Geschütze, 1897
Pferde; Oesterreich-Ungarn 16 Offiziere, 272 Mann, 1
Geschütz, 80 Pferde: Amerika 181 Offiziere, 5427 Mann,
12 Geschütze, 1234 Pferde; Frankreich 192 Offiziere, 5186
Mann, 37 Geschütze, 570 Pferde; Italien 26 Offiziere,
552 Mann, 1 Geschütz, 10 Pferde. Ueber Rußland ist
nichts Näheres bekannt.
Das Wolff'sche Bureau meldet aus Shanghai vom
6. ds. Mts.: Soeben landete der Stab und die 1. und
3. Compagnie des 1. Bataillons vom 1. ostasiatischen
Infanterie-Regiment unter Major Graham. Beim
Empfang durch den deutschen Generalkonsul war eine
französische Ehrenwache aufgestellt. Die Musik der
englischen Truppen spielte. Es folgte ein Marsch der
Der Wurzelgraber.
Eine Hochlandsgeschichte von Friedrich Dolch.
10) (Fortsetzung.)
Der Bursche batte, das Gesicht in den Händen vergraben,
^egungslos zugehört. Jetzt aber hob er den Kopf und sah
°e-n Alten starr in die Augen. „Mit der G'schicht is 's aus
find gar," sagte er, mit fast tonloser Stimme. „Der Jager
M seine Ruh' hab'n vor mir, und mit Dir. Du leibhaftiger
Leusel, will ich auch nix mehr zu schaffen hab'n Du hast
n»ch aufgh'etzt und hast so lang in mich bineing'red't. bis ich
"ngervilligt Hab' in Deine Wordplän'. Seit ich damals aus
Hinterhalt so seiger Weis' den Schuß ab'geb'n Hab' aus'n
»ager. Hab' ich kein' ruhigen Augenblick mehr- Ich weiß
M. was das is — a schlechtes G'wissen! Hätt' meiner
Ifibtog' net denkt, daß ein' das so martern und peinigen
könnt' —"
y,. »Da hör' ich ja recht auferbauliche Sach'n," stieß nun der
Z"e, nachdem er sich von seiner unangenehmen Ueberraschung
^»eder einigermaßen erholt, grimmig hervor. „Aber es
"klchieht mir Recht, warum Hab' ich mich eingelassen mit
mew solche Weiberlappl Möchl'st net am End' auch noch
rUis G'richt laufen und 'n Angeber spiel'n? Thu'S, geh'
A" und verrath alles, von mir aus! Aber wenn ich ins
?Uwthaus muß, Brüderl, nachher spazierst Du mit! Möcht'
, Drops nlleg g'wiunen, aber nix wagen. Und kommt mit
"Um G'wissen daher! Hast denn Du 'n Jager desweg'n
Deinem G'wissen, weil Du amal auf ihn g'schossen und
.A a fehlt hast? Du wärst mir der rechte! Das Hab'ich
fi"d gemerkt, daß ans Dich kein Verlaß iS und daß ich, wenn
o>>- ."Oerhaupt zum Zrele kommen woll'n, den Grünling selber
u» in Weg werd' räumen müssen."
x. „Aber Dir is 's auch net gelungen, und ich dank' unser'm
Herrgott' daß 's so kommen is —"
„Also Du willst wirklich die Flint'n ins Korn werfen?"
ries der Alte mit verächtlichem Blick. „Jetzt, wo wir's Ziel
schon erreicht hab'n? Und meine Tochter? Hab' g'meint,
wie alübheiß Deine Lieb' is! Is sie wirklich schon ganz und
gar verflog'-, ?'
„Meine Lieb' is — is noch die alte," stammelte Domini
und wischte sich den Schweiß Von der bleichen Stirn, „'s
Regerl Hab' ich von Herzen gern, aber ich kann net, net um
ein' solchen Preis —"
„Preis? Was is das für ein dummes Gered'," unter-
brach ihn aber der Alts unmuthig. „Du hast ja weiter gar
n,x mehr z'thun, als mit Dein'm Vater Frieden z'schließen,
'n Hof z'übernehmen und 's Regerl z'heirathen- Vor'm Jager
hast jetzt Ruh', der tritt Dir nimmer in den Weg."
„Was soll das heißen?" fuhr Domini erschreckt empor.
„Der Jager — is er — is er todt?"
„So gut wie todt," nickte der Alte mit teuflischem Grinsen.
„Aber waS kümmert's Dich! Du weißt nix und brauchst
auch nix z'wissen davon."
„Aber ich muß wissen, was —"
„Willst den Hartlhof übernehmen und 's Regerl hei-
rathen?"
„Ich will's thun," stieb Domini nach einigem Besinnen
hervor. „Aber ich muß auch erfahr'-«, was aus'm Jager
'worden is."
Der Alte betrachtete den Burschen mit durchdringenden
Blicken. „Die Hand d'rauf," sagte er dann. „L>o, jetzt is
alles in Ordnung, hoff' ich! Und jetzt will ich Dir auch
sag'n. was ich mit'm Jager ang'fangen Hab', wenn Du denn
gar so neugierig bist."
„Red'," drängte Domini, „Red' und erklär' mir auch,
warum Du denn eigentlich gar so ein' grimmigen Haß auf
den Jager g'worfen hast!"
„Warum ich den Jager gar so grimmig hass', willst
wissen?" rief der Alte. „Weil er mir meine Tochter hat
raub'n woll'n und weil er 'runterg'rissen seinem Vater gleich
sieht, der mir vor dreißig Jahr' meine Geliebte geraubt hat.
Ja, der is auch a Jager g'wesen, und der hat mir mein'
Nannei abwendig «'macht und hat mich nachher noch dazu
brav ausg'lacht und verspottet. Gut, er hat sie geheirathet,
aber lang bat er nimmer bleib'n dürfen nachher bei sein'm
Nannei. Eine Wildschützenkugel," fuhr der Alte mit un-
heimlichem Lächeln fort, „bat ihm oben in die Berg 's
Lebenslicht aus'btasen. Ich Hab' nachher später auch geheirathet,
Hab' aber net gut gehaust mit meiner Alten, und bin eigent-
lich froh g'wesen wie sie sich, nachdem's mir a Maderl
g'schenkt «'habt bat» auf d' Wanderschaft g'macht hat in die
andere Well. No, das Diandl is nach und nach heran-
g'wachsen und is mein ein und alles g'wesen- Oft und oft
hat mich die Angst 'packt, es möcht amal a Bursch kommen
und möcht' mir mein Liebstes auf der Welt raub'n und fort-
führ'n aus'm Haus. No, in Gotl'snam', bab' ich mir dann
! denkt, wenn 's wirklich amal so kommt, nachher werd'n die
zwei schon a Platzer! in ihrem Haus für mich hab'n, wo ich
meine letzten Lebenstag' in Ruh' verleben kann. Und das,
was ich schon lang gefürcht' Hab', is auch ein'iroffen, aber
viel ehnder, als ich 'glaubt Hab'. Wie ich aber nachher erst
erfahr'-- Hab', wer das is, der mir meine Tochter entführ'n
will — wie ich erfahr'n Hab', daß 's der Sohn von mein'm
Todfeind is, der mir vor Jahr'n so viel Herzleid zug'fügt
hat, da bin ich ganz rabiat 'worden vor Ingrimm und
Wuth. Und von derselben Stund' an Hab' ich den Entschluß
«'faßt, den Jäger unschädlich z' -nach'-- und ihn sein'm Vater
nachz'schicken. Aber Du weißt ja, wie all unsere Anschläg'
die Tag' her sehlg'schlagen sind. Da Hab' ich mir noch ein'
feinen Plan auSstudirt; wenn der auch wieder zu Wasser
wird, Hab' ich mir denk-, nachher weiß ich mir wirklich kein'
Rath mehr. Du kennst ja die Mankeihöhl'n gleich da drent'
neben der Scdwarzachklamm, net wahr? Gut. Ich Hab'
also dem Cyrill weiß gemacht, daß ich die Höhl'n schon seit
langer Zeit als Aufbewahrungsort für meine Wurzeln und
Krämer benutzen lhät. Dann bab' ich ihm weiter erzählt,
daß ich vor a vaar Tag' drei Büchsflintcn und drei Ruckläck'»
die jedenfalls Raubschützen dort müßten verneckt haben, in
ein'm Winkel der Höhl'n aufg'funden hätt'. Da is er gleich
Sonntags ausgenommen.
Preis
mit Familienblättern
. monatlich SV Pf.
.frei tn's HauS gebracht.
Durch die Post bezogen
Vierteljahr!. 1.25 Mk.
ausschließlich Zustellgebühr.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82.
Kklilkldttlltt ZkitilW.
JnsertionsgrSühr
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
Fernsprech-Anschluß Nr. 82
Xr. 208.
Kkilkg, den 7. September
!96».
47. Generalversammlung der Katholiken
Deutschlands.
Bonn, 5. September.
Einen lehrreichen Einblick in die Denkungsart gebilde-
ter katholischer Laienkreise bot die heutige Rede des Rechts-
anwalts Fehrenbach aus Freiburg i. B. über das
Thema „Förderung des höhern Studiums unter den
Katholiken". Herr Fehrenbach behandelte nach der Köln. Z.
^digljch die verhältnißmäßig geringe Zahl der deutschen
Katholiken auf wissenschaftlichem Gebiete. Von Interesse
^aren dabei seine Auslassungen über die Erhaltung der
'atholisch-theologischen Fakultäten an den deutschen Uni-
versitäten und seine strenge Verurth eilung der reinen
^onvictsbildung der katholischen Theologen. Den
Kreisen, die die Theologen von der Universität entfernen
Und ganz dem bischöflichen Convict überantworten wollen,
*ief er unter wiederholtem stürmischem Beifall der über-
Lroßen Mehrheit der Versammlung das Wort zu: „Wehe
dem, der daran rüttelt!" Die Jesuiten werden keine große
mende an Fehrenbachs Rede haben, und die Geistlichen
°kr Korum'schen Schule schüttelten heute sofort die Köpfe,
^arum läßt man auch einen Laien über theologische Bil-
dung sprechen? Freiburg liegt nicht weit von Straßburg,
Uud so haben Fehrenbachs Worte eine doppelte Bedeutung
dtit Rücksicht auf die Frage der Errichtung einer katholisch-
geologischen Facultät an der Universität Straßburg. Hr.
Fehrenbach führte aus: Was uns Noth, ist eine tüchtige
Ausbildung unserer Lehrer und regste Theilnahme der
Lanzen katholischen Welt am Bildungsgang der Nation,
gnsere Presse hat die sog. Inferiorität schon beleuchtet.
Ten Anregungen von Professor Schell ist eine ganze
aieihe anderer Anregungen gefolgt, und namentlich Prof.
d> Hertling hat die Umgrenzung streitiger Punkte versucht;
", kam aber immer wieder auf das ostoruin oonsso zu-
rück: die Förderung der Wissenschaft in der Gegenwart ist
°>e vornehmste Aufgabe des katholischen Volkes. Betrü-
dend sind die statistischen Ergebnisse über die Betheiligung
der Katholiken an den höheren weltlichen Schulen. Ganz
Ungenügend ist sie bei den Universitätsstudien, besonders
dei den philologischen, wo gerade eine hervorragende Be-
theiligung wünschcnswerth wäre. Ich kann uur sagen:
Katholiken Deutschlands, eure Betheiligung an den höhern
weltlichen Studien ist ungenügend; eine höhere Betheili-
?ung ist Pflicht des Gewissens, der Ehre und der Wohl-
fahrt. Ueberall, wo deutsches Geistesleben sich regt, sollen
wir dabei sein, auch um zu überzeugen, daß es keine
Gegensätze gibt zwischen Wissenschaft und Glauben. Ans
Krankenbett verlangen wir Aerzte, die die Seele nicht ver-
Lessen, während sie den Leib heilen; in den Fabriken und
^uf den Werften, nirgends wollen wir fehlen. Und wenn
unsere Missionare hinausziehen zu den Völkern, wollen
wir mitschicken Gouverneure und Kaufleute, die sich nicht
scheuen, vor dem Gekreuzigten die Kniee zu beugen. Unsere
Widersacher können uns dann jedenfalls nicht mehr der
Furcht vor der Wissenschaft und vor der Intelligenz be-
>Huldigen, wenn wir sagen können, keine Wissenschaft sei
Uns fremd. Ist nun dieses Ziel zu erreichen? Ich glaube
wenn wir auch nicht den Prozentsatz wie die Israeliten
"reichen (Heiterkeit), wenn wir auch nicht denken können
an den Prozentsatz der Evangelischen, die so reiches Ma-
ierial erhalten namentlich aus den evangelischen Pfarr-
häusern. (Große Unruhe bei einem Theile der Verstimm-
ung.) Grade in gewissen kleinen Kreisen, in kleinen
Städten und auf dem Lande, wohin die Nervosität noch
aicht so gedrungen ist, ist noch besonders kräftig, den
Menschen eine Stufenleiter weiter hinaufzuführen, ohne
er den Zusammenhang mit dem Glauben verliert. Ich
möchte doch dringend rathen, bei der Auswahl der Kna-
ben zum Studium nicht von der Frage auszugehen, ob sie
dem geistlichen Studium sich widmen werden. Eine gute
Auswahl kann erst dann getroffen werden, wenn dem berufe-
nen Auge der reifere Charakter die Berufsanlage zeigt. Wenn
der Geistliche nicht einsetzt auch für die richtige Zuweisung
von Studirenden zu den weltlichen Berufen, dann werden
alle unsere Bemühungen vergeblich sein. Freuen wir uns,
daß die vom Himmel stammende Wissenschaft ihren Katheder
noch aufgeschlagen hält an unfern Universitäten und ihn
mit Ehren behauptet. Die Meinungen der Theologen über
die Frage des Vorzuges der Studien an Universität oder
bischöflichem Seminar mögen streitig sein, die Laien aber
werden immer der Meinung sein, daß dem künftigen
Theologen die Berührung mit den übrigen Kommilitonen
der univorsitas littsrnruir- nicht nachtheilig sein kann.
(Stürmischer Beifall.) Die Universität wird immer bleiben
der Centralpunkt unseres Wissens, und wenn wir die
Theologie dort wissen, wird sie in der Werthschätzung der
Leute wachsen, wenn sie an der Universität gelehrt wird
und mit Ehren sich dort behauptet. (Stürmischer Beifall,
daneben kopfschüttelnde geistliche Herren.) Ist es neben-
sächlich, wenn in unfern Kirchen nur Kinder und Frauen
verkehren? Wenn ich in Freiburg jeden Sonntag Vor-
mittag Angehörige aller Fakultäten zu vielen Hunderten in
unsere Jesuitenkirche pilgern und sich schaaren sehe unter
der Kanzel eines unserer Theologie-Dozenten, so ist das
eine Herzensfreude, und ich möchte sagen: Wehe dem, der
daran rüttelt. (Stürmischer Beifall.) Hier am Rhein
wollen wir uns erwärmen für eine rege Betheiligung an
den höhern geistigen Gütern, hier, wo ein Albertus Magnus
im Mittelalter der Centralpunkt aller Wissenschaft war,
wo Dom an Dom sich reiht. Hier lassen Sie sich er-
wärmen für alle Wissenschaften. Als ich den Rhein herab-
fuhr, sah ich dort das Niederwalddenkmal als Zeichen des
geeinigten, schönen deutschen Vaterlandes, auf der andern
Seite die Rochuskapelle als Zeichen der Frömmigkeit und
der Bildung des Katholizismus. So bitten wir Gott, zu
sorgen, daß wir nicht bloß stets ein mächtiges Volk bleiben,
sondern auch ein gebildetes katholisches Deutschland.
(Stürmischer Beifall.)
Zu Beginn der Sitzung hatte Graf Praschma ein
Telegramm des Kardinals Rampolla verlesen, wodurch der
Papst nochmals seinen Segen sandte. Landtagsabgeordnetcr
Lehrer Sittard-Aachen sprach über Kirche und Volksschule.
Er ging von einer Kritik oer Kölner Pfingsttagung
des deutschen Lehrervereins aus und legte dann den
sattsam bekannten Standpunkt der Ultramontanen zur Volks-
schule dar. Seine Ausführungen waren ganze Leitartikel
der kleinen Centrumspreffe. Die beiden letzten Reden
hielten Arbeitersekretär Gisbert-M.-Gladbach über Arbeiter-
organisationen und Pater Bonaventura aus Berlin über
den Bonifaciusverein.
Bon der Friedenskonferenz.
Die Friedenskonferenz, deren Schlußact am
5. ds. im Haag stattfand, hat sechs Protokolle ge-
zeitigt. Das erste Protokoll (internationale Schiedsgerichte
zur Beilegung von Differenzen) ist von allen betheiligten
Mächten unterzeichnet. Beim zweiten (Gesetze und Ge-
bräuche beim Landkrieg) fehlt die Unterzeichnung durch die
Vereinigten Staaten von Amerika und von Schweden und
Norwegen; das dritte (Anwendung der Grundsätze der
Genfer Konvention von 1864 auf die Seekriege mit Aus-
nahme des Art. 16 dieser Konvention) ist, wie Nr. 1,
von sämmtlichen Staaten, die an der Konferenz theilge-
nommen haben, unterzeichnet worden. Aber — und dies
spricht über den Werth der im Huis ten Bosch verrichteten
Arbeiten — bei den Protokollen 4, 5 und 6 (Ver-
bot, explodirbare und ähnliche Stoffe aus Luftballons
herabzuwerfen, Verbot der Anwendung von Projectilen,
welche ausschließlich den Zweck haben, erstickende oder gif-
tige Gase zu verbreiten, und das Verbot des Gebrauchs
von Kugeln, die sich im menschlichen Körper ausdehnen
oder glattgedrückt werden) fehlt die Unterschrift
Großbritanniens. Es leuchtet natürlich ein, daß,
wenn England diesen Abmachungen seine Zustimmung ver-
weigert hat, auch die anderen Staaten ihren Beitritt nur
als widerruflich betrachten, aber damit ist die ganze Ar-
beit der Konferenz hinfällig geworden. Angesichts dessen,
was in Südafrika und China vor sich geht, ist sie, wie
Jeder weiß, heute schon ein Gegenstand des Spottes und
der Verhöhnung geworden, und das Urtheil des spätern
Geschichtsschreibers wird schwerlich anders ausfallen.
Die Borgänge in China.
Ein Telegramm des französischen Generals Frey vom
24. August besagt: In Peking herrscht wieder
Ruhe. Die Einwohner kehren wieder zurück; die Skadt
fängt an, ihr gewöhnliches Aussehen anzunehmen. Die
verbündeten Truppen richteten einen Aufklärungsdienst im
Umkreis von 30 Kilometer um die Stadt ein. Die Auf-
klärungsabtheilungen fanden keine feindlichen Truppen vor.
Die Bewohner der Dörfer gehen ihrer Arbeit nach.
Capitän zur See Pohl berichtet aus Peking: Der
russische General besuchte am 26. vor. Mts. die deutschen
Quartiere und sprach sich lobend über die Ordnung und
Disciplin, sowie die Unterkunft der Leute aus. Der von
den deutschen Mannschaften besetzte Theil der Chinesenstadt
ist gesäubert und es ist eine beruhigende Proclamation er-
lassen worden. Am 27. v. M. sind zwei Hitzschläge vor-
gekommen, beim Seebataillon auch einige Dysenteriefälle.
Der Seesoldat Bergers vom Pekingdetachement ist seinen
Verletzungen (Kopfwunde) erlegen. Am 28. fand der
Durchmarsch durch den Palast statt. Der Ein-
marsch erfolgte südlich, der Abmarsch nördlich. Die Räume
machten einen schmutzigen, verwahrlosten Eindruck. Kost-
barkeiten waren nicht vorhanden. Später wurde der Pa-
last wieder geschlossen. Einem Gerüchte zufolge ist die
Kaiserin erst am 15. v. M. früh entflohen. — Am 31.
v. M. meldet Kapitän z. S. Pohl: Das zweite See-
bataillon ist in Peking eingetroffen. Ich reise nach
Uebergabe der Geschäfte an Generalmajor v. Hoepfner mit
den sehr angestrengten Landungstruppen nach Tientsin ab.
Auf den Etappenstationen und für die Wasserversorgung
wird seemännisches Personal zurückgelassen.
Am 25. August befanden sich an Land: Deutsche 81
Offiziere, 3150 Mann, 31 Geschütze, 344 Pferde; Eng-
länder 218 Offiziere, 6746 Mann, 25 Geschütze, 1897
Pferde; Oesterreich-Ungarn 16 Offiziere, 272 Mann, 1
Geschütz, 80 Pferde: Amerika 181 Offiziere, 5427 Mann,
12 Geschütze, 1234 Pferde; Frankreich 192 Offiziere, 5186
Mann, 37 Geschütze, 570 Pferde; Italien 26 Offiziere,
552 Mann, 1 Geschütz, 10 Pferde. Ueber Rußland ist
nichts Näheres bekannt.
Das Wolff'sche Bureau meldet aus Shanghai vom
6. ds. Mts.: Soeben landete der Stab und die 1. und
3. Compagnie des 1. Bataillons vom 1. ostasiatischen
Infanterie-Regiment unter Major Graham. Beim
Empfang durch den deutschen Generalkonsul war eine
französische Ehrenwache aufgestellt. Die Musik der
englischen Truppen spielte. Es folgte ein Marsch der
Der Wurzelgraber.
Eine Hochlandsgeschichte von Friedrich Dolch.
10) (Fortsetzung.)
Der Bursche batte, das Gesicht in den Händen vergraben,
^egungslos zugehört. Jetzt aber hob er den Kopf und sah
°e-n Alten starr in die Augen. „Mit der G'schicht is 's aus
find gar," sagte er, mit fast tonloser Stimme. „Der Jager
M seine Ruh' hab'n vor mir, und mit Dir. Du leibhaftiger
Leusel, will ich auch nix mehr zu schaffen hab'n Du hast
n»ch aufgh'etzt und hast so lang in mich bineing'red't. bis ich
"ngervilligt Hab' in Deine Wordplän'. Seit ich damals aus
Hinterhalt so seiger Weis' den Schuß ab'geb'n Hab' aus'n
»ager. Hab' ich kein' ruhigen Augenblick mehr- Ich weiß
M. was das is — a schlechtes G'wissen! Hätt' meiner
Ifibtog' net denkt, daß ein' das so martern und peinigen
könnt' —"
y,. »Da hör' ich ja recht auferbauliche Sach'n," stieß nun der
Z"e, nachdem er sich von seiner unangenehmen Ueberraschung
^»eder einigermaßen erholt, grimmig hervor. „Aber es
"klchieht mir Recht, warum Hab' ich mich eingelassen mit
mew solche Weiberlappl Möchl'st net am End' auch noch
rUis G'richt laufen und 'n Angeber spiel'n? Thu'S, geh'
A" und verrath alles, von mir aus! Aber wenn ich ins
?Uwthaus muß, Brüderl, nachher spazierst Du mit! Möcht'
, Drops nlleg g'wiunen, aber nix wagen. Und kommt mit
"Um G'wissen daher! Hast denn Du 'n Jager desweg'n
Deinem G'wissen, weil Du amal auf ihn g'schossen und
.A a fehlt hast? Du wärst mir der rechte! Das Hab'ich
fi"d gemerkt, daß ans Dich kein Verlaß iS und daß ich, wenn
o>>- ."Oerhaupt zum Zrele kommen woll'n, den Grünling selber
u» in Weg werd' räumen müssen."
x. „Aber Dir is 's auch net gelungen, und ich dank' unser'm
Herrgott' daß 's so kommen is —"
„Also Du willst wirklich die Flint'n ins Korn werfen?"
ries der Alte mit verächtlichem Blick. „Jetzt, wo wir's Ziel
schon erreicht hab'n? Und meine Tochter? Hab' g'meint,
wie alübheiß Deine Lieb' is! Is sie wirklich schon ganz und
gar verflog'-, ?'
„Meine Lieb' is — is noch die alte," stammelte Domini
und wischte sich den Schweiß Von der bleichen Stirn, „'s
Regerl Hab' ich von Herzen gern, aber ich kann net, net um
ein' solchen Preis —"
„Preis? Was is das für ein dummes Gered'," unter-
brach ihn aber der Alts unmuthig. „Du hast ja weiter gar
n,x mehr z'thun, als mit Dein'm Vater Frieden z'schließen,
'n Hof z'übernehmen und 's Regerl z'heirathen- Vor'm Jager
hast jetzt Ruh', der tritt Dir nimmer in den Weg."
„Was soll das heißen?" fuhr Domini erschreckt empor.
„Der Jager — is er — is er todt?"
„So gut wie todt," nickte der Alte mit teuflischem Grinsen.
„Aber waS kümmert's Dich! Du weißt nix und brauchst
auch nix z'wissen davon."
„Aber ich muß wissen, was —"
„Willst den Hartlhof übernehmen und 's Regerl hei-
rathen?"
„Ich will's thun," stieb Domini nach einigem Besinnen
hervor. „Aber ich muß auch erfahr'-«, was aus'm Jager
'worden is."
Der Alte betrachtete den Burschen mit durchdringenden
Blicken. „Die Hand d'rauf," sagte er dann. „L>o, jetzt is
alles in Ordnung, hoff' ich! Und jetzt will ich Dir auch
sag'n. was ich mit'm Jager ang'fangen Hab', wenn Du denn
gar so neugierig bist."
„Red'," drängte Domini, „Red' und erklär' mir auch,
warum Du denn eigentlich gar so ein' grimmigen Haß auf
den Jager g'worfen hast!"
„Warum ich den Jager gar so grimmig hass', willst
wissen?" rief der Alte. „Weil er mir meine Tochter hat
raub'n woll'n und weil er 'runterg'rissen seinem Vater gleich
sieht, der mir vor dreißig Jahr' meine Geliebte geraubt hat.
Ja, der is auch a Jager g'wesen, und der hat mir mein'
Nannei abwendig «'macht und hat mich nachher noch dazu
brav ausg'lacht und verspottet. Gut, er hat sie geheirathet,
aber lang bat er nimmer bleib'n dürfen nachher bei sein'm
Nannei. Eine Wildschützenkugel," fuhr der Alte mit un-
heimlichem Lächeln fort, „bat ihm oben in die Berg 's
Lebenslicht aus'btasen. Ich Hab' nachher später auch geheirathet,
Hab' aber net gut gehaust mit meiner Alten, und bin eigent-
lich froh g'wesen wie sie sich, nachdem's mir a Maderl
g'schenkt «'habt bat» auf d' Wanderschaft g'macht hat in die
andere Well. No, das Diandl is nach und nach heran-
g'wachsen und is mein ein und alles g'wesen- Oft und oft
hat mich die Angst 'packt, es möcht amal a Bursch kommen
und möcht' mir mein Liebstes auf der Welt raub'n und fort-
führ'n aus'm Haus. No, in Gotl'snam', bab' ich mir dann
! denkt, wenn 's wirklich amal so kommt, nachher werd'n die
zwei schon a Platzer! in ihrem Haus für mich hab'n, wo ich
meine letzten Lebenstag' in Ruh' verleben kann. Und das,
was ich schon lang gefürcht' Hab', is auch ein'iroffen, aber
viel ehnder, als ich 'glaubt Hab'. Wie ich aber nachher erst
erfahr'-- Hab', wer das is, der mir meine Tochter entführ'n
will — wie ich erfahr'n Hab', daß 's der Sohn von mein'm
Todfeind is, der mir vor Jahr'n so viel Herzleid zug'fügt
hat, da bin ich ganz rabiat 'worden vor Ingrimm und
Wuth. Und von derselben Stund' an Hab' ich den Entschluß
«'faßt, den Jäger unschädlich z' -nach'-- und ihn sein'm Vater
nachz'schicken. Aber Du weißt ja, wie all unsere Anschläg'
die Tag' her sehlg'schlagen sind. Da Hab' ich mir noch ein'
feinen Plan auSstudirt; wenn der auch wieder zu Wasser
wird, Hab' ich mir denk-, nachher weiß ich mir wirklich kein'
Rath mehr. Du kennst ja die Mankeihöhl'n gleich da drent'
neben der Scdwarzachklamm, net wahr? Gut. Ich Hab'
also dem Cyrill weiß gemacht, daß ich die Höhl'n schon seit
langer Zeit als Aufbewahrungsort für meine Wurzeln und
Krämer benutzen lhät. Dann bab' ich ihm weiter erzählt,
daß ich vor a vaar Tag' drei Büchsflintcn und drei Ruckläck'»
die jedenfalls Raubschützen dort müßten verneckt haben, in
ein'm Winkel der Höhl'n aufg'funden hätt'. Da is er gleich