S-«Ersch-i«t täglich,
""tags ausgenommen.
"tu Familienblättern
schließlich Zustellgebühr.
Nr. 82.
Mittmch, Len 26. September
JnferttonSgeSLHr
15 Pf. für die Ispaltige
Petttzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulm.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82
I9«0.
Bestellungen
Heidelberger Zeitung für das IV. Vierteljahr
bei ^ allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agenten,
^ den Trägern in der Stadt, sowie in der Expedition,
lere Neckarstr. 21, angenommen,
g.r, Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
durch die Post bezogen Mk. 1.25 vierteljährlich
" Zustellgebühr Mk. 1.65.
ü":«' Um in der weiteren regelmäßigen und pünktlichen
>vi .""3 keine Unterbrechung eintrcten zu lassen, bitten
j> ^ die geehrten Abonnenten, die die Heidelberger Zeitung
^ H die Post beziehen, soweit sie die Bestellung noch nicht
I^?"ert haben, dies nunmehr gefl. schleunigst zu veran-
da Störungen im Bezüge sonst unvermeidlich sind,
h..Ebenso bitten wir neueintretende Abonnenten, die Be»
v^""g nunmehr unverzüglich bei der nächsten Postanstalt
dü^ Briefträger aufgeben zu wollen, damit ihnen
Uich mit dem Beginn des neuen Vierteljahrs das Blatt
gestellt wird.
Zum sozialdemokratischen Parteitag.
H Der die Berichte über den sozialdemokratischen
gb^teitag in Mainz gelesen hat, muß die Ueberzeugung
^""nen haben, daß das früher allein seligmachende
y.""gelium von dem Umsturz der bürgerlichen und der
h/Mchaftlichen Verhältnisse bei den Sozialdemokraten nicht
viel gilt. Es ist ein sehr zerfetztes und zerbrechliches
xj ^"ustück geworden, und man wagt nur noch gelegentlich
^ilie Ecke desselben dem versammelten Volk zu zeigen.
Wort: die Sozialdemokratie ist nur eine vorüber-
sv . i>e Erscheinung, wird sich bewahrheiten und zwar um
früher, je weniger man, nachdem das Sozialistengesetz
gefallen ist, in den Gang ver Entwicklung eingreift,
s,. ° bei dem allgemeinen Wahlrecht immer mit einer
Jndustriearbeiterpartei in dem industriell mächtig
^Erstrebenden Deutschland zu rechnen sein wird, ist
s^ltverständlich und ist auch als natürlich und den that-
hb?.chen Verhältnissen angemessen nicht zu beklagen. Noch
stg ^ bri ber Sozialdemokratie, die gegen den Klassen-
sjx^ ""stürmt, das einseitigste Klasseninteresse, noch trägt
^ '"iernationale Scheuklappen, die sie hindern, das wahre
ber von ihr vertretenen Arbeiter zu sehen und zu
arbeitet sie mit den ödesten Schlagwörtern
sh ber manchestertichen Zeit, aber sie fängt doch wenig-
8ßj„ ?"> sich mit praktischen Dingen zu beschäftigen. Die
tz.?Uichkejt ist zwar eine harte, aber eine sehr tüchtige
hA"ieisterin. Hoffen wir, daß die Sozialdemokratie all-
kb°?"4 von ihr lernt. Wenn nicht, nun dann wird sie
" an der Wirklichkeit zerschellen.
^ie neuen Bestimmungen zur Gewerbe-
Ordnung.
»1,!,°^ 1- Oktober tritt die in der letzten Tagung des Reichstages
!"Uen Novelle zur, Gewerbeordnung in Kraft. Da die
, * ^'^ittmmungen tief ins praktische Leben einschneiden, seien
ich zMigsten hier angeführt. Die Neuerungen betreffen nament-
die "A Ruhezeit der Angestellten, den Ladenschluß,
beitsordnung und die Einführung von Lohn-
^ ^hngsbüchern für jugendliche Arbeiter.
Ruhezeit der in Ladengeschäften und in den zugehörigen
chnuben und Lagerräumen angestellten Personen soll auf
ig Stunden bemessen sein. In Orten von 20000
^Ich. "ein und darüber soll aber die Ruhezeit in den Geschäften,
"egz . wehr als zwei Gehilfen und Lehrlinge beschäftigen, minde-
s?khs. Stunden betragen. Die elfstündige Ruhezeit kann durch
sich >".Mut auch für kleinere Gemeinwesen beschlossen werden. End-
Mittagspause von l'/s Stunden festgesetzt. Aus-
sind in genau umschriebenen, engen Grenzen zulässig.
Zwölf Flaschen Sizilianer.
Von Max Dorning.
(Nachdruck verboten.)
batten mich.
"dt gar kein Zweifel: sie hatten mich. Sobald ich
Ar in schüchterne Bewegung nach links machte, blitzten
siihh " verdächtiger Nähe ein halbes Dutzend blanker Gewehr-
Ach d"tgegen, und sobald ich, davon erschreckt, vorsichtig
ühsjg-n chls auszuweichen versuchte, hatte ich das Ver-
einige mir drohend entgegengehaltene Revolver-
^iti>„.."üen hineinzuschen. Also eine höchst ungemüthliche
'"t sie hatten mich.
A sgn sizilianische Räuberbande nämlich, der in die Hände
" ich unvorsichtig genug gewesen war. Welcher
batte mich aber auch geplagt, entgegen allen gut-
Warnungen in Palermo und Syrakus gerade die
Alt " Berge aufzusuchen, die wegen ihrer Unsicher-
en eu ""t> breit berüchtigt waren! Erst vor kurzem war
"»Ocher Lord überfallen und nicht eher losgelassen
M der erkleckliche Betrag von 100000 Lire als Löse-
Pej^ "^bezahlt worden war, und mein guter Freund Richard,
Ao» ^duer Schulfreund und Rcisekamerad, der Sizilien
jAlerm 0" wiederholten Reffen her kannte, hatte noch in
Ach M warnend zu mir gesagt: „Paß auf, Du wirst schon
"kp, jAtthe Erfahrungen machen! Wem nicht zu rathen ist,
b E "'.cht zu helfen!"
Aß ""er war nicht zu rathen gewesen, und seelenvergnügt
"»d Tages mein gutes Hotel in Palermo im Stich
" hinaus in die madonu'chen Berge.
ssitdxA'sich, ich batte alle möglichen Vorsichtsmaßregeln an-
" schAV Ich kam nicht daher, wie jener englische Lord
wer gepackter Reiscequipage, ein Diener vorn, ein
Ueber den Ladenschluß gelten folgende Bestimmungen:
Ueberall im Reiche müssen die Verkaufsstellen aller Geschäfte von
S Uhr Abends bis 5 Uhr Morgens geschlossen sein. Außerdem
kann die höhere Verwaltungsbehörde auf Wunsch einer Zwei-
drittelmehrheit der Geschäftsinhaber zusammengehöriger und ver-
wandter Geschäftszweige einen Achtuhrladenschluß verfügen.
Während des Ladenschlusses ist der Verkauf von Waaren der in den
betheiligten Geschäften geführten Art, sowie das Feilbieten von
solchen Waren auf öffentlichen Wegen, Straßen, Plätzen oder
an andern öffentlichen Stellen verboten. Ausnahmen von den
Vorschriften über den Ladenschluß können für ländliche Gemein-
den und für Städte mit weniger als 20000 Seelen durch die
höhern Verwaltungsbehörden zugelasscn werden.
Für größere Betriebe kommt noch eine wichtige Bestim-
mung in Betracht. In jeder offenen Verkaufsstelle nämlich, welche
mindestens 20 Gehilfen und Lehrlinge beschäftigt, muß eine
Arbeitsordnung erlassen werden, die sich dem Rahmen der Ge-
werbeordnung anpaßt. Andere als die in der Gewerbeordnung
oder in den M 71 und 72 des Handelsgesetzbuchs vorgesehenen
Gründe der Entlassung und des Austritts aus der Arbeit dürfen
im Arbeitsvertrage nicht vereinbart werden. Die verhängten
Geldstrafen sind in ein Verzeichniß einzutragen, welches den Namen
des Bestraften, den Tag der Bestrafung, sowie den Grund und
die Höhe der Strafe ergeben muß und auf Erfordern der Orts-
polizeibehörde jederzeit zur Einsicht vorzulegen ist.
Durch die Einführung des Lohnzahlungsbuches für
Minderjährige werden die Eltern in die Lage versetzt, das
Einkommen ihrer minderjährigen Kinder zu beaufsichtigen; es
wird ihnen also die Möglichkeit gegeben, wirkungsvoller als bis-
her die Verwendung des Verdienstes zu beeinflussen.
Außer diesen Bestimmungen ist nach einer Erklärung des
Staatssekretärs Grafen Posadowsky eine Verordnung des Bundes-
raths zu erwarten, die den Ladeninhabern die Verpflichtung auf-
erlegen wird, ihren Angestellten eine Sitzgelegenheit zu ver-
schaffen. _
Zur Lage in China.
Wie aus Berlin mitgetheilt wird, sind dort nunmehr
die Antworten sämmtlicher Mächte mit Ausnahme Englands
auf die deutsche Circularnote eingegangen und alle erklären
sich mit dem deutschen Vorschlag im wesentlichen ein-
verstanden. Nur Amerika hat ihn bekanntlich verworfen.
Ueber die Antwort Rußlands wird speziell gesagt: Ruß-
land nimmt den deutschen Vorschlag mit grundsätzlicher
Zustimmung an. Japans Antwort ist noch entschiedener
zustimmend.
Im Gegensatz zur Zustimmung Rußlands zur deutschen
Circularnote steht die Thatsache, daß Rußland seine
Diplomaten und seine Truppen aus Peking herauszieht.
Wie will man China veranlassen, die Hauptschuldigen aus-
zuliefern, wenn man sich aus dem Lande zurückzicht!
Der auf der Rückreise nach China befindliche Bischof
Anzer hat sich in Amerika sehr besorgt über den Plan
der Räumung Pekings ausgesprochen. Nach der Germania
bezeichnete er diesen Plan als einen verhängnißvollen
Fehler. Er fügte hinzu, daß er alles verloren gebe,
wenn etwa Deutschland, einem Druck von anderer Seite
weichend, den Rückzug antreten sollte. Bischof Anzer wird
sich inzwischen überzeugt haben, daß nicht nur Deutschland,
sondern auch andere Mächte die Unzulässigkeit und Unmög-
lichkeit der Räumung Pekings erkannt und sich dem russischen
Vorschlag nicht angeschlossen haben.
Von Rußland wird neuerdings versichert, daß die
Räumung Pekings ohne Säumen erfolgen werde. Gleich-
zeitig wird betont, daß die russische Räumungsnote ganz
im Gegensatz zu der Note der deutschen Regierung gar
keinen Vorschlag enthält, sondern daß der vermeint-
liche Vorschlag nur die Benachrichtigung der anderen
Cabinette über den dem russischen Gesandten in Peking und
dem Chef der russischest Truppen in Peking gegebenen Be-
fehl darstelle. Ob aber andere Mächte das Vorgehen
Rußlands nach ah men wollten ooer nicht, sei ihre
Sache. Diese Auslassung ist immerhin eine kleine Kon-
zession an die Auffassung Deutschlands. __
Diener hinten, vier stattliche Gäule vorauf, sondern hübsch
bescheidentlich zog ich einher auf Schusters billigen Rappen:
keine schwere goldene Udr nebst schwerer goldener Kette
konnte bei mir Anariffsabsichtcn wachrufen, denn mein Uehrchen
war eine uralte Spmdeluhr, vom Pathen selig geerbt, kür die
kein Trödler eine Mark geboten hätte, und als Kette figurirte
eine baumwollene schwarze Schnur, die nichts Ausfälliges
hatte, als höchstens, daß ihr Schwarz an einigen Stellen
schon in recht schäbiges Grau sich zu verwandeln anfing.
Und was endlich den weiteren Inhalt meiner Taschen an-
belangt: nun, ich bin ein deutscher Schriftsteller, und das
will, ebenso sicher wie der heiligste Eid, sagen, daß ich über
keine irdischen Schätze verfüge, als über etwas weißes Papier,
eine Flasche schwarzer Tinte. Federhalter und einige Federn.
Die Honorare, welche unsere französischen und englischen
Kollegen bekommen und durch die sie zu Millionären werden
— die sind für uns ein schöner Traum, der nie in Erfüllung
geht und über den wir höchstens tüchtig ausgelacht werden,
wenn wir ihn unter dem Siegel tiefster Verschwiegenheit
etwa irgendwem erzählen.
Man wird also zugeben, es-war bei mir nichts zu holen,
und froh ob meines federleichten Gepäckes war ich rüstig
fürbaß gewandert.
Immer wilder und romantischer, immer großartiger und
ergreifender ward die Gegend um mich herum, die ich an
der Hand einer guten Karte durchstrich und als ich eines
Tages in eine riesige, tiefeingeschnittene Schlucht kam, wollte
mein Staunen kein Ende nehmen. Ich starrte die Felsen
an, und dabei erblickte ich plötzlich etwas, worüber ich eben-
falls erstaunte, was mir aber doch nicht so recht zur Natur
zu gehören schien: aus zwei, drei, vier Büschen am Wege
blitzte und funkelte es so wunderlich, und das. was da so
blitzte und funkelte, hatte eine merkwürdige Aehnlichkeit mit
Flintenläufen, und was mir noch merkwürdiger erschien, war
der Umstand, daß besagte Flintenläufe in einer alle Zweifel
benehmenden Weise sich gegen mich richteten.
Zwischen Furcht und Hoffnung schwankend starrte ich die
Amerika geht bekanntlich ganz seinen eigenen Weg.
Vielleicht sind die recht kritisch gewordenen Zustände auf
den Philippinen neben der bevorstehenden Präsidentenwahl
die Ursache dafür, daß die Regierung der Vereinigten
Staaten mit China so schnell als möglich in's Reine zu
kommen sucht. Nach einer Meldung des Bureau Reuter
aus Washington vom 24. ds. beschäftigt sich das Staats-
departement damit, Weisungen für den Gesandten Co n g er
festzustellen, welcher sich mit Li-H u n g - Ts chang und
Prinz Tsching über den Ort einigen soll, wo diese
mit den Vertretern der übrigen Mächte Zu-
sammenkommen werden, um die ersten Verhandlungspunkte
zu erledigen und gewisse große Gesichtspunkte für eine
Konferenz aufzustellen, deren Programm den Mächten zur
Genehmigung vorgelegt werden wird. Von Berlin aus
wird zu dieser Meldung kühl und abweisend bemerkt: Es
sei nichts davon bekannt, daß Amerika den Auftrag habe,
für die übrigen Mächte den Ort der Verhandlung aus-
zumachen.
Die Folgen des Verhaltens Amerikas sind in erster
Reihe der Boxerpartei zu gut gekommen, wie die Berufung
des Prinzen Tuan in das höchste Staatsamt zeigt. Für
die Mächte liegt die Frage nahe, ob es überhaupt möglich
ist, mit einem Staate in diplomatische Verhandlungen zu
treten, an dessen Spitze ein Mann steht, gegen den der
dringendste Verdacht vorliegt, sich der schwersten völkerrecht-
lichen Verbrechen schuldig gemacht zu haben.
Die Regierung in China soll sogar vollständig in
den Händen des Prinzen Tuan sein. Kangst (?), sowie
die Generale der Provinz Nanking seien nur Werkzeuge
des Prinzen. Die Geheimgesellschaft „Kolatioai" fei eine
Quelle großer Gefahren. Der Einfluß der Gesellschaft sei
größer als derjenige der Boxer. Die Sendlinge des
Prinzen Tuan arbeiteten energisch in der Hoffnung, den
Vicekönig von Nanking, der gegen die Fremden wohlge-
sinnt bleibt, zu beseitigen. Die Lage im Mngtsethale sei
tatsächlich kritisch.
Deutsches Reich.
— Die Herstellung von Sacharin hat in den letzten
Jahren sehr zugenommen. Während 1896/97 nur eine
Erzeugung von Sacharin in Höhe von 34 000 fest-
gestellt wurde, wies das folgende Jahr schon eine Produk-
tion von 78 000 in fünf Fabriken auf, und im letzten
Jahre ist diese Produktion auf 132 000 lrZ gestiegen, ob-
wohl das Gesetz betreffend die Beschränkung künstlicher
Süßstoffe die Verwendung des Sacharins zur Herstellung
von Bier, bei der es früher vielfach benutzt wurde, aus-
drücklich ausschließt. In der Budgetkommisston des Reichs-
tags ist in den letzten Tagen angeregt worden, Sacharin
und ähnliche Süßstoffe entsprechend ihrer Süßkraft zu be-
steuern. Ein weitergehender Antrag forderte sogar das
Verbot der Sacharin-Verwendung. Soviel aus einer Mit-
theilung der Nat.-lib. Korresondenz zu ersehen ist, erscheinen
der Reichsregierung Steuermaßnahmen als zunächst nicht
dringlich. An der Beantwortung der Hauptfrage, ob die
Verwendung von Sacharin noch weiter gesetzlich einzu-
schränken sei, ist auch das Reichsgesundheitsamt betheiligt.
— Die Köln. Ztg. regt an, ob sich nicht eine mäßige
Heraufsetzung des Zinsfußes der in den letzten
Jahren conoertirlen Staatsanlehen empfehlen würde. Es
ist jedoch so gut wie ausgeschlossen, daß diese Anregung auf
die Bundesregierungen wirken wird. Bei künftigen Anleihen
darf man allerdings an einen Zinsfuß von 3'/, oder gar 3 Proz.
nicht mehr denken. Der Markt für deutsche Reichs-
und preutz. Staatseffekten ist bekanntlich in Folge der Con-
Dinger a», als mir plötzlich der Ruf entgegendonnerte: „Halt! '
Und ein verdächtiges Knacken der Gewehrhähne begleitete
dies Wort. Nicht in meinem Leben, selbst nicht als Soldat»
bin ich mit solch vollendeter Promptdett und minutiösester
Pünktlichkeit einem Befehl nachgekommen als diesem, der mir
soeben in solch freundlicher Weise ertheilt wurde. Ich stand
wie angenageltt
Und im Nu erschienen rings aus Busch und Strauchwerk
etwa ein Dutzend Kerle, alle bunt und phantastisch gekleidet,
mit Gewehren, Revolvern und Messern bis an die Zähne be-
waffnet, die ohne alle weiteren Komplimente in meine Taschen
faßten und Herausnahmen, was sie fanden.
Ihre Gesichter wurden länger und länger, als sie die
Ausbeute sahen, die sie da vorfanden. Verächtlich wurde
meine Spindeluhr be: Seite geworfen, der Inhalt meiner
Brieftasche, einige bescheidene Papierscheine, ebenso verächtlich
in die eigenen Taschen gesteckt, und als man mit der Visi-
tation zu Ende war. klang mir im reinsten Italienisch die
Aufforderung entgegen:
„Du wirst 50 000 Lire Lösegeld zahlen! Bis diese da
sind, bist Du unser Gefangener!"
Ich stand völlig starr! 50000 Lire! Was dachten die
Kerle von mir! 50000 Lire!
„Liebe Freunde," entgegnete ich, und befleißigte mich
einer ausnehmenden Höflichkeit, „Ihr seid ohne Zweifel
lauter vortreffliche Leute, aber wenn Ihr glaubt, daß Ihr
50 000 Lire von mir erhalten könntet, so seid Ihr doch im
Jrrthum-"
Ein großer kecker Bursche, offenbar der Hauptmann der
Bande, den die anderen Giacomo nannten und vor dem sie
einen gewissen Respekt bekundeten, trat drohend an mich
heran und sagte ^
„50 000 Lire!"
(Fortsetzung folgt.)
""tags ausgenommen.
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tafeln der Heidelb. Zeitung
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bei ^ allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agenten,
^ den Trägern in der Stadt, sowie in der Expedition,
lere Neckarstr. 21, angenommen,
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durch die Post bezogen Mk. 1.25 vierteljährlich
" Zustellgebühr Mk. 1.65.
ü":«' Um in der weiteren regelmäßigen und pünktlichen
>vi .""3 keine Unterbrechung eintrcten zu lassen, bitten
j> ^ die geehrten Abonnenten, die die Heidelberger Zeitung
^ H die Post beziehen, soweit sie die Bestellung noch nicht
I^?"ert haben, dies nunmehr gefl. schleunigst zu veran-
da Störungen im Bezüge sonst unvermeidlich sind,
h..Ebenso bitten wir neueintretende Abonnenten, die Be»
v^""g nunmehr unverzüglich bei der nächsten Postanstalt
dü^ Briefträger aufgeben zu wollen, damit ihnen
Uich mit dem Beginn des neuen Vierteljahrs das Blatt
gestellt wird.
Zum sozialdemokratischen Parteitag.
H Der die Berichte über den sozialdemokratischen
gb^teitag in Mainz gelesen hat, muß die Ueberzeugung
^""nen haben, daß das früher allein seligmachende
y.""gelium von dem Umsturz der bürgerlichen und der
h/Mchaftlichen Verhältnisse bei den Sozialdemokraten nicht
viel gilt. Es ist ein sehr zerfetztes und zerbrechliches
xj ^"ustück geworden, und man wagt nur noch gelegentlich
^ilie Ecke desselben dem versammelten Volk zu zeigen.
Wort: die Sozialdemokratie ist nur eine vorüber-
sv . i>e Erscheinung, wird sich bewahrheiten und zwar um
früher, je weniger man, nachdem das Sozialistengesetz
gefallen ist, in den Gang ver Entwicklung eingreift,
s,. ° bei dem allgemeinen Wahlrecht immer mit einer
Jndustriearbeiterpartei in dem industriell mächtig
^Erstrebenden Deutschland zu rechnen sein wird, ist
s^ltverständlich und ist auch als natürlich und den that-
hb?.chen Verhältnissen angemessen nicht zu beklagen. Noch
stg ^ bri ber Sozialdemokratie, die gegen den Klassen-
sjx^ ""stürmt, das einseitigste Klasseninteresse, noch trägt
^ '"iernationale Scheuklappen, die sie hindern, das wahre
ber von ihr vertretenen Arbeiter zu sehen und zu
arbeitet sie mit den ödesten Schlagwörtern
sh ber manchestertichen Zeit, aber sie fängt doch wenig-
8ßj„ ?"> sich mit praktischen Dingen zu beschäftigen. Die
tz.?Uichkejt ist zwar eine harte, aber eine sehr tüchtige
hA"ieisterin. Hoffen wir, daß die Sozialdemokratie all-
kb°?"4 von ihr lernt. Wenn nicht, nun dann wird sie
" an der Wirklichkeit zerschellen.
^ie neuen Bestimmungen zur Gewerbe-
Ordnung.
»1,!,°^ 1- Oktober tritt die in der letzten Tagung des Reichstages
!"Uen Novelle zur, Gewerbeordnung in Kraft. Da die
, * ^'^ittmmungen tief ins praktische Leben einschneiden, seien
ich zMigsten hier angeführt. Die Neuerungen betreffen nament-
die "A Ruhezeit der Angestellten, den Ladenschluß,
beitsordnung und die Einführung von Lohn-
^ ^hngsbüchern für jugendliche Arbeiter.
Ruhezeit der in Ladengeschäften und in den zugehörigen
chnuben und Lagerräumen angestellten Personen soll auf
ig Stunden bemessen sein. In Orten von 20000
^Ich. "ein und darüber soll aber die Ruhezeit in den Geschäften,
"egz . wehr als zwei Gehilfen und Lehrlinge beschäftigen, minde-
s?khs. Stunden betragen. Die elfstündige Ruhezeit kann durch
sich >".Mut auch für kleinere Gemeinwesen beschlossen werden. End-
Mittagspause von l'/s Stunden festgesetzt. Aus-
sind in genau umschriebenen, engen Grenzen zulässig.
Zwölf Flaschen Sizilianer.
Von Max Dorning.
(Nachdruck verboten.)
batten mich.
"dt gar kein Zweifel: sie hatten mich. Sobald ich
Ar in schüchterne Bewegung nach links machte, blitzten
siihh " verdächtiger Nähe ein halbes Dutzend blanker Gewehr-
Ach d"tgegen, und sobald ich, davon erschreckt, vorsichtig
ühsjg-n chls auszuweichen versuchte, hatte ich das Ver-
einige mir drohend entgegengehaltene Revolver-
^iti>„.."üen hineinzuschen. Also eine höchst ungemüthliche
'"t sie hatten mich.
A sgn sizilianische Räuberbande nämlich, der in die Hände
" ich unvorsichtig genug gewesen war. Welcher
batte mich aber auch geplagt, entgegen allen gut-
Warnungen in Palermo und Syrakus gerade die
Alt " Berge aufzusuchen, die wegen ihrer Unsicher-
en eu ""t> breit berüchtigt waren! Erst vor kurzem war
"»Ocher Lord überfallen und nicht eher losgelassen
M der erkleckliche Betrag von 100000 Lire als Löse-
Pej^ "^bezahlt worden war, und mein guter Freund Richard,
Ao» ^duer Schulfreund und Rcisekamerad, der Sizilien
jAlerm 0" wiederholten Reffen her kannte, hatte noch in
Ach M warnend zu mir gesagt: „Paß auf, Du wirst schon
"kp, jAtthe Erfahrungen machen! Wem nicht zu rathen ist,
b E "'.cht zu helfen!"
Aß ""er war nicht zu rathen gewesen, und seelenvergnügt
"»d Tages mein gutes Hotel in Palermo im Stich
" hinaus in die madonu'chen Berge.
ssitdxA'sich, ich batte alle möglichen Vorsichtsmaßregeln an-
" schAV Ich kam nicht daher, wie jener englische Lord
wer gepackter Reiscequipage, ein Diener vorn, ein
Ueber den Ladenschluß gelten folgende Bestimmungen:
Ueberall im Reiche müssen die Verkaufsstellen aller Geschäfte von
S Uhr Abends bis 5 Uhr Morgens geschlossen sein. Außerdem
kann die höhere Verwaltungsbehörde auf Wunsch einer Zwei-
drittelmehrheit der Geschäftsinhaber zusammengehöriger und ver-
wandter Geschäftszweige einen Achtuhrladenschluß verfügen.
Während des Ladenschlusses ist der Verkauf von Waaren der in den
betheiligten Geschäften geführten Art, sowie das Feilbieten von
solchen Waren auf öffentlichen Wegen, Straßen, Plätzen oder
an andern öffentlichen Stellen verboten. Ausnahmen von den
Vorschriften über den Ladenschluß können für ländliche Gemein-
den und für Städte mit weniger als 20000 Seelen durch die
höhern Verwaltungsbehörden zugelasscn werden.
Für größere Betriebe kommt noch eine wichtige Bestim-
mung in Betracht. In jeder offenen Verkaufsstelle nämlich, welche
mindestens 20 Gehilfen und Lehrlinge beschäftigt, muß eine
Arbeitsordnung erlassen werden, die sich dem Rahmen der Ge-
werbeordnung anpaßt. Andere als die in der Gewerbeordnung
oder in den M 71 und 72 des Handelsgesetzbuchs vorgesehenen
Gründe der Entlassung und des Austritts aus der Arbeit dürfen
im Arbeitsvertrage nicht vereinbart werden. Die verhängten
Geldstrafen sind in ein Verzeichniß einzutragen, welches den Namen
des Bestraften, den Tag der Bestrafung, sowie den Grund und
die Höhe der Strafe ergeben muß und auf Erfordern der Orts-
polizeibehörde jederzeit zur Einsicht vorzulegen ist.
Durch die Einführung des Lohnzahlungsbuches für
Minderjährige werden die Eltern in die Lage versetzt, das
Einkommen ihrer minderjährigen Kinder zu beaufsichtigen; es
wird ihnen also die Möglichkeit gegeben, wirkungsvoller als bis-
her die Verwendung des Verdienstes zu beeinflussen.
Außer diesen Bestimmungen ist nach einer Erklärung des
Staatssekretärs Grafen Posadowsky eine Verordnung des Bundes-
raths zu erwarten, die den Ladeninhabern die Verpflichtung auf-
erlegen wird, ihren Angestellten eine Sitzgelegenheit zu ver-
schaffen. _
Zur Lage in China.
Wie aus Berlin mitgetheilt wird, sind dort nunmehr
die Antworten sämmtlicher Mächte mit Ausnahme Englands
auf die deutsche Circularnote eingegangen und alle erklären
sich mit dem deutschen Vorschlag im wesentlichen ein-
verstanden. Nur Amerika hat ihn bekanntlich verworfen.
Ueber die Antwort Rußlands wird speziell gesagt: Ruß-
land nimmt den deutschen Vorschlag mit grundsätzlicher
Zustimmung an. Japans Antwort ist noch entschiedener
zustimmend.
Im Gegensatz zur Zustimmung Rußlands zur deutschen
Circularnote steht die Thatsache, daß Rußland seine
Diplomaten und seine Truppen aus Peking herauszieht.
Wie will man China veranlassen, die Hauptschuldigen aus-
zuliefern, wenn man sich aus dem Lande zurückzicht!
Der auf der Rückreise nach China befindliche Bischof
Anzer hat sich in Amerika sehr besorgt über den Plan
der Räumung Pekings ausgesprochen. Nach der Germania
bezeichnete er diesen Plan als einen verhängnißvollen
Fehler. Er fügte hinzu, daß er alles verloren gebe,
wenn etwa Deutschland, einem Druck von anderer Seite
weichend, den Rückzug antreten sollte. Bischof Anzer wird
sich inzwischen überzeugt haben, daß nicht nur Deutschland,
sondern auch andere Mächte die Unzulässigkeit und Unmög-
lichkeit der Räumung Pekings erkannt und sich dem russischen
Vorschlag nicht angeschlossen haben.
Von Rußland wird neuerdings versichert, daß die
Räumung Pekings ohne Säumen erfolgen werde. Gleich-
zeitig wird betont, daß die russische Räumungsnote ganz
im Gegensatz zu der Note der deutschen Regierung gar
keinen Vorschlag enthält, sondern daß der vermeint-
liche Vorschlag nur die Benachrichtigung der anderen
Cabinette über den dem russischen Gesandten in Peking und
dem Chef der russischest Truppen in Peking gegebenen Be-
fehl darstelle. Ob aber andere Mächte das Vorgehen
Rußlands nach ah men wollten ooer nicht, sei ihre
Sache. Diese Auslassung ist immerhin eine kleine Kon-
zession an die Auffassung Deutschlands. __
Diener hinten, vier stattliche Gäule vorauf, sondern hübsch
bescheidentlich zog ich einher auf Schusters billigen Rappen:
keine schwere goldene Udr nebst schwerer goldener Kette
konnte bei mir Anariffsabsichtcn wachrufen, denn mein Uehrchen
war eine uralte Spmdeluhr, vom Pathen selig geerbt, kür die
kein Trödler eine Mark geboten hätte, und als Kette figurirte
eine baumwollene schwarze Schnur, die nichts Ausfälliges
hatte, als höchstens, daß ihr Schwarz an einigen Stellen
schon in recht schäbiges Grau sich zu verwandeln anfing.
Und was endlich den weiteren Inhalt meiner Taschen an-
belangt: nun, ich bin ein deutscher Schriftsteller, und das
will, ebenso sicher wie der heiligste Eid, sagen, daß ich über
keine irdischen Schätze verfüge, als über etwas weißes Papier,
eine Flasche schwarzer Tinte. Federhalter und einige Federn.
Die Honorare, welche unsere französischen und englischen
Kollegen bekommen und durch die sie zu Millionären werden
— die sind für uns ein schöner Traum, der nie in Erfüllung
geht und über den wir höchstens tüchtig ausgelacht werden,
wenn wir ihn unter dem Siegel tiefster Verschwiegenheit
etwa irgendwem erzählen.
Man wird also zugeben, es-war bei mir nichts zu holen,
und froh ob meines federleichten Gepäckes war ich rüstig
fürbaß gewandert.
Immer wilder und romantischer, immer großartiger und
ergreifender ward die Gegend um mich herum, die ich an
der Hand einer guten Karte durchstrich und als ich eines
Tages in eine riesige, tiefeingeschnittene Schlucht kam, wollte
mein Staunen kein Ende nehmen. Ich starrte die Felsen
an, und dabei erblickte ich plötzlich etwas, worüber ich eben-
falls erstaunte, was mir aber doch nicht so recht zur Natur
zu gehören schien: aus zwei, drei, vier Büschen am Wege
blitzte und funkelte es so wunderlich, und das. was da so
blitzte und funkelte, hatte eine merkwürdige Aehnlichkeit mit
Flintenläufen, und was mir noch merkwürdiger erschien, war
der Umstand, daß besagte Flintenläufe in einer alle Zweifel
benehmenden Weise sich gegen mich richteten.
Zwischen Furcht und Hoffnung schwankend starrte ich die
Amerika geht bekanntlich ganz seinen eigenen Weg.
Vielleicht sind die recht kritisch gewordenen Zustände auf
den Philippinen neben der bevorstehenden Präsidentenwahl
die Ursache dafür, daß die Regierung der Vereinigten
Staaten mit China so schnell als möglich in's Reine zu
kommen sucht. Nach einer Meldung des Bureau Reuter
aus Washington vom 24. ds. beschäftigt sich das Staats-
departement damit, Weisungen für den Gesandten Co n g er
festzustellen, welcher sich mit Li-H u n g - Ts chang und
Prinz Tsching über den Ort einigen soll, wo diese
mit den Vertretern der übrigen Mächte Zu-
sammenkommen werden, um die ersten Verhandlungspunkte
zu erledigen und gewisse große Gesichtspunkte für eine
Konferenz aufzustellen, deren Programm den Mächten zur
Genehmigung vorgelegt werden wird. Von Berlin aus
wird zu dieser Meldung kühl und abweisend bemerkt: Es
sei nichts davon bekannt, daß Amerika den Auftrag habe,
für die übrigen Mächte den Ort der Verhandlung aus-
zumachen.
Die Folgen des Verhaltens Amerikas sind in erster
Reihe der Boxerpartei zu gut gekommen, wie die Berufung
des Prinzen Tuan in das höchste Staatsamt zeigt. Für
die Mächte liegt die Frage nahe, ob es überhaupt möglich
ist, mit einem Staate in diplomatische Verhandlungen zu
treten, an dessen Spitze ein Mann steht, gegen den der
dringendste Verdacht vorliegt, sich der schwersten völkerrecht-
lichen Verbrechen schuldig gemacht zu haben.
Die Regierung in China soll sogar vollständig in
den Händen des Prinzen Tuan sein. Kangst (?), sowie
die Generale der Provinz Nanking seien nur Werkzeuge
des Prinzen. Die Geheimgesellschaft „Kolatioai" fei eine
Quelle großer Gefahren. Der Einfluß der Gesellschaft sei
größer als derjenige der Boxer. Die Sendlinge des
Prinzen Tuan arbeiteten energisch in der Hoffnung, den
Vicekönig von Nanking, der gegen die Fremden wohlge-
sinnt bleibt, zu beseitigen. Die Lage im Mngtsethale sei
tatsächlich kritisch.
Deutsches Reich.
— Die Herstellung von Sacharin hat in den letzten
Jahren sehr zugenommen. Während 1896/97 nur eine
Erzeugung von Sacharin in Höhe von 34 000 fest-
gestellt wurde, wies das folgende Jahr schon eine Produk-
tion von 78 000 in fünf Fabriken auf, und im letzten
Jahre ist diese Produktion auf 132 000 lrZ gestiegen, ob-
wohl das Gesetz betreffend die Beschränkung künstlicher
Süßstoffe die Verwendung des Sacharins zur Herstellung
von Bier, bei der es früher vielfach benutzt wurde, aus-
drücklich ausschließt. In der Budgetkommisston des Reichs-
tags ist in den letzten Tagen angeregt worden, Sacharin
und ähnliche Süßstoffe entsprechend ihrer Süßkraft zu be-
steuern. Ein weitergehender Antrag forderte sogar das
Verbot der Sacharin-Verwendung. Soviel aus einer Mit-
theilung der Nat.-lib. Korresondenz zu ersehen ist, erscheinen
der Reichsregierung Steuermaßnahmen als zunächst nicht
dringlich. An der Beantwortung der Hauptfrage, ob die
Verwendung von Sacharin noch weiter gesetzlich einzu-
schränken sei, ist auch das Reichsgesundheitsamt betheiligt.
— Die Köln. Ztg. regt an, ob sich nicht eine mäßige
Heraufsetzung des Zinsfußes der in den letzten
Jahren conoertirlen Staatsanlehen empfehlen würde. Es
ist jedoch so gut wie ausgeschlossen, daß diese Anregung auf
die Bundesregierungen wirken wird. Bei künftigen Anleihen
darf man allerdings an einen Zinsfuß von 3'/, oder gar 3 Proz.
nicht mehr denken. Der Markt für deutsche Reichs-
und preutz. Staatseffekten ist bekanntlich in Folge der Con-
Dinger a», als mir plötzlich der Ruf entgegendonnerte: „Halt! '
Und ein verdächtiges Knacken der Gewehrhähne begleitete
dies Wort. Nicht in meinem Leben, selbst nicht als Soldat»
bin ich mit solch vollendeter Promptdett und minutiösester
Pünktlichkeit einem Befehl nachgekommen als diesem, der mir
soeben in solch freundlicher Weise ertheilt wurde. Ich stand
wie angenageltt
Und im Nu erschienen rings aus Busch und Strauchwerk
etwa ein Dutzend Kerle, alle bunt und phantastisch gekleidet,
mit Gewehren, Revolvern und Messern bis an die Zähne be-
waffnet, die ohne alle weiteren Komplimente in meine Taschen
faßten und Herausnahmen, was sie fanden.
Ihre Gesichter wurden länger und länger, als sie die
Ausbeute sahen, die sie da vorfanden. Verächtlich wurde
meine Spindeluhr be: Seite geworfen, der Inhalt meiner
Brieftasche, einige bescheidene Papierscheine, ebenso verächtlich
in die eigenen Taschen gesteckt, und als man mit der Visi-
tation zu Ende war. klang mir im reinsten Italienisch die
Aufforderung entgegen:
„Du wirst 50 000 Lire Lösegeld zahlen! Bis diese da
sind, bist Du unser Gefangener!"
Ich stand völlig starr! 50000 Lire! Was dachten die
Kerle von mir! 50000 Lire!
„Liebe Freunde," entgegnete ich, und befleißigte mich
einer ausnehmenden Höflichkeit, „Ihr seid ohne Zweifel
lauter vortreffliche Leute, aber wenn Ihr glaubt, daß Ihr
50 000 Lire von mir erhalten könntet, so seid Ihr doch im
Jrrthum-"
Ein großer kecker Bursche, offenbar der Hauptmann der
Bande, den die anderen Giacomo nannten und vor dem sie
einen gewissen Respekt bekundeten, trat drohend an mich
heran und sagte ^
„50 000 Lire!"
(Fortsetzung folgt.)