Erscheint täglich.
Sonntags ausgenommen.
Preis
mit Familienblättern
monatlich 50 Pf.
frei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
vierteljährl. 1.25 Mk.
ausschließlich Zustellgebühr.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82.
Jnsertionsgebühr:
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigcn bedeutend
ermäßigt.
GratiS-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82.
Xr. 296. Elüks Glitt. Mittmlh, den 19. Dklmdkr
1900.
Einladung
zur Bestellung der
Keidelverger Zeitung.
Das Steigen der Arbeitslöhne und der Papierpreise
hat zahlreiche Zeitungsverleger veranlaßt, die Bezugs'
gebühren für ihre Blätter zu erhöhen; in Heidelberg
sind alle Blätter mit dem Preise in die Höhe gegangen;
nur die Heidelberger Zeitung kostet nach wie vor
durch unsere eigenen Träger ins Haus gebracht
monatlich 50 Pfg.
Für die Postabonnenten stellt sich unser Blatt
von Neujahr ab vierteljährlich, am Schalter abgeholt,
auf 1 Mk. 35 Pfg., durch den Postboten ins Haus
gebracht, auf 1 Mk. 77 Pfg.
Dieser sehr billige Preis ermöglicht es einem Jeden,
die Heidelberger Zeitung zu halten.
Wer mit der Heidelberger Zeitung einen Versuch
Macht und sie neu bestellt, der wird alsbald die lleber-
zeugung gewinnen, daß die Heidelberger Zeitung
sich die idealen Ziele eines Zeitungsunternehmens stets
vor Augen hält und dieselben zu verwirklichen strebt.
Eine Zeitung soll nicht lediglich ein Geschäftspapier
sein; sie soll kein Klatschblatt sein, das auf die minder-
werthigen Instinkte des Publikums spekulirt; sie soll ein
anregender, unterrichteter und unterrichtender Familien-
freund sein und, soweit ihre Thätigkeit in Frag- kommt,
mithelfen, den Charakter des Volkes zu bilden, seine Ur-
thcilskraft zu festigen, seine Einsicht zu vertiefen.
Sage mir, welche Zeitung Du liest und ich will Dir
sagen, wer Du bist.
Wir sind jetzt in Baden in Zeiten politischer Er-
regung eingetreten. Politische Kämpfe von Bedeutung
stehen in Aussicht, folgenschwere Entscheidungen werden im
nächsten Jahre bei den Wahlen und im Landtag getroffen
werden. Schon jetzt werfen sie ihre Schatten voraus.
Auch solche Bürger, die sich bisher um die Politik nicht
kümmerten oder davon absichtlich nichts hören wollten, ge-
winnen wieder mehr und mehr Interesse daran. Ihnen
empfehlen wir angelegentlichst die Heidelberger Zei-
tung, welche Vom Standpunkt des gemäßigten Liberalis-
mus, des maßvollen Fortschritts aus für die Interessen
des Volkes eintritt.
Wenn aber auch die Heidelberger Zeitung ein
Politisches Blatt von bestimmtem Charakter ist, so ist sie
doch weit davon entfernt, gleich manchen einseitigen Partei-
blättern, ganz in Politik aufzugehen. Schon ihr gemäßigt
liberaler Charakter, der ihr eine unbefangene Umschau auf
dem gesammten Gebiet des Geistes- und Kulturlebens ge-
stattet, schützt sic davor. Den lokalen Angelegenheiten
wird in ausgiebigem Maaße Beachtung geschenkt; das
Feuilleton, das bisher schon eine gedrängte Uebersicht
der bemerkenswerthen unpolitischen Vorgänge in der weiten
Welt bot, soll in Zukunft noch erweitert und reicher aus-
gestattet werden. Zu Neujahr wird mit dem Abdruck
einer gehaltvollen
Dorfgeschichte
von einer Heidelberger Schriftstellerin,
Frau E. Merx,
begonnen werden.
Ausschließlich der Unterhaltung gewidmet sind die
Keidetöerger Isamiüenötätler,
welche der Heidelberger Zeitung wöchentlich zweimal
beigegeben werden und in sorgsamer Auswahl spannende
Romane und Novellen, Mittheilungen aus den verschiedensten
Wissensgebieten, Haus- und landwirthschaftliche Artikel,
Gedichte, Räthsel u. s. w. bringen.
Die Heidelberger Zeitung ist ein Blatt, das
Man unbesorgt auf den Familientisch legen kann.
Wie die Heidelberger Zeitung sich bemüht, in
Politik und Unterhaltung das zu bieten, was der Leser in
Stadt und Land beanspruchen darf, so ist ihr Streben
auch darauf gerichtet, den Jnseratenth eil so zu ge-
stalten, daß er den Bedürfnissen der Leser volles Genüge
leistet. Gerade die letzten Wochen haben uns in dieser
Beziehung erfreuliche Erfolge gebracht. Sie ermuntern uns
in dem Bestreben, die Heidelberger Zeitung zu einem
beliebten Jnsertionsorzan zu machen.
An das Publikum in Stadt und Land, insbesondere
an den liberal gesinnten Theil desselben, richten wir die
Aufforderung, uns in unseren Bestrebungen durch
zahlreiche Bestellungen und Jnseratcnaufträge sowie durch
eifrige Mitarbeit zu unterstützen. Je mehr Unter-
stützung wir finden, desto mehr vermögen wir unsererseits
den Lesern zu bieten.
Denjenigen Bestellern, welche die Zeitung durch die
Post zu beziehen wünschen, geben wir anheim, sich des
auf der dritten Seite der heutigen Nummer befindlichen
Bestellscheins zu bedienen.
Indem wir noch bemerken, daß neuhinzutretenden
Bestellern in der Stadt und soweit unsere Träger gehen
die Zeitung bis zum Ende dieses Monats unentgeltlich
zugestellt wird, halten wir uns dem Wohlwollen des
Publikums bestens empfohlen.
Heidelberg, im December 1900.
Die Wedaktion und die KrpeditionM
der
Heidelberger Zeitung.
Deutsches Steich
— Zur Abweisung Krügers wird der Deutschen
Warte, einem stramm deutschnationalen Blatte, geschrieben:
Hätte Krüger an seinem ursprünglichen Plane fest-
geh a l t e n, von Paris zunächst nach dem Haag zu gehen, daun hätte
sich über einen Besuch in Berlin reden lassen. Ein Weg dagegen,
der ihn von Paris unmittelbar nach Berlin führte, wurde hier
für durchaus ungangbar erachtet, und unsere Pariser Botschaft
hat den greisen Präsidenten darüber auch gar nicht im Zweifel
gelassen. Französische Rathgebcr, die man in Berlin nicht kennt
oder vielmehr nicht kennen will, haben Krüger und Dr. Leyds
den Gedanken eingegeben, im Gegensätze zu den deutlich ausge-
drückten Wünschen der deutschen Regierung die Fahrt über die
deutsche Grenze zu wagen, uns vor eine „vollzogene Thatsache"
zu stellen und dadurch gewissermaßen in eine Zwangslage zu
versetzen. Die Absage war gegen diese französischen
Hintermänner und nicht gegen Krüger gerichtet. Man weiß
hier ganz genau, daß der Präsident in Paris nichts Wesent-
liches erreicht, sondern nur unverbindliche diplomatische
Redewendungen und Höflichkeitsbezeugungen eingeheimst hat.
Mau behandelte ihn wie einen angesehenen, aber unbequemen
Gast, den man zur Thür hinauskomplimentirt und unter tausend
Freundschaftsbetheuerungen auf den Weg zum Nachbar bringt,
mit dem gar nicht mißzuverstehenoen Hintergedanken: „Hier warst
Du bloß bei guten Bekannten und wurdest doch so glänzend aus-
genommen. Er aber ist Dein Berwandter und wird Dir wirklich
Helsen können!" Diesen Wechsel, den die lebensklugen Franzosen
auf unsere Stammesoerwandtschaft mit den Buren gezogen haben,
konnten und durften wir nicht acceptiren.
— Die Nordd. Allg. Zig. schreibt: Die von einigen
Blättern verbreitete Nachricht, daß die Karte nbriefe
einge Heu sollen, ist unrichtig. Im Gegentheil, es
werden, nachdem der vorhandene Bestand aufgebracht ist,
neue Kartenbriefe in einfacherer Form nach Art und Größe
der Formulare der Postkarten mit Antwort neu aus-
gegeben.
— Der Altreichskanzler Für st Hohen lohe entschloß
sich endgiltig, seinen Wohnsitz in Berlin zu nehmen, weil
das Münchener Höhenklima seinem asthmatischen Leiden
schädlich sei.
— Zum Konflikt in der Leipziger Volks-
zeitung schreibt der Corresp. für Deutschlands Buch-
drucker und Schriftgießer: Alle Bemühungen der in Betracht
kommenden Kollegen, diesen Konflikt auf dem Wege einer
Verständigung aus der Welt zu schaffen, sind gescheitert.
Auch der Fraktionsvorstand der sozialdemokratischen Partei
hat bei seinen Leipziger Genossen kein Glück gehabt: die-
selben haben den Vermittelungsvorschlag des sozialdemo-
kratischen Fraktionsvorstandes verworfen. Die Leip-
ziger Parteigenossen wollen zu Gunsten der Gewerkschaft
und aus Haß gegen den Verband und seine Leitung den
Kampf; gut, die Herren sollen ihn haben. Sie mögen
aber alles Jammern und Klagen unterwegs lassen, wenn
wir rücksichtslos in das Leipziger Wespennest.hineingreifen
und den Kampf erst dann aufgeben, wenn den Buch-
druckern auf der ganzen Linie ihr Recht geworden
ist. Dieser Kampf muß ausgcfochten werden, wenn in
Leipzig endlich einmal Ruhe eintreten und der gewerbs-
mäßigen Verhetzung der Buchdrucker durch eine Handvoll
Leute ein Ende bereitet werden soll.
Baden. Der nat.-lib. Bezirksverein Bonndorf sprach
sich für die direkte Wahl und eine Reform der Ersten
Kammer aus.
— Wie die Karlsr. Ztg. hört, hat Frhr. E. A.
v. Göler auf Ersuchen des Präsidenten des Ministeriums
des Innern seine Bitte um Enthebung von der Stelle als
Vizepräsident des Badischen Landwirthschaftsraths zurück-
gezogen; bestimmend war hierfür, dem genannten Blatt
zufolge, offenbar die loyale Erklärung des Präsidenten
Klein, daß mit dem Wort „unvorsichtig" dem Frhrn. v.
Göler nicht der Vorwurf gemacht werden sollte, als habe
dieser seine Anregung in der Ersten Kammer mit dem
Bewußtsein einer für den derzeitigen Präsidenten des Land-
wirthschaftsraths verletzenden Spitze gemacht._
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großh erzog haben dem
Kammerherrn der Prinzessin Heinrich von Preußen Grafen von
Hahn-Neuhaus das Kommandeurkreuz zweiter Klasse und
dem Adjutanten des Prinzen Heinrich von Preußen Korvetten-
kapitän von Witz leben das Ritterkreuz erster Klasse mit
Eichenlaub des Ordens vom Zähringer Löwen, sowie dem
Kammerdiener Gimmler im Dienste des Prinzen Heinrich von
Preußen die kleine goldene Verdienstmedaille; ferner den nach-
gcnannten Offizieren und Unteroffizieren der KaiserlichenMarine, und
zwar: dem Major von Kehler, Kommandeur des I. Ersatz-
Seebataillons, das Ritterkreuz erster Klasse, dem Oberleutnant
Karst vom gleichen Bataillon das Ritterkreuz zweiter Klasse mit
Eichenlaub, dem Oberleutnant von Vitzthum von demselben
Bataillon, Adjutanten der stellvertretenden Marine-Jnfanterie-
Jnspektion, und dem Oberleutnant zur See Redens bürg das
Ritterkreuz zweiter Kläffer des Ordens vom Zähringer Löwen,
sowie dem Oberbootsmannsmaat Heyden, dem Maschinisten
Scharnweber und dem Obermaschinistenmaat Krippen
die silberne Verdienstmedaille verlieben.
— Seine Königlicoe Hohetl der Großh erzog haben dem
Königlich Preußischen Obersten von Ferno, Kommandeur des
1. Badischen Leib-Grenadier-Regiments Nr. 109, das Komman.
deukreuz zweiter Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen ver-
liehen.
— Betriebsassistent Karl Fuchs in Offenburg wurde zur An-
sehung der Stationsverwalterstclle nach Ottersweier und Expedi-
ttonsasststent Peter Dehoust in Friedrichsfeld nach Heidelberg
versetzt.
— Eisenbahnpraktikanten. Die Eisenbahnaspiranten
Georg Häfele von Karlsruhe und Ludwig Kirsch von Eppingen
sind nach Erstehung der Staatsprüfung für den Eisenbahnver-
waltungsdienst unter die Zahl der Eisenbahnpraktikanten ausge-
nommen worden.
Karlsruhe, 18. December. Der Großherzog
empfing heute Vormittag in Schloß Badenden Oberst a. D.
D. Castenholz, welcher sich von Seiner Königlichen Hoheit
verabschiedete. Für Donnerstag, den 20., ist der Besuch
des Reichskanzlers Grafen von Bülow angesagt. Derselbe
wird um die Mittagszeit in Baden eintreffen und von dem
Wirklichen Geheimen Oberregierungsrath Freiherrn von
Wilmowski begleitet sein. Der Reichskanzler wird von
dem Minister von Brauer und dem Königlich Preußischen
Gesandten von Eisendecher von Karlsruhe aus nach Baden
geleitet und daselbst im Großherzoglichen Schlosse ab-
steigen.
Ausland.
Frankreich. Paris, 18. Dec. Der Marineminister
de L aness an sandte dem deutschen Marineamt folgende
Depesche: „Schmerzlich berührt durch den Untergang des
„Gneisen au" bitte ich Sie, aus diesem Anlaß bei der
deutschen Marine der Dolmetsch des Beileids der fran-
zösischen Marine sein zu wollen."
Paris, 18. Dez. Im Anschluß an einen seiner Ar-
tikel über die letzte Reichstagsrede des Grafen
Bülow veröffentlicht der Temps heute folgenden Brief des
ehemaligen Ministers des Auswärtigen Berthelot: Es
ist vollständig richtig, daß weder Deutschland noch England
der französischen Regierung irgend einen Gedankenaustausch
über die Transvaalangelegenheit vorgeschlagen
haben. Zur Zeit des Einfalls Jamesons hatte Frhr. v.
Marsch all in einem Gespräch mit dem damaligen Bot-
schafter Her bette den Wunsch ausgesprochen, daß
Frankreich gegen diesen Gewaltact Einspru ch erheben
möge. Da aber Jamesons Einfall fast sogleich scheiterte,
hat die deutsche Regierung eine weitere Verfolgung dieser
Anregung nicht für rathsam gehalten. (Schade, daß Herr
Berthelot nicht sagt, was Frankreich auf die erste An-
regung hin erwidert hat. Das ist doch gerade das
Wichtigste. Dem Grafen Bülow zufolge hat Deutschland
damals erkannt, daß es sehr bald allein sein würde. Red.)
Italien. Rom, 18. Dez. Der Papst übersandte,
laut Meldung des Berliner Localanzeigers, dem Buren-
präsidenten Krüger ein Mosaikbild vom Atrium von
St. Peter mit einem herzlichen Schreiben.
Afrika. Wie aus Kapstadt mitgetheilt wird, ist es
einer Burenabtheilung doch gelungen, in das eng-
lische Kapland vorzudringen. 6—700 Mann nnter der
Führung des Kommandanten Hertzog überschritten am
Sonntag den Oranjefluß bei Bethulie und drangen bis
Knapdaal vor. Die Engländer werden kaum vermuthet
haben, daß ein Vierteljahr nach dem Zusammenbruch des
Restes der burischen Feldarmee Burentruppen über die
Kaplandsgrenze in englisches Gebiet eindringen würden!
Wenn nun auch nicht anzunehmen ist, daß jene 6—700
Mann sich dort lange halten werden, so ist der moralische
Eindruck, den ihr Erscheinen auf englischem Gebiet ausübt,
nicht zu unterschätzen. Im ersten Anlauf haben sie die
sich ihn cntgegenstellcnden Brabantschützen und Kapretter
zurückgedrängt. Nach späteren Berichten scheinen die Bra-
bantreiter in verstärkter Zahl — das 2. Bataillon —
nebst den Polizeitruppen und einer zusammengesetzten Streif-
wache bemüht zu sein, die Buren einzukreisen und zu
fangen. Im Allgemeinen haben die Engländer dabei be-
kanntlich kein Glück. Statt zu fangen, find sie gelegentlich
selber gefangen worden.
Vom alldeutschen Verein in Karlsruhe.
8.0. Karlsruhe, 18. Decbr. Eine Kundgebung für
die Buren veranstaltete heute Abend die hiesige Ortsgruppe
des Alldeutschen Verbands im Anschluß an einen
Vortrag des Schriftstellers Ammon, welcher der deutschen
Abordnung angehörte, die kürzlich vom Präsidenten Krüger
im Haag empfangen wurde. Herr Ammon kam in seinem Vor-
trag auf die Abweisung Krügers zu sprechen. Er nannte
dieselbe sehr schmerzlich für alle Deutschen, namentlich für die
Alldeutschen. Doch dürfe man nicht über die Regierung den
Stab brechen, ohne die Gründe ihres Verfahrens geprüft zu
haben. Graf Bülow habe im Reichstag zwei Reden über den
Gegenstand gehalten, die manches enthielten, dem die Alldeutschen
zustimmcn, so die menschliche Theilnahme für den Heldenkampf
der Buren und die Würdigung der geschichtlichen Größe Krügers,
auch die Anerkennung, die der Reichskanzler dem deutschen
Idealismus zollte, den er erhalten wissen will. Besonders gefiel
uns die Versicherung, daß die Regierung die Consequenzen aus
dem plötzlichen Kriegsausbruch gezogen hat, womit nur das
Flottengesetz von 1899 gemeint sein kann. Die Gründe des
Grafen Bülow sprechen für die Bewahrung unserer Neutralität,
aber nicht gegen den Empfang Krügers in Berlin. Niemand,
auch kein Alldeutscher, hat jemals etwas anderes empfohlen, als
Neutralität, darin sind wir mit dem Grafen Bülow einig. Aber
nach Würdigung aller seiner Gründe kommen wir doch zu dem
Schluß, daß die Abweisung Krügers nicht zur Stärkung des
monarchischen Gefühls beigetragen und daß die ehrliche patrio-
tische Begeisterung des deutschen Volkes einen solchen kalten
Wasserstrahl nicht verdient hat. Das deutsche Volk hätte ge.
Sonntags ausgenommen.
Preis
mit Familienblättern
monatlich 50 Pf.
frei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
vierteljährl. 1.25 Mk.
ausschließlich Zustellgebühr.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82.
Jnsertionsgebühr:
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigcn bedeutend
ermäßigt.
GratiS-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82.
Xr. 296. Elüks Glitt. Mittmlh, den 19. Dklmdkr
1900.
Einladung
zur Bestellung der
Keidelverger Zeitung.
Das Steigen der Arbeitslöhne und der Papierpreise
hat zahlreiche Zeitungsverleger veranlaßt, die Bezugs'
gebühren für ihre Blätter zu erhöhen; in Heidelberg
sind alle Blätter mit dem Preise in die Höhe gegangen;
nur die Heidelberger Zeitung kostet nach wie vor
durch unsere eigenen Träger ins Haus gebracht
monatlich 50 Pfg.
Für die Postabonnenten stellt sich unser Blatt
von Neujahr ab vierteljährlich, am Schalter abgeholt,
auf 1 Mk. 35 Pfg., durch den Postboten ins Haus
gebracht, auf 1 Mk. 77 Pfg.
Dieser sehr billige Preis ermöglicht es einem Jeden,
die Heidelberger Zeitung zu halten.
Wer mit der Heidelberger Zeitung einen Versuch
Macht und sie neu bestellt, der wird alsbald die lleber-
zeugung gewinnen, daß die Heidelberger Zeitung
sich die idealen Ziele eines Zeitungsunternehmens stets
vor Augen hält und dieselben zu verwirklichen strebt.
Eine Zeitung soll nicht lediglich ein Geschäftspapier
sein; sie soll kein Klatschblatt sein, das auf die minder-
werthigen Instinkte des Publikums spekulirt; sie soll ein
anregender, unterrichteter und unterrichtender Familien-
freund sein und, soweit ihre Thätigkeit in Frag- kommt,
mithelfen, den Charakter des Volkes zu bilden, seine Ur-
thcilskraft zu festigen, seine Einsicht zu vertiefen.
Sage mir, welche Zeitung Du liest und ich will Dir
sagen, wer Du bist.
Wir sind jetzt in Baden in Zeiten politischer Er-
regung eingetreten. Politische Kämpfe von Bedeutung
stehen in Aussicht, folgenschwere Entscheidungen werden im
nächsten Jahre bei den Wahlen und im Landtag getroffen
werden. Schon jetzt werfen sie ihre Schatten voraus.
Auch solche Bürger, die sich bisher um die Politik nicht
kümmerten oder davon absichtlich nichts hören wollten, ge-
winnen wieder mehr und mehr Interesse daran. Ihnen
empfehlen wir angelegentlichst die Heidelberger Zei-
tung, welche Vom Standpunkt des gemäßigten Liberalis-
mus, des maßvollen Fortschritts aus für die Interessen
des Volkes eintritt.
Wenn aber auch die Heidelberger Zeitung ein
Politisches Blatt von bestimmtem Charakter ist, so ist sie
doch weit davon entfernt, gleich manchen einseitigen Partei-
blättern, ganz in Politik aufzugehen. Schon ihr gemäßigt
liberaler Charakter, der ihr eine unbefangene Umschau auf
dem gesammten Gebiet des Geistes- und Kulturlebens ge-
stattet, schützt sic davor. Den lokalen Angelegenheiten
wird in ausgiebigem Maaße Beachtung geschenkt; das
Feuilleton, das bisher schon eine gedrängte Uebersicht
der bemerkenswerthen unpolitischen Vorgänge in der weiten
Welt bot, soll in Zukunft noch erweitert und reicher aus-
gestattet werden. Zu Neujahr wird mit dem Abdruck
einer gehaltvollen
Dorfgeschichte
von einer Heidelberger Schriftstellerin,
Frau E. Merx,
begonnen werden.
Ausschließlich der Unterhaltung gewidmet sind die
Keidetöerger Isamiüenötätler,
welche der Heidelberger Zeitung wöchentlich zweimal
beigegeben werden und in sorgsamer Auswahl spannende
Romane und Novellen, Mittheilungen aus den verschiedensten
Wissensgebieten, Haus- und landwirthschaftliche Artikel,
Gedichte, Räthsel u. s. w. bringen.
Die Heidelberger Zeitung ist ein Blatt, das
Man unbesorgt auf den Familientisch legen kann.
Wie die Heidelberger Zeitung sich bemüht, in
Politik und Unterhaltung das zu bieten, was der Leser in
Stadt und Land beanspruchen darf, so ist ihr Streben
auch darauf gerichtet, den Jnseratenth eil so zu ge-
stalten, daß er den Bedürfnissen der Leser volles Genüge
leistet. Gerade die letzten Wochen haben uns in dieser
Beziehung erfreuliche Erfolge gebracht. Sie ermuntern uns
in dem Bestreben, die Heidelberger Zeitung zu einem
beliebten Jnsertionsorzan zu machen.
An das Publikum in Stadt und Land, insbesondere
an den liberal gesinnten Theil desselben, richten wir die
Aufforderung, uns in unseren Bestrebungen durch
zahlreiche Bestellungen und Jnseratcnaufträge sowie durch
eifrige Mitarbeit zu unterstützen. Je mehr Unter-
stützung wir finden, desto mehr vermögen wir unsererseits
den Lesern zu bieten.
Denjenigen Bestellern, welche die Zeitung durch die
Post zu beziehen wünschen, geben wir anheim, sich des
auf der dritten Seite der heutigen Nummer befindlichen
Bestellscheins zu bedienen.
Indem wir noch bemerken, daß neuhinzutretenden
Bestellern in der Stadt und soweit unsere Träger gehen
die Zeitung bis zum Ende dieses Monats unentgeltlich
zugestellt wird, halten wir uns dem Wohlwollen des
Publikums bestens empfohlen.
Heidelberg, im December 1900.
Die Wedaktion und die KrpeditionM
der
Heidelberger Zeitung.
Deutsches Steich
— Zur Abweisung Krügers wird der Deutschen
Warte, einem stramm deutschnationalen Blatte, geschrieben:
Hätte Krüger an seinem ursprünglichen Plane fest-
geh a l t e n, von Paris zunächst nach dem Haag zu gehen, daun hätte
sich über einen Besuch in Berlin reden lassen. Ein Weg dagegen,
der ihn von Paris unmittelbar nach Berlin führte, wurde hier
für durchaus ungangbar erachtet, und unsere Pariser Botschaft
hat den greisen Präsidenten darüber auch gar nicht im Zweifel
gelassen. Französische Rathgebcr, die man in Berlin nicht kennt
oder vielmehr nicht kennen will, haben Krüger und Dr. Leyds
den Gedanken eingegeben, im Gegensätze zu den deutlich ausge-
drückten Wünschen der deutschen Regierung die Fahrt über die
deutsche Grenze zu wagen, uns vor eine „vollzogene Thatsache"
zu stellen und dadurch gewissermaßen in eine Zwangslage zu
versetzen. Die Absage war gegen diese französischen
Hintermänner und nicht gegen Krüger gerichtet. Man weiß
hier ganz genau, daß der Präsident in Paris nichts Wesent-
liches erreicht, sondern nur unverbindliche diplomatische
Redewendungen und Höflichkeitsbezeugungen eingeheimst hat.
Mau behandelte ihn wie einen angesehenen, aber unbequemen
Gast, den man zur Thür hinauskomplimentirt und unter tausend
Freundschaftsbetheuerungen auf den Weg zum Nachbar bringt,
mit dem gar nicht mißzuverstehenoen Hintergedanken: „Hier warst
Du bloß bei guten Bekannten und wurdest doch so glänzend aus-
genommen. Er aber ist Dein Berwandter und wird Dir wirklich
Helsen können!" Diesen Wechsel, den die lebensklugen Franzosen
auf unsere Stammesoerwandtschaft mit den Buren gezogen haben,
konnten und durften wir nicht acceptiren.
— Die Nordd. Allg. Zig. schreibt: Die von einigen
Blättern verbreitete Nachricht, daß die Karte nbriefe
einge Heu sollen, ist unrichtig. Im Gegentheil, es
werden, nachdem der vorhandene Bestand aufgebracht ist,
neue Kartenbriefe in einfacherer Form nach Art und Größe
der Formulare der Postkarten mit Antwort neu aus-
gegeben.
— Der Altreichskanzler Für st Hohen lohe entschloß
sich endgiltig, seinen Wohnsitz in Berlin zu nehmen, weil
das Münchener Höhenklima seinem asthmatischen Leiden
schädlich sei.
— Zum Konflikt in der Leipziger Volks-
zeitung schreibt der Corresp. für Deutschlands Buch-
drucker und Schriftgießer: Alle Bemühungen der in Betracht
kommenden Kollegen, diesen Konflikt auf dem Wege einer
Verständigung aus der Welt zu schaffen, sind gescheitert.
Auch der Fraktionsvorstand der sozialdemokratischen Partei
hat bei seinen Leipziger Genossen kein Glück gehabt: die-
selben haben den Vermittelungsvorschlag des sozialdemo-
kratischen Fraktionsvorstandes verworfen. Die Leip-
ziger Parteigenossen wollen zu Gunsten der Gewerkschaft
und aus Haß gegen den Verband und seine Leitung den
Kampf; gut, die Herren sollen ihn haben. Sie mögen
aber alles Jammern und Klagen unterwegs lassen, wenn
wir rücksichtslos in das Leipziger Wespennest.hineingreifen
und den Kampf erst dann aufgeben, wenn den Buch-
druckern auf der ganzen Linie ihr Recht geworden
ist. Dieser Kampf muß ausgcfochten werden, wenn in
Leipzig endlich einmal Ruhe eintreten und der gewerbs-
mäßigen Verhetzung der Buchdrucker durch eine Handvoll
Leute ein Ende bereitet werden soll.
Baden. Der nat.-lib. Bezirksverein Bonndorf sprach
sich für die direkte Wahl und eine Reform der Ersten
Kammer aus.
— Wie die Karlsr. Ztg. hört, hat Frhr. E. A.
v. Göler auf Ersuchen des Präsidenten des Ministeriums
des Innern seine Bitte um Enthebung von der Stelle als
Vizepräsident des Badischen Landwirthschaftsraths zurück-
gezogen; bestimmend war hierfür, dem genannten Blatt
zufolge, offenbar die loyale Erklärung des Präsidenten
Klein, daß mit dem Wort „unvorsichtig" dem Frhrn. v.
Göler nicht der Vorwurf gemacht werden sollte, als habe
dieser seine Anregung in der Ersten Kammer mit dem
Bewußtsein einer für den derzeitigen Präsidenten des Land-
wirthschaftsraths verletzenden Spitze gemacht._
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großh erzog haben dem
Kammerherrn der Prinzessin Heinrich von Preußen Grafen von
Hahn-Neuhaus das Kommandeurkreuz zweiter Klasse und
dem Adjutanten des Prinzen Heinrich von Preußen Korvetten-
kapitän von Witz leben das Ritterkreuz erster Klasse mit
Eichenlaub des Ordens vom Zähringer Löwen, sowie dem
Kammerdiener Gimmler im Dienste des Prinzen Heinrich von
Preußen die kleine goldene Verdienstmedaille; ferner den nach-
gcnannten Offizieren und Unteroffizieren der KaiserlichenMarine, und
zwar: dem Major von Kehler, Kommandeur des I. Ersatz-
Seebataillons, das Ritterkreuz erster Klasse, dem Oberleutnant
Karst vom gleichen Bataillon das Ritterkreuz zweiter Klasse mit
Eichenlaub, dem Oberleutnant von Vitzthum von demselben
Bataillon, Adjutanten der stellvertretenden Marine-Jnfanterie-
Jnspektion, und dem Oberleutnant zur See Redens bürg das
Ritterkreuz zweiter Kläffer des Ordens vom Zähringer Löwen,
sowie dem Oberbootsmannsmaat Heyden, dem Maschinisten
Scharnweber und dem Obermaschinistenmaat Krippen
die silberne Verdienstmedaille verlieben.
— Seine Königlicoe Hohetl der Großh erzog haben dem
Königlich Preußischen Obersten von Ferno, Kommandeur des
1. Badischen Leib-Grenadier-Regiments Nr. 109, das Komman.
deukreuz zweiter Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen ver-
liehen.
— Betriebsassistent Karl Fuchs in Offenburg wurde zur An-
sehung der Stationsverwalterstclle nach Ottersweier und Expedi-
ttonsasststent Peter Dehoust in Friedrichsfeld nach Heidelberg
versetzt.
— Eisenbahnpraktikanten. Die Eisenbahnaspiranten
Georg Häfele von Karlsruhe und Ludwig Kirsch von Eppingen
sind nach Erstehung der Staatsprüfung für den Eisenbahnver-
waltungsdienst unter die Zahl der Eisenbahnpraktikanten ausge-
nommen worden.
Karlsruhe, 18. December. Der Großherzog
empfing heute Vormittag in Schloß Badenden Oberst a. D.
D. Castenholz, welcher sich von Seiner Königlichen Hoheit
verabschiedete. Für Donnerstag, den 20., ist der Besuch
des Reichskanzlers Grafen von Bülow angesagt. Derselbe
wird um die Mittagszeit in Baden eintreffen und von dem
Wirklichen Geheimen Oberregierungsrath Freiherrn von
Wilmowski begleitet sein. Der Reichskanzler wird von
dem Minister von Brauer und dem Königlich Preußischen
Gesandten von Eisendecher von Karlsruhe aus nach Baden
geleitet und daselbst im Großherzoglichen Schlosse ab-
steigen.
Ausland.
Frankreich. Paris, 18. Dec. Der Marineminister
de L aness an sandte dem deutschen Marineamt folgende
Depesche: „Schmerzlich berührt durch den Untergang des
„Gneisen au" bitte ich Sie, aus diesem Anlaß bei der
deutschen Marine der Dolmetsch des Beileids der fran-
zösischen Marine sein zu wollen."
Paris, 18. Dez. Im Anschluß an einen seiner Ar-
tikel über die letzte Reichstagsrede des Grafen
Bülow veröffentlicht der Temps heute folgenden Brief des
ehemaligen Ministers des Auswärtigen Berthelot: Es
ist vollständig richtig, daß weder Deutschland noch England
der französischen Regierung irgend einen Gedankenaustausch
über die Transvaalangelegenheit vorgeschlagen
haben. Zur Zeit des Einfalls Jamesons hatte Frhr. v.
Marsch all in einem Gespräch mit dem damaligen Bot-
schafter Her bette den Wunsch ausgesprochen, daß
Frankreich gegen diesen Gewaltact Einspru ch erheben
möge. Da aber Jamesons Einfall fast sogleich scheiterte,
hat die deutsche Regierung eine weitere Verfolgung dieser
Anregung nicht für rathsam gehalten. (Schade, daß Herr
Berthelot nicht sagt, was Frankreich auf die erste An-
regung hin erwidert hat. Das ist doch gerade das
Wichtigste. Dem Grafen Bülow zufolge hat Deutschland
damals erkannt, daß es sehr bald allein sein würde. Red.)
Italien. Rom, 18. Dez. Der Papst übersandte,
laut Meldung des Berliner Localanzeigers, dem Buren-
präsidenten Krüger ein Mosaikbild vom Atrium von
St. Peter mit einem herzlichen Schreiben.
Afrika. Wie aus Kapstadt mitgetheilt wird, ist es
einer Burenabtheilung doch gelungen, in das eng-
lische Kapland vorzudringen. 6—700 Mann nnter der
Führung des Kommandanten Hertzog überschritten am
Sonntag den Oranjefluß bei Bethulie und drangen bis
Knapdaal vor. Die Engländer werden kaum vermuthet
haben, daß ein Vierteljahr nach dem Zusammenbruch des
Restes der burischen Feldarmee Burentruppen über die
Kaplandsgrenze in englisches Gebiet eindringen würden!
Wenn nun auch nicht anzunehmen ist, daß jene 6—700
Mann sich dort lange halten werden, so ist der moralische
Eindruck, den ihr Erscheinen auf englischem Gebiet ausübt,
nicht zu unterschätzen. Im ersten Anlauf haben sie die
sich ihn cntgegenstellcnden Brabantschützen und Kapretter
zurückgedrängt. Nach späteren Berichten scheinen die Bra-
bantreiter in verstärkter Zahl — das 2. Bataillon —
nebst den Polizeitruppen und einer zusammengesetzten Streif-
wache bemüht zu sein, die Buren einzukreisen und zu
fangen. Im Allgemeinen haben die Engländer dabei be-
kanntlich kein Glück. Statt zu fangen, find sie gelegentlich
selber gefangen worden.
Vom alldeutschen Verein in Karlsruhe.
8.0. Karlsruhe, 18. Decbr. Eine Kundgebung für
die Buren veranstaltete heute Abend die hiesige Ortsgruppe
des Alldeutschen Verbands im Anschluß an einen
Vortrag des Schriftstellers Ammon, welcher der deutschen
Abordnung angehörte, die kürzlich vom Präsidenten Krüger
im Haag empfangen wurde. Herr Ammon kam in seinem Vor-
trag auf die Abweisung Krügers zu sprechen. Er nannte
dieselbe sehr schmerzlich für alle Deutschen, namentlich für die
Alldeutschen. Doch dürfe man nicht über die Regierung den
Stab brechen, ohne die Gründe ihres Verfahrens geprüft zu
haben. Graf Bülow habe im Reichstag zwei Reden über den
Gegenstand gehalten, die manches enthielten, dem die Alldeutschen
zustimmcn, so die menschliche Theilnahme für den Heldenkampf
der Buren und die Würdigung der geschichtlichen Größe Krügers,
auch die Anerkennung, die der Reichskanzler dem deutschen
Idealismus zollte, den er erhalten wissen will. Besonders gefiel
uns die Versicherung, daß die Regierung die Consequenzen aus
dem plötzlichen Kriegsausbruch gezogen hat, womit nur das
Flottengesetz von 1899 gemeint sein kann. Die Gründe des
Grafen Bülow sprechen für die Bewahrung unserer Neutralität,
aber nicht gegen den Empfang Krügers in Berlin. Niemand,
auch kein Alldeutscher, hat jemals etwas anderes empfohlen, als
Neutralität, darin sind wir mit dem Grafen Bülow einig. Aber
nach Würdigung aller seiner Gründe kommen wir doch zu dem
Schluß, daß die Abweisung Krügers nicht zur Stärkung des
monarchischen Gefühls beigetragen und daß die ehrliche patrio-
tische Begeisterung des deutschen Volkes einen solchen kalten
Wasserstrahl nicht verdient hat. Das deutsche Volk hätte ge.