wünscht, daß sein höchster Vertreter dem unglücklichen Präsidenten
die herzliche Theilnahme aller ausgedrückt hätte (stürmisches
Bravo I); ist doch der Kaiser auch während des Krieges nach
England gereist, hat er doch in Hamburg den Prinzen v. Wales
begrüßt. Wenn es soweit gekommen ist, daß wir die Schiffs-
beschlagnahmen, die Ausweisung der Deutschen in Transvaal, die
Drohungen der englischen Presse und andere Beleidigungen mit
Liebenswürdigkeiten erwidern müssen, um nicht
gegenüber den sich Mehrenden Mächten Rußland und Frankreich
mit unseren Verbündeten isolirt in Europa zu werden, so er-
scheint die Lage Deutschlands als sehr ernst, viel ernster, als
man bisher annahm. Und gerade das, die Befürchtung, daß
Deutschland nicht die Rolle einer unabhängigen, gleichberechtigten
Macht gegenüber England spiele, das hat noch mehr als die
Sympathie für Krüger unser Volk aufgeregt. (Bemerken möchten
wir hierbei, daß Herr Ammon wohl das Verhalten der deutschen
Regierung, nicht aber dasjenige Krügers beurtheilt, was doch
zum Verständniß des Ganzen sehr nöthig war. Krüger entschloß
sich plötzlich in Parts, nach Deutschland zu geben; er reiste
dorthin, obgleich man ihn bat, es jetzt noch nicht zu thun. Ec
wollte die deutsche Regierung durch die deutsche Volksstimmung
moralisch zwingen. Red.)
Der Alldeutsche Verband hat sich zum Dollmetsch der Gefühle
des deutschen Volks gemacht, indem er dem greisen Präsidenten
im Haag eine Adresse überreichte. Der Schritt sei getadelt
worden, doch ohne Grund. Nicht geschadet, sondern genutzt
haben wir unserem Vaterland, indem die herben Urtheilc des
Auslands, besonders Hollands, über die Abweisung dadurch ge-
mildert wurden. Auch das Verständniß der herben Staats-
nothwcndigkeiten, die Deutschland zur Neutralität zwingen, hat
dadurch eher Eingang gefunden. Die Stimmung der Holländer
sei aber nicht gleichgültig für uns, denn wir müßten auf
die Zollunion mit Holland Hinsteuern, die im beiderseitigen
Interesse liege, dabei dürfte nach dem Hamburger Programm der
Alldeutschen (1899) die Annäherung nicht vom Reiche ausgehen,
sondern wir müßten warten, bis die Holländer an uns herankommen.
Deswegen sei die Stimmung des holländischen Volkes für die
künftige Gestaltung unserer wirthschaftlichen Verhältnisse von
großem Einfluß. DaS sei die Realpolitik der Altdeutschen:
etwas Realeres, als die Zusammenfassung der zerstreuten deut-
schen Elemente könne es gar nicht geben. Der Redner erklärte,
er sei stolz, der Abordnung angehört zu haben, und werde den
Empfang bei Krüger zu den theuersten Erinnerungen seines Lebens
zählen. Er schilderte sodann die Einzelheiten des Besuchs, die
größtewheiis schon bekannt sind, aber durch mündliche Mit-
theilung eine lebhaftere Farbe erhielten. Der Vortrag erntete
stürmischen Beifall.
Zum Schluß wurde folgende Resolution angenommen: „Die
von der Ortsgruppe Karlsruhe des A. D. V. einberufene Ver-
sammlung spricht Herrn Prof. Dr. Hasse ihren herzlichen Dank
dafür aus, daß er in der RetchStagssitzung vom 13. Dez. den
wahren Gefühlen des deutschen Volkes gegenüber dem tapferen,
stammverwandten Burenvolke und dem ehrwürdigen Präsidenten
Krüger so treffenden Ausdruck verliehen hat. Die Versammlung
bedauert, daß im Deutschen Reichstag die Erörterung über den
blutigen Todeskampf eines freien, stammverwandten Volkes mit
Gelächter und schallender Heiterkeit begleitet wurde."
Aus Stadt und Land
Heidelberg, 19. December.
/X Schloß-Verein. Der Schloß-Verein hielt gestern Abend
im rochen Saale des Saalbaues seine diesjährige Generalver-
sammlung ab. Etwa 20 Herren nahmen an ihr Theil. Der
Vorsitzende, Prof. Buhl, warf einen Rückblick auf die Thätig-
keit des Vereins im letzten Jahre, aus welcher der erfolgreiche
Kampf gegen die weiße Farbe der neuen Kamine und der öst-
lichen Giebelmauer des Friedrichsbaues zu erwähnen sind, sodann
der Versuch, den Ziehbrunen auf dem Schloß auf seinen Inhalt
an etwaigen Alterthümern zu untersuchen. Es wurden für diesen
Zweck 219 Mk. aufgewendet. Da man auger Wasser und Schlamm
nur werthlose Gegenstände aus neuerer Zeit — wie z.B. Sous-
stücke — fand, so stellte man die weitere Nachforschung alsbald
ein. Die geplanten Ausgrabungen auf der Molkenkur konnten
wegen Verhinderung des Herrn Professor Pfaff noch nicht vor-
genommen werden. Das soll aber im nächsten Jahre geschehen.
Der Besitzer hat den Wunsch ausgesprochen, daß an einzelnen
Stellen schon demnächst die Grabungen vorgenommen werden,
und der Ausschuß wird sich nach einer geeigneten Kraft umsehen,
die bereit und im Stande ist, die Grabungen in der jetzigen
rauhen Jahreszeit zu überwachen. Der Allgemeine deutsche
Sprachverein hat sich wegen der Fassung der vielgenannten In-
schrift auf dem Schloß, betr. die Goethefeier, an den Schloßverein
gewendet. Es wurde von dem Vorsitzenden festgestellt, daß der
Schloßverein die ursprünol-ch geplante Errichtung künstlicher
Mauerreste, an denen dis Inschrift befestigt werden sollte, ver-
hindert hat. Für die Inschrift hatte er eine andere Fassung vor-
geschlagen, für die jetzige sei er nicht verantwortlich. Der Rech-
ner, Herr Schenkel, verlas hierauf den Kassenbericht.
Danach balancirt die diesjährige Rechnung mit 2915 Mk. 63 Pf.
Das Vermögen des Vereins beträgt 10142 Mk. 17 Pf. gegen
9261 Mk. 34 Pf. im Vorjahre. Herr I. Keller wird auch die 1900er
Rechnung prüfen Was den Arbeitsplan des nächsten Jahres
anbetrtfft, so sind die geplanten Ausgrabungen auf der Molken-
kur schon erwähnt. Außerdem wird der Verein dem Gedanken
der Feststellung, Erhaltung und Abzeichnung der in der Stadt
vorhandenen Altertbümer bezw. werthvollen Architekturtheile, deren
Zahl gar nicht so gering ist, sowie der Verbütung ihrer Ver-
schleppung näher treten. Er nahm zwei hierauf sich beziehende von
Pros. Sie umann vorgeschlagene und begründete Resolutionen
an. In der lebhaften Erörterung, die sich hieran knüpfte, wurde
festgestellt, daß gerade in letzter Zeit manche achtlose Zerstörung
oder Beeinträchtigung schöner Architekturtheile vorgekommen sei.
Auch wurde beklagt, daß bei manchen Neubauten keine Rücksicht
auf die Umgebung genommen würde, so daß diese schwer leide,
indem sie ästhetisch todtgeschlagen werde. Gelobt wurde das
neue Gebäude der Rheinischen Kreditbank, das den Platz, auf
dem es stehe, hebe. Herr Hoffmeister bemerkte bet diesem
Anlaß, daß die in französischer Renaissance geplante Universitäts-
Bibliothek die Wirkung der schönen gothischen Peterskirche
ruiniren würde. In ihrem weiteren Verlauf beschloß die Ver-
sammlung, zu den Restaurirungsarbeiten an der Michaelsbasilika,
die 1400 Mk. gekostet haben, 200 Mk. beizusteuern und nahm dann
die Wahl des Ausschusses vor. Der bisherige Ausschuß wurde
unter Verdankung seiner erfolgreichen und rührigen Thätigkeit
wiederaewählt.
ö.8. Von de« Opfer« der Eisenbahnkatastrophe am Karls-
thor befinden sich zur Zeit nur noch sieben im akademischen
Krankenhause. Bei füufen derselben ist jede weitere Gefahr
ausgeschlossen, während der Zustand zweier junger Damen fort-
gesetzt zu Bedenken Anlaß gibt.
* Ergänzungszüge der Main-Neckarbahu. Laut Bekannt-
machung der Direktion der Mam-Neckar-Bahn in vorliegender
Nummer d. Bl. (s. Anzeigentheil) weiden am 22., 23. u. 24. d. M.
sowie am 2. u. 3. Januar verschiedene Ergänzungszüge auf
der ganzen Strecke und zwar in jeder Richtung eingeschaltet.
Wir machen auf die Bekanntmachung an dieser Stelle noch be-
sonders aufmerksam.
X Im Kaiserpanorama ist seit Sonntag die malerisch schöne
italienische Riviera (Nervt. Genua, San Remo, Ospedaletti,
Bordighera u. s. w.) ausgestellt. Alle Aufnahmen sind von
wunderbarem, natürlichem Reiz — eine so klar und deutlich und
von so günstiger Sette ausgenommen, als die andere. Ein Be-
such dieser an Naturschönheit so reichen Serie kann Jedermann
warm empfohlen werden.
SchöffengertchtSsttzung vom 17. Dec. 1) Emil Mattes
aus Zürich erhielt wegen Uebcrtretung des § 360 Ziff. 11 u. 8
R.Sr.G.B. und Widerstands 6 Tage Haft und 14 Tage Ge-
fängniß. 2) Elisabetha Schmidt geb. Gerstner aus Großsachsen
wegen Diebstahls 6 Tage Gefängniß, 3) Michael Frank aus
Ziegelhausen wegen Körperverletzung 1 Monat Gefängniß,
4) Michael Adam Jöst aus Wilhelmsfeld wegen Körperverletzung
1 Woche Gefängniß. 5) Wegen Ucbertretung des 8 360" R.St.G.B-,
Widerstands. Gefangenenbefreiung und Hausfriedensbruchs er-
hielten Hch. Schultz aus Bochum 120 Geldstrafe, Max Hotels
aus Creseld 160 Geldstrafe, Felix Jung aus Plakowitz 100
und 70 ^ Geldstrafe, Friedrich Böttinger von Elberfeld 160
Geldstrafe, die Mitangeklagten Hans Satow aus Rollwitz und
Theodor Müser von Düsseldorf fehlten. 6) Johann Herzog von
Sandhaufen erhielt wegen Körperverletzung 30 Geldstrafe
event. 3 Tage Gefängniß, 7> Joh. Ludwig Schmitt von Wald-
angelloch wegen Beleidigung 10 Geldstrafe event. 2 Tage.
8) Adam Hund von Neckarhausen wurde von der Anklage wegen
Betrugs frcigeiprochen. 9) Hch. Dellinger, Heinrich gen. Georg
Rösch, Georg Fabian und Peter Boschard, alle von Meckcsheim,
erhielten wegen Körperverletzung Döllinger und Rösch je 20 ^
Geldstrafe event. 4 Lage Gefängniß, Fabian und Boschard je
10 Geldstrafe event. 2 Tage Gefängniß.
* Das Romanfeuilleton findet der Leser im heutigen
zweiten Biatt.
** Unfälle. Der in Wieblingen wohnhafte Eisenbahnarbeiter
Hafner aus Zuzenhausen stürzte gestern im hiesigen Güterbahn-
hof von einem Eisenbahnwagen herunter und erhielt dadurch
eine schwere Kopfverletzung und Gehirnerschütterung. Der Ver-
letzte wurde ins akademische Krankenhaus gebracht. — Gestern
Abend halb 10 Uhr brachte der im hiesigen Güterbahnhof be-
schäftigte Eiscnvahnbedirnstetc Heckerl aus Kronau die rechte
Hand zwischen die Kuppelung zweier Eisenbahnwagen. Eine
Zerquetschung der Hand war die Folge davon. — Das Dienst-
Mädchen Sannchen Schmidt verbrühte sich gestern durch kochendes
Wasser die rechte Hand; sie wurde im akadem Krankenhaus ver-
bunden. — Ein zehnjähriger Sohn des Stadtbaumeister« Ehr-
mann stürzte gestern eine Treppe herunter und brach den rechten
Arm
— Poltzeibericht. Zwei Personen wurden wegen Bettelns und
eine wegen Unfugs verhaftet. Fünf Personen kamen wegen Un-
fugs zur Anzeige.
O Aus dem Ttadttheil Neuenheim. Wie alljährlich, so be-
ging derKriegerveretn am Abend des 17. d. im Gasthaus
zum Schwarzen Schiff die Feier der Erinnerung an den blutigen,
aber ruhmvollen Tag von Nuits. Von den 160 Mitgliedern
war etwa die Hälfte erschienen. Nachdem der Vorsitzende die
Versammlung begrüßt und an den Zweck der festlichen Ver-
anstaltung erinnert hatte, sprach ein Mitglied des Vereins über
die Bedeutung jener Waffenthat, die zu den größten Leistungen
deutscher Krieger gehört und eine« der ruhmvollsten Blätter im
Ehrenkranze des badischen Heeres bildet, und erinnerte an den
tapferen Führer, der dort, an seinem Geburtstag, die schwere
Verwundung davon trug. Das Andenken des inzwischen abge-
rufenen Feldherr» ehrten die Anwesenden durch Erhebe» von den
Sitzen; den fünf gegenwärtigen NuitSkämpscrn wurden drei
kräftige Hurra ausgebracht. Es kamen dann die Namen der
neu eingeiretenen Mitglieder zur Verlesung. Mit großer Theil-
nahme folgte die Versammlung der Mittheilung eines ausführ-
lichen Briefes, den ein Kriegsfreiwilliger aus Neuenheim üher
seine Reiseerlebnisse von hier bis China an seine Freunde ge-
richtet hatte. Zur Prüfung des Rechnungswesens wurden zwei
Mitglieder gewählt. Die Pausen wurden durch vaterländische
Gesänge ausgcfüllt.
— Weinheim, 17. Decbr. Herr Fabrikant Vogler, lang-
jähriger Vorstand des hiesigen Militärvereins und Vorstand des
Militär-Gauverbandes, Mitglied verschiedener Vereine und durch
das ihm mtgegengebrachte Vertrauen zu vislen Ehrenämtern be-
rufen, hat Nach langem schwerem Leiden das Zeitliche gesegnet.
Sein Hinscheiden wird allgemein bedauert, und es bleibt dem
Verstorbenen ein ehrendes Andenken gesichert.
Mannheim, 17. Decbr. Nachahmung verdient das Vorgehen
einiger hiesiger Kohleu-Lieseranten. Der Armen-Kom-
mtssion wurden von der Firma Raab, Karcher und Cie. 500 Ctr.
Kohlen gratis zur Verfügung gestellt. Außerdem spendete die
Firma Joh. Putzhardt, welche sich früher schon zur Lieferung
billiger Kohlen bereit erklärte, 200 Ctr. unentgeltlich; ferner gibt
die Firma Netten u. Reichert 20 000 Ctr. Kohlen zum Preise
von 95 Pf. pro Ctr. ab.
L.bl. Karlsruhe. 17 Dec. Flüchtig ist der in der Kronen-
straße wohnhafte 58 Jahre alte Joh. Greiner. der bei der Eisen-
bahnverwaltung als Verladeobmaun angestellt war. Er hat dort
zweifellos seit vielen Jahren Kupferüteb stähle im Großen
verübt und zuletzt, Ende vorigen Monats, einen solchen im
Werthe von etwa 14000 begangen. In derselben Sache sind
vorläufig festgenommen: 2 Handelsleute und 5 Berladearbeiter.
8.0. Ettlingen, 17. Dec. Der Bürgerausschuß lehnte den
Antrag des Stadtraths, für die B i s m a r ck säu le, die von der
Karlsruher Studentenschaft auf hiesiger Gemarkung errichtet
wird, 1000 zu spenden, ab. — Genehmigt wurde u. A
das beim Allgem. Versicherungsvercin in Stuttgart aufzunch-
mende 4V, °/»ige Anlehen im Betrag von 400000 ferner
die vorgeschlagene Erhöhung des W o hn u ng s g cl d s der
Lehrer, die im nächsten Jahr, sofern es die Finanzlage Ett-
lingens gestattet, auch eine Zulage erhalten sollen. — Der
verheiratheie Handelsmann Max Bär aus Malsch hat sich bei
Oos ertränkt; vorgestern wurde die Leich- aufgefunden. Geld-
angelegenheiten haben den Mann in den Tod getrieben. —
Unterhalb des Schlachthauses wurde eine Frau todt oufge-
funden. Ob ein Unfall oder Verbrechen vorlicgt, steht noch
nicht fest.
8.0. Offenburg, 18. Dez. Heute Nacht entgleisten beim
Uebergcng an der Zellerstraße sechs Wagen des vom Oberland
kommenden Güterzuges, wodurch der Verkehr längere Zeit gesperrt
wurde. Dem Bremser Joseph Bechtold aus Fretvurg wurde
der linke Unterschenkel mehrcremal gebrochen. Der Unglückliche
mußte lt. Offbg. Ztg mit Aexten aus seinem Capriol befreit
werden, in dem er V, Stunde lang eingeklemmt war. Der
Materialschaden ist nicht sehr bedeutend.
Freiburg i. B., 17. Dez. Zum Prorector hiesiger Universität
für Ostern 1901 bis dahin 1902 wurde Professor Dr. Kluge,
welcher der philosophischen Faculiät angehörl, gewählt.
Aus Bade«. Am Morgen des 18. d. brach in Eutingen
ein größeres Schadenfeuer aus, das 3 Wohnhäuser nebst
Oekonomiegebäuden, darunter das Gasthaus „Zum Lamm", ver-
nichtet^_
Theater- und Kuustnachrichten.
Heidelberg, 19. Dec. (Stadllheater.) Die Titelrolle in
der Opernnovität „Die schwarze Kaschka" wird von
Fräulein Gerhäuser dargestellt werden, die mit derselben eine
sehr lohnende, aber auch ü-erauS schwierige und anstrengende
Aufgabe zu lösen hat. Herr Landen hat seine nicht minder
schwierige Partie bereits bei den erfolgreichen Aufführungen des
Werkes in Kiel unter großem Beifall dargestellt. Die musikalische
Leitung des ungemein stimmungsvollen Werkes bat Musikdirektor
Radig, die Jnscenirung Regisseur Meltzer übernommen.
Maunhetm. iGrogh. Hof- und Narwnattheater.- Donnerstag,
20. Dec. (Ab. L): „Das Beerenlieschen" oder „Die güldene
Kette". Hierauf: „Die Puvverffee". _
Handel und Berkehr.
Mannheim, 18. Dec. (Aktien.) Oberrh. Bank 115.50 G.
Rheinische Creditbank 142.— G. Rheinische Hypothekenbank
163.— G. Heidelberger Aktienbrauerei 148.— G. Schrödl'sche
Brauerei-Aktien 150.— G. Portland - Cementwer! Heidelberg
134- G.
Frankfurt 18. Dec. Efiektensocietät. Abends 67. Uhr.
Oesterr. Creditaktien 2< 9 90 b. Diskonto-Kommandit 175.30 bis
50 b. Deutsche Bank 198.10 b. Bayerische Bank München 98 90
b. G. Lombarden 25.60 b. Northern 85.20 -88.40—20 b. Gott-
hard 151.70 B. 60 G. Schweizer Central 157.20 b. Schweizer
Nordest 103 50 b. G. Schweizer Union 95.10 B. 95 G. Jura-
Simplon 98.80 B. 70 G. Westsizilian. Eise nbokn 32 50 b. G.
Anatol. Eisenb.-Ges. 77 50 d. G.. dlo. (60 pCt. Jnt.-Sch.) 80.40
b. G. 4pCt. amort. Mexikaner 41.90 b. 4pCt. Spanier 69.50 b.
4'/«vCt. innere Argentinier 70.70 b. G., dto. äußere 72.60 b. G.
5pCt. Chinesen 92.30 B. 20 G. Bochumer 178.20 50 b. Gelsen-
kirchen 183.50 B. 40 G. Harpener 170.20-90 b. Hibernia 195 b.
Laura 198-198.40 b. Allgem. Elektr.-Ges. 197.50 b. Elektr.
Helios 93.50 b.
8'/.—6'/, Uhr: Allgem. Elektr.-Ges. 196. Northern 86.
Im Abend»erkebr fanden stärkere Spekulationskäusc in Nor-
thern statt, die namhafte Kurssteigerung zu verzeichnen hatten.
Auf den übrigen Gebieten waren besonders Montan- und elek-
irische Werthe etwas fester.
Neckar.
Heidelberg, 19.1.62. gef. 0.08 m
Hellbraun, 17,0.99, gef. 0,16 m
Mannheim, 18.3,53, gef. 0 09m
Wasserstau dSnachrichren.
Rhein.
Lautervurg, 18.. 3 62, gef. 0,06 w
Maxau, 18., 3.69. gef. 0,04 o>
Mannheim, 18., 3.45, gef. 0,11m
Wrtterungsbeobactrrungen.
Heidelberg, 19. Decbr. Thcrmometerstand (nach 0.) Morgens
7 Uhr: -ft 4,1°. Niederster Stand seit gestern Morgen: — 1,4°;
höchster: -ft 0,8". Wind: NW. Himmel: bedeckt. Barometer-
Der Untergang des Schulschiffes Gneisenau.
Der Kaiser erließ an das Reichsmarincamt unterm
17. folgende Ordre: Während ich am gestrigen Tage die
Freude hatte, den heimpekehlten Offizieren und Mann-
schaften meiner Marine im Zeughause zu Berlin meine
Anerkennung für ihr tapferes Verhalten in China auszu-
sprechen, tobte ein schwerer Sturm bei Malaga, welcher
für mein Schulschiff „Gneisenau" verhängnißvoll geworden
ist. Das Schiff hat der Gewalt der Wogen erliegen
müssen, mit ihm sein braver Kommandant, sowie ein Theil
der tapfer kämpfenden Besatzung, der hoffnungsvolle Nach-
wuchs meiner Marine. Eine erschütternde Prü-
fung, auf die ich mit tiefer Wehmuih blicke. Meine
Marine hat wiederum schwere Opfer gebracht, aber sie
wird sich nicht irre machen lassen in ihrem stolzen Berufe
des Ka mpfes und des Ausharrens, was Gottes Wille auch
bringe, dcfsen bin ich gewiß, und beauftrage Sie, diesen
Erlaß zur Kenntniß meiner Marine zu bringen.
Eine wohlthuende Theilnahme an dem schme7„ ichen
Verlust, das die deutsche Marine betroffen hat, giebt sich
überall im Ausland kund. Im Reichsmarineamt und im
Auswärtigen Amt sind zahlreiche Beileidsbezeugungen ein-
gegangen und auch die Gesandten und Konsuln Deutsch-
lands im Ausland haben zahlreiche und herzliche Beileids-
versicherungen empfangen, u. A. sprach die Königin-
Reg ent in von Spanien ihr tiefstes Beileid dem kaiser-
lichen Botschafter in Madrid mit der Bitte aus, dies dem
Kaiser zu melden. Auch die spanische Regierung ließ ihr
Beileid ausdrücken. In Madrid gaben die Behörden
und zahlreiche Privatleute Beweise ihrer innigsten Theil-
nahme. Das englische Auswärtige Amt und die Ad-
miralität drückten dem deutschen Botschafter in London
ihre innigste Theilnahme aus. Im Namen der britischen
Mitielmeerflotte sprach der Admiral Fischer seine warme
Antheilnahme aus. Der italienische Botschafter über-
mittelte das Beileid seiner Regierung. Der Sultan ließ
in den wärmsten Worten durch den kaiserlichen Botschafter
in Konstantinopel dem deutschen Kaiser sein Beileid aus-
drücken. Feiner übermittelte der griechische Gesandte
die Theilnahme seiner Regierung; ebenso sprach der Prä-
sident der Ar gentinijchen Republik seine tief em-
pfundene Antheilnahme aus. Der Staatssekretär des Aus-
wärtigen stattete gestern, laut Nordd. Allg. Ztg., deM
spanischen Botschafter einen Besuch ab, um den Dank
der den tschen Regierung für die erwiesene Theil-
nahme und thätige H>lfe auszudrücken.
Der Kaiser richtete dem Magdeb. Anzeiger zufolge
an den Stadtältesten K retschmann in Magdeburg, den
Vater des ertrunkenen Kommandanten des „Gneisenau^
folgendes Telegramm: „Zu dem großen Verluste, der Sie
und ihre Enkelkind er durch den Tod ihres Sohnes bei deM
Untergang des „Gneisenau" betroffen hat, spreche ich Jhncst
meine herzliche Theilnahme aus. Möge es Ihnen zuw
Trost gereichen, daß Ihr braver Sohn im Dienste des
Vaterlandes sein Leben hingab und daß sein Name fort-
leben wird auf der Ehrentafel der Marine.
Malaga, 18. Dez. Das spanische Kanonenboot
„Nueva Espana" ging gestern von Cadiz zur Hilfeleistung
ab. Der Stoß, d:N der „Gneisenau" beim Ausstößen
auf die Felsen erlitt, war furchtbar. Das Wassel
drang sofort an vielen Stellen ein. Binnen zehn
Minuten sank das Schiff. Es schien gestern früh
auf Felsen festzuliegen. Ein Dampfer des Norddeutschen
Lloyd traf von Gibraltar ein, um von den Resten des
„Gneisenau" so viel wie möglich zu bergen, aber angesichts
des aufgeregten Zustandes des Meeres konnten die Taucher
noch nicht arbeiten. Die Zahl der Verwundeten und Bett
letzten, die im Noihhospital verpflegt werden, beträgt Ibü
Die meisten sind am Kopfe verletzt, viele aber aber auch
an Händen und Füßen. Die Leiche des Komma u'
bauten Kretschmarin wurde gestern Nachmittag an dir
Küste gespült. Die Beisetzung soll heute auf dem cng^
lischen Kirchhof erfolgen. Die Leichen der übrigen tlo^
gekommenen sind bisher nicht geborgen.
Malaga, 17. Dez. Der Kommandant des Gneisenau,
Capitän z. S. Kretschmann, erlitt den Ehrentos
auf seinem Posten. Er lehnte jede Hülfe ab. Als es delU
spanischen Matrosen Angel Fons gelang, an die Corvettr
heranzukommen und ein Tau hinübcrzuwerfen, warf
der Commandant seinen Degen zu. Der Ingenieur des
Schiffes, Prüfer, starb an seiner Seite. Der erste OffiM'
Capitänleutnant Berninghaus, kämpfte eine Stunde lattü
mit den Wellen, an eine Hotzplanke geklammert, bis rk
völlig erschöpft untersank. Seecadett v. Bülow wurde gegeU
die Felsen geschleudert und am Kopf und den Armen vett
letzt, er lehnte indessen ärztlichen Beistand ob-
Ein Offizier wurde mit vieler Mühe in ein Boot gerettet,
aber als er sah, daß ein Kamerad untersank, sprang ^
die herzliche Theilnahme aller ausgedrückt hätte (stürmisches
Bravo I); ist doch der Kaiser auch während des Krieges nach
England gereist, hat er doch in Hamburg den Prinzen v. Wales
begrüßt. Wenn es soweit gekommen ist, daß wir die Schiffs-
beschlagnahmen, die Ausweisung der Deutschen in Transvaal, die
Drohungen der englischen Presse und andere Beleidigungen mit
Liebenswürdigkeiten erwidern müssen, um nicht
gegenüber den sich Mehrenden Mächten Rußland und Frankreich
mit unseren Verbündeten isolirt in Europa zu werden, so er-
scheint die Lage Deutschlands als sehr ernst, viel ernster, als
man bisher annahm. Und gerade das, die Befürchtung, daß
Deutschland nicht die Rolle einer unabhängigen, gleichberechtigten
Macht gegenüber England spiele, das hat noch mehr als die
Sympathie für Krüger unser Volk aufgeregt. (Bemerken möchten
wir hierbei, daß Herr Ammon wohl das Verhalten der deutschen
Regierung, nicht aber dasjenige Krügers beurtheilt, was doch
zum Verständniß des Ganzen sehr nöthig war. Krüger entschloß
sich plötzlich in Parts, nach Deutschland zu geben; er reiste
dorthin, obgleich man ihn bat, es jetzt noch nicht zu thun. Ec
wollte die deutsche Regierung durch die deutsche Volksstimmung
moralisch zwingen. Red.)
Der Alldeutsche Verband hat sich zum Dollmetsch der Gefühle
des deutschen Volks gemacht, indem er dem greisen Präsidenten
im Haag eine Adresse überreichte. Der Schritt sei getadelt
worden, doch ohne Grund. Nicht geschadet, sondern genutzt
haben wir unserem Vaterland, indem die herben Urtheilc des
Auslands, besonders Hollands, über die Abweisung dadurch ge-
mildert wurden. Auch das Verständniß der herben Staats-
nothwcndigkeiten, die Deutschland zur Neutralität zwingen, hat
dadurch eher Eingang gefunden. Die Stimmung der Holländer
sei aber nicht gleichgültig für uns, denn wir müßten auf
die Zollunion mit Holland Hinsteuern, die im beiderseitigen
Interesse liege, dabei dürfte nach dem Hamburger Programm der
Alldeutschen (1899) die Annäherung nicht vom Reiche ausgehen,
sondern wir müßten warten, bis die Holländer an uns herankommen.
Deswegen sei die Stimmung des holländischen Volkes für die
künftige Gestaltung unserer wirthschaftlichen Verhältnisse von
großem Einfluß. DaS sei die Realpolitik der Altdeutschen:
etwas Realeres, als die Zusammenfassung der zerstreuten deut-
schen Elemente könne es gar nicht geben. Der Redner erklärte,
er sei stolz, der Abordnung angehört zu haben, und werde den
Empfang bei Krüger zu den theuersten Erinnerungen seines Lebens
zählen. Er schilderte sodann die Einzelheiten des Besuchs, die
größtewheiis schon bekannt sind, aber durch mündliche Mit-
theilung eine lebhaftere Farbe erhielten. Der Vortrag erntete
stürmischen Beifall.
Zum Schluß wurde folgende Resolution angenommen: „Die
von der Ortsgruppe Karlsruhe des A. D. V. einberufene Ver-
sammlung spricht Herrn Prof. Dr. Hasse ihren herzlichen Dank
dafür aus, daß er in der RetchStagssitzung vom 13. Dez. den
wahren Gefühlen des deutschen Volkes gegenüber dem tapferen,
stammverwandten Burenvolke und dem ehrwürdigen Präsidenten
Krüger so treffenden Ausdruck verliehen hat. Die Versammlung
bedauert, daß im Deutschen Reichstag die Erörterung über den
blutigen Todeskampf eines freien, stammverwandten Volkes mit
Gelächter und schallender Heiterkeit begleitet wurde."
Aus Stadt und Land
Heidelberg, 19. December.
/X Schloß-Verein. Der Schloß-Verein hielt gestern Abend
im rochen Saale des Saalbaues seine diesjährige Generalver-
sammlung ab. Etwa 20 Herren nahmen an ihr Theil. Der
Vorsitzende, Prof. Buhl, warf einen Rückblick auf die Thätig-
keit des Vereins im letzten Jahre, aus welcher der erfolgreiche
Kampf gegen die weiße Farbe der neuen Kamine und der öst-
lichen Giebelmauer des Friedrichsbaues zu erwähnen sind, sodann
der Versuch, den Ziehbrunen auf dem Schloß auf seinen Inhalt
an etwaigen Alterthümern zu untersuchen. Es wurden für diesen
Zweck 219 Mk. aufgewendet. Da man auger Wasser und Schlamm
nur werthlose Gegenstände aus neuerer Zeit — wie z.B. Sous-
stücke — fand, so stellte man die weitere Nachforschung alsbald
ein. Die geplanten Ausgrabungen auf der Molkenkur konnten
wegen Verhinderung des Herrn Professor Pfaff noch nicht vor-
genommen werden. Das soll aber im nächsten Jahre geschehen.
Der Besitzer hat den Wunsch ausgesprochen, daß an einzelnen
Stellen schon demnächst die Grabungen vorgenommen werden,
und der Ausschuß wird sich nach einer geeigneten Kraft umsehen,
die bereit und im Stande ist, die Grabungen in der jetzigen
rauhen Jahreszeit zu überwachen. Der Allgemeine deutsche
Sprachverein hat sich wegen der Fassung der vielgenannten In-
schrift auf dem Schloß, betr. die Goethefeier, an den Schloßverein
gewendet. Es wurde von dem Vorsitzenden festgestellt, daß der
Schloßverein die ursprünol-ch geplante Errichtung künstlicher
Mauerreste, an denen dis Inschrift befestigt werden sollte, ver-
hindert hat. Für die Inschrift hatte er eine andere Fassung vor-
geschlagen, für die jetzige sei er nicht verantwortlich. Der Rech-
ner, Herr Schenkel, verlas hierauf den Kassenbericht.
Danach balancirt die diesjährige Rechnung mit 2915 Mk. 63 Pf.
Das Vermögen des Vereins beträgt 10142 Mk. 17 Pf. gegen
9261 Mk. 34 Pf. im Vorjahre. Herr I. Keller wird auch die 1900er
Rechnung prüfen Was den Arbeitsplan des nächsten Jahres
anbetrtfft, so sind die geplanten Ausgrabungen auf der Molken-
kur schon erwähnt. Außerdem wird der Verein dem Gedanken
der Feststellung, Erhaltung und Abzeichnung der in der Stadt
vorhandenen Altertbümer bezw. werthvollen Architekturtheile, deren
Zahl gar nicht so gering ist, sowie der Verbütung ihrer Ver-
schleppung näher treten. Er nahm zwei hierauf sich beziehende von
Pros. Sie umann vorgeschlagene und begründete Resolutionen
an. In der lebhaften Erörterung, die sich hieran knüpfte, wurde
festgestellt, daß gerade in letzter Zeit manche achtlose Zerstörung
oder Beeinträchtigung schöner Architekturtheile vorgekommen sei.
Auch wurde beklagt, daß bei manchen Neubauten keine Rücksicht
auf die Umgebung genommen würde, so daß diese schwer leide,
indem sie ästhetisch todtgeschlagen werde. Gelobt wurde das
neue Gebäude der Rheinischen Kreditbank, das den Platz, auf
dem es stehe, hebe. Herr Hoffmeister bemerkte bet diesem
Anlaß, daß die in französischer Renaissance geplante Universitäts-
Bibliothek die Wirkung der schönen gothischen Peterskirche
ruiniren würde. In ihrem weiteren Verlauf beschloß die Ver-
sammlung, zu den Restaurirungsarbeiten an der Michaelsbasilika,
die 1400 Mk. gekostet haben, 200 Mk. beizusteuern und nahm dann
die Wahl des Ausschusses vor. Der bisherige Ausschuß wurde
unter Verdankung seiner erfolgreichen und rührigen Thätigkeit
wiederaewählt.
ö.8. Von de« Opfer« der Eisenbahnkatastrophe am Karls-
thor befinden sich zur Zeit nur noch sieben im akademischen
Krankenhause. Bei füufen derselben ist jede weitere Gefahr
ausgeschlossen, während der Zustand zweier junger Damen fort-
gesetzt zu Bedenken Anlaß gibt.
* Ergänzungszüge der Main-Neckarbahu. Laut Bekannt-
machung der Direktion der Mam-Neckar-Bahn in vorliegender
Nummer d. Bl. (s. Anzeigentheil) weiden am 22., 23. u. 24. d. M.
sowie am 2. u. 3. Januar verschiedene Ergänzungszüge auf
der ganzen Strecke und zwar in jeder Richtung eingeschaltet.
Wir machen auf die Bekanntmachung an dieser Stelle noch be-
sonders aufmerksam.
X Im Kaiserpanorama ist seit Sonntag die malerisch schöne
italienische Riviera (Nervt. Genua, San Remo, Ospedaletti,
Bordighera u. s. w.) ausgestellt. Alle Aufnahmen sind von
wunderbarem, natürlichem Reiz — eine so klar und deutlich und
von so günstiger Sette ausgenommen, als die andere. Ein Be-
such dieser an Naturschönheit so reichen Serie kann Jedermann
warm empfohlen werden.
SchöffengertchtSsttzung vom 17. Dec. 1) Emil Mattes
aus Zürich erhielt wegen Uebcrtretung des § 360 Ziff. 11 u. 8
R.Sr.G.B. und Widerstands 6 Tage Haft und 14 Tage Ge-
fängniß. 2) Elisabetha Schmidt geb. Gerstner aus Großsachsen
wegen Diebstahls 6 Tage Gefängniß, 3) Michael Frank aus
Ziegelhausen wegen Körperverletzung 1 Monat Gefängniß,
4) Michael Adam Jöst aus Wilhelmsfeld wegen Körperverletzung
1 Woche Gefängniß. 5) Wegen Ucbertretung des 8 360" R.St.G.B-,
Widerstands. Gefangenenbefreiung und Hausfriedensbruchs er-
hielten Hch. Schultz aus Bochum 120 Geldstrafe, Max Hotels
aus Creseld 160 Geldstrafe, Felix Jung aus Plakowitz 100
und 70 ^ Geldstrafe, Friedrich Böttinger von Elberfeld 160
Geldstrafe, die Mitangeklagten Hans Satow aus Rollwitz und
Theodor Müser von Düsseldorf fehlten. 6) Johann Herzog von
Sandhaufen erhielt wegen Körperverletzung 30 Geldstrafe
event. 3 Tage Gefängniß, 7> Joh. Ludwig Schmitt von Wald-
angelloch wegen Beleidigung 10 Geldstrafe event. 2 Tage.
8) Adam Hund von Neckarhausen wurde von der Anklage wegen
Betrugs frcigeiprochen. 9) Hch. Dellinger, Heinrich gen. Georg
Rösch, Georg Fabian und Peter Boschard, alle von Meckcsheim,
erhielten wegen Körperverletzung Döllinger und Rösch je 20 ^
Geldstrafe event. 4 Lage Gefängniß, Fabian und Boschard je
10 Geldstrafe event. 2 Tage Gefängniß.
* Das Romanfeuilleton findet der Leser im heutigen
zweiten Biatt.
** Unfälle. Der in Wieblingen wohnhafte Eisenbahnarbeiter
Hafner aus Zuzenhausen stürzte gestern im hiesigen Güterbahn-
hof von einem Eisenbahnwagen herunter und erhielt dadurch
eine schwere Kopfverletzung und Gehirnerschütterung. Der Ver-
letzte wurde ins akademische Krankenhaus gebracht. — Gestern
Abend halb 10 Uhr brachte der im hiesigen Güterbahnhof be-
schäftigte Eiscnvahnbedirnstetc Heckerl aus Kronau die rechte
Hand zwischen die Kuppelung zweier Eisenbahnwagen. Eine
Zerquetschung der Hand war die Folge davon. — Das Dienst-
Mädchen Sannchen Schmidt verbrühte sich gestern durch kochendes
Wasser die rechte Hand; sie wurde im akadem Krankenhaus ver-
bunden. — Ein zehnjähriger Sohn des Stadtbaumeister« Ehr-
mann stürzte gestern eine Treppe herunter und brach den rechten
Arm
— Poltzeibericht. Zwei Personen wurden wegen Bettelns und
eine wegen Unfugs verhaftet. Fünf Personen kamen wegen Un-
fugs zur Anzeige.
O Aus dem Ttadttheil Neuenheim. Wie alljährlich, so be-
ging derKriegerveretn am Abend des 17. d. im Gasthaus
zum Schwarzen Schiff die Feier der Erinnerung an den blutigen,
aber ruhmvollen Tag von Nuits. Von den 160 Mitgliedern
war etwa die Hälfte erschienen. Nachdem der Vorsitzende die
Versammlung begrüßt und an den Zweck der festlichen Ver-
anstaltung erinnert hatte, sprach ein Mitglied des Vereins über
die Bedeutung jener Waffenthat, die zu den größten Leistungen
deutscher Krieger gehört und eine« der ruhmvollsten Blätter im
Ehrenkranze des badischen Heeres bildet, und erinnerte an den
tapferen Führer, der dort, an seinem Geburtstag, die schwere
Verwundung davon trug. Das Andenken des inzwischen abge-
rufenen Feldherr» ehrten die Anwesenden durch Erhebe» von den
Sitzen; den fünf gegenwärtigen NuitSkämpscrn wurden drei
kräftige Hurra ausgebracht. Es kamen dann die Namen der
neu eingeiretenen Mitglieder zur Verlesung. Mit großer Theil-
nahme folgte die Versammlung der Mittheilung eines ausführ-
lichen Briefes, den ein Kriegsfreiwilliger aus Neuenheim üher
seine Reiseerlebnisse von hier bis China an seine Freunde ge-
richtet hatte. Zur Prüfung des Rechnungswesens wurden zwei
Mitglieder gewählt. Die Pausen wurden durch vaterländische
Gesänge ausgcfüllt.
— Weinheim, 17. Decbr. Herr Fabrikant Vogler, lang-
jähriger Vorstand des hiesigen Militärvereins und Vorstand des
Militär-Gauverbandes, Mitglied verschiedener Vereine und durch
das ihm mtgegengebrachte Vertrauen zu vislen Ehrenämtern be-
rufen, hat Nach langem schwerem Leiden das Zeitliche gesegnet.
Sein Hinscheiden wird allgemein bedauert, und es bleibt dem
Verstorbenen ein ehrendes Andenken gesichert.
Mannheim, 17. Decbr. Nachahmung verdient das Vorgehen
einiger hiesiger Kohleu-Lieseranten. Der Armen-Kom-
mtssion wurden von der Firma Raab, Karcher und Cie. 500 Ctr.
Kohlen gratis zur Verfügung gestellt. Außerdem spendete die
Firma Joh. Putzhardt, welche sich früher schon zur Lieferung
billiger Kohlen bereit erklärte, 200 Ctr. unentgeltlich; ferner gibt
die Firma Netten u. Reichert 20 000 Ctr. Kohlen zum Preise
von 95 Pf. pro Ctr. ab.
L.bl. Karlsruhe. 17 Dec. Flüchtig ist der in der Kronen-
straße wohnhafte 58 Jahre alte Joh. Greiner. der bei der Eisen-
bahnverwaltung als Verladeobmaun angestellt war. Er hat dort
zweifellos seit vielen Jahren Kupferüteb stähle im Großen
verübt und zuletzt, Ende vorigen Monats, einen solchen im
Werthe von etwa 14000 begangen. In derselben Sache sind
vorläufig festgenommen: 2 Handelsleute und 5 Berladearbeiter.
8.0. Ettlingen, 17. Dec. Der Bürgerausschuß lehnte den
Antrag des Stadtraths, für die B i s m a r ck säu le, die von der
Karlsruher Studentenschaft auf hiesiger Gemarkung errichtet
wird, 1000 zu spenden, ab. — Genehmigt wurde u. A
das beim Allgem. Versicherungsvercin in Stuttgart aufzunch-
mende 4V, °/»ige Anlehen im Betrag von 400000 ferner
die vorgeschlagene Erhöhung des W o hn u ng s g cl d s der
Lehrer, die im nächsten Jahr, sofern es die Finanzlage Ett-
lingens gestattet, auch eine Zulage erhalten sollen. — Der
verheiratheie Handelsmann Max Bär aus Malsch hat sich bei
Oos ertränkt; vorgestern wurde die Leich- aufgefunden. Geld-
angelegenheiten haben den Mann in den Tod getrieben. —
Unterhalb des Schlachthauses wurde eine Frau todt oufge-
funden. Ob ein Unfall oder Verbrechen vorlicgt, steht noch
nicht fest.
8.0. Offenburg, 18. Dez. Heute Nacht entgleisten beim
Uebergcng an der Zellerstraße sechs Wagen des vom Oberland
kommenden Güterzuges, wodurch der Verkehr längere Zeit gesperrt
wurde. Dem Bremser Joseph Bechtold aus Fretvurg wurde
der linke Unterschenkel mehrcremal gebrochen. Der Unglückliche
mußte lt. Offbg. Ztg mit Aexten aus seinem Capriol befreit
werden, in dem er V, Stunde lang eingeklemmt war. Der
Materialschaden ist nicht sehr bedeutend.
Freiburg i. B., 17. Dez. Zum Prorector hiesiger Universität
für Ostern 1901 bis dahin 1902 wurde Professor Dr. Kluge,
welcher der philosophischen Faculiät angehörl, gewählt.
Aus Bade«. Am Morgen des 18. d. brach in Eutingen
ein größeres Schadenfeuer aus, das 3 Wohnhäuser nebst
Oekonomiegebäuden, darunter das Gasthaus „Zum Lamm", ver-
nichtet^_
Theater- und Kuustnachrichten.
Heidelberg, 19. Dec. (Stadllheater.) Die Titelrolle in
der Opernnovität „Die schwarze Kaschka" wird von
Fräulein Gerhäuser dargestellt werden, die mit derselben eine
sehr lohnende, aber auch ü-erauS schwierige und anstrengende
Aufgabe zu lösen hat. Herr Landen hat seine nicht minder
schwierige Partie bereits bei den erfolgreichen Aufführungen des
Werkes in Kiel unter großem Beifall dargestellt. Die musikalische
Leitung des ungemein stimmungsvollen Werkes bat Musikdirektor
Radig, die Jnscenirung Regisseur Meltzer übernommen.
Maunhetm. iGrogh. Hof- und Narwnattheater.- Donnerstag,
20. Dec. (Ab. L): „Das Beerenlieschen" oder „Die güldene
Kette". Hierauf: „Die Puvverffee". _
Handel und Berkehr.
Mannheim, 18. Dec. (Aktien.) Oberrh. Bank 115.50 G.
Rheinische Creditbank 142.— G. Rheinische Hypothekenbank
163.— G. Heidelberger Aktienbrauerei 148.— G. Schrödl'sche
Brauerei-Aktien 150.— G. Portland - Cementwer! Heidelberg
134- G.
Frankfurt 18. Dec. Efiektensocietät. Abends 67. Uhr.
Oesterr. Creditaktien 2< 9 90 b. Diskonto-Kommandit 175.30 bis
50 b. Deutsche Bank 198.10 b. Bayerische Bank München 98 90
b. G. Lombarden 25.60 b. Northern 85.20 -88.40—20 b. Gott-
hard 151.70 B. 60 G. Schweizer Central 157.20 b. Schweizer
Nordest 103 50 b. G. Schweizer Union 95.10 B. 95 G. Jura-
Simplon 98.80 B. 70 G. Westsizilian. Eise nbokn 32 50 b. G.
Anatol. Eisenb.-Ges. 77 50 d. G.. dlo. (60 pCt. Jnt.-Sch.) 80.40
b. G. 4pCt. amort. Mexikaner 41.90 b. 4pCt. Spanier 69.50 b.
4'/«vCt. innere Argentinier 70.70 b. G., dto. äußere 72.60 b. G.
5pCt. Chinesen 92.30 B. 20 G. Bochumer 178.20 50 b. Gelsen-
kirchen 183.50 B. 40 G. Harpener 170.20-90 b. Hibernia 195 b.
Laura 198-198.40 b. Allgem. Elektr.-Ges. 197.50 b. Elektr.
Helios 93.50 b.
8'/.—6'/, Uhr: Allgem. Elektr.-Ges. 196. Northern 86.
Im Abend»erkebr fanden stärkere Spekulationskäusc in Nor-
thern statt, die namhafte Kurssteigerung zu verzeichnen hatten.
Auf den übrigen Gebieten waren besonders Montan- und elek-
irische Werthe etwas fester.
Neckar.
Heidelberg, 19.1.62. gef. 0.08 m
Hellbraun, 17,0.99, gef. 0,16 m
Mannheim, 18.3,53, gef. 0 09m
Wasserstau dSnachrichren.
Rhein.
Lautervurg, 18.. 3 62, gef. 0,06 w
Maxau, 18., 3.69. gef. 0,04 o>
Mannheim, 18., 3.45, gef. 0,11m
Wrtterungsbeobactrrungen.
Heidelberg, 19. Decbr. Thcrmometerstand (nach 0.) Morgens
7 Uhr: -ft 4,1°. Niederster Stand seit gestern Morgen: — 1,4°;
höchster: -ft 0,8". Wind: NW. Himmel: bedeckt. Barometer-
Der Untergang des Schulschiffes Gneisenau.
Der Kaiser erließ an das Reichsmarincamt unterm
17. folgende Ordre: Während ich am gestrigen Tage die
Freude hatte, den heimpekehlten Offizieren und Mann-
schaften meiner Marine im Zeughause zu Berlin meine
Anerkennung für ihr tapferes Verhalten in China auszu-
sprechen, tobte ein schwerer Sturm bei Malaga, welcher
für mein Schulschiff „Gneisenau" verhängnißvoll geworden
ist. Das Schiff hat der Gewalt der Wogen erliegen
müssen, mit ihm sein braver Kommandant, sowie ein Theil
der tapfer kämpfenden Besatzung, der hoffnungsvolle Nach-
wuchs meiner Marine. Eine erschütternde Prü-
fung, auf die ich mit tiefer Wehmuih blicke. Meine
Marine hat wiederum schwere Opfer gebracht, aber sie
wird sich nicht irre machen lassen in ihrem stolzen Berufe
des Ka mpfes und des Ausharrens, was Gottes Wille auch
bringe, dcfsen bin ich gewiß, und beauftrage Sie, diesen
Erlaß zur Kenntniß meiner Marine zu bringen.
Eine wohlthuende Theilnahme an dem schme7„ ichen
Verlust, das die deutsche Marine betroffen hat, giebt sich
überall im Ausland kund. Im Reichsmarineamt und im
Auswärtigen Amt sind zahlreiche Beileidsbezeugungen ein-
gegangen und auch die Gesandten und Konsuln Deutsch-
lands im Ausland haben zahlreiche und herzliche Beileids-
versicherungen empfangen, u. A. sprach die Königin-
Reg ent in von Spanien ihr tiefstes Beileid dem kaiser-
lichen Botschafter in Madrid mit der Bitte aus, dies dem
Kaiser zu melden. Auch die spanische Regierung ließ ihr
Beileid ausdrücken. In Madrid gaben die Behörden
und zahlreiche Privatleute Beweise ihrer innigsten Theil-
nahme. Das englische Auswärtige Amt und die Ad-
miralität drückten dem deutschen Botschafter in London
ihre innigste Theilnahme aus. Im Namen der britischen
Mitielmeerflotte sprach der Admiral Fischer seine warme
Antheilnahme aus. Der italienische Botschafter über-
mittelte das Beileid seiner Regierung. Der Sultan ließ
in den wärmsten Worten durch den kaiserlichen Botschafter
in Konstantinopel dem deutschen Kaiser sein Beileid aus-
drücken. Feiner übermittelte der griechische Gesandte
die Theilnahme seiner Regierung; ebenso sprach der Prä-
sident der Ar gentinijchen Republik seine tief em-
pfundene Antheilnahme aus. Der Staatssekretär des Aus-
wärtigen stattete gestern, laut Nordd. Allg. Ztg., deM
spanischen Botschafter einen Besuch ab, um den Dank
der den tschen Regierung für die erwiesene Theil-
nahme und thätige H>lfe auszudrücken.
Der Kaiser richtete dem Magdeb. Anzeiger zufolge
an den Stadtältesten K retschmann in Magdeburg, den
Vater des ertrunkenen Kommandanten des „Gneisenau^
folgendes Telegramm: „Zu dem großen Verluste, der Sie
und ihre Enkelkind er durch den Tod ihres Sohnes bei deM
Untergang des „Gneisenau" betroffen hat, spreche ich Jhncst
meine herzliche Theilnahme aus. Möge es Ihnen zuw
Trost gereichen, daß Ihr braver Sohn im Dienste des
Vaterlandes sein Leben hingab und daß sein Name fort-
leben wird auf der Ehrentafel der Marine.
Malaga, 18. Dez. Das spanische Kanonenboot
„Nueva Espana" ging gestern von Cadiz zur Hilfeleistung
ab. Der Stoß, d:N der „Gneisenau" beim Ausstößen
auf die Felsen erlitt, war furchtbar. Das Wassel
drang sofort an vielen Stellen ein. Binnen zehn
Minuten sank das Schiff. Es schien gestern früh
auf Felsen festzuliegen. Ein Dampfer des Norddeutschen
Lloyd traf von Gibraltar ein, um von den Resten des
„Gneisenau" so viel wie möglich zu bergen, aber angesichts
des aufgeregten Zustandes des Meeres konnten die Taucher
noch nicht arbeiten. Die Zahl der Verwundeten und Bett
letzten, die im Noihhospital verpflegt werden, beträgt Ibü
Die meisten sind am Kopfe verletzt, viele aber aber auch
an Händen und Füßen. Die Leiche des Komma u'
bauten Kretschmarin wurde gestern Nachmittag an dir
Küste gespült. Die Beisetzung soll heute auf dem cng^
lischen Kirchhof erfolgen. Die Leichen der übrigen tlo^
gekommenen sind bisher nicht geborgen.
Malaga, 17. Dez. Der Kommandant des Gneisenau,
Capitän z. S. Kretschmann, erlitt den Ehrentos
auf seinem Posten. Er lehnte jede Hülfe ab. Als es delU
spanischen Matrosen Angel Fons gelang, an die Corvettr
heranzukommen und ein Tau hinübcrzuwerfen, warf
der Commandant seinen Degen zu. Der Ingenieur des
Schiffes, Prüfer, starb an seiner Seite. Der erste OffiM'
Capitänleutnant Berninghaus, kämpfte eine Stunde lattü
mit den Wellen, an eine Hotzplanke geklammert, bis rk
völlig erschöpft untersank. Seecadett v. Bülow wurde gegeU
die Felsen geschleudert und am Kopf und den Armen vett
letzt, er lehnte indessen ärztlichen Beistand ob-
Ein Offizier wurde mit vieler Mühe in ein Boot gerettet,
aber als er sah, daß ein Kamerad untersank, sprang ^