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Heidelberger Zeitung — 1900 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281-304 (01. Dezember 1900 - 31. Dezember 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37614#0687

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Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Ar. 293.

Erlies Matt.

Samstag, dca 15 Dccemdcr

IW«.

Der ungarische Ministerpräsident Szell über
den Dreibund.
Budapest, 13. Dez. Im Verlaufe der Berathung
über die Indemnitäts-Vorlage erklärt der Minister-
präsident im Abgeordnetenhaus dieAeußerung des
Abgeordneten Gabriel Ugron über den Dreibund, daß
Oesterreich-Ungarn innerhalb des Dreibundes nichts bedeute,
daß es von Deutschland bloß ausgenützt werde und daß
das Bündniß den Interessen der Monarchie nicht entspreche,
für total falsch. Sie stehe auch im eklatanten Wider-
spruch mit allen seit Jahrzenten erfolgten Kundgebungen
Und Willensäußerungen der ungarischen Nation. Ebenso
falsch wie die Behauptung, daß wir von Deutschland aus-
genützt werden, ist die Ansicht Ugrons, daß wir von Deutsch-
lands Gnaden in den Dreibund ausgenommen sind.
Innerhalb des Dreibundes besteht soviel Parität in dem
Sinne, daß jeder Bundesgenosse, soviel Geltung besitzt, als
er Macht in die Wagschale wirft. Die Interessen
Oesterreich-Ungarns und Deutschlands haben
das Bündniß geknüpft. Die Gefühle der Völker
haben es besiegelt. (Beifall rechts.) Es ist nicht voraus-
Susetzen, daß iu absehbarer Zeit ein Jnteressenkonflikt ent-
stehen sollte. Jede andere Kombination, die etwa Ugron
dorschwebt, würde die Stellung der Monarchie in Europa
vermindern. Ein Bruch der Tripel-Allianz würde ein ver-
hängnißvollcr Schritt sein. Auch in Deutschland ist man
Und zwar mit Recht von der Bedeutung und dem Werthe
des Bündnisses durchdrungen. Wenn Ugron behauptet,
l>aß Deutschland in wirthschaftlicher Beziehung
Uiit uns schlecht verfährt, so muß allerdings zugegeben
werden, daß die Lage sich in nicht völlig
Wünschenswerther Weise gestaltet. Deutschland
Vflegt seine Wirtschaftspolitik von seiner allgemeinen
Politik abzusondern, nicht bloß uns, sondern auch andern
Nächten gegenüber. Das ist bedauerlich. Wir müssen
eben bei den Verhandlungen darauf bedacht sein, daß diesem
llebelstande soweit wie möglich abgeholfen werde. Allein
selbst jene Umstände können die große Bedeutung dieser
Allianz nicht in Frage stellen. (Zustimmung rechts.) Ein
weiterer krasser Jrrthum Ugrons besteht darin, daß er be-
hauptet, infolge des Bündnisses mit Deutschland sei
Kewislermaßeii ein Boykott über das anderweitige Kapital,
das französische und englische, verhängt worden. Für jeden
sachkundigen Finanziellen und Industriellen bedarf dieser
jrrthum keiner Widerlegung. (Beifall).

Die Kämpfe in Südafrika.
Wenn auch die eigentliche Feldarmee der Buren ver-
dichtet ist, so ist England doch noch lange nicht Herr des
Burenlandes., Im Kleinkrieg setzen die Buren den Briten
stark zu; vielleicht gelingt es ihnen, damit England so
würbe zu machen, daß es schließlich in Bedingungen
willigt, welche den Burenstaaten eine selbständige Existenz
wssen.
Namentlich ist es de Wet, der den Engländern zu
fassen macht. Nachdem er zwischen dem Oranje- und
dem Caledonfluß, also an der Grenze der englischen Kap-
swonie, verschiedene Haken geschlagen, erst nach Norden,
^nn nach Süden zu entschlüpfen gesucht, überall aber den
Astg verstellt gefunden hat, entrann er schließlich seinen
Verfolgern ohne Verlust von Geschützen über den
oberen Caledon. Nach englischen Berichten würde er
winier wieder scharf verfolgt von General Knox. Von
wrschwdenen Seiten seien Colonnen im Anmarsch, um
womöglich se>ne auf 2000 Mann geschätzte Abtheilung
Anfängen. Nach den bisherigen Erfahrungen dürfte das

den Engländern kaum gelingen. Dieses de Wet'sche Buren-
kommando dicht an der Grenze des englischen Gebietes ist
ein Pfahl im Fleische Englands. Vielleicht gelingt es
de Wet gar noch, in die Kapkolonie einzubrechen.
Während so auf dem südlichsten Theil des von den
Engländern besetzten Burengebicts de Wet den Briten Ab-
bruch thut, haben auf dem nördlichsten Theil, nämlich in
der Gegend von Baberton, die Kommandanten Delarey und
Beyer den Engländern eine starke Schlappe bei-
gebracht.
Generalleutnant Lord Kitchener telegraphirt aus Pre-
toria vom 12. d.: General Clements wurde gestern
bei Tagesanbruch am Mag a l i e s b er g von denBuren-
commandos Delarey und Beyer, insgesammt2500
Monn stark, angegriffen. Der erste Angriff der
Buren wurde abgeschlagen, doch gelang es den Buren
schließlich, den Gipfel des Berges zu nehmen,
welcher von vier Compagnien Northumberland-Füsilieren
vertheidigt war. Die Buren beherrschten somit
das britische Lager und General Clements mußte sich
nach Heckpoort zurückziehen. Er nahm auf einem
Berge mitten im Flußthale Stellung. Der Kampf war
sehr heftig. Ein Oberst und drei Hauptleute wurden
getödt et. Verstärkungen sind sofort aus Pretoria ab-
gegangen. Die Brigade Broadwoods stand im Norden
des Magaliesberges, 7 Meilen westlich von der Stellung
Clements.
Nach privaten Berichten wäre die Schlappe der Eng-
länder noch viel größer, Clement habe sich ergeben
müssen. Offiziell bestätigt ist diese Nachricht noch nicht,
sollte sie wahr sein, so wäre dies für England ein äußerst
unangenehmes Ereigniß. Ein Bericht spricht davon, daß
der größere Theil der britischen Colonne, darunter die
vier Compagnien des Northumberland-Regimcnts, gefangen
genommen worden seien. Auch das schon wäre ein schöner
Erfolg der Buren. _
Dsrrtsches Reich
Hannover, 14. Dcc. Der Kaiser besuchte gestern
Abend das königliche Theater. Heute früh 9 Uhr hörte
er im kgl. Schloß während des Frühstücks Vorträge des
Hannover'schen Männergesangvereins. Nach Beendigung
der Vorträge dankte der Kaiser und erwähnte, er beab-
sichtige wiederum einen Gesangswettstreit zu veran-
stalten, wahrscheinlich auch diesmal in Kassel. Mittags
1 Uhr begab sich der Kaiser mit dem inzwischen eingetroffe-
nen Kronprinzen uach dem Jagdrevier bei Springe. Dort
erlegte der Kaiser 32, der Kronprinz 8 Sauen.
Baden. * Die Herrlichkeit des Herrn v. Göler ist im
Landwirthschaftsrath sehr schnell verblichen; wenn's in der
Politik ebenso rasch geht, dann werden sich die Konservativen
bald nach einem neuen Fahnenträger umzusehen haben.
Wer activ in der Politik thätig ist, der muß gute Nerven
besitzen und einen Zusammenstoß ohne Schaden zu nehmen
aushalten können. Herr v. Güter, der sich auch in liberalen
Kreisen durch seine Wirksamkeit in der Ersten Kammer
manche Sympathie erworben hat im Gegensatz zu der bis-
herigen Führerschaft der konservativen Partei, besitzt an-
scheineno nicht das Maß von Unempfindlichkeit, das heute
ein Parteiführer haben oder wenigstens zeigen muß, wenn
er seinen Posten behaupten will. Trotzdem Geh. Rath
Schenkel ihn sachlich und persönlich auf's nachdrücklichste
unterstützte, hat er die Flinte ins Korn geworfen und ist
aus dem Landwirthschaftsrath ausgetreten. Daß die Sache
auch ihre politische Bedeutung hat, ist klar: Herr v. Göler
ist derjenige Politiker, der die conservakive Partei mit dem
Hebel der Wahlrechtsfrage zu ungeahnter Höbe hinauf-

bringen sollte. Seine Kraft sollte in den Konservativen
lebendig werden und sie zu einem Halt und einer starken
Stütze machen; nun aber hat er selbst, obgleich sorglichst
gestützt, sich beim ersten verhältnißmäßig geringfügigen
Anlaß als hinfällig erwiesen. Die Schlüsse, die sich da-
raus für seine etwaigen Leistungen auf einem größeren
Kampfplatz, in der Arena, wo die Kämpfe der politischen
Parteien stattfinden, ergeben, kann sich Jeder leicht selbst
ziehen. Sie bleiben in Geltung, auch wenn Herr v. Göler
sich durch freundlichen Zuspruch bewegen lassen sollte, seine
Austrittserklärung zurückzuziehen.

Mus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben an
Stelle des zum Landeskommissär für die Kreise Freiburg, Offen-
burg und Lörrach- ernannten Geheimen Oberregierungsraths
Föhrenbach, den Landeskommissär für die Kreise Karlsruhe
und Baden, Geheimen Oberregierungsrath Otto Braun zum
Mitglied des Kompetenzgerichtshofs und nach erfolgtem Ein-
verständniß mit dem Erzbischöflichen Ordinariat den Steuer-
kommissär Heinrich Kirchgäßner in Waldstück unter Ver-
leihung des Titels „Kirchensteuerinspcktor" zum Vorstand der
allgemeinen katholischen Kirchensteuerkasse ernannt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
den Amtsvorstand Geheimen Regierungsrath August Brecht in
Schwetzingen zum Vorsitzenden des Schiedsgerichts für Arbeiter-
versicherung in Mannheim und den Oberamtmann Karl Rein-
hard in Baden zum Vorsitzenden des Schiedsgerichts für
Arbeiterversicherung in Freiburg ernannt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben in
gleicher Eigenschaft versetzt: den Amtsvorstand Oberamtmann
Karl Meyer in Bonndorf nach Wolfach, den Amtsvorstand
Oberamtmann August Wendt in Buchen nach Schwetzingen,
den Amtsvorstand Oberamtmann Otto Flad in Wolfach nach
Donaueschingen ; ernannt: den Amtmann Dr. Julius Hold er er
in Heidelberg zum Oberanumann mit deck Bezügen eines Amts-
vorstands, den Amtmann Dr. Hermann Kiefer in Breisach
zum Oberamtmann und Amtsvorstand, den Amtmann Oskar
Schäfer in Mannheim und den Amtmann Dr. Peter Gülich,
Hülfsarbeiter im Ministerium des Innern, zu Oberamtmännern
mit den Bezügen von Amtsvorständen; ferner in gleicher Eigen-
schaft versetzt: den Amtmann Dr. Otto Seidenadel in
Karlsruhe nach Buchen, den Amtmann Dr. Karl Baur in
Heidelberg nach Bonndorf, den Amtmann Friedrich Heß in
Waldshui nach Heidelberg und den Amtmann Max vonGulat-
Wellenburg in Konstanz nach Freiburg; unter Ernennung
zu Amtmännern als Beamte beigegeben: den Sekretär des Obcr-
scbulraths Max Zöller dem Bezirksamts Mannheim, den
Referendär Dr. Martin Hart mann von Ladenburg dem
Bezirksamts Karlsruhe, den Referendär Karl Zerrenner von
Pforzheim dem Bezirksamts Konstanz, den Referendär Dr.
August Pfützner von Karlsruhe dem Bezirksamts Waldshut
und den Referendär Max H e ß von Karlsruhe dem Bezirksamts
Baden.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben den
Referendär Alfred Tritscheler von Karlsruhe unter Ver-
leihung des Titels als „Amtmann" zum Sekretär der Ober-
direktion des Wasser- und Straßenbaues ernannt.
— Revident Karl Münchbach bet der Landesversicherungs-
anstalt Baden wurde zum Revisor ernannt. Registraturassistent
Martin Kay her beim Großh. Verwaltungshof wurde seinem
Ansuchen entsprechend unter Anerkennung seiner langjährigen,
treuen Dienste in den Ruhestand versetzt.
— Stationsverwalter Heinrich Reber in Ottersweier wurde
unter Ernennung zum Betriebssekretär zur Centralverwaltung
versetzt. Stationsverwaltsr Theodor Krümmel in Unter-
grombach wurde unter Ernennung zum Betriebssekretär zur
Centralverwaltung und Stationsverwalter Christian Dittes in
Eubigheim nach Untergrombach versetzt.
Ausland.
Holland. Haag, 14. Dec. Königin Wilhelms na
lud heute den Präsidenten Krüger und Dr. Leyds zum
Essen im kleinen Kreise ein, das im Palais stattfand. —
Der Centralausschuß der niederländis chen Friedens-
liga richtete eine Adresse an die Königin, in der der
Wunsch ausgesprochen wird, die niederländische Regierung
möge die Initiative ergreifen, daß die Mächte, in Ueber-
einstimmung mit den Beschlüssen der Friedenskonferenz,

Sein Sieg.
Novellctte von Marie Prigge-Brook.
^ (Fortsetzung.)
y Beglückt eckte er in den Freundeskreis und wurde jubelnd
i>os ""wnien. Endlich» endlich hatte einer der ihrigen gesiegt,
Glück würde auch zu ihnen kommen! Der Jugend gehört
s-WnniUch die Zukunft. Schnell gelang es dem jungen Autor,
Erstlingswerk unterzubringen. Im Leisinatheater ging
öurn ersten Mal über die Bretter, die die Welt bedeuten,
sjj^ufaihmend stand Hugo Hertel in seinem Dachstübchen
hü und sah sich um. Der Kontrast zwischen hier und dort,
er den Lorbeerkranz errungen, berührte ihn fast peinlich,
h./i mußte er, fort aus dieser Region der Dürftigkeit und
Hu), Mangels, sich ausschwingen in die Sphäre des holden
N."dchens, dessen Blick und Lächeln ihn nicht verlassen wollte,
o er sie jemals wiedersah?
Von diesem Zeitpunkte ab ward Hugo Hertel ein anderer
^ensch. Stück erntete Lob und Tadel, je nachdem.
lunge Welt erhob den neuentdeckten Dichter auf ihren
txAlld und nannte ihn einen Bahnbrecher, der noch von sich
z ", machen werde. Die älteren Leute schüttelten den Kops
Ark wollten nichts, aber auch gar Nickis in seiner
finden, als eine beispiellose Kühnheit; bei ernster
st^it und größerer Reife könne vielleicht, vielleicht noch
aus ihm werden, wenn ihn sein allzu früh errungener
uhm nicht blende.
fick, Mhänger lachten der Kritik, er selbst kümmerte
Pcht um sie. Seine Tage waren reichlich ausgefüllr durch
ichJblligkeit aller Art, denn der schöne junge Dichter mit den
hgI?orinerischen Augen war in die Mode gekommen. Allent-
>hm "ff^ten stch 'dm Thüren, die sonst verschlossen, lachten
hg„,Vugen. die ehemals keinen Blick für ihn gehabt. Zu den
No er am meisten und liebsten besuchte, gehörte das
'Bankiers Reichardt, der ein großer Kunstliebhaber war.

Bei ihm gingen Maler, Musiker und Schriftsteller aus und
ein, selbst die Jünger Thalia« fanden freundliche Aufnahme,
sofern sie nur zu den Berufensten sich rechnen durften.
Dort war es, wo Hertet das junge Mädchen w'.edersand,
dessen erster Anblick im Theater sich tief ln sein Herz eirige-
vräat. Sie hieß Hertha Baumann und war die Nichte des
Reichardl'scken Paares.
Auch Hertha freute sich, den jungen Autor wiederzusti'den,
dessen stattliche Gestalt, das feingeschnittene Gesicht, ,n Ver-
bindung mit seinen unergründlich tiefen Augen sie ebenio b °
geisterten, wie sein berühmtes Werk. Bald fanden sich . ihre
Herzen und es machte sich wie von selbst, daß sie sich reden
Donnerstag an dem jonr kixs bei Rcichardt's trafen. An
einem holden Frühlingsadend entrang sich das Geständnis;
der Liebe, die sein ganzes Herz erfaßt, den Lippen des
Mannes, zagend, bang. Doch die Geliebte kam ihm aus
halbem Wege entgegen. Ihr Antlitz glühte, die Augen schim-
merten feucht, mit einem Jubelruf warf sie sich in seine
Arme.
Der Vater des jungen Mädchens war von ihrer Wahl
nicht sehr erbaut, der reiche Hausbesitzer hatte für sein ein-
ziges Kind an eine andere Partie gedacht. Doch Hertha ver-
stand den Vater wohl zu nehmen, sie setzte ihren Willen
durch und nach kurzer Zeit war Hugo Hertel der Bräutigam
der Heißgeliebten. Die Hochzeit ließ nicht lange aus Nch
warten. Die jungen Galten zogen nach kurzer Reisezeit in
das behagliche Nest, welches der schwiegerväterliche Reichthum
dem jungen Künstler zurecht gemacht.
Hertha war überglücklich im ungestörten Besitz ihres be-
rühmten Mannes und that sich aus seinen jungen Ruhm
nicht wenig zu gute.
Wie ireute sie sich aus den Winter, der die Ausführung
des beliebten Stückes, dem er den Namen dankte, bringen
würde. Der Winter kam, doch Hugos Stück erschien nicht
mehr. In Hamburg, Wien und and<rn großen Städten hatte
man die Aufführung abgelehnt; das Lessingtheater brachte
andere neuere Werke, Hertels Wert hatte seine Schul

digkeit gethon, sich für eine Saison als Zugstück erwiesen,
mehr wollte man nicht von ihm, seine Zeit war um.
Zuerst zeigte die junge» etwas eitle Frau sich enttäuscht,
dann unzufrieden.
„Schreib doch ein neues Stück," bat sie ihren Mann.
„Papa, der Onkel, alle Bekannten erwarten es und fragen
bei mir an. Thue mir doch den Gefallen."
Hugo wich einer direkten Antwort aus und furchte seine
Stirn. Ein neues Stück schreiben, als ob das ihm so leicht
würde. Vergebens zermarterte er sein Gehirn, um einen
Stoff zu finden, es fiel ihm nichts, aber auch gar nichts
mehr ein. War er im tiefsten Innern schon mrt dem ersten
Werk nicht recht zufrieden, das ihm doch einen, wenn auch
nur zu vergänglichen Erfolg gebracht, wie würde es ihm jetzt
ergehen, wo er über keinen, auch nicht den kleinsten Einfall
mehr gebot, wo sein Hirn ihm ausgepumpt erschien.
„Ich muß hinaus, die Freunde wtederiehen," sprach er er-
munternd zu sich selbst. „Bei ihnen wird's leichter sein, dort
kamen mir schon früher die besten, fruchtbarsten Gebanken."
Er ging. Sein junges Weib hielt ihn nicht zurück. Mochte
ihr lieber Hugo alles thun, sie tagelang allein lassen, wenn
er nur wieder ein neues Stück schrieb. Alle warteten darauf,
sie selbst war schon ungeduldig geworden.
Im Cafö empfing man den Wiedergekehrten mit Halloh.
Man wollte wissen, ob er für seine alten Freunde etwa zu
stolz geworden und freute sich seiner energischen Verneigung.
Ein fideler Abend wurde in Szene gesetzt, Champagner floß
>n Strömen, der reich gewordene Genosse konnte sich nicht
tuwpen lassen. Spät taumelte Hugo heim. Als er am
nächsten Morgen erwachte, hatte er einen wüsten Kopf und
weniger Ideen denn je. Neugierig empfing rhu seine Frau-
(Schluß folgt.)

Unsere heutige Nummer besteht aus 3 Blättern mit zusammen 12 Seiten und_den Familienblättern.
 
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