» Erscheint täglich,
sonntags ausgenommen. :
^VreiS
Familienblättern
. .monatlich 50 Pf.
- trei in's Haus gebracht.
Vur-H die Post bezogen
, VNteljährl. 1.25 Mk.
'us,chstevlich Zustellgebühr.
^nsprech-Anschluß Nr. 82.
S!r. 228.
JnsertümSgebühr
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzetle oder derm Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeiyeu bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäule«.
Fernsprech-Anschlutz Nr. 83
Montag, den 1. Oktober
wo«.
Bestellungen
^ die Heidelberger Zeitung für das IV. Vierteljahr
Werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agenten
den Trägern in der Stadt, sowie in der Expedition
untere Neckarstr. 21, fortwährend angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen Mk. 1.25 vierteljährlich
Zustellgebühr Mk. 1.65.
Die Vorgänge in China.
Die englische Antwort auf die deutsche Note
>' in Berlin noch immer nicht eingetroffen. Das stimmt
der Auslassung der Times, wonach es Salisbury
^mit nicht pressire. In den Antworten der anderen
-Rächte sind eigentliche Vorbehalte nicht gemacht, sondern
^ werden Gutachten über beste Mittel zur Ausführung
.^allseitig anerkannten Prinzips gegeben. In
°'ejeui Sinne seien besonders von russischer Seite An
sgungen in bestimmter Form ausgegangen. Wie man sich
^se ungefähr vorzustellen hat, das ergibt sich aus einer
Erster Depesche der Morning Post, worin cs heißt, daß
^Verständigung über ein Programm für die
A'Uefischen Angelegenheiten zwischen Frankreich,
/"utschland und Rußland nahezu ab
schlossen sei und in einigen Tagen den übrigen
Achten unterbreitet werde. Vorläufig könne nur gesagt
"den, daß eine allseitige sofortige Annahme erwartet
"de. Das Vorgehen werde nicht ganz so scharf sein,
>.e ursprünglich von deutscher Seite vorgeschlagen werde.
^ Gerechtigkeit werde infolge des russischen Ein-
iges durch Milde gemäßigt werden.
. Wie bekannt, hat die theilweise Besitzergreifung
" Mandschurei durch die Russen überall sehr be-
ruhigt, da mit derselben das Signal zur Auftheilung
^dina's gegeben wäre. Nun scheint es, daß die russische
^'Plomatie eine Erwerbung mandschurischer Grenzhezirke
u Abrede stellt und deren Besetzung wie die Ueber-
j^hine der Verwaltung als eine nur zeitweise in den
^gerischen Vorgängen begründete Maßregel betrachtet,
stflhr bezeichnend ist es in dieser Beziehung, daß der amt-
'che russische Regierungsbote von den Einverleibungs-
Kündigungen keine Notiz genommen hat, daß also eine
Miche Billigung seitens der allein maßgebenden Central-
^.örde nicht erfolgt ist. Ob die Mächte sich mit dieser
^schwichtigung zufrieden geben werden, muß dahin gestellt
'"den, man weiß ja, wie eine solche „zeitweise" Besetzung
°ü enden pflegt, nämlich gar nicht.
. Die Vorgänge in China s e l b st sind noch weniger durch-
Mig, als die diplomatischen Verhandlungen der Mächte.
Nachrichten Darüber widersprechen sich vielfach, so daß
zu einer klaren Anschauung nicht kommt. Ein Tele-
^ainm der New.Aork Times aus Washington besagt,
^»n der Einspruch der Vereinigten Staaten gegen die
^Nennung des Prinzen Tuan zum Präsidenten des
Tt
^llung
flatsrathes unberücksichtigt bleibe und Tuan in dieser
m werde, so würden die Vereinigten
«aten es ablehnen, mit China in Verhand-
ln gen zu treten, es sei denn, daß Garantie dafür ge-
^°en werde, daß das Verhalten der chinesischen Friedens-
^erhändler nicht der Censur des Kaisers unterliegen solle.
^ Nach einem Telegramm des amerikanischen Konsuls in
Shanghai hätten der Kaiser und die Kaiserin ein Edikt
^ssen, das die Minister scharf verurtheilt, weil sie die
ermuthigten- Vier Prinzen seien angeblich degradirt
l°tden. und dem Prinzen Tuan seine Bezüge sowie
^offizielle Dienerschaft entzogen. Er solle vor
Spätherbsttage.
Novelle von R. Busch.
(Nachdruck verboten.)
j>i Sch waren die letzten von allen Fremden, die der Sommer
Jahr in das kleine Ostieebad aut der Insel Rügen
Fracht hatte. Der alte Professor war freilich dort Slamm-
Und schon manchmal bis Ende Oktober geblieben, aber
„o Leute im Dorfe wunderten sich doch, was die anderen
immer hier wollten: die freundliche, alte Frau
ii»"UNierzienrath, ihr vergnügter Sohn, dem man den Leut-
zW von weitem ansah, obgleich er Zivil trug, und das
Ule, blonde Fräulein, das in der Kurliste als „Gesell-
"chrin" angegeben war.
gx- ^ls sie ankamen, noch in der von allen Reisenden so
^?rchchten Zeit der „Berliner Ferien", war es ein ganz
5x°"es Leben hier gewesen. Lustig wehten die Wimpel auf
eleganten Villen und Hotels am Strandwege, und davor
j^' dem sanft abfallenden weichen, sandigen Strande trieben
K geschäftigen Müßiggänge bunt und lustig die Badegäste ihr
tz?ien. Aber auch landein, an der einzigen, langgestreckten
glotze des Fischerdorfes hatte jedes Haus seine Sommer-
Es war fast ein Wunder, wo die eingeborenen mit
jy " Schaar von blonden, schmutzigen Kindern noch Raum
tz" Leben und Schlafen fanden! — — Aber als der
dj^tember dies Jahr herbstkalt und naß einsetzte, da hatten
ly. nremden einer nach dem andern das Felo geräumt, und
stzgwam waren die rechtmäßigen Eigentümer wieder in ihre
stg, "zimmer eingerückt, batten die gehäkelten Deckchen, die
Vm rothgestretften Marquisen und die winzigkleinen
tzMn Teppiche weggepackt und sich dann mit dem üblichen
» n über „den schlechten Sommer" bequem und faul für
^Winter zurechtgesetzt.
hatten sie denn nun Zeit genug, sich zu wundern,
den kaiserlichen Staatsgerichrshof gebracht werden. Dar-
nach also würden sich die Kaiserin und der Kaiser von
der Boxerbewegung lossagen, während fast gleichzeitige
Meldungen von der Ehrung der Boxerführer berichtet
haben. Was ist die Wahrheit? Sollte wirklich Prinz
Tuan degradirt worden sein, so wäre das ohne Zweifel
ein bedeutender Schritt zur Verständigung Chinas mit den
Mächten. Die den Ausländern freundlich gesinnten Vize-
könige der südlichen Provinzen Liukunjt, Tschangtschitung
und Juanschikai haben in einer an den Thron gerichteten
Denkschrift gegen den Prinzen Tuan und die Generäle
Kuangji und Tungfuhfiang schwere Anklagen erhoben.
Vielleicht hat das zur Degradirung des Prinzen mitge-
holsen. Tungfuhfiang hat noch immer den Oberbefehl
über die chinesischen Truppen.
Eine von der amerikanischen Gesandtschaft in Peking
stammende, vom 22. September datirte Depesche besagt,
im Besitze von Boxern sei eine Subskriptionsliste
gesunden worden, worauf dreimal Beiträge auf den Namen
des Prinzen Ts ch ing, des angeblich fremdenfreundlichen
Friedensunterhändlers, eingetragen seien.
Li-Hung-Tschang ist von Tientsin nach Peking
weitergereist. Vorher hat er versucht, die Mächte möglichst
hintereinander zu bringen und namentlich Deutschland und
Rußland mit einander zu veruneinigen. So erzählte er
einem angesehenen Mitglied der englischen Kolonie in
Tientsin, Admiral Alexejews Grund für die Reise nach
Port Arthur sei der Wunsch gewesen, eine Begegnung
mit dem Feldmarschall Graf Waldersee zu
vermeiden. Auf seinen, Lis, Rath hätten die Chinesen
Lutai geräumt, die Russen dagegen versprochen, nicht näher
als acht Kilometer an Tangschang (Eisenbahnstation auf
halber Strecke zwischen Tongku und Schanhaikwan) anzu-
rücken. Die dortigen Gruben seien der Deutschen Bank
verpfändet. Falls die Russen Tangschang besetzten, könnten
deutsch-russische Verwicklungen erfolgen. Die
dortigen englischen Bahnbauten seien zerstört. Li sei be-
müht, die englisch-russischen Interessen zu versöhnen; er lehne
sich nur an Rußland an, weil Englands Unterstützung ihm
früher gefehlt habe und außerdem die Störung der eng-
lischen Eisenbahnarbeiten zur Folge habe u. s. w. —Hoffent-
lich bleiben die Bemühungen Li-Hung-Tschangs, chinesisches
Unkraut unter den Weizen der Mächte zu säen, ohne Erfolg.
Die Zunahme der Konkurse.
Die schon im ersten Vierteljahr dieses Jahres beobachtete
Vermehrung der cröffneten Konkursverfahren tritt
im zweiten Vierteljahr noch stärker zutage und stieg im
Vergleich zu dem entsprechenden Zeitraum des Vorjahres
von 1980 auf 2145. Diese Erscheinung ist, wie die Köln.
Ztg. hervorhebt, namentlich deßhalb bemerkenswerth, weil
die rückläufige Bewegung der wirthschaftlichen Konjunktur
eben erst sich bemerkbar machte und weil erfahrungsgemäß
in dem zweiten und dritten Vierteljahr die Häufigkeit der
Konkurseröffnung geringer zu sein pflegt. §Daß darin
ein Kennzeichen für den Stand der wirthschaftlichen
Verhältnisse zu erblicken ist, wird sich auch dann
nicht leugnen lassen, wenn man sich von aller wirtschaft-
lichen Schwarzmalerei freihält und es als vornehmste
Pflicht der Presse betrachtet, in einer Zeit allgemeiner fast
nervöser Aufregung und Beunruhigung beschwichtigend zu
wirken. Die große Zahl der Konkursfälle, im Verhältniß
zu der Konkurshäufigkeit in andern Ländern eine viel zu
große Zahl, ist vor allem auf den Zustand des deutschen
Rechts zurückzuführen. Leider kennt die deutsche
Gesetzgebung nicht das unter Leitung des R-chters vor
sich gehende Liquidationsverfahren, bei welchem
ohne Konkurseröffnung die gleichen Ergebnisse er-
zielt werden wie im Konkursverfahren selbst. Die
wohlthätigen Wirkungen dieser Einrichtung werden in
Frankreich und Belgien sehr geschätzt, wo die Konkursfälle
sich in auffälligem Maße minderten, die Gläubiger weit
rascher befriedigt wurden und ungeheure Verluste erspart
werden konnten, die mit dem Konku rsverfahrcn stets ver-
bunden sind. Es hat auch bei uns nicht an Anregungen
gefehlt, um die Reichsgesetzgebung zu veranlassen, in
Deutschland ein ähnliches Verfahren einzuführen. Die
rheinischen Handelskammern sind wiederholt zu diesem
Zweck vorstellig geworden, bisher aber ohne Erfolg. Wenn,
was wahrscheinlich ist, die deutsche Konkursstatistik sich
auch innerhalb des Restes dieses Jahres in aufsteigender
Linie bewegen wird, so dürfte man doch vielleicht zu der
Ueberzeugung kommen, daß es im wirthschaftlichen Interesse
sehr wohlgethan wäre, wenn durch ein solches Ver-
fahren in vorbeugender Weise auf die Konkurseröffnung
eingewirkt würde.
Deutsches Reich.
— Der deutsche Kaiser verlieh dem Höchst«
kommandirenden der an dem Kampfe bei Taku und
Tientsin betheiligt gewesenen internationalen Truppen-
detachements, dem russischen Generalmajor Stössel,
den Rothen Adlerorden zweiter Klasse mit Stern und
Schwertern. Bemerkenswerth ist die verhältnißmäßig große
Zahl deutscher Namen unter den russischen Offizieren in
China. So kommandiren in der Mandschurei u. A. die
Generäle Rennenkamp und Fleischer. Auch ziemlich viel
deutschsprechende Soldaten aus Südrußland befinden sich
unter den russischen Kämpfern in China.
— Das erste Transportschiff mit den Verstär-
kungen für das ostasiatische Expeditions-
korps, die „Palatia", hat bereits Colombo auf Ceylon
erreicht und die übrigen sieben Tran sportdampfer folgen in
kurzen Abständen, sodaß sie in den nächsten Tagen in das
chinesische Meer einlaufen werden. Bisher sind unsere
Truppentransporte zur See seitens der chinesischen Kriegs-
schiffe unbehelligt geblieben, was sich aber vielleicht ändern
kann, nachdem die bisher in Shanghai stationirten chinesi-
schen Kriegsfahrzeuge den Hafen verlassen und sich auf
das offene Meer begeben haben. Ueber ihren Verbleib ist
augenblicklich nichts Näheres bekannt geworden, und wenn
es sich auch nur um Schiffe älterer Bauart handelt, so
können sie doch den wehrlosen Transportschiffen recht un-
bequem, selbst gefährlich werden. Die Zahl dieser chine-
sischen Schiffe wird auf 15 angegeben, unter denen sich
außer einem Panzerschiff und einem Kreuzer sechs
schwimmende Batterieen und vier Kanonenboote befinden,
zu denen noch drei weitere Transportschiffe hinzutreten.
Mit diesen sechs schwimmenden Batterien scheinen die in
der Jangse-Mündung stationirten Torpedoboote gemeint zu
ein, die mit den kleinen ungeschützten Kreuzern „Kai Tschi"
und „Pao Min" die Nangyaug-Flotte bilden.
— Ueber die Ausreise der Truppen-Transport-
dampfer nach China liegen folgende letzte Meldungen vor:
Straßburg (N.D. Lloyd) 25. Sept. in Taku.
Darmstadt (N.D. Lloyd) 27. Sept. in Singapore.
— Der Kommandeur der Schutztruppe in Kamerun
will die Bildung einer berittenen Abtheilung versuchen.
Die Häuptlinge in Adamaua wie in den Haussaländern
haben sämmtlich berittene Truppen. Mann und Pferd
ind gepanzert. Das Mittelalter in militärischer Be-
ziehung hat sich somit zu den Negern in Wcstafrika ge-
flüchtet
„warum Bartels für die paar Fremden noch offen hielt."
Es war überhaupt ein Pfiffikus, dieser Bartels, er hatte vor
zwanzig Jahren im Dorse begriffen, daß die Fremden hier
Seeluft haben wollten und nicht die üblichen Dorsgerüche.
So batte er denn sein „Strandhotel" an die Düne gebaut,
da, wo die Dorfstraße am Strande auslief. Er hatte sein
Glück gemacht und seine Gäste blieben ihm treu, auch als
neben seinem Hauie auf dem neuen festen Strandwege eine
Reihe moderner Villen und Hotels erbaut worden war.
Aber so elegant und überfüllt die auch in der Hauptsaison
gethan hatten, jetzt war ihnen Bartels doch überlegen. Mit
verhangenen Fenstern und zugenagelten Veranden, auf den
hurten Winter an der See gerüstet, starrten sie wie im Winter-
schlafe hinaus auf die Ostsee.
Und die Ostsee, die launische, tückische, die in der
Saison die Badegäste empört hatte durch ihre charakterlose
Glätte und Sanstmuth, warf jetzt bei frischem Seewinde
weißköpfige, blaue Wellen an den Strand und tanzte vor
Lust unter dem klarblauen Himmel dieser Spätherbsttage.
„Nu wird das man gerade schön hier, Frau Kommerzien-
rath," sagte Bartels. Er stand an der breiten Flüaelkhür,
die aus seinem Speisesaale auf die seewärts gelegene Veranda
führte, und sah vergnügt hinaus auf das blitzende, blaue
Wasser, denn er hatte soeben gut und reichlich mit seinen
Gästen zu Mittag gespeist- So phisosophirte er denn behag-
lich weiter: „Das ist denn nun jedes Jahr so hier. Wenn
die Fremden kommen, dann ist das nichts mit die Wellen,
und wenn die Wellen kommen, dann ist das nichts mehr mit
die Fremden."
„Na, vorerst freuen wir uns noch daran," sagte die alte
Dame, die in schwarzem Seidenkleide, mit Spitzenbut und
Mantille recht rundlich und freundlich anzusehen, auf der
Verandabank saß. Eigentlich war sie ja gar nicht so alt.
Unter den weißen Haaren und den seinen Stirnrunzeln
leuchteten ein paar ganz jung gebliebene braune Augen, und
ihre Stimme klang fest und frisch, warm gefärbt von ein
wenig rheinischem Dialekt.
„Wir sollten längst abgereist sein," fuhr sic freundlich fort.
„Aber ich denke immer, diese frische Seeluft thut meinem
Sohn noch gut vor dem langen Winter. Nachher in Berlin
im Dienst ist er doch gleich wieder unvernünftig. Aber wir
denken nun doch stark an die Abreise, Herr Bartels. Schade,
diese Oktobertage hier sind köstlich still und schön! Und in
Ihren bunten Herbstwald habe ich mich geradezu verliebt.
Der Professor bat mir im letzten Winter nicht zu viel davon
versprochen."
„Ja, unsere Buchen," sagte Bartels stolz. „See, die giebt
es wohl überall hier herum genug, aber den Wald, den haben
wir man ganz alleine so schön!"
„Ja, Herr Bartes, ich bin auch für den Wald! Seh'n
Sie mal, das viele Herumliegen am Strande und Herum-
waten im Sande ist nichts mehr für uns alten Leute,
das überlassen wir gern den jungen. Der Professor und ich,
wir sind für die prächtigen, bequemen Wege oben durch
Ihren Wald — gleich wollen wir auch wieder miteinander
wandern-
„Bist Du fertig, mein Junge? Aber bitte, knöpf
den Paletot zu, was Hilst alle Seeluft und der lange
Urlaub, wenn Du Dir zum Schluß noch eine neue Erkäl-
tung holst?"
Der Leutnant war langsam aus dem Speisesaal ge-
kommen und lehnte sich nun an die Brüstung der Veranda.
Mit einem schweren Seufzer knöpfte er den Paletot zu, der
eng und elegant um seine überschlanke, geschmeidige Gestalt
schloß. Dann sab er die Mutter an mit den hübschen,
braunen Augen, die er von ihr geerbt hatte und die so
recht keck und lustig in seinem jungen, gebräunten Gesichte
standen:
,O, Mutti, wann gewöhnst Du Dir das Sorgen ab: In
acht Tagen bin ich wieder beim Regiment, da hören all die
Umstände auf."
„Ich fürchte mich auch genug davor, mein Junge."
„Ach Mutter, ich bin gesund wie nie und muß nun wirk-
lich aus Deiner Verwöhnerei heraus! So lange hätschelst
sonntags ausgenommen. :
^VreiS
Familienblättern
. .monatlich 50 Pf.
- trei in's Haus gebracht.
Vur-H die Post bezogen
, VNteljährl. 1.25 Mk.
'us,chstevlich Zustellgebühr.
^nsprech-Anschluß Nr. 82.
S!r. 228.
JnsertümSgebühr
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzetle oder derm Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeiyeu bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäule«.
Fernsprech-Anschlutz Nr. 83
Montag, den 1. Oktober
wo«.
Bestellungen
^ die Heidelberger Zeitung für das IV. Vierteljahr
Werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agenten
den Trägern in der Stadt, sowie in der Expedition
untere Neckarstr. 21, fortwährend angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen Mk. 1.25 vierteljährlich
Zustellgebühr Mk. 1.65.
Die Vorgänge in China.
Die englische Antwort auf die deutsche Note
>' in Berlin noch immer nicht eingetroffen. Das stimmt
der Auslassung der Times, wonach es Salisbury
^mit nicht pressire. In den Antworten der anderen
-Rächte sind eigentliche Vorbehalte nicht gemacht, sondern
^ werden Gutachten über beste Mittel zur Ausführung
.^allseitig anerkannten Prinzips gegeben. In
°'ejeui Sinne seien besonders von russischer Seite An
sgungen in bestimmter Form ausgegangen. Wie man sich
^se ungefähr vorzustellen hat, das ergibt sich aus einer
Erster Depesche der Morning Post, worin cs heißt, daß
^Verständigung über ein Programm für die
A'Uefischen Angelegenheiten zwischen Frankreich,
/"utschland und Rußland nahezu ab
schlossen sei und in einigen Tagen den übrigen
Achten unterbreitet werde. Vorläufig könne nur gesagt
"den, daß eine allseitige sofortige Annahme erwartet
"de. Das Vorgehen werde nicht ganz so scharf sein,
>.e ursprünglich von deutscher Seite vorgeschlagen werde.
^ Gerechtigkeit werde infolge des russischen Ein-
iges durch Milde gemäßigt werden.
. Wie bekannt, hat die theilweise Besitzergreifung
" Mandschurei durch die Russen überall sehr be-
ruhigt, da mit derselben das Signal zur Auftheilung
^dina's gegeben wäre. Nun scheint es, daß die russische
^'Plomatie eine Erwerbung mandschurischer Grenzhezirke
u Abrede stellt und deren Besetzung wie die Ueber-
j^hine der Verwaltung als eine nur zeitweise in den
^gerischen Vorgängen begründete Maßregel betrachtet,
stflhr bezeichnend ist es in dieser Beziehung, daß der amt-
'che russische Regierungsbote von den Einverleibungs-
Kündigungen keine Notiz genommen hat, daß also eine
Miche Billigung seitens der allein maßgebenden Central-
^.örde nicht erfolgt ist. Ob die Mächte sich mit dieser
^schwichtigung zufrieden geben werden, muß dahin gestellt
'"den, man weiß ja, wie eine solche „zeitweise" Besetzung
°ü enden pflegt, nämlich gar nicht.
. Die Vorgänge in China s e l b st sind noch weniger durch-
Mig, als die diplomatischen Verhandlungen der Mächte.
Nachrichten Darüber widersprechen sich vielfach, so daß
zu einer klaren Anschauung nicht kommt. Ein Tele-
^ainm der New.Aork Times aus Washington besagt,
^»n der Einspruch der Vereinigten Staaten gegen die
^Nennung des Prinzen Tuan zum Präsidenten des
Tt
^llung
flatsrathes unberücksichtigt bleibe und Tuan in dieser
m werde, so würden die Vereinigten
«aten es ablehnen, mit China in Verhand-
ln gen zu treten, es sei denn, daß Garantie dafür ge-
^°en werde, daß das Verhalten der chinesischen Friedens-
^erhändler nicht der Censur des Kaisers unterliegen solle.
^ Nach einem Telegramm des amerikanischen Konsuls in
Shanghai hätten der Kaiser und die Kaiserin ein Edikt
^ssen, das die Minister scharf verurtheilt, weil sie die
ermuthigten- Vier Prinzen seien angeblich degradirt
l°tden. und dem Prinzen Tuan seine Bezüge sowie
^offizielle Dienerschaft entzogen. Er solle vor
Spätherbsttage.
Novelle von R. Busch.
(Nachdruck verboten.)
j>i Sch waren die letzten von allen Fremden, die der Sommer
Jahr in das kleine Ostieebad aut der Insel Rügen
Fracht hatte. Der alte Professor war freilich dort Slamm-
Und schon manchmal bis Ende Oktober geblieben, aber
„o Leute im Dorfe wunderten sich doch, was die anderen
immer hier wollten: die freundliche, alte Frau
ii»"UNierzienrath, ihr vergnügter Sohn, dem man den Leut-
zW von weitem ansah, obgleich er Zivil trug, und das
Ule, blonde Fräulein, das in der Kurliste als „Gesell-
"chrin" angegeben war.
gx- ^ls sie ankamen, noch in der von allen Reisenden so
^?rchchten Zeit der „Berliner Ferien", war es ein ganz
5x°"es Leben hier gewesen. Lustig wehten die Wimpel auf
eleganten Villen und Hotels am Strandwege, und davor
j^' dem sanft abfallenden weichen, sandigen Strande trieben
K geschäftigen Müßiggänge bunt und lustig die Badegäste ihr
tz?ien. Aber auch landein, an der einzigen, langgestreckten
glotze des Fischerdorfes hatte jedes Haus seine Sommer-
Es war fast ein Wunder, wo die eingeborenen mit
jy " Schaar von blonden, schmutzigen Kindern noch Raum
tz" Leben und Schlafen fanden! — — Aber als der
dj^tember dies Jahr herbstkalt und naß einsetzte, da hatten
ly. nremden einer nach dem andern das Felo geräumt, und
stzgwam waren die rechtmäßigen Eigentümer wieder in ihre
stg, "zimmer eingerückt, batten die gehäkelten Deckchen, die
Vm rothgestretften Marquisen und die winzigkleinen
tzMn Teppiche weggepackt und sich dann mit dem üblichen
» n über „den schlechten Sommer" bequem und faul für
^Winter zurechtgesetzt.
hatten sie denn nun Zeit genug, sich zu wundern,
den kaiserlichen Staatsgerichrshof gebracht werden. Dar-
nach also würden sich die Kaiserin und der Kaiser von
der Boxerbewegung lossagen, während fast gleichzeitige
Meldungen von der Ehrung der Boxerführer berichtet
haben. Was ist die Wahrheit? Sollte wirklich Prinz
Tuan degradirt worden sein, so wäre das ohne Zweifel
ein bedeutender Schritt zur Verständigung Chinas mit den
Mächten. Die den Ausländern freundlich gesinnten Vize-
könige der südlichen Provinzen Liukunjt, Tschangtschitung
und Juanschikai haben in einer an den Thron gerichteten
Denkschrift gegen den Prinzen Tuan und die Generäle
Kuangji und Tungfuhfiang schwere Anklagen erhoben.
Vielleicht hat das zur Degradirung des Prinzen mitge-
holsen. Tungfuhfiang hat noch immer den Oberbefehl
über die chinesischen Truppen.
Eine von der amerikanischen Gesandtschaft in Peking
stammende, vom 22. September datirte Depesche besagt,
im Besitze von Boxern sei eine Subskriptionsliste
gesunden worden, worauf dreimal Beiträge auf den Namen
des Prinzen Ts ch ing, des angeblich fremdenfreundlichen
Friedensunterhändlers, eingetragen seien.
Li-Hung-Tschang ist von Tientsin nach Peking
weitergereist. Vorher hat er versucht, die Mächte möglichst
hintereinander zu bringen und namentlich Deutschland und
Rußland mit einander zu veruneinigen. So erzählte er
einem angesehenen Mitglied der englischen Kolonie in
Tientsin, Admiral Alexejews Grund für die Reise nach
Port Arthur sei der Wunsch gewesen, eine Begegnung
mit dem Feldmarschall Graf Waldersee zu
vermeiden. Auf seinen, Lis, Rath hätten die Chinesen
Lutai geräumt, die Russen dagegen versprochen, nicht näher
als acht Kilometer an Tangschang (Eisenbahnstation auf
halber Strecke zwischen Tongku und Schanhaikwan) anzu-
rücken. Die dortigen Gruben seien der Deutschen Bank
verpfändet. Falls die Russen Tangschang besetzten, könnten
deutsch-russische Verwicklungen erfolgen. Die
dortigen englischen Bahnbauten seien zerstört. Li sei be-
müht, die englisch-russischen Interessen zu versöhnen; er lehne
sich nur an Rußland an, weil Englands Unterstützung ihm
früher gefehlt habe und außerdem die Störung der eng-
lischen Eisenbahnarbeiten zur Folge habe u. s. w. —Hoffent-
lich bleiben die Bemühungen Li-Hung-Tschangs, chinesisches
Unkraut unter den Weizen der Mächte zu säen, ohne Erfolg.
Die Zunahme der Konkurse.
Die schon im ersten Vierteljahr dieses Jahres beobachtete
Vermehrung der cröffneten Konkursverfahren tritt
im zweiten Vierteljahr noch stärker zutage und stieg im
Vergleich zu dem entsprechenden Zeitraum des Vorjahres
von 1980 auf 2145. Diese Erscheinung ist, wie die Köln.
Ztg. hervorhebt, namentlich deßhalb bemerkenswerth, weil
die rückläufige Bewegung der wirthschaftlichen Konjunktur
eben erst sich bemerkbar machte und weil erfahrungsgemäß
in dem zweiten und dritten Vierteljahr die Häufigkeit der
Konkurseröffnung geringer zu sein pflegt. §Daß darin
ein Kennzeichen für den Stand der wirthschaftlichen
Verhältnisse zu erblicken ist, wird sich auch dann
nicht leugnen lassen, wenn man sich von aller wirtschaft-
lichen Schwarzmalerei freihält und es als vornehmste
Pflicht der Presse betrachtet, in einer Zeit allgemeiner fast
nervöser Aufregung und Beunruhigung beschwichtigend zu
wirken. Die große Zahl der Konkursfälle, im Verhältniß
zu der Konkurshäufigkeit in andern Ländern eine viel zu
große Zahl, ist vor allem auf den Zustand des deutschen
Rechts zurückzuführen. Leider kennt die deutsche
Gesetzgebung nicht das unter Leitung des R-chters vor
sich gehende Liquidationsverfahren, bei welchem
ohne Konkurseröffnung die gleichen Ergebnisse er-
zielt werden wie im Konkursverfahren selbst. Die
wohlthätigen Wirkungen dieser Einrichtung werden in
Frankreich und Belgien sehr geschätzt, wo die Konkursfälle
sich in auffälligem Maße minderten, die Gläubiger weit
rascher befriedigt wurden und ungeheure Verluste erspart
werden konnten, die mit dem Konku rsverfahrcn stets ver-
bunden sind. Es hat auch bei uns nicht an Anregungen
gefehlt, um die Reichsgesetzgebung zu veranlassen, in
Deutschland ein ähnliches Verfahren einzuführen. Die
rheinischen Handelskammern sind wiederholt zu diesem
Zweck vorstellig geworden, bisher aber ohne Erfolg. Wenn,
was wahrscheinlich ist, die deutsche Konkursstatistik sich
auch innerhalb des Restes dieses Jahres in aufsteigender
Linie bewegen wird, so dürfte man doch vielleicht zu der
Ueberzeugung kommen, daß es im wirthschaftlichen Interesse
sehr wohlgethan wäre, wenn durch ein solches Ver-
fahren in vorbeugender Weise auf die Konkurseröffnung
eingewirkt würde.
Deutsches Reich.
— Der deutsche Kaiser verlieh dem Höchst«
kommandirenden der an dem Kampfe bei Taku und
Tientsin betheiligt gewesenen internationalen Truppen-
detachements, dem russischen Generalmajor Stössel,
den Rothen Adlerorden zweiter Klasse mit Stern und
Schwertern. Bemerkenswerth ist die verhältnißmäßig große
Zahl deutscher Namen unter den russischen Offizieren in
China. So kommandiren in der Mandschurei u. A. die
Generäle Rennenkamp und Fleischer. Auch ziemlich viel
deutschsprechende Soldaten aus Südrußland befinden sich
unter den russischen Kämpfern in China.
— Das erste Transportschiff mit den Verstär-
kungen für das ostasiatische Expeditions-
korps, die „Palatia", hat bereits Colombo auf Ceylon
erreicht und die übrigen sieben Tran sportdampfer folgen in
kurzen Abständen, sodaß sie in den nächsten Tagen in das
chinesische Meer einlaufen werden. Bisher sind unsere
Truppentransporte zur See seitens der chinesischen Kriegs-
schiffe unbehelligt geblieben, was sich aber vielleicht ändern
kann, nachdem die bisher in Shanghai stationirten chinesi-
schen Kriegsfahrzeuge den Hafen verlassen und sich auf
das offene Meer begeben haben. Ueber ihren Verbleib ist
augenblicklich nichts Näheres bekannt geworden, und wenn
es sich auch nur um Schiffe älterer Bauart handelt, so
können sie doch den wehrlosen Transportschiffen recht un-
bequem, selbst gefährlich werden. Die Zahl dieser chine-
sischen Schiffe wird auf 15 angegeben, unter denen sich
außer einem Panzerschiff und einem Kreuzer sechs
schwimmende Batterieen und vier Kanonenboote befinden,
zu denen noch drei weitere Transportschiffe hinzutreten.
Mit diesen sechs schwimmenden Batterien scheinen die in
der Jangse-Mündung stationirten Torpedoboote gemeint zu
ein, die mit den kleinen ungeschützten Kreuzern „Kai Tschi"
und „Pao Min" die Nangyaug-Flotte bilden.
— Ueber die Ausreise der Truppen-Transport-
dampfer nach China liegen folgende letzte Meldungen vor:
Straßburg (N.D. Lloyd) 25. Sept. in Taku.
Darmstadt (N.D. Lloyd) 27. Sept. in Singapore.
— Der Kommandeur der Schutztruppe in Kamerun
will die Bildung einer berittenen Abtheilung versuchen.
Die Häuptlinge in Adamaua wie in den Haussaländern
haben sämmtlich berittene Truppen. Mann und Pferd
ind gepanzert. Das Mittelalter in militärischer Be-
ziehung hat sich somit zu den Negern in Wcstafrika ge-
flüchtet
„warum Bartels für die paar Fremden noch offen hielt."
Es war überhaupt ein Pfiffikus, dieser Bartels, er hatte vor
zwanzig Jahren im Dorse begriffen, daß die Fremden hier
Seeluft haben wollten und nicht die üblichen Dorsgerüche.
So batte er denn sein „Strandhotel" an die Düne gebaut,
da, wo die Dorfstraße am Strande auslief. Er hatte sein
Glück gemacht und seine Gäste blieben ihm treu, auch als
neben seinem Hauie auf dem neuen festen Strandwege eine
Reihe moderner Villen und Hotels erbaut worden war.
Aber so elegant und überfüllt die auch in der Hauptsaison
gethan hatten, jetzt war ihnen Bartels doch überlegen. Mit
verhangenen Fenstern und zugenagelten Veranden, auf den
hurten Winter an der See gerüstet, starrten sie wie im Winter-
schlafe hinaus auf die Ostsee.
Und die Ostsee, die launische, tückische, die in der
Saison die Badegäste empört hatte durch ihre charakterlose
Glätte und Sanstmuth, warf jetzt bei frischem Seewinde
weißköpfige, blaue Wellen an den Strand und tanzte vor
Lust unter dem klarblauen Himmel dieser Spätherbsttage.
„Nu wird das man gerade schön hier, Frau Kommerzien-
rath," sagte Bartels. Er stand an der breiten Flüaelkhür,
die aus seinem Speisesaale auf die seewärts gelegene Veranda
führte, und sah vergnügt hinaus auf das blitzende, blaue
Wasser, denn er hatte soeben gut und reichlich mit seinen
Gästen zu Mittag gespeist- So phisosophirte er denn behag-
lich weiter: „Das ist denn nun jedes Jahr so hier. Wenn
die Fremden kommen, dann ist das nichts mit die Wellen,
und wenn die Wellen kommen, dann ist das nichts mehr mit
die Fremden."
„Na, vorerst freuen wir uns noch daran," sagte die alte
Dame, die in schwarzem Seidenkleide, mit Spitzenbut und
Mantille recht rundlich und freundlich anzusehen, auf der
Verandabank saß. Eigentlich war sie ja gar nicht so alt.
Unter den weißen Haaren und den seinen Stirnrunzeln
leuchteten ein paar ganz jung gebliebene braune Augen, und
ihre Stimme klang fest und frisch, warm gefärbt von ein
wenig rheinischem Dialekt.
„Wir sollten längst abgereist sein," fuhr sic freundlich fort.
„Aber ich denke immer, diese frische Seeluft thut meinem
Sohn noch gut vor dem langen Winter. Nachher in Berlin
im Dienst ist er doch gleich wieder unvernünftig. Aber wir
denken nun doch stark an die Abreise, Herr Bartels. Schade,
diese Oktobertage hier sind köstlich still und schön! Und in
Ihren bunten Herbstwald habe ich mich geradezu verliebt.
Der Professor bat mir im letzten Winter nicht zu viel davon
versprochen."
„Ja, unsere Buchen," sagte Bartels stolz. „See, die giebt
es wohl überall hier herum genug, aber den Wald, den haben
wir man ganz alleine so schön!"
„Ja, Herr Bartes, ich bin auch für den Wald! Seh'n
Sie mal, das viele Herumliegen am Strande und Herum-
waten im Sande ist nichts mehr für uns alten Leute,
das überlassen wir gern den jungen. Der Professor und ich,
wir sind für die prächtigen, bequemen Wege oben durch
Ihren Wald — gleich wollen wir auch wieder miteinander
wandern-
„Bist Du fertig, mein Junge? Aber bitte, knöpf
den Paletot zu, was Hilst alle Seeluft und der lange
Urlaub, wenn Du Dir zum Schluß noch eine neue Erkäl-
tung holst?"
Der Leutnant war langsam aus dem Speisesaal ge-
kommen und lehnte sich nun an die Brüstung der Veranda.
Mit einem schweren Seufzer knöpfte er den Paletot zu, der
eng und elegant um seine überschlanke, geschmeidige Gestalt
schloß. Dann sab er die Mutter an mit den hübschen,
braunen Augen, die er von ihr geerbt hatte und die so
recht keck und lustig in seinem jungen, gebräunten Gesichte
standen:
,O, Mutti, wann gewöhnst Du Dir das Sorgen ab: In
acht Tagen bin ich wieder beim Regiment, da hören all die
Umstände auf."
„Ich fürchte mich auch genug davor, mein Junge."
„Ach Mutter, ich bin gesund wie nie und muß nun wirk-
lich aus Deiner Verwöhnerei heraus! So lange hätschelst