Erscheint täglich.
Sonntags ausgenommen.
Preis
mit Familienülättern
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frei in'S Hans gebracht.
Durch die Post bezogen
Vierteljahr!. 1.25 Mk.
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Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
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der Inserate ans den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
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Xr.M. Erker Matt. Mrnitas, Lea Zl.Dttmbn
I960.
M die Leser!
Mit vorliegender Nummer nimmt der
bisherige Verlag der Heidelberger Zeitung
von den geehrten Abonnenten und Lesern
des Blattes Abschied. Dasselbe geht in
den Besitz der Heidelberger Verlagsanstalt
und Druckerei (Hörning und Berkenbusch)
über und wird in dem bisherigen Geiste
vaterländischer Gesinnung und besonnenen
Fortschrittes unter der Leitung des bis-
herigen langjährigen und erprobten
Redakteurs, Herrn F. Montua, weiter
geführt werden. Wir verabschieden uns
mit de« besten und herzlichsten Wünschen
für das fernere Gedeihen des Blattes und
mit der Bitte, das uns so vielfach bewiesene
Vertrauen auf die neuen Verleger über-
tragen zu wollen.
Heidelberg, 31. December 1900.
Adolph Cmmnliuß A Sahli,
Inh. Friedr. Emmerling.
Deutsches Reich.
— Prinz Heinrich von Preußen ist der Nordd.
Allg. Ztg. zufolge durch CabinetSordre vom 18. Dezember
vom 1. Januar ab für einige Zeit zu seiner Information
nach Berlin commandirt worden. Dem Wunsche des Kaisers ent-
sprechend, wird Prinz Heinrich während dieser Zeit much
mit dem Auswärtigen Amt in nähere Berührung treten.
Baden. Die auch von uns abgedruckie Meldung der
Franks. Ztg. aus Rom vom 28. ds. Mrs. ist dahin zu
berichtigen, daß der Papst nicht den Prinzen Max von
Baden, sondern den Prinzen Max von Sachsen
empfangen hat. (Prinz Max von Baden befindet sich z. Z.
in Karlsruhe.)
— Zu dem Erlaß des Ministers des Innern in Be-
treff der Amtsverkündiger bemerkt die Breisgauer
Zeitung:
Wir möchten diesem Rundschreiben gegenüber sehr bezweifeln,
daß auch nur einer derjenigen Amtsverkündiger, welche für
das direkte Wablrecht eingelreten sind, durch den ministeriellen
Erlaß Mim „Abfall" von einer bislang energisch vertretenen
Sache bewogen wird. Was unser Blatt betrifft, so wird cs sich
künftig so wenig als bisher vom Wege selbständiger und be-
stimmter, wenngleich leidenschaftsloser Meinungsäußerung ab-
bringen lassen
Sachsen-Weimar. Weimar, 29. Dec. Der Groß.
Herzog har den gestrigen Tag größtentheils schlafend
zugevracht. Ein gegen 7 Uhr Abends eingetretener
Schwächcaufall hat sich rasch gehoben. Heute früh be-
trug die Temperatur 37,6. Einige Stunden ruhigen
Schlafes haben wesentliche Besserung gebracht.
Ans der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hotzet der Großh erzog babcn dem
Stationsmeister Albert Merkel inKarlsruhe die kleine goldene
Verdienstmedaille verlieben und die Reollebrer Adolf Mana an
Zur Jahreswende.
Es rückt der Zeiger rastlos von der Stelle,
Und sieh! mit seinem Glück, mit seinem Leid
Entflieht das Jahr jetzt leise von der Schwelle,
Verrinnend in dem Meer der Ewigkeit.
Viel nahm es uns, viel hat es uns gegeben.
Für alles aber sei nun Dank gebracht
Ihm, der bis heute schirmte unser Leben
Und es mit uns noch immer wohl gemacht.
So schlaf denn ein mit Deiner Lust und Pein,
Du wechselvolles müdes Jahr, schlaf' ein! —
Horch, durch die Nacht von fern und nah ein
Klingen I
Das ist der Glocken feierlicher Gruß,
Den sie dem jungen Jahr zum Willkomm bringen.
Das schwarz verhüllt jetzt naht mit leisem Fuß.
Laut grüßt der Jubel es aus allen Gassen —
Still falten drin sich Hände zum Gebet;
Hier will die Lust, das Glück inan stürmisch fassen,
Dort heiß ein Herz um seinen Frieden fleht.
Und manche bleiche Lippe bebend spricht:
„Herr, gehe nicht mit uns in das Gericht I"
der Oberrealschnle in Heidelberg und Adolf Jsele an der
Höheren Mädchenschule in Baden landesherrlich angestellt.
Karlsruhe, 29. Dezember. Der Großherzog
nahm im Laufe des gestrigen Nachmittags bis zum späteren
Abend verschiedene Vorträge entgegen, besonders denjenigen
des Präsidenten Dr. Nicolai. Heute Vormittag halb 10
Uhr reiste die Erb großh erzog in, von der Großher-
zogin zum Bahnhof geleitet, nach Luxemburg zu ihren
Eltern. Von 10 Uhr an bis halb 1 Uhr nahm der
Großherzog Meldungen entgegen, darunter: des Majors
Friedrich, Bataillonskommandeurs im 2. Badischen Gre-
nadier-Regiment Kaiser Wilhelm I. Nr. 110, bisher im
Jnsanlerie-Regiment Nr. 137, des Oberstabsarztes I.
Klasse Dr. Petsch im gleichen Regiment, bisher im Kur-
märkischen Dragoner-Regiment Nr. 14. des Hauptmanns
und Kompagniechefs von Wahlcn-Jürgaß im 2. Badischen
Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm I. Nr. 110, bisher im
Infanterie-Regiment Nr. 97, des Hauptmanns- und
Compagniechefs von Stoecklern zu Grünholzegg im
gleichen Regiment, ferner von demselben Regi-
ment: des Oberleutnants von Radecke, bisher im Infan-
terie-Regiment Nr. 132, des Oberleutnants Stifft, des
Oberleutnants von Pritzelwitz, bisher im 9. Badischen
Jnfantcrie-Regiment Nr. 170, des Oberleutnants Boden-
stein, des Oberarztes Dr. Fischer, sowie des Leutnants
von Bomhaid; des Hauptmanns a. D. Freiherrn von
Türckheim, bisher im 2. Badischen Grenadier-Regiment
Kaiser Wilhelm I. Nr. 110. Hierauf erhielten die Höch-
sten Herrschaften den Besuch des Prinzen Karl und Ge-
mahlin der Frau Gräfin Rhena, sowie des Grafen Rhena.
Nachmittags 3 Uhr meldete sich bei dem Grobherzog der
Generalleutnant und Generaladjutant von Müller aus Berlin
zurückgekehrt. Darnach börte Seine Königliche Hoheit bis
zum spälerev Abend die Vorträge des Präsidenten Dr. Nico-
lai und des Geheimen Legationsraths Dr. Freiherr» von
Babo.
Ausland.
Rußland. Petersburg, 28. Dec. Laut Nachrichten,
die an amtlicher Stelle eingetroffen sind, ist die Rückkehr
des Zarenpaares nach Petersburg nicht vor dem 2.
Februar zu erwarten.
Asien. Eine Depesche des Newyorker Herald aus Peking
besagt: Der kaiserl. Hof fragt in einer Note bezüg-
lich der g e m c in s a m en Note der Gesandten an, ob die
Takuforts geschleift und ob die genannten Prinzen ent-
hauptet werden sollen und welchen Platz die Mächte zu
besetzen beabsichtigten. — Der Londoner Standard meldet
aus Shanghai, 28. Dec.: Privatmeldungen aus Schansi
zufolge ernannte die Kaiserin, als der Hof sich in
Tahenfu aufhielt, einen 15jährigen Knaben mit Namen
Tungbsu heimlich zum neuen Kaiser. In dem
betreffenden Ernennungsakte war das Verbot enthalten, die
Nachricht Von der Thronbesteigung des neuen Kaisers zu
veröffentlichen. Der neue Kaiser wurde in der kaiserlichen
gelben Sänfte nach Singanfu gebracht. So erklärt es
sich, daß Kaiser Kwangsu die Erluubniß erhielt, nach
Peking zurückzukehrcn. Der Kaiser Kwangsu hat
seinen Freunden von der Reformpartei die Miltheilung ge-
macht. daß er nach Peking zurückkehre und um ihre
Unterstützung bei der Leitung der Regierungsgeschäfte er-
suche. (An die Rückkehr Kwangsus nach dem von den
Truppen der Mächrc besetzte» Peking kann man vorerst noch
nicht recht glauben. Red.)
Tientsin, 29. Decvr. Aus zuverlässigster Quelle
hört der Spezialkorrespondcnt der Franks. Ztg., daß der
Abschluß des Friedens nicht vor einigen M o-
Du junges Jahr, wirst Du zum Heil und Segen
Der Menschheit Dich wohl rüsten jetzt zum Flug?
Wirst zum Verderben Du die Schwingen regen,
Mit Schuld und Blut bezeichnend Deinen Zug?
B thöricht Fragen! Wer wird Antwort geben?
Was heut noch schlummert in der Zeiten Schooß,
Von dein wird keine Hand den Schleier heben.
Uns zu enthüllen unser künft'ges Loos.
Nur froh erhoffen sollen immerdar
Das Beste wir von jedem neuen Jahr.
Wohlan, so richten ohne Furcht und Grauen
Wir in der Zukunft Dunkel unfern Schritt,
Der Führer, dem wir gläubig uns vertrauen.
Geht ja mit seiner Huld und Liebe mit.
All unser Wünschen, unser Hoffen, Sorgen,
Weib, Aind und Herd, das theure Vaterland,
Das Leben, Sterben heute oder morgen.
Befehlen wir in seine starke Hand.
Nun, junges Jahr, beginne Deinen Laus,
Der Welt zum Segen wache auf, wach auf I
E. Gr ein er.
Stadt-Theater.
O Heidelberg. 29. December.
„Die schwarze Kaschka", Oper in vier Akten von V. Blüthgen.
Musik von Georg Jarno.
naten zu erwarten ist. Der Krieg wird sich sehr wahr-
scheinlich in eine Occupation verwandeln. — Das Wetter
ist vortrefflich und die Gesundheit der Soldaten bessert
sich täglich. — Die Boxer verursachen längs der Eisenoahn
viel Unruhen und cs finden täglich Expeditionen statt. Die
Franzosen haben bei ihrer letzten Expedition einige Ver-
luste gehabt.
Afrika. Die Proklamation, die Lord Kitchener
am 20. Dcc. in Pretoria erlassen hat, lautet folgender-
maßen :
Es wird hiermit allen Bürgern bekannt gemacht, daß ihnen,
wenn sie nach diesem Datum sich freiwillig ergeben, erlaubt wird,
mit ihren Familien solange in Regierungslaqern zu leben, bis
der Guerillakrieg. der jetzt geführt wird, ihnen gestattet, unbe-
helligt zu ihren Heimstätten zurückzukehre». Alle Vorräthe und
alle Habe, die zur Zeit der Üebergabe solcher Bürger Angebracht
werden, sollen geachtet und. soweit sic durch die Militärbehörden
requtrirt werden, bezahlt werden.
Einer solchen Proklamation hat man sich, wie die
Köln. Ztg. hervorhebt, von dem eisernen Kilchener nicht
versehen. Hatte Roberts die hartnäckigen Buren in letzter
Zeit, um mit den Worten der Bibel zu reden, mit Peitschen
gezüchtigt, so hatte man erwartet, daß Kitchencr, nachdem
das Roberlssche Verfahren so wenig gefruchtet halte, eS
mit Skorpionen versuchen würde. Und sieh da, Kitchcner
zieht den eisernen Handschuh aus und läßt zur Zeit des
christlichen Friedensfestes die milden Töne der Friedens-
schalmei ertönen. Sollte er andern Sinnes geworden sein
und eingcsehen haben, daß diese knorrigen Bauern anders
behandelt sein wollen als die wilden Schaaren des falschen
Khalifen? Oder handelt cs sich nur um ein Manöver,
von dem Erfolg im Ernste nicht erwartet wird, und das
nur die Rechtfertigung sein soll für die nachfolgende
Züchtigung mit Skorpionen, damit man sagen kann: Seht,
mit Milde geht es nun einmal nicht, also fort damit!
Johannesburg, 27. Dec. Vierhundert bis fünf-
hundert Buren unter Ben Viljoen griffen mit einem
Maximgcschütz eine Abiheilung von 24 Mann in der Nähe
von Moddersfo ntein an. Die Stellung wurde tapfer
verlhcidigt, bis Verstärkungen von Boksburg eintrafen,
welche die Buren vertrieben. Den Buren gelang es, wie
bereits gemeldet, die Batterien von Newkleinfontein und
Chimes zu beschädigen und die Posten zu vernichten. Sie
versuchten auch die Cyanidwerke in Brand zu stecken, doch
wurde das Feuer von Koffern gelöscht.
Kapstadt, 29. Dec. In der Umgegend von Lady-
grcy ist eine kleine Burentruppe erschienen.
Aus Stadt und Land
Heidelberg, 31. December.
Sylvester! So ist denn der letzte Ta» des Jahres her-
beigekommcn. Nur noch wenige Stunden und die zwölf Glockcn-
schläge der Mitternacht künden uns an, daß das Jahr 1900 in'S
Meer der Ewigkeit hinabgesunken ist. Wohl hat das scheidende
Jahr da und dort eine Lücke in frohe Familien- und Freundes-
kreise gerissen, hat da und dort dem fleißigen Streben einen
Mißerfolg gebracht, ja sogar sind Krankheit, Kummer und Roth
eingekehrl. Das menschliche Leben ist ein Ringen, ein Kampfs
das tritt uns niemals näher, als wenn wir am Sylvester einen
Blick auf das verflossene Jahr werfen. Aber auch des Segens
und der Erfolge wollen wir gedenken, die das Jahr gebracht hat.
Und dann wollen wir unseren Blick fest auf die Zukunft richten.
Feierlich ernst erklingen die Sylvesterglocken, als wollte uns das
alte Jahr bei seinem Abschied mahnend zurufen: Seid stark und
gerüstet und gehet mnthig dem Schicksal entgegen, das Euch im
neuen Jahr b schieden, überwindet un Bewußtsein Eurer Pflicht
Unglück und Mißgeschick; nehmet Freude und Glück dankbar hin,
denket an das Loos Eurer Milmenschen und helfet einander, wo
Ihr könnt. Diese Gesinnung wollen wir in den Zuruf legen
mit dem wir uns beim Länlen der Sylvesterglocken gegenseitig
begrüßen: Ein glückseliges neues Jahrl
O MittheUungen aus dem Flottenverein. Der Flotten-
Die diesjährige Opernnovität hat auch bet der gestrigen
zweiten Aufführung recht lebhaften Beifall gefunden. Das HauS
war allerdings nur theilweisc besetzt.
Der Eindruck, den das Werk auf den Zuhörer macht, ist ein
sehr ungleichartiger, und speziell musikalisch findet sich Ungleich,
werthigcs recht nah neben einander gestellt. Man sieht überall
des Komponisten Kampf, den Vorbildern und dem schon Dagc» A
wesenen ehrlich aus dem Wege zu gehen, aber ach nur so oft
kann er sich nicht losmachen von den Einfällen eines Vorgängers
(was sich besonders in der Stimmungsmalerei und in der rein
orchestralen Jllustrirung des dramatischen Vorgangs bemerkbar Z
mach!) sei es der deutsche Wagner, der Italiener MaScagni oder Z
der französische Komponist der „Carmen". Doch soll das nicht
heißen, als ob Georg Jarno nicht auch aus Eignem beizusteucrn
hätte, es sind verschiedene recht gute Ansätze dazu vorhanden,
die sich freilich selten in einem größeren Zuge gesteigert ent-
wickeln; haben wir also, wie ich vermuthe, in der „schwarzen
Kaschka" eine Erftlingsarbeit des Komponisten vor uns, so ist ' Z
dem Werk ein gewisses Geschick nicht abzusprechen.> Der Ber- 8
fasser besitzt Talent, nur muß er lernen, sich selbst'zu finden.
Die Hauptsache der Oper liegt nach meiner Ansicht daran, ein so
einfaches Sujet, wie es die doch immer harmlose pommerische H
Dorfnovelle ist. wieder in jener aufdringlichen Manier musikalisch
auSgestattet zu haben, die uns die oft wirklich genialen Werke
der Neuitaliener so bald verleidete. Schon heute nach wenigen
Jahren ist diese Art, Opern zu machen, überwunden und auch
dem Publikum der Geschmack für die vielen Kirchenglocken.
Posaunenläufe und Orchesterschläge, die die geringfügigsten
Bühnenvorgänge zu illustriren pflegten, entschwunden.
Hierin sündigt gerade der erste Akt der Jarno'schcn Oper am
meisten, der mir überhaupt mit der Ouverlure als der wenigst I
glückliche Theil erscheint. Viel gelungener bietet sich das zweite I
Bild, der die Begegnung des jungen Matrosen mit Kaschka bringt,
außerdem in Chören, Lieder» und Tanzweise» recht lebhafte
Stimmung entwickelt (bis auf die unglücklichen Pausen, denen
die Solostimmen während der Tanzweise ausgesetzt sind, hier
müßte die Regie Abhilfe suchen). Der dritte Akt bringt einige
ganz hübsche lyrische Stellen, auch fehlt es nicht an einer St«-
Sonntags ausgenommen.
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Xr.M. Erker Matt. Mrnitas, Lea Zl.Dttmbn
I960.
M die Leser!
Mit vorliegender Nummer nimmt der
bisherige Verlag der Heidelberger Zeitung
von den geehrten Abonnenten und Lesern
des Blattes Abschied. Dasselbe geht in
den Besitz der Heidelberger Verlagsanstalt
und Druckerei (Hörning und Berkenbusch)
über und wird in dem bisherigen Geiste
vaterländischer Gesinnung und besonnenen
Fortschrittes unter der Leitung des bis-
herigen langjährigen und erprobten
Redakteurs, Herrn F. Montua, weiter
geführt werden. Wir verabschieden uns
mit de« besten und herzlichsten Wünschen
für das fernere Gedeihen des Blattes und
mit der Bitte, das uns so vielfach bewiesene
Vertrauen auf die neuen Verleger über-
tragen zu wollen.
Heidelberg, 31. December 1900.
Adolph Cmmnliuß A Sahli,
Inh. Friedr. Emmerling.
Deutsches Reich.
— Prinz Heinrich von Preußen ist der Nordd.
Allg. Ztg. zufolge durch CabinetSordre vom 18. Dezember
vom 1. Januar ab für einige Zeit zu seiner Information
nach Berlin commandirt worden. Dem Wunsche des Kaisers ent-
sprechend, wird Prinz Heinrich während dieser Zeit much
mit dem Auswärtigen Amt in nähere Berührung treten.
Baden. Die auch von uns abgedruckie Meldung der
Franks. Ztg. aus Rom vom 28. ds. Mrs. ist dahin zu
berichtigen, daß der Papst nicht den Prinzen Max von
Baden, sondern den Prinzen Max von Sachsen
empfangen hat. (Prinz Max von Baden befindet sich z. Z.
in Karlsruhe.)
— Zu dem Erlaß des Ministers des Innern in Be-
treff der Amtsverkündiger bemerkt die Breisgauer
Zeitung:
Wir möchten diesem Rundschreiben gegenüber sehr bezweifeln,
daß auch nur einer derjenigen Amtsverkündiger, welche für
das direkte Wablrecht eingelreten sind, durch den ministeriellen
Erlaß Mim „Abfall" von einer bislang energisch vertretenen
Sache bewogen wird. Was unser Blatt betrifft, so wird cs sich
künftig so wenig als bisher vom Wege selbständiger und be-
stimmter, wenngleich leidenschaftsloser Meinungsäußerung ab-
bringen lassen
Sachsen-Weimar. Weimar, 29. Dec. Der Groß.
Herzog har den gestrigen Tag größtentheils schlafend
zugevracht. Ein gegen 7 Uhr Abends eingetretener
Schwächcaufall hat sich rasch gehoben. Heute früh be-
trug die Temperatur 37,6. Einige Stunden ruhigen
Schlafes haben wesentliche Besserung gebracht.
Ans der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hotzet der Großh erzog babcn dem
Stationsmeister Albert Merkel inKarlsruhe die kleine goldene
Verdienstmedaille verlieben und die Reollebrer Adolf Mana an
Zur Jahreswende.
Es rückt der Zeiger rastlos von der Stelle,
Und sieh! mit seinem Glück, mit seinem Leid
Entflieht das Jahr jetzt leise von der Schwelle,
Verrinnend in dem Meer der Ewigkeit.
Viel nahm es uns, viel hat es uns gegeben.
Für alles aber sei nun Dank gebracht
Ihm, der bis heute schirmte unser Leben
Und es mit uns noch immer wohl gemacht.
So schlaf denn ein mit Deiner Lust und Pein,
Du wechselvolles müdes Jahr, schlaf' ein! —
Horch, durch die Nacht von fern und nah ein
Klingen I
Das ist der Glocken feierlicher Gruß,
Den sie dem jungen Jahr zum Willkomm bringen.
Das schwarz verhüllt jetzt naht mit leisem Fuß.
Laut grüßt der Jubel es aus allen Gassen —
Still falten drin sich Hände zum Gebet;
Hier will die Lust, das Glück inan stürmisch fassen,
Dort heiß ein Herz um seinen Frieden fleht.
Und manche bleiche Lippe bebend spricht:
„Herr, gehe nicht mit uns in das Gericht I"
der Oberrealschnle in Heidelberg und Adolf Jsele an der
Höheren Mädchenschule in Baden landesherrlich angestellt.
Karlsruhe, 29. Dezember. Der Großherzog
nahm im Laufe des gestrigen Nachmittags bis zum späteren
Abend verschiedene Vorträge entgegen, besonders denjenigen
des Präsidenten Dr. Nicolai. Heute Vormittag halb 10
Uhr reiste die Erb großh erzog in, von der Großher-
zogin zum Bahnhof geleitet, nach Luxemburg zu ihren
Eltern. Von 10 Uhr an bis halb 1 Uhr nahm der
Großherzog Meldungen entgegen, darunter: des Majors
Friedrich, Bataillonskommandeurs im 2. Badischen Gre-
nadier-Regiment Kaiser Wilhelm I. Nr. 110, bisher im
Jnsanlerie-Regiment Nr. 137, des Oberstabsarztes I.
Klasse Dr. Petsch im gleichen Regiment, bisher im Kur-
märkischen Dragoner-Regiment Nr. 14. des Hauptmanns
und Kompagniechefs von Wahlcn-Jürgaß im 2. Badischen
Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm I. Nr. 110, bisher im
Infanterie-Regiment Nr. 97, des Hauptmanns- und
Compagniechefs von Stoecklern zu Grünholzegg im
gleichen Regiment, ferner von demselben Regi-
ment: des Oberleutnants von Radecke, bisher im Infan-
terie-Regiment Nr. 132, des Oberleutnants Stifft, des
Oberleutnants von Pritzelwitz, bisher im 9. Badischen
Jnfantcrie-Regiment Nr. 170, des Oberleutnants Boden-
stein, des Oberarztes Dr. Fischer, sowie des Leutnants
von Bomhaid; des Hauptmanns a. D. Freiherrn von
Türckheim, bisher im 2. Badischen Grenadier-Regiment
Kaiser Wilhelm I. Nr. 110. Hierauf erhielten die Höch-
sten Herrschaften den Besuch des Prinzen Karl und Ge-
mahlin der Frau Gräfin Rhena, sowie des Grafen Rhena.
Nachmittags 3 Uhr meldete sich bei dem Grobherzog der
Generalleutnant und Generaladjutant von Müller aus Berlin
zurückgekehrt. Darnach börte Seine Königliche Hoheit bis
zum spälerev Abend die Vorträge des Präsidenten Dr. Nico-
lai und des Geheimen Legationsraths Dr. Freiherr» von
Babo.
Ausland.
Rußland. Petersburg, 28. Dec. Laut Nachrichten,
die an amtlicher Stelle eingetroffen sind, ist die Rückkehr
des Zarenpaares nach Petersburg nicht vor dem 2.
Februar zu erwarten.
Asien. Eine Depesche des Newyorker Herald aus Peking
besagt: Der kaiserl. Hof fragt in einer Note bezüg-
lich der g e m c in s a m en Note der Gesandten an, ob die
Takuforts geschleift und ob die genannten Prinzen ent-
hauptet werden sollen und welchen Platz die Mächte zu
besetzen beabsichtigten. — Der Londoner Standard meldet
aus Shanghai, 28. Dec.: Privatmeldungen aus Schansi
zufolge ernannte die Kaiserin, als der Hof sich in
Tahenfu aufhielt, einen 15jährigen Knaben mit Namen
Tungbsu heimlich zum neuen Kaiser. In dem
betreffenden Ernennungsakte war das Verbot enthalten, die
Nachricht Von der Thronbesteigung des neuen Kaisers zu
veröffentlichen. Der neue Kaiser wurde in der kaiserlichen
gelben Sänfte nach Singanfu gebracht. So erklärt es
sich, daß Kaiser Kwangsu die Erluubniß erhielt, nach
Peking zurückzukehrcn. Der Kaiser Kwangsu hat
seinen Freunden von der Reformpartei die Miltheilung ge-
macht. daß er nach Peking zurückkehre und um ihre
Unterstützung bei der Leitung der Regierungsgeschäfte er-
suche. (An die Rückkehr Kwangsus nach dem von den
Truppen der Mächrc besetzte» Peking kann man vorerst noch
nicht recht glauben. Red.)
Tientsin, 29. Decvr. Aus zuverlässigster Quelle
hört der Spezialkorrespondcnt der Franks. Ztg., daß der
Abschluß des Friedens nicht vor einigen M o-
Du junges Jahr, wirst Du zum Heil und Segen
Der Menschheit Dich wohl rüsten jetzt zum Flug?
Wirst zum Verderben Du die Schwingen regen,
Mit Schuld und Blut bezeichnend Deinen Zug?
B thöricht Fragen! Wer wird Antwort geben?
Was heut noch schlummert in der Zeiten Schooß,
Von dein wird keine Hand den Schleier heben.
Uns zu enthüllen unser künft'ges Loos.
Nur froh erhoffen sollen immerdar
Das Beste wir von jedem neuen Jahr.
Wohlan, so richten ohne Furcht und Grauen
Wir in der Zukunft Dunkel unfern Schritt,
Der Führer, dem wir gläubig uns vertrauen.
Geht ja mit seiner Huld und Liebe mit.
All unser Wünschen, unser Hoffen, Sorgen,
Weib, Aind und Herd, das theure Vaterland,
Das Leben, Sterben heute oder morgen.
Befehlen wir in seine starke Hand.
Nun, junges Jahr, beginne Deinen Laus,
Der Welt zum Segen wache auf, wach auf I
E. Gr ein er.
Stadt-Theater.
O Heidelberg. 29. December.
„Die schwarze Kaschka", Oper in vier Akten von V. Blüthgen.
Musik von Georg Jarno.
naten zu erwarten ist. Der Krieg wird sich sehr wahr-
scheinlich in eine Occupation verwandeln. — Das Wetter
ist vortrefflich und die Gesundheit der Soldaten bessert
sich täglich. — Die Boxer verursachen längs der Eisenoahn
viel Unruhen und cs finden täglich Expeditionen statt. Die
Franzosen haben bei ihrer letzten Expedition einige Ver-
luste gehabt.
Afrika. Die Proklamation, die Lord Kitchener
am 20. Dcc. in Pretoria erlassen hat, lautet folgender-
maßen :
Es wird hiermit allen Bürgern bekannt gemacht, daß ihnen,
wenn sie nach diesem Datum sich freiwillig ergeben, erlaubt wird,
mit ihren Familien solange in Regierungslaqern zu leben, bis
der Guerillakrieg. der jetzt geführt wird, ihnen gestattet, unbe-
helligt zu ihren Heimstätten zurückzukehre». Alle Vorräthe und
alle Habe, die zur Zeit der Üebergabe solcher Bürger Angebracht
werden, sollen geachtet und. soweit sic durch die Militärbehörden
requtrirt werden, bezahlt werden.
Einer solchen Proklamation hat man sich, wie die
Köln. Ztg. hervorhebt, von dem eisernen Kilchener nicht
versehen. Hatte Roberts die hartnäckigen Buren in letzter
Zeit, um mit den Worten der Bibel zu reden, mit Peitschen
gezüchtigt, so hatte man erwartet, daß Kitchencr, nachdem
das Roberlssche Verfahren so wenig gefruchtet halte, eS
mit Skorpionen versuchen würde. Und sieh da, Kitchcner
zieht den eisernen Handschuh aus und läßt zur Zeit des
christlichen Friedensfestes die milden Töne der Friedens-
schalmei ertönen. Sollte er andern Sinnes geworden sein
und eingcsehen haben, daß diese knorrigen Bauern anders
behandelt sein wollen als die wilden Schaaren des falschen
Khalifen? Oder handelt cs sich nur um ein Manöver,
von dem Erfolg im Ernste nicht erwartet wird, und das
nur die Rechtfertigung sein soll für die nachfolgende
Züchtigung mit Skorpionen, damit man sagen kann: Seht,
mit Milde geht es nun einmal nicht, also fort damit!
Johannesburg, 27. Dec. Vierhundert bis fünf-
hundert Buren unter Ben Viljoen griffen mit einem
Maximgcschütz eine Abiheilung von 24 Mann in der Nähe
von Moddersfo ntein an. Die Stellung wurde tapfer
verlhcidigt, bis Verstärkungen von Boksburg eintrafen,
welche die Buren vertrieben. Den Buren gelang es, wie
bereits gemeldet, die Batterien von Newkleinfontein und
Chimes zu beschädigen und die Posten zu vernichten. Sie
versuchten auch die Cyanidwerke in Brand zu stecken, doch
wurde das Feuer von Koffern gelöscht.
Kapstadt, 29. Dec. In der Umgegend von Lady-
grcy ist eine kleine Burentruppe erschienen.
Aus Stadt und Land
Heidelberg, 31. December.
Sylvester! So ist denn der letzte Ta» des Jahres her-
beigekommcn. Nur noch wenige Stunden und die zwölf Glockcn-
schläge der Mitternacht künden uns an, daß das Jahr 1900 in'S
Meer der Ewigkeit hinabgesunken ist. Wohl hat das scheidende
Jahr da und dort eine Lücke in frohe Familien- und Freundes-
kreise gerissen, hat da und dort dem fleißigen Streben einen
Mißerfolg gebracht, ja sogar sind Krankheit, Kummer und Roth
eingekehrl. Das menschliche Leben ist ein Ringen, ein Kampfs
das tritt uns niemals näher, als wenn wir am Sylvester einen
Blick auf das verflossene Jahr werfen. Aber auch des Segens
und der Erfolge wollen wir gedenken, die das Jahr gebracht hat.
Und dann wollen wir unseren Blick fest auf die Zukunft richten.
Feierlich ernst erklingen die Sylvesterglocken, als wollte uns das
alte Jahr bei seinem Abschied mahnend zurufen: Seid stark und
gerüstet und gehet mnthig dem Schicksal entgegen, das Euch im
neuen Jahr b schieden, überwindet un Bewußtsein Eurer Pflicht
Unglück und Mißgeschick; nehmet Freude und Glück dankbar hin,
denket an das Loos Eurer Milmenschen und helfet einander, wo
Ihr könnt. Diese Gesinnung wollen wir in den Zuruf legen
mit dem wir uns beim Länlen der Sylvesterglocken gegenseitig
begrüßen: Ein glückseliges neues Jahrl
O MittheUungen aus dem Flottenverein. Der Flotten-
Die diesjährige Opernnovität hat auch bet der gestrigen
zweiten Aufführung recht lebhaften Beifall gefunden. Das HauS
war allerdings nur theilweisc besetzt.
Der Eindruck, den das Werk auf den Zuhörer macht, ist ein
sehr ungleichartiger, und speziell musikalisch findet sich Ungleich,
werthigcs recht nah neben einander gestellt. Man sieht überall
des Komponisten Kampf, den Vorbildern und dem schon Dagc» A
wesenen ehrlich aus dem Wege zu gehen, aber ach nur so oft
kann er sich nicht losmachen von den Einfällen eines Vorgängers
(was sich besonders in der Stimmungsmalerei und in der rein
orchestralen Jllustrirung des dramatischen Vorgangs bemerkbar Z
mach!) sei es der deutsche Wagner, der Italiener MaScagni oder Z
der französische Komponist der „Carmen". Doch soll das nicht
heißen, als ob Georg Jarno nicht auch aus Eignem beizusteucrn
hätte, es sind verschiedene recht gute Ansätze dazu vorhanden,
die sich freilich selten in einem größeren Zuge gesteigert ent-
wickeln; haben wir also, wie ich vermuthe, in der „schwarzen
Kaschka" eine Erftlingsarbeit des Komponisten vor uns, so ist ' Z
dem Werk ein gewisses Geschick nicht abzusprechen.> Der Ber- 8
fasser besitzt Talent, nur muß er lernen, sich selbst'zu finden.
Die Hauptsache der Oper liegt nach meiner Ansicht daran, ein so
einfaches Sujet, wie es die doch immer harmlose pommerische H
Dorfnovelle ist. wieder in jener aufdringlichen Manier musikalisch
auSgestattet zu haben, die uns die oft wirklich genialen Werke
der Neuitaliener so bald verleidete. Schon heute nach wenigen
Jahren ist diese Art, Opern zu machen, überwunden und auch
dem Publikum der Geschmack für die vielen Kirchenglocken.
Posaunenläufe und Orchesterschläge, die die geringfügigsten
Bühnenvorgänge zu illustriren pflegten, entschwunden.
Hierin sündigt gerade der erste Akt der Jarno'schcn Oper am
meisten, der mir überhaupt mit der Ouverlure als der wenigst I
glückliche Theil erscheint. Viel gelungener bietet sich das zweite I
Bild, der die Begegnung des jungen Matrosen mit Kaschka bringt,
außerdem in Chören, Lieder» und Tanzweise» recht lebhafte
Stimmung entwickelt (bis auf die unglücklichen Pausen, denen
die Solostimmen während der Tanzweise ausgesetzt sind, hier
müßte die Regie Abhilfe suchen). Der dritte Akt bringt einige
ganz hübsche lyrische Stellen, auch fehlt es nicht an einer St«-