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Heidelberger Zeitung — 1900 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 255-280 (01. November 1900 - 30. November 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37614#0589

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monatlich 5« Pf.
frei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
Vierteljahr!. 1.25 Mk.
ausschließlich Zustellgebühr.
Ternsprech-Anschluß Nr. 82.


JnsertionSgebühr:
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der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidclb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Sir. 28V.

Mag, den 3V. Nl>»mbkr

IS00.



Bestellungen
auf die Heidelberger Zeitung für den Monat December
derben bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
Agenten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
Expedition, Untere Neckarstr. 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen für den Monat Decem-
°er, wenn am Schalter abgeholt, 42 Pfg., für Zustell-
g^bühr^ö Pfg. weiter.
Hunnenbriefe.
Da die Berathungen im Reichstag über die deutsche
Ehina-Expedition der sozialdemokratischen Agitation alle
schlichen Einwände aus der Hand geschlagen, verlegt sich
sds sozialdemokratische Ccntralorgan auf die weitere Ver-
öffentlichung von „Hunnenbriefen". Ein Muster-
^remplar davon wird der Ehre gewürdigt, an leitender
stelle den Vorwärts zu zieren. Das Blatt versichert,
öaß ein Zweifel an der Echtheit nicht obwalten könne, da
°as Original auf chinesischem Papier Vorgelegen»
Und daß cs den Brief „in originaler Orthographie und
Interpunktion" wiedergebe. /
Wer daraufhin den Brief liest, findet zunächst, daß
stlbst das sozialdemokratische Centralorgan es für noth-
ö>endig erachtet hat, verschiedene Stellen, die sich weder
nstt Boxern, noch mit Chinesen, noch mit den Thaten der
putschen Truppen, sondern lediglich Vorgängen beschäftigen,
ö>e nicht nur in China, sondern überall natürlicher Weise
öorkommcn können, nur durch Punkte zu kennzeichnen,
^erräth die, wie der Vorwärts sagt, „originelle" Recht-
sprechung und Interpunktion, daß der Verfasser des
Miefes von alleruntergeordnetster Schulbildung ist und
einmal den Anforderungen der Volksschule genügt,
fassen diese Auslassungen nach den vorangegangcnen
^aftstellen auf eine Rohheit des Ausdrucks und der
Gesinnung des Schreibers schließen, oaß Niemand durch
wiche Briefe von vornherein mehr diskreditirt und un-
»laubwürdig erscheint, als der Verfasser eines solchen, in
ordinärsten Worten und Wendungen sich ergehenden
Schreibens selbst. Zu diesem Urtheil muß selbst ein ab-
gehärteter Leser des Vorwärts kommen, wenn ihm die be-
rechnende Stelle präsentirt wird, daß „wir" — nämlich
^ Verfasser des kostbaren Briefes — „bald keine Ge-
^ rhre mehr gebrauchen", weil er schon fünfzig Meter gegen
^ Wind etwas Anderes besorge. Da der Vorwärts
,.!cht prüde ist, kann man sich ungefähr vorstellen, was
eine Gemeinheit durch die darauf folgenden, eine Aus-
wssung andeutenden Punkte unterdrückt werden mußte.
Dieser Brief ist dem Vorwärts im Original zugängig
?awcht worden, was darauf schließen läßt, daß der Ver-
asser — worauf ja auch die ernsthafte Verwerthung des
^ chreibens schließen läßt — in der Klientel des sozial-
erriokratischen Centralorgans selbst zu suchen ist. Betrachtet
h unter diesem Gesichtspunkt die weiteren Thaten, wo-
n dieser Held vermeldet, so liegt die Vermuthung mehr
^ nahe, daß er in China die Endziele des sozial-
demokratischen Programms, die Expropriation der
Atzenden Klassen und die allgemeine Gütertheilung
seine Art in Anwendung zu bringen sich für be<
hchtigt gehalten hat. Und so besagt folgerichtig der Brief
ter Wahrung der „originalen" Schreibweise: „Alles
d ö nur hier in China ist gehört unsere, Gold ist nicht
w aber Silber und Seile wir gehen in die Häuser mit
h.^ehr nehmen was uns gefällt und gehen wieder,
,Mmt der Chinese so bekommt er noch eine mit dem
st^°en "us den Palch das er unswegen in 24 Stunden

Das ist eine der markantesten Stellen, die das sozial-
demokratische Organ durch Fettdruck hervorhebt, indem
es den Namen des sich also verrathenden und bramar-
bastrenden Banditen unter seinen Schutz nimmt. Und da
kann er auch beiben. Denn weder die bürgerliche Gesell-
schaft noch das Heer dulden derartige Individuen in ihrer
Mitte. Hier handelt es sich um Plünderung und Tödtung,
und darüber sagte der Kriegsminister am 19. November
im Reichstag nach Ausweis des amtlichen Stenogramms
wörtlich: „Aas Plünderung und Tödtung steht nach
dem Militärstrafgesetzbuch der Tod"; die Sache würde
mithin für die Betreffenden eine sehr ernste Wendung
nehmen können. Wie er weiter mittheilte, hat eine Depesche
des Kommandeurs des Expeditionskorps, die auf Anfrage
Anfang voriger Woche in Berlin eingegangen ist, die Aus-
kunft enthalten, daß auf Grund der gesetzlichen Bestim-
mungen verfahren wird und vorgekommene wenige Aus-
schreitungen unnachstchtlich geahndet worden sind — soweit
sie nicht hinter dem Rcdaktionsgeheimniß des sozialdemokra-
tischen Centralorgans eine Zuflucht finden.

Vom Reichstage.
Dem Reichstage ist ein vom Bundesrath genehmigter
Vertrag mit der deutschen Ost-Afrika-Linie über die Ein-
richtung und die Unterhaltung von P o std am pfer ver-
bind ungen mit Afrika zur Kenntnißnahme vorgelegt
worden; desgleichen eine Erweiterung des Vertrages mit
dem Norddeutschen Lloyd betreffend die Postdampfer-
verbindungen mit Ostasien und Australien.
Die Entwickelung des Neuguinea-Schutzgebietes und der
Erwerb der Südsee-Jnseln haben eine häufigere Verbin-
dung dieser Gebiete, die bisher nur durch eine Anschluß-
linie von Singapore aus stattfand, nöthig gemacht. Es
sollen nun noch eine oder mehrere Anschlußlinien der
dcutsch-chinesisch-japanischen Hauptlinien nach den australi-
schen Schutzgebieten eingerichtet werden.
Die Verbindungen mit Afrika sind nach dem neuen
Vertrag vom 1. April 1901 ab auf 15 Jahre geregelt.
Es werden zwei Hauptlinien (westliche und östliche Rund-
fahrt) in zweiwöchentlichem Turnus und eine Zwischenlinie
mit vierwöchentltchem Turnus eingerichtet.
Auf den Hauptlinien darf die Geschwindigkeit nicht
unter 10'/z Knoten hcruntergehen.
Der Bruttoraumgehalt der neu einzustellenden Dampfer
muß auf der Hauptlinie 5000, auf der Zwischenlinie 2400
Registertons betragen. Die neuen Dampfer müssen auf
deutschen Werften thunlichst unter Benutzung von
deutschem Material gebaut sein.

Deutsches Reich.
— Zum Nachfolger des Fürsten Münster in
Paris ist, wie die Nordd. Allgem. Ztg. hört, der deutsche
Botschafter in Petersburg, Fürst Radolin, ernannt
worden. Fürst Radolin, geboren 184l, war in den sieb-
ziger Jahren Botschaftsrath in Konstantinopel, später
preußischer Gesandter in Weimar, wurde darauf Oberhof-
marschall des Kronprinzen, nachmaligen Kaisers Friedrich,
der ihn 1888 in den Fürstenstand versetzte. Vom Kaiser
Wilhelm II. zum Obertruchseß ernannt, ging Fürst Rado-
lin 1892 als deutscher Botschafter nach Konstantinopel
und im April 1895 nach Petersburg.
— Die Kommission für Arbeiterstatistik ist
am Mittwoch unter dem Vorsitz des Unterstaatssekretärs
Dr. Fleck im Reichsamt des. Innern zu einer neuen Ta-
gung zusammengetreten. In ihrer ersten Sitzung beschäf-
tigte sie sich mit der Sonntagsruhe im Binnenschiff-

fahrtsbetrieb, wozu der Berichterstatter Direktor von
Scheel für das Personal eine Arbeitsruhe bis 12 Uhr an
jedem zweiten Sonntag im Winter und jedem dritten im
Sommer beantragte. Weiter wurde der Reichskanzler um
Erhebungen über die Verhältnisse im Fleischergewerbe
ersucht. Für die Vorbereitung der Erhebung über die
Verhältnisse der Comptoiristen u. s. w. wurde eine
Commission eingesetzt, der die Rcichstagsabgeordneten Dr.
Hitze (Centr.) und Molkenbuhr (Soz.) angehören.
— Der Seniorenconvent des Reichstages
beschloß, den Beginn der ersten Et als be rat h u n g
auf den 10. Dezember festzusctzen.
— Die Nordd. Allgem. Ztg. gibt bekannt: Bei den
commissarischen Berathungen, die, wie gemeldet wird, auf
Veranlassung des Reichskanzlers demnächst -m Reichs-
eisen bahn amte'stattfinden werden, wird es sich haupt-
sächlich um Einrichtungen zur Sicherung der Züge
auf Strecken mit starkem Verkehr und um die
Bauart der Durchgangswagen, sowie um die
Wagenbeleuchtung handeln. Zu diesem Punkte sind
die betheiligten Regierungen ersucht worden, sich noch vor
den Conferenzen zunächst über eine Reihe technischer Vor-
fragen zu äußern. Außerdem soll die schon früher ange-
regte Frage, nämlich Verringerung der Gefahren, die dem
Fahrpersonal durch Anstoßen an feste, neben den Geleisen
stehende Gegenstände drohen, und die Einführung einer
selbstthätigen Wagenkoppelung berathcn werden.
— Hauptmann Kremkow von der schweren Feld-
haubitzabtheilung in China hat den Orden pour Is msntv
erhalten. Der Thätigkeit seiner Batterie war im Wesent-
lichen die Einnahme der Peitangforts zu verdanken. Der
russische Höchstkommandirende, Admiral Alexejew, hatte
während des Gefechts durch Meldereiter die Mittheilung
ergehen lassen: „Wer die großen 21-Centimeter-Kanonen
im nördlichen Fort demontirt, erhält den St. Georgsorden."
Die Batterie Kremkow hatte in kurzem die Aufgabe gelöst,
und der russische Admiral, der mit Generalleutnant v.
Lessel die Gefechtslinie entlang ritt, konnte dem Batterie-
chef persönlich die Verleihung des russischen Tapferkeits-
ordens ankündigen.
— Wie die Köln. Volksztg. zuverlässig erfährt, ist der
Plan des Kaisers, am 18. Januar 1901 die Feier des
200jährigen Bestehens der preußischen Königskrone
in Königsberg festlich zu begehen und insbesondere dazu
den preußischen Landtag einzuladen, jetzt fallen ge-
lassen worden.
W ild park statt on, 29. Novbr. Der Kaiser und
der Kronprinz sind heute Morgen 10 Uhr 55 Min.
mittelst Sonderzuges nach Hoemerten abgereist, von wo
sie mit dem Elbdampfer „Freia" nach Tangermünde
weiterfahren werden, wo heute die Enthüllung eines Denk-
mals Kaiser Karls IV. stattfindet.
Deutscher Reichstag. Berlin, 29. Nov. Auf der
Tagesordnung steht der Gesetzentwurf über die
Privatversicherungsanstalten.
Abg. Opfergelt (Centr., schwer verständlich) hält, trotz der
anerkannten Solidität des deutschen Privatversicherungswesens,
mit Rücksicht auf die verschiedene Gesetzgebung der Einzelstaaten,
eine einheitliche Regelung für dringend nothwendig. Redner be-
antragt die Ueberweisung an eine 21gliedrige Kommission
Abg. Dr. Lehr (nat.-ltb.) steht der Vorlage ebenfalls
freundlich gegenüber, hat aber gegen einzelne Bestimmungen
schwere Bedenken, deren Beseitigung er in der Kommission er-
hofft. Redner erkennt namentlich an, daß die Aussicht über das
Versicherungswesen einer einzigen Reichsbehörde übertragen
werden soll, und empfiehlt Vorsicht bei der Auswahl der Stellen-
besetzung.
Abg. Rettich (kons,) betont, so berechtigt die Forderung
nach einem solchen Gesetze über die Prtoatunternehmungen sei,
so unberechtigt sei die Forderung, auch die öffentlichen Ver-

Mn Opfer.
Roman von B. Saworra.
Autorisirte Bearbeitung nach dem Englischen.
(Fortsetzung.)
war nach Deutschland zu einer Schulsreundin ge-
die schon oft um ihren Besuch gebeten hatte. Von
Ms hatte sie an Frau Verrell geschrieben, daß sie sich
ö>e L wer Beschäftigung sehnte — und bald darauf, daß sie
sieg^klle als Erzieherin bei einer Frau von Hartmann an-
hb^Mmen hätte und mit dieser von Berlin nach Dresden
. ^siedelt wäre.
sgg, eudem waren neun Monate vergangen. In jeder Woche
Selmäßig ein Brief von ihr; aber, wie Rose und Ellen
stand „nichts Neues" darin — nichts Neues aller-
?r>i ü'str keinen andern, als für Frau Verrell, die zwischen
^kr.^Üen las — die traurige Geschichte eines gebrochenen
' die aus jedem so einfachen und doch so trostlosen
A klang, den Judith schrieb.
äxj^ur §>err und Frau Mortlock hatten sie während der
Einmal bei einem kurzen Aufenthalt in Dresden ge-
, Eem war im März gewesen; und Bertba kam mit
dn . ^n direkt nach ihrer langen Reise nach Krofton,
so s,°rt xjnwe Tage zu bleiben. Sie wurde freudig begrüßt,
ouch Nachricht von der Lieblingstochter des Hauses
gingen konnte.
schon am Abend nach ihrer Ankunft sagte Ellen
d, ^ ö" ihrer Mutter: „Weißt Du, Mutti, Bertha ist
Ws>im geworden. Sie hat nicht darauf geachtet, ob
oder elend aussicht — sie hat nicht bemerkt, ob
- "s sehr liebenswürdig zu Judith waren, ob sie über-
§»>, »Mett sind. Es lohnt gar nicht, Bertha zu fragen,
^bxg "ahrt doch nichts, sie geht wie im Traum durch das

Trotzdem Berthas Antworten so unbefriedigend waren,
hörten Ellen, Life und Di nicht auf, sie mit Fragen über
Judiths Ergehen zu bestürmen; und als sie sich erschöpft
hatten, begann Rose nach ihrer Rückkehr von neuem damit.
Es war am Nachmittag nach Rosens Heimkehr. Die
Fenster waren weil geöffnet, balsamisch strömte die würzige
Frühlingsluft herein. Rose ruhte lässig in einem Stuhl am
Fenster. Bertha sah neben ihr in einem ganz weißen,
sackähnlichen Gewände sehr schmal und verblüht aus.
Maud Büdget hatte sich mit ihrer Handarbeit Bertha gegen-
über gefetzt. Vor .dem Fenster ruhte Robert in einem
bequemen Gartensessel und las „Heines Buch der Lieder".
Ellen saß im Hintergründe neben ihrer Mutter, die ein Tisch-
tuch säumte.
„Wievielmal hast Du Judith gesehen. Bertha?" fragte
Rose.
„Zweimal."
„Und Du weißt nicht, wie sie aussah?"
„Ich denke, sie sah gut aus."
„Durchaus nicht," antwortete Robert. „Sie war schlecht
angezogen und sah nichts weniger als hübsch aus. Es ist
schade, daß Judith ihr gutes Aussehen ganz Verloren hat."
„Judith kann, so lange sie lebt, nicht anders als gut
und lieblich aussehen I" sagte Ellen entrüstet aus ihrer fernen
Ecke.
Robert lächelte und vertiefte sich wieder in seinen Heine.
„Wie fandest Du Hartmanns, Bertha?" fuhr Rose fort.
„Sie schienen ganz nett zu sein."
„Auch zu Judith?"
„Ja — ich denke."
„Sah Judith zufrieden aus?"
„I — ia."
Wieder mischte Mortlock sich in das Gespräch.
„Sie sab verbittert, ernst und elend aus," sagte er
ruhig.
Sie kann gar nicht verbittert aussehen," rief Ellen.
„Man sagt," fuhr Robert trocken fort, „die Verlobung
wäre auf Judiths ausdrücklichen Wunsch gelöst — es ist doch

merkwürdig, daß sie selbst etwas gethan haben soll, was ihr
das Herz gebrochen hat."
„Hat Judith Dich zu ihrem Vertrauten gemacht?" fragte
Rose.
„Nein, süße Spötterin! Aber man sieht es ihr an,
man kann die Enttäuschung, den Gram in ihren Mienen
lesen."
„Mir tdut Judith so furchtbar leid," bemerkte mit einem
tiefen Seufzer Fräulein Büdget. „Wie habe ich mit ihr ge-
litten I Mir gefiel Herr Frankland so ausnehmend — wirk-
lich sehr! Es liegt heutzutage ein gewisser Reiz in einem
so einfachen, edlen Charakter. Er Kat ja kein bestechendes
Aeußere, aber er ist der echte Typus eines Landedelmannes
aus der guten alten Zeit — die stattliche Größe — der Reich-
tum — vortreffliche Sitten — kräftige Muskeln. Der Arme!
Jetzt sieht er so furchtbar niedergedrückt aus."
Rose stand mit einem Ruck auf. Sie streckte ihre Hand
nach Ellen hin, und beide Mädchen verließen das Zimmer.
Ich konnte es nicht länger mit anhören," bekannte Rose,
„sie ist unerträglich! Ich glaube, sie würde selbst den Erz-
engel Gabriel bevormunden. Wenn Kurt kommt, sperre ich
Maud Budget für die Zeit oben in den großen Leinenschrank.
O, da kommt Mutter! Liebste Mutter, setze Di's Schutzhut
auf und komme mit uns durch den Garten. Uns muß erst
der bittere Geschmack von Maud Büdgets Reden aus dem
Munde geben."
Die beiden Mädchen umfaßten ihrer Mutter Arme und
führten sie hinaus.
„O, da geht Robert," rief Rose. „Wir wollen schnell
diesen Weg einschlagen, damit nur ihn nicht treffen."
„Er ist unser Gast, Liebling," sagte Frau Verrell sankt.
„Wir müssen höflich zu ihm sein."
„Das ist wahr. Multi," erwiderte Rose boshaft. «Willst Du
nicht so höflich lein, ihn zu begleiten?"
„Ein andermal," gab Frau Verrell lachend zurück und
ging gutmüthig auf die Neckereien ihrer übermüthigen Töchter
ein.
(Fortsetzung folgt.)
 
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