^ Erscheint täglich,
«onntags ausgenommen.
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mit FamilimblLttern
, monatlich 50 Pf.
^Kei in's HauS gebracht.
*mrch die Post bezogen
vierteljährl. 1.25 Mk.
'Us,chließlich Zustellgebühr.
^rnsprech-Anschluß Nr. 82.
WelbkUr ZeituW.
JnsrrttonSgebühr
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigm bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat«
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82
Sir. 237.
DmulklM-, -kn 11. Wobei
ISO«.
Zum badische» Minifterwechsel.
. Der Karlsruher Berichterstatter des Schwab. Merk.
M noch einmal alle Versuche, die zur Erklärung des
7«nisterwechsels gemacht, und alle Vermuthungen, die da-
geknüpft wurden, zusammen, indem er schreibt:
Die Erörterungen über den Minister Wechsel wollen
">cht abreißen, und obwohl man dem Volksfreund nicht
^nz Unrecht geben kann, wenn er behauptet, daß sie an-
?»gen langweilig zu werden, so kann man doch nicht
chaupten, daß sie nutzlos gewesen seien. Denn aus den
^hauptungen und Gegenbehauptungen heraus fängt die
Michtliche Wahrheit an, sich in immer deutlicheren Um-
?MN abzuzeichnen. Erwägt man genau, was von den
°>sherigen Behauptungen der Presse amtlich und halb-
ldtlich bestritten worden ist, und auch das, was nicht
dritten worden ist, so kommt man auf folgende Dar-
rung. Minister Dr. Eisenlohr hat sein Entlassungsgcsuch
Gesundheitsrücksichten begründet und der Grobherzog
es mit dieser Begründung angenommen. Von anderen
Aachen des Rücktrittes ist offenbar in dem amtlichen
*>efwechsel zwischen dem Minister und dem Großherzog
h'cht die Rede gewesen. Da nun aber in dem Befinden
Ministers in der letzten Zeit keine Verschlimmerung
^getreten ist, so ist man wohl berechtigt, nach dem An-
zu suchen, der das Entlassungsgesuch in Bewegung
^ietzt hat. Die Behauptung eines Blattes, der Anstoß
darin gelegen, daß der Landeskommissär Dr. Rein-
in Freiburg, hinter dem Rücken Dr. Eisenlohrs,
^Handlungen mit der Kurie wegen kirchenpolitischer Zu-
^siändnisse angeknüpft und dabei durch den Großherzog
^tkung gefunden habe, ist von Seiten der Regierung,
zft von Seiten der Kurie in Abrede gestellt worden.
r''cht in Abrede gestellt wurde aber die andere Be-
z^Vlung eines Mannheimer Centrumsblattes, daß Dr.
j^hard eine Audienz des Erzbischofs Dr. Nörber bei
Großherzog veranlaßt habe. Man muß sich dabei
^ die Thatsache erinnern, daß Dr. Reinhard in einer
h brede in Badenweiler in Gegenwart des Großherzogs
Friedensglöcklein läutete und allerhöchste Anerkennung
k-ftr erntete. Die Audienz des Erzbischofs hat statt-
d.'Mden und ist in der Karlsr. Zig. verzeichnet worden;
° .Dr. Reinhard sie veranlaßte, ist leicht möglich und
j? letzt nicht bestritten. Auch das neueste Dementi in
ff. Straßburger Post bewegt sich in sehr vorsichtigen
j„?^n. Es stellt obige und andere Behauptungen zu-
jj„,^en, um dann am Schluß zu versichern, daß die Dar-
^Ng „in allen wesentlichen Punkten unrichtig sei".
>>^ach hat man die Wahl, was man als »wesentlich*
h^hen will und was nicht. Gesetzt also, Dr. Reinhard
jene Friedenskonferenz eingeleitet, so wird weiter
kittet, dieselbe sei nicht nach Wunsch aus-
E", sondern der Großherzog habe ein strenges
über die politische Agitation des Klerus ausge-
und der Erzbischof habe seine Untergebenen ver-
^ ,8t; zu einer Einigung sei es nicht gekommen. Auch
^ kehlt bis jetzt ein unumwundenes Dementi. Ferner
behauptet: Dr. Reinhard sei infolge des Mißerfol-
ge Ungnade gefallen. Minister Dr. Eisenlohr habe
^ ^ersetzung des Dr. Reinhard von Freiburg weg be-
tzj^gt, aber dieser Antrag habe nicht die allerhöchste
iiO^ung gefunden, und dann sei das Entlassungsgesuch
^ öl. Wenn ein höherer Beamter, der ein Organ des
^Äteriums sein soll, anfängt, selbständige Politik ohne
und vielleicht nicht im Sinne desselben zu machen,
v? ist allerdings das einzig Richtige, daß er an einen
^ fts versetzt wird, wo ihm die Gelegenheit zu solchen
Seitensprüngen fehlt. Es ist daher nicht unwahrscheinlich,
daß im Interesse der Beamtendisziplin und auch mit Rück-
sicht auf die verfassungsmäßige Verantwortlichkeit der
Minister dieVersetzung des Dr. Reinhard beantragt wurde.
Nun stehen wir aber vor einem vollen Widerspruch. Dr.
Reinhard soll in Ungnade gefallen sein, und doch sei seine
Versetzung nicht genehmigt worden. Wie ist dieses Räthsel
zu lösen? Es gibt zwei Möglichkeiten. Vielleicht ist Dr.
Reinhard zwar mit seiner Politik nicht sehr glücklich ge
wesen, aber trotzdem ist sein guter Wille anerkannt wor-
den, und der Großherzog hat den Beamten, der ihm (ge
wiß nicht anders als auf allerhöchsten Wunsch) Rath er-
theilte, gegen eine Maßregelung in Schutz nehmen wollen
Dann wäre die Darstellung jenes Mannheimer klerikalen
Blattes doch nicht ganz unrichtig. Oder aber Dr. Rein-
hard hat eine nachträgliche Rechtfertigung erfahren durch ein
gewisses Einlenken derCentrumspartei. Esistdenk
bar, daß der Erzbischof in jener Audienz zwar zu Gunsten
seines Klerus gesprochen, dann aber doch gefunden hat,
daß die Disziplin eine Verbesserung im Sinn einer weni
ger ausgesprochenen Parteinahme gewisser Kleriker gegen
die Regierung ertragen könne. Die Blätter haben wieder
holt auf die Thatsache hingewiesen, daß der berühmte
Agitator, Geistl. Rath Wacker, der sonst das unbedeutendste
Ereigniß auf dem politischen Kriegsschauplatz in einer
Reihe bandwurmartiger Leitartikel im Bad. Beob. breit-
schlagen mußte, über die wichtige Thatsache des Minister-
wechsels noch gar nicht das Wort ergriffen hat.
Der Bad. Beob., der nicht viele so federgewandte Mit-
arbeiter wie Wacker besitzt, hat über den Ministerwechsel
bis jetzt nur die Parole „Abwarten" ausgegeben. Wie
schon ein Korr, des Merk, im Samstag Mittagsbl. her-
vorhebt, wird das Schweigen Wackers mehr und mehr in
dem Sinn ausgelegt, daß ein Umschwung in der
Centrumstaktik bevorstehe. Lieferte der Erzbischof
den Beweis, daß er im Stande ist, Wacker kalt zu stellen,
so wäre für den inneren Frieden Badens viel gewonnen.
Aber nicht nur dies: es wäre Wasser auf die Mühle der
gemäßigteren, staatsfreundlicheren Richtung des Centrums
geleitet und die Vorbedingung erfüllt, die in amtlichen
Regierungskundgebungen als unerläßlich vor jedem kirchen-
politischen Zugeständniß hingestellt wurde. Sollte wirklich
ein Redaktionswechsel beim Badischen Beobachter in diesem
Sinn eintreten, so würde obige Auffassung eine Stütze
erhalten. Diese Entwicklung würde aber nicht nur eine
Aenderung der Centrumspolitik bedeuten, sondern mit
Nothwendigkeit würde auch eine Aenderung der Regie-
rungspolitik Nachfolgen. Erwägen wir dies aber, so
kommen wir zu dem Schluß, daß die Entlassung des
Ministers Dr. Eisenlohr aus Gesundheitsrücksichten geschah,
daß aber die Einreichung des Entlassungsgesuchs eine Folge
von Vorkommnissen war, die darauf Hinweisen, daß eine
Aenderung der Kirchenpolitik in der Lust liegt. In die-
sem Fall wäre auch der Rücktritt des Staatsministers Dr.
Nokk zu erwarten. Sollte sich die Sache anders verhalten,
so müßte ein deutliches und unverschnörkcltes amtliches
Dementi erfolgen. Wenn jedoch unsere Schlüsse richtig
sind, so wollen wir doch noch hervorheben, daß einer
Aenderung der Kirchenpolitik in Baden sehr bedeutende
Hindernisse im Wege stehen. Die Zugeständnisse, die das
Centrum fordert, um den Waffenstillstand in einen Frieden
zu verwandeln, würden sehr bald die gesammte Linke an
die Seile der Nationalliberalen führen, denn es handelt
sich gleich nach den Männcrklöstcrn, die sozusagen nur einen
Liebhaberwerth für das Centrum haben, um sehr reale
Dinge: um die Herrschaft in der Schule und um die Ver-
waltung der weltlichen Stiftungen. Da sind jeder badi-
schen Regierung, sie mag heißen, wie sie will, enge
Schranken gezogen, in denen sich ihre Zugeständnisse be-
wegen können. Und auf der andern Seite ist auch nicht
gesagt, daß die Centrumswähler, die so lange dem
Gebot des Wahlfeldmarschalls Wacker gehorcht haben, sich
so eilig in das Lager des Abg. Zehnter abkommandiren
lassen. Das Stillschweigen der Wacker'schen kann den
Grund haben, daß sie hoffen, die Verständigung zwischen
der Regierung und der Kurie werde ohne ihr Dazwischen-
treten mißlingen. Sollte die „Gefahr" des Gelingens
drohen, so würden sie mit flammenden Aufrufen hervor-
treten und mit leichter Mühe, wie schon mehrmals, die
Gemäßigten („Halben") aus dem Felde schlagen. Einen
Punkt gibt es, in dem das Centrum unmöglich sich selbst
verleugnen kann, und das ist das direkte Wahlrecht. Wer
Jahre lang diese Forderung zum Angelpunkt der badischen
Politik zu machen bestrebt war, der kann nicht auf
Kommando diese Frage von der Tagesordnung absetzen,
am wenigsten in einem Augenblick, in dem, wie man dort
glaubt, die Erfüllung nicht mehr lange ausbleiben kann.
Da nun aber auf der andern Seite der Regierung alles
daran gelegen ist, in diesem Punkt Luft zu bekommen, so
zeigt sich wieder, wie klug die von den Wacker'schen im
jetzigen Augenblick geübte Zurückhaltung ist, denn eine Ver-
ständigung auf der angedeuteten, vielleicht im Sinne der
Reinhard'schen Politik gelegenen Grundlage wird sicherlich
nicht zu Stande kommen, und dann wird der Wahlfeld-
marschall seine Hände in Unschuld waschen und mit dem
Losungswort „Gegen die Halben!" lustig in den Wahl-
feldzug des Jahres 1901 eintreten.
(Seit im Schw. Merk, die obige Zusammenfassung der
mit dem Ministerwechsel zusammenhängenden Umstände vor-
genommen wurde, ist ein weiteres Ereigniß eingetreten:
Landescommissär Reinhard in Freiburg wurde von dort
abberufen und mit der Direktion der Domänenverwaltuug
betraut. Während nach der Eisenlohr'schen Forderung,
wie man sagt, Herr Reinhard in gleicher Eigenschaft nach
Konstanz versetzt werden sollte, ist er durch seine Ernennung
zum Direktor der Domänenverwaltung im Rang und Ge-
halt gestiegen; er kommt von Nr. 3 der Abtheilung 8.
nach Nr. 1 der gleichen Abtheilung. Die Pille ist ihm
also versüßt worden. Immerhin liegt in dem Wechsel
seiner Stellung eine gewisse Bestätigung der Behauptung,
daß er eine Audienz des Erzbischofs beim Großherzog ver-
mittelte, daß der Verlauf der Besprechungen aber kein be-
friedigender gewesen ist.)
Der Mangel an Volksschullehrern in Preußen.
Der Mangel an Volks schullehrern verursacht
den Unterrichtsbehörden zur Zeit die größten Verlegen-
heiten. Auf der Jahresversammlung des Brandenburgischen
Provinziallehreroereins am 3. d. M. in Prenzlau theilte
der Vertreter der Potsdamer Regierung, Schulrath Böckler,
mit, daß im Bezirk Potsdam nicht weniger als sechzig
Stellen vakant seien, und daß nur eine kleine Anzahl der-
selben ordnungsmäßig besetzt werden könne. Schulrath
Böckler erbat dem Berl. Tgbl. zufolge ausdrücklich die
Mithilfe der anwesenden Lehrer bei der Beseitigung der
dadurch entstehenden unterrichtlichen Schwierigkeiten durch
Uebcrnahme von Vertretungen. Daß mit dem Beginn
der einjährigen Militärdienstpflicht der Volksschullehrer ein
großer Lehrermangel entstehen würde, hätten die Behörden
allerdings einige Jahre früher bereits voraussehen können.
In den Kultusetat wurde auch eine Summe zur Ver-
mehrung der Seminarkurse zur Verfügung eingestellt. Es
ist aber nicht gelungen, die Zahl der Seminaristen über
Stephanie.
Von Julien Beer de Turique.
Autorisirte Uebersetzung von E. Vilmar.
(Nachdruck verboten.)
bist also vollkommen su kalt, mein Junge?"
jt jjüerdings, Mama. Wenn es Dich beruhigt, will ich
Pensum hersagen: Also heute Abend werfe ich
«igch Gala und fahre mit dem Glockenschlage zehn nach
^Ard Maleshcrbes Nr. 99 zum Balle der Familie
Dorr angelangt, stelle ich mich Monsieur und
? >, wache ihnen ein tiefgefühltes Kompliment und
'ijxM die Gunst, mit ihrer Tochter, Fräulein Stephanie,
.«jäu dürfen . . ."
!. man Dir gern gewähren wird."
ja, weil man unsere geheimen Absichten — wollte
fiy! Deine geheimen Absichten — kennt und zu billigen
stix' Eigentlich . . . wenn ich mir die Sache so recht
i l>!m' könnte ich Dir beinahe gram werden, beste Mama.
Ä jE meine Einwilligung über meine Hand zu verfügen!
w meiner Abwesenheit zu verheirathen, und obenein
lhs EM Mädchen, das ich nicht einmal kenne!"
Hx Mine Durand lächelte. „Aber ich kenne sie. Das
ft genügen."
^ "h ich bin meiner Sache vollkommen sicher, mein lieber
Wenn Du sie gesehen haben wirst. . ."
hxft" isl's um mich geschehen, weinst Du?"
>4 bedingt. Du wirst selbst überzeugt sein, mein Paul,
isxx'.fto es sich um Dein Lebensglück bandelt, keinesfalls
»"W Vorgehen werde. Ueberdies muß ich gestehen,
wir recht schwer fallen dürfte, mich so bald nach
Rückkehr ans Mittel-Asien wieder von Dir zu
trennen, nachdem die Mission, womit der Minister Dich
betraut, mich ein ganzes Jahr Deiner Gegenwart beraubt hat.
Denn soviel steht fest: Sobald Du vermählt bist, gehörst Du
mir nicht mehr an wie bisher. Doch Dein Glück über
alles! Jst's nicht die Pflicht der Mütter, sich zu opfern?
Infolgedessen gelangte ich, als ich die Bekanntschaft der
reizenden Stephanie gemacht, auch sehr bald zu dem Ent-
schluß . . ."
„Holla, der werde ich meinen Sohn anschmieren."
„Nun ja, so ungefähr," lächelte Frau Durand. „Wir
lernten uns, wie bereits erwähnt, in diesem Sommer in
Dieppe kennen. Ich wünschte, Du hättest sie dort sehen
können. Wo das elegante, graziöse, liebreizende Wesen sich
zeigte, erregte sie einen Sturm der Bewunderung. Wir
wohnten in demselben Hotel. Ihre Eltern und ich be-
freundeten uns miteinander. Ich erzählte ihnen natürlich
auch von Dir und Deinen glänzenden Aussichten und
zeigte ihnen gelegentlich Dein Portrait, wobei ich mich
der Bemerkung nicht verschließen konnte, daß Du nicht miß-
fielst . . ."
„In o«§io. . ."
„Kurzum, man schien dem Gedanken einer möglichen
Heirath zwischen Dir und Stephanie nicht abgeneigt. Ich
fürchtete nur Eines: daß Dir vor Schluß der Saison irgend
ein Fürst oder Millionär bei dem lieben Kinde zuvorkommen
könne. Doch glücklicherweise wies sie alle Bewerbungen ab,
und bei unserer Trennung erhielt ich das Versprechen, daß
sogleich nach Deiner Rückkehr, in den ersten Tagen des
Oktober, eine Zusammenkunft zwischen Euch Beiden arrangirt
werden sollte."
„Dann findet dieser Ball also einzig und allein meinet-
wegen statt?"
„Freilich; es ist die beste Art. Luch auf harmlose
Manier zusammenzuführen. O, wie bedauere ich, nicht
Augenzeuge des ersten Begegnens zweier Wesen sein zu
können, die so ganz für einander geschaffen scheinen I Doch
leider, dieser garstige Rheumatismus . . ."
Paul erhob sich, bereit, dem Wunsche der Mutter zu
entsprechen und sich diesen Vogel Phönix vorerst einmal an-
zuseben.
„Du bist also überzeugt, daß sie mir gefallen wird,
Mama?"
„Es unterliegt keinem Zweifel."
„Wie sieht sie denn eigentlich aus, diese berühmte Stephanie?
Ist sie blond mit blauen Augen oder eine Brünette mit
mattem Teint?"
„Das wirst Du schon selbst sehen," lächelte die Mutter
diplomatisch.
„Besitzest Du keine Photographie von ihr?"
„Nein, nein, nein! Ich sage nichts, ich zeige nichts I Du
sollst überrascht werden!"
„Er, das ist gefährlich! Wenn sie mir nun dennoch
mißfällt?"
„Dieserhalb bin ich ganz unbesorgt. Ich wünschte, es
wäre schon morgen, und könnte Deine begeisterten Lobes-
hhmnen, den Ausbruch Deines schwärmerischen Entzückens
vernehmen; denn daß Du mir ganz närrisch verliebt Heim-
kehrer: wirst, ist über jeden Zweifel erhaben."
„Geben wir also! Ich fange an, Vertrauen zu ge-
winnen."
„Ja, Du kannst Dich vollkommen auf meinen Geschmack
verlassen. Versuche zu gefallen und Du wirst in den Besitz
des reizendsten Weibes gelangen, das Deine Phantasie zu er-
träumen vermag. Und reich ist sie obenein auch, ein Umstand,
der niemals schaden kann."
Paul war besiegt, seine Neugier geweckt. Diesen rara svis,
diese Vereinigung so vieler Vorzüge mußte er sich unbedingt
ansehen. Und er begab sich in sein Zimmer, um Balltoilctte
zu machen.
II.
Um zehn Uhr hielt Paul's Wagen vor dem Hause
Nr- 99 aus dem Boulevard Malesherbes. Eine lange
Reihe von Equipagen stand bereits vor der Thür des
«onntags ausgenommen.
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Zum badische» Minifterwechsel.
. Der Karlsruher Berichterstatter des Schwab. Merk.
M noch einmal alle Versuche, die zur Erklärung des
7«nisterwechsels gemacht, und alle Vermuthungen, die da-
geknüpft wurden, zusammen, indem er schreibt:
Die Erörterungen über den Minister Wechsel wollen
">cht abreißen, und obwohl man dem Volksfreund nicht
^nz Unrecht geben kann, wenn er behauptet, daß sie an-
?»gen langweilig zu werden, so kann man doch nicht
chaupten, daß sie nutzlos gewesen seien. Denn aus den
^hauptungen und Gegenbehauptungen heraus fängt die
Michtliche Wahrheit an, sich in immer deutlicheren Um-
?MN abzuzeichnen. Erwägt man genau, was von den
°>sherigen Behauptungen der Presse amtlich und halb-
ldtlich bestritten worden ist, und auch das, was nicht
dritten worden ist, so kommt man auf folgende Dar-
rung. Minister Dr. Eisenlohr hat sein Entlassungsgcsuch
Gesundheitsrücksichten begründet und der Grobherzog
es mit dieser Begründung angenommen. Von anderen
Aachen des Rücktrittes ist offenbar in dem amtlichen
*>efwechsel zwischen dem Minister und dem Großherzog
h'cht die Rede gewesen. Da nun aber in dem Befinden
Ministers in der letzten Zeit keine Verschlimmerung
^getreten ist, so ist man wohl berechtigt, nach dem An-
zu suchen, der das Entlassungsgesuch in Bewegung
^ietzt hat. Die Behauptung eines Blattes, der Anstoß
darin gelegen, daß der Landeskommissär Dr. Rein-
in Freiburg, hinter dem Rücken Dr. Eisenlohrs,
^Handlungen mit der Kurie wegen kirchenpolitischer Zu-
^siändnisse angeknüpft und dabei durch den Großherzog
^tkung gefunden habe, ist von Seiten der Regierung,
zft von Seiten der Kurie in Abrede gestellt worden.
r''cht in Abrede gestellt wurde aber die andere Be-
z^Vlung eines Mannheimer Centrumsblattes, daß Dr.
j^hard eine Audienz des Erzbischofs Dr. Nörber bei
Großherzog veranlaßt habe. Man muß sich dabei
^ die Thatsache erinnern, daß Dr. Reinhard in einer
h brede in Badenweiler in Gegenwart des Großherzogs
Friedensglöcklein läutete und allerhöchste Anerkennung
k-ftr erntete. Die Audienz des Erzbischofs hat statt-
d.'Mden und ist in der Karlsr. Zig. verzeichnet worden;
° .Dr. Reinhard sie veranlaßte, ist leicht möglich und
j? letzt nicht bestritten. Auch das neueste Dementi in
ff. Straßburger Post bewegt sich in sehr vorsichtigen
j„?^n. Es stellt obige und andere Behauptungen zu-
jj„,^en, um dann am Schluß zu versichern, daß die Dar-
^Ng „in allen wesentlichen Punkten unrichtig sei".
>>^ach hat man die Wahl, was man als »wesentlich*
h^hen will und was nicht. Gesetzt also, Dr. Reinhard
jene Friedenskonferenz eingeleitet, so wird weiter
kittet, dieselbe sei nicht nach Wunsch aus-
E", sondern der Großherzog habe ein strenges
über die politische Agitation des Klerus ausge-
und der Erzbischof habe seine Untergebenen ver-
^ ,8t; zu einer Einigung sei es nicht gekommen. Auch
^ kehlt bis jetzt ein unumwundenes Dementi. Ferner
behauptet: Dr. Reinhard sei infolge des Mißerfol-
ge Ungnade gefallen. Minister Dr. Eisenlohr habe
^ ^ersetzung des Dr. Reinhard von Freiburg weg be-
tzj^gt, aber dieser Antrag habe nicht die allerhöchste
iiO^ung gefunden, und dann sei das Entlassungsgesuch
^ öl. Wenn ein höherer Beamter, der ein Organ des
^Äteriums sein soll, anfängt, selbständige Politik ohne
und vielleicht nicht im Sinne desselben zu machen,
v? ist allerdings das einzig Richtige, daß er an einen
^ fts versetzt wird, wo ihm die Gelegenheit zu solchen
Seitensprüngen fehlt. Es ist daher nicht unwahrscheinlich,
daß im Interesse der Beamtendisziplin und auch mit Rück-
sicht auf die verfassungsmäßige Verantwortlichkeit der
Minister dieVersetzung des Dr. Reinhard beantragt wurde.
Nun stehen wir aber vor einem vollen Widerspruch. Dr.
Reinhard soll in Ungnade gefallen sein, und doch sei seine
Versetzung nicht genehmigt worden. Wie ist dieses Räthsel
zu lösen? Es gibt zwei Möglichkeiten. Vielleicht ist Dr.
Reinhard zwar mit seiner Politik nicht sehr glücklich ge
wesen, aber trotzdem ist sein guter Wille anerkannt wor-
den, und der Großherzog hat den Beamten, der ihm (ge
wiß nicht anders als auf allerhöchsten Wunsch) Rath er-
theilte, gegen eine Maßregelung in Schutz nehmen wollen
Dann wäre die Darstellung jenes Mannheimer klerikalen
Blattes doch nicht ganz unrichtig. Oder aber Dr. Rein-
hard hat eine nachträgliche Rechtfertigung erfahren durch ein
gewisses Einlenken derCentrumspartei. Esistdenk
bar, daß der Erzbischof in jener Audienz zwar zu Gunsten
seines Klerus gesprochen, dann aber doch gefunden hat,
daß die Disziplin eine Verbesserung im Sinn einer weni
ger ausgesprochenen Parteinahme gewisser Kleriker gegen
die Regierung ertragen könne. Die Blätter haben wieder
holt auf die Thatsache hingewiesen, daß der berühmte
Agitator, Geistl. Rath Wacker, der sonst das unbedeutendste
Ereigniß auf dem politischen Kriegsschauplatz in einer
Reihe bandwurmartiger Leitartikel im Bad. Beob. breit-
schlagen mußte, über die wichtige Thatsache des Minister-
wechsels noch gar nicht das Wort ergriffen hat.
Der Bad. Beob., der nicht viele so federgewandte Mit-
arbeiter wie Wacker besitzt, hat über den Ministerwechsel
bis jetzt nur die Parole „Abwarten" ausgegeben. Wie
schon ein Korr, des Merk, im Samstag Mittagsbl. her-
vorhebt, wird das Schweigen Wackers mehr und mehr in
dem Sinn ausgelegt, daß ein Umschwung in der
Centrumstaktik bevorstehe. Lieferte der Erzbischof
den Beweis, daß er im Stande ist, Wacker kalt zu stellen,
so wäre für den inneren Frieden Badens viel gewonnen.
Aber nicht nur dies: es wäre Wasser auf die Mühle der
gemäßigteren, staatsfreundlicheren Richtung des Centrums
geleitet und die Vorbedingung erfüllt, die in amtlichen
Regierungskundgebungen als unerläßlich vor jedem kirchen-
politischen Zugeständniß hingestellt wurde. Sollte wirklich
ein Redaktionswechsel beim Badischen Beobachter in diesem
Sinn eintreten, so würde obige Auffassung eine Stütze
erhalten. Diese Entwicklung würde aber nicht nur eine
Aenderung der Centrumspolitik bedeuten, sondern mit
Nothwendigkeit würde auch eine Aenderung der Regie-
rungspolitik Nachfolgen. Erwägen wir dies aber, so
kommen wir zu dem Schluß, daß die Entlassung des
Ministers Dr. Eisenlohr aus Gesundheitsrücksichten geschah,
daß aber die Einreichung des Entlassungsgesuchs eine Folge
von Vorkommnissen war, die darauf Hinweisen, daß eine
Aenderung der Kirchenpolitik in der Lust liegt. In die-
sem Fall wäre auch der Rücktritt des Staatsministers Dr.
Nokk zu erwarten. Sollte sich die Sache anders verhalten,
so müßte ein deutliches und unverschnörkcltes amtliches
Dementi erfolgen. Wenn jedoch unsere Schlüsse richtig
sind, so wollen wir doch noch hervorheben, daß einer
Aenderung der Kirchenpolitik in Baden sehr bedeutende
Hindernisse im Wege stehen. Die Zugeständnisse, die das
Centrum fordert, um den Waffenstillstand in einen Frieden
zu verwandeln, würden sehr bald die gesammte Linke an
die Seile der Nationalliberalen führen, denn es handelt
sich gleich nach den Männcrklöstcrn, die sozusagen nur einen
Liebhaberwerth für das Centrum haben, um sehr reale
Dinge: um die Herrschaft in der Schule und um die Ver-
waltung der weltlichen Stiftungen. Da sind jeder badi-
schen Regierung, sie mag heißen, wie sie will, enge
Schranken gezogen, in denen sich ihre Zugeständnisse be-
wegen können. Und auf der andern Seite ist auch nicht
gesagt, daß die Centrumswähler, die so lange dem
Gebot des Wahlfeldmarschalls Wacker gehorcht haben, sich
so eilig in das Lager des Abg. Zehnter abkommandiren
lassen. Das Stillschweigen der Wacker'schen kann den
Grund haben, daß sie hoffen, die Verständigung zwischen
der Regierung und der Kurie werde ohne ihr Dazwischen-
treten mißlingen. Sollte die „Gefahr" des Gelingens
drohen, so würden sie mit flammenden Aufrufen hervor-
treten und mit leichter Mühe, wie schon mehrmals, die
Gemäßigten („Halben") aus dem Felde schlagen. Einen
Punkt gibt es, in dem das Centrum unmöglich sich selbst
verleugnen kann, und das ist das direkte Wahlrecht. Wer
Jahre lang diese Forderung zum Angelpunkt der badischen
Politik zu machen bestrebt war, der kann nicht auf
Kommando diese Frage von der Tagesordnung absetzen,
am wenigsten in einem Augenblick, in dem, wie man dort
glaubt, die Erfüllung nicht mehr lange ausbleiben kann.
Da nun aber auf der andern Seite der Regierung alles
daran gelegen ist, in diesem Punkt Luft zu bekommen, so
zeigt sich wieder, wie klug die von den Wacker'schen im
jetzigen Augenblick geübte Zurückhaltung ist, denn eine Ver-
ständigung auf der angedeuteten, vielleicht im Sinne der
Reinhard'schen Politik gelegenen Grundlage wird sicherlich
nicht zu Stande kommen, und dann wird der Wahlfeld-
marschall seine Hände in Unschuld waschen und mit dem
Losungswort „Gegen die Halben!" lustig in den Wahl-
feldzug des Jahres 1901 eintreten.
(Seit im Schw. Merk, die obige Zusammenfassung der
mit dem Ministerwechsel zusammenhängenden Umstände vor-
genommen wurde, ist ein weiteres Ereigniß eingetreten:
Landescommissär Reinhard in Freiburg wurde von dort
abberufen und mit der Direktion der Domänenverwaltuug
betraut. Während nach der Eisenlohr'schen Forderung,
wie man sagt, Herr Reinhard in gleicher Eigenschaft nach
Konstanz versetzt werden sollte, ist er durch seine Ernennung
zum Direktor der Domänenverwaltung im Rang und Ge-
halt gestiegen; er kommt von Nr. 3 der Abtheilung 8.
nach Nr. 1 der gleichen Abtheilung. Die Pille ist ihm
also versüßt worden. Immerhin liegt in dem Wechsel
seiner Stellung eine gewisse Bestätigung der Behauptung,
daß er eine Audienz des Erzbischofs beim Großherzog ver-
mittelte, daß der Verlauf der Besprechungen aber kein be-
friedigender gewesen ist.)
Der Mangel an Volksschullehrern in Preußen.
Der Mangel an Volks schullehrern verursacht
den Unterrichtsbehörden zur Zeit die größten Verlegen-
heiten. Auf der Jahresversammlung des Brandenburgischen
Provinziallehreroereins am 3. d. M. in Prenzlau theilte
der Vertreter der Potsdamer Regierung, Schulrath Böckler,
mit, daß im Bezirk Potsdam nicht weniger als sechzig
Stellen vakant seien, und daß nur eine kleine Anzahl der-
selben ordnungsmäßig besetzt werden könne. Schulrath
Böckler erbat dem Berl. Tgbl. zufolge ausdrücklich die
Mithilfe der anwesenden Lehrer bei der Beseitigung der
dadurch entstehenden unterrichtlichen Schwierigkeiten durch
Uebcrnahme von Vertretungen. Daß mit dem Beginn
der einjährigen Militärdienstpflicht der Volksschullehrer ein
großer Lehrermangel entstehen würde, hätten die Behörden
allerdings einige Jahre früher bereits voraussehen können.
In den Kultusetat wurde auch eine Summe zur Ver-
mehrung der Seminarkurse zur Verfügung eingestellt. Es
ist aber nicht gelungen, die Zahl der Seminaristen über
Stephanie.
Von Julien Beer de Turique.
Autorisirte Uebersetzung von E. Vilmar.
(Nachdruck verboten.)
bist also vollkommen su kalt, mein Junge?"
jt jjüerdings, Mama. Wenn es Dich beruhigt, will ich
Pensum hersagen: Also heute Abend werfe ich
«igch Gala und fahre mit dem Glockenschlage zehn nach
^Ard Maleshcrbes Nr. 99 zum Balle der Familie
Dorr angelangt, stelle ich mich Monsieur und
? >, wache ihnen ein tiefgefühltes Kompliment und
'ijxM die Gunst, mit ihrer Tochter, Fräulein Stephanie,
.«jäu dürfen . . ."
!. man Dir gern gewähren wird."
ja, weil man unsere geheimen Absichten — wollte
fiy! Deine geheimen Absichten — kennt und zu billigen
stix' Eigentlich . . . wenn ich mir die Sache so recht
i l>!m' könnte ich Dir beinahe gram werden, beste Mama.
Ä jE meine Einwilligung über meine Hand zu verfügen!
w meiner Abwesenheit zu verheirathen, und obenein
lhs EM Mädchen, das ich nicht einmal kenne!"
Hx Mine Durand lächelte. „Aber ich kenne sie. Das
ft genügen."
^ "h ich bin meiner Sache vollkommen sicher, mein lieber
Wenn Du sie gesehen haben wirst. . ."
hxft" isl's um mich geschehen, weinst Du?"
>4 bedingt. Du wirst selbst überzeugt sein, mein Paul,
isxx'.fto es sich um Dein Lebensglück bandelt, keinesfalls
»"W Vorgehen werde. Ueberdies muß ich gestehen,
wir recht schwer fallen dürfte, mich so bald nach
Rückkehr ans Mittel-Asien wieder von Dir zu
trennen, nachdem die Mission, womit der Minister Dich
betraut, mich ein ganzes Jahr Deiner Gegenwart beraubt hat.
Denn soviel steht fest: Sobald Du vermählt bist, gehörst Du
mir nicht mehr an wie bisher. Doch Dein Glück über
alles! Jst's nicht die Pflicht der Mütter, sich zu opfern?
Infolgedessen gelangte ich, als ich die Bekanntschaft der
reizenden Stephanie gemacht, auch sehr bald zu dem Ent-
schluß . . ."
„Holla, der werde ich meinen Sohn anschmieren."
„Nun ja, so ungefähr," lächelte Frau Durand. „Wir
lernten uns, wie bereits erwähnt, in diesem Sommer in
Dieppe kennen. Ich wünschte, Du hättest sie dort sehen
können. Wo das elegante, graziöse, liebreizende Wesen sich
zeigte, erregte sie einen Sturm der Bewunderung. Wir
wohnten in demselben Hotel. Ihre Eltern und ich be-
freundeten uns miteinander. Ich erzählte ihnen natürlich
auch von Dir und Deinen glänzenden Aussichten und
zeigte ihnen gelegentlich Dein Portrait, wobei ich mich
der Bemerkung nicht verschließen konnte, daß Du nicht miß-
fielst . . ."
„In o«§io. . ."
„Kurzum, man schien dem Gedanken einer möglichen
Heirath zwischen Dir und Stephanie nicht abgeneigt. Ich
fürchtete nur Eines: daß Dir vor Schluß der Saison irgend
ein Fürst oder Millionär bei dem lieben Kinde zuvorkommen
könne. Doch glücklicherweise wies sie alle Bewerbungen ab,
und bei unserer Trennung erhielt ich das Versprechen, daß
sogleich nach Deiner Rückkehr, in den ersten Tagen des
Oktober, eine Zusammenkunft zwischen Euch Beiden arrangirt
werden sollte."
„Dann findet dieser Ball also einzig und allein meinet-
wegen statt?"
„Freilich; es ist die beste Art. Luch auf harmlose
Manier zusammenzuführen. O, wie bedauere ich, nicht
Augenzeuge des ersten Begegnens zweier Wesen sein zu
können, die so ganz für einander geschaffen scheinen I Doch
leider, dieser garstige Rheumatismus . . ."
Paul erhob sich, bereit, dem Wunsche der Mutter zu
entsprechen und sich diesen Vogel Phönix vorerst einmal an-
zuseben.
„Du bist also überzeugt, daß sie mir gefallen wird,
Mama?"
„Es unterliegt keinem Zweifel."
„Wie sieht sie denn eigentlich aus, diese berühmte Stephanie?
Ist sie blond mit blauen Augen oder eine Brünette mit
mattem Teint?"
„Das wirst Du schon selbst sehen," lächelte die Mutter
diplomatisch.
„Besitzest Du keine Photographie von ihr?"
„Nein, nein, nein! Ich sage nichts, ich zeige nichts I Du
sollst überrascht werden!"
„Er, das ist gefährlich! Wenn sie mir nun dennoch
mißfällt?"
„Dieserhalb bin ich ganz unbesorgt. Ich wünschte, es
wäre schon morgen, und könnte Deine begeisterten Lobes-
hhmnen, den Ausbruch Deines schwärmerischen Entzückens
vernehmen; denn daß Du mir ganz närrisch verliebt Heim-
kehrer: wirst, ist über jeden Zweifel erhaben."
„Geben wir also! Ich fange an, Vertrauen zu ge-
winnen."
„Ja, Du kannst Dich vollkommen auf meinen Geschmack
verlassen. Versuche zu gefallen und Du wirst in den Besitz
des reizendsten Weibes gelangen, das Deine Phantasie zu er-
träumen vermag. Und reich ist sie obenein auch, ein Umstand,
der niemals schaden kann."
Paul war besiegt, seine Neugier geweckt. Diesen rara svis,
diese Vereinigung so vieler Vorzüge mußte er sich unbedingt
ansehen. Und er begab sich in sein Zimmer, um Balltoilctte
zu machen.
II.
Um zehn Uhr hielt Paul's Wagen vor dem Hause
Nr- 99 aus dem Boulevard Malesherbes. Eine lange
Reihe von Equipagen stand bereits vor der Thür des