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und den Plakatsäulen.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82.__Fernsprech-Anschluß Nr. 82
Xr. 15S. DMilkkstW, den 12. Juli I9VV.
Wochenchronik.
(Vom 1. bis zum 7. Juli.)
Juli 1.: Das schon im Juni verbreitete Gerücht von der Er-
mordung des deutschen Gesandten v. Kette ler
in Peking erfährt durch eine sehr bestimmt gehaltene
Nachricht des Reuter'schen Bureaus aus Tschifu leider
eine an Gewißheit grenzende Bestätigung. Der den
Gesandten begleitende Dolmetscher konnte sich, verwundet,
in eine Gesandtschaft retten.
„ 2.: Die Nachricht von der Ermordung v. Kettelers
wird als authentisch angesehen, doch weichen die An-
gaben über das Datum der Mordthat von einander ab.
„ 2.: Der frühere preußische Kultusminister Falk ist von
einem Schlaganfall betroffen worden.
„ 2.: Der Kaiser bestimmt, daß eine Division des
Panzergeschwaders nach China gehe.
„ 2.: Der Zeppelin 'sche Luftballon steigt in Manzell
auf, muß aber nach 13 Minuten wieder niedergehen,
da sich einige unbedeutende Mängel Herausstellen. Die
Meinungen über den Erfolg der kurzen Fahrt sind
gethetlt.
„ 3.: Bei Besichtigung der für China bestimmten Truppen
(Marineinfanterie) spricht der Kaiser sehr energisch
und sehr deutlich über die Nolhwendigkeit einer
exemplarischen Bestrafung der Chinesen.
„ 5.: Der badische Landtag hat seine Session
beendet und wird vertagt. Der offizielle Schluß
wird erst nach dem Einzug des Prinzen Max und
seiner jungen Frau in Karlsruhe erfolgen.
„ 5.: Der junge Bursche Sipido, der auf den Prinzen
von Wales geschossen hat, wurde von den Geschworenen
zwar schuldig gesprochen, doch wurde die Zurechnungs-
fähigkeit verneint und der Attentäter bloß unter die
Aufsicht der Regierung gestellt.
„ 6.: Der Kaiser setzt 1000 Taels für jeden Fremden aus,
der lebendig aus Peking herausgebracht wird.
„ 7.: Die Nachrichten aus Peking lauten insofern beruhigen-
der, als es wahrscheinlich ist, daß die Europäer dort
noch leben.
Die Vorgänge in China.
Berlin, 11. Juli. Laut Wolffs Telegraphen-
bureau telegraphirt der kaiserliche Consul in Tschifu:
Der Gouverneur von Schantung richtete an die
fremden Consuln eine Depesche, wonach laut Nach-
richten vom 4. d. M. die Gesandten in Peking
außer Gefahr und der Aufstand in der Ab-
nahme begriffen sei. Alle katholischen' und
evangelischen Missionen in Schantung sind nach
Tschifu oder Tsingtau gebracht worden.
Man wird sich erinnern, daß dem Gouverneur von
Schantung das Anerbieten des Kaisers mitgetheilt wurde,
für jeden Europäer in Peking, der lebendig herausgebracht
werde, 1000 Taels zu zahlen. Der Gouverneur erwiderte
damals, er wolle sich bemühen, mit Peking in Verbindung
zu kommen und das Angebot bekannt zu machen. Wenn
er jetzt meldet, die Gesandten seien am 4. d. außer Gefahr
gewesen, so hat diese Nachricht zwar nicht den Charakter
unumstößlicher Gewißheit, aber man darf sie doch als ziem-
lich sicher ansehen. Auch daß der Aufstand in Peking
nachläßt, ist glaubwürdig. Es liegt in der Natur der
Dinge, daß, wenn eine revolutionäre Bewegung nicht völlig
durchdringt, dann der Rückschlag immer stärker wird, wenn
einmal die erste Zeit der Ueberraschung und des Schreckens
überwunden ist.
Ihre Hauptkraft hat die radical-nationale Partei
— oder kurz gesagt die Boxerpartei — überdies nicht in
Peking concentrirt, sondern verwendet sie gegen Tientsin,
wo sehr schwere Kämpfe stattfinden. Die Boxer mögen
so rechnen: Gelingt es uns, die Fremden aus Tientsin
hinauszuwerfen und womöglich auch Taku wiederzunehmen
dann fällt uns das Volk von selbst zu.
Deshalb ist es von der größten Wichtigkeit, daß die
Truppen der Mächte Tientsin halten. Wie schwer um den
Ort gekämpft wird, das lassen die nachstehenden Berichte
erkennen:
Berlin, 11. Juli. Nach hier eingelaufenen
telegraphischen Meldungen des deutschen Konsuls in
Tientsin wurden die dortigen Fremdennieder-
lassungen vom 5. bis 8. Juli von den Chinesen
wiederholt beschossen. Am 6. ds. Mts.
wurden 2000 Boxer, welche die französische Fremden.
Niederlassung angriffen, von den Russen zurück-
geschlagen. Am 7. ds. beschossen die Englän-
der und Japaner die chinesischen Batterien. Hier-
bei schlug eine chinesische Granate in das Dach des
deutschen Konsulates und zündete. Das Feuer wurde
sofort gelöscht. Es ist nur unerheblicher Schaden
entstanden. Der Dampfer „Peiping" ging am
6. ds. Mts. mit den deutschen Verwundeten
an Bord nach Taku ab. Die Wasserstraße
Tientsin-Taku ist nach Besetzung eines auf dem
halben Wege gelegenen Forts sicher. Auch die
Eisenbahn nach Tongku ist bis auf drei Meilen
von Tientsin wieder hergestellt. Fast alle Familien
der hier ansässigen Fremden sind schon am 4. ds.
nach Taku abgereist.
Tschifu, 11. Juli. Nach dem Daily Expreß
haben die Russen 30 000 Mann von Arbin südwest-
lich von Kirin nach der Eisenbahnlinie zwischen Kirin
und Tsitsihar vorgesandt. Südlich dieses Ortes
verbrannten die Chinesen fast alle Brücken und
führen eine Schreckensherrschaft in der süd-
lichen Mandschurei ein. Die Chinesen griffen
am 4. Juli Tientsin mit 75000 Mann und
über 100 Geschützen an. Tientsin wurde von
14 000 Mann der vereinigten Truppen verthei-
digt. Die Russen und die Japaner
haben die stärksten Verluste gehabt.
Von einer russischen Infanterie-Kompagnie in Stärke
von 120 Mann wurden mit Ausnahme von fünf
alle getödtet oder verwundet. Große Verluste
hatte auch das deutsche Kontingent. Die
Verluste der Engländer betragen 30 Mann. Die
Deutschen sandten 250 Kranke und Verwundete, alle
von der Kolonne des Admirals Seymour, in großen
Flußbooten nach Taku. Sie wurden auf dem ganzen
Wege dorthin unaufhörlich von Chinesen belästigt.
Am 6. d. erneuerten die Chinesen die Angriffe auf
Tientsin mit 2 vierzölligen Batterien. Es gelang der
Artillerie der vereinigten Truppen, sie nach acht-
stündigem Gefecht zum Schweigen zu bringen.
Man muß sich nur wundern über die ganz unerwartete
zähe Angriffskraft der Chinesen, über die große Zahl der
Angriffstruppen und über ihre gute Artillerie. Wenn sie
noch zehn Jahre so weiter lernen, wie sie es in den letzten
fünf Jahren gethan haben, dann wird China ein Heer
besitzen, vor dem die abendländischen Mächte Respekt haben
müssen. Es wird sehr interessant sein, nachträglich zu er-
fahren, aus welchen Beständen sich das Angriffshcer im
Wesentlichen zusammengesetzt hat. Die Militärverhältnisse
sind in China bekanntlich sehr verwickelt. Den Kern der
Angriffstruppe bilden vermuthlich Theile der engeren
kaiserlichen Armee, die zum Prinzen Tuan übergegangen sind.
Der Daily Expreß meldet aus Tschifu, Japan werde
in acht Tagen weitere 13 000, in weiteren vier Tagen
nochmals 10 000 und ehe die Regenzeit weit vorgerückt
sei, im Ganzen 63000 Mann in Taku landen und' sich
für seine Anstrengungen bei Niederwerfung des Aufstandes
reichlich entschädigt halten, wenn ihm gestattet werde, ein
Besatzungsheer nach Korea zu legen. (Daß Japan
Korea als Lohn erhält, ist ausgeschlossen, und die eng-
lischen Blätter sollten dergleichen gar nicht Vorbringen.)
Nach anderen Berichten halte Japan den sofortigen Vor-
marsch auf Peking für geboten. Es täusche sich nicht
über die Schwierigkeiten und richte sich auf einen Feld-
zug ein, der unter Umständen drei Jahre dauern
könne.
Deutsches Reich.
— Der Ausschuß des Bundesraths für aus-
wärtige Angelegenheiten trat gersten Vormittag zu
einer Sitzung zusammen, um die Erklärungen des Staats-
secretärs Grafen v. Bülow über die Lage in Ost asten
entgegen zu nehmen. Nach längeren Besprechungen stellte
der Vorsitzende die einmüthige Zustimmung des Ausschusses
zu den eingehenden Darlegungen des Staatssecretärs fest.
— Zur diplomatischen Vertretung Deutschlands in
Chinaist der bisherige außerordentliche Gesandte in Luxem-
burg, Geh. Legationsrath Dr. Mumm v. Schwarzen-
stein, ausersehen. Er wird sich schon in den nächsten
Tagen nach Ostasien begeben, begleitet von dem Secretär
Frhrn. v. d. Goltz, der bisher bereits der deutschen Ge-
sandschaft in Peking angehört hatte und erst vor einigen
Tagen hier zu Urlaubszwecken eingetroffen war.
— Nach der Allgemeinen Marinecorrespondenz sind die
Landstreitkräfte, die Deutschland demnächst nach
Ostasien entsendet, zahlreicher als allgemein angenommen
wird. Es handelt sich nicht um eine gemischte Brigade in
der üblichen Zusammensetzung, sondern um ein Truppen-
corps, das etwa 10000 Mann stark wird.
Wilhelmshaven, 11. Juli. Das China-
geschwader unter Admiral Geißler hat unter den
Hurrahrufen einer tausendköpfigen Menschenmenge heute
Vormittag die Ausreise angetreten.
Baden. L.O. Karlsruhe, 10. Juli. Der Land-
tag ist noch nicht offiziell geschlossen und schon beschäftigt
sich der unermüdliche Centrumswahlstratege Wacker mit
den kommenden Landtagswahlen. Er kommt dabei zu
folgendem Gesammtfazit: „Die Nationalliberalen haben
einige Aussicht, 5 Mandate — 3 städtische und 2 länd-
liche — zu gewinnen; daneben stehen sie in dringender
Gefahr 7, und in minder dringender Gefahr, 3 weitere
Mandate zu verlieren. Verlust der relativen Mehrheit
und zwei Drittel Mehrheit ihrer Gegner können und sollen
ihnen die kommenden Wahlen bringen." Das ist nach
Wackers Ansicht „leicht erreichbar." Sei ja doch den Na-
tionalliberalen nur ein Mandat (Heidelberg-Rohrhurst), wie
man zu sagen pflege, bombensicher; die übrigen seien sammt
und sonders mehr oder weniger „gefährdet". In Pforz-
heim (Wittum) glaubten die Nationalliberalen selber nicht
an die Aussicht, das zweite Mandat retten zu können.
Waldkirch (Blattmann), Villingen (Grüninger) und
Triberg (Herth) seien zwar als „harlumstrittene" Be-
zirke anzusehen, allein „die nöthige Umsicht und Arbeit im
Centrumslager vorausgesetzt", bestehe die beste Aussicht für
das Ccntrum, sie auch 1901 wieder in Vertretung zu be-
kommen. Die Aussichten in Donauesch in gen (Fieser)
wären fürs Centrum am besten, wenn wieder mit einer
Candidatur Fieser gerechnet werden müßte (l). In Engen
(Müller) seien die Aussichten des Centrums von vornherein
und an sich gute; dagegen habe es in Bonndorf
(Kriechle) und Meßkirch (Straub) beträchtliche „Schwierig -
leiten". Um die Mandate der Abgg. Kirche nbauer
(Durlach-Land), Frank (Pforzheim-Land), Greifs
(Wiesloch), Klein (Adelsheim) und Weygoldt (Schopf-
Heim-Säckingen) müßten sich die Nationalliberalen „schwere
Die Irre von Sankt Rochus.
Kriminalroman von Gustav Höcker.
26) (Fortsetzung.)
„Nun, ich stehe Ihnen zu Diensten und das gleich heute,"
mgte Allram entschlossen. „Es fragt sich nur. ob sich der
Herr Baron noch in seinem bisherigen Versteck aushält."
„Erst gestern Nacht hat ihn der Fährmann noch unter den
Anden des Gartens promeniren sehen," antwortete die
Faronin, welcher die Freude über die erhaltene Zusage eine
uiegende Röthe über das Gesicht trieb.
„Der Fährmann: — sagten Sie nicht, er sei dem Trünke
Ergeben?" fiel der Detektiv ein.
„Allerdings, doch darf man seiner Aussage trotzdem
Mauken schenken," entgegnete die Baronin, die nicht im ge-
L"8sten ahnte, welcher geheime Gedanke dem Detektiv diese
"rage eingegeben batte.
. „Wo ist der Ort, an welchem Ihr Gatte sich ver-
argen hält?"
»Ganz in der Nähe des Städtchens Wörb, einer kleinen
Msenbahnstation, die von hier aus in wenigen Stunden zu
Erreichen ist."
»Ich kenne das Städtchen," nickte Allram.
, »Das Gut heißt der Lindenhof und liegt, wie ich schon
'"Ste. mst der Gartenseite unmitlelbar am Flusse."
„ ."Und dort soll ich vermuthlich heute Nacht Ihren Gatten
»iMuchen. während er im Garten promenirt, und ihm den
Schmuck abfordern, wenn er ihn noch hat."
"Ahne Zweifel besitzt er ihn noch, denn er will damit eine
T/Jsston auf mich ausüben, mir das werthvolle Familien-
s",°Enken durch neue Opfer zu erkaufen. Wie man mit einem
suchen Wichte reden muß, das wissen Sie als gewiegter
kn» > a"l besten. Und wenn er merkt, wen er vor sich
"0 so wird er sich leicht einschüchlern lassen, denn er ist feig,
und wird zufrieden sein, wenn ihm nicht auch die gestohlene
Geldsumme abverlangt wird. Um sieben Uhr Abends geht
von hier der letzte Zug ab, der in Wörb hält. Sie kommen
dort gegen elf Uhr an und begeben sich nach dem nahen Fluß-
ufer. Auf einen Pfiff oder einen Ruf wird Sie der Fähr-
mann abholen. Am Fährhause werden Sie mich und den
Besitzer der nahen Sägemühle finden. Er ist ein alter Be-
kannter von mir und wird uns begleiten. Das Fährboot
bringt uns unmittelbar an den Gartenzaun, der eine große
Lücke hat, so daß man leicht hineingelangt. Der Mond geht
jetzt bereits vor zehn Uhr unter; wir werden also unbemerkt
am Garten landen können."
„Ist der trunksüchtige Fährmann ebenfalls ins Vertrauen
gezogen?"
„Gott bewahre I Aber er steht in Diensten des Säge-
müllers, da die Fähre zur Mühlengerechtigkeit gehört."
„Ist das alles, was ich wissen muß?" frug Allram, da
die Baronin schwieg.
„Ich wüßte nichts hinzuzufügen. Alles andere bleibt
Ihnen überlassen."
„Gut. Zählen Sie auf mich, Frau Baronin."
„Darf ich für Ihre Bemühungen eine Summe im Voraus
erlegen?" sagte sie ihm schon einen bereitgehaltenen Tausend-
markschein hinreichend.
Allram schob die Banknote wieder zurück. „Sie über-
schätzen den Werth meiner Mitwirkung: das Beste daran ist
ohnehin Ihr eigenes Verdienst. Erst wollen wir den Erfolg
abwarten. Heute Nacht elf Uhr finden Sie mich am Fähr-
hause."
Die Baronin dankte dem Detektiv für seine Bereitwillig-
keit und empfahl sich.
Ein Blitz des Triumphs leuchtete aus ihren Augen auf.
als sie die Thüre hinter sich geschlossen halte.
Einige Tage vor diesem Besuch hatte Allram einen Brief
von Doktor Gerth erhalten. „Alles ist aus und vorbei,"
schrieb der Irrenarzt. „Alle Ihre Bemühungen und Erfolge
sind vergebens gewesen, und mit schwerem Herzen bitte ich
Sie, Ihre Thätigkeit in dieser Angelegenheit als abgeschlossen
zu betrachten. Eine unübersteigbare Schranke ist es, welche
dieses Halt! gebietet. Nicht einmal Andeutungen kann ich
Ihnen geben; es handelt sich um die Bewahrung eines Ge-
heimnisses, an dem ich nicht zum Verräther werden darf.
Nur soviel kann ich Ihnen sagen, daß nicht der geringste
Flecken auf der Unglücklichen ruht, welche sich freiwillig eine
fast beispiellose Märlhrerschaft auferlegt hat. — Sie ergriff
das einzige Mittel, das ihr noch verblieb, um den Knoten zu
lösen, der sich so fest um dieses Opfer unseliger Schicksals-
Verkettungen geschlungen hat: sie machte einen Fluchtversuch.
Nach drei Tagen brachte man sie im jammervollsten Zustande
wieder zurück. Dadurch hat sich ihr Loos noch verschlimmert
und sie der wenigen Vergünstigungen beraubt, die ich ihr
zu erwirken vermochte. — Ich werde bleiben, bis das schwach
flackernde Licht, welches mich hier festhält, erlischt, — dann
will ich zum Wanderstabe greisen und io die Welt hinaus-
ziehen, denn in diesen Mauern müßte ich vor Schmerz ver-
gehen!"
Mit fast überströmenden Danksagungen für den Eifer,
womit Allram sich der Sache des unglücklichen Mädchens ge-
widmet hatte, schloß der Brief, ohne jeden Hinweis aus den
beigefügten Check, dessen stumme Ziffern beredter als alle
Worte aussprachen, wie hoch der junge Arzt die Dienste des
Detektivs zu schätzen wußte- . . .
Seit Allram Privatdetektiv geworden, hatte er schon
manches Mal dicht vor einem glänzenden Erfolge ge-
standen, auf den er noch im letzten Augenblicke ver-
zichten mußte, weil Rücksichten, die sich seinen Auftrag-
gebern Plötzlich auszwangen, dazwischen getreten waren.
Er wurde gezahlt, ja, und sogar sehr gut bezahlt; am
Mammon hing jedoch das Herz dieses vereinsamt dastehenden
Mannes nicht.
(Fortsetzung folgt.)
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(Vom 1. bis zum 7. Juli.)
Juli 1.: Das schon im Juni verbreitete Gerücht von der Er-
mordung des deutschen Gesandten v. Kette ler
in Peking erfährt durch eine sehr bestimmt gehaltene
Nachricht des Reuter'schen Bureaus aus Tschifu leider
eine an Gewißheit grenzende Bestätigung. Der den
Gesandten begleitende Dolmetscher konnte sich, verwundet,
in eine Gesandtschaft retten.
„ 2.: Die Nachricht von der Ermordung v. Kettelers
wird als authentisch angesehen, doch weichen die An-
gaben über das Datum der Mordthat von einander ab.
„ 2.: Der frühere preußische Kultusminister Falk ist von
einem Schlaganfall betroffen worden.
„ 2.: Der Kaiser bestimmt, daß eine Division des
Panzergeschwaders nach China gehe.
„ 2.: Der Zeppelin 'sche Luftballon steigt in Manzell
auf, muß aber nach 13 Minuten wieder niedergehen,
da sich einige unbedeutende Mängel Herausstellen. Die
Meinungen über den Erfolg der kurzen Fahrt sind
gethetlt.
„ 3.: Bei Besichtigung der für China bestimmten Truppen
(Marineinfanterie) spricht der Kaiser sehr energisch
und sehr deutlich über die Nolhwendigkeit einer
exemplarischen Bestrafung der Chinesen.
„ 5.: Der badische Landtag hat seine Session
beendet und wird vertagt. Der offizielle Schluß
wird erst nach dem Einzug des Prinzen Max und
seiner jungen Frau in Karlsruhe erfolgen.
„ 5.: Der junge Bursche Sipido, der auf den Prinzen
von Wales geschossen hat, wurde von den Geschworenen
zwar schuldig gesprochen, doch wurde die Zurechnungs-
fähigkeit verneint und der Attentäter bloß unter die
Aufsicht der Regierung gestellt.
„ 6.: Der Kaiser setzt 1000 Taels für jeden Fremden aus,
der lebendig aus Peking herausgebracht wird.
„ 7.: Die Nachrichten aus Peking lauten insofern beruhigen-
der, als es wahrscheinlich ist, daß die Europäer dort
noch leben.
Die Vorgänge in China.
Berlin, 11. Juli. Laut Wolffs Telegraphen-
bureau telegraphirt der kaiserliche Consul in Tschifu:
Der Gouverneur von Schantung richtete an die
fremden Consuln eine Depesche, wonach laut Nach-
richten vom 4. d. M. die Gesandten in Peking
außer Gefahr und der Aufstand in der Ab-
nahme begriffen sei. Alle katholischen' und
evangelischen Missionen in Schantung sind nach
Tschifu oder Tsingtau gebracht worden.
Man wird sich erinnern, daß dem Gouverneur von
Schantung das Anerbieten des Kaisers mitgetheilt wurde,
für jeden Europäer in Peking, der lebendig herausgebracht
werde, 1000 Taels zu zahlen. Der Gouverneur erwiderte
damals, er wolle sich bemühen, mit Peking in Verbindung
zu kommen und das Angebot bekannt zu machen. Wenn
er jetzt meldet, die Gesandten seien am 4. d. außer Gefahr
gewesen, so hat diese Nachricht zwar nicht den Charakter
unumstößlicher Gewißheit, aber man darf sie doch als ziem-
lich sicher ansehen. Auch daß der Aufstand in Peking
nachläßt, ist glaubwürdig. Es liegt in der Natur der
Dinge, daß, wenn eine revolutionäre Bewegung nicht völlig
durchdringt, dann der Rückschlag immer stärker wird, wenn
einmal die erste Zeit der Ueberraschung und des Schreckens
überwunden ist.
Ihre Hauptkraft hat die radical-nationale Partei
— oder kurz gesagt die Boxerpartei — überdies nicht in
Peking concentrirt, sondern verwendet sie gegen Tientsin,
wo sehr schwere Kämpfe stattfinden. Die Boxer mögen
so rechnen: Gelingt es uns, die Fremden aus Tientsin
hinauszuwerfen und womöglich auch Taku wiederzunehmen
dann fällt uns das Volk von selbst zu.
Deshalb ist es von der größten Wichtigkeit, daß die
Truppen der Mächte Tientsin halten. Wie schwer um den
Ort gekämpft wird, das lassen die nachstehenden Berichte
erkennen:
Berlin, 11. Juli. Nach hier eingelaufenen
telegraphischen Meldungen des deutschen Konsuls in
Tientsin wurden die dortigen Fremdennieder-
lassungen vom 5. bis 8. Juli von den Chinesen
wiederholt beschossen. Am 6. ds. Mts.
wurden 2000 Boxer, welche die französische Fremden.
Niederlassung angriffen, von den Russen zurück-
geschlagen. Am 7. ds. beschossen die Englän-
der und Japaner die chinesischen Batterien. Hier-
bei schlug eine chinesische Granate in das Dach des
deutschen Konsulates und zündete. Das Feuer wurde
sofort gelöscht. Es ist nur unerheblicher Schaden
entstanden. Der Dampfer „Peiping" ging am
6. ds. Mts. mit den deutschen Verwundeten
an Bord nach Taku ab. Die Wasserstraße
Tientsin-Taku ist nach Besetzung eines auf dem
halben Wege gelegenen Forts sicher. Auch die
Eisenbahn nach Tongku ist bis auf drei Meilen
von Tientsin wieder hergestellt. Fast alle Familien
der hier ansässigen Fremden sind schon am 4. ds.
nach Taku abgereist.
Tschifu, 11. Juli. Nach dem Daily Expreß
haben die Russen 30 000 Mann von Arbin südwest-
lich von Kirin nach der Eisenbahnlinie zwischen Kirin
und Tsitsihar vorgesandt. Südlich dieses Ortes
verbrannten die Chinesen fast alle Brücken und
führen eine Schreckensherrschaft in der süd-
lichen Mandschurei ein. Die Chinesen griffen
am 4. Juli Tientsin mit 75000 Mann und
über 100 Geschützen an. Tientsin wurde von
14 000 Mann der vereinigten Truppen verthei-
digt. Die Russen und die Japaner
haben die stärksten Verluste gehabt.
Von einer russischen Infanterie-Kompagnie in Stärke
von 120 Mann wurden mit Ausnahme von fünf
alle getödtet oder verwundet. Große Verluste
hatte auch das deutsche Kontingent. Die
Verluste der Engländer betragen 30 Mann. Die
Deutschen sandten 250 Kranke und Verwundete, alle
von der Kolonne des Admirals Seymour, in großen
Flußbooten nach Taku. Sie wurden auf dem ganzen
Wege dorthin unaufhörlich von Chinesen belästigt.
Am 6. d. erneuerten die Chinesen die Angriffe auf
Tientsin mit 2 vierzölligen Batterien. Es gelang der
Artillerie der vereinigten Truppen, sie nach acht-
stündigem Gefecht zum Schweigen zu bringen.
Man muß sich nur wundern über die ganz unerwartete
zähe Angriffskraft der Chinesen, über die große Zahl der
Angriffstruppen und über ihre gute Artillerie. Wenn sie
noch zehn Jahre so weiter lernen, wie sie es in den letzten
fünf Jahren gethan haben, dann wird China ein Heer
besitzen, vor dem die abendländischen Mächte Respekt haben
müssen. Es wird sehr interessant sein, nachträglich zu er-
fahren, aus welchen Beständen sich das Angriffshcer im
Wesentlichen zusammengesetzt hat. Die Militärverhältnisse
sind in China bekanntlich sehr verwickelt. Den Kern der
Angriffstruppe bilden vermuthlich Theile der engeren
kaiserlichen Armee, die zum Prinzen Tuan übergegangen sind.
Der Daily Expreß meldet aus Tschifu, Japan werde
in acht Tagen weitere 13 000, in weiteren vier Tagen
nochmals 10 000 und ehe die Regenzeit weit vorgerückt
sei, im Ganzen 63000 Mann in Taku landen und' sich
für seine Anstrengungen bei Niederwerfung des Aufstandes
reichlich entschädigt halten, wenn ihm gestattet werde, ein
Besatzungsheer nach Korea zu legen. (Daß Japan
Korea als Lohn erhält, ist ausgeschlossen, und die eng-
lischen Blätter sollten dergleichen gar nicht Vorbringen.)
Nach anderen Berichten halte Japan den sofortigen Vor-
marsch auf Peking für geboten. Es täusche sich nicht
über die Schwierigkeiten und richte sich auf einen Feld-
zug ein, der unter Umständen drei Jahre dauern
könne.
Deutsches Reich.
— Der Ausschuß des Bundesraths für aus-
wärtige Angelegenheiten trat gersten Vormittag zu
einer Sitzung zusammen, um die Erklärungen des Staats-
secretärs Grafen v. Bülow über die Lage in Ost asten
entgegen zu nehmen. Nach längeren Besprechungen stellte
der Vorsitzende die einmüthige Zustimmung des Ausschusses
zu den eingehenden Darlegungen des Staatssecretärs fest.
— Zur diplomatischen Vertretung Deutschlands in
Chinaist der bisherige außerordentliche Gesandte in Luxem-
burg, Geh. Legationsrath Dr. Mumm v. Schwarzen-
stein, ausersehen. Er wird sich schon in den nächsten
Tagen nach Ostasien begeben, begleitet von dem Secretär
Frhrn. v. d. Goltz, der bisher bereits der deutschen Ge-
sandschaft in Peking angehört hatte und erst vor einigen
Tagen hier zu Urlaubszwecken eingetroffen war.
— Nach der Allgemeinen Marinecorrespondenz sind die
Landstreitkräfte, die Deutschland demnächst nach
Ostasien entsendet, zahlreicher als allgemein angenommen
wird. Es handelt sich nicht um eine gemischte Brigade in
der üblichen Zusammensetzung, sondern um ein Truppen-
corps, das etwa 10000 Mann stark wird.
Wilhelmshaven, 11. Juli. Das China-
geschwader unter Admiral Geißler hat unter den
Hurrahrufen einer tausendköpfigen Menschenmenge heute
Vormittag die Ausreise angetreten.
Baden. L.O. Karlsruhe, 10. Juli. Der Land-
tag ist noch nicht offiziell geschlossen und schon beschäftigt
sich der unermüdliche Centrumswahlstratege Wacker mit
den kommenden Landtagswahlen. Er kommt dabei zu
folgendem Gesammtfazit: „Die Nationalliberalen haben
einige Aussicht, 5 Mandate — 3 städtische und 2 länd-
liche — zu gewinnen; daneben stehen sie in dringender
Gefahr 7, und in minder dringender Gefahr, 3 weitere
Mandate zu verlieren. Verlust der relativen Mehrheit
und zwei Drittel Mehrheit ihrer Gegner können und sollen
ihnen die kommenden Wahlen bringen." Das ist nach
Wackers Ansicht „leicht erreichbar." Sei ja doch den Na-
tionalliberalen nur ein Mandat (Heidelberg-Rohrhurst), wie
man zu sagen pflege, bombensicher; die übrigen seien sammt
und sonders mehr oder weniger „gefährdet". In Pforz-
heim (Wittum) glaubten die Nationalliberalen selber nicht
an die Aussicht, das zweite Mandat retten zu können.
Waldkirch (Blattmann), Villingen (Grüninger) und
Triberg (Herth) seien zwar als „harlumstrittene" Be-
zirke anzusehen, allein „die nöthige Umsicht und Arbeit im
Centrumslager vorausgesetzt", bestehe die beste Aussicht für
das Ccntrum, sie auch 1901 wieder in Vertretung zu be-
kommen. Die Aussichten in Donauesch in gen (Fieser)
wären fürs Centrum am besten, wenn wieder mit einer
Candidatur Fieser gerechnet werden müßte (l). In Engen
(Müller) seien die Aussichten des Centrums von vornherein
und an sich gute; dagegen habe es in Bonndorf
(Kriechle) und Meßkirch (Straub) beträchtliche „Schwierig -
leiten". Um die Mandate der Abgg. Kirche nbauer
(Durlach-Land), Frank (Pforzheim-Land), Greifs
(Wiesloch), Klein (Adelsheim) und Weygoldt (Schopf-
Heim-Säckingen) müßten sich die Nationalliberalen „schwere
Die Irre von Sankt Rochus.
Kriminalroman von Gustav Höcker.
26) (Fortsetzung.)
„Nun, ich stehe Ihnen zu Diensten und das gleich heute,"
mgte Allram entschlossen. „Es fragt sich nur. ob sich der
Herr Baron noch in seinem bisherigen Versteck aushält."
„Erst gestern Nacht hat ihn der Fährmann noch unter den
Anden des Gartens promeniren sehen," antwortete die
Faronin, welcher die Freude über die erhaltene Zusage eine
uiegende Röthe über das Gesicht trieb.
„Der Fährmann: — sagten Sie nicht, er sei dem Trünke
Ergeben?" fiel der Detektiv ein.
„Allerdings, doch darf man seiner Aussage trotzdem
Mauken schenken," entgegnete die Baronin, die nicht im ge-
L"8sten ahnte, welcher geheime Gedanke dem Detektiv diese
"rage eingegeben batte.
. „Wo ist der Ort, an welchem Ihr Gatte sich ver-
argen hält?"
»Ganz in der Nähe des Städtchens Wörb, einer kleinen
Msenbahnstation, die von hier aus in wenigen Stunden zu
Erreichen ist."
»Ich kenne das Städtchen," nickte Allram.
, »Das Gut heißt der Lindenhof und liegt, wie ich schon
'"Ste. mst der Gartenseite unmitlelbar am Flusse."
„ ."Und dort soll ich vermuthlich heute Nacht Ihren Gatten
»iMuchen. während er im Garten promenirt, und ihm den
Schmuck abfordern, wenn er ihn noch hat."
"Ahne Zweifel besitzt er ihn noch, denn er will damit eine
T/Jsston auf mich ausüben, mir das werthvolle Familien-
s",°Enken durch neue Opfer zu erkaufen. Wie man mit einem
suchen Wichte reden muß, das wissen Sie als gewiegter
kn» > a"l besten. Und wenn er merkt, wen er vor sich
"0 so wird er sich leicht einschüchlern lassen, denn er ist feig,
und wird zufrieden sein, wenn ihm nicht auch die gestohlene
Geldsumme abverlangt wird. Um sieben Uhr Abends geht
von hier der letzte Zug ab, der in Wörb hält. Sie kommen
dort gegen elf Uhr an und begeben sich nach dem nahen Fluß-
ufer. Auf einen Pfiff oder einen Ruf wird Sie der Fähr-
mann abholen. Am Fährhause werden Sie mich und den
Besitzer der nahen Sägemühle finden. Er ist ein alter Be-
kannter von mir und wird uns begleiten. Das Fährboot
bringt uns unmittelbar an den Gartenzaun, der eine große
Lücke hat, so daß man leicht hineingelangt. Der Mond geht
jetzt bereits vor zehn Uhr unter; wir werden also unbemerkt
am Garten landen können."
„Ist der trunksüchtige Fährmann ebenfalls ins Vertrauen
gezogen?"
„Gott bewahre I Aber er steht in Diensten des Säge-
müllers, da die Fähre zur Mühlengerechtigkeit gehört."
„Ist das alles, was ich wissen muß?" frug Allram, da
die Baronin schwieg.
„Ich wüßte nichts hinzuzufügen. Alles andere bleibt
Ihnen überlassen."
„Gut. Zählen Sie auf mich, Frau Baronin."
„Darf ich für Ihre Bemühungen eine Summe im Voraus
erlegen?" sagte sie ihm schon einen bereitgehaltenen Tausend-
markschein hinreichend.
Allram schob die Banknote wieder zurück. „Sie über-
schätzen den Werth meiner Mitwirkung: das Beste daran ist
ohnehin Ihr eigenes Verdienst. Erst wollen wir den Erfolg
abwarten. Heute Nacht elf Uhr finden Sie mich am Fähr-
hause."
Die Baronin dankte dem Detektiv für seine Bereitwillig-
keit und empfahl sich.
Ein Blitz des Triumphs leuchtete aus ihren Augen auf.
als sie die Thüre hinter sich geschlossen halte.
Einige Tage vor diesem Besuch hatte Allram einen Brief
von Doktor Gerth erhalten. „Alles ist aus und vorbei,"
schrieb der Irrenarzt. „Alle Ihre Bemühungen und Erfolge
sind vergebens gewesen, und mit schwerem Herzen bitte ich
Sie, Ihre Thätigkeit in dieser Angelegenheit als abgeschlossen
zu betrachten. Eine unübersteigbare Schranke ist es, welche
dieses Halt! gebietet. Nicht einmal Andeutungen kann ich
Ihnen geben; es handelt sich um die Bewahrung eines Ge-
heimnisses, an dem ich nicht zum Verräther werden darf.
Nur soviel kann ich Ihnen sagen, daß nicht der geringste
Flecken auf der Unglücklichen ruht, welche sich freiwillig eine
fast beispiellose Märlhrerschaft auferlegt hat. — Sie ergriff
das einzige Mittel, das ihr noch verblieb, um den Knoten zu
lösen, der sich so fest um dieses Opfer unseliger Schicksals-
Verkettungen geschlungen hat: sie machte einen Fluchtversuch.
Nach drei Tagen brachte man sie im jammervollsten Zustande
wieder zurück. Dadurch hat sich ihr Loos noch verschlimmert
und sie der wenigen Vergünstigungen beraubt, die ich ihr
zu erwirken vermochte. — Ich werde bleiben, bis das schwach
flackernde Licht, welches mich hier festhält, erlischt, — dann
will ich zum Wanderstabe greisen und io die Welt hinaus-
ziehen, denn in diesen Mauern müßte ich vor Schmerz ver-
gehen!"
Mit fast überströmenden Danksagungen für den Eifer,
womit Allram sich der Sache des unglücklichen Mädchens ge-
widmet hatte, schloß der Brief, ohne jeden Hinweis aus den
beigefügten Check, dessen stumme Ziffern beredter als alle
Worte aussprachen, wie hoch der junge Arzt die Dienste des
Detektivs zu schätzen wußte- . . .
Seit Allram Privatdetektiv geworden, hatte er schon
manches Mal dicht vor einem glänzenden Erfolge ge-
standen, auf den er noch im letzten Augenblicke ver-
zichten mußte, weil Rücksichten, die sich seinen Auftrag-
gebern Plötzlich auszwangen, dazwischen getreten waren.
Er wurde gezahlt, ja, und sogar sehr gut bezahlt; am
Mammon hing jedoch das Herz dieses vereinsamt dastehenden
Mannes nicht.
(Fortsetzung folgt.)