Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1900 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 203-227 (01. September 1900 - 29. September 1900)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.37614#0242

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
deutschen Truppen durch die Fremdenniederlassung mit der
Musik unseres Geschwaders. Vor dem Jltisdenkmal wurde
ein Hurrah auf den Kaiser ausgebracht. Vor dem Ein-
rücken in die Quartiere fand eine Begrüßung durch den
deutschen Gesandten und den Geschwaderchef statt.
Die Engländer landeten an demselben Tage unan-
gemeldet eine indische Truppe in Stärke von ca. 1200
Mann.
In Tientsin wurden am 6. ds. vier angesehene
Mitglieder der Boxersecte hingerichtet. Zwei wurden
von den Franzosen erschossen, zwei von den Japanern ent-
hauptet. Binnen Kurzen! geht eine Unternehmung nach
Paotingfu, 100 Meilen westlich von Tientsin, welche die
auf dem Wege dorthin gelegenen Dörfer säubern soll. Es
heißt, daß chinesische Soldaten auf Befehl Li-Hung»
Tschangs jetzt die Boxer in den Provinzen Huennkojevo
und Tschili vernichten. Die Russen beabsichtigen, die
Eisenbahn nach Peking wieder in Stand zu setzen.
Während sonach auf dem eigentlichen Kriegsschauplatz
die Uebermacht der Europäer mehr und mehr in Geltung
kommt und ruhestiftend wirkt, nehmen im südlichen China
die Anzeichen einer aufständischen Bewegung zu. Nament-
lich in Canton wächst die Unruhe und die Unordnung.
Angeblich stehen größere Unruhen für den 8. ds., den
Tag des Laternenfestes, zu erwarten.
Der Gouverneur von Kiangsu ist am 4. ds. mit
5000 Mann an der Grenze Schantungs angekommen.
Als aber die Meldung von der Eroberung Pekings durch
die Europäer eintraf, desertirte eine große Anzahl seiner
Leute. Der Rest marschirt jetzt nach Westen, um sich der
Kaiserin-Wittwe anzuschließen. Da Schantung diejenige
Provinz China's ist, zu der das deutsche Pachtgebiet
Kiautschou gehört, so ist Alles, was sich auf Schantung
bezieht, für Deutschland besoaders interessant. Der Zug
der 5000 Chinesen galt aller Wahrscheinlichkeit nach einem
Angriff auf das deutsche Gebiet. Bekanntlich traute das
deutsche Gouvernement den Chinesen so wenig, daß es die
nach Taku bezw. Tientsin entsandte Abtheilung des 3. See-
bataillons wieder zurückrief. Das war, wie sich jetzt zeigt,
sehr richtig gehandelt. Der Gouverneur von Kiautschou
meldet aus Tsingtau vom 5. ds. Mts.: Eine Patrouille
von 20 Mann des 3. Seebataillons unter den Leutnants
v. Rettberg und Dziobek wurde heute bei Lausun
von 400 bis 500 Boxern angegriffen. Die
Boxer verloren 30 bis 40 Todte. Wir hatten keine Ver-
letzte. Da jetzt nacheinander deutsche Truppen in Shang-
hai eintreffen, so ist für Kiautschou keine Gefahr vor-
handen. Wahrscheinlich wird es gar nicht nöthig sein, die
Besatzung Kiautschou's zu verstärken.
Sehr lehrreich ist es, daß auf die Nachricht von der
Einnahme Pekings hin die 5000 Mann, die gegen
Schantung zogen, sich zerstreuten. Daraus kann man
schließen, daß die Räumung Pekings für die Boxer und
die auseinandergelaufenen Truppen ein Zeichen märe, sich
wieder zusammenzuschaaren.
Die Europäer in China verurth eilen einstimmig
eine Politik, die Peking räumen will, bevor alle Zwistig-
keiten mit China geregelt sind. Alle Missions- und
Handelsgesellschaften wollen Einspruch an ihre Regierung
richten, alle Civil- und Militärbeamten, ausgenommen die
russischen, theilen diese Stimmung. Das Washingtoner
Staatsdepartement theilte dem Verweser des russischen
Ministeriums des Auswärtigen, Grafen Lambsdorff, mit,
daß nur die amtliche Meldung aus Peking, durch die das
Zurückziehen der russischen Truppen aus der Stadt an-
gezeigt wird, von den Vereinigten Staaten als genügende
Veranlassung zur Zurückberufung aller amerikanischen
Truppen aus Peking angesehen werden könne. — In
Wirklichkeit kann man das russische Projekt wohl als ab-
gethan ansehen.

Deutsches Reich
— Nach Aufzeichnungen des ehemaligen preuß. Kultus-
ministers Dr. Bosse, der in den Grenzboten Berichte über
die Palästinareise des Kaisers veröffentlicht, bat der Kaiser
Feuer und Flamm' a'wesen und is mit mir heraus zu der
Mankeihögl'n. Ich aber Hab' daheim schon in meine Kirb'n
(Korb) ein scharfgeschüffenes Hackl (Beil) heimlich hinein»
praktizirt, und wie der^ Jager in der Hölst'n war, um die
BüLsflmten und das Schiehzeug vorerst wenigstens einmal
genau zu visitiren, Hab' ich mit'm Hackl den Latichenbosch'n
(Busch), auf dem das Felsentrumm vor dem Höbi'neingang
liegt, umg'haul. Der Felsen hat sich niederg'ienkt vor dem
Eingang und der Jager is lebendig begrab'n-Hali, was
hast im Sinn?"
Wie von einer Feder emporaeschnellt, fuhr der Wurzel-
graber in die Höhe und streckte die Hand nach dem Burschen,
der eben hinter der Tanne verschwand, aus. Blitzschnell
fuhr er ebenfalls um den Baum herum, aber schon nach
wenigen Sätzen kehrte er zähneknirschend wieder um, da er
auf den ersten Blick sah, bah er den Flüchtling, der mit
gewaltigen Svcüngen zum Lagerplatz der Holzknechte hin-
übereilte, im Leben nicht würde einholen können. Wilde
Verwünschungen bervorsvrudelnd, griff er Korb und Berg-
stock auf und stellte sich dann hinter einer riesigen Buche,
mit wuthsunkelnden Augen nach den Holzknechtshütten
hinüberstarrend, auf die Lauer.
_ (Fortsetzung folgt.)
Die Wiederbeisetzung im Dom zu Speier.
Speier, 3. Sept. Bis zum Abend des gestrigen Sonntags
sind sämmtliche Ucberreste der im Königschore bestatteten Herr-
scher und Herrscherinnen nach mühevoller Arbeit zur Wieder-
bestattung vorbereitet worden. Die Gebeine, Aschentheile
und Gewandstücke für die in Betracht kommenden Persönlich-
keiten wurden in gehörige Lage gebracht und, so gut es ging,
befestigt in linnene Tücher eingehüllt. So wurden sie heute
Mittag in ihre Särge gelegt. Jedem diente im Sarge als
Unterlage eine Decke aus schwarzem Seidenplüsch, und über jede
Leiche wurde eine Decke ans schwarzem Sammet mit einem
Kreuz aus Goldborte gebreitet. Die Kaiser und Kaiserinnen ans
Salischem Geschlecht! mit einziger Ausnahme Heinrich'S V.
wurden in ihre ursprünglichen Steinsarkophage gebettet. Für
Heinrich V., dessen Sarkophag im Jahre 1689 zertrümmert
worden, für die Kaiserin Beatrix, König Philipp von
Schwaben, die Habsburger Rudolf und Albrecht und für

nach dem Gottesdienste in der Kirche zu Bethlehem z
an die Geistlichen folgende Worte gerichtet: „Wenn ich die /
Eindrücke dieser letzten Tage wiedergeben soll, so muß ich
sagen, daß ich doch vor allem sehr enttäuscht bin. Ich
wollte das eigentlich hier nicht aussprechen, aber nachdem
ich gehört, daß es auch andern, zum Beispiel meinem
Oberhofprediger, nicht anders ergangen ist, so will ich das
doch vor Ihnen nicht zurückhallrn. Es mag ja auch sein,
daß die sehr ungünstige Zufahrt zur Stadt Jerusalem mit
dazu beigetragen hat. Aber wenn man diese Zustände an
den heiligen Stätten steht, wie es da zugeht, das kann
einem das Herz durchschnciden. Grade dieses Beispiel von
Jerusalem mahnt uns dringend, daß wir die kleinen Ab-
weichungen bei unserer Konfession möglichst zurückstellen,
sonst können wir nichts machen. Wir können nur durch
das Beispiel wirken. Auf die Mohammedaner kann nur
das Leben der Christen Eindruck machen, nicht durch Dog-
men und Bekehrungsversuche, lediglich durch das Beispiel.
Das kann ihnen kein Mensch übel nehmen, wenn sie vor
dem christlichen Namen keine Achtung haben."
— DieVereinigten Staaten, die seit einiger Zeit
wiederholt Anläufe gemacht haben, um amerikanisches Eisen
nach Europa und besonders nach Deutschland auszuführen,
sind auch infolge der jetzt in Deutschland herrschenden Kohlen-
noth dem Gedanken nähergetreten, amerikanische Kohle
hierher zu bringen. In einem Bericht des amerikanischen
Generalconsuls in Berlin wird diese Frage eingehend er-
örtert und besonders wird ausgeführt, daß die billige
Binnenfracht in Amerika und die vortheilhaflen Gestehungs-
kosten die Ausfuhr ermöglichen würden, wenn es gelänge,
die Frage der überseeischen Versendung in befriedigender
Weise zu regeln. Die gegenwärtige Kohlennoth in Deutsch-
land habe zu einer Correspondenz zwischen amerikanischen
Kohlenindustriellen und dem Generalconsulat Anlaß gegeben;
es seien dabei Hartkohlen frei Bord Philadelphia oder
Baltimore zu 2,50 Dollar die Tonne angeboten worden.
Doch sei auf diese Weise kein Geschäft zu erzielen gewesen,
da die deutschen Abnehmer gewöhnt seien, bei solchen Ge-
schäften die Lieferung der Waare frei deutscher Hafen zu
verlangen. Der Generalconsul ertheilt unter diesen Um-
ständen seinen Landsleuten den Rath, die Kohlenverschiffung
selbst in die Hand zu nehmen und eigene leistungsfähige
Kohlendampfer zu bauen, die bei großer Tragfähigkeit doch
nur geringe Kosten beanspruchen würden, da man sich auf
eine Geschwindigkeit von 7 bis 8 Knoten beschränken könne.
Bei Zugrundelegung einer Frachtrate von 2 Dollar müsse
man imstande sein, amerikanische Kohle für 18 nicht nur
nach deutschen Häfen, sondern selbst bis nach Berlin zu
liefern.
— Das Reutersche Bureau meldet: In einem Briefe,
welchen der britische Admiral Seymour an den deutschen
Viceadmiral Bendema n n über die Haltung der deut-
schen Truppen während des ersten Zuges nach Peking
gerichtet hat, heißt es: „Ich kann den Brief nicht schließen,
ohne meiner persönlichen Bewunderung über die
Geschicklichkeit und nie versagende Thatkraft, welche Capitän
z. S. v. Usedom während der ganzen Unternehmung an
den Tag legte, und meiner hohen Werthschätzung seiner
Dienste Ausdruck zu geben. Die verbündeten Truppen
standen während der Schlacht bei Langfang unter seinem
Befehl. Ich befand mich eine Meile weiter weg. Seiner
geschickten Haltung und seinen Vorbereitungen für die
Zurückziehung der Züge ist es zuzuschreiben, daß eine
Katastrophe vermieden wurde. Der Muth und
die ausgezeichnete Mannszucht, welche alle deutschen
Offiziere und Mannschaften bewiesen haben, sind der hohen
Ueberlieferung Deutschlands durchaus würdig."
Baden. Karlsruhe, 6. Scptbr. Die General-
direktion der Staatsbahn hat an die untergebenen Stellen
einen Erlaß gerichtet, in dem verfügt wird, daß Schnell-
und Per s o n enzüge auf den Strecken, an denen Umbau
oder Verstärkung vorgenommen werden, nur mit
verminderter Fahrgeschwindigkeit, höchstens
60 Kilometer die Stunde, gefahren werden darf. Diese
Verfügung dürfte auf das Unglück bei Hegne zurück-
zuführen sein, das allem Anschein nach durch Nachgeben
König Adolf von Nassau wurden provisorische Holzsärge be-
schafft. Einen ergreifenden Anblick gewähren die wenigen Uebcr-
reste, neun Knöchelchen, der kleinen Agnes, der im Kindes-
alter verstorbenen Tochter Kaiser Friedrich'? Barbarossa. Sie
wurden in einer Kassette aus Eichenholz geborgen. Um halb
4 Uhr war alles für die Wiederbeisetzung fertig, die zunächst nur
in provisorischer Weise erfolgen konnte. Die Domgeistlichkeit
begann das Todtenofstzium zu beten. Um '/«4 Uhr erklangen
die Glocken des mächtigen Domgeläutes, denen sich die Kaiser-
glocke der neuen protestantischen Retscherkirche und das städtische
Geläute auf dem Altpörtel anschloffen. Die Pforten der herr-
lichen Kathedrale öffneten sich und in großen Massen strömte die
Bevölkerung Speiers in die Hallen der Kirche. Der Königschoc
war mit schwarzen Tüchern bekleidet. Bon den Gewölben des
Hauptschiffes wehten die Trauerfahnen. Hinter der Reihe der
geöffneten Saliergräber waren die sechs geöffneten Holzsärge auf-
gestellt. Auch die in der Bischofsreihe anfgedeckten drei Gräber
waren mit den schwarzen Todtendecken verhüllt. Der Domchoc
brachte das Miserere zu kunstvoller Aufführung, welcher das
Benedictus folgte. Dann nahm der Bischof nach dem vor-
geschriebenen Ritus die feierliche und kirchliche Einsegnung der
Kaiserlichen und Königlichen Leichen vor. Später wurde dem
Publikum gestattet, an dem äußersten Westrande des Hofchores
vorbeizudefiliren, um von hier aus einen Blick auf die noch offen
gehaltenen Sarkophage und Särge zu werfen. Dann wurden
die Sarkophage mit ihren schweren Steinplatten wieder bedeckt,
die Holzsärge geschlossen und an dieselben das Siegel der Kgl.
Kreisreqterung und des bischöflichen Ordinariates angelegt. Die
Staatskommission trat unter dem Vorsitze des Königl. Regie-
rungsdirektors zu ihrer letzten Sitzung zusammen. Das Schluß-
Protokoll wurde verlesen und von dem Herrn Bischof, dem Frei-
herr» v. Weckbeckeru. den Mitgliedernder Kommission unterzeichnet.
Inzwischen wurden die Holzsärge Kaiser Hetnrtch's V., der
Kaiserin Beatrix. König Philipp's, König Aöolf's von Nassau,
in welchem zugleich auch die Kassette der kleinen Agnes Platz
gefunden hatte, sowie der Könige Rudolf und Albrecht in das
Untergeschoß der Domsakristei verbracht und hier unter Verschluß
in das Gewahrsam des Domkapitels genommen. Die definitive
Beisetzung wird stattfinden, wenn die Frage der Ueberwölbung
des Königschores entschieden und eventuell die erforderlichen Ar-
beiter, zu Ende geführt sein werden.

des Unterbaues, der verstärkt werden sollte, veranlaßt
wurde. — Das Ministerium des Innern hat an die
Krankenkaffenvorstände ein Reskript erlassen, in dem um
Aeußerungen der Kassen über die geplante Aenderung
des Krankenversicherungs gesetzes gebeten wird.
Im Allgemeinen treten die Kassen für die Verlänge-
rung des Krankengeldbezuges von 13 auf 26 Wochen ein.
Für die gesetzliche Festlegung der freien Aerztewahl konnte
mau sich nicht aussprechen. Bezüglich der Frage der Ver-
minderung der Verwaltungskosten glaubt man, sie durch
eine Centralisation erzielen zu können, wobei die Selbst-
ständigkeit der Kassen aber nicht in Frage gestellt werden
dürfe. Auf den Versammlungen des badischen Kranken-
kassenverbandes sind die ministeriellen Fragen in ähnlichem
Sinne beantwortet worden.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben de«
Postoerwalter a. D- Julius Wenzel in Adelsheim das Verdienst-
kreuz vom Zähringer Löwen, den Gendarmeriewachtmeister»
Franz Karl Walter in Unteruhldingen, Julius Bau man»
in Säckingen, Johann Evangelist Jäg er in Bonndorf, Karl
Christof Lotsch in Radolfzell, den Gendarmen Sebastian Keßler
in Salem, Josef O sterwald in Schweighausen, FidelBreiler
in Bauschlott, Ignaz Leppert in Waldhausen, sowie dem ehe-
maligen Gendarmen und jetzigen Kanzleigehilfcn bei dem Vorstand
der Badischen landwtrthschaftlichen Berufsgenosscnschaft Wilhelm
Schill in Karlsruhe und dem Gendarmen und Distriktsfourier
Friedrich August Steinhäuser in Mannheim die silberne
Verdienstmedaille verliehen.
Karlsruhe, 6. September. Staatsminister Dr.
Nokk ist gestern Mittwoch Nachmittag halb 3 Uhr auf
Mainau eingetroffen und im Großherzoglichen Schloß ab-
gcstiegen. Der Minister kehrt heute Nachmittag wieder
nach Karlsruhe zurück. Heute Vormittag gegen 11 Uhr
traf die Fürstin zu Wied aus Rheinfelden in Schloß
Mainau zum Besuch der höchsten Herrschaften ein. Die-
selbe wurde von Konstanz mit Hofwagen nach Mainau
geführt. Die Fürstin, eine geborene Prinzessin der Nieder-
lande, ist von einer Dame und einem Herrn begleitet und
beabsichtigt heute Abend nach Rheinfelden zurückzukehren.

Ausland.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 6. Septbr. Der Kaiser
genehmigte heute die Auflösung des Reichs-
rath es. Heute Nachmittag traten die Minister zu einer
Besprechung zusammen. Morgen Vormittag findet ein
Ministerrath statt.
Rußland. Helsingfors, 5. Septbr. Die Bitt-
schrift des finischen Landtages betreffend die gegen-
wärtige Verwaltung Finlands wurde am 27. Aug. der»
Kaiser vorgetragen. Die Entschließung des Kaisers auf
diese Landtagsbittschrift enthält folgende Hauptpunkte: 1»
Die Bittschrift wird nicht berücksichtigt, weil sie
gegen die Landesverfassung, Artikel 51, verstößt, und eine»
frechen Tadel administrativer, gesetzmäßig vorgenommener
Maßregeln enthält. 2. Dem Generalgouvcrneur Bobrikow
wurde mitgetheilt, daß sein Vorgehen richtig und den
Allerhöchsten Weisungen gemäß gefunden wurde. 3. Der
finische Senat soll nächstens eine Durchsicht der Landtags'
Verfassung vornehmen mit dem Zwecke, die Zuständigkeit
des Landtags genau zu begrenzen und die Bestimmungen
bezüglich der Behandlung von Sachen im Landtage ZU
vervollständigen.
Afrika. Lourcnzo - Marguez, 6. Sept. Hier verlautet,
Präsident Krüger habe an Lord Salisbury eine Erwide-
rung auf die Proclamation des Lord Roberts gerichtet, iu
der von der Einverleibung Transvaals gesprochen wird,
und habe auch an die Mächte durch die Consulen Einspruch
erheben lassen. Wie die Daily News weiter von hier
meldet, sind am 4. 31 Kisten mit Goldbarren, die der
Regierung von Transvaal gehören, hier eingetroffen.
Präsident Krüger wird das Land über Jnkoomati
verlassen. In der Nähe des Orts liegen zwei Schlepper
auf dem Flusse bereit, um ihn zu dem Schiffe zu bringen,
welches ihn an der Mündung des Flusses erwartet.
Australien. Wellington (Neuseeland), 1. Septbr.
Der Köln. Ztg. schreibt man: Bekanntlich rechnet unser
Premier Seddon die Deutschen in Bausch und Bogen
zu den wenig angenehmen Einwanderern; aber
in noch weit höherem Maße haben die Oesterreicher
sein Mißfallen erregt. Auf den wüten Gumfeldecn bei
Auckland waren schon früher zahlreiche Kroaten, Sl»'
wonier u. s. w., österreichische Staatsangehörige, beschäfi
tigt; sie begnügten sich mit niedrigerem Lohne, als die
englischen Arbeiter, und erregten damit deren großes Miß'
fallen, ebenso dasjenige ihres Patrons, Ehren-Seddons»
Damals wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, die ge-
nügsamen Slawen aus dem Lande zu drängen, und es
bedurfte des entschiedenen Zwischentretens des österreichi-
schen Konsuls, um seine Landsleute vor Unbill zu schützen-
Jetzt droht ein weiterer Zuzug von 340 Oesterreichern»
und der Premier hat erklärt, daß er die äußersten Schritte
thun werde, um diese „Invasion" zu verhindern. Wen»
die Ankömmlinge allen gesetzlichen Vorschriften genügen, so
bleibt nur offene Gewalt übrig, und daß Seddon an
Oesterreich den Krieg erklären sollte, ist wohl nicht anzu-
nehmen.
.— -—>—» -----
Aus Stadt und Land.
: criCs i Heidelberg, 7. September.
ff Todesfall. Im hohen Alter von 80 Jahren starb he»t-
früh Herr Martin Kochenburger, früherer Besitzer des von
ihm lange Jahre unter seinem Namen geführten Herrenartikel-
und Golanteriewaarengeschäfts. Ein feiner Geschmack und er»-
hervorragende Sachkenntniß waren ihm eigen und er bracht-
sein Geschäft, das in wetten Kreisen aufs vortheilhafteste bekann-
tst, zu hoher Blüthe. In vorgerücktem Alter übergab er ^
zweien seiner Söhne, die es in dem gleichen vornehmen Stil-'
wie unter ihrem Vater, weiterführten. Leider erlebte
M. Kochenburger den großen Schmerz, euren derselben, FE
Kochenburger, vor wenigen Jahren ins Grab sinken zu sehftzl
Schweres Leiden nöthigten den nunmehr Verstorbenen schv"/^
längerer Zeit, sich von der Außenwelt gänzlich zurückzuziehe»'
 
Annotationen