gekocht wird wie in den einzelnen Familien. Auch an die
Ernährung des Heeres darf man denken, die oerhältnißmäßig
billig und doch auskömmlich ist. Außerdem werden bei
der Landwirthschaft die meisten Victualien im eigenen Be-
trieb gewonnen, wo man bei der Anrechnung des Preises
freies Spiel hat. Auch die Tadler des Küchenzettels
sagen, daß er besser ist, wie derjenige der Strafanstalten.
Und heute raisonnirt doch Mancher darüber, daß die In-
sassen der Strafanstalten auf allgemeine Kosten zu gut
gefüttert werden.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Stationsverwalter Vitus Zipf in Walldürn das Verdtenstkreuz
des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen. Derselbe wurde
in Anerkennung seiner langjährigen treuen Dienste in den Ruhe-
stand versetzt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem -
Pater Gustav Schwab aus Lauda die Erlaubniß zur Annahme
und zum Tragen des ihm verliehenen Königlich Preußischen
Kronen-Ordens IV. Klasse mit Schwertern ertheilt.
— Dem Poltzeiwachtmeister Ernst Bär in Mannheim wurde
die etatmäßige Amlsstelle eines Polizeikommissärs beim Bezirks-
amt Konstanz übertragen. Polizeikommissär Franz Josef Graf
beim Bezirksamt Rastatt wurde auf Ansuchen unter Anerkennung
seiner langjährigen, treuen Dienste in den Ruhestand verletzt.
Karlsruhe, 30. Aug. Der Großherzog und
die Großherzogin begaben sich heute Vormittag neun
Uhr von Schloß Mainau nach Konstanz und besuchten im
städtischen Krankenhaus die dort verpflegten Verwundeten,
die gestern Abend bei dem Eisenbahnunglück bei Hegne
verletzt worden sind. Heute Mittag trafen der König und
die Königin von Württemberg zum Besuch auf Schloß
Mainau ein. Ihre Majestäten nahmen an der Frühstücks-
tafel theil und kehrten um 4 Uhr nach Friedrichshafen
zurück.
Ausland.
Oesterreich-Ungarn. Die österreichischen Industriellen
plaidiren im Hinblick auf die Revision des Zolltarifs nach-
drücklichst für ausgiebigeren Zollschutz. In einem
Gutachten über die Revision des Zolltarifs räumt der
Verein der Montan-, Eisen- und Maschinen-Jndustriellen
in Oesterreich ein, daß die gegenwärtigen Zollsätze es der
österreichischen Industrie ermöglicht haben, sich wirthschaft-
lich und technisch zu kräftigen, verlangt aber gleichwohl
eine weitere Ausgestaltung des Zollschutzes, namentlich auch
für Halbfabrikate. Dabei stellt der Verein den wichtigen
Grundsatz auf, daß für die künftige Zollpolitik nicht mehr
der bloße Ausgleich der Verschiedenheit der Erzeugungs-
bedingungen bestimmend sein müsse, sondern die Tendenz,
den inländischen Markt für die inländische Waare zu
sichern und die heimische Industrie groß zu ziehen. Wieder-
holt verweist der Verein auf die außerordentlich hohen
Eisen- und Maschinenzölle Rußlands und der Vereinigten
Staaten von Nordamerika. Für Eisen, Eisenwaaren,
Maschinen und Fahrzeuge hat der Verein dem Handels-
ministerium Mindestzollsätze angegeben, die jede Industrie
unbedingt nöthig hat und unter die bei Vertragsverhand-
lungen nicht herabgegangen werden darf und auch diese
Sätze nur relativ unter der Voraussetzung, daß daraufhin
stetige Beziehungen zu dem Auslande geschaffen werden.
Zollermäßigungen erachtet der genannte Verein von vorn-
herein für ausgeschlossen.
Asien. Ueber die grausame Ermordung von drei
Missionaren wirb der Köln. Volksztg. aus Hank au,
19. Juli, geschrieben: Die Nachricht von dem Tode des
hochw. Bischofs und zweier Missionare — sämmtlich aus
dem Franziskanerorden — bestätigt sich in der traurigsten
Weise. Der erstere war mit seinem Begleiter auf die Nach-
richt des Generalvikars von der drohenden Lage der Mis-
sion in Hentsousu sofort aus einer etwa 100 Li (46 Km)
entfernten Missionsstation zurückgekehrt. Als sie die vor
der genannten Stadt liegende Zollstation pasfirten, bemerkte
sie ein Chinese, der sofort rief: „Hier sind zwei Europäer."
In wenigen Augenblicken hatte man die armen Opfer um-
zingelt, geknebelt und zur Erde niedergeworfen. Man be-
raubte den Bischof seiner sämmtlichen Kleider und hieb
und stieß wüthend mit Bambusstöcken auf ihn ein. Ein
Unmensch stieß dann von unten einen Stock in den Leib
des schon ohnmächtigen Bischofs, während zwei andere ihm
die beiden Augen ausstachen. Das Uebermaß der Schmerzen
brachte den unglücklichen Oberhirten für einige Augenblicke
zur Besinnung, während welcher er den die Eingeweide
zerreißenden Stock aus seinem Körper zu ziehen suchte.
duftigen Nebel, der wie ein Gewoge weißer Schleiersalten
über Felsen und Abgründe wallte.
„Wo nur der elendige Lover io lang bleibt." brummte er
ärgerlich vor sich hin und schob die Branntweinflasche, ans der
er eben einen tüchtigen Zug gethan, wieder m die Seiten-
tasche seiner Joppe. „Er kann noch net hinauf sein zu
seinem Arbeitsplatz — er muß ja da vorbei, ein' andern
Weg giebl's net auf'n Roßkops hinaus. Jetzt sitz' ich schon
seit'm Zwölfeläuten aus dem Fleckl da und möchi' schier ver-
geh'n vor lauter Weillang. Vielleicht kommt er gar nimmer
— schlaft am End' sein' Rausch drunt' aus unter ein'm
Baum oder in einem Heustadel. Denn ein' Rausch hat er
sich heut' g'wiß nn'trunken in seiner Wuth. — Halt, ich hör.
Tritt' — ja '4 is schon so! Das ist kein Jager und auch
kein Raubschütz, die treten net so auf. Der Domini is 's —
jetzt is mein Passen halt doch net umsonst g'wesen!"
Fortsetzung folgt.
Fürst Bismarck über Beredsamkeit und 'I
Redekunst.
Im Deutschen Sprachverein zu Magdeburg hielt Herr Prof.
Dr. Knoche vor einiger Zeit einen Vortrag über Bismarcks
Schätzung der „Eloquenz", den die Magdeb. Ztg. jüngst im
Wortlaut veröffentlicht hat. Es wird darin zum Beweis, daß
Bismarck die Redekunst für eines der größten Uebel des poli-
tischen Lebens gehalten hat, auf eine Rede des Kanzlers vom
Jahre 1881 verwiesen, der folgende Ausführungen entnommen
sind: „Um ein guter Redner zu sein, gehört ein Stück vom
Dichter, eine glänzende Jmprovisationsgave dazu, wie wir das
wohl früher selbst erlebt haben bei öffentlichen Vorstellungen, wo
Kaum hatte man dies bemerkt, als man unter Spott und
Hohn schon zu einem starken Bambusrohre griff und dieses
nun mit Gewalt auf dieselbe Weise den Körper Hinauf-
trieb, sodaß das obere Ende zum Halse heraustrat. Bei
dieser gräßlichen That gab der hochw. Herr — das Mar-
tyrium hatte ungefähr drei Stunden gedauert — seinen
Geist auf. Sein Begleiter war ihm bereits im Tod vor-
ausgegangen. Man hatte ihn eines seiner beiden Augen
beraubt und dann mit Bambusrohren zu Tode gestoßen.
Das dritte Opfel fiel seinen Peinigern beim Verlassen
der Missionsgebäude in die Hände. Man umwickelte ihn
mit Baumwolle, goß Petroleum darüber und verbrannte
ihn. Die Augen des Bischofs har man auf eines der
Thore der Stadt Hensoufu geheftet.
Hongkong, 30. August. Wie das Reutersche
Bureau meldet, machten 200 Räuber in der Nacht zum 27.
einen Raubzug durch die Tartarenstadt in Canton
und plünderten vier Häuser. Man nimmt an, daß die
Veranlassung dazu in dem Hasse der Cantoner Bevölkerung
gegen die Leute des Nordens zu suchen ist. Im übrigen
ist in Canton alles ruhig.
Afrika. D. Chronicle meldet aus Kapstadt: Bei Mafe-
king haben Kämpfe stattgefunden. In Folge der
erneuten Thätigkcit der Buren in der südwest-
lichen Ecke von Transvaal sind die Patrouillen an der
ganzen Bahnlinie entlang verstärkt worden und nördlich
von Kimberley wird eine besondere Wachsamkeit entfaltet.
Während der letzten Nächte haben die Truppen bei Fourteen
Streams in den Schanzgräben geschlafen. Man glaubt,
daß, als General Methueen Zeerust besetzte, die in der
Umgegend kämpfenden Buren südwärts zogen. Am Montag
Abend wurde in Kimberley gemeldet, daß eine englische
Patrouille wenige Meilen östlich von Taungs mit den
Buren in Berührung kam. Delarey ist in der Umgegend
von Lichtenburg. In Kimberley und anderswo bereitet
man Operationen beträchtlichen Umfanges vor.
— Der Standard meldet aus Belfast vom 28. ds.:
Wir stehen an der Schwelle eines schwierigen Ge-
ländes, wo die Reiterei nicht operiren kann und Fieber
auf Regen folgt; ob die Buren beabsichtigen, uns in das
Herz dieses Geländes hineinzuziehen, ist noch ungewiß. Sie
scheuen ebenfalls das Sumpffieber und ziehen sich auf das
Hochfeld zurück, wenn die Fieberdünste anfangen auf-
zusteigen. Daily Mail meldet aus Pretoria vom 28. ds.:
Botha hat sich nach den entsetzlichen Bergen nordöstlich
von Machadodorp zurückgezogen. French fährt fort in
seinen Versuchen, ihn zu überflügeln. Es verlautet, die
Kampfgenossen De Wets seien des Krieges müde und ver-
abscheuten die Taktik ihres Anführers. Vor ein paar
Tagen ergaben sich 38, da sie den Abschub nach Ceylon
der Fortsetzung des Kampfes oorzogen. (So viel geht aus
diesen Meldungen hervor, daß die Engländer den gehofften
entscheidenden Erfolg gegen Botha nicht errungen haben.)
— Aus Maseru wird gemeldet, daß die Buren im Be-
griff seien, Ladybrand anzugreifen. Ladybrand liegt in
der südlichen Hälfte des Orongestaats an der Grenze des
Basutolandes. Also auch da sind die Engländer noch nicht
einmal die unbestrittenen Herren des Landes. Man hätte
gar nicht geglaubt, daß so weit im Süden die Engländer
sich noch gegen bie Buren würden vertheidigen müssen.
Ein weiteres Burenkommando opcrirt südwestlich von
Johannesburg, Die Engländer werden also von den
Buren noch ganz gehörig gezwickt.
Das Eisenbahnunglück bei Konstanz.
Ueber das am 29. ds. in der Nähe von Konstanz passirte
Eisenbahnunglück meldet die Karlsr. Ztg.
Am 29. d., Abends, ist Zug 49 zwischen Hegne und Allens-
bach sauf der Linie Radolfzell-Konstanz) entgleist und schwer be-
schädigt worden. Drei Reisende (Fischhändler Wall von Kon-
stanz, Berthold Köhler von Neustadt und ein Mädcken Namens
Luzzatti aus Italien) blieben todt, zwei bis drei Personen, deren
Namen noch unbekannt, sind schwer und etwa 18 Personen leicht
verletzt worden. Die Ursache der Entgleisung konnte bis jetzt
nicht ermittelt werden. Der Personenverkehr über die Unfallstelle
wird durch Umsteigen aufrecht erhalten.
Der Franks. Ztg. wird über das Unglück aus Konstanz tele-
graphirt: Der Schnellzug 49 entgleiste 200 Meter vor der Halte-
stelle Hegne. Er bestand aus 2 Lokomotiven. 9 Personen- und
2 Gepäckwagen. Die erste Maschine stürzte rechts hinab, die
zweite hat sich in den Bahndamm eingebohrt. Der Tender der
letzteren wurde plattgedrückt, der vordere Personen- und Gepäck-
wagen zertrümmert, ineinander und aufeinander geschoben. Die
Schienen, Schwellen und Stangen sind verbogen und umher-
gestreut. Es ist ein Chaos, größer als seiner Zett bei Hugstetten.
Die übrigen Wagen sind ziemlich unbeschädigt geblieben, darunter
der durchgehende Wagen zweiter Klasse von Straßburg und zweiter
Musik mit rednerischen Improvisationen abwechselte, daß ein
Thema gegeben wurde, irgend ein Gegenstand, der dem Impro-
visator unbekannt war, über den er aber Reden hielt, mitunter
wirklich brillant, und die mich für den Augenblick, wenn mich
die Umgebung nicht getäuscht hätte, fast überzeugt haben würden.
Ich will damit nur sagen, daß man den Meistern in der bloßen
Beredtsamkeit so wenig wie solchen Improvisatoren den leitenden
Einfluß auf große Gemeinwesen einräumen darf, wenigstens
nicht mit offenen Augen, noch viel weniger soll man den Rednern
die leitende Stelle als Fraktionschef oder als Minister geben.
Ich führe das nur an, um zu beweisen, daß die Beredtsamkeit
eine Gabe ist, die heutzutage über ihren Werth Einfluß übt und
überschätzt wird über ihren wahren Werth. Ein guter Redner
muß etwas vom Dichter haben, darf es also mit der Wahrheit
nicht ganz mathematisch genau nehmen. Er muß anstachelnd,
erregend, leicht entzündlich sein, um zündend zu wirken, aber ich
denke mir, daß ein guter Redner selten ein guter Whistspieler,
selten ein guter Schachspieler, noch seltener ein sicherer Staats-
mann sein wird. Das gemächliche Element muß bei ihm vor-
herrschen, nicht der Verstand, und ich glaube, daß schon vermöge
der physischen Konstitution des Menschen es nicht vereint ge-
funden wird, daß Einer zugleich ein guter Redner und ein kühler
Richter wäre. Ich erinnere an die Aufzählung all' der Eigen-
schaften von Mephisto, des Löwen Muth, des Hirsches Schnellig-
keit, es findet sich das nie in einem Körper vereinigt, und so
findet sich Beredtsamkeit in einem den Verstand überwiegend und
gefährlich beherrschenden Maße vor, hinreichend für die urtheils-
lose Menge, aber ein Mann von kühler Besonnenheit und sicherer,
genauer, berechnender Erwägung, dem man die Leitung großer,
wichtiger Geschäfte gern anvertraut, der kann kaum je ein voll-
kommener Redner sein. Ob man bei unserer heutigen Kultur-
entwicklung gegen dieses Uebel der Beredtsamkeit Remedur finden
und dritter Klasse von Mannheim. Der Personenverkehr w"
durch Umsteigen bewerkstelligt, der Güterverkehr ist eingesten
Die Betriebsstörung dürfte voraussichtlich längere Zeit aiidau"»'
Der getödtete Fischhändler Wall ist fürchterlich zugerichtet, d
Schädel ist zerquetscht, Herz und Lunge hingen am .Runs
heraus, der Unterleib war aufgerissen. Die Leiche mußte ch
Axt und Hcbeisen aus den Trümmern entfernt werden, ism
schwerverletzte Dame ist noch nicht vernehmbar, es ist entwevc
Frau Köhler-Neustadt im Schwarzwald oder Miß Flood-Jclo»"'
Leichtverletzt sind : Heinrich Braun, Kaufmann aus Aschaffenbum,
Fran Hofbuchhändler Ackermann, Lederhändler Moos und dem'
Frau, Zuschneider Gutjahr, Führer Höfler, Zugmeister R"d '
Frau Mun dhas, alle aus Konstanz; ferner Ettsabeth Wiltelms
Altstetten, Edmund Goldstcln-Altstetten, Landgerichtsrath Pftistsi
Rottweil, Ernst Böhm, Reisender aus Berlin, Grossetti, Ka^
mann ans Berlin, Reuauld-Dellnau, Care-St. Moritz, Frau Bach
mann-Koblenz, Emma Sailer-Ludwigshafen. Die Ursache de
Entgleisung ist noch nicht bekannt; vermuthlich hat der moorM
Untergrund infolge des Regenwetters der letzten Tage nach
gegeben. An der gleichen Stelle fand im Februar eine CM
gleisung statt. Leichtverletzt sind auch das Hochzeitspaar Christ"^
Brunner und Frau aus Ludwigshafen am Rhein, Frau Brugg",
Frey aus Konstanz, Dora Ruesch aus Schaffhausen. Unverle«
geblieben sind Hammerau von der Retlungrgesellschaft in Fragst
surt a. M. und Ingenieur Gramm von der Feuerwehr in Fra>"
surt a. M. Die Konstanzer Sanitätskoloune leitete den Tran-
Port der Verwundeten.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 31. August-
Vo» der Universität. Als Nachfolger des Professors Gegen
baur, der sich von der Lehrthätigkeit zurückzuziehen beabsichtM'
ist, wie man der Frkf. Ztg. mittheilt, der Professor derAnatoiM
Dr. Fürbringer in Jena ausersehen. Derselbe wird Ost"'
1901 nach Heidelberg übersiedeln.
äl SchöffengerichtSsttzung vom 30. August. 1) Katharuch
Schork aus Wagenschwend erhielt wegen Diebstahls 3 Taö
Gesängniß, 2) Nikolaus Junghans aus Wilhelmsfeld weg"'
Körperverletzung 35 Geldstrafe eventl. 1 Woche GesängM»'
3) Johann Georg Wirth aus Dilsberg wegen Sachbeschädigung
10 ^ Geldstrafe eventl. 3 Tage Gefängniß, 4) Anna Franka»
Stetnbach wegen Unterschlagung 12 Geldstrafe eventl. 3 Tag
Gefängniß, 5) Karl Otto Frey aus Mosbach wegen ftm"
schlagung 14 Tage Gefängniß abzüglich 11 Tage Untersuchung;
Haft. 6) In der Anklage gegen Johann Philipp Schmich, Ph"'A
Schmich und Jakob Sedewitz, alle aus Dossenheim, weg-'
Widerstands, Beleidigung und Uebertretung der Bahnordnuns
für die Nebenbahnen Deutschlands erhielt ersterer 40
strafe eventl. 7 Tage Gefängniß und 1 Tag Haft, zweiter 6 Tag
Gefängniß und 5 Geldstrafe eventl. 1 Tag Gefängniß
letzterer 5 Geldstrafe eventl. 1 Tag Gefängniß. 7) Frau'
Werte aus Mannheim und Paul Reinhardt aus Niederspier, bew
angeklagt wegen Körperverletzung, erhielten ersterer 1 Woche
fängniß, letzterer 1b ^ Geldstrafe eventl. 3 Tage Gefängnü»
8) Ludwig Wolf aus Epfenbach erhielt wegen Beleidigung uu
Uebertretung des 8 360 " R.St.G.B. 8 Tage Gefängnw'
9) Johann Jakob Leismann von Daisbach wegen Betrug
2 Monat 3 Wochen Gefängniß abzüglich 14 Tage lln"
suchungshaft. ^
— Unfall. In der östlichen Hauptstraße beim Aufgang E
Friescnberg glitt gestern ein älterer Kaufmann auf dem TrolM
aus und wurde von einem gerade oorbeifahrenden PferdebaM'
wagen vollends zu Boden geworfen. Mehrere Verletzungen »,
Kopfe, sowie Hautabschürfungen waren die Folgen dieses StnrZ^'
— Polizeibericht. Zur Anzeige kamen drei Personen weg.
groben Uiftugs und ein Dienstmädchen wegen Entwendung
goldenen Ringes. ,
-X- Handschuhsheim, 28. Aug. Der Gemeinderath hat in"
Sitzung vom 25. August d. I. einstimmig beschlossen, die erledig
I. Rathschreiber stelle dem Rathschreiber Schtfferdect°
aus Dallau, Amts Mosbach, zu übertragen. Schifferdeckec u
kleidet schon seit 22 Jahren das Amt eines RathschretberS »
Gemeinde Dallau zur vollen Zufriedenheit der Aufsichtsbehord '
was auch dessen eingereichte Zeugnisse zur Genüge bensten
haben. Möge es Herrn Schifferdecker in seinem neuen Wirkung^
kreise vergönnt sein, sich das Vertrauen der Vorgesetzten D"N>
behörden und der ganzen Einwohnerschaft zu erwerben. Fi"
vacant gewesene Stelle sind 24 Bewerbungen eingelaufen. „
A EPPingen, 30. Aug. Heute Nachmittag nach 2 Uhr ch>n
den die hiesigen Einwohner durch Feuersignale erschr"' '
Es brannte in der Scheuer des Jeremias Schühle in der
penauer Straße. Durch den Wind wurden schnellstens auch
Nachbarsscheuern, andere Oekonomiegebäude und drei WdM
Häuser ergriffen, so daß sechs Familien und eine ledige
die einen eigenen Haushalt hat, obdachlos geworden sind.
Betroffener, Schäfer Kübler, war beim Ausbruch des Bra"°-x,
auf dem Felde beschäftigt und kam erschreckt erst nach
als schon ein großer Theil seiner Habe ein Raub der
geworden war. Wie man hört, seien alle Brandbeschäüigten "
sichert. Die Ursache des Feuers ist bis jetzt nicht bekannt,
L. X. Baden-Baden, 30. Aug. Gestern Abend starb hi" " x
in weiten Kreisen der Künstlerschaft bekannte Kunst-Mäcen «K
Rentner Louis Jün cke im Alter von 63 Jahren. Herr
hat vor nicht langer Zeit den größten Theil seiner an
werken reichen Gemäldesammlung dem Großhcrzog Friedrich "
Baden zum Geschenk gemacht.
K Vom Hanauerland, 29. Aug. Schon einigemal
unsere -leider dieses Jahr von Hagelschaden Heims"
Erfreulicherweise hat zum Glück die Zahl der Versicherten an«-^
genommen. Hoffentlich sehen die Landwirlhe immer aich^x-
großen Vortheil der Versicherung ein, umsomehr, als die
sicherten nach ihren Aeußerungen mit der Schätzung der ^
tragten Kommission zufrieden sind. Jedenfalls hebt es das
trauen der Landbevölkerung, wie da Männer ikre«aleich"k --
p,e>
kann, weiß ich nicht, aber es ist schon eine halbe Remedur,
man das Uebel erkennt. Ich sehe kein gesetzliches Mittel dEL,i,
aber das Uebel erkennen, heißt schon ihm theilweiie at>V"Ae
und ich möchte Sie deshalb darauf aufmerksam machen, daß
sich das immer gegenwärtig halten, wenn Einer mit "mH
Eleganz spricht, die so ausgebildet ist, daß er eig"'
für andere Geschäfte wenig Zeit haben kann, und
schon er das, was er vorträgt, vollständig beherrscht ^
beherrschen muß, wie es nur Einer beherrschen kaNM^gi^
mehrere Wochen hindurch stets über dasselbe
öffentlich gesprochen und in Zeitungen geschrieben
Dann bildet sich eine Sicherheit in ihm heraus, daß " " yek
Souffleur braucht; er beherrscht seinen Stoff, ihm fällt
einen Woche noch eine bessere Redewendung ein wie in d"
gen, kurz, es tritt das Beispiel ein, das mich in meiner
mentarischen Jugend in Erfurt so frappirte, daß ich d" §ili>
eines Heidelberger Professors bewunderte, und ein Lands^e»
und Fraktionsfreund von ihm sagte mir: „Ach, die Rede v.gz
Sie im vorigen Jahre von ihm hören sollen, da hielt er m, Ktt
anders, da war er noch frisch dabei." So möchte ich »Me>d
Mahnung an Sie richten, in unserem palarmentarischen
wo wir uns^ der Zeit nach sehr enge gedrängt finden, dd«
mit die'er Schaustellung der Beredtsamkeit weniger Zeit M
lieren." (Auch wer dem Urtheil Bismarcks im Angem"»^ tM
stimmt, wird nicht umhin können, seiner politischen
nöthige Anzahl glänzender, packender Redner zu wünschen-.^pse»
die parlamentarischen Berathnngen sind vielfach zu Redet» ^„0
geworden, und für die politische Agitation sind tüchtige
unentbehrlich. Red.)
Ernährung des Heeres darf man denken, die oerhältnißmäßig
billig und doch auskömmlich ist. Außerdem werden bei
der Landwirthschaft die meisten Victualien im eigenen Be-
trieb gewonnen, wo man bei der Anrechnung des Preises
freies Spiel hat. Auch die Tadler des Küchenzettels
sagen, daß er besser ist, wie derjenige der Strafanstalten.
Und heute raisonnirt doch Mancher darüber, daß die In-
sassen der Strafanstalten auf allgemeine Kosten zu gut
gefüttert werden.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Stationsverwalter Vitus Zipf in Walldürn das Verdtenstkreuz
des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen. Derselbe wurde
in Anerkennung seiner langjährigen treuen Dienste in den Ruhe-
stand versetzt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem -
Pater Gustav Schwab aus Lauda die Erlaubniß zur Annahme
und zum Tragen des ihm verliehenen Königlich Preußischen
Kronen-Ordens IV. Klasse mit Schwertern ertheilt.
— Dem Poltzeiwachtmeister Ernst Bär in Mannheim wurde
die etatmäßige Amlsstelle eines Polizeikommissärs beim Bezirks-
amt Konstanz übertragen. Polizeikommissär Franz Josef Graf
beim Bezirksamt Rastatt wurde auf Ansuchen unter Anerkennung
seiner langjährigen, treuen Dienste in den Ruhestand verletzt.
Karlsruhe, 30. Aug. Der Großherzog und
die Großherzogin begaben sich heute Vormittag neun
Uhr von Schloß Mainau nach Konstanz und besuchten im
städtischen Krankenhaus die dort verpflegten Verwundeten,
die gestern Abend bei dem Eisenbahnunglück bei Hegne
verletzt worden sind. Heute Mittag trafen der König und
die Königin von Württemberg zum Besuch auf Schloß
Mainau ein. Ihre Majestäten nahmen an der Frühstücks-
tafel theil und kehrten um 4 Uhr nach Friedrichshafen
zurück.
Ausland.
Oesterreich-Ungarn. Die österreichischen Industriellen
plaidiren im Hinblick auf die Revision des Zolltarifs nach-
drücklichst für ausgiebigeren Zollschutz. In einem
Gutachten über die Revision des Zolltarifs räumt der
Verein der Montan-, Eisen- und Maschinen-Jndustriellen
in Oesterreich ein, daß die gegenwärtigen Zollsätze es der
österreichischen Industrie ermöglicht haben, sich wirthschaft-
lich und technisch zu kräftigen, verlangt aber gleichwohl
eine weitere Ausgestaltung des Zollschutzes, namentlich auch
für Halbfabrikate. Dabei stellt der Verein den wichtigen
Grundsatz auf, daß für die künftige Zollpolitik nicht mehr
der bloße Ausgleich der Verschiedenheit der Erzeugungs-
bedingungen bestimmend sein müsse, sondern die Tendenz,
den inländischen Markt für die inländische Waare zu
sichern und die heimische Industrie groß zu ziehen. Wieder-
holt verweist der Verein auf die außerordentlich hohen
Eisen- und Maschinenzölle Rußlands und der Vereinigten
Staaten von Nordamerika. Für Eisen, Eisenwaaren,
Maschinen und Fahrzeuge hat der Verein dem Handels-
ministerium Mindestzollsätze angegeben, die jede Industrie
unbedingt nöthig hat und unter die bei Vertragsverhand-
lungen nicht herabgegangen werden darf und auch diese
Sätze nur relativ unter der Voraussetzung, daß daraufhin
stetige Beziehungen zu dem Auslande geschaffen werden.
Zollermäßigungen erachtet der genannte Verein von vorn-
herein für ausgeschlossen.
Asien. Ueber die grausame Ermordung von drei
Missionaren wirb der Köln. Volksztg. aus Hank au,
19. Juli, geschrieben: Die Nachricht von dem Tode des
hochw. Bischofs und zweier Missionare — sämmtlich aus
dem Franziskanerorden — bestätigt sich in der traurigsten
Weise. Der erstere war mit seinem Begleiter auf die Nach-
richt des Generalvikars von der drohenden Lage der Mis-
sion in Hentsousu sofort aus einer etwa 100 Li (46 Km)
entfernten Missionsstation zurückgekehrt. Als sie die vor
der genannten Stadt liegende Zollstation pasfirten, bemerkte
sie ein Chinese, der sofort rief: „Hier sind zwei Europäer."
In wenigen Augenblicken hatte man die armen Opfer um-
zingelt, geknebelt und zur Erde niedergeworfen. Man be-
raubte den Bischof seiner sämmtlichen Kleider und hieb
und stieß wüthend mit Bambusstöcken auf ihn ein. Ein
Unmensch stieß dann von unten einen Stock in den Leib
des schon ohnmächtigen Bischofs, während zwei andere ihm
die beiden Augen ausstachen. Das Uebermaß der Schmerzen
brachte den unglücklichen Oberhirten für einige Augenblicke
zur Besinnung, während welcher er den die Eingeweide
zerreißenden Stock aus seinem Körper zu ziehen suchte.
duftigen Nebel, der wie ein Gewoge weißer Schleiersalten
über Felsen und Abgründe wallte.
„Wo nur der elendige Lover io lang bleibt." brummte er
ärgerlich vor sich hin und schob die Branntweinflasche, ans der
er eben einen tüchtigen Zug gethan, wieder m die Seiten-
tasche seiner Joppe. „Er kann noch net hinauf sein zu
seinem Arbeitsplatz — er muß ja da vorbei, ein' andern
Weg giebl's net auf'n Roßkops hinaus. Jetzt sitz' ich schon
seit'm Zwölfeläuten aus dem Fleckl da und möchi' schier ver-
geh'n vor lauter Weillang. Vielleicht kommt er gar nimmer
— schlaft am End' sein' Rausch drunt' aus unter ein'm
Baum oder in einem Heustadel. Denn ein' Rausch hat er
sich heut' g'wiß nn'trunken in seiner Wuth. — Halt, ich hör.
Tritt' — ja '4 is schon so! Das ist kein Jager und auch
kein Raubschütz, die treten net so auf. Der Domini is 's —
jetzt is mein Passen halt doch net umsonst g'wesen!"
Fortsetzung folgt.
Fürst Bismarck über Beredsamkeit und 'I
Redekunst.
Im Deutschen Sprachverein zu Magdeburg hielt Herr Prof.
Dr. Knoche vor einiger Zeit einen Vortrag über Bismarcks
Schätzung der „Eloquenz", den die Magdeb. Ztg. jüngst im
Wortlaut veröffentlicht hat. Es wird darin zum Beweis, daß
Bismarck die Redekunst für eines der größten Uebel des poli-
tischen Lebens gehalten hat, auf eine Rede des Kanzlers vom
Jahre 1881 verwiesen, der folgende Ausführungen entnommen
sind: „Um ein guter Redner zu sein, gehört ein Stück vom
Dichter, eine glänzende Jmprovisationsgave dazu, wie wir das
wohl früher selbst erlebt haben bei öffentlichen Vorstellungen, wo
Kaum hatte man dies bemerkt, als man unter Spott und
Hohn schon zu einem starken Bambusrohre griff und dieses
nun mit Gewalt auf dieselbe Weise den Körper Hinauf-
trieb, sodaß das obere Ende zum Halse heraustrat. Bei
dieser gräßlichen That gab der hochw. Herr — das Mar-
tyrium hatte ungefähr drei Stunden gedauert — seinen
Geist auf. Sein Begleiter war ihm bereits im Tod vor-
ausgegangen. Man hatte ihn eines seiner beiden Augen
beraubt und dann mit Bambusrohren zu Tode gestoßen.
Das dritte Opfel fiel seinen Peinigern beim Verlassen
der Missionsgebäude in die Hände. Man umwickelte ihn
mit Baumwolle, goß Petroleum darüber und verbrannte
ihn. Die Augen des Bischofs har man auf eines der
Thore der Stadt Hensoufu geheftet.
Hongkong, 30. August. Wie das Reutersche
Bureau meldet, machten 200 Räuber in der Nacht zum 27.
einen Raubzug durch die Tartarenstadt in Canton
und plünderten vier Häuser. Man nimmt an, daß die
Veranlassung dazu in dem Hasse der Cantoner Bevölkerung
gegen die Leute des Nordens zu suchen ist. Im übrigen
ist in Canton alles ruhig.
Afrika. D. Chronicle meldet aus Kapstadt: Bei Mafe-
king haben Kämpfe stattgefunden. In Folge der
erneuten Thätigkcit der Buren in der südwest-
lichen Ecke von Transvaal sind die Patrouillen an der
ganzen Bahnlinie entlang verstärkt worden und nördlich
von Kimberley wird eine besondere Wachsamkeit entfaltet.
Während der letzten Nächte haben die Truppen bei Fourteen
Streams in den Schanzgräben geschlafen. Man glaubt,
daß, als General Methueen Zeerust besetzte, die in der
Umgegend kämpfenden Buren südwärts zogen. Am Montag
Abend wurde in Kimberley gemeldet, daß eine englische
Patrouille wenige Meilen östlich von Taungs mit den
Buren in Berührung kam. Delarey ist in der Umgegend
von Lichtenburg. In Kimberley und anderswo bereitet
man Operationen beträchtlichen Umfanges vor.
— Der Standard meldet aus Belfast vom 28. ds.:
Wir stehen an der Schwelle eines schwierigen Ge-
ländes, wo die Reiterei nicht operiren kann und Fieber
auf Regen folgt; ob die Buren beabsichtigen, uns in das
Herz dieses Geländes hineinzuziehen, ist noch ungewiß. Sie
scheuen ebenfalls das Sumpffieber und ziehen sich auf das
Hochfeld zurück, wenn die Fieberdünste anfangen auf-
zusteigen. Daily Mail meldet aus Pretoria vom 28. ds.:
Botha hat sich nach den entsetzlichen Bergen nordöstlich
von Machadodorp zurückgezogen. French fährt fort in
seinen Versuchen, ihn zu überflügeln. Es verlautet, die
Kampfgenossen De Wets seien des Krieges müde und ver-
abscheuten die Taktik ihres Anführers. Vor ein paar
Tagen ergaben sich 38, da sie den Abschub nach Ceylon
der Fortsetzung des Kampfes oorzogen. (So viel geht aus
diesen Meldungen hervor, daß die Engländer den gehofften
entscheidenden Erfolg gegen Botha nicht errungen haben.)
— Aus Maseru wird gemeldet, daß die Buren im Be-
griff seien, Ladybrand anzugreifen. Ladybrand liegt in
der südlichen Hälfte des Orongestaats an der Grenze des
Basutolandes. Also auch da sind die Engländer noch nicht
einmal die unbestrittenen Herren des Landes. Man hätte
gar nicht geglaubt, daß so weit im Süden die Engländer
sich noch gegen bie Buren würden vertheidigen müssen.
Ein weiteres Burenkommando opcrirt südwestlich von
Johannesburg, Die Engländer werden also von den
Buren noch ganz gehörig gezwickt.
Das Eisenbahnunglück bei Konstanz.
Ueber das am 29. ds. in der Nähe von Konstanz passirte
Eisenbahnunglück meldet die Karlsr. Ztg.
Am 29. d., Abends, ist Zug 49 zwischen Hegne und Allens-
bach sauf der Linie Radolfzell-Konstanz) entgleist und schwer be-
schädigt worden. Drei Reisende (Fischhändler Wall von Kon-
stanz, Berthold Köhler von Neustadt und ein Mädcken Namens
Luzzatti aus Italien) blieben todt, zwei bis drei Personen, deren
Namen noch unbekannt, sind schwer und etwa 18 Personen leicht
verletzt worden. Die Ursache der Entgleisung konnte bis jetzt
nicht ermittelt werden. Der Personenverkehr über die Unfallstelle
wird durch Umsteigen aufrecht erhalten.
Der Franks. Ztg. wird über das Unglück aus Konstanz tele-
graphirt: Der Schnellzug 49 entgleiste 200 Meter vor der Halte-
stelle Hegne. Er bestand aus 2 Lokomotiven. 9 Personen- und
2 Gepäckwagen. Die erste Maschine stürzte rechts hinab, die
zweite hat sich in den Bahndamm eingebohrt. Der Tender der
letzteren wurde plattgedrückt, der vordere Personen- und Gepäck-
wagen zertrümmert, ineinander und aufeinander geschoben. Die
Schienen, Schwellen und Stangen sind verbogen und umher-
gestreut. Es ist ein Chaos, größer als seiner Zett bei Hugstetten.
Die übrigen Wagen sind ziemlich unbeschädigt geblieben, darunter
der durchgehende Wagen zweiter Klasse von Straßburg und zweiter
Musik mit rednerischen Improvisationen abwechselte, daß ein
Thema gegeben wurde, irgend ein Gegenstand, der dem Impro-
visator unbekannt war, über den er aber Reden hielt, mitunter
wirklich brillant, und die mich für den Augenblick, wenn mich
die Umgebung nicht getäuscht hätte, fast überzeugt haben würden.
Ich will damit nur sagen, daß man den Meistern in der bloßen
Beredtsamkeit so wenig wie solchen Improvisatoren den leitenden
Einfluß auf große Gemeinwesen einräumen darf, wenigstens
nicht mit offenen Augen, noch viel weniger soll man den Rednern
die leitende Stelle als Fraktionschef oder als Minister geben.
Ich führe das nur an, um zu beweisen, daß die Beredtsamkeit
eine Gabe ist, die heutzutage über ihren Werth Einfluß übt und
überschätzt wird über ihren wahren Werth. Ein guter Redner
muß etwas vom Dichter haben, darf es also mit der Wahrheit
nicht ganz mathematisch genau nehmen. Er muß anstachelnd,
erregend, leicht entzündlich sein, um zündend zu wirken, aber ich
denke mir, daß ein guter Redner selten ein guter Whistspieler,
selten ein guter Schachspieler, noch seltener ein sicherer Staats-
mann sein wird. Das gemächliche Element muß bei ihm vor-
herrschen, nicht der Verstand, und ich glaube, daß schon vermöge
der physischen Konstitution des Menschen es nicht vereint ge-
funden wird, daß Einer zugleich ein guter Redner und ein kühler
Richter wäre. Ich erinnere an die Aufzählung all' der Eigen-
schaften von Mephisto, des Löwen Muth, des Hirsches Schnellig-
keit, es findet sich das nie in einem Körper vereinigt, und so
findet sich Beredtsamkeit in einem den Verstand überwiegend und
gefährlich beherrschenden Maße vor, hinreichend für die urtheils-
lose Menge, aber ein Mann von kühler Besonnenheit und sicherer,
genauer, berechnender Erwägung, dem man die Leitung großer,
wichtiger Geschäfte gern anvertraut, der kann kaum je ein voll-
kommener Redner sein. Ob man bei unserer heutigen Kultur-
entwicklung gegen dieses Uebel der Beredtsamkeit Remedur finden
und dritter Klasse von Mannheim. Der Personenverkehr w"
durch Umsteigen bewerkstelligt, der Güterverkehr ist eingesten
Die Betriebsstörung dürfte voraussichtlich längere Zeit aiidau"»'
Der getödtete Fischhändler Wall ist fürchterlich zugerichtet, d
Schädel ist zerquetscht, Herz und Lunge hingen am .Runs
heraus, der Unterleib war aufgerissen. Die Leiche mußte ch
Axt und Hcbeisen aus den Trümmern entfernt werden, ism
schwerverletzte Dame ist noch nicht vernehmbar, es ist entwevc
Frau Köhler-Neustadt im Schwarzwald oder Miß Flood-Jclo»"'
Leichtverletzt sind : Heinrich Braun, Kaufmann aus Aschaffenbum,
Fran Hofbuchhändler Ackermann, Lederhändler Moos und dem'
Frau, Zuschneider Gutjahr, Führer Höfler, Zugmeister R"d '
Frau Mun dhas, alle aus Konstanz; ferner Ettsabeth Wiltelms
Altstetten, Edmund Goldstcln-Altstetten, Landgerichtsrath Pftistsi
Rottweil, Ernst Böhm, Reisender aus Berlin, Grossetti, Ka^
mann ans Berlin, Reuauld-Dellnau, Care-St. Moritz, Frau Bach
mann-Koblenz, Emma Sailer-Ludwigshafen. Die Ursache de
Entgleisung ist noch nicht bekannt; vermuthlich hat der moorM
Untergrund infolge des Regenwetters der letzten Tage nach
gegeben. An der gleichen Stelle fand im Februar eine CM
gleisung statt. Leichtverletzt sind auch das Hochzeitspaar Christ"^
Brunner und Frau aus Ludwigshafen am Rhein, Frau Brugg",
Frey aus Konstanz, Dora Ruesch aus Schaffhausen. Unverle«
geblieben sind Hammerau von der Retlungrgesellschaft in Fragst
surt a. M. und Ingenieur Gramm von der Feuerwehr in Fra>"
surt a. M. Die Konstanzer Sanitätskoloune leitete den Tran-
Port der Verwundeten.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 31. August-
Vo» der Universität. Als Nachfolger des Professors Gegen
baur, der sich von der Lehrthätigkeit zurückzuziehen beabsichtM'
ist, wie man der Frkf. Ztg. mittheilt, der Professor derAnatoiM
Dr. Fürbringer in Jena ausersehen. Derselbe wird Ost"'
1901 nach Heidelberg übersiedeln.
äl SchöffengerichtSsttzung vom 30. August. 1) Katharuch
Schork aus Wagenschwend erhielt wegen Diebstahls 3 Taö
Gesängniß, 2) Nikolaus Junghans aus Wilhelmsfeld weg"'
Körperverletzung 35 Geldstrafe eventl. 1 Woche GesängM»'
3) Johann Georg Wirth aus Dilsberg wegen Sachbeschädigung
10 ^ Geldstrafe eventl. 3 Tage Gefängniß, 4) Anna Franka»
Stetnbach wegen Unterschlagung 12 Geldstrafe eventl. 3 Tag
Gefängniß, 5) Karl Otto Frey aus Mosbach wegen ftm"
schlagung 14 Tage Gefängniß abzüglich 11 Tage Untersuchung;
Haft. 6) In der Anklage gegen Johann Philipp Schmich, Ph"'A
Schmich und Jakob Sedewitz, alle aus Dossenheim, weg-'
Widerstands, Beleidigung und Uebertretung der Bahnordnuns
für die Nebenbahnen Deutschlands erhielt ersterer 40
strafe eventl. 7 Tage Gefängniß und 1 Tag Haft, zweiter 6 Tag
Gefängniß und 5 Geldstrafe eventl. 1 Tag Gefängniß
letzterer 5 Geldstrafe eventl. 1 Tag Gefängniß. 7) Frau'
Werte aus Mannheim und Paul Reinhardt aus Niederspier, bew
angeklagt wegen Körperverletzung, erhielten ersterer 1 Woche
fängniß, letzterer 1b ^ Geldstrafe eventl. 3 Tage Gefängnü»
8) Ludwig Wolf aus Epfenbach erhielt wegen Beleidigung uu
Uebertretung des 8 360 " R.St.G.B. 8 Tage Gefängnw'
9) Johann Jakob Leismann von Daisbach wegen Betrug
2 Monat 3 Wochen Gefängniß abzüglich 14 Tage lln"
suchungshaft. ^
— Unfall. In der östlichen Hauptstraße beim Aufgang E
Friescnberg glitt gestern ein älterer Kaufmann auf dem TrolM
aus und wurde von einem gerade oorbeifahrenden PferdebaM'
wagen vollends zu Boden geworfen. Mehrere Verletzungen »,
Kopfe, sowie Hautabschürfungen waren die Folgen dieses StnrZ^'
— Polizeibericht. Zur Anzeige kamen drei Personen weg.
groben Uiftugs und ein Dienstmädchen wegen Entwendung
goldenen Ringes. ,
-X- Handschuhsheim, 28. Aug. Der Gemeinderath hat in"
Sitzung vom 25. August d. I. einstimmig beschlossen, die erledig
I. Rathschreiber stelle dem Rathschreiber Schtfferdect°
aus Dallau, Amts Mosbach, zu übertragen. Schifferdeckec u
kleidet schon seit 22 Jahren das Amt eines RathschretberS »
Gemeinde Dallau zur vollen Zufriedenheit der Aufsichtsbehord '
was auch dessen eingereichte Zeugnisse zur Genüge bensten
haben. Möge es Herrn Schifferdecker in seinem neuen Wirkung^
kreise vergönnt sein, sich das Vertrauen der Vorgesetzten D"N>
behörden und der ganzen Einwohnerschaft zu erwerben. Fi"
vacant gewesene Stelle sind 24 Bewerbungen eingelaufen. „
A EPPingen, 30. Aug. Heute Nachmittag nach 2 Uhr ch>n
den die hiesigen Einwohner durch Feuersignale erschr"' '
Es brannte in der Scheuer des Jeremias Schühle in der
penauer Straße. Durch den Wind wurden schnellstens auch
Nachbarsscheuern, andere Oekonomiegebäude und drei WdM
Häuser ergriffen, so daß sechs Familien und eine ledige
die einen eigenen Haushalt hat, obdachlos geworden sind.
Betroffener, Schäfer Kübler, war beim Ausbruch des Bra"°-x,
auf dem Felde beschäftigt und kam erschreckt erst nach
als schon ein großer Theil seiner Habe ein Raub der
geworden war. Wie man hört, seien alle Brandbeschäüigten "
sichert. Die Ursache des Feuers ist bis jetzt nicht bekannt,
L. X. Baden-Baden, 30. Aug. Gestern Abend starb hi" " x
in weiten Kreisen der Künstlerschaft bekannte Kunst-Mäcen «K
Rentner Louis Jün cke im Alter von 63 Jahren. Herr
hat vor nicht langer Zeit den größten Theil seiner an
werken reichen Gemäldesammlung dem Großhcrzog Friedrich "
Baden zum Geschenk gemacht.
K Vom Hanauerland, 29. Aug. Schon einigemal
unsere -leider dieses Jahr von Hagelschaden Heims"
Erfreulicherweise hat zum Glück die Zahl der Versicherten an«-^
genommen. Hoffentlich sehen die Landwirlhe immer aich^x-
großen Vortheil der Versicherung ein, umsomehr, als die
sicherten nach ihren Aeußerungen mit der Schätzung der ^
tragten Kommission zufrieden sind. Jedenfalls hebt es das
trauen der Landbevölkerung, wie da Männer ikre«aleich"k --
p,e>
kann, weiß ich nicht, aber es ist schon eine halbe Remedur,
man das Uebel erkennt. Ich sehe kein gesetzliches Mittel dEL,i,
aber das Uebel erkennen, heißt schon ihm theilweiie at>V"Ae
und ich möchte Sie deshalb darauf aufmerksam machen, daß
sich das immer gegenwärtig halten, wenn Einer mit "mH
Eleganz spricht, die so ausgebildet ist, daß er eig"'
für andere Geschäfte wenig Zeit haben kann, und
schon er das, was er vorträgt, vollständig beherrscht ^
beherrschen muß, wie es nur Einer beherrschen kaNM^gi^
mehrere Wochen hindurch stets über dasselbe
öffentlich gesprochen und in Zeitungen geschrieben
Dann bildet sich eine Sicherheit in ihm heraus, daß " " yek
Souffleur braucht; er beherrscht seinen Stoff, ihm fällt
einen Woche noch eine bessere Redewendung ein wie in d"
gen, kurz, es tritt das Beispiel ein, das mich in meiner
mentarischen Jugend in Erfurt so frappirte, daß ich d" §ili>
eines Heidelberger Professors bewunderte, und ein Lands^e»
und Fraktionsfreund von ihm sagte mir: „Ach, die Rede v.gz
Sie im vorigen Jahre von ihm hören sollen, da hielt er m, Ktt
anders, da war er noch frisch dabei." So möchte ich »Me>d
Mahnung an Sie richten, in unserem palarmentarischen
wo wir uns^ der Zeit nach sehr enge gedrängt finden, dd«
mit die'er Schaustellung der Beredtsamkeit weniger Zeit M
lieren." (Auch wer dem Urtheil Bismarcks im Angem"»^ tM
stimmt, wird nicht umhin können, seiner politischen
nöthige Anzahl glänzender, packender Redner zu wünschen-.^pse»
die parlamentarischen Berathnngen sind vielfach zu Redet» ^„0
geworden, und für die politische Agitation sind tüchtige
unentbehrlich. Red.)