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Heidelberger Zeitung — 1900 (Juli bis Dezember)

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Nr. 228-254 (01. Oktober 1900 - 31. Oktober 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37614#0336

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eingesehen, deutsche Marken gegen die Slaven einzurichten
Nach ihm hat mancher erleuchtete und thatkräftige deutsche
Kaiser sein Werk fortzusetzen gesucht. Leider war die
deutsche Politik Jahrhunderte lang mehr auf Süden, auf
Italien, als auf den Osten gerichtet. Wenn man das
für die damalige Zeit aus historischen Gründen auch er-
klären kann, so kominen diese Gründe doch heute nicht
mehr in Betracht. Im Süden und im Westen hat Deutsch-
land keine eigenen nationalen Interesse mehr, um so mehr
wäre es zu wünschen, daß Deutschland seinen Osten nicht
länger vernachlässige. Die preußische Regierung will nun
langjährige Versäumnisse wieder gut machen. Möge ihr
die Unterstützung deS gesammten deutschen Volkes nicht
fehlen! Es handelt sich dabei um eine Angelegenheit der
gesammten deutschen Nation.
Sachsen-Weimar. Eisenach, 1. Okt. Prinz Bern-
hard 5) einr ich von Sachsen-Weimar ist heute
Morgen 8 Uhr gestorben. Der Prinz, geb. 18. April
1878, ist der zweite Sohn des im Jahre 1894 verstorbenen
Erbgroßherzogs Karl August uud Enkel des regierenden
Großherzogs Karl Alexander. Von einer Krankheit des
Prinzen, der einemLungenschlag erlegen ist, hatte nichts verlautet.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine König!. Hoheit der Großherzog haben den Fi-
nanz-Inspektor Heinrich Brand unter Verleihung des Titels
Regierungsrath zum Kollegialmitglied der Großh. Generaldirection
der Staatseisenbahnen ernannt.
— Amtsafiuar Eduard Oettli in Pfullendorf wurde zum
Amtsregistrator ernannt. — Expeditionsassistent Max Oe hinke
in Achern wurde nach Mannheim und Expeditionsassistent Leopold
Duntz in Herbolzheim nach Achern verletzt. — Betriebs assistent
Adolf Winterhalter in Singen wurde nach Ettlingen versetzt.
Karlsruhe, 1. Oct. Sonntag Vormittag 10 Uhr
fand evangelischer Gottesdienst in der Schloßkirche Mainau
statt, bei welchem Prälat V. Helbing die Predigt hielt.
Es wurde dabei des Geburtstages der hochseligen Kaiserin
Augusta gedacht, sowie der ersten Kommunion des Prinzen
Wilhelm von Schweden, Sohnes der Kronprinzessin Victoria,
dessen Konfirmation am 29. v. M. zu Stockholm stattfand.
Mit Prälat v. Helbing traf am Samstag Abend auch
Prof. Brandis aus Bonn ein, der gestern Abend wieder
abreiste. Die Abordnung der Offiziere der Marine-Infan-
terie verweilte den ganzen Sonntag auf Mainau mit Aus-
nahme einiger Stunden, die sie in Ueberlingen verbrachte;
sie hat heute früh Konstanz wieder verlassen. Gestern
Vormittag 11^ Uhr kamen die Prinzessin Wilhelm, Prinz
und Prinzessin Max, sowie die Erbprinzessin von Anhalt
mit Gefolge aus Salem nach Schloß Mainau und nahmen
an der Frühstückstafel theil. Nach 4 Uhr kehrten die hohen
Gäste nach Salem zurück. Gestern Abend traf Geh.-Rath
vr. Schenkel, Präsident des Ministeriums des Innern,
auf Mainau ein und stieg im Großh. Schlosse ab. Der
Großherzog empfing den Präsidenten bald nach seiner
Ankunft und hatte heute eine mehrstündige K onferenz
mit demselben. Geh.-Rath Or. Schenkel wird morgen
früh nach Karlsruhe zurückkehren. Heute Abend kommt
Präsident vr. Nicolai zur Vortragserstattung nach Schloß
Mainau.

Ausland.
Oesterreich-Ungarn. Die V erh ältn isse in Oester-
reich sind in Folge der Kämpfe der slavischen Nationen
und Natiönchen gegen die bisherigen Träger der Kultur in
Oesterreich, die Deutschen, so bedenklich geworden, daß
die österreichischen Patrioten mit Sorge in die Zukunft
blicken. Einer derselben, der 72jährige Graf Ha rra ch,
hat soeben die Bildung einer österreichischen
Patriotenpartei vorgeschlagen, die Thron und Reich
stützen und alle Nationalitäten, Bekenntnisse und Erwerbs-
stände umfassen soll. Es ist jedoch zu vermutheu, daß
seine Stimme ungehört verhallen wird. Bemerkenswerth
ist, daß Graf Harra ch u. A. vorschlägt: Aufrecht-
erhaltung der deutschen Sprache als einer Welt-
sprache in der Armee und in der Central-
reg i er uug, jedoch Erlernung der zweiten Landes-
sprache in den Mittelschulen.
England. London, 1. Okt. Lord Roberts ist
an Stelle Lord Wolseley's zum Oberbefehls-
haber der Armee ernannt worden. (Durch diese Er-
nennung des Lord Roberts soll angekündigt werden, daß
der Buren krieg völlig aus ist; der Rücktritt WolseleyS
mag mit den sehr scharfen Kritiken Zusammenhängen, die
er öffentlich an dem englischen Heer geübt hat.)
Rußland. Petersburg, 1. Okt. Die kaiserliche
Familie ist gestern in Sebastopol eingetroffcn.
Italien. Nach der aus vatikanischen Quellen schöpfen-
den Lombardia schätzt der Großpönitenziar und Generalkassier

des päpstlichen Stuhles die Erträgnisse des „heiligen
Jahres" auf 600 Millionen Franken.
Asien. Peking, 30. Sept. Die Russen fahren
fort, im Sommerpalast aufzuräumen, alle Gegen-
stände von Werth werden eingepackt, mit Zetteln versehen
und nach Rußland geschickt. Die beiden weißen Pagoden und
die beiden Tempel in der Nähe des Sommerpalastes, die
den Boxern als Hauptquartier dienten, wurden zerstört.
— Die Streitigkeiten bezüglich des Wiederauf-
baues der Eisenbahnen um Peking dauern fort. Die
Russen widersetzen sich englischen Meldungen zufolge dem
Wiederaufbau der Bahn durch die Engländer.
Shanghai, 80. Sept. Im hiesigen Arsenal wird
Tag und Nacht an der Herstellung von Kriegsmaterial
gearbeitet, das nach Norden und Westen verschifft wird.
Wie verlautet, verstärken die Vicekönige am Jangtse
schleunigst die Vertheidigungsmittel der Flußhäfen.
Hongkong, 1. Okt. Die Unruhen am Ostflusse
breiten sich weiter aus. Die Mission in Tungkon
ist, wie verlautet, zerstört; eine strengere Bewachung des
Hinterlandes von Kaulung ist daher nöthig.
Taku, 28. Sept. Die combinirte Land- und Schiffs-
unternehmung, die am 1. Oktober von Taku nach Schari-
tz eikw an abgehen soll, wird aus 4000 Mann Landtruppen
bestehen. Die Stärke der Flotte ist noch nicht bestimmt.
Die Truppen sollen südlich von Shanheikwan landen, um
mit der beträchtlichen auf dem Wege dorthin befindlichen
russischen Abtheilung vorzugehen. (Shanheikwan liegt
nördlich von Taku.)
Afrika. Pretoria, 1. Okt. Baden-Powe ll
übernimmt morgen die Polizei truppe für Transvaal
und den Oranjefreistaat. Es ist eine Polizeitruppe von
12000 Mann vorgeschlagen. („Polizeirruppe" ist, was
man in Deutschland „Schutztruppe" nennen würde. Eine
Schutztruppe von 12 000 Mann ist immerhin keine sehr
starke Besatzung für die beiden Burenstaaten. England
muß, wenn es sich damit begnügt, doch Grund zu dem
Glauben haben, daß diese Zahl ausreicht. Zunächst wird
wohl auch noch ein Theil des engl. Heeres in Südafrika
bleiben.)
Die landwirthschaftliche Ausstellung in
Sinsheim.
Die feierliche Eröffnung der Landw. Pfalzgauaus-
stellung in Sinsheim fand am letzten Samstag bei ver-
hältnißmäßig günstiger Witterung statt. Dem Bericht des Land-
boten entnehmen wir über die Ausstellung das Folgende:
Was dem Besucher der Ausstellung zuerst aufsällt, das ist
die übersichtliche Anordnung der einzelnen Abtheilungen wie auch
deren Unterabtheilungen, ferner die Solidität der Ausstellungs-
räumlichkeiten. Alles ist Holzwerk und wetterfest hergelichtet.
Inmitten des Festplatzes, zu dem die Stadtwiese mit den an-
grenzenden Straßen und Gärten gewählt worden war, erhebt sich
stolz die prächtige, stilvolle Festtribüne, ringsumher liegen in be-
quemen Zwischenräumen die Ausstellungsbauten. Hübsche Por-
tale schließen die Zugänge zum Festplatz ab. Unternimmt man
einen Gang durch die Ausstellung, dann wendet man sich am
besten zuerst der Obst-und Gemüse-Ausstellung in der Turnhalle
zu, die geradezu den Glanzpunkt des Ganzen bildet und von
einer Reichhaltigkeit ist, wie man sie selten zu sehen bekommt.
Dazu trägt auch die Halle selbst viel bei, welche dafür wie ge-
schaffen ist. Unmittelbar bei der Turnhalle sind Obstbäume und
Bienenvölker ausgestellt. Rechts von der Turnhalle befindet sich
die Geflügelausstellung, die viele Prachtexemplare aufweist. Mit
landwirthschaftlichen Maschinen sind verschiedene Firmen erschienen.
Ferner zeigt die Molkerei-Genossenschaft Adersbach ihre Einrich-
tung im Betrieb. Im Carl'schen Garten und in der Alleestraße
sind Ställe für Rindvieh, Schweine und Ziegen errichtet. Pferde
wurden nur vorgeführt und waren in Privat-Stallungen unter-
gebracht. Ziegenzuchtgenossenschaften, Schweinezuchtstationen wie
viele sonstige Aussteller hatten auch ihr bestes Material zur
Verfügung gestellt. Und nicht vergebens, das beweisen die zahl-
reichen Prämien, die auf die einzelnen Thiere wie auch im All-
gemeinen zur Vertheilung kamen. Zur Eröffnungsfeier war als
Vertreter der Regierung der Großh. Landeskommissär, Herr Mi-
nisterialrath Pfisterer erschienen, ferner bemerkten wir unter
den Anwesenden u. A. die Herren Geh. Regierungsräthe Lang-
Mannheim und Brecht-Schwetzingen, die Herren Oberamt-
männer Nuß b aum-Mosbach, Dr. Klotz-Wiesloch, die Ver-
treter der Kreisausschüsse Mannheim und Heidelberg, sowie der
zum Pfalzgauverband gehörenden Bezirksvereine, den Reichstags«
abgeordnetcn Lucke-Patershausen, die Landtagsabgenordneten
Neuw irtb-Ncckarbischofsheim und Müller-Weinheim, von
den Grundherren des Bezirks hatten sich eingefunden Graf Vic-
tor v. Helmstatt-Neckarbischofsheim, Freiherr v. Gemmin-
g e n - Michelfeld, Freiherr v. G e m m i n g e n - Babstadt, Frei-
herr v. De ge nfeld-Neuhaus. Der Präsident des Landw.
Bezirksvereins, Herr Obeiamtmann Keim, hielt von der Tri-
büne aus die Begrüßungs- und Eröffnungsansprache.
Gegen halb 2 Uhr begab man sich dann zum Festessen. —
War der Besuch der Ausstellung am Eröffnungstage ein un-
erwartet großer, so ließ derselbe, dank dem immer herrlicher sich
gestaltenden Wetter, am Sonntag, dem Hauptfesttage, auch
die kühnsten Erwartungen weit hinter sich. Gleich bei Beginn
der Wiedereröffnung vor 11 Uhr Vormittags, besonders aber um
die Mittagszeit bis hinein in den späten Nachmittag, ergoß sich der
Strom der Besucher in ununterbrochenen Zügen durch die schmucken

Drücken wir es ganz nüchtern aus: Eine gefeierte, südländische
Bühnengröße kommt nach Berlin und verliebt sich in einen Durch-
schnittsgardeleutnant, der von ihrer Kunst faScinirt ist. Welches
Schicksal hat ihre Vereinigung, da den jungen Mann bald un-
befangene frische Schönheit m neue Liebesbande schlägt? Wie
geht es aus? — Will man ein Problem ins rechte Licht setzen,
isolire man es vorerst nicht, sondern ordne es einer Reihe ver-
wandter Probleme ein. Dann leuchtet die behandelte Frage erst
in ganzer Bestimmtheit auf. Wieviel verwandter Motive man
anführe, ist Nebensache. Heyse zeigt in der Novelle „Frau von F.",
wie eine geistig hochstehende besonnene Frau klug und kurz ent-
schlossen dem entfremdeten Geliebten den Weg zur Ehe mit ihrer
jungen schönen Nichte ebnet und ihre Ruhe in der Resignation
findet. Anders faßt Max Halbe in dem überaus tüchtig ge-
schaffenen und wirkungsvollen Drama „Mutter Erde" die Position
oes Mannes zwischen zwei Frauen; er wendet das volle Interesse
dem Liebespaar zu, von der durch ihren Geist emanzipirten
Frau ab.
Ist Sappho eine Emanzipirte? Grillparzer hat sie mit Zügen
ausgestattet, die sie als ganz isolirt erscheinen lassen. Nicht weil
sie, der Verwandten beraubt, allein dasteht; sie ist einsam,
weil sie Größe hat. Wie immer in der Welt sie wirke,
das laute Echo des Ruhms, das sie umhellt, ist nicht die
Resonanz des Herzens, die allein ihr genügt. Der Jubel in
Olympia, was galt ihr der? Sie war im Grunde doch unver-
standen. „Jetzt gieb mir einen Menschen, weise Vorsicht", das war
auch ihre Bitte. Und da in Olympia trifft sie Phaon. Nun
hat sie unter Larven die fühlende, einzige Brust gefunden, in
ihm will sie die ganze Menschheit lieben. Sie setzt alles auf
diese zwei Augen. Und wie der einzig überlebende Erbe eines

alten Geschlechtes mit Eifer das Lebenslicht des kleinen Stamm-
halters hütet, hütet sie die zarten Liebesflammen, die ihr aus
Phaons Herzen entgegenschlagen. Doch sie verlöschen bald, seine
Neigung ist flüchtig und nichtig, er war Apollo nur der Larve
nach und taugt nicht zum Genossen der genialen Frau. Voll
Undank gegen sie, die ihn aus dem Staube zu sich emporhob,
läuft er mit seinem mitleidigen und verliebten Herzchen bald
nach neuen Zielen der Liebe. — Sappho sieht: dies war wie
alles vorher trügerisch.
Sie war immer allein. Diese Liebe war eine Episode. Ein-
samkeit liegt über ihrem Leben, dem der Liebesglanz fehlen soll.
Sie wirft es hin.
Der Aufbau der Handlung ist prächtig; die Situationen sind
mit voller Objektivität erfaßt und mit beinahe goethisch-
griechischem Thatsachensinn für das Kleinste, Schmückende, Ein-
zelne (mir wenigstens kam immer „Alexis und Dora" in den
Sinn) dichterisch belebt, die Sprache ist blühend und ohne jeden
Schwulst. Alles Breite und Ueberflüssige ist mit dem Idealismus
einer klar schauenden Technik vermieden. Die Steigerung in der
Handlung von der Entdeckungsszene des zweiten Aktes zur
großen Eifersuchtsszene des dritten zwischen Sappho, Melitta
und Phaon, das Verebben des Ganzen zum stillen trostlosen
Ausgang ist wundervoll geschaffen.
Diese Höhepunkte des Dramas waren die Glanzpunkte der
Darstellung der Sappho durch Frl. Herter. Befremdet hat
uns der Einsatz zum fünften Auftritt des ersten Aktes: „Melitta,
nun?". Es war nicht das Richtige. Ein Zurückwerfen des
Kopfes und andauerndes Sprechen in die Wolken stört sehr (im
Monolog besonders soll das Auge zu uns sich wenden). Dies
sollte die Darstellerin vermeiden.

Ehrenpforten auf den Festplatz. Nach einer allgemeinen Schätzung
dürfte die Zahl der auswärtigen Besucher mit 7—8000 kaum
hoch genug gegriffen sein Ueber die Ausstellung im einzelnen
wie im ganzen, insbesondere auch über das überall zu Tag-
tretende meisterhafte Arrangement, herrschte nur eine Stimm
des Lobes. ,
Sinsheim, 1. Oct. Bei der heute Vormittag anläßstE
des Gaufestes vorgenommenen Verloosung fiel der Haupttreffer,
eine Kuh im Werthe von 550 auf Loos Nr. 3477, der zwe»
Gewinn, eine Kalbin, auf Nr. 3632, der dritte Gewinn, ebenfaU
eine Kalbin, auf Nr. 441, der vierte Gewinn, ein Rind, am
Nr. 8590, der fünfte, ebenfalls ein Rind, auf Nr. 1116.
Aus Stadt und Land.
Hetderöerg, 2. October.
* Anschluß des Amtsgerichtsbezirks Eppingen an
Landgericht Heidelberg. Durch Landesherrliche Verordnung tvi^
bestimmt, daß auf den 1. Januar 1901 zu dem Bezirke des
Landgerichts Heidelbeg der von dem Landgericht Karls-
ruhe loszutrennende Amtsgerichtsbezirk Epp in gen HE
zutritt.
Von der Universität. Professor Dr. Max Rubner,
Nachfolger Robert Kochs in der Leitung des hygienischen JnstnM
an der Universität Berlin, hat der Nationalzeitung zufolge eine
Ruf an die hiesige Universität als ordentlicher Prosen"
der Physiologie an Stelle Wilhelm Kühnes erhalten. ProfesE
Rubner hat die Berufung abgelehnt.
^ Ruder-Gesellschaft Heidelberg. Am Sonntag, 7.
feiert die Ruder-Gesellschaft Heidelberg das zweite (kleine
Stiftungsfest, verbunden mit dem Abrudern. Morgens n»
Vsll Uhr findet ein Musikfrühschoppen im „Schiff" in Neuem

heim st tt; nach diesem um V-1 Uhr ein gemeinscha,.-, ,
Mittagsmahl im Hotel-Restaur. „Perkeo". Um 2 Uhr Abfahrt b
ausübenden Mitglieder nach Ziegelhausen, darauf gemüthlrch.
Beisammensein im „Adler" in Ziegelhausen, Boottaufe,
Vorträge, event Tanz. Um 6"z Uhr soll die Rückfahrt stat^
finden, der sich ein Herrenabend in den unteren reservl»
Räumen des städt. Saalbaus — Eingang Ludwigsplatz —
schließen wird. ,,
O Barnum und Bailey in Mannheim. Das Mannheim,
Tageblatt schreibt: War schon am Samstag der Besuch sehr SV
so wurden am Sonntag faktisch die Kassen gestürw^
Abends sahen wir große Schaaren wieder abziehen, die kein
Karten mehr zu den billigen Plätzen erhalten konnten. . ,,
* Heidelberger Taschen-Knrsbuch. Das von E. GeisendoN
hier verlegte Heidelberger Taschen-Knrsbuch ist mit dem WE
sahrvlan 1900/190! soeben erschienen. Preis 15 Pfg.
** Militärisches. Gestern traten 25 Einjährig-Frs k
willige zur Dienstleistung in das hiesige Bataillon ein.
dem Rückmarsch vom Manöver passirte die in SchwetzNS.
garnisonirende Dragoner-Schwadron die hiesige Sw
Sie nahm den Weg über den Neckarstaden. ,
O Sch.ssengertchtssitzung vom 1. Oct. Vorsitzender: v -
Amtsgerichtsdirektor Süpfl -. 1) Wilhelm Emanuel Huber °
Breiten, z. Zt. in Haft hier, erhielt wegen Diebstahls 5 Wo«^
Gefängniß, 2) Amalie Kunigunde Ehmann von hier ws» ,
Diebstahls einen gerichtlichen Verweis. 3) Gegen Emma Ao
von Starnberg wurde Vorführungsbefehl erlassen. 4) GM
Johanna Christine Hartenstein geb. Lang von hier erhielt we» .
Vergehens gegen Z 299 R.St.G.B. 15 Geldstrafe event. 3
Gefängniß, 5) Karoline Hauck geb. Quant von Steinau ES „
Betrugsversuchs 10 Tage Gefängniß. 6) Wegen Körperverletz» §
erhielten Rudolf Zietsch von Leiwen 30 Geldstrafe ode ^
Tage Gefängniß, Martin Hammer von Leimen 60 -kL
strafe oder 12 Tage Gefängniß, Wilhelm Sihn von Nieß ^
30 Geldstrafe oder 6 Tage Gefängniß. 7) Karl Hillenbrs^
von Altwicsloch erhielt wegen Vergehens gegen 8 183R.St.G-
1 Woche Gefängniß. 8) Wegen Diebstahls und Uebertrel
des Z 370 Ziff. 5 R.St.G.B. erhielten Johann Thomas UM z,
von Mannheim, z. Zt. in Haft hier, 22 Tage Gefängniß ist,,
1 Tag Haft, Johann Christian Oedel von hier 26 Takst^fi
fängniß, Philipp Prior von hier 8 Tage Gefängniß, 9)
Stock von Zweibrücken wegen Körperverletzung 29 Gewirr
event. 5 Tage Gefängniß, 10) Johann Seither von »a
wegen Diebstahls 6 Tage Gefängniß. ,hr
— Polizeibericht. Wegen Entwendung einer Dainem.^
wurde ein Tapezier verhaftet. Zur Anzeige kam eine P"'
wegen Unfugs und eine wegen Ruhestörung. .«,»
L.kl. Eberbach, 30. Sept. In der Baugrube des Strv"^
Pfeilers der hiesigen Brücke wurde heute der Felsgrund er" ^
und es bestätigt sich anscheinend die durch die früheren Bohrung
ermittelte, aber vielfach angezweifelte Thatsache, daß Per)
Findlinge von Kalk, sondern eine geschlossene Lage dieser Ge» ^
art aufliegt. Eine nähere Untersuchung seitens der geologn,
' ..' " beabsichtigt sein. Im Uebr-S y,

Landesanstalt soll in nächster Woche!

ist zu berichten, daß beide Widerlager der Brücke fertig
der rechte Landpfeiler seiner Vollendung entgegengeht u»o ^
dem linken begonnen worden ist. Die ursprüngliche Absicht- >^!l
einen Theil der Eisenkonstruktion vor Winter zu montiren,
aufgegeben sein, da der Termin für die Fertigstellung der gs"^
Brücke ebensowohl eingehalten werden kann, wenn man M»
Montiren erst im Frühjahr beginnt. . .„e"
Großsachsen, 30. Sept. Das seltene Fest der diamant-
Hochzeit beging gestern in voller Rüstigkeit das Ehepa» ,^tc
kolaus Weingärtner hier. Herr Oberamtmann Jolly über"
im Aufträge Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs die für „«xe»
Zweck gestiftete goldene Medaille. Einen noch einzig»"'«
Charakter erhielt die Feier dadurch, daß zugleich mit deM^LOsik
paare eine Enkelin des Paares, die das Fest der grünen L"
feierte, cingesegnet werden konnte. --0»
Mannheim, 1. Oct. Das Rechnungsjahr des Großh-
und Nationaltheaters 1899—1900 hat insofern mit °
günstigen Resultate abgeschlossen, als in diesem Jahre vE^ssc,
durch den Bürgerausschuß bewilligten außerordentlichen ZüE M-
welcher sich auf 156094 Mk. belief, tbatsächlich nur 134 Ovu^

- - - - -
Die Einzelheiten ihrer Szenen mit Melitta und Phaon -7 ^gs

yrcr «zenen mir uncliiia uno Po--"',-, o-'
trefflich durchdacht. Wie sie, bald nachdem sie den Dot"E
ihre Partnerin gezückt, zweimal das: „Phaon, Phaon!
war wundervoll. Dann im zweiten Auftritt des vierte» , iv
zugs auf das Wort des Rhamnes: „Phaon wartet De»Aje'
der Halle" der Ausdruck eines Hoffnungsschimmers: A po»
Phaon harret meiner?" Dieser Ausbruch, daß das Glu» ,ge,
noch kommen könne, mitten in der Düsterniß dieser gan^Efi Sff
gelang überaus schön. Jmponirend war die Sicherheit, m
Stil und Stimmung festgehalten wurden. Es gibt nun HS'
nicht „alte Schule" und „neue Schule". Sondern: E>»^e
entweder Geist und spricht, oder man läßt sich gehen
mirt. Frl. Herter dcklamirt nicht. Was das Aeußere. ^
und Geste angebt, so wird die Kunst, die gezwungen ist, A pe»
Lebens Ueberfluß zu betteln, bei dieser Darstellerin ntw'Dgk'
gebens Forderungen stellen. Die Regie und die übrigere
steiler waren so tüchtig, daß das Ganze als eine runde
leistung unseres Ensembles zu bezeichnen ist. Und gestern w
wir zum ersten Mal ein Schauspiel in diesem Herbst- s- , E
gute Worte möchte ich noch zum Schluß über Frl. "vs E
Herrn Bernau sagen. Nur darf Melitta nicht immer >0 '
dreinschauen und mit bethränten Lidern sprechen und Pv» §
sich mehr Ruhe und Pausen gönnen. Beide, Frl. Ko«Mi»M
Herr Bernau, sprechen ihre Monologe sehr tüchtig, der
war belebt und wahr. ^
Herr Brecher (Rhamnes) brachte seine große Neve v>
Aktes sehr schön. So ist denn für die Erwartungen,
Heuer unfern Schauspieldarbietungen entgegenbringen, e
Stern der Verheißung aufgegangen. nnae».
Kurt Wildhag
 
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