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Heidelberger Zeitung — 1900 (Juli bis Dezember)

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Nr. 228-254 (01. Oktober 1900 - 31. Oktober 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37614#0388

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— Buchhalter Otto Rott beim Finanzamt Hornberg wurde
s einer Stelle enthoben.
Karlsruhe, 13. Octbr. Die Abreise des Groß-
herzogs und der Großherzogi u von Schloß Mainau
erfolgte heute Nachmittag 1 Uhr und von Konstanz 1 Uhr
44 Minuten. Am Bahnhof in Konstanz waren die
Spitzen der Staatsbehörden und der Oberbürgermeister zur
Verabschiedung anwesend-

Ausland.
Belgien. Brüssel, 12. Oct. Die Schalter Missions-
anstalt theilt auf Grund amtlicher Meldungen mit, daß
15 dem apostolischen Vicariate der Süd Westmongolei ange-
hörende Missionare, welche in Ningtiaokang belagert und
als ermordet gemeldet wurden, befreit sind und sich un.
ter Schutz befinden. Fünfzehn andere belgische und hollän-
dische Missionare desselben Vicariats, die infolge der chi-
nesischen Unruhen aus der Mongolei ausgewiesen sind, be-
finden sich gegenwärtig in Kiachta, von wo sie um Ueber-
weisung der zur Heimkehr ins Vaterland erforderlichen
Mittel gebeten haben. Das Haupt des Vicariats, Hamer
v. Bayern, ist ermordet worden. Dasselbe Schicksal erlitten
zahlreiche christliche Eingeborene, die nicht rechtzeitig ent-
fliehen konnten.
Frankreich. Paris, 13. Okt. Senator Cochory,
ehemaliger Minister der Post und Thclegraphie, ist heute
g e st o r b e n.
Afrika. Der Berichterstatter des Daily Telegraph in
Lorenzo-Marquez entnahm einer Unterredung mit
Krügers Enkel und Privatsekretär Eloff, Präsident
Krüger werde am Montag oder Dienstag abreisen, er
sei des langen Wartens müde, da sein Urlaub dadurch
verkürzt werde. Er sei nach wie vor überzeugt, daß seine
Anwesenheit in Europa den Dingen eine neue günstige
Wendung geben werde. — Von Lord Roberts ist in
London die Meldung eingegangen, die Buren machten
verschiedene mehr oder weniger erfolgreiche Versuche, die
Eisenbahn- und Telegrapbenverbindungen zu zerstören. Ihre
Hartnäckigkeit ist um so bemerkenswerthcr, als der Schaden
wieder hergestellt wurde und der That stets die Strafe
auf dem Fuße folgte. De Weis Leute befinden sich in
der Nähe des Vaal.

Zur bevorstehenden Eröffnung der landw.
Winterschule in Wiesloch.
o Wiesloch. 12. Oct.
.Wer die Theorie nicht kennt.
„Bleibt in der Praxis ein Stümper!"
Diese Thatsache dürfte wohl Jeder schon am eigenen Leibe
erfahren haben, der danach gestrebt hat, selbständig zu arbeiten.
Sie gilt unter allen Berufszweigen im besonderen Maße der
Landwirthschaft. Der Landwirth hat heute einen schweren Stand.
Mit der Erhöhung der Löhne, der schwierigem Beschaffung der
Arbeitskräfte, mit dem Sinken der Preise der landwirthschaft»
lichen Erzeugnisse ist der Landwirth immer mehr in eine Lage
gerathen. in der er alle Kräfte, die geistigen noch mehr wie die
körperlichen, anspannen muß, um sich auf der Höhe zn erhalten.
Wer es heutzutage nicht versteht, seine Landwirthschaft rationell
zu betreiben, der muß immer mehr zurückkommen. Der Land-
wirth muß Bescheid wissen in der Anwendung der Düngemittel
um höhere Erträgnisse zu erzielen, und in der richtigen Behand-
lung der so gewonnenen Felderlrägnisse; er muß es verstehen,
die Thiere richtig zu füttern und zu behandeln, um den größten
Nutzen aus ihnen zu ziehen; er muß die verschiedenen landw.
Maschinen kennen, da er mit ihrer Hilfe bessere Erträgnisse er-
zielen und Arbeitskräfte sparen kann; er muß sich darüber
Rechenschaft geben können, ob sein Betrieb im Einzelnen oder im
Ganzen ihm den höchstmöglichen Ertrag abwirfl, und er muß es
verstehen, diesen so einzurichten, daß dies der Fall ist. Diese
Punkte zeigen schon, was heutzutage von einem tüchtigen Land-
wirth in der Bewirthschaflung selbst verlangt wird. Aber auch
die Verwerthung und den Verkauf der gewonnenen Erträgnisse
muß er verstehen; deshalb braucht er ein gewisses Maß von
kaufmännischen Kenntnissen und eine größere Fertigkeit im
schriftlichen Verkehr, wie dies im öffentlichen Leben unentbehr-
lich ist.
Wie also Jeder leicht einsieht, werden von allen Seiten
größere Anforderungen an den Landwirth gestellt; darum sollte
es auch Jeder mit Freuden begrüßen, wenn ihm die Gelegen-
heit geboten wird, sich die nothwendigen Kenntnisse anzueignen,
und so kommt die Errichtung einer landwirthschaftlichen
Winterschule in Wiesloch, die am 5. November d. I. ihren
Unterricht beginnt, einem längst vorhandenen Bedürfnisse ent-
gegen und bietet jedem strebsamen jungen Landwirth die Gelegen-
heit, sich gründlich auszubilden. In den früheren Jahren, wo
noch keine landw. Winterschule hier war, konnten sich nur die
Wohlhabenderen die Ausgaben gestatten, weiter weg zu gehen,
um eine solche Schule zu besuchen. Jetzt aber, wo eine solche

als er in den Raum zurückirilt. Sie ist ikm schon einige
Schritte entgegengegangen; sie steht in der Mitte der kleinen
Küche, die eme Hand stützt sie schwer auf den roh gear-
beiteten Tisch. Ihr Antlitz ist bleich, sie schaut gewannt, lief
ergriffen zu ihm auf; doch liegt eine gewisse Zurückhaltung
iu ihrem Blick. Sie ist etwa zwanzig Jahre alt, oder
darüber: sehr schön, schlank und anmuthig, offenbar auS guter
Familie. Grävener naht sich ihr voll Interesse.
(Fortsetzung folgt.)

Stadt-Theater.
Heidelberg, 18. October.
„Der Compagnon", Volksstück in 4 Akten von Adolf
L'Arronge.
Der anhängliche Schwiegervater, Herr Voß, ist zuletzt vor
etwa anderthalb Jahren zum Benefiz des Herrn Curt Rudolph
an uns vorübergegangen und hat damals einem beliebten
Benefizianten lebhafte Auszeichnung eingetragen. Aber auch
gestern bei normaler Sonntagsstimmung des Publikums hat er
sehr belustigend gewirkt und so die ihm gestellte Aufgabe erfolg-
reich gelöst. Obgleich er vom Dichter eigentlich zu Tode gehetzt
wird, feiert er bei jeder Wiederholung doch eine fröhliche Auf-
erstehung. So recht sicher steht es um die Glaubwürdigkeit dieses
vergröberten Halbbruders von Papa Griesinger nicht, allein wir
wollen deswegen mit ihm nicht rechten; er gibt ichließlich, durch Frau
Lerche bekehrt, zu, daß die Frau Vater und Mutter verlassen muß,
um dem Mann ihrer Wahl zu folgen, und damit können wir uns
begnügen.
Die Aufführung ging flott von Statten- Nahm voriges Mal
der nervös-hypochondrische Bruder Kanzleirath fast den größeren
Theil des Interesses in Anspruch, so dominirte diesmal der
Fabrikant Voß, den Herr Meltzer-Burg mit reifer Künstler-
schaft verkörperte. Herr Birnbaum hatte den Kanzleirath
auch gut angelegt und führte ihn einheitlich, aber auch etwas
eintönig, durch.
! . Das beim Publikum beliebteste der vielen Paare, die uns die
Dichtung vorführt, sind der Hausdiener und das ostpreußische

Anstalt an einem von allen Seiten leicht erreichbaren Platze er-
richtet wird, sollte Niemand, der darnach strebt, ein tüchtiger
Landwirth zu weiden, die günstige Gelegenheit versäumen, sich
für ganz geringe Ausgaben gute Kenntnisse in allen zu seinem
Beruf nothwendigen Fächern anzneignen.
So richten wir nun an alle Väter, die ihre Söbne wieder
zu tüchtigen Landwirthen heranbilden wollen, die Aufforderung,
sie recht zahlreich in die landw. Winterschule zu Wiesloch zu
schicken, jetzt zu einer Zeit, wo die Feldgeschäfte zu Ende gehen
und der Winter herannaht, den der Landwirth so gut zur Er-
werbung der ihm fehlenden Kenntnisse verwerthen kann.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 15. October.
* Das Großherzogspaar in Heidelberg. Gestern Mittag
3 Uhr 15 Min. trafen Ihre Kgl. Hoheiten der Großherzog
und die Gr o ß he r z o g i n, von Karlsruhe kommend, hier
zum Besuch der bei der letzten Eisenbahnkatastrophe Verunglück,
ten ein. Trotzdem die Ankunft der hohen Herrschaften vorher
nicht bekannt gegeben worden war, drang die Kunde schnell in
die Bürgerschaft, und so wurden Ihre Kgl. Hoheiten am Bahnhof,
der durch Schutzmannschaft und Militär abgesperrt war, von
einer vielköpfigen Menge begrüßt. Geh. Reg.-Rath Pfister
war zum Empfang der hohen Herrschaften am Bahnhof an-
wesend, welche in Begleitung des Flügeladjutanten Freiberrn
v. Schönau Wehr, des Kammerherr» v. Berckheim, des Ober-
rechnungsraths Trunzer und einiger Hofdamen zuerst das akadem.
Krankenhaus besuchten. Am Portal der Augenklinik stiegen die
hohen Herrschaften ab, woselbst sie von Geh. Rath Prof. C z e r n y
und Oberbürgermeister Dr. Wilckens empfangen wurden. Geh.
Rath Prof. Czerny geleitete sodann Ihre Königl. Hoheiten durch
die Augenklinik nach den Baracken und medizinischen Pavillons,
wo die Verunglückten untergebracht sind. An den Betten eines
jeden der Unglücklichen verweilten der Großherzog und die Groß-
herzogin mit inniger und herzlicher Tbeilnahme und spendeten
einem Jeden mit liebevollen Worten Trost. Sichtlich gerührt
bewegten sich Ihre Königlichen Hoheiten durch die Reihen der
Opfer, welche trotz ihrer Schmerzen und bedauernswerthen Lage
dem hohen Besuch freundlich dankbar entgegenlächelten und herz-
lich dankbar waren für die so warme Thetlnahme an ihrem Un-
glück. Ueberaus bewegt waren Ihre Königlichen Hoheiten an
den Betten der Schwerverwundeten; besonders Ihre Königl. Hob.
die Großherzogtn fand Worte, die so Bedauernswerthen aufzu-
richten und ihnen Muth und Ergebung in ihr Schicksal zuzu-
sprechen. Sehr zufrieden waren die hohen Herrschaften mit der
so liebreichen sorgfältigen Behandlung der Verletzten, zumal es
doch für die Krankexhausverwaltung eine große Aufgabe war,
die an einem Tage in solcher Zahl zugeführten Verunglückten in
richtiger Weise zu versorgen. Die Äerzte hatten da einen schwe-
ren Stand. Innigen Dank zollten der Großherzog und die
Großherzogin den Herren Professoren und Aerzten und beson-
ders den Krankenschwestern wurde das Lob für ihre aufopfernde
Pflege von Seiten Ihrer Kgl. Hoheit der Großherzogin zu theil,
welche sich nachher dieselben vorstellen ließ. Vom Krankenhaus
begaben sich Ihre Kgl. Hoheiten zu den Verunglückten in den
Privatkliniken und Privathäusern, zunächst denen bei den Herren
Dr. Vulpius und Dr. G. B. Schmidt. Später statteten Ihre
Königlichen Hoheiten ohne Begleitung den Geheimen Räthen
Kußmaul und Kuno Fischer, Excc., einen Besuch ab und fuhren
von da wieder zum Bahnhof. Ihre Königl. Hoheiten waren sehr
befriedigt von der Unterbringung und Pflege der Verunglückten,
denen der so innig theilnehmende Besuch immer in Erinnerung
bleiben wird. Um 6 Uhr 44 Min. fuhren Ihre Kgl. Hoheiten
nach Karlsruhe, bezw. nach Baden-Baden. Sie wurden bei der
Abfahrt von der am Bahnhof eingetroffenen Menschenmenge mit
donnerndem Hurrah begrüßt
Der Dank der Eisenbahn Verwaltung. Herrn Ober-
bürgermeister Dr. Wilckens ist am 15. d. Seitens der General-
direktion der Gr. Staatseisenbahnen in Karlsruhe nachstehenoes
Schreiben vom 13. d. M. zugegangen: „Bei dem entsetzlichen Un-
glück, von dem unsere Verwaltung am vergangenen Sonntag be-
troffen worden, ist den zahlreichen, so schwer heimgesuchten Opfern
der Katastrophe die ersehnte Hilfe allerseits in so rascher und
hingebender Weise entgegengebracht worden, daß wir dies nicht
dankbar genug anerkennen können. Behörden, Korporationen und
Vereine, wie die weitesten Kreise der Bevölkerung waren in gleicher
Weise thätig. Auch die Gemeindebehörde hat sich uns durch ihr
thatkräftiges Eingreifen zu lebhaftem Dank verpflichtet. Wir fühlen
uns daher gedrungen, Euer Hochwohlgeboren, als dem Vertreter
der Stadt Heidelberg, unseren wärmsten Dank für die gebotene
Hilfe auszusprechen und bitten unseren Dank auch Namens aller
derer entgegennehmen zu wollen, denen einzeln zu danken uns nicht
möglich ist. gez. Eisenlohr."
Sanitäts-Kolonne. Die hiesige Sonitätskolonne hielt
gestern Nachmittag bei der Speyerer Landstraße eine Ucdung ab.
Leider wurde diese durch ungünstiges Wetter beeinträchtigt und
deshalb auch etwas abgekürzt. Anwesend waren von Karlsruhe
Oberst Stiefbold, der Vorsitzende der bad. Vereine vom
Rothen Kreuz, »nd Hofapotheker Ströbe, von hier Bürger-
meister Dr. Walz, Generatleutn. vonWinning, Oberstleutnant
Ost and er und mehrere Offiziere. Auch die benachbarten
Sanitätskolonven hatten Vertreter entsendet. Die Verwundeten
wurden von Soldaten markirt; es wurden ihnen Verbände an-
gelegt und dann wurden sie in einen im Sinne des Rothen
Kreuzes hergerichteten Wagen gebracht. Verbände und Transport
wurden dann durchgesprochen und beurtheilt. Nach Schluß der
Uebung begab man sich in die Brauerei Schenk, wo die Kolonne
auf Rechnung des Männerhilssvereins bewirthet wurde. Oberst

Dienstmädchen, beide gestern von Herrn Kallenberger und
Frl. Saldern trefflich dargestellt. Namentlich Frl. Saldecn
hatte einen sehr guten Abend. Auch der in Spiritus machende
junge Kaufmann Winkler des Herrn Weinmann gewann mit
Recht die Gunst des Publikums. Die übrigen Personen des
Stückes treten weniger hervor. Ihre Darsteller entsprachen den An-
^ forderungen der Rollen. Frl. Schönberg (Adele) besitzt eine an-
j genehme Sprechweise; Herr B e r n a u (Bräutigam) versteht lebhaft
! und verständig zu sprechen; die Ausfüllung der Pausen macht ihm
j noch einige Schwierigkeit. L. N.

Zum I. Abonnements-Concert des Bachvereins
am Sonntag den S8. October.
Der Bachverein wird seine Concerte mit einer Bachfeier,
I an welcher das verstärkte städt. Orchester, der Bachveretnschor und
vier Solisten sich betheiltgen. eröffnen. Johann Sebastian Bach,
^ der gewaltige Meister, der eigentlich erst in unserem Jahrhundert
^ „Epoche" machte, und der in dem verschiedenartigen Musikgetriebe
! unserer Zeit geradezu „gesetzt ist zu einem Fall und Auferstehen
Vieler", starb, wie bekannt, am 28. Juli 1750. Erst hundert
i Jahre später war die Zeit für die erste Gesammtausgabe seiner
! Werke gekommen und mit dem Beginn des Jahres 1900 ward
! sie vollendet. Diese Ereignisse zu feiern, ist wohl Pflicht eines
! jeden deutschen Concertinstttuts, namentlich aber eines Bach-
^ Vereins!
Für die Feier hat der Verein zwei Werke des Meisters ge-
wählt, die ebenso hoch bedeutsam, wie wenig bekannt sind. Das
erste, von tiefster Empfindung der Trauer und des Trostes er-
, füllte, „Trauerode" bezeichnte, ist auch dadurch besonders be-
merkenswerth, daß I. S. Bach in ihm 5 Nummern der bekannt-
lich verloren gegangenen Marcus-Passion zu einem anderen Texte
verwendete. Die tiefergreifende Tonsprache derselben, welcher
Lauten. Flöten, Gamben (sogar tmitirtes Glockengeläute) ein
höchst eigenartiges Colorit geben, lassen ahnen, welchen Verlust
! wir zu beklagen haben. Das Werk, edel-populär im besten
! deutschen Sinne, erhält durch die jüngste traurige Katastrophe, die
. über unsere Stadt heretnbrach und die auch am Bachverein nicht
I spurlos vorüberging» eine erhöhte Bedeutung für die Hörer.

Stiefbold sprach sich sehr anerkennend über das Gesehene au-
Generalleutn. von Winning dankte den Gästen für ihr ^ ,
scheinen und für die freundliche Beurtkeilung; er wies dar"
hin, daß die hiesige Sanitätskolonne bei dem schrecklichen ENst
baknunglück am 7. d. Gelegenheit hatte, die in ihrer Ausbrldu"»
erlangte Kenntniß zu bethätigen. Ohne allarmtrt zu sein, " "
trieben von dem Bewußtsein ihrer Pflicht, eilte eine große
zahl von Mitgliedern sofort an die Unglllcksstellc und entkaur
dort unter Leitung des II. Kolonnenführers, Herrn Ksich"-'
und des Kolonnenarztes Herrn Dr- Großmann eine Thätig'st '
über welche Herr Geheimrath Prof. Dr. Czerny sich in e>N
an Herrn Generalleutnant VonWinning gerichteten Briefe bau
äußert, daß er die Gelegenheit nicht vorübergehcn lassen w"" '
ohne seiner Ueberzeugung Ausdruck zu verleihen, daß dieSanua^
kolonne, soviel er beobachten konnte, bei dem Eisenbahnunglück I
ausgezeichnet gehalten und vorzüglich bewährt habe. Se. Excel"' -
der Staatsminister v. Brauer und der Staatsrath Eisenlohr "
ehrten Generalleutnant v. Winning persönlich mit ihrem Bech^
um ihn zu bitten, der Kolonne den Dank der genannten Sst'
auszulvrechen. Auch überwies die Generaldirektion der Gr"« '
Bad. Staatsbahnen unter Anerkennung des schnellen und
kräftigen opfcrinüthigen Eingreifens der Kolonne der Kasse v°.
selben einen Beitrag von 200 Letzterer Betrag wurde non
dankbarer entgegen genommen, als es der Kolonne leider
immer an Mitteln fehlt, um ihre Ausrüstung an Krankentrage
Verbandzeug u. s. w. in dem Maße zu ergänzen, wie dies dur«""
erforderlich erscheint. Es ist dringend nothwendig, Unfallstation
an mindestens zwei Punkten der Stadt zu errichten und '
mit dem nöthigen Material auszurllsten, um bei Unglücks!""^
— sei es an dem einen oder dem anderen Ende der «lad' .
schnell die nöthige Hilfe leisten zu können. Deßhalb durste „
dieser Gelegenheit die dringende Bitte an die Einwohner!« .
von Heidelberg gerechtfertigt erscheinen, recht zahlreich "
Männerhilfsverein beizutreten Der Jahresbe-lr^
beträgt nur 2 Mark. Anmeldungen nehmen GeneralleM""
von Winning und Kaufmann Julius Otto dankbarst eilige» .
Generalleutn. von Winning schloß seine Ansprache mit einem V
auf die beiden Karlsruher Vertreter des Rothen Kreuzes. ^
Lange-Hermstädt auS Meckesheim brachte ein Hoch auf Vf
vonWinning aus. Zum Schluß sprach Hofapocheker s-ro
von den Bestrebungen des Rothen Kreuzes, deren Unterstütz"'
er dringend empfahl. ^ , L-vlicd
; In den Lokalzüge« waren am gestrigen Sonntag erh-°' ^
mehr Schaffner eingestellt als sonst. Bei dem ungünstigen st" j
hatten sie nicht viel zu thun. Das ist eben das Schwierige „
der Bahn, daß sich die Frequenz nie auch nur einiger«"»
genau vorhersehen läßt, besonders bei dielen Lokalzugen
deren Besetzung ganz vom Wetter abhängig ist. Und doch
alle Fälle vorgeso-gt sein. Gar nicht so übel ist der rn ei"
Eingesandt unserer heutigen Nummer ausgesprochene Ge°°'^
die Bahnverwaltung möge sich zuverlässige Leute aus
Bürgerstande als AuShilssschaffner sicher», die man jederzeit ^
Sonntag einberufen kann, wenn man steht, daß Lusv
noth^thut.^- Ftchtklub. Das L Stiftungsfest des hi-stA
Turn- und Fechtklubs nahm am Samstag und «on»
einen sehr schönen Verlauf. Zu dem Festkommers am Saa"^.
mit Fahnenweihe waren außer den Turnern zahlreiche Gau ^
schienen, die von dem Vorsitzenden, Herrn Bundschuh, stg
wurden und dann nach deutscher Sitte mit kräftigem „Gut V ,
des Landesfürsten und des Kaisers Majestät gedachten,
Buchhändler Wolfs ergriff hierauf das Wort zur Festrede "z
führte uns sachgemäß zunächst ein Bild des Eutwicklungsga""^
des Turnwesens vor. Er schilderte sodann die Schwierig"" ^
welche dem Entstehen des Vereins sich in den Weg stellten,
derselbe aber kräftig wachsend jetzt die Kinderschuhe ausE»
habe und ein vollgültiges Glied der deutschen Turner,chatt ^
worden sei. Mit der Mahnung, stets dem Geiste des D" ^
Vaters Jahn getreu zu bleiben, überreichte er dann das
Banner dem Fahnenträger Herrn o. Carben, der bewegt
Damen des Vereins hatten ein kostbares Fahnenband geNst?
Die Vertreter der anderen hiesigen Turnvereine dankten
setts für die freundliche Einladung und überreichten unter
Versicherung guter Freund- und Kameradschaft einen
kranz (Turnverein) und einen silbernen Pokal (Turnerv".^
Auch an diesem Abend des Vergnügens wurde durch turne'
Vorführungen gezeigt, daß der Verein stets seinen
Auge behält; besonders Interesse erweckte eine schwierige M"'"
gruppe: Huldigung Jahns. Den weiteren Verlauf des A«
unterbrachen allgemeine Lieder, komische Vorträge und yjr
Solo-Lieder auf's angenehmste, so daß die Turner bis
frühen Morgenstunden beisammen saßen. Nachdem am 2""" »st
morgen die Theilnehmer auf der Platte des Herrn Photogr"' ^
Gottmann fixirt waren, besprach man beim Frühschoppen st
Rodensteiner den Verlauf des vorigen Abends und nah«
dort das Mittagsmahl ein. Abends zeigten die Turner "st-
Festball in der Harmonie, daß sie auch in der Kunst »'stjst
chorens bewandert sind. Der gelungene Verlauf des Festes.j.st !
die Erinnerung daran für jeden Theilnehmer zu einer sre""sti i
machen und dem Turn- und Fechtklud zu einer angest" -st
Stellung in den Reihen der deutschen Turnvereine verv
Darauf: Gut Heil!
— Polizeibericht. Verhaltet wurden ein Händler
groben Unsugs und ein junger Mann wegen Sachbeschciow
Drei Perionen kamen wegen Unsugs zur Anzeige
-mbr. Schönau A. H., 13. Oct. Heute verließ Herr
aufseher Treiber mit seiner Familie unser Städtchen, ^st
Heidelberg, wohin derselbe vor kurzem versetzt wurde, überzüst^
Am letzten Donnerstag Abend versammelte sich im Gasthaus^
Ist

Die tiefe tragische Empfindung soll wieder „ausgelöst
den durch eine den 2. Theil des Programms bildende -st
burlsaguo", die sogenannte „B auern can täte", die uwDst
Meister von einer gänzlich neuen Seite zeigt. Kurzges« "Ist
volksltedmäßige Gesangsstücke, Volkslieder, humorvolle "ist.°st>
liehe, direkt auf Dittersdorf, Haydn und Mozart hi"A,stst
„Liederchen" mit einfachen, aber die Situation klar zetch"K«"
Recitativeu der Mieke und des Bauernburschen, musikalische st"
löge, die von einem Orchester-Quodlibet („Potpourri" ,de"stst
Art!) und einem Lied der Bauern und Bäuerinnen e'Estst
und von einem Wirthshaus-Marschliedchen beschlossen "Astst
lassen uns erkennen, daß. wie die dem Textbuch beigest,st'
Erläuterungen treffend sagen, Bach in dieser Musik „ein 77 st',
gab, nach welchem ein echt deutsches Singspiel sich hiEjsck-
wickeln können". Bach steht hier auf dem Boden des hei"l.st(
Volksliedes, das er künstlerisch faßt (vergl. Nr. 15, das bst.st^ !
„Frisch auf zum fröhlichen Jagen"), das er sogar lettw",stk, !
verwerthet (vergl. Nr. 2: „Ich bin so lang net bei dir S st
ruck her, ruck her, ruck her!" oder in Nr. 16. wo st s
Phrase aus dem Liede des Bauernburschen aufnimmt ä
Worten „Das klingt zu liederlich.") .stK!
Ist nun zwar der Text manchmal recht volksthümliÄDst-st
so glaubte man doch Aenderungen für nicht angezeigt h"'
dürfen. Das volksthümliche deutsche Wesen jener h""^

.l«
liegenden Zeit, das aber in breiten Schichten unseres ^ st,
heute noch zu finden ist — zum Glück! kann man sagen ° Ist,
außerhalb jener Provinzen, die von Prüderie, oder von eii"^,«>
oder auch einem „Bund" regiert werden! Wenn unser tde"st> ,
sinnter deutscher Altmeister, der sich von den Schlüpfrigksst^elst
Nichtigkeiten der an allen Fürstenvöfen Demschlands gev"stast z
italienischen Oper und einem durch dieselbe ermöglichte" ^stst
Leben im Gegensätze zu seinem berühmten „College» stpst,
durchaus fecnhielt, von seiner einsamen Orgelbank a"»^ st'
den derben Späßen seiner sächsischen Bauern sich zuwe»"D§r>^
ihnen einmal seine Leier lieh, so haben wir heutigen st'
durchaus nicht Ursache, auch nur „ein prinkel stolz" ^
Im Uebrigen sa qen wir mit dem Dichter:
„Der Pfarr mag immer büse thun; v'
Ihr Speelleut, halt euch flink!"
 
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