v. Göler; Wirtschaftspolitik und Handelsverträge: Konsul
Menzer; die sittliche Grundlage konservativer Politik: Stadt-
Pfarrer Mühlhänsser. Vormittags findet eine Versammlung
der Vertrauensmänner der Partei statt.
* Der Beob. kann es noch immer nicht vergessen,
daß einst ein als Centrumsmann gewählter Abgeordneter
für Trtberg-Wolfach zu den Nattonalliberalen übergegangen
ist. In der neuesten Nummer des Beob. wird wieder
einmal bissig bemerkt, daß die Herren — womit die
Nationalliberalen gemeint sind — den Abgeordneten „ein-
gefangen" hätten, fast unmittelbar nachdem er den
Minister Turban aus dem Felde geschlagen hatte. Das
Wort einfungen ist sehr unpassend gewählt. Der be-
treffende Abgeordnete war zwar nur ein einfacher Bauer,
aber eine selbständige Natur. Als er sich beim Centrum
umgcsehen hatte, als er wahrnahm, wie man ihn dort
gängeln wollte, da hatte er sehr bald vom Centrum genug
und ging zu der Fraktion, die ihm gestattete, ohne Vor-
mund zu leben. Ueber die scharfe Controle, der er beim
Centrum unterworfen war, wurden allerhand erbauliche
oder vielmehr nicht erbauliche Sachen erzählt. Selbst in
seine Briefe hätten sich unbefugte Nasen gesteckt. Jeden-
falls sah der Mann ein, und hat es später immer be-
wiesen, daß er beim Centrum ganz und gar nicht an
seinem Platz war. Das sollte der Beobachter doch nicht
verschweigen. Geradezu eine Beleidigung für die Ab-
geordneten ist es, wenn der Beob. weiter sagt, den National-
liberalen sei Jeder gut genug. Wir meinen, ein Ab-
geordneter, der vom Volk in die Kammer entsandt wird,
ist für jede Partei gut genug, so lange nichts Unehren-
haftes von ihm bekannt ist.
Preußen. Kürzlich hatte ein Politiker eine Unterredung
mit Gras Bülow, in der das Po lizei Verb ot, am
Bußtag eine Händelarie und Theile aus Parsifal aufzu-
sühren, gestreift wuide. Graf Bülow sprach sein lebhaftes
Bedauern über den Vorgang aus. Aus der Art und
Weise, wie Bülow, der trotz vieler Arbeit offenbar allen
öffentlichen Vorgängen die regste Beachtung schenke, sich
über diesen polizeilichen Mißgriff und das durch
den Sternbergprozeß bekannt gewordene Verhalten einiger
Berliner Polizeiorgane äußerte, geht hervor, daß der neue
Kanzler ein Feind jeder büreaukratischen Engherzigkeit und
Chikanen ist! Mit einem vielversprechenden: „Das muß
anders werden!" verließ Graf Bülow das Thema.
Koburg-Gotha. Gotha, 30. Nov. Amtlich wird bc.
kannt gegeben, daß das Entlassungsgesuch des Staats-
ministers v. Strenge genehmigt ist. Der fürstlich Fürsten-
bergische Kammerpräsident a. D. Dr. Heutig wurde zum
Staatsminister ernannt. Staatsminister o. Strenge war
früher Rechtsanwalt in Gotha und Parteigänger der Frei-
sinnigen. Nach seiner Berufung in das Ministerium aber
waren seine früheren freisinnigen Parteigenossen nicht mehr
mit ihm zufrieden. In den parlamentarischen Körperschaften
trat er recht selbstherrlich auf und der radikale Ausfall der
letzten Landtagswahlen wird nicht am wenigsten auch dem
Strengeschen Regicrungssystem zugeschrieben. Strenges
Nachfolger, Dr. Otto Heutig, war früher Rechtsanwalt in
Berlin, wo er auch als Sachwalter des Fürsten Bismarck
thätig war. Nachdem er darauf längere Zeit Kammer-
präsident der fürstlich Fürstenbergischen Verwaltung in
Donaueschingen gewesen war, trat er vor einigen Jahren
von diesem Amt zurück und kehrte wieder nach Berlin zu-
rück. Seine Beziehungen zum Hofe rühren, dem Goth.
Tagebl. zufolge, daher, daß er Mitverwalter des Ver-
mögens der minderjährigen Prinzessin Beatrice, der jüngsten
Schwester der Gemahlin des Regierungsverwesers, ist.
Schriftstellerisch wurde sein Name in der letzten Zeit ge-
nannt als Herausgeber einer Gesammtausgabe der am
1. Januar 1900 in Kraft getretenen Gesetze, Verordnungen
u. s. w.
Aus der Karlsruher Zeitung.
Karlsruhe, 30. Novbr. Der Großherzog und
die Großherzogi u trafen heute Vormittag gegen 9 Uhr
von Schloß Baden hier ein. Bald nach erfolgter Ankunft
nahm der Großherzog Meldungen entgegen. Von 10 Uhr
an ertheilte Se. Königl. Hoheit Audienzen, darunter dem
Kammerherrn und Oberförster Freiherrn von Stetten-
Buchenbach in Eberbach. Nachmittags 3 Uhr unternahmen
die Höchsten Herrschaften eine Rundfahrt, um verschiedene
Geschäfte zum Zwecke des Ankaufs von Weihnachtsgaben
zu besuchen. Von halb 5 Uhr an nahm Seine Königliche
Hoheit der Großherzog die Vorträge des Generaladjutanten
Generalleutnants von Müller, des Ministers von Brauer,
des Ministers Dr. Buchenbergcr und des Geheimraths Dr.
Schenkel entgegen. Die Rückkehr der Großherzoglichen Herr-
schaften nach Baden erfolgt Abends 8 Uhr 40 Minuten.
Ausland.
Frankreich. Paris, 30. Nov. Krüger empfing
heute Mittag den Besuch des Senatspräsidenten Falliäres,
dem er um ein Uhr einen Erwiderungsbesuch abstattete.
Um vier Uhr besucht Krüger den Präsidenten Loubet im
Elysöe und um fünf Uhr den Kammerpräsidenten
Deschanel im Palais Bourbon. Die Abreise Krüger's
nach Köln ist endgültig auf morgen Nachmittag 1 Uhr
50 Minuten festgesetzt; Krüger fährt mit dem Nord-Expreß
vom Nordbahnhof ab.
Rußland. Livadia, 30. Nov., 11 Uhr Vormittags.
von der Frau Dr. Grube." — A.: »Abi Ich habe gar nicht
gewußt, daß die io reizende „Grübchen" Hai."
— Vorgegriffe». Baron: „Johann, Du kannst mein
Badewasfer noch nachher für Dich zum Fußbad benutzen." —
„Hab' ich schon, Herr Baron."
Mancher will lieber ein Laster haben,
Hätt' er nur and're glänzende Gaben;
Und Mancher lieber eine Sünd' gesteht,
Eh' er eine Lächerlichkeit verräth.
Der Zar verbrachte den gestrigen Tag und die vergangene
Nacht sehr gut. Das Befinden ist befriedigend. Abends
9 Uhr war die Körperwärme 36,4; der Puls 60. Heute
Morgen 7 Uhr Körperwärme 35,8 und Puls 62.
Spanien. Madrid, 30. Nov. In der Kammer be-
kämpfte Romero Robledo die beabsichtigte Heirath der
Prinzessin von Asturien mit dem Grafen Caserta,
weil sie die Beziehungen zwischen Italien und Spanien be-
einträchtigen könnte. Die Königin sei gegen das Projekt.
Er wies ferner darauf hin, daß der Graf Caserta keine
Nationalität habe und daß es gefährlich sei, einem Karlisten
die Thronerbin zu übergeben. Schließlich verlangte er, daß
die Hochzeit aufgeschoben werde, bis der König großjährig
ei. Seit Langem ist in den Cortes keine so kühne Sprache
geführt worden.
Asien. Eine Meldung der Times aus Peking be-
tätigt, daß der russische Gesandte, nachdem er der ge-
meinsamen Note einschließlich der Forderung der Hinrich-
tung der schuldigen Prinzen schon zugestimmt hatte, eine
Schwenkung gemacht und Abänderung der Note verlangt
habe. Rußland bestehe hauptsächlich darauf, daß die Be-
stimmungen bezüglich der Todesstrafe der schuldigen Prin-
zen und Beamten abgeändert und statt dessen festgesetzt
werde, daß die Schuldigen von den Chinesen in einer
den fremden Mächten annehmbaren Weise zu bestrafen
seien, und daß die einzelnen Punkte der Note nicht als
unwiderrufliche Beschlüsse der Gesandten angesehen werden,
mit anderen Worten, daß weitere Unterhandlungen mit den
chinesischen Bevollmächtigten gepflogen werden können. Un-
muthig fügt der Timesberichterstatter hierzu: Augenblicklich
werden die chinesischen Bevollmächtigten über die Verhand-
lungen der Gesandten so gut unterrichtet und sind die Be-
ziehungen zwischen Lt-Hung-Tschang und den
Russen so vertraulich, daß man nicht recht einsieht,
weshalb Li-Hung-Tschang nicht gleich aufgefordert wurde,
den Sitzungen der Gesandten beizuwohnen. — Bei P a o-
tingsu stehen im Winterquartier 3000 Deutsche
unter General Kelteler und 2000 Franzosen unter
General Bailloud. Die Franzosen unternehmen Expe-
ditionen nach dem Süden, die Deutschen gegen Norden,
um die Boxeidörfer zu bestrafen. Die Deutschen halten
den Westpuß nach Schaust besetzt, um sich gegen den an-
geblichen Anmarsch der chinesischen Truppen zu sichern.
Ferner liegen aus Paottngfu folgende Meldungen vor:
Die Eingeborenen wohnten der bereits gemeldeten Hin-
richtung der drei Mandarinen bei, ohne daß diese
besonderen Eindruck machte. Die Kriegskontribution von
100000 Taels ist noch uicht bezahlt, obwohl man sich
des Wittwenfonds bemächtigte.
Shanghai, 28. Nov. Neue Ruhestörungen unter
den Truppen der Garnison (es handelt sich beson-
ders um Differenzen zwischen englischen und französischen
Soldaten) verursachen großes Unbehagen unter den Euro-
päern. Konsuln, Presse und Ansiedler fordern einstimmig
strenge Maßregeln, um die Wiederholung solcher Unord--
nungen zu verhindern. Anderenfalls könnten Frauen und
Kinder bald nicht mehr sicher auf der Straße erscheinen.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 1. December.
* Ueber de» Werth einer Zeitung läßt sich das Publikum
nicht dauernd täuschen. Wohl gwt es Zeiten, wo es die Tages-
blätter nur nach dem Papieraufwand taxirt, den sie
machen, aber es kommen dann auch wieder solche, wo es die
schönsten Papierrechnungen der Verleger bei Seite schiebt und
sagt: Ich will ein offenes Wort hören, du aber gibst
mir statt Brod Papier. Wenn nicht olle Anzeichen trügen,
so hat das Publikum die L e i s e t r e ter ei, die in vielen
deutschen Geschäftszeitungen, auch in einigen badischen,
betrieben wird, nachgerade satt. Selbst die Stillen im Lande
beginnen sich zu regen und sagen: Wir wollen uns nach unserer
Einsicht im öffentlichen Leben bethätigen. Wenn sogar diese die
Scheuklappen oblegen und munter werden, dann werden die
anderen Bürger die Papierblenden nicht länger dulden wollen,
die ihnen von Geschäftszeitungen, deren einzige Tendenz ist, aus
allen Parteien Nutzen zu ziehen, um die Augen gelegt werden.
Wir leben in Baden in einer politisch so bedeutsamen
Zeit, daß es Pflicht der Zeitungen ist, ihre Meinung
offen und ehrlich zu sagen, und Pflicht der Leser, sich mit der
Meinung ihrer Zeitung auseinanderznsetzen- Mit Freude nehmen
wir wahr, daß die Haltung und das Auftreten der Heidelberger
Zeitung Beachtung und Anerkennung finden. Wir
bitten unsere Leser uns in dem Bestreben, die Heidelberger
Zeitung vorwärts zu bringen, zu unterstützen. Als erfreuliches
Zeichen der Werthschätzung, welche die Heidelberger Zeitung, die
hier am Ort in allen Kreisen der Gesellschaft verbreitet ist, ber
der hiesigen Geschäftswelt genießt, weisen wir auf
den Jnseratentheil der heutigen Nummer hin, der vorwiegend
a ctuel le G e sch ä ft si ns e rate aus der Stadt selbst, nicht
wett hergeholte Lückenbüßer, enthält. Unsere Leser ersuchen wir,
ihre Einkäufe möglichst bei solchen Firmen zu bewirken,
welche in der Heidelberger Zeitung tnserireu und sich
beim Einkauf auf die Heidelberger Zeitung zu beziehen. Sie
dürfen sicher sein, das bereitwilligste Entgegenkommen zu finden.
Für Solche, die sich auf die Heidelberger Zeitung abonnircn
wollen, bemerken wir, daß der Preis derselben hier am Ort durch
unser Trägerpersonal bezogen nur 50 Pfg. für den Monat be-
trägt. Dem hiesigen Tageblatt scheint es nicht angenehm zu
sein, daß die Heidelberger Zeitung bei dem alten Preis
geblieben ist. Im Zorn bringt es einen großen Theil der
Abonnenten der Heidelberger Zeitung um, indem es nur 1200 am
Leben läßt. Das sicht uns nicht an und unsere vom Tageblatt so
schnöde umgebrachten Abonnenten hoffentlich auch nicht. Wir
wünschen ihnen ein noch recht langes Leben als Abonnenten der
Hetdelb. Zeitung und hoffen, daß viele Andere, die es heute
noch nicht sind, zu ihnen hinzutreten werden.
Vom nächstjährige« Verbandsschießen in Heidelberg.
Am letzten Donnerstag traten im saalbau diejenigen Herren,
die für den Festausschuß zur Vorbereitung des LVIII. Ber-
bandsschießcns des bad. Landesschützen-Vereins sowie des Pfälzi-
schen und Mittelrheinischen Schützenbundes in Heidelberg im
Juli 1901 in Aussicht genommen waren, mit dem Gesammtvor-
stand des hiesigen Schützenvereins zu einer Sitzung zusammen.
Es handelte sich zunächst um die Konstituirung de« Festaus-
schusses. Die eigentliche Arbeit desselben wird erst beginnen,
wenn der geschäftsführende Ausschuß, in dem sich die vorbe-
reitende Arbeit konzentrirt, den allgemeinen Festplan, den Haus-
haltungsplan und was er sonst dem Festausschuß vorzulegen
hat, ausgearbeitet haben wird. Sämmtliche für den Festausschuß
in Aussicht genommenen Herren erklärten ihre Bereitwilligkeit,
in ihn einzutreten und das für Heidelberg bedeutsame Fest vor-
bereiten zu helfen. Die imponirende Liste des Festausschusses
weist demzufolge die nachstehenden hochangesehenen Namen auf t
Ehrenvorsitzender: Oberbürgermeister Dr. WilckenS; Mit-
glieder: Stadtrath Ammann, Privatmann Dr. Blum. Bau-
rath Behaghel, Privatmann Fuchs, Amtmann Guth-Ben-
der, Regierungsrakh Hartmann. Baurath Koch, Kom-
merzienrath Landfried, Rechtsanwalt Le o u h ard, Mediz-
Rath Dr. Mi tt er ma i e r , Oberstleutnant Osiander, Major
von Petersdorff, Geh. Regierungsrath Pfister, Fabri-
kant Ritz hau Pt, Professor Rohrhurst, Prorektor Geheimer
Bergrath Professor Dr. Rosenbusch, Landgerichtspräsident
Schember, Handelskammerpräsident Direktor Schott, Amts-
gerichtsdirektor Süpfle. Oberpostdirektor Strauß, Bürger-
meister Dr. Walz und Gcneralleutn. von Winning, Ext.
In lebhafter Besprechung, woran sich eine große Anzahl der
Anwesenden, insbesondere die Herren Obeibürgermeister Dr.
Wilckens, Overschützenmeister Roesler und Schützenmeister DilteneY
betheiligten, wurden mehrere auf das Fest sich beziehende Haupt-
fragen erörtert. Es wurde darauf hingewiesen, daß die
gleichen Feste in Landau, Mannheim und Gießen finanziell
günstig abgeschlossen haben, obgleich das Gießener durch einen
Dauerregen schwer beeinträchtigt wurde. Da dürfe man in
Heidelberg jedenfalls auch auf ein günstiges rechnerisches Er«
gebniß hoffen. Als Heidelberg sich zur Uebernahme des Festes
erbot, sei ein Jubel durch die Reihen der flldwestdeutscheN
schützen gegangen. Bekanntlich stand lange Jahre hindurch der
Abhaltung des Festes hierselbst der Platzmangel entgegen. Jetzt
hat man den Platz des ehemaligen CementwerkeS nebst der dazu
gehörigen Insel. Es ist nur dieser eine Platz hier vorhanden,
aber dafür ist er, wie in der Versammlung nicht nur, sondern
schon vorher von Schießkommissionen ans verschiedenen deutschen
Bundesstaaten anerkannt wurde, ein ideal schöner Platz-
Als eigentlicher Schießplatz ist die Insel bestimmt, während der
sogen. Juxplatz oben eingerichtet wird. Hinsichtlich der Sicherheit
des Platzes wurde u. A. auch von den anwesenden Offizieren
konstatirt, daß eine völlige Sicherung durch Blenden durchgeführt
werden kann und natürlich auch durchgesührt werden muß-
Gegenüber der Frage, ob vielleicht die Möglichkeit bestehe, daß
das Fest durch Hochwasser gestört weroen könnte, wurde unter
allseitiger Zustimmung hervorgehoben, daß im Juli Hochwasser
nicht Vorkommen und daß ein gewöhnliches Hoch wasfer den Platz
nicht beeinträchtigen würde. Es müßt- schon ein Hochwasserstand
wie im Winter 18«2 einlreten und an einen solchen sei doch mitten
im Sommer nicht zu denken. Die Hauptaufgabe bei dem Fell
wird die Erstellung einer Halle für ca. 2ö00 Personen bilden-
Die Pläne dazu sind nahezu fertig. Es soll ein solides und
hübsches, des Ortes und des Festes würdiges Bauwerk
werden, aber alle unnöthigen Ausgaben bleiben vermieden-
Der Beginn des Festes ist auf den 14. Juli in Aussicht g-'
nommen. Die Stadtverwaltung widmet dem Feste, dessen Be'
deutung für Heidelberg ihr voll bewußt ist. lebhaftes Interesse
und wird es ihrerseits u. A. mit einer Schloßbeleuchtung unter-
stützen. Die Stimmung in der Versammlung in Bezug auf das
Gelingen des Festes war eine sehr zuversichtliche-
Man sagte sich, daß in Heidelberg die persönlichen und
sachlichen Vorbedingungen zur schönen Durchführung eines solchen
Festes vorhanden sind. Wenn das Wetter günstig ist, dann wird
dieses Schützenfest den Ruhm Heidelbergs als Feststadt ver-
mehren.
O DaS Protektorat über die nächstjährige internationale
Hundeausstellung, verbunden mit Sportaus st ellunS
hat Se-Großh. Hoheit Prinz Max von Baden übernommen.
si Todesfall. In vergangener Nacht starb nach längeres
schweren Leiden im^kaum begonnenen SO. Lebensjahre Dr. Theo-
dor Sachs, ein Sohn des allen Heidelbergern älterer Iahe'
gänge noch wohlbekannten Notars Sachs. Der nunmehr Ver-
storbene war ein warmer Förderer der Thierschutzsache und al»
solcher sowohl als Schriftführer des hiesigen Thterschutzvereins wie
literarisch thätig. Die von ihm herausgegebenen Bücher fände»
vielen Beifall.
** Die Bergbahn stellt laut Anzeige in vorliegender Nummer
d. Blattes vom kommenden Montag an bis aus Weiteres de»
Betrieb ein.
* Unrichtige Annahme. Von verschiedenen Seiten ist der»
verantwortlichen Redakteur das Bedauern ausgedrückt worden-
daß er anläßlich des bei der Heidelb. Ztg. am I. Januar ei»'
tretenden Besitzwechsels aus seiner Stellung scheide. Demgege»'
über stellt derselbe mit bestem Dank für jede wohlwollende Ee'
sinnung fest, daß die neuen Besitzer sein Engagement bei »»
Heidelv. Ztg. gerne bestätigt haben und daß er selbst ebensoger»
seine Arbeitskraft und seine Erfahrung in politischen und lokale»
Angelegenheiten auch weiterhin in den Dienst der Heidelbergs
Zeitung stellt.
D. Strafkammersttznng vom 30. November. Vorsitzender: La»"'
gerichtsdirektor Dr. West. Vertreter der Großh. Staatsanwa"
schaft: Staatsanwalt Dr. Sc bald und Referendar Jung-
1. Johann Jakob Göhrig, 39 Jahre alter verheiratvest>
Schlosser von Düren, wohnhaft in Schlierbach, wird wegen Ve*.
brechens gegen § 176 Ziff. 3 R.-St.-G.-B. zu 7 Monaten Ot
fängniß abzüglich 4 Wochen Untersuchungshaft vcrurtheilt.
2. Der 51 Jahre alte Kutscher Karl Trtnkle von hier fv»,
am 31. Oktober nach Eintritt der Dunkelheit mit unbeleuchtet
Droschke und in betrunkenem Zustande so unvorsichtig durch
OrtSstcaße in Kirchheim, daß er mit einem Vorderrade e>»
kleines an der Seite der Straße stehendes Kinderwägelchen »»'
warf, wobei das aus demselben herausfallende Kind von »ew
Hinterrad überfahren und sofort getödtet wurde. Das Außer
achtlassen der Aufmerksamkeit, zu der der Angeklagte als Kuff^
verpflichtet war, hat er mit 5 Monaten Gefängniß zu büße».
3. Am 14. September verurtheilte die Strafkammer als Be
rufungsinstanz den Taglöhner Adam Gutfleisch von Eiters
wegen Körperverletzung zu 2 Monaten Gefängniß. Da inzw>E
der Bruder des Angeklagten sich als Thät-r bekannte, wird '»j
Wiederaufnahmeverfahren heute nochmals verhandelt. Das Esi
richt betrachtete jedoch die Angaben des Bruders als Erfind»»"
und erhält das Urtheil der Strafkammer aufrecht.
4. An einer allgemeinen Rauferei im „Hirschen" in Kirchbe'»
bethetligten sich außer anderen Ktrchheimer Burfchen auch der T»»
löhner Philipp Jäger und der Tüncher Joh Kippenhan»»,
dort. Jäger warf dem Kippenhan ein Bierglas an den K»» j
wurde dann aber von diesem zu Boden geworfen und mit .»,,
Fäusten bearbeitet. DaS Schöffengericht erkannte gegen 3^
auf 2 Wochen und gegen Kippenhan auf eine Woche Gefäog»'"'
Ihre Berufung wird als unbegründet zurückgewiesen.
5. Schlosser Clemens Fleckenstein von Aschaffenburg "»»
in einem Wirthshause in Kirchardt einem andern Handwert,
burschen das Reisegeld und wurde deshalb vom Schöffenge»'^
Sinsheim mit 3 Monaten Gefängniß bestraft. Seine Berus»»
gegen dies Urtheil bleibt erfolglos.
6. Auch das auf 6 Wochen Gefängniß wegen Körperverletz»»„
erkennende schöffengertchtliche Urtheil gegen den Taglöhner 2°"
Adam Windisch von Kirchheim, einen oft vorbestraften "»»
bold, wird bestätigt. „
7. Wilhelm Heckmann III., ein 76jähriger Fuhrmann »»
Rothenberg, wurde polizeilich angezeigt, weil er seinen mit
feuerholz mäßig beladenen Wagen durch zwei alte abgemagfr
angeblich arbeitsunfähige Pferde habe ziehen lassen, die auv
dem noch mit Druckwunden an der Brust behaftet gewesen
Vom Bezirksamt erhielt er wegen Thierquälcret 10 Tage
strafe, welche jedoch auf seine Berufung hin vom Schöffeng"'
in eine Geldstrafe von 10 Mk. umgewandelt wurde. He»^„gg
folgt seine Freisprechung, da die Strafkammer in der Benutz"-
der Pferde eine Thicrquäleret im Sinne des Strafgesetz»"
nicht erkennen kann.
* Gottesdienstordnung siehe drittes Blatt. .
— Polizeibertcht. Verhaftet wurden ein Kellner und - .
Ladnerin wegen Umherziehens, ein Arbeiter wegen BettelnS
ein Sänger wegen groben LnfugS. Wegen Unfug kamen
Personen zur Anzeige.
Menzer; die sittliche Grundlage konservativer Politik: Stadt-
Pfarrer Mühlhänsser. Vormittags findet eine Versammlung
der Vertrauensmänner der Partei statt.
* Der Beob. kann es noch immer nicht vergessen,
daß einst ein als Centrumsmann gewählter Abgeordneter
für Trtberg-Wolfach zu den Nattonalliberalen übergegangen
ist. In der neuesten Nummer des Beob. wird wieder
einmal bissig bemerkt, daß die Herren — womit die
Nationalliberalen gemeint sind — den Abgeordneten „ein-
gefangen" hätten, fast unmittelbar nachdem er den
Minister Turban aus dem Felde geschlagen hatte. Das
Wort einfungen ist sehr unpassend gewählt. Der be-
treffende Abgeordnete war zwar nur ein einfacher Bauer,
aber eine selbständige Natur. Als er sich beim Centrum
umgcsehen hatte, als er wahrnahm, wie man ihn dort
gängeln wollte, da hatte er sehr bald vom Centrum genug
und ging zu der Fraktion, die ihm gestattete, ohne Vor-
mund zu leben. Ueber die scharfe Controle, der er beim
Centrum unterworfen war, wurden allerhand erbauliche
oder vielmehr nicht erbauliche Sachen erzählt. Selbst in
seine Briefe hätten sich unbefugte Nasen gesteckt. Jeden-
falls sah der Mann ein, und hat es später immer be-
wiesen, daß er beim Centrum ganz und gar nicht an
seinem Platz war. Das sollte der Beobachter doch nicht
verschweigen. Geradezu eine Beleidigung für die Ab-
geordneten ist es, wenn der Beob. weiter sagt, den National-
liberalen sei Jeder gut genug. Wir meinen, ein Ab-
geordneter, der vom Volk in die Kammer entsandt wird,
ist für jede Partei gut genug, so lange nichts Unehren-
haftes von ihm bekannt ist.
Preußen. Kürzlich hatte ein Politiker eine Unterredung
mit Gras Bülow, in der das Po lizei Verb ot, am
Bußtag eine Händelarie und Theile aus Parsifal aufzu-
sühren, gestreift wuide. Graf Bülow sprach sein lebhaftes
Bedauern über den Vorgang aus. Aus der Art und
Weise, wie Bülow, der trotz vieler Arbeit offenbar allen
öffentlichen Vorgängen die regste Beachtung schenke, sich
über diesen polizeilichen Mißgriff und das durch
den Sternbergprozeß bekannt gewordene Verhalten einiger
Berliner Polizeiorgane äußerte, geht hervor, daß der neue
Kanzler ein Feind jeder büreaukratischen Engherzigkeit und
Chikanen ist! Mit einem vielversprechenden: „Das muß
anders werden!" verließ Graf Bülow das Thema.
Koburg-Gotha. Gotha, 30. Nov. Amtlich wird bc.
kannt gegeben, daß das Entlassungsgesuch des Staats-
ministers v. Strenge genehmigt ist. Der fürstlich Fürsten-
bergische Kammerpräsident a. D. Dr. Heutig wurde zum
Staatsminister ernannt. Staatsminister o. Strenge war
früher Rechtsanwalt in Gotha und Parteigänger der Frei-
sinnigen. Nach seiner Berufung in das Ministerium aber
waren seine früheren freisinnigen Parteigenossen nicht mehr
mit ihm zufrieden. In den parlamentarischen Körperschaften
trat er recht selbstherrlich auf und der radikale Ausfall der
letzten Landtagswahlen wird nicht am wenigsten auch dem
Strengeschen Regicrungssystem zugeschrieben. Strenges
Nachfolger, Dr. Otto Heutig, war früher Rechtsanwalt in
Berlin, wo er auch als Sachwalter des Fürsten Bismarck
thätig war. Nachdem er darauf längere Zeit Kammer-
präsident der fürstlich Fürstenbergischen Verwaltung in
Donaueschingen gewesen war, trat er vor einigen Jahren
von diesem Amt zurück und kehrte wieder nach Berlin zu-
rück. Seine Beziehungen zum Hofe rühren, dem Goth.
Tagebl. zufolge, daher, daß er Mitverwalter des Ver-
mögens der minderjährigen Prinzessin Beatrice, der jüngsten
Schwester der Gemahlin des Regierungsverwesers, ist.
Schriftstellerisch wurde sein Name in der letzten Zeit ge-
nannt als Herausgeber einer Gesammtausgabe der am
1. Januar 1900 in Kraft getretenen Gesetze, Verordnungen
u. s. w.
Aus der Karlsruher Zeitung.
Karlsruhe, 30. Novbr. Der Großherzog und
die Großherzogi u trafen heute Vormittag gegen 9 Uhr
von Schloß Baden hier ein. Bald nach erfolgter Ankunft
nahm der Großherzog Meldungen entgegen. Von 10 Uhr
an ertheilte Se. Königl. Hoheit Audienzen, darunter dem
Kammerherrn und Oberförster Freiherrn von Stetten-
Buchenbach in Eberbach. Nachmittags 3 Uhr unternahmen
die Höchsten Herrschaften eine Rundfahrt, um verschiedene
Geschäfte zum Zwecke des Ankaufs von Weihnachtsgaben
zu besuchen. Von halb 5 Uhr an nahm Seine Königliche
Hoheit der Großherzog die Vorträge des Generaladjutanten
Generalleutnants von Müller, des Ministers von Brauer,
des Ministers Dr. Buchenbergcr und des Geheimraths Dr.
Schenkel entgegen. Die Rückkehr der Großherzoglichen Herr-
schaften nach Baden erfolgt Abends 8 Uhr 40 Minuten.
Ausland.
Frankreich. Paris, 30. Nov. Krüger empfing
heute Mittag den Besuch des Senatspräsidenten Falliäres,
dem er um ein Uhr einen Erwiderungsbesuch abstattete.
Um vier Uhr besucht Krüger den Präsidenten Loubet im
Elysöe und um fünf Uhr den Kammerpräsidenten
Deschanel im Palais Bourbon. Die Abreise Krüger's
nach Köln ist endgültig auf morgen Nachmittag 1 Uhr
50 Minuten festgesetzt; Krüger fährt mit dem Nord-Expreß
vom Nordbahnhof ab.
Rußland. Livadia, 30. Nov., 11 Uhr Vormittags.
von der Frau Dr. Grube." — A.: »Abi Ich habe gar nicht
gewußt, daß die io reizende „Grübchen" Hai."
— Vorgegriffe». Baron: „Johann, Du kannst mein
Badewasfer noch nachher für Dich zum Fußbad benutzen." —
„Hab' ich schon, Herr Baron."
Mancher will lieber ein Laster haben,
Hätt' er nur and're glänzende Gaben;
Und Mancher lieber eine Sünd' gesteht,
Eh' er eine Lächerlichkeit verräth.
Der Zar verbrachte den gestrigen Tag und die vergangene
Nacht sehr gut. Das Befinden ist befriedigend. Abends
9 Uhr war die Körperwärme 36,4; der Puls 60. Heute
Morgen 7 Uhr Körperwärme 35,8 und Puls 62.
Spanien. Madrid, 30. Nov. In der Kammer be-
kämpfte Romero Robledo die beabsichtigte Heirath der
Prinzessin von Asturien mit dem Grafen Caserta,
weil sie die Beziehungen zwischen Italien und Spanien be-
einträchtigen könnte. Die Königin sei gegen das Projekt.
Er wies ferner darauf hin, daß der Graf Caserta keine
Nationalität habe und daß es gefährlich sei, einem Karlisten
die Thronerbin zu übergeben. Schließlich verlangte er, daß
die Hochzeit aufgeschoben werde, bis der König großjährig
ei. Seit Langem ist in den Cortes keine so kühne Sprache
geführt worden.
Asien. Eine Meldung der Times aus Peking be-
tätigt, daß der russische Gesandte, nachdem er der ge-
meinsamen Note einschließlich der Forderung der Hinrich-
tung der schuldigen Prinzen schon zugestimmt hatte, eine
Schwenkung gemacht und Abänderung der Note verlangt
habe. Rußland bestehe hauptsächlich darauf, daß die Be-
stimmungen bezüglich der Todesstrafe der schuldigen Prin-
zen und Beamten abgeändert und statt dessen festgesetzt
werde, daß die Schuldigen von den Chinesen in einer
den fremden Mächten annehmbaren Weise zu bestrafen
seien, und daß die einzelnen Punkte der Note nicht als
unwiderrufliche Beschlüsse der Gesandten angesehen werden,
mit anderen Worten, daß weitere Unterhandlungen mit den
chinesischen Bevollmächtigten gepflogen werden können. Un-
muthig fügt der Timesberichterstatter hierzu: Augenblicklich
werden die chinesischen Bevollmächtigten über die Verhand-
lungen der Gesandten so gut unterrichtet und sind die Be-
ziehungen zwischen Lt-Hung-Tschang und den
Russen so vertraulich, daß man nicht recht einsieht,
weshalb Li-Hung-Tschang nicht gleich aufgefordert wurde,
den Sitzungen der Gesandten beizuwohnen. — Bei P a o-
tingsu stehen im Winterquartier 3000 Deutsche
unter General Kelteler und 2000 Franzosen unter
General Bailloud. Die Franzosen unternehmen Expe-
ditionen nach dem Süden, die Deutschen gegen Norden,
um die Boxeidörfer zu bestrafen. Die Deutschen halten
den Westpuß nach Schaust besetzt, um sich gegen den an-
geblichen Anmarsch der chinesischen Truppen zu sichern.
Ferner liegen aus Paottngfu folgende Meldungen vor:
Die Eingeborenen wohnten der bereits gemeldeten Hin-
richtung der drei Mandarinen bei, ohne daß diese
besonderen Eindruck machte. Die Kriegskontribution von
100000 Taels ist noch uicht bezahlt, obwohl man sich
des Wittwenfonds bemächtigte.
Shanghai, 28. Nov. Neue Ruhestörungen unter
den Truppen der Garnison (es handelt sich beson-
ders um Differenzen zwischen englischen und französischen
Soldaten) verursachen großes Unbehagen unter den Euro-
päern. Konsuln, Presse und Ansiedler fordern einstimmig
strenge Maßregeln, um die Wiederholung solcher Unord--
nungen zu verhindern. Anderenfalls könnten Frauen und
Kinder bald nicht mehr sicher auf der Straße erscheinen.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 1. December.
* Ueber de» Werth einer Zeitung läßt sich das Publikum
nicht dauernd täuschen. Wohl gwt es Zeiten, wo es die Tages-
blätter nur nach dem Papieraufwand taxirt, den sie
machen, aber es kommen dann auch wieder solche, wo es die
schönsten Papierrechnungen der Verleger bei Seite schiebt und
sagt: Ich will ein offenes Wort hören, du aber gibst
mir statt Brod Papier. Wenn nicht olle Anzeichen trügen,
so hat das Publikum die L e i s e t r e ter ei, die in vielen
deutschen Geschäftszeitungen, auch in einigen badischen,
betrieben wird, nachgerade satt. Selbst die Stillen im Lande
beginnen sich zu regen und sagen: Wir wollen uns nach unserer
Einsicht im öffentlichen Leben bethätigen. Wenn sogar diese die
Scheuklappen oblegen und munter werden, dann werden die
anderen Bürger die Papierblenden nicht länger dulden wollen,
die ihnen von Geschäftszeitungen, deren einzige Tendenz ist, aus
allen Parteien Nutzen zu ziehen, um die Augen gelegt werden.
Wir leben in Baden in einer politisch so bedeutsamen
Zeit, daß es Pflicht der Zeitungen ist, ihre Meinung
offen und ehrlich zu sagen, und Pflicht der Leser, sich mit der
Meinung ihrer Zeitung auseinanderznsetzen- Mit Freude nehmen
wir wahr, daß die Haltung und das Auftreten der Heidelberger
Zeitung Beachtung und Anerkennung finden. Wir
bitten unsere Leser uns in dem Bestreben, die Heidelberger
Zeitung vorwärts zu bringen, zu unterstützen. Als erfreuliches
Zeichen der Werthschätzung, welche die Heidelberger Zeitung, die
hier am Ort in allen Kreisen der Gesellschaft verbreitet ist, ber
der hiesigen Geschäftswelt genießt, weisen wir auf
den Jnseratentheil der heutigen Nummer hin, der vorwiegend
a ctuel le G e sch ä ft si ns e rate aus der Stadt selbst, nicht
wett hergeholte Lückenbüßer, enthält. Unsere Leser ersuchen wir,
ihre Einkäufe möglichst bei solchen Firmen zu bewirken,
welche in der Heidelberger Zeitung tnserireu und sich
beim Einkauf auf die Heidelberger Zeitung zu beziehen. Sie
dürfen sicher sein, das bereitwilligste Entgegenkommen zu finden.
Für Solche, die sich auf die Heidelberger Zeitung abonnircn
wollen, bemerken wir, daß der Preis derselben hier am Ort durch
unser Trägerpersonal bezogen nur 50 Pfg. für den Monat be-
trägt. Dem hiesigen Tageblatt scheint es nicht angenehm zu
sein, daß die Heidelberger Zeitung bei dem alten Preis
geblieben ist. Im Zorn bringt es einen großen Theil der
Abonnenten der Heidelberger Zeitung um, indem es nur 1200 am
Leben läßt. Das sicht uns nicht an und unsere vom Tageblatt so
schnöde umgebrachten Abonnenten hoffentlich auch nicht. Wir
wünschen ihnen ein noch recht langes Leben als Abonnenten der
Hetdelb. Zeitung und hoffen, daß viele Andere, die es heute
noch nicht sind, zu ihnen hinzutreten werden.
Vom nächstjährige« Verbandsschießen in Heidelberg.
Am letzten Donnerstag traten im saalbau diejenigen Herren,
die für den Festausschuß zur Vorbereitung des LVIII. Ber-
bandsschießcns des bad. Landesschützen-Vereins sowie des Pfälzi-
schen und Mittelrheinischen Schützenbundes in Heidelberg im
Juli 1901 in Aussicht genommen waren, mit dem Gesammtvor-
stand des hiesigen Schützenvereins zu einer Sitzung zusammen.
Es handelte sich zunächst um die Konstituirung de« Festaus-
schusses. Die eigentliche Arbeit desselben wird erst beginnen,
wenn der geschäftsführende Ausschuß, in dem sich die vorbe-
reitende Arbeit konzentrirt, den allgemeinen Festplan, den Haus-
haltungsplan und was er sonst dem Festausschuß vorzulegen
hat, ausgearbeitet haben wird. Sämmtliche für den Festausschuß
in Aussicht genommenen Herren erklärten ihre Bereitwilligkeit,
in ihn einzutreten und das für Heidelberg bedeutsame Fest vor-
bereiten zu helfen. Die imponirende Liste des Festausschusses
weist demzufolge die nachstehenden hochangesehenen Namen auf t
Ehrenvorsitzender: Oberbürgermeister Dr. WilckenS; Mit-
glieder: Stadtrath Ammann, Privatmann Dr. Blum. Bau-
rath Behaghel, Privatmann Fuchs, Amtmann Guth-Ben-
der, Regierungsrakh Hartmann. Baurath Koch, Kom-
merzienrath Landfried, Rechtsanwalt Le o u h ard, Mediz-
Rath Dr. Mi tt er ma i e r , Oberstleutnant Osiander, Major
von Petersdorff, Geh. Regierungsrath Pfister, Fabri-
kant Ritz hau Pt, Professor Rohrhurst, Prorektor Geheimer
Bergrath Professor Dr. Rosenbusch, Landgerichtspräsident
Schember, Handelskammerpräsident Direktor Schott, Amts-
gerichtsdirektor Süpfle. Oberpostdirektor Strauß, Bürger-
meister Dr. Walz und Gcneralleutn. von Winning, Ext.
In lebhafter Besprechung, woran sich eine große Anzahl der
Anwesenden, insbesondere die Herren Obeibürgermeister Dr.
Wilckens, Overschützenmeister Roesler und Schützenmeister DilteneY
betheiligten, wurden mehrere auf das Fest sich beziehende Haupt-
fragen erörtert. Es wurde darauf hingewiesen, daß die
gleichen Feste in Landau, Mannheim und Gießen finanziell
günstig abgeschlossen haben, obgleich das Gießener durch einen
Dauerregen schwer beeinträchtigt wurde. Da dürfe man in
Heidelberg jedenfalls auch auf ein günstiges rechnerisches Er«
gebniß hoffen. Als Heidelberg sich zur Uebernahme des Festes
erbot, sei ein Jubel durch die Reihen der flldwestdeutscheN
schützen gegangen. Bekanntlich stand lange Jahre hindurch der
Abhaltung des Festes hierselbst der Platzmangel entgegen. Jetzt
hat man den Platz des ehemaligen CementwerkeS nebst der dazu
gehörigen Insel. Es ist nur dieser eine Platz hier vorhanden,
aber dafür ist er, wie in der Versammlung nicht nur, sondern
schon vorher von Schießkommissionen ans verschiedenen deutschen
Bundesstaaten anerkannt wurde, ein ideal schöner Platz-
Als eigentlicher Schießplatz ist die Insel bestimmt, während der
sogen. Juxplatz oben eingerichtet wird. Hinsichtlich der Sicherheit
des Platzes wurde u. A. auch von den anwesenden Offizieren
konstatirt, daß eine völlige Sicherung durch Blenden durchgeführt
werden kann und natürlich auch durchgesührt werden muß-
Gegenüber der Frage, ob vielleicht die Möglichkeit bestehe, daß
das Fest durch Hochwasser gestört weroen könnte, wurde unter
allseitiger Zustimmung hervorgehoben, daß im Juli Hochwasser
nicht Vorkommen und daß ein gewöhnliches Hoch wasfer den Platz
nicht beeinträchtigen würde. Es müßt- schon ein Hochwasserstand
wie im Winter 18«2 einlreten und an einen solchen sei doch mitten
im Sommer nicht zu denken. Die Hauptaufgabe bei dem Fell
wird die Erstellung einer Halle für ca. 2ö00 Personen bilden-
Die Pläne dazu sind nahezu fertig. Es soll ein solides und
hübsches, des Ortes und des Festes würdiges Bauwerk
werden, aber alle unnöthigen Ausgaben bleiben vermieden-
Der Beginn des Festes ist auf den 14. Juli in Aussicht g-'
nommen. Die Stadtverwaltung widmet dem Feste, dessen Be'
deutung für Heidelberg ihr voll bewußt ist. lebhaftes Interesse
und wird es ihrerseits u. A. mit einer Schloßbeleuchtung unter-
stützen. Die Stimmung in der Versammlung in Bezug auf das
Gelingen des Festes war eine sehr zuversichtliche-
Man sagte sich, daß in Heidelberg die persönlichen und
sachlichen Vorbedingungen zur schönen Durchführung eines solchen
Festes vorhanden sind. Wenn das Wetter günstig ist, dann wird
dieses Schützenfest den Ruhm Heidelbergs als Feststadt ver-
mehren.
O DaS Protektorat über die nächstjährige internationale
Hundeausstellung, verbunden mit Sportaus st ellunS
hat Se-Großh. Hoheit Prinz Max von Baden übernommen.
si Todesfall. In vergangener Nacht starb nach längeres
schweren Leiden im^kaum begonnenen SO. Lebensjahre Dr. Theo-
dor Sachs, ein Sohn des allen Heidelbergern älterer Iahe'
gänge noch wohlbekannten Notars Sachs. Der nunmehr Ver-
storbene war ein warmer Förderer der Thierschutzsache und al»
solcher sowohl als Schriftführer des hiesigen Thterschutzvereins wie
literarisch thätig. Die von ihm herausgegebenen Bücher fände»
vielen Beifall.
** Die Bergbahn stellt laut Anzeige in vorliegender Nummer
d. Blattes vom kommenden Montag an bis aus Weiteres de»
Betrieb ein.
* Unrichtige Annahme. Von verschiedenen Seiten ist der»
verantwortlichen Redakteur das Bedauern ausgedrückt worden-
daß er anläßlich des bei der Heidelb. Ztg. am I. Januar ei»'
tretenden Besitzwechsels aus seiner Stellung scheide. Demgege»'
über stellt derselbe mit bestem Dank für jede wohlwollende Ee'
sinnung fest, daß die neuen Besitzer sein Engagement bei »»
Heidelv. Ztg. gerne bestätigt haben und daß er selbst ebensoger»
seine Arbeitskraft und seine Erfahrung in politischen und lokale»
Angelegenheiten auch weiterhin in den Dienst der Heidelbergs
Zeitung stellt.
D. Strafkammersttznng vom 30. November. Vorsitzender: La»"'
gerichtsdirektor Dr. West. Vertreter der Großh. Staatsanwa"
schaft: Staatsanwalt Dr. Sc bald und Referendar Jung-
1. Johann Jakob Göhrig, 39 Jahre alter verheiratvest>
Schlosser von Düren, wohnhaft in Schlierbach, wird wegen Ve*.
brechens gegen § 176 Ziff. 3 R.-St.-G.-B. zu 7 Monaten Ot
fängniß abzüglich 4 Wochen Untersuchungshaft vcrurtheilt.
2. Der 51 Jahre alte Kutscher Karl Trtnkle von hier fv»,
am 31. Oktober nach Eintritt der Dunkelheit mit unbeleuchtet
Droschke und in betrunkenem Zustande so unvorsichtig durch
OrtSstcaße in Kirchheim, daß er mit einem Vorderrade e>»
kleines an der Seite der Straße stehendes Kinderwägelchen »»'
warf, wobei das aus demselben herausfallende Kind von »ew
Hinterrad überfahren und sofort getödtet wurde. Das Außer
achtlassen der Aufmerksamkeit, zu der der Angeklagte als Kuff^
verpflichtet war, hat er mit 5 Monaten Gefängniß zu büße».
3. Am 14. September verurtheilte die Strafkammer als Be
rufungsinstanz den Taglöhner Adam Gutfleisch von Eiters
wegen Körperverletzung zu 2 Monaten Gefängniß. Da inzw>E
der Bruder des Angeklagten sich als Thät-r bekannte, wird '»j
Wiederaufnahmeverfahren heute nochmals verhandelt. Das Esi
richt betrachtete jedoch die Angaben des Bruders als Erfind»»"
und erhält das Urtheil der Strafkammer aufrecht.
4. An einer allgemeinen Rauferei im „Hirschen" in Kirchbe'»
bethetligten sich außer anderen Ktrchheimer Burfchen auch der T»»
löhner Philipp Jäger und der Tüncher Joh Kippenhan»»,
dort. Jäger warf dem Kippenhan ein Bierglas an den K»» j
wurde dann aber von diesem zu Boden geworfen und mit .»,,
Fäusten bearbeitet. DaS Schöffengericht erkannte gegen 3^
auf 2 Wochen und gegen Kippenhan auf eine Woche Gefäog»'"'
Ihre Berufung wird als unbegründet zurückgewiesen.
5. Schlosser Clemens Fleckenstein von Aschaffenburg "»»
in einem Wirthshause in Kirchardt einem andern Handwert,
burschen das Reisegeld und wurde deshalb vom Schöffenge»'^
Sinsheim mit 3 Monaten Gefängniß bestraft. Seine Berus»»
gegen dies Urtheil bleibt erfolglos.
6. Auch das auf 6 Wochen Gefängniß wegen Körperverletz»»„
erkennende schöffengertchtliche Urtheil gegen den Taglöhner 2°"
Adam Windisch von Kirchheim, einen oft vorbestraften "»»
bold, wird bestätigt. „
7. Wilhelm Heckmann III., ein 76jähriger Fuhrmann »»
Rothenberg, wurde polizeilich angezeigt, weil er seinen mit
feuerholz mäßig beladenen Wagen durch zwei alte abgemagfr
angeblich arbeitsunfähige Pferde habe ziehen lassen, die auv
dem noch mit Druckwunden an der Brust behaftet gewesen
Vom Bezirksamt erhielt er wegen Thierquälcret 10 Tage
strafe, welche jedoch auf seine Berufung hin vom Schöffeng"'
in eine Geldstrafe von 10 Mk. umgewandelt wurde. He»^„gg
folgt seine Freisprechung, da die Strafkammer in der Benutz"-
der Pferde eine Thicrquäleret im Sinne des Strafgesetz»"
nicht erkennen kann.
* Gottesdienstordnung siehe drittes Blatt. .
— Polizeibertcht. Verhaftet wurden ein Kellner und - .
Ladnerin wegen Umherziehens, ein Arbeiter wegen BettelnS
ein Sänger wegen groben LnfugS. Wegen Unfug kamen
Personen zur Anzeige.