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Heidelberger Zeitung — 1900 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281-304 (01. Dezember 1900 - 31. Dezember 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37614#0754

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tige, im Juni oder Juli nächsten Jahres den hiesigen Hof
zu besuchen.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Vorsitzenden der Zentralleitung des Landesverbandes der badischen
Bezirksvereine für Jugendschutz und Gefangeucnfürsorge, Ge-
heimen Oberfinanzrath Adolf Fuchs bei der Obcrrechnungskam-
mer, das Kommandeurkreuz zweiter Klasse des Ordens Berthold
des Ersten verlieben, dem Kammerherrn und Major a. D August
Grafen von Bismarck, technischen Referenten für Pferdezucht-
angelegenheiten beim Ministerium des Innern, die Eclaubniß zur
Annahme und zum Tragen des ihm von dem Großherzog von
Oldenburg verliehenen Ehren-Comthurkreuzes des Haus- und
Verdienstordens des Herzogs Peter Friedrich Ludwig ertheilt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben der
Kammersängerin Frau Henriette Mottl am Hoftheater in Karls-
ruhe die Erlaubnitz zur Annahme und zum Tragen der ihr von
dem Großherzog von Sachsen verliehenen goldenen Medaille für
Wissenschaft und Kunst ertheilt.
— Im Einverständniß mit dem Erzbischöflichen Ordinariat
wurde Finanzrefendär Richard Nos beim Katholischen Ober-
stiftungsrath zum Revisor bei dieser Behörde ernannt.
Karlsruhe, 27. Dezember. Am Sonntag, den 23.
Dezember fand Vormittags in der Schlotzkapellc in Baden
ein Gottesdienst statt, bei dem der Hofprediger Fischer die
Predigt hielt. Am Montag Abend 6 Uhr wurde daselbst
von dem Hofprediger Fischer eine Gebetsandacht mit Ab-
sprache abgehalten. Derselben wohnten die Großherzog-
lichen und Erbgroßherzoglichen Herrschaften mit ihren Haus-
genossen und vielen anderen geladenen Personen an.
Darnach fand eine große Beschecrung für alle Hausgenossen
und Bediensteten statt, denen die Höchsten Herrschaften die
Geschenke persönlich übergaben. Zuletzt vereinigten sich
Ihre Königlichen Hoheiten im engsten Familienkreise zur
Christbeschecrung. Alle hierzu benützten Räume waren durch
Edeltannenbäume und Tannenkränze geschmückt. Die
sämmtlichen Herren und Damen des Gefolges waren am
Samstag und Sonntag zu ihren Familien heimgekehrt.
Am Mittwoch, den 26., hielt Hofvikar Frommel den Vor-
mittagsgottesdicnst in der Schloßkapelle in Baden ab.
Am Abend vereinigte Ihre Königliche Hoheit die Groß-
herzogin einige Damen des Frauenvereins mit Mädchen
aus den Anstalten und den Waisenkindern von Lichtenthal
' in der Schloßkapelle zu gemeinsamen Gesängen besonders
WeihnachtSliedern, woran sich eine kleine Christbeschecrung
anschloß. Der Grobherzog empfing gestern Nachmittag in
Schloß Baden den Generaladjutanten Generalleutnant van
Müller. Der Letztere reiste heute nach Berlin, um als
Vertreter des Großherzogs der Trauerfeier für den ver-
storbenen Generalfeldmarschall Grafen von Blumenlhal
anzuwohnen. Heule Nachmittag 4^/, Uhr begab sich auch
der Erbgroßherzog nach Berlin zur Theilnahme an dieser
Trauerfeier in seiner Eigenschaft als Kommandirender
General des 8. Armeekorps. Morgen Mittag verlassen
der Großherzog und die Großherzogin Schloß Baden, um
zum bleibenden Aufenthalt nach Karlsruhe zurückzukehren.
— Am 8. Dccember hat der Präsident des Mini-
steriums des Innern an die Großh. Amtsvorstände einen
Erlaß gerichtet, welcher die Stellung der Regierung zur
Wahlrechtsreformfrage näher kennzeichnet und im Zusammen-
hänge damit auch die Frage des amtlichen Verkündigungs-
wcsens behandelt. Nachdem über den Inhalt dieses Er-
lasses in der Presse bereits Einiges verlautet hat, sind wir
in der Lage, denselben, bis auf die das weitere Verfahren
betreffenden und lediglich zur Kenntnißnahme der Beamten
bestimmten Schlußsätze, hier wörtlich zum Abdruck zu
bringen:
Karlsruhe, den 8. December 1900.
An die Großh. Herren Amtsvorständc:
Durch die in Nr. 33S der Karlsruher Zeitung veröffentlichte
Rede des diesseitigen Präsidenten vom 4. Dccember d. I, ist die
Stellung, welche die Großh. Regierung zur Frage der Wahl-
rechtsreform einnimmt, amtlich und öffentlich gekennzeichnet wor-
den. Hiernach ist die Regierung bereit, zur Einführung des
direkten allgemeinen geheimen Wahlrechts bei den Wahlen zur
Zwecken Kammer mitzuwirke», aber nur unter der Voraussetzung,
daß die von einer unbeschränkten direkten gleichen Wahl zu er-
wartenden Gefahren durch geeignete Zusätze verhütet oder doch
wesentlich abgeschwächt werden. Als ein solcher ergänzender Zusatz
kommt unter andern, insbesondere eine Regelung in Betracht, bei
welcher durch das allgemeine gleiche direkte Wahlrecht in die
Zweite Kammer zu wählenden Abgeordneten ein kleinerer Bruch-
theii von Abgeordneten beigegeben wird, welche entweder von den
Vertretungen der Krcisverbände und der größeren Städte oder
von den Vertretungen der wirthschaftlichen Jnteressenverbände ge-
wählt werden.
Der Regierung kann es nur erwünscht sein, wenn über die
von ihr als Ergcbniß reiflicher Erwägungen zur Sache einge-
nommene Stellung in der öffentlichen Meinung keinerlei Zweifel
gelassen werden und wenn in den weiten Kreisen des Volkes die
Ueverzeugung zum Durchbruch gelangt, daß in absehbarer Zeit
die Einführung des direkten gleichen Landtagswahlrcchts nur ver-
wirklicht werden kann, falls durch wirksame Ergänzungen der ge-
dachten Art eine Gewähr für die ruhige Entwicklung des öffent-
lichen Lebens gegeben wird.
Schon seither haben sich die Herren Amtsvorstände, wie ich
mit Befriedigung wahrgenommen habe, von allen Bestrebungen
fern gehalten, welche auf die Erzeugung einer der Einführung
des ganz unbeschränkten gleichen direkten Landtagswuhl-
rechts günstigen Stimmung gerichiet sind. Ich bin den Herren
Amtsvorständen dankbar, wenn sic in Zukunft überall, wo sich
«in Anlaß oder auch nur eine Gelegenheit dazu bietet, zur Auf-
klärung der öffentlichen Meinung über die Absichten der Regie-
rung beitragen und dabet auch namentlich hervorbcbcn, daß die
Regierung keineswegs einer Aenderung de» indirekten Wahl-
systems und der Einführung des direkten Wahlrechts abgeneigt
fei, sondern nur dem widerstrebe, daß das direkte gleiche Wahl-
recht unter Voraussetzungen Angeführt werde, welche für den
Fortgang eines gesunden konstitutionellen Lebens wesentliche Ge-
fahren mit sich dringen.
Bei diesem Anlaß ersuche ich diejenigen Herren Amtsvorstände,
in deren Bezirk ein amtliches Verkündigungsblatt seinen Sitz hat,
auch der Haltung dieses Blattes in der Frage der Wahlrechts-
reform dauernd ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Selbstverständ-
lich ist nichts dagegen zu erinnern, wenn diese Blätter die für die
verschiedenen Möglichkeiten der Wahlrechtsreform sprechenden
Gründe erörtern und zu dieser Frage nach freier Ueberzeugung
Stellung nehmen. Nicht zu verkennen ist aber, daß in dem Publi-
kum, welches vielfach das der Regierung in Bezug auf Haltung
dieser Blätter zustehende Maß der Einwirkung überschätzt, irrige
Ansichten über den Ernst und die Festigkeit der Regierung bet
Einhaltung des gekennzeichneten Standpunkts erzeugt werden
können, wenn ein amtliches Verkündigungsblatt in auffälliger
Weise es unterläßt, die Gründe mitzutyeilen, die für eine Ver-

bindung des direkten gleichen Wahlrechts mit jenen zusätzlichen
Bestimmungen sprechen, wenn der Abdruck der als offiziell gekenn-
zeichneten Aeußerungen der Karlsruher Zeitung über die Wahl-
rechtsrcformfrage oder der von dem Präsidenten des Ministeriums
darüber amtlich gehaltenen Rede mit kettelnden Bemerkungen be-
gleitet, oder ganz unterlassen, wenn andauernd in den Blättern
versucht wird, auf die öffentliche Stimmung im Sinne der Ein-
führung des unbeschränkten direkten Wahlrechts einzuwirken. Nach
meinen Wahrnehmungen gibt es in allen Landestheilen einzelne
amtliche Verkündigungsblätter, welche schon seit längerer Zeit durch
eine derartige Haltung die Absichten der Großh. Regierung kreuzen
und die öffentliche Meinung verwirren. Ich habe nicht im
Mindesten die Absicht, die Unternehmer und Schriftleiter solcher
Blätter in der Bildung und Kundgebung ihrer freien lieber»
zengung zu hindern und bin gerne bereit, denselben hiefür den wei-
testen Spielraum zu lassen. Dies kann am besten dadurch geschehen,
daß für Bezirke, in denen das amtliche Verkündigungsblatt eine
derartige Haltung einnimmt, das Verkündigungswesen in der Weise
geregelt wird, daß die Veröffentlichung der amtlichen Anzeigen dem
Unternehmer eines Blattes übertragen wird, welches sich lediglich auf
amtliche und sonstige Anzeigen beschränkt und keinerlei politische Mit-
theilungen bringt. Eine solche Regelung entspricht einem mehrfach von
der Zweiten Kammer des Landtags geäußerten Wunsche. Wenn ich
auch nicht ohne Bedenken darüber bin, ob ein solches Verkündigungs-
blatt überall lebensfähig sein und den Wünschen und Bedürf-
nissen des Publikums entsprechen würde, so scheint mir die An-
regung der Zweiten Kammer doch so beachtenswcrtb, daß für
einzelne Bezirke zunächst einmal der Versuch mit der Einführung
dieses Systems gemacht werden sollte. Zweckmäßig würde dies
derart geschehen, daß möglichst für mehrere nahe gelegene Amts-
bezirke, wenn auch nicht immer gerade für das Gebiet eines
Kreisverband», ein solches auf Anzeigen beschränktes Amtsblatt
bestimmt würde.
Ich ersuche die Herren AmtSoorstände, dies- Frage in Er-
wägung zu ziehen, und zwar namentlich in denjenigen Bezirken,
wo die Haltung der jetzigen amtlichen BerkündigungSblätter aus
den obigen Gründen oder in sonstigen Beziehungen zu Bean-
standungen Anlaß giebt oder wo überhaupt aus sonstigen Rück-
sichten ein Werth nicht darauf zu legen ist, daß die Eigenschaft
des Blattes als amtliches Verkündigungsblatt aufrecht erhalten
werde._
Ausland.
Frankreich. Paris, 27. Dcc. Auf einen Artikel
Rocheforts im Jnlranfigeant, nach dem Rochefort gericht-
lich bekunden wollte, daß ein Bordereau von Dreyfns
mit einer von der Hand Kaiser Wilhelms her-
rührende n Beme rkung existire, hat Dreyfns an
den Ministerpräsidenten geschrieben: Ich werde von einer
gewissen Presse angcklagt, 1894 dem deutschen Kaiser einen
schmachvollen Brief geschrieben zu haben, der mit einer
Randbemerkung des Souoecains versehen auf einer Bot-
schaft entwendet worden sei und einen unleugbaren Beweis
für das Verbrechen abgeben solle, dessentwegen ich zweimal
ungerecht verurtheilt worden bin. Diese neue Lüge kann
mit Rücksicht aus ihren Ursprung nicht mit Verachtung
hingenommcn werden. Der Journalist, der sie trotz amt-
licher Dementis von neuem verbreitet, hat sie nicht er-
funden; er ist nur das Echo der vertraulichen Mitthei-
lung, die ihm ein Sendling des Generals Boisdeffre auf
Grund schamloser Fälschungen gemacht hat. Eine
Photographie eines falschen Briefes des deutschen Kaisers
und das mit seiner Randbemerkung versehene Bordereau
wurden wiederholt gezeigt; diese zwei lügenhaften Versionen
wurden wiederholt erzählt, und in kurzem wird dieses
alberne Märchen für viele Irregeleitete die Wahrheit be-
deuten. Meine Unschuld ist vollständig; ich werde ihre
gerichtliche Anerkennung bis zu meinem letzten Athemzugc
verfolgen. Ich bin ebenso wenig der Urheber des vom
deutschen Kaiser mit einer Randbemerkung versehenen
Bordereaus, das eine Fälschung ist. noch jenes echten
Ori g i na l bo rd e r e aus, das von Esterhazy ist.
Außer Henry sind die hervorragendsten Urheber meiner
ungerechten Verurtheilung noch am Leben. Ich bin nicht
aller meiner Rechte beraubt: ich bewahre noch das Recht
jedes Menschen, seine Ehre zu vertheidigen und der Wahr-
heit zum Durchbruch zu verhelfen. Dieses Recht bleibt
mir, und ich ersuche den Herrn Präsiü enlen, eine Unter-
suchung anzuordnen.
Rußland. Petersburg, 27. Dec. Der Betrieb
und die Ausnutzung der mantschuri schen Eisenbahn
sowie der Bau und die Aasnutzung ihrer ostchmesischen
Zweiglinie sollen, wie verlautet, vom künftigen Jahre ab
in die Hände der Regierung übergehen. Zum Leiter der
Bahn soll der Ingenieur Oberst Keller ausersehen sein.
Italien. Mailand, 27. Dec. Zwischen den deutschen,
österreichischen und italienischen Regierungen fanden bereits
Vorbesprechungen zur Erneuerung der demnächst ab-
lanfendenH an delsVerträge statt. Seitens Deutschlands
wurden hierbei folgende Fragen unterbreitet: 1. Sollen die
Verträge unverändert erneuert weroen? 2. Soll im Falle
einer Erneuerung der Prozentsatz sämmtlicher gegenwärtig
bestehenden Zölle ermäßigt werden? 3. Sollen alle Roh-
stoffe für Jndustriezwecke zollfrei bleiben?
Spanien. Madrid, 27. Dec. Der Religions-
lehrer des Königs ist entlassen worden, weil er
den Liberalismus für ein Todsünde erklärt hatte.
Die Maßregelung findet allgemeinen und lebhaften Beifall;
man wünscht, daß auch die Absetzung des Geistlichen als
Beichtvater der königlichen Familie erfolgen möge.
Griechenland. Einer Meldung der Wiener Allg. Ztg.
zufolge, soll ein österreichischer Osfizier im Januar
in Athen eintreffen, um die griechische Armee zu re-
organisiren.
Türkei. Konsta ntinop el, 27. Decbr. Der eng-
lische Geschäftsträger Bunsen und einige M itgl icd er
der Botschaft wurden bei einem Spaziergang bei der
nahe Konstantinopel gelegenen Puloermühle Malerekeny
von türkischen Soldaten angegriffen. Der Ge-
schäftsträger erhob bet der Pforte Vorstellungen und ver-
langt Bestrafung der Schuldigen, sowie Bitte um Ent-
schuldigung durch einen höheren Offizier.
Konstantinopel, 27. Dec. Die türkischen Militär-
behörden in den Dardanellen verhinderten die Durch-
fahrt des französischen Dampfers Ville Tamatave, der
819 russische Soldaten an Bord hat, die sich auf der
Rückfahrt von Port Arthur nach Rußland best den, und
zwar, weil die Soldaten bewaffnet waren. Die Botschafter

von Rußland und von Frankreich th aten die nothwendigen
Schritte, um die Durchfahrt zu erreichen.
Asien, Peking, 27. Dec. Nach einer Meldung der
Morning Post ist Li - Hung-Tschan g der Ansicht, daß
die Antwort auf die gemeinsame Note der Mächte in
zehn Tagen eintreffen werde.
— Nach einer Meldung der Morning Post haben die
Deutschen auf dem Rückwege von Paotingfu die Städte
und Ortschaften rücksichtslos bestraft, die vor
kurzem von General Richardson auf Grund einer Abmach-
ung mir Graf Walderiee aufgesu cht worden waren und die
von Richardson getroffenen Vereinbarungen völlig unbeachtet
gelassen hatten.
— Die Köln. Ztg. veröffentlicht den Wortlaut der
Note, den die Gesandten in Peking als Grundlage
der beginnenden Friedensverhandlungen an die chinesische
Regierung gerichtet haben. Die Note zählt die Aus-
schreitungen und Verbrechen auf, die zum Einschreiten der
Mächte geführt haben und dann die zwölf unumstößlichen
Bedingungen, welche die Mächte zur Verhütung von Wie-
derholungen für nöthtg erachten. Die Bedingungen ent-
sprechen im Wesentlichen den bereits bekannten. Die Note,
die ein geschichtliches Dokument von großer Bedeutung ist,
schließt mit den Worten: So lange nicht die chinesische
Regierung den bevorstehenden Forderungen zur Zufrieden-
heit der Mächte nachgekommen ist, sind die Unterzeichneten
nicht in der Lage, die Beendigung der Besetzung Pekings
und der Provinz Tschili durch die internationalen Truppen
in Aussicht zu stellen.
Afrika. Von Lord Kitchcner ist die vom 26. ds.
aus Pretoria datirte Meldung eingegangen, General Knox
sei in ein Gefecht mit De weis Truppen verwickelt,
die eine Stellung in der Nähe von Leeuwkop innc haben.
Dewet hofft durchzubrechcn, um wieder nach Süden zu
gehen. Die östliche Burenabtheilung in der Kapkolonie
wird anscheinend am Reitpoort Spruit von den Engländern
in Schach gehalten. Die westliche Abtheilung ist, wie ge-
meldet wird, in zwei Th-ilen nach Norden gegangen, der
eine in der Richtung nach Prieska, der andere nach Stry-
denburg. Die Engländer folgen ihnen.
Burghersdorp. 27, Dec. Oberst Grenfell ver-
folgt Kreutzigers Kommando, das man auf 700 Mann
schätzt; er ist in Fühlung mit dem Feinde, der sich jedoch
nicht stellt. In dem Gefecht am Plaisterheuvel letzten
Sonntag verloren die 9. Lanciers 8 Mann, darunter
den Leutnant Frederick Blackwood, einen Sohn des
Marquis of Dufferin, der verwundet ist. Es stoßen keine
Kapholländer mehr zu den Buren.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 28. December.
§ Se. Kgl. Hoh, der Crbgrohherzog traf gestern Abend
6,34 Uhr aus B.-Baden hier ein und reiste 6.89 Uhr über Frank-
furt nackt Berlin weiter.
O Wethnachts-Bescheerung in der Abth. VI. des Krauen-
Vereins, O du fröhliche, O du selige, gnadenbringende Weih-
nachtszeit, jubelte es uns in dielen Festtagen überall entgegen.
Ja. es ist eine fröhliche, seliae Zeit die Weihnachtszeit mit ihren
Sorgen und Mühen, ihren Wünschen und Hoffen und dem all-
seitigen Bestreben Freud- zu bereiten und Liebe zu säen, ein
Vorbote j ener köstlichen Zeit, i» der eS einmal Frieden werden
wird auf Erden! Die Festtage liegen wieder hinter uns, aber
die Weihnachtsstimmung wollen wir festhatten und iu'S Alltags-
leben mit hinein nehmen. In ihrem Geiste wollen wir weiter
arbeiten und streben! Das ist insbesondere der Wunsch der
Abth. V I des Frauenvereins für sich und seine Pflegebefohlenen,
welchen durch die Güte vieler Kmderfreundc ein so freudiges
Weihnachtsfest bereitet werden konnte. Erfreulicherweise sind auch
in diesem Jahre die Gaben wieder reichlich geflossen, so daß
keines der bedürftigen Kinder leer ausgehen mußle, soudcrn alle
mit d em Nothwendtgsten an warmen Kleidungsstücken beschenkt
wurden und viele Kiuderherzen auch noch mil einem Spielzeug
erfreut werden konnten. Wie bekannt, findet keine gemeinsame
Beschecrung für die Kinder statt. Jedes bekommt sein Päckchen
von seiner Aufsichtsdame tn's Haus gebracht oder holt es sich
bet dieser ab. um es am Christabend im eigenen Heim, inmitten
der Familie bescheert zu bekommen. Möchte der in diesen Fest-
tagen so reichlich ausgestrrulc Samen der Liebe viele gute Früchle
bringen!
Weihnachtsfeier der Kleinkinder Anstalten in Heidelberg
«nd Schlierbach. Die Reihe der Weihnachtsfeiern in den unter
slädt. Verwaltung stehenden Anstalten eröffncte am 22. d. Mts.,
Nachm, 3 Uhr die Kl e i n k i n d er-An st a l l in der Kanzletgasse.
In den schönen Räumen dieser Anstalt hatten sich außer den
Damen und Herren des Aufsichtsrathes zahlreiche Freunde der
Anstalt und Angehörige der Kinder versammelt, als die große
Kinderschaar, geführt von den Schwestern Regine Kögel, Wil-
helmtne Busch und Luise Breyer mit strahlende» Gesichtern, das
Wcidnachtslied singend, seinen Einzug hielt. Nach einigen von
der ersten Schwester gut geleiteten und hübsch vorgetragenen
Gesängen und Deklamationen der Kinder hielt Stadtpfarrer
Schwarz eine für die Kleinen sowie für die Großen beherzigens-
wcrthe Ansprache, worauf die Damen des AussichtSrarve« zur
Vertheilung der vielen schönen Geschenke schritten, welche durch
die mildihätigc Beihilfe frcundltcher Geber aus allen Kreisen
unserer Bevölkerung in so reichem Maße gespendet worden waren.
— Einen gleich erhebenden Verlauf nahm auch die Feier in der
Schlierbacher Anstalt. Das Weihnachtsfest der Klein-
kinderschule bildet hier zugleich immer eine Erinnerungsseier
zahlreicher Einwohner dieses Stadttheils, welche s. Zt. selbst
ihre ersten WeihnachiSfreudcn als Kinder der Anstalt miterlebt
haben. Die Ansprache hielt Herr Kaplan Büßer, der auch die
Harmoniumbcgleitung zu den schön vorgetragenen Gesängen der
Kinder übernommen hatte. Die Leitung der Feier lag in diesem
Jahre in den Händen der Lehrerin Elisabeth Hill, weiche im
Laufe diese« Frühjahrs an die Stelle der nach auswärts ver-
setzten Schwester Katharina Kies getreten war und sich gul ein-
führte. Besondere Freude bereitete den Anwesenden die Mit-
wirkung eines von Hrn. Alexander geleiteten Knabenqnartetts,
welches mit seinen Vorträgen die Feier eröffnele und schloß.
O Weihnachtsfeier der altkatholischeu «emetnde, Am 2.
Weihnachistage veging die altkatholische rsemeinde in
dichtgefüllter Kirche die Christbaumfeicr der Gemeindejugend, wo-
bei 120 Knaben und Mädchen mit allerlei nützlichen Sachen be-
dacht werden konnten. Die lieblichen Gesänge und Deklamatio-
nen, die Ansprache, der prächtige Christbaum, die ganze Feier
trug herzinnigen Charakter. Ueber den ächt christlichen Charakter
des Gemerndeleoens herrscht unter Vorurlheilssreien nur Eine
Stimme der Anerkennung.
X Fußball Die Futzdallablheilung des Heidelberger Ruder-
klubs spieUe gestern (Donnerstag) ein Wettspiel gegen eine aus
Heidelberg und Neuenhetw College zusammengestcllle Mannschaft.
Da viele Spieler über Weihnachten nach England gereist sind,
war die Mannschaft der Colleges keine starke. Der Ruderklub
 
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