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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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September (Nr. 105 - 116)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0501

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DM das Militär aus, und schalt es „Henkersknechte, Bruder-
mörder" — Vorgestern fand in pomphafter Weise, nach einem
königlichen Erlaß, der Einzug der bei Llinas de Marcuello
geschlagenen Kolonne des (dabei gebliebenen) Generals Manso
de Zünniga in Madrid statt. Der k. Erlaß an die Madrider-
Truppen, zur Empfangs-Parade der geschlagenen Helden, ist
voll Lobeserhebungen und schmeichelhafter Lobpreisungen über
die „nie gesehene Tapferkeit" und beispiellose Hingebung der
Soldaten für ihr Vaterland und ihre Königin.
Markt- und Börsenberichte.
Mannheim, 19. Septbr. (M an nh ei me r B ö rsc.)
Waizen und Roggen unverändert und fest; Gerste besser be-
zahlt; Hafer preishaltend. Leinöl und Rüböl gut behauptet.
Petroleum fester. Weizen, cffek. hiesiger, fl. 16. — G., fl.
l6. 30 Pi, Ungar., fl. 15. 36 G., fl. 15. 45 P., auf Lie-
ferung per Oktober/Dezember fl. 15. 20 G., fl. Itch 30 P.,
Roggen, effckt., fl. 12. G-, fl. 12. 30 P., Gerste
effectiv, hiesiger Gegend, fl. 10. 10 G., Ungar, fl. 10. 45
G., fl. 10. 45 P., württembergische, fl. 10. 30 G., fl. 10
45 P., Hafer, effectiv, fl. 4. 48 G., fl. 4 54 P., ans Lie-
ferung per September-Dezember, fl. 4. 48 G., fl. 4. 54 j
P.. Kernen, estektiv, fl. 16. — G., fl. 16 15 P., Kohlreps,
ungarischer, fl. 17. 13 G., fl. 17 36 P., deutscher, Prima
fl/18. 30 G., fl. 18. 36 P., Kleesaamen deutscher Prima,
fl. 27 — G., fl- 28 P., Leinöl, estee., in Parthieen, Inland
fl. 25. 15 G., fl. 25. 30 P., faßweise, fl. 25 30 G., fl-, 25
15 P., Rüböl, effec., Inland faßweise, fl. 22.^15 66., fl. 22
30 P., in Partbieen, fl. 22. — G-, fl. 22 15 P,, Weizen-
mehl, Nr. 0. fl. 12. 30 G.. fl. 12. 45 P., Nr. 1, fl. 12
15 G., fl. 12 30 P., Nr. 2, fl. 10.30 G-, fl- 10 45 P.,
Nr. 3, fl. 9. 30 G., fl. 9. 45 P., Branntwein, effectiv, tran-
stt fl. 28. P., Petroleum, fl. 13 30—45P.
I !> r W l l l i o II ä r.
Eine Doppel-Geschichte.
(Fortsetzung.)
Nach acht Tagen war der Karst geschloffen. Nomanus
machte sich dabei ein Profitchen von tausend Gulden. Er ward
ganz heiter, und ging selbst zum Kassimir, ilm den Kauf an-
zuzeigen.
„Nun," sagte er, „wir könnten wieder gute Freunde
werden!" und lächelte dabei etwas verlegen.
„Ich wünsche nichts sehnlicher. Herr Romanus!" erwi-
derte Kasimir lebhaft. „Erfüllen Sie nur meine Bitte. Machen
Sie mich glücklich, und Ihre Tochter glücklich."
„Davon kann gar nicht die Rede sein, Herr Morn. Habe
ich Ihnen nicht genug gesagt, daß ich durch Ihren Vater grud-
elend und arm wie eine Kirchenmaus geworden bin?"
„So arm doch nicht!"
„Zum Betteln, sag' ich Ihnen, zum Betteln. Sie sind
setzt ein steinreicher Mann geworden — wenn ein Fünkchen
Edelmuth in Ihnen wäre, nur ein Gerstenkorn Erbarmens:
so würden Sie mir erst wieder ersetzen, was ich an Ihrem
Vater verloren habe."
„Und dann?"
„Nun, dann würde ich Ihnen fußfällig danken."
„Und Ihre Tochter?"
„Ja, und die Zinsen seit sieben Jahren?"
„Und wenn Sie die Hütten?"
„Nun, dann wollte ich der ganzen Stadt sagen, welch
<rn kreuzbraver, rechtschaffener Mann Sie wären."
„Karoline?"
„Apropos, es müßte nicht vergessen werden, ich gab die
achttausend Thaler an Ihren Vater in Gold! Oh, Herr die
vollwichtigsten Louisd'or und Karolinen! Hätten Si/sie nur
gesehen! Gott verzeihe mir die schwere Sünde, fluchen kann
ich nicht, aber die Augen gehen mir 'über, wenn ich daran
denke."
„Und wenn ich Ihnen nun zum Ersatz fünfzehnhundert
Karolineu für eine einzige Karoline geben würde?"

Für welche Karoline?"
Ihre Tochter."
Mit Erlaubniß, ich glaube, sammt den Zinsen stiege es
wohl über zweitausend Karolinen."
„Und wenn ich zuletzt die zweitausend nicht ansehen würde,
sobald Sie mir Karolinen gäben und ..."
„Sie scherzen, Herr Morn., Sehen Sie, ich brauche mein
Weniges. Ich habe viele Schulden machen müssen. Der Banke-
rott Ihres Vaters hat mich weit zurückgebracht. Ich kann
meiner Tochter nichts mitgeben, als was sie von ihrem Plun-
der auf dem Leibe trägt."
„Und wenn ich denn auch damit zufrieden wäre?"
„So muß ich das . . . arme Mädchen doch erst fragen."
Herr Romanus ging. Morn tanzte. Er fiel wie ein
Berauschter seinem Dunkan um den Hals und weinte vor
Freuden. Dunkan weinte mit.
Dreileben ward gekauft, der Ehevertrag aufgesetzt, und
ehe acht Tage verstrichen, war die schöne Romanus eine noch
schönere Frau Morn. Es versteht sich, Dunkan hatte für das
liebende junge Paar bequemere Wohnung in einer der schönsten
Gegenden der Residenz gemiethct.
Der erste April.
„Der Spaß muß vollständig sein!" sagte der Engländer.
„Die ganze Stadt beugt sich vor dir, lieber Morn; selbst der
Hof buhlt um deine Freundschaft. Das Blatt soll sich wenden.
Ich gebe dich für arm aus. Hilf mir. Sehen wir dann die
neuen Gesichter. Und haben wir uns satt gesehen — fort in
die Einsamkeit nach Dreileben. Den Baron Wölpern habe ich
schon zu meinem Plan gewonnen. Ich muß auch den alten
Filz, deinen Schwiegervater, ein wenig züchtigen für sein Ju-
denthum. Er verdient es."
In der That beugte sich die ganze Residenz vor dem neuen
Millionär, wie der Brite sich ausdrückte. Wer konnte auch
von den Leuten, die seit Kindesbeinen gewohnt waren, Geld,
Pracht nnd Wohlleben über Alles zu achten, vor dem benei-
denswerthen jungen Mann, der eine Million, das schönste Land-
gut und die schönste Frau hatte, stehen, ohne vom Gewicht der
Ehrfurcht und Bewunderung niedergekrümmt zu werden, und
hätte man den steifsten Rücken von der Welt gehabt? — Je-
der drängte sich zum Herrn von Morn: alle Lippen adelten
ihn, ohne nach dem Adelsbrief zu fragen. Minister, Kammerherren,
Grafen luden ihn zu ihren Festen ein; fllbst die kurfürstliche
Familie war bei einigen derselben gegenwärtig, und Kasimir
mit seiner jungen, schönen Gemahlin hatte die Ehre, den Durch-
lauchten vorgestellt und von ihnen allerhuldreichst angercdet zu
werden. Für Kasimir freilich waren alle diese Ehrenbezeugun-
gen und Vergötterungen nichts Schmeichelhaftes. Er sah, sie
galten nicht ihm, sondern seinem vermeinten Reichthum. Er
erblickte in jenen Liebkosungen der Hohen und Niedern nur den
Gipfel der Niederträchtigkeit von Personen, die den Menschen
nicht deswillen, schätzen oder lieben, was er ist, sondern um
deswillen, was er hat. Aber er mußte sich durchaus auf einige
Zeit Gewalt anthun und die ihm ekelhafte Posse mitspiclen,
weil es sein Freund Dunkan forderte. (Forts, folgt.)
Verschiedenes.
— Von London-ans wird auf ein neu in Scene ge-
setztes Schwindelgeschäft aufmerksam gemacht. Es ist dies ein
Geschäftsburcau in London, welches sich bald den Namen ,Wor-
erAn Nonstar^ (Mesch bald Morsen ^Asnt-OEes" beleg!
und zu wiederholten Malen Ankündigungen, besonders in Pro-
vinzialblättern, einrücken ließ, um Geldsuchenden seine Dienste
durch Beschaffung von Darlehen gegen billige Zinsen anznbie-
ten. Finden sich Leichtgläubige, die auf diese Annonce hin sich
an das Geschäftsburcau wenden, so werden sie bald um einen
sogenannten Entschädigungsbetrag für Mühewaltung, Porto rc.
angegangen, und senden sie diesen sodann nach London, so ist
das ganze Geschäft auch damit zu Ende, däs heißt: die wei-
teren Verhandlungen werden unter einem beliebigen Vorwände
abgebrochen, ohne daß der Jndemnity-Belrag jemals zurückgege-
ben wurde, und der Geldsueber ist um eine Erfahrung reicher
geworden. (Lechz. Ztg.)
 
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