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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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Dezember (Nr. 144 - 155)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0638

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Karlsruhe, 27. Nov. Das Eisenbahubudgei nimmt
folgende Bahucröffuungen in Aussicht: Strecke Meckesheim bis
Bahnhof Rappenau im Sommer 1868; von da bis Jaxtfeld
im Spütjahr 1869; Engen-Jmmeudingcn-Douaueschiugen im
Sommer 1868; Stockach-Meßkirch 1869; Lauda-Werthheim
im Herbst 1868 (Lauda-Hochhausen ist schon im Betrieb);
Lauda-Mergentheim ist vertragsmäßig spätestens bis zur
Vollendung der württembergischen Strecke Crailsheim-Mergent-
heim dem Betrieb zu übergeben, also voraussichtlich längstens
1870. Da auf einer Gränzstrecke von beiläufig 40 Stunden
die französisch badischen Bahnen nur bei Kehl miteinander ver-
bunden sind, so erstrebt man eine Verbindung: Leopo!dshöhe-St.
Louis; die Strecke ist beiderseits eine Stunde lang; für Baden
würde sich der Aufwand für den Bau (einschließlich Antheils
an der Rheinbrücke) auf etwa 230,000 fl. stellen. Endlich
kömmt für Mannheim ein definitiver Personenbahnhof in
Frage (die Einrichtungen sind seit Jahren provisorisch), welcher
nach ganz vorläufigem Anschlag mit den Nebeuanlagen einen
Aufwand von zwei Millionen fordern wird, der sich natürlich
auf mehrere Budgetperioden vertheilt.
Karlsruhe, 28. Nov. Wie ich aus bester Quelle ver-
sicher kann, verkennt das großh. Justizministerium insbesondere
der Chef desselben die Mangel der Justizorganisation nicht —
Mängel, deren Tragweite vielleicht höher anzuschlagen ist, als
Lurch verschiedene Redner bei Gelegenheit der Bcrathung des
Budgets in der zweiten Kammer hervorgehoben wurde. Aber
gerade deßhalb soll auch nicht ein vereinzeltes Flickwcrk statt-
finden, sondern eine vielseitige Aenderung, wozu man aber
Zeit gebraucht, zu Tage treten. Man hat bei der letzten
Organisation die Erfahrung gemacht, daß im Schooße von
Technikern gefertigte wohlbegründete Vorschläge durch lokale
Einwirkungen in der Kammer ein total veränderte Physiognomie
erhielten, und wenn nun besonders in solchen Beziehungen
Mißstände sich ergeben, so wird das Justizministerium mit
allem Fug und Recht eine Verbesserung erst nach reiflichster
E rw ä g u n g v o rsch l a g en.
Mannheim, 23. Nov. In kaufmännischen Kreisen
gewinnt, nach schweren Verlusten, welche einzelne Fruchthändler
betroffen, der Tabakshandel größere Lebhaftigkeit, und es be-
Mftigca unsere Fabriken wieder nahezu die frühere Anzahl
von Arbeitern.
Deutschland.
München, 30. Nov. Die Südd. Pr. hat folgendes
Wiener Telegramm: Serbien erklärte feierlichst, es treffe nur
wegen bedrohlicher Rüstungen der Pforte und zur eventuellen
Abwehr einer Vergewaltigung militärische Maßregeln. — In
Folge der bekannten Klausel, welche prcußischerseitS in die
Ratifikation der Zollvereinsverträge ausgenommen wurde, sah
die baierische Regierung sich veranlaßt, Verwahrung einznlegen
und zu erklären, daß sie die fragliche Bedingung (Aufrecht-
Haltung des Allianzvertrags) als erfüllt und den Zollvereins-
vertrag als bedingungslos ratifizirt erachte.
Berlin, 28. Nov. Die im Mittelmeer kreuzenden Kor-
vetten Hertha und Medusa habet! Befehl erhalten, sich bei
der Feier der Grundsteinlegung einer neuen Kapelle der Nat-
tchen evangelischen Gemeinde in Smyrna zu betheiligen. Je-
denfalls wird eines der beiden Schiffe zu diesem Zwecke sich
nach Smyrna begeben. — Wegen des Weinzolles haben Zwar
hier einige Besprechungen stattgefunden, aber die hauptsächlichen
Verhandlungen werden in Paris geführt. Man vermulhet,
ohne daß indessen ein bestimmter Anhaltspunkt dafür vorliegt,
daß Preußen vielleicht noch bis 2W Thlr. herabgehen werde.
Frankreich soll aber ans 2 Thlr., höchstens 2 Thlr. 10 Sgr.
bestehen, und die Lösung sieht denn auch nicht bevor.
Berlin, 29. Nov. In der Budgetkommission ist der
Antrag Twesten's: die Regierung möge zu den Abfindungs-
verträgen mit den depossedirten Fürsten die Genehmigung des
Landtags einholen, mit 17 gegen 13 Stimmen angenommen
worden.
Bon der Saar, 20. Nov. Die Kohlengrube Gries-
born sab am 24. dS. ein gräßliches Unglück, das die ganze

Umgegend in Aufregung versetzt. Zur Revision der Brand-
dämme (die in Folge einer in der Nacht vom 23. auf den
24. d. M. stattgehabten Explosion von schlagenden Wettern,
wodurch 5 Bergleute glücklicher Weise nur betäubt wurden, in
den Strecken der Grube angebracht waren) begab sich der
königl. preußische Bergswerksdirektor Bauer mit einem Ober-
steiger und zwei Steigern in die letztere. Bei dieser Fahrt
werden die Genannten von brandigen Wettern überrascht, die
den beiden elfteren leider einen grauenvollen Tod brachten,
während die letzteren sich noch reiten konnten. Die beiden
Steiger fuhren nun mit 9 Bergleuten aufs Nene in die Grube
um ihre verunglückten Vorgesetzten wenn möglich ebenfalls noch
zu retten; sie mußen aber ihr opsermüthiges Bemühen mit
dem Leben büßen: keiner der dreizehn Männer sah das Tages-
licht wieder. Die der Ausübung ihres gefährlichen Berufs
zum Opfer Gefallenen hinterlaffeu großteutheils zahlreiche
Familien.
Frankreich.
Paris, 28. Nov. Der kaiserliche Prinz ist wieder in
ärztlicher Behandlung. Das schlechte Wetter übt einen nach-
haltigen Einfluß auf sein Bein aus. Die Aerzte rathen, ihn
nach dem Süden Frankreichs zu senden. Daher das Gerücht,
die Kaiserin und der kaiserliche Prinz würden sich nach Nizza
begeben.
Toulon, 29. Nov. Zwei Transporte Cavallerie und
3000 Mann Infanterie sind aus dem Kirchenstaat eingetroffen.
Drei weitere Transporte sind signalisirt.
Italic n.
Die Führer der garibaldischen Freischaaren bekennen, daß
sie in den kleinen Städten des Kirchenstaats keine Hilfe ge-
funden. Dieses hat seinen Grund nicht blos in der politischen
und socialen Rohheit der Gegenden, in welche sie ein sielen, in
der Furcht, welche die klerikale Partei und Frankreich einflößten,
sondern auch darin, daß man nicht wußte, ob Garibaldi für
das Königreich Italien oder für die Republik auftrete. Der
königliche Präfekt von Orvieto berichtete Len 2. November an
seinen Minister, die national gesinnten Bürger von Monte--
fiascone im Kirchenstaat Hütten den garibaldinischen Befehls-
haber in Viterbo, Acerbi, anfgefordert, diese ihre Nachbarstadt
zu räumen, damit die Bürger derselben frei ihre Wüntche
anssprechen könnten. Im fruchtbarsten und noch gebildetsten
Theil des päpstlichen Gebiets, im Albaner Gebirge, an der
Eisenbahn nach Neapel, in Velletri und in Frosinone zogen
die päpstlichen Behörden mit dem Militär ab, und sogleich be-
schloß die Bevölkerung in geheimer Abstimmung Anschluß an
das Königreich. In Terracina waren 1738 Stimmen dafür
und ein weißer Stimmzettel. Hier wollte man keine Garibal-
diner, flehte aber in Florenz den Schutz königlicher Waffen
i an. Dieser konnte nicht gewährt werden, und in Folge dessen
konstalirte Gualterio den 11. November, daß aus diesen Ge-
- genden ans italienischem Gebiet viele, in Cascrta allein drei-
hundert, in Sora zweihundert päpstliche Unterthanen flüchtig
angekommen seien. Bei dem finanziellen und adminastrativen
Nothstand Italiens sitzt ein solches heißes Verlangen, in das-
Bürgerrecht des Königsreichs ausgenommen zu werden/ selt-
same Mißstände der weltlichen Priesterherrschaft voraus.
Florenz, 25. Nov. Schon lauge spricht mau davon,
daß Garibaldi's Gesundheit im Varignano sowohl durch das.
schädliche Klima und unpassende Nahrung, als durch den gänz-
lichen Mangel au freier Bewegung, zu welchem er verurtheilt
ist, nicht wenig leide. Vor ungefähr vierzehn Tagen soll er
deßhalb selbst verlangt haben, nach Caprera gebracht zu werden.
Aber die Sache mußte bedeutender werden, um die Regierung
zu bestimmen, diesem Wunsche zu willfahren.
Amerika
Neuhork, 16. Nov. Eine Depesche aus Havannah
vom 15. ds. M. sagt: Der letzte Orkan, der Portorico heim-
suchte, war weit heftiger und verheerender, als die beiden
vorhergehenden. Gegen 1000 Häuser sind vollständig in
 
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