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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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Dezember (Nr. 144 - 155)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0680

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nicht allzusehr preffiren zu wollen. Aufhalten aber können die
Altbayern die Sache aber deßhalb denn doch nicht.
In Württemberg und Baden sind eben die Vorbe-
reitungen zur Wahl in's Zollparlament im Gange. Zu dem-
selben kann bekanntlich jeder unbescholtene 25jährige Mann
wählen und auch gewählt werden, in welch' letzterem Fall er
übrigens keinen leeren Beutel haben darf. Das Zollparlament
selbst soll im Monat März, wie rnan hört, in Berlin eröffnet
werden. Baden hat 14 Abgeordnete zu stellen, Württemberg
20. Dann wird auch die Tubakssteuerfrage, von der diesen
Sommer so viel die Rede war und wegen der sogar in Nauen-
berg schon eine Volksversammlung abgehalten worden, zur
Discussion und Entscheidung kommen.
Wahrend in Baden Regierung und Kammer den An-
schluß an den norddeutschen Bund als wünschenswerthes Ziel
verfolgen, hat Herr v. Varnbüler, der württembergische Minister,
von früher her als großer Preußenfrcsser bekannt, was ihn in-
dessen nicht abhielt, nach der Schlacht von Tauberbischofsheim
rin Schutz- und Trutzbündnis; mit Preußen zu schließen, in
der Kammer der württembergischen Abgeordneten erklärt, daß
Württemberg nie in den Nordbund treten werde. Obgleich
ein Minister und noch dazu ein schwäbischer, das gewichtige
Wort gesprochen, werden wir dasselbe denn doch nicht als
Evangelium betrachten dürfen. Ebensowenig dürfen wir dies
von dem anderen „Niemals," welches fast zu gleicher Zeit ein
anderer Minister in Paris hinsichtlich Rom's gesprochen.
Während in Frankreich die Kammern oder vielmehr
deren Schattenbilder, Senat und Gesetzgebender Körper, mit
dem Wehrstand sich beschäftigen und die große Armee reorga-
uisiren Helsen, „um durch die allmülige Entfaltung aller
Kräfte die nationale Unabhängigkeit sicher zu stellen," haben
unsere badischen Kammern dem Lehrstand in den letzten
Sitzungen eine mehr als gewöhnliche Aufmerksamkeit zu Theil
werden lassen. Das neue, aus über 100 Paragraphen beste-
hende Schulgesetz ist durchberathen und schließlich, ehe die Kam-
mer sich bis zum 7. Januar 1868 vertagte, mit allen gegen
die drei bekannten Stimmen angenommen word"N. Es ist ein
schweres Stück Arbeit sich durch die Reden, Anträge und Ver-
befserungsvorschläge zurecht zu finden, daß doch schließlich das
Gesek so ziemlich intact, wie es Regierung und Kommission
geboten, durchging, da dasselbe ohne Frage einen großen Fort-
schritt unseres inneren Lebens in sich schließt. Das Gesetz
geht jetzt natürlich an die erste Kammer, macht dort den kleinen
weil wahrscheinlich kürzeren Kreislauf durch und wird schließlich
dann bald die allerhöchste Sanktion erhalten. Wir werden
noch Gelegenheit erhalten, auf dasselbe ausführlich und ein-
gehend zurückzukommen.
Die Ergebnisse der jüngsten Volkszählung müssen in
Mecklenburg wider alles Erwarten günstig ausgefallen sein,
und eine übermäßige Zunahme der Bevölkerung konstatirt haben.
Wir können uns wenigstens blos dies als Grund erklären, ^
weßhalb der Landtag von Schwerin die Eheschließung künftig ^
erschweren, anstatt erleichtern will. Auch die Abschaffung der i
körperlichen Züchtigung soll noch keineswegs ausgemachte Sache i
ln Mecklenburg sein.
In Italien steht die Sache noch beim Alten. Die >
Italiener wollen immer noch Rom aber als Hauptstadt. Frank- i
reich will dies jedoch ,Damals" zugcben und der Papst ist ihm >
deßhalb natürlich nicht böse. Daß bei so feststehenden Ansichten
bei einer Conferenz, wie sie Napoleon angebahnt, nicht
viel herauskommen könne, leuchtet wohl ein und so ist denn
aller Wahrscheinlichkeit nach die Eouferenz ein todtgeborenes
Kind. Dies wird außer Hrn. v. Dalwigk, dem wohl nicht
wieder so bald die schöne Gelegenheit geboten werden mag.
im Rothe der Großmächtigen in Hessen-Darmstüdtischer Uniform
uritzumachcii, auch Niemand viel weitere Sorge machen.
Während Italien und Rußland eben daran sein sollen,
eich die Hände zu drücken, soll letzteres wegen des Umstandcs
Laß russische Offiziere in Dienste Serbiens getreten, von Frank-
reich und England zur Rede gestellt worden sein. Gortschakoff
wll ausweichend geantwortet haben. Mag dem nun sein, wie

achtens nicht.
England hat im'Innern eben mit den Feniern viel
durch,zumachen, indem die Folgen der Hinrichtungen in wilder,
schrecklicher Gestalt zum Vorschein kommen, ein neuer Beweis
daß politische Hinrichtungen wohl immer unpolitisch sind, —
Von dem großen Kriege der Engländer gegen den König
Theodor us von Abyssinien hoffen wir dem Leser in der
nächsten Wochenschau Näheres und Interessantes mittheilen zu
können.

Baden.
Karlsruhe, 24. Dez. Die von der „KarlSr. Ztg.*
veröffentlichte Skizze einer Vollzugsvcrordnung zur neuen Rege-
lung des sog. Portofreithums zeigt, wie schwer ein irgend
brauchbares Prinzip aufzufinden war, und welche Schwierig-
keiten mit der Au- führung verknüpft sind. Vielleicht wird man
nach gemachten Erfahrungen die Sache dadurch vereinfachen
können, daß man wo irgend thunlich statt der weitläufigen
Berechnungen das System der Aversen einführt. Vorerst kaun
man einer weitläufigen Zeitungspolemik über eine Reihe von
Punkten entgegensetzen.
Kehl, 23. Dez. Seit einigen Tagen gehen außer den
regelmäßigen Gütcrzügen von hier nach Straßburg noch drei
weitere Extrazüge, welche großentheils Brodfrüchte nach Frank-
reich verbringen. Letzt enanntes Land soll über 400 Waggons
von verschiedenen Ländern gemiethet haben, um diese Früchts
aus Ungarn rc. nach Frankreich zu verbringen.
Oesterreichtsche Monarchie.
Wien, 24. Dez. In der vorgestrigen Audienz, welche
das Kammer-Präsidium in der Hofburg hatte, soll der Kaiser
namentlich Giskra seine volle Anerkennung zu erkennen gegeben
und zugleich die Erwartung ausgesprochen haben, Giskra cnff
seinem bisherigen wie auf jedem andern Posten in gleicher Weise
fortwirken zu sehen. — Hr. v. Schmerling ist dem Vernehmen
nach zum Präsidenten des Herrenhauses designirt.
C rr g l » »* -.
London, 23. Dez. An Vorsichtsmaßregeln wegen der
Fenier lassen es die Behörden nicht fehlen. Äußer den zwei
Kompagnieen Garden, welche jetzt alle Zugänge zu Osbornc-
House bewachen, liegt daselbst seit gestern die Panzerfregattc
Warrior vor Anker. Sämmtliche in Plymouth, Portsmouth
und Chatham liegende Kriegsschiffe halten des Nachts Wache,
wie Angcsichts des Feindes, auf dem Deck und lassen ihre
Boote von Abend bis Morgen den Hafen durchkreuzen, um
dem Heranschwimmen etwaiger Brander begegnen zu können.
Sämmtliche Gewehre sind geladen, alle Posten der Arsenale
und Magazine verdoppelt und Spezialkonstabler aufgeboten, um
der Polizei die Arbeit zu erleichtern. Aehnliche Vorkehrungen
sind in sämmtlicheu großen Provinzialstädten getroffen.
K i r ch e rr st a at
Rom, 23. Dez. Hellte Nachmittag fand auf der Piazza
San Pietro eine Heerschau der päpstlichen Truppen mit Or-
densverleihung statt. General Kanzler erhielt den Großkordon
des Ordens PiuS des Nennten. Der Papst wohnte der Feier-
lichkeit von den Fenstern des Vatikans aus bei.
Markt- und Börsenberichte.
Mannheim, 23. Dezember. (Mannheimer Börse)
Waizen und Roggen Preise behauptet, Gerste und Hafer stille.
Rüböl, Leinöl und Petroleum unverändert. — Waizen, effekt.
hiesiger Gegend, fl. 17. 15 G., fl. 17. 45 P., ungarischer
fl. 17. 15 G., fl. 17. 40 P., auf Lieferung per Januar fl.
17. 45 P., Roggen, effektiv, fl. 14. 15 G., fl. 14. 30 P..
Gerste, effektiv, hiesiger Gegend, fl. 11. — G., fl. 11- 30 P.,
ungarische fl. 11. 24 G., fl. 11. 40 P.. Hafer, effect. fl. 4.
48 G., fl. 5. — P., Kohlreps ungarischer, fl. 17. 36 P.,
deutscher fl. 18. 30 P., Bohnen, fl.' 14. 15 P., Kleefarnen,
deutscher, prima, fl 25. — G., fl. 26. — P., Leinöl, effect.
 
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