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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

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No. 1 - No. 10 (4. Januar - 30. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42841#0005

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E (Dienstags und Freitags).

Telegranm Adreſſe Wolkshote Heidetbech.

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. Jahrg.






in dieſer



Aus kleinen Anfängen, unter



genießt.
werden, noch regeren Anteil nehmen
Woche an









worauf mit goldenen Lettern geſchrieben ſteht:

Für deutſchtum, Thron und Altar!


gewiß i








Zeuerzeichen.


noch jung zwar, aber weil in den Wurzeln gefund,


freiung des deutſchen Stammes aus fremder Knecht-
ung und kämpft den heiligen Streit für des Volkes
Recht und Wohlfahrt.


an der Erreichung der hohen Ziele eine wackere Schaar
entſchloſſener Männer, aber noch ſind der Vorkämpfer


allein iſt ja uicht der Feind der Bewegung, es ſind
mit ihm verbündet leider auch ſo viele Deutſche. Und
viele andere unſeres Volkes ſtehen gleichgiltig zur Seite


iſtees Furcht vor den Fremden, teils mutloſes Zagen,
das abhält in unſere Reihen zu treten; und ſo mancher
Brave zaudert und iſt unentſchloſſen, zu feinen Brü-
dern zu ſtehen!

Noch jubeln die Feinde und freuen ſich ihrer Macht,


ſehen ſie nicht, wie fern am Horizonte das Morgenrot


ſie ahnen nicht, was der Zukunft Schoß birgt: Die
neue Aera der Freiheit des deutſchen Völkes, das die
Ketten eines fremden Rechtes ſprengen und die Laſt
des fremden Volkes abſchütteln wird mit urgewaltiger
Rieſenkraft! —.
— In unſer ſterbendes Jahrhundert herein dämmert
der Frühſchein des kommenden, der entſtrahlt von der
Sonne des geläuterten Deutſchtums, das unſer Volk
erlöſen wird und beglücken: fei es, daß ſie dieſem Bal-
dur entgegenharren im ſchneeigen Alpenland, oder ihm
entgegen fehnen an Frieslands meerumſpültem Strand,
ſei e5, daß ſie ihn erwarten an den Ufern des hei-
ligen Kheines oder in der Oſtmark pielgeprüftem Gau!
— Und klammert ſich auch das fremde Volk ans fremde
Recht: — eine jähe Sturmflut wird beide hinwegſpülen
und mit ihnen alle, die blind gegen des eigenen Vol-
kes Leiden, zum Fremden hielten.

Wir kämpfen für Wahrheit, Freiheit und deut-
ſches Recht und rufen dazu auf die Geſamtheit unſexes
Bolkes! Mögen mit uns zum großen Kampfe ſich
ſchaaren Bürger, Bauer und Arbeiter. Es gilt einen
heiligen Streit für ein erjabenes Ziel. Mit dem Falle
des fremden Rechtes, mit der Flucht des fremden Vol-
kes ſteht frei der Deutſche wie in der alten Zeit ger-
maniſchen Lebens; ruhig lebt der Bürger und in ſeines
Gehöftes Schatten friedlich der Landmann.

Tretet ein in unſere Reihen, Volksgenoſſen, ſtreitet



mit im gerechten Kampfe für unſere hohen Ziele und
der Sieg wird unſer ſein!





Tagesfragen.
— Die VBrozeſſe wegen Aazeſtätsbeleidigung
nehmen immer mehr überhand. Wie wir darüber
denken, das haben wir des öfteren ſchon mit aller


heute noch einmal zurükkommen, ſo liegt die Veran-
laſſung dazu in der Verurteilung unſeres Parteige-
nofſen Redakteur Sedlatzek in Berlin, der wegen
Majeſtätsbeleidigung eine Feſtungshaft von 3 Monaten
verbüßen muß. Sedlatzek ſelbſt iſt ein durchans
königstreu geſinnter Mann, der auch den von ihm
herausgegebenen, Deutſchen GenaAnz.“ ſtreng in gleichem
Sinne leitet, und dem eine Beleidigung des Kaiſers
völlig fern lag. Es mag ſein, daß der Kaiſer wie


rechte ausgiebigſten Gebrauch macht. Schöner
aber noch, ſo will uns bedünken, und königlicher würde
es ſein, wenn der Kaiſer Anweiſung gäbe, nur die-


„Der Maler Chriſtian Lorenz aus Saarlouis
warf am Sedantag in angeheiteter Stimmung in
der Wirtſchaft „Zum Schiff“ in Mannheim die
Büſten des Kaiſerpaares, die der Tapetendrucker


einem Aufwiſchlappen zur Erde, ſo daß ſie in


Arbeiter kaufe nicht ſolche Büſten, ſondern Büſten
von Marx und Laſſale! Er that noch weitere


wurde zu drei Monaten Gefängniß verurteilt“.

Solche Aeußerungen, die den Stempel eines ſy-
ſtematiſch geſchürten, faͤnatiſchen Haſſes an dex Stirn
tragen, gehören allerdings beſtraft, mag auch hier und


grund“ gelten. Aber Aeußerungen, die in beſter Ab-
ſicht geſprochen oder geſchrieben werden, ſollte man nicht
verfolgen, auch wenn ſie einmal etwas ſchärfer aus:
fallen, als ſie gemeint ſind. Denn ſonſt dürfte es noch


eifer den Trägern der deutſchen Kronen die Herzen des
Volkes entfremden und nur die Geſchäfte der Sozial-
demokratie beſorgen.

— Der alte Irig und die Kechtspflege. Als
der Monaͤrch 1784 zum letztenmale nach Weſtpreußen
kam, äugerte er zum Chef-Präſidenten des Oberlandes-

gerichtes Frhrn. v. Schröter: „Ich habe Ihn zum


lernen. Ich bin eigentlich der oberſte Juſtizkommiſ-


tigkeit wachen ſoll; aber ich kann nicht alles ſelbſt be-
ſtreiten und muß daher ſolche Leute haben wie Ihn.
Ich habe eine ſchwere Verantwortung auf mir; denn
ich muß nicht bloß von allem guten, was ich unter-
laffe, ſondern auch von allem böſen, was ich thue,
Rechenſchaft geben So auch Er! Er muß Durch-
aus unperteiiſch ohne Anſehen der Perſon richten, es
ſei Prinz. Edelmann oder Bauer. Hört Er? Das
ſage ich Ihm, ſonſt ſind wir geſchiedene Leute! . Hat.
Er Oüter 2 —Kein Majeſtät? — Will er
welche kaufen?“ — Dazu habe ich kein Geld, Ma-
jeſtät? — „Das iſt mir lieb; dann weiß Er, was
Armut iſt, und wird ſich umfomehr der Bedrängten
annehmen — —

— Die Verhaftung Hamwerſteins Etwas
neues iſt über den Fall, der begreiflicherweiſe im


wordenen Thatſachen zu wiederholen und auszuſchmücken,
die meiſten wärmen den Kohl, mit dem ſie nun faft
ein halbes Jahr lang ihre Leſer angeekelt haben, zum
hundertften Male wieder auf Die ganze Geſchichte
der Ausweiſung zeigt noch viele fragwürdige Punkte.
Hie nud da wird gefragt, auf weſſen Anweiſung der


Wir glauben, daß dieſe Frage von untergeordnetem
Intereſſe ſei. Daß alles mögliche gethan wurde, um
den Verhrecher der verdienten Strafe zuzuführen, war
eine Forderung der einfachen Gerechtigkeit. Wir hoffen,
daß man auch dem Erzhalunken Friedniann gegenüber
in allen Kreiſen ſich dieſer Pflicht bewußt werde.

— Gegen Dr. Iriedmann ſchweben zur Zeit
ſchon nicht weniger als vier ſtrafrechtliche Unterſuch-
ungen, von denen ſich die eine auf die widerrechtliche
Aueignung von Aktenſtücken bezieht. Zwei andere haben
wir ſchon erwähnt. Im Laufe des Freitags iſt den
Klienten des Dr. Friedmann folgendes gedruckte Schrei-
ben in verſchloſſenem Kouvert zugeſtellt worden: „Ber-


hierdurch benachrichtigt, daß Herr Dr. Friedmann
auf unbeſtimmte Zeit verreiſt iſt. Es dürfte daher in
Ihrem Intereſſe ſein, die Alten vor dem 1. Jaͤnuar
1896 im Bureau in Empfang zu nehmen.
Dr. Friedmann, Mittelſtr. 68, L.“ Der Ausdruck „auf
unbeſtimmte Zeit vereiſt“ klingt zum mindeſten doch —
ſehr kindlich. Die „Köln. Volksztg. ſagt u. a. „Ge-
ſpannt kann man nur ſein, ob diejenigen, welche mit
altteſtamentlichem Zorn Hammerſtein bis ans Ende
der Welt verfolgen, den Spuren Friedmanns mit dem-
ſelben Eifer nachgehen werden.“ * *
— Der polniſche Zude, Bazarinfaber und Riil-
lionär Fietz hat der Oeffentlichkeit {chon wiederholt
Gelegenheit gegeben, ſich mit ihm zu beſchäſtigen. Ein
neues reizendes Charakterſtückchen dieſes Herrn, dem
unſere bornierte Stuttgarter Frauenwelt zu Weihnach-
ten wieder neue Reichthümer ins Haus getragen hat,
hat im bayeriſchen Laudtage Abg. Dr. Ratz inger
(Bauernbündler) zum Beſten gegeben. Cr ſagte u. A.:
„Nun muß ich auch ein thatfächliches Borfommnis,
welches im Laufe dieſes Sommers zu meiner Kenntuis
gekommen iſt, mitteilen und einer Kritik unterſtellen Ich
habe bereits einmal darauf hingewjeſen, daß es eine ein-
gewanderte Spezies von Leuten giebt, welche glauben, ſo-
bald ſie eine Million erworben haben, nicht mehr unter
dem gleichen Rechte ſtehen, ſondern Privilegien bean-
anſpruchen zu dürfen. Es iſt dies eine wexkwürdige Er-
ſcheinung, welche auch durch den folgenden Fall charaf-
tetifirt iſt. SInr verfloſſenen Sommer fuhr ſeines ſchönen
Tages ein Schnellzug von München nach Paris, in wel-
chem das Damenfouye mit zwei Herren belegt war. Als
fich eine Dame meldete, konnte ſie das, Damenkoupe uicht
benüten. In Augsburg wurden ſie erſuchh, auszuſteigen aber
fie waren jo ſchoͤn eingerichtet und blieben Die Konduf-
teure und Bahnbeamten wichen zurück. Die Aufſchrift,
welche den Titel „Damenkonpe“ trug, wurde beſeitigt Es
lag weiter keine Beläſtigung mehr vor, die Iteijenden
konnten ruhig fortſchnarchen und foxtſchlafen bis Ulm.
Tuͤch dort gelang es den baͤhexiſchen Beamten nicht, das,
Damenkouye von den männlichen Inhabern zu jäubern.



Es mar die k. bayeriſche Beanitenſchaft nicht im Stande



 
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