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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

DOI Kapitel:
No. 51 - No. 60 (9. Mai - 6. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42841#0213

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Der *— — er-

ſcheint 3mal nöoͤchentlich (Diens-

tag, Donnerstag und Zanistas!
Verlag und Leitung!

Telegramni⸗Adreſſe: ;
älnlkahnte Heidelberg.
* Auzeigenp reis:
Die — — Poͤtitzeile 10 Pfs.




Preis vierteljahrlich

durch den Briefträger frei in's
Haus gebracht MF, 1.25, am Poſt-
ſchalter oder duxch unſere Boten

Erpedition aboeholt 80 Pfg.
voß Zeitung vreisline
Ax. 755.





Erxeiherr non —
— von Stumm, dek induſtrielle „Koͤnig?


ſeiner Arbeitex in ziemlich genügender Weiſe ſorgt,
ſie aber im übrigen, wenn die Blätter recht berichten,
geradezu zu Sklaven ſeines despotiſchen Willens macht,
der Hauptheld der Regierungs⸗Konſervativen, ſteht
ſchon feit langer Zeit in heftigſter Feyde mit den

häufig hat ſich die Preffe mit ſeinen giftigen Aus-
faͤllen namentlich auf die Geiſtlichen, welché für jene
Prinzipien eintraten, beſchäftigen müſſen.
verſtieg ſich „König Stumm“ zu Behauptungen, die
in der nicht verjudeten Preſfe große Entrüſtung her-
vorriefen. Zwar hat dann Herr von Stumm denfelben
„Erklärungen? folgen laſſen, in denen die Richtigkeit
der von den Blättern gebrachten Mitteilungen be-
mäugelt wurde, jedoch hat man ſeinen Ableugnungen
in weiten Kreiſen keinen großen Glauben geſchenkt.
Man ſoll ja nun über die volitiſchen Anſichtẽn eines
deutſchen Staatshürgers nicht rechten, und die Ge-
Aſigleit⸗ die ſich in den Reden des Führers der


giebt, findet ſich auch ſonſt in dieſer Partei, aber eine


denn doch die ſchärfſte Rige. Wenn ihm nämlich gar
zu heitig zugeſetzt wird, dann verſckanzt er ſich binter
der Perfon Sr. Majeſtät des Kaifers Er renommiert

und ihm angeblich beſtänden, und betont, '
Kaiſer Aſtändig die von ihm aucheforochene Anſicht
reile. Iſt es nun ſchon an ſich unpaſfend, die Perſon
SEr. Majeſtät in den politiſchen Kampf hineinzuzerxen,
ſo kann es gar nicht hart genug verurteilt werden,
daß Herr von Stumm dies thuk, um ſeine eigene
Perſon gegen die wohlverdien! en Angriffe ſeiner Gegner
zu ſchützen.

— — Abril 5 . mun benutzte Herr von
Stumm den Kaiſer Wilhelm wieder aͤls vruſtwehr
für fich. Er machte neulich in einer Verfaminlung
zu Aeunkirchen geheimnisvolle Andeutungen über
eine Depeſche des Kaiſers, in der der Begriff „chriſtlich-
jozial” als „Unſinn“ bezeichnet worden ſei.
hätte Jedermann ein Intereſſe daran, zu erfahren, ob
Herr von Stumm nicht geflunkert haͤbe und ſchließlich
brachte dann atıch nach geraumer Zeit die „Poſt“, das


des Telegramnis welches nicht an Herrn von Stumm,
fondern wahrſcheinlich an Herrn Geheimrat Hintzpeter


des Fürſten Bismarch herichtet war. Dasſelbe hat

folgenden. Wortlaut:
— * 7— — 98. IL 96

‚ er ha geen igt, wie ich eS vor Zahren voraus-
5 habe. %ulmf&)c äfa]foren find ein noͤing Wer

Ehriſt ijr, der iſt auch „ſozial“', chriſtlich-ſozial iſt Unſinn
und führt zu Scibſtuͤderhebung⸗ und Unduldfamkeit, beides
dem Chriſtentum ſchnurſtracks zuwiderlaufend. Die Herren
Paſtoren joflen. ſich um die Seelen ihrer Gemeinden

dem Sriele laſſen, dieweil ſie das gar nichts angeht.
Wilhelm IL R

Was dieſe kaiferliche Depeſche anlangi jo ſchließen


ſchreibt: Aus naheliegenden Gründen müſſen wir
uiuerlaffen irgend welche Benierkungen zu den Be-
bauptungen dieſes Telegranms zu niachen. Da die
Veröffentlichung ſelbſtverſtänd ich mit Genehmigung


Gründen, darüber Betrachtungen anzuſtellen, ob die
Verbffentlichung überhaupi und in gegenwärtigem
Augenblicke angezeigt geweſen ſei.“

Im weiteren regiſtrieren wir folgende Preßäußer-
ungen: Die „Kreuzzeitung“ bemerkt: „Eine Kritik
des Telegranıms iſt ſih uns ſelbſtyerſtändlich ausge-
ſchloſſen. Nur eine Bemerkung können wir nicht
unterdrücken, weil ſie eine thatfächliche iſt. Es hat
Zeiten gegeben, wo die mindeſtens indirekte Mitwirk-
ung der Geiſtlichen an der politiſchen Bewegung im

Intereſſe des Staats, der Monarchie und des Chriſten-
tums nicht nur erwünſcht, ſondern auch von Erfolg
begleitet geweſen iſt. Iſt die Wiederkehr ſolcher **
ſo beſtimmt, nicht mehr zu befürchten? Und wenn ſie
eintreten ſollte, wäre es dann richtig, daß die Geiſt-
lichen ruhig die Hände in * Schoß legten, in der












— in —














Der Paſtor ſoll und darf nie vergeſſen, daß er in
erſter Linie der Diener Goͤttes und nicht des Staates
iſt; aber er kann doch nicht fremd und kühl den Er-


Intereffant iſt auch, was die latholiſche „Köl-
rifck Volks ztg.“ ſagt. Sie konſtatiert,
Geiſtlichkeit gerade ſeit der Zeit wieder Liebe und
Vertrauen bei ihren Gemeindemitgliedern gefunden


Thätigkeit entfalten und den Geneindedugehbrigen auch




Sodann ſchreibt das Blatt: „Wir

Es ſollte ihm doch wenigſtens das
daß ec gegen alle
die in nicht paffen, die

ja nichts dagegen ſagen.


keit und utleilolofigteil.
und Ordnung ſchlkimme Wirkungen haben müßte,
wenn er Erſolg damit hätte.“ ;

Die liderate Judenpreſſe macht natürlich ob der


einmal der ſozialdemokratiſche, Borwärts“ den Nagel
auf den Kopf, wenn er die Frage ſtellt: „Würden


ausdruck des Kaiſers feiern, der im gleich kräftigen
Telegrammſtil ſich über manche liberalcn Forderungen
ausſpricht? Die jetzt bethätigte liberale Lakaienhaftig-
Na-
türlich ſind im übrigen die ſämtlichenf ſatialdemokratiſchen


fechter des chriſtlichen Sozialismus erhalten haben,
und das charaktexiſiert, ebenſo wie das Freudengeheul
der liberalen Judenmeute! die /ſtaatserhaltende“
Daher ſagt das
Hoſprediger Stoͤcker'ſche „Bolk“ nicht mit Unrecht:
„n voller Klarheit und Beſtimmtheit iſt der Beweis
daß das Syftem Stumm mit den Lebens-
intereffen und dem Anſehen der Monarchie, ſowie mit
dem Beſtande einer geordneten Staatsregierung un-








Unfer Grundfehler bei der Beurteilung der Juden-
fragẽ iſt und bleibt, daß wir die Juden immer wie-
der nach deutſchem Ehrgefühl beurteilen.
ſo lärmen ſie
gern im Namen der Menſchenwürde. Wer nun aber
glaubte, ſie würden es nicht überftehen, wenn man ſie


Zuͤden ĩ in dieſe Rolle finden würden. Eine kleine Vor-
probe auf dieſes Exempel machen wix jetzt mit dem
Verbot des Terminhandels. Kaum iſt das Verbot be-
ſchloſſen, ſo geben die Juden und ihre Blätter jeden
Schein von Achtung der Geſetze preis und beſprechen
mit vollendeter Schamloſigkeit die Uebertretung oder
Von

ie daran — wird.
Schon vor einigen Tagen, als der Beſchluß des
Reichstages erſt in Ausſicht ſtand, kündigen die jüdiſch-
liberalen Blätter bereits an, daß das Spiel im Falle
des geſetzlichen Verbotes mit Hilfe des Auslandes be-
trieben werden würde. An den 44 Plätzen













reit, die Aufträge der deutſchen Spieler auf Kaͤuf und


Schaden davon, denn es würde ſchließlich viele Mil-
lionen aus dem Ertrage des Schlußſcheinſtempels ver-
lieren. Jetzt nun hekennen freiſiunige Blätter gaͤnz
öffentlich, daß von der Berliner Produktenbörſe aus


richtet werden ſollen mit der Aufgabe, für die deut-
ſchen Börſenſpieler alle diejenigen Geſchaͤfte durchzu-
führen, welche in Deutſchland ſelbſt verboten ſind.


habt, zu erklären, daß ſie im Stande ſei, Getreide-
ſpielgeſchäfte in 8 Hork und Chicago ehenſo vor-
teilhaft machen zu können, als wenn ſie ſelbſt an diefen
Plätzen eingetragen wäre. Außerdem wollen Berliner
Bankhäuſer in Brüſſel ein großes deutſches (!) Kuliffenz
haus mit einem Kapital von 8 Millionen Franes be-


denen durch das ueue Börſengeſetz der iiinehaidei


Zuden die Maſche ſuchen, durch

Wo alſo die
das weiß

welche ſie dem entſchlüpfen wollen,


dergrube machen; beſſer noch, daß man ſofort den


Zweck wird, wie unſre Lefer bereus wiſſen, im Reichs-
tage beantrugt werden, daß im Ausland erzielte Urteile


in Deutſchland nicht vollſtreckbar ſind.


Hoffent! ich findet er die Zu-
ſtimmung des Reichstages, Von —4 —
wird er ſelhſtvexſtändlich zurückgewieſen und zunächſt
aus formellen Gründen für unzuläſſig erklärt. Die
internationale Rechtsvollſtreckung berühe auf Ver-
trägen, die nicht einfeitig abgeändert werden könnten!
Dieſes Bedenken hinfällig, denn Deutſchland iſt
4 nicht verpflichtet, Urteile zu vollſtrecken, welche
nach der deutſchen Geſetzgebung ungültig ſind.

Abgeſehen dapon iſt allerdings unfjeres Erachtens
der beantragte Zuſatz zu dem neuen Börfengeſetz nicht
ausreichend. Nideftus ſollte erwogen werden, ob
nicht eine entſprechend höhere Strafe auf 2—
zu ſetzen wäre, die von deutſchen Spekulanten mit
Hilfe des Auslandes unternonimen werden. Eine
ſolche Beſtimmung wäre unter allen Unſtänden. wirk-
ſamer. Wem ſie unerträglich erſcheint, der möge nach
Brüſſel, Antwerpen oder Auiſterdam auswandern und
dort ſein Treiben fortſetzen. Deutſchland wird diefe
Leute gerne ſcheiden ſehen.

Nach einem weiteren Antrag ſoll der Reichskanzler
erſucht werden, mit denjenigen Staaten, in denen ein
börſenmäßiger Terminhandel im Getreide, Mehl uſw.
beſteht, wegen Unterſagung dieſes — in Unteiz ‚


Auch dafür haben die

Im —
ſich hüten, die in Deutfchland ver-
die fremden

Man ſieht: Bei dieſer Frage
geht es dem *** „ans Magere“, hier zeigt man


nehmer Denkweife.
Erfreulicherweiſe liegt Grund zu der Annahnie


Anxregung der Reichsregiexung auf ſehr empfänglichen
Hat doch der öſterreichiſche
Ackerbauminiſter Graf Ladebur vor einigen Monaten
erklärt, ſein Ziel ſei die allmählige Befreiung der
öſterreichiſchen Landwirtſchaft von dem nahezu uner-


Verbraucher gleichmäßig ſchädige und an dem natio-
nalen Wohlſtande. zehre. Mitte April kam Graf
Ladebur im Lbgeordleleuhaufe auf dieſe Frage zurück
und verſichexte, daß zur Bekämpfung der Auswüchſe
des Terminhandels in Getreide unbedingt etwas ge-
 
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