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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

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No. 31 - No. 40 (17. März - 14. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42841#0163

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M 40,






* Zahrgaug.



der „Badilde Molksbote“ er-

Heidelberg, Lahnhof ſtraße 9.
Telegramni⸗Adreſſe:

Voelkz bete Heidelberag.
. Amzeigenpreis: —

Die Sgefpaltene Petitzeile 10 Pfs.




unfere
Expedition abgeholt 80 Pfs.

— Boß-Zeitungs-Preislifte





(Schluß)


das Judentum ſchlechthin und betrachte ihre Aufgabe
für erledigt, wenn die Juden eiamal ſämtlich nach
Paläſtina verſchifft würden. So wuͤnſchenswert dies


meiner Mitbürger nicht vorgreifen — ſo wäre das
beſtenfalls nur der Anfang des Beſſerwerdens.




teil bei jeder Gelegenheit, daß der Fehler an uns
ſelbſt liegt. Wir, unſere Schwäche war es, die dem


noch heute thut. Noch heute pumpt der Bauer beim


holfenheit liefert der jüdiſchen Gewandtheit die meiſten


wirtſchaftlichen Verkehr unentbehrlich zu machen, er


‚mag ein weſentliches Glied des wirtſchaftlichen Ver-
kehrs und ſeine Entfernung würde zweifellos eine zu-
nächſt unausgefüllte Lücke zuruͤcklaſſen.


Deutſche nichi in die Haud nimmt, um aus ange-
borenem Reinlichkeitsgefuͤhl ſich nicht damit zu be-


Meiſter der Verhältniſſe macht und was den Deut-
ſchen dabei am meiſten empört. —

Selbſt innerhalb der delüſch ſozialen Reformpartei
alſo iſt der Antiſemitismus in erſter Linie Gemüts-


welche dem Prinzipe des ehrenloſen Egoismus in Ver-
kehr und Handel widerſtrebt. Wir vereidigen Niemand
auf den Antiſemitismus, haben's auch gar nicht nötig;
denn wer die Notwendigkeit unſerer ſozial⸗politiſchen
Beſtrebungen anerkennt, der iſt entweder Antiſemit,
oder er wird es, weil dieſe Beſtrebungen in dem that-
ſächlichen Verhalten des Judentums nicht nur, ſondern
auch in ſeiner ſozial⸗politiſchen Geſinnung ihren ſchärf-
ſten Gegner ſinden. Man halte doch nur Augen und
Ohren offen! Wo wir den geringſten Verſuch machen,
Hand an unſern verrotteten Zuftand zu legen — man
denke an die Geſetze gegen Wucher, Boͤrſenunweſen


wider von dem einſtimmigen Zetergeſchrei der Juden-


und Stützen des politiſchen Radikalismus; und wo der
ſeine Dienſte verfagt, Schöpfer und Führer der Sozial-
demokratie und der Anarchiſten. Wer ſind denn
unſere Demokraten und Freiſinnigen? So weit ſie
deutſch ſind, und das ſind ihrer nicht mehr viele, ein
ſinkendes Geſchlecht, im Haß gegen die „Fürſchte! groß-


deutung des Königtums verkennen und nunmehr wie
die Hanswürſte zaßpeln, wenn das Frankfurter Juden-
blatt unten am Bändle zieht. Schade um ſo riel
Geiſt und ehrliche Geſinnung! Und nun gar die


rechtigte Strömung, in welcher ein erhehlichex Prozent-
ſaß der Deutſchen um ſeine Selbſtändigkeit ringt,
auf die Wege des barſten Unſinns geleitet? Juden
waren es, und Juden ſind es. Allmählich, aber ſicher,
ſchiebt ſich — Singer als Mäntel Fabrikant voran, die
Judenſchaft in die führenden Rollen, und die Zeit iſt
ſicher nicht mehr farn, wenn einmal die paar deutſchen


ſamte Sozialdemokratie von Juden kommandiert wird.
Jede ſittliche, ſoziale, nationale Reform dagegen


ſemitismus gekreuzigt wurde, bis zum heutigen Tage,
wo jeder, der den Juden auf ihre liebſten Hühnexaugen


yne weiteres wenigſtens moraliſch an's Kreuz ge-












und Thoren mit unverminderter Grwalt, wenn einmal


Zorn gegen das Wechslertum im Tempel, gegen das


mannhaften Vertreter finden. Kreuzige! kreuzige!


Blattern. Man weiß es nicht genau; aber bei einem


Wenn man alſo ſeinen redlichen Willen nicht nur,
ſondern auch ſein beſtes Können und Wiſſen in den
Dienſt des Allgemeinwohls ſtellt, wenn man glücklich
ſo weit gekomnien iſt, daß man allen althergebrachten
theoretiſchen Krimskrams, neane er ſich nun liberal,
konſervativ oder ſonſtwie, über Bord wirft, wenn man
anfängt, als vernünftiger Menſch die Löſung der wirt-
ſchaftlichen Probleme unſerer gegenwärtigen Zeit ins
Auge zu faſſen nach dem bewährten Grundſatze: „Der


Menſchen in den Weg treten die von Haus aus gar


und du” — die Bevölkerung Beutſchlauds um 2


dann wird man Antiſemit. Dieſer Vorgang vollzieht
ſich mit Naturnotwendigkeit, völlig unabhängig vom


Ich bin zum Antifemiten geworden ich weiß heute noch
nicht, wie. Mit gleich unvermittelter Gewalt ſcheint


und wie er auch immer auftritt: Ueberall erſcheint er
als der Ausdruck einer ſittlichen Entrüſtung, einer


iſt, uad zwar, ſeltſam genug, immer jüdiſchen Stammes,


Juden und Nichtjaden. Der gleiche Sturm der Ent-


Wo Juda ran der Arbeit ift“ — man

hat. Jeder kratzt ſich halt, wenn’S ihn juckt: es iſt
zwar nicht anſtändig; aber es iſt wohlthätig. Die
toleranten Leute haben entweder ein beneidenswert


oder ſie gehen in ihr Kämmerlein und ſchließen die
Thüre zu und kratzen ſich dort im verborgenen, wie
unter anderen zahlloſe Herren von Müllheim und
Umgegend, die ſich nicht öffentlich kratzen dürfen, weil
der pulex irritans ſchon ſeit Jahren durch
den badiſchen Liberalismus hoffähig geworden iſt:
alUnd ward ſogar Minifter *

„Und kriegt einen großen Stern

„Da wurden ſeine Gejchwifter

„Bei Hof auch große Herrn“
wie Göthe ſingt. Nun tripzeln die Herren etwas
nervös herum und zeigen dabei die ruhigſten und
fidelſten Geſichter. Nur vorſichtig und ſchüchtern wagt

es einmal einer, ſich aus der Geſellſchaft der anftäns


Verſtoß gegen „unſere Mitbürger israelitiſcher Con-
feſſion“ aufehen, unauffällig zu abſentiren; und dann
entdeckt man ſie bisweilen, wie ſie höchſt privatim den
juckenden Buckel emſig an der Thürkante ſcheuern. Es
iſt einfach zum Totlachen. Seit Jahren rufen wir
dem Libecalismus zu: „Thun Sie Ihren Hund weg!
der Burſche hat Flöh!“ *
Woher wiſſen Sie denn das?

Na, mich beißen ſie halt!“

„So? — Vutzi komm! wir gehen.
— Der Kerl hat Flöh!“




Dieſes Zwiegeſpräch, das die fliegenden Blätter
vor einiger Zeit brachten, enthuͤllt die ganze ungemein
geiftvolle Art, in der der Liberalismus den Antiſemitis-
mus bekaͤmpft, und auch die ſchämigen Betrachtungen


eine Verteidigungsrede für Butzi, der unſagbar viel
Flöhe hat Manchmal kratzt er ſich ſogar: aber dann
kowmt Fieſer und ſagt im Tone tiefſter ſittlicher Ent-


Bubi aber iſt ein beaver Hund.




Wie allenthalben, wo das Kaiſerſchiff ſich an den


Samstag mit begeiſtertem Jubel bei ſeiner Ankunſt


ſand, begrüßt. Der Koͤnig, die Königin von Italien, -


präſidenten di Rudini, den Miniſtern Brin und Her-
zog di Sermoneta, dem Generaladjutanten des Königs


königlchen Schaluppe an Bord der Hohenzoilern ine
mitten allgemeiaer begeiſterter Kundgebungen. Die Be-



und ſprach ihm ſeine Befriedigung und wärmſten


Empfang aus. Sodann begrüßte der Kaiſer ebenſo


der Kaiſer und die Kaiſerin im koͤniglichen Palais
einen Gegenbeſuch ab Abends fand im Schloſſe Hof-


lend verneigten. Um I0 Uhr 40 Min. begaben ſich


zend. Die italieniſche und deutſche Nationalhymne ſo-
wie der Sang an Aegir wurden mit lebhaftem Bei-
fall aufgenommen. Die Thatſache, deß Kaiſer Wil⸗-


Sermoneta und dem Botſchafter Bülow ſtatt, während
das Gefolge auf dem Schiff herumgeführt wurde. Die
Unterredung; die nach der „Frkf. Zig.“ politiſch hoch-


Zagesfragen.
— Kaiſer Dilhelm und der Kardinal San


als auch an Bord der Hohenzollern. Ausführlicheres
darüber wird von der paͤpſtlichen Zeitung „Oſſervatore
Romano! berichtet und von der „Germania“ in


Kaum bei uns angekommen, bezeigte der deutfche
Kaiſer ein lebhaftes Verlangen, unſern geliebten Erz-


Die Begegnung

Camaldulenſer⸗Einſiedelung auf dem zauberiſch⸗ſchönen
Hügel, der Neapel beherrſcht, ſtatt, wohin der Kaiſer


Wetter, ſich begab. Der Kaiſer war von der Kaiſerin,
dem Prinzen Heinrich und deſſen Gemahlin, jowie
von dem deutſchen Botſchafter von Bülow begleitet.
Als frommer Chriſt trat der Kaiſer zunächſt in die
 
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