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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

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No. 1 - No. 10 (4. Januar - 30. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42841#0017

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Der 244 Sofksbat, erſcheint 3mal wöchentlich * -' / ‘ ; — —
(Dienstags, Donne tags und Samstags). * durch den Briejträger frei 1’8 Haus gebracht M, 1.25
Jerlag und Feifung: D5eiD e_Iba>rQ‚%afmäng‘fir. 58 ° z‘;.r's&) %mfjm 2* — —
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2 * __ Deidelberg, den 13. Yannar 1896.





7. Sahıg.







Die Vorrechte des „auserwählten

‚ ‘ Voltkes.“

Der Herr „Hofrat Halban“ Vorſtand des mini-
ſteriellen Preßburean verſuchte neulich in den Gängen
des Wiener Abgeordnetenhauſes den Fürſten Liechten-
ſtein zur Rede zu ſtellen, weil dieſer „feinen (des Herrn
Halban ehrlichen Namen verunglimpft und verſpottet
habe.“ Nun führte der Hofrat urſprünglich den aller-
dings nicht gerade hervorragend ſchönen Namen
Blumenſtock; ſo lange er noch nicht die hohen Stufen
der „feinen Geſellſchaft“ erklommen hatte, ſo lange er
noch nicht die nötige „Grundlage“ zu dieſer Erheb-
ung ſein eigen nannte, war er der einfache Jude
Blumenſtock. Später dann legte er mit hoher und
höchſter Genehmigung dieſen häplichen Namen ab und
Serſtand der Kgl. Kaiſerl. Herr Hofrat Halban“.
Als Fürſt Liechtenſtein in ſeinen Reden ſich mit dem


ihn bei ſeinem wirklichen Namen Blumenſtock; das
_ nadnı ihm Hexr Blumenſtock pardon! Herr Halban
fehr übel und bezeichnete es als eine Verunglimpfung.
Eeines „ehrlichen Namens“. Während es einem Deut“
ſchen, der ſtolz auf den Namen iſt, welchen ſchon ſeine
Vorväter geführt haben, als etwas Widerſinniges und
Unwürdiges erſcheinen würde, denſelben abzulegen, um
dafür einen andern einzutauſchen, können wir dieſe Er-


häufig ſich wiederholen ſehen. Ein ſolches, wo ein
Jude den Namen Schmul ablegt, um dafür den bis
dahin ehrlichen Namen Goetze, kroͤtz aller Proteſte von
deren Täzer, zu — aguirieren, iſt noch in friſcher
Erinnerung. Es iſt um ſo erſtaunlicher, daß ein der-
artiges Verfahren mit ſolcher Leichtigkeit unter dem
Deckmantel ſcheinbarer Harmloſigkeik vorgenommen
werden kann und vom Staate genehmigt wird, als
dasſelbe einerſeits einen Raub an denjenigen bedeutet,
welche denſelben Namen führen, den der in Frage
kommende Jude ſich aneignet, anderſeits aber auch die
Gründe ſeines Namenswechſels faſt immer ganz frivoler
Natur ſind. Der gewöhnlichſte und am häufigſten
geltende Grund iſt der, um den Juden, wenigſtens
äußerlich, zu maskieren und den „ehrlichen Deutfchen“
vorzutäuſchen; heißt der Mann ſtatt Schmul, Götze,
ſtatt Itzig und Cohn, Müller oder Schulze, ſo kriecht
die Kundſchaft bedeutend leichter auf den Leim, auf
den ſie unter allen Umſtänden kriechen muß, wenn der
Jude ein „Geſchäft“ machen und feinen Schund an
den Mann bezw. an die Frau bringen will. Zu dieſer
Kategorie des Schwindels, denn etwas anderes iſt es
nicht, gehört die Manipulation, daß ein Jude irgend
ein Geſchäft nicht unter ſeinem verdächtigen und viel-
leicht ſchon anrüchigen Namen aufthut, ſondern unter
allgemeinen reklamenhaften Bezeichnungen, wie „Großes
Berliner Hutgeſchäft“, „Erſte Frankfurter Mäntel-
fabrik“, „Deutſches Kaufhaus“ u. ſ. w. die offtzielle
Blendung des Publikums vornimmt. In jeder größern
Stadt kann man Dutzende dieſer Firmen, welche ſich
ausnahmslos in jüdiſchen Händen befinden, beobachten.
Hoffentlich ſorgt das Geſetz gegen den unlauteren Writ-
hewerb für gründliche Lohilfe auch noch auf dieſem
; Sebiete und [“ r dieſem Schwindel einen gründlichen
— 8*

gorueflen Schwindeleien werden durch Namensänder-


von den Juden unfer den Augen der Behoͤrden mit
frechſter Stirn tagtäglich betrieben. Der Jude Iſaat
Abraham Moſesſohn macht einen Rieſenbankrott, gleich
nachher lieſt man in den Zeitungen die Ankündigung:
Da e8 mir gelungen, die Concuxsmaſſe des Moſes-
ſohn äußerſt billig einzukaufen, offieriere ich u. ſ. 10.
unterzeichnet: Iſaak Abraham. Der Jude macht be-
fanut, daß er ſein eigues Geſchaft, mit welchem er
hochſelbſtPleite“ gemacht hat, gekauft hat, läßt aber
ſeinen eigentlichen Namen weg und unterzeichnet nur
mit ſeinem Vornamen, damit das Publikum glauben
ſoll und auch glaubt, daß nunmehr eine ganz andere
Perſon (reell!) auf der Bildfläche erſcheint., Sollte
man es für möglich halten, daß derartiges bei den
beſtehenden Geſetzen paſſieren könnte? Und doch ge-
ſchieht es und zivar ſehr häufig, obgleich es nichts





welche Gründe ſie auch ins Feld führen, um Namens.
änderungen herheizuführen, feien es ſolche, um „Ge,
ſchäfte! za machen oder einem Blumenſtock die „Hof-
fähigkeit“ zu verſchaffen, unter allen Umſtänden follten
den Juden derartige Manipulationen ſtrikte unter-
bunden werden. Dem betreffenden Beamten, welcher
die Coneeſſton zu ſolchen Namensumwandlungen ge-
rade zu erteilen hat, kann e& ja perſönlich ziemlich
gleichgiltig ſein, falls alle andern von uns angeführten


annimmt, den Jahchunderte lang ſo und ſo viele
deutſche Familien mit Stolz geführt haben, da er für
ſeine Perſon der Sache fern ſteht. Wir ſetzen aber
den Fall, der Jude Schmul käme heute 3. B. zum
Herrn Landrat Wichelm v. Bismarck und bäte um die
Erlaubnis, ſich von jetzt ab ſtatt Moſes Schmul
„Wilhelm Bismarck“ nennen zu dürfen. Wir ſind der
unmaßgeblichen Anſicht, daß Herr Schmul in dieſem
Falle fehr bald aufgefordert wuͤrde, die Thür der land-
rätlichen Behauſung von draußen zuzunachen. Und
doch iſt das genau dasſelbe, als wenn der Hebräer
den ehrlichen Namen eines andern deutſchen Mannes
aquiriert, denn andere Familien, wie z. B. die Familie
Hötze, ſind ebenſo ſtolz auf ihren Namen, als Graf
Bismarck auf den ſeinen und empfindet die Schmach,
denſelben von nun ab mit dem Juden Schmul ge-


der gräfliche Landrat! Ein Recht für alle!! — Leider
lehren uns die Erfahrungen, daß alle unſere diesbe-
züglichſten Forderungen fromme Wünſche ſind und daß
es mit der Realiſierung derſelben vorläufig gute Wege
hat; wurde doch eine Petition der Familie Götze, Ddem
Schmul die Aenderung ſeines Namens in Götze zu


Leterum censeo: erſt kommt im ſchönen deutſchen
Vaterlande der Jude, dann kommt der Jude noch-
mals und dann erſt kommt der Deutſche: im eignen
Hauſe ſpielt er eine ganz untergeordnete Rolle! So
iſt es, wie lange wird es noch fo bleiben? Auf, und
richtet die Augen auf eine echt deutſche Stadt, zum
ſchönen Wien, wo deutſche Männer unſer Banner ent-
falten und es herrlich durch gewaltigen Kampf gegen
finſtere Gewalten zum Siege führen, dort ſehen wir
den jungen Tag lenchtend hereinbrechen, in goldner
Morgenröte erſtrahlt eine Zukunft, wie wir ſie in den
kühnſten Träumen nicht zu erhoffen wagten. Im ge-


bald wird die Zeit kommen, wo ſie die ſchönſten Früchte
ihres heiß erſtrittenen Sieges genießen können. Möge
auch uns ein Lueger erſtehen und uns führen vom
Kampf zum Sieg! Das unſer innigſter Wunſch für
das neue Jahr! —
Zagesfragen.
Alnſer Kaiſet wünſcht Aeſchleanigung der
Sandwerkergefeßgebung. Ueber die beſchleunigte
Fertigſtellung des Berlepſchen Geſetzentwurfs üher die
Handſwerkerorganiſation machte der Obermeiſter Rings-
Köln in Crefeld auf einer großen Handwerkerper-
fammlung folgende Mitteilung: Gelegentlich des Eſſens
bei dem Finauzminiſter Miquel für den Vorſtand der
Zentralgenoſſenſchaftskaſſen hatte der Kaiſer eine lange
Unterredung mit Handwerkervertretern und äußerte
darauf zu dem Haudelsminiſter Berlepſch: „Die Hand-
werker wünſchen etwas mehr Zwang, etwas mehr
Dampf, Herr Miniſter!“ Dex Miniſter antwortete:
„Majeſtät, Anfang März hoffe ich die Vorlage dem
Bundesrate zu machen.“ 4
— Hohenzolleru· Borte. Ein gewöhnlich ſehr
gut unterrichteter Gewährsmann ſchreibt uns, daß Se.
Majeſtät der Kaiſer neulich zu einigen Herren Seiner
Umgebung, als die Rede auf die geſtohlenen ſoge-
nannten „Hammerſtein-Briefe“ kam, geſagt habe:
„Darüber brauchen ſich die Betroffenen keine grauen
Haare wachſen zu laſſen. Was in Privatbriefen ſteht,
geht mich gar nichts an.“ Dieſe Mitteilung hat ſehr
piel Wahrfcheinlichkeit für ſich. Eine ſolche hochherzige







Auffaſſung entſpricht durchaus der Hohenzollern-Art,






berartige Dinge frei von jeder kleinlichen perfönlichen
Empfindlichkeit zu behandeln, wofür aus dem Leben
der beiden heimgegangenen Kaiſer zahlreiche Beifpiele
beka nnt ſind. — Den Herten Barik, Singer, Bebel,
Liebk necht und Genoſſen dürfte dies Kaiferwoͤrt aller-
dings wenig behagen. Ihr politiſcher Revolver wird
dadurch zur unſchädlichen Kinderflinte!

— Die Emporkömmilinge der wirtſchaftlichen
Freiheit. Anfang 1888 ſtand in Wien ein Mannn
vor Gericht, dem die modexne wirtſchaftliche Freiheit
die Möglichkeit zugeſichert hatte, um nmit. der „Boff.
Ztg.“ zu reden, „ſich auf die Höhen des Lebens zu
erheben“. Nach einander war er Weinhändler Manu- -
faktuxwaarenhändler, Zündholzfabrikant, Schreibwaren-
fabrikant, Bankreditſpekulant, Oelfabrikant, Getreide-
Händler und Wucherer geweſen und hatte ſich mit
Hilfe allerlei ſchwindelhafter Praltiken ein Vermögen
von 100,000 Gulden gemacht. Markus Holländer
hieß dieſer Mann. Mit ſeinen 100, 000 Gulden gründete


ſchlechte Senſen anfertigen ließ, in trügerifcher Weiſe
mit den renommirteſten Marken ſtempelle und ſie dann
als die beſte Ware um 10 pEt. billiger verkaufte. Im. -
Jahre 1887 hatte er 30,000 ſolcher minderwertiger
Senſen als gute nach Rußland abgefetzt. Der Staats-
anwalt brandmarkte dieſes Verfahren als einen „heim-


aber in den Zeiten, da in auderen Erwerbszweigen
der Befähigungsnachweis gefordert wird, muß man


einer ſteieriſchen Eiſengewerkſchaft zu ſein? Warum
war er das? Eingeſchlichen hat er ſich unter dieſe
ſchlichten Leute und die reine Luft der Alpenthäler
und ſie mit dem verpeſteter Hauch neuer Geſchäfts-
praktikten vergiftet“ Markus Holländer geſtand ſeine
Nachahmungen ohne weitexes ein in der Meinung, da
das öſterreichiſche Markenſchutzgeſetz nur eine Höchſt-
ſtraſe von 500 Gulden kennt, daß er zu einer höheten
Straſe keinesfalls verurteilt werden könnte. Als er -


klagte, verſicherte dieſer Ehrenmann: „Wenn ich hätte
ahnen können, daß ich nur gegen ein i-Tipfelchen des
Strafgeſetzbuches verſtoße, alle Schätze der Welt hHätten
mich nicht vermocht, derartiges zu unternehmen“.
Markus Holländer wurde wegen Betrugs zu fünf Jahren


laſſung wieder eine Senſenfabrik in Ungarn errichtet.


ſchädigt und den guten Ruf der öſterreichiſchen Senſen-
Induſtrie faſt vernichtet. Das ſind die Leute, die im
Kampfe aller gegen alle inmitten der ſchrankenloſen
Gewerbefreiheif zu den „Höhen des Lebens empor-
kommen. —
— Sozialdemokratiſche Geſchichtslehre. Wie
alljährlich bringt der „Vorwärts“ auch diesmal wieder .
den Genoſſen einen „hiſtoriſchen Kalender“ dar, der,
wie er ſchreibt, durch die ſorgfältig zuſammengeſtellten
Daten den Parteigenoſſen als Erinnerungsblatt will-
Mit welcher Gründlichkeit ver-
fahren iſt, davon einige Proben. Unter dem 6. Febr.
iſt vermerkt: „1895 Kaiſerl. Februgrerlaſſe durch
Miniſt. Erklärung im Reichstage anullirt“. An die-
ſem Tage erklärte nämlich Fürſt Hohenlohe: Es be-
ſteht bei der preußiſchen Regiexung, über deren Auf-
faſſung allein zur Zeit Aufſchluß gegeben werden kann,
kein Zweifel, daß es ihre Aufgabe iſt, das Programm,
weiches der Erlaß Se. Maj. des Königs von Preußen
vom 4. Februax 1890 aufſtellt, zur Durchführnng zu
bringen. Der Kalendermann des „Vorwärts“ ſchreibt
„annullixt!. Mit ſolcher Sorgfalt wird den Genoſſen
die Wahrheit vorgetragen. Aus dem Jahre 1895 iſt
hinter dem 2. September bemerkt: „Wilhelms II.
Rottenrede beim Gardefeſtmahl“, zum 27. Aug. „Be-
hoͤrden in Reuß unterſagen Sedanfeier”. Am 3.
März ſteht: „321 Allgemeine Sonntagsruhe vom
Kaiſer Konſtantin eingeführt, 1892 von den Berliner
Stadtverordneten abgelehnt!. Kaiſer Wilhelm exiſtirt
in dem Kalender nur inſoweit, als die fämtlichen
Attentate gegen ihn verzeichnet ſind. Mit beſonderer
 
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