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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

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No. 41 - No. 50 (16. April - 7. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42841#0167

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7. Jahrgang.





Der „Vadiſche Yolkabote“ er-
ſcheint zmal wöchentlich (Diens-
tag, Donnerstag und Samstag).
Verlag und Leitung:
Heidelberg, Vahuhofſtraſte 9.
Telegramm⸗Adreſſe:
Yolksbote Heidelberg.
_ Auzeigeupreis:
Die oͤgeſpaltene Petitzeile 10 Pfg.




Preis vierteljahrlich
durch den Briefträger frei in's
Haus gebracht MFk. 1.25, durch
unſere Boten in Geidelberg 1 M.
Am 4* chalter oder von 44*

Expedition abgeholt 80 Pfs.
Voſt· Zeitungs· reialifte
Ar. 755,



Verantwortlicher Kedakt

eur: Ado






Druct und Verlag von Schwaiger




l— ——— ß —— k E —
































2





Vürgertum und ſiiuigtum.
Wir leſen in der trefflichen, von Dr. Friedrich


ſtehende Ausführungen,
vorenthalten wollen:

Nahezu wirkungslos ſind bei dem deutſchen
Bürgertum die großſprecheriſchen Aufrufe der Ver-
treter des modernen Börſenliberalismus verhallt.

alte Genoſſen, nicht neue Freunde Das deutſche
Bürgertum, im ungefährdeten Beſitz der errungenen
politiſchen Freiheiten, verlangt für das wirtſchaftliche
Leben nach Ordnung und Orgaͤniſation, damit nicht
Großkapital und Borſenſpekulation noch mächtiger
werden, als ſie es ſchon geworden ſind, damit nicht
unlauterer Wettbewerb und Geſchaͤftsſchwindel die
ehrliche Arbeit im Handel und Gewerbe vollends zu
Grunde richten. Dieſes Verlangen wird ſelbſt in den


auch vorerſt nur ſchüchtern geäußert. Im Großen
und Ganzen darf man ſagen: das deutſche Burgertum
in ſeiner überwiegenden Mehrheit iſt grundſätzlich
einverſtanden mit den neuen Geſetzentwuͤrfen, welche

der Börſenliberalismus verpönt, mit der Reform der
Börſe, mit der Bekämpfung des unlauteren Wett-
bewerbes, mit der Verſchärfung der Margarinebe-
ſtimmungen, mit der zweckmäßigen Organiſation des
Handwerkes u. ſ. w. Es erblickt darin keinen Rück-
fall ins Mittelalter, ſondern einen notwendigen
Fortſchritt.
Selbſt die Organe des Börſenliberalismus können


und ſo wenden ſie ſich an die
einzuwirken auch wohl der neue „Se (
agrariſche Uehergriffe? in erſter Keihe beabſichtigt.
Die Staatsregieruͤng, verſichert das „Berliner Tagebl.“,
habe arg gefehlt, ſie habe ſich beklommen und kurz-
ſichtig von jenen — börſenliberalen — Anſchauungen


eine gedeihliche Staatsverwaltung und Staatsgeſetz-


her ſich dauerhafte ſtaatliche und geſellſchaftliche Zu-
ſtände nicht ſchaffen laſſen; es müffe endlich das ge-
fährliche Spielen und Liebäugeln ınit verwirrenden
ſozialiſtiſchen Gedanken geſellſchaftlicher oder religiöſer
Herkunft ein für alle Mal ein Ende nehmen! Sonft
trenne uns nur noch eine Galgenfrift von der Kata-
ſtrophe. Von welcher Kataſtrophe? Hoffentlich von
der Kataſtrophe der Börſen⸗ und Geſchäftoͤſchwindler!




dabei gedeihen ſie, dafuͤr wollen ſie die Regierung ge-
winnen. Noch etwas deutlicher, wenn auch umftänd-
licher, ſpricht ſich die „Berliner Börfenzeitung“ aus,

die ſchlechten demagogiſchen Umtriebe mit ſtarker Hand
niederhaltende, den denkenden und auf eine folide
materielle Grundlage ſich *44 — Schichten der Be-
völkerung eine bezüglich ihrer Ziele und der zu ihrer
Erreichung zu beſchreitenden Wege mit ſich felbft im
Reinen befindliche Regierung.“ Beiläufig bemerkt
Demagogen nicht etwa die Sozialdemokraten, ſondern,

hervorgeht, die Freunde nationaler Sozialreformen
von den Agrariern bis zu den Antiſemiten.

Schwaͤnkend und unentſchloſſen iſt ohne Zweifel
die Haltung der Regierung, und viele ihrer geheimen
Räte ſtehen noch mit beiden Füßen auf dem Boden

nerden ſich hoffentlich die maßgebenden Kreiſe der
Reichsregierung endlich Mar gewoͤrden ſein, daß ſie
unter gar keinen Umſtänden zu Gunſten des Börſen-
liberalismus Partei ergreifen duͤrfen, wenn nicht aus

des ſozialen Koͤnigtums. Denn es liegt die Gefahr

uur das Proletariat immer maſſenhafter auftritt, ſon-
dern auch die Geldherrſchaft immer einflußreicher wird
und ſich ſchließlich zur oberſten Macht im Staͤate auf-
wirft, ſelbſt dem Königtum überlegen. Dann haben
die Nönige keine Daſeinsberechtigung mehr, bloße
Präſidenten regieren gefügiger und billiger und ſind
überdie8 leicht abſetzbar Das iſt keine Ausgeburt der
Einbildungskraft, keine graue Theorie, ſondern längſt
rauhe Wirklichkeit geworden. In den Vereinigten
Staaten von Nordamerika regiert und verwaltet die
großlapitaliſtiſche Verbandelung in politiſcher Freiheit

aber ſchrieb unlaͤngſt die Pariſer „Autorit&” : „Denn
unter dieſer Republik ſind die Rothſchilds Könige, ſie
ſind die fouveraͤnen Herren des Landes.“

‚ Wo das Koͤnigtum es unterläßt, den Schwachen
rein ſtarker Hort und Schutz zu ſein gegenüber den
Starken, wo es ſich mit der Geldmacht verbindet und
zu ihren Hunſten eingreift, wird es bald zurückgedrängt
und überflügelt. In dem Kampfe der Parteien und
Intereſſen um die Führung der Staatsgeſchäfte giebt
dort die Hochfinanz mit ihrer Geldmacht den MAus-
ſchlag, es gelangt durch ſie und unter ihrer Leitung
die korrupfionsfähigſte Partei znr Regierung und zu«
letzt zur Herrſchaft, da das Königtum ſich ſeine feſteſten
Stützen ſelbſt entfremdet hat.

Von Anfang an hat Kaiſer Wilhelm bekundet,
an den Ueberlieferungen des preußiſchen, des ſozialen
Königtums feſtzuhalten, bei ſeiner Willenskraft wird














teit werden die bereits mit Drohungen verbundenen


auch wenn ſich manche Regierungskreiſe dafür. em-
pfänglich gezeigt haben ſollten. Des ſozialen König-


Wo beide Hand in Haͤnd mit einander gehen, wer-
den Staat und Geſellſchaft ſich friedlich und gedeihlich
entwickeln, während Zugeſtändniſſe an die Plutokratie
oder an die Sozialdemokratie dem Umſturz die Wege
bahnen. „So lange noch,“ ſagt Roſcher „zwiſchen
Reich und Arm ein breiter Mittelſtand dawiſchen
liegt, werden die beiden Extreme ſelbſt moraliſch vom
Zuſammenſtoß abgehalten. Nichts bewahrt ſicherer vor
dem Neide gegen die Höheren und vor der Veracht-
ung gegen die Niederen, als eine unabgebrochene


In den neuen Geſetzen, die der Börſenliberalis-
mus ſo eifrig bekämpft, erblickt der Mittelſtand, das


auf der Bahn ſolcher Reformen wird nicht nur das
deutſche Bürgertum, ſondern mit ihm und in ihm auch
das deutſche ſoziale Königtum kräftigen.

Aus Stadt und Land,
Heidelberg, 15. April.

haupt nicht erhalten, ſo bitten wir um ſchleunigſte
Reklamation, damit Abhilfe geſchaffen werden kaͤnn!
; X Seidelberg, 15. April.

Verhandlung wegen Herausforderung zum Zweikampf
mit tödtlichen Waffen ſtatt. Der Sachverhaͤlt iſt kurz
folgender: In Folge eines Briefwechſels mil den
Herren stud. Schröder und Ruland ſahen ſich die An-


Herxen eine Forderung zu überſchicken. In ſonſt nicht


legen zu laſſen, wodurch jedoch die ganze Angelegenheit
zu Ohren der Staatsanwaltſchaft fam. Das Urieil
lautele gegen Pfund wegen Herausforderung zum
Zweikampf auf 3 Wochen Feſtung, gegen Wagner
wegen Kartelltragen und Herausforderung ebenfalls
3 Wochen Feſtung, gegen Treiher wegen Kaͤrtelltragen
auf 2 Wochen Feſtung. Es ift dies ſeit Jahren der
erſte Fall, daß Heidelberger Studenten auf ſoͤlche Art
und Weiſe auf die Anklaͤgebank kommen.

Geidelberg, 15. April. Das Protektorat über
die in den Tagen vom 9., 10. und II. Mai hier
ſtattfindende „Internationale Hunde⸗Ausſtellung hat
der Erbgroßherzog, das Ehrenpräſidium Fürft zu
Es werden zahlreiche An-
meldungen erwartet, und da mit der Ausſtellung ein
 
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