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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

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No. 121 - No. 130 (27. Oktober - 18. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42841#0519

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Der — e Yolkabote“ er-
ſchiit * wöchentlich.
Verlag und Leitung:


Telegramm-Adreſſe:
Yolksbote Heidelberg, *
Auzeigeupreis:
Die Sgefpaltene Petitzeile 10 Pfg.







M Ig0.



— Folitifber Feil.
Zur Lage.


Schwaͤrmerei der Juden und Judengenoſfen bald eia
Ende mit Schrecken nehmen wird, denn Mac Kinlch
faͤngt ſchon an — wenngleich zunächft mit Vorſicht —


_ Bellt man ſich meiſt, als fer man bon feiner Wahl zum


beſſer iſt die Gelegenheit, dın Wandlurgen nachzuſpuͤren,


—. Bimetalijten ſeit etwa ſechs Jahren haben dutchmaͤchen
. feden. Damals, anno 1890, als der bielang unbekarnte

Senator von Ohio ploͤtzlich mit ſeinem berühmten Tarif

herarsgeruͤckt kam, zu dem er uͤbrigens nur den Namen
hergegeken haben foll, war alle«, was freihaͤndleriſch
Ltteucht und fleucht', enlſetzt; jahrelang hat es keinen
verhaßteren Namen gegeben, ais den Mac Kinleys. Bis
in den Abgtund der Hoͤlle wurde er verflucht, und nicht


Schaden getyan und maͤnchem Hebraͤer das Gefckäft ver-
Deorbey Dann aber kam die Zeit, da Clevelands zweite
Amte friſt abzulaufen anfing, und e& ſich darum handelte,
ELkeem Gold- odir ein Silberpraͤſtdent gewaͤhlt werden
. folle. Die Rexublitaner warfen ihre Augen auf Mac
Kinley, ſeines Tarifs wegen, der ihnen fo gut gefallen
hatte, — — verlangten aber, daß ır ſich vom Sllber
zum Gold btkehre, und damit zeigten ſie, daß ſie den
SOfwohl, wie gefagt, feiner
wahren Neberzeugung nach Bimetalliſt, befann ſich Mae


ein, und es ward Mode, Mac Kinly zu bewundern.
Als er am 3. d. Mts. auf den Schild gehoben wurde,
bat ſich unſere Judenpreſſe loͤrmlich uͤberſchlagen: Was
Schutzzoll —] rief die „Goldwaͤhrungs-Korkeſpondenz?
— ba8 ſind Nebenfachen; worauf es ankommt, war, das
Gold zu retten, und das hat Woc Kinley uns beſorgt!
— 3yniſcher haͤtte
koͤnnen.
‚ bie nationale Arbeit famt ihtem wuͤhſamen Gewinn, die
uͤmmert ſte nicht ſo viel! Immerhin ſuchten manche
ihter Organe vorſichis-⸗ und anfiandehaͤlber bie Vorſtellung
— gu nähren, als werde Mee Kinlty, zur Macht gelargt,
. RO huͤten mit ſeinen Schutzzolplaͤnen allzuweit zu geben.
Das hat aber nicht lange vorgefchlagen, denn Mac Kinley
erflärt ſchon jetzt kurz und tioden, daß er es als ſeine
DBauptaufgabe detrachte, das heimiſche Großgewerke vor


er bamit, wie es ſcheint, nicht bis zum Heroͤſt 1897
warten, wo der Kongreß verfaffungsmäßig . zufommen-
tttreten ir üßte, ſondern es foll eine außerordentliche Tagung

unmiutelbar noch dem Regierungeanttitt des neuen Präs
ſtdenten ſtattfinden, damit die beatſichtigten Zollerhoͤhungen
recht rafch ins Lben treten koͤnnen. Vielleicht geſchüht
das ſchon im Fraͤhling naͤchſten Jahres. Dann wird


wird auch das dortige Weltz Ronfetktionegeſchäͤft
bheiroffen. werden, das ſich faſt durchweg in juͤdiſchen
HGaͤnden befindet. Auch beſſere Leute werden aber uͤnter
dem Umſchwung druͤben ſehr zu leiden haben, waͤhrend
der Sieg Bryans hoͤchſtens die großkap taliſtiſche Welt
geſhaͤdigt haͤtte. Hoͤchſtens!.. Darum aber dreht ſich
doch der ganze Kampf, daß dieſe Welt das ihrige un-
eſchmältrt behalte. Soger die Sozial emokraiie kennt

keine anderen Ziele und jabelt deshalb Kinl:y zu. Und
QS. Bl.)

3u den aufifemitifden Siegen in Biederöftereeich


mit den dortigen Parteiverhältniffen vertrauten Geſtnnungs-
genoſſen augführlichere Mitteilungen gemacht, denen wir
ZBolgendes entnehmen:
Die neue Landtagswahlordnung, wie ſie in der letzten
Seſſion des vormaligen Landtages ausgearbeitet worden
„ AR, feßt im ganzen 78 Mandate fuͤr den Landtag feſt,
von denen 74 duͤrch Wahl beſtimmt werden, waͤhrend 4
Mandate Einzelſtimmen ſind. Die 74 Mandate zerfallen
in drei Kuriin/ in die Landgemeinden⸗, in die Städte-
und Haͤndelskammer⸗ und die Großgrundbeſitzerkurie.
In der Landgemeindekurie, die 20 Man-
doate umfaßt, ſind die Antifemiten, wie bekannt, überall
durchgedrungen. ;











Yreis vierteljahrlich *

durch den Briefträger frei in's
Haus gebracht ME 1.25,am Poͤſt.
ſchalter oder durch unfere Boten
in Heidelberg 1 M., von
Erpedition abgeholt 80 Pfg.
Poß-Zeitungs-Preislifle

Ur. 771.



Die Sta dtg emeindekur te umfaßt 34 Man-


Öfte reichs verteilen. Von den 21 Mandalen der Stabt


drangen in allen Bzuten bis auf den eraen durch, diefer


geometrie, mit der die Maͤndate verteilt ſind, allein 6,


date aufbringen. . *
In den Städten Niederoͤſterreichs waren auch die


und dies auch rur mit einem unglaublichen Tertorismus

z. B. Uneinigkeit der Autiſemiten 20


Judenliberalen.


wurden vier klerikale und zwoͤlf liberale Großgrundbeſtger



beren 2, bie der Univerfität und dir Technit, je nach der
jeweiligen Beſetzung des Riktorats wechſeln duͤrſte.
Daher ſtelt ſich das Gelamtergebnis folgendermaßen:


barunter 2 Schönerianer und ſonſt noch zur Haͤlfte
Deutſchnationale und Chriſtlich fozlale und haben damit
eine volle Majorität, ſo daß ſie keineewegs irgendwie der
andtren Partelen beduͤrfen zur Durchfuͤhrung des Pro-


tage6 außführbar ift. Die Liberalen werden auf 26 und
die Klaitalen auf 7 Stimmen zaͤhlen Bönnen.

Zum Schluß ſchreibt der Gewährsmann des D.G. A.
tech Yolgendes: — 20232382 ; 7

Eins mößte ich Ihnen
teiltn. Die Geruͤchte, daß die Antifjemiten co nicht wagen
verden, trotzdem ſie in der Majoritaͤt ſind, den
lenden Landmarſchall aus ihrer Mitte zu waͤhlen, und
daß der Landmarſchall deshalb aus den klerikalen Groß-


gruͤndung.
haht, wird wahrſcheinlich der bekannte
chriſtlich ſeziale Fuͤhrer Fuͤrſt Alois Lichtenſtein zum Land-
marſchall gewaͤhlt werden, mit w lcher Wahl jeder Anti-
ſemit wohl zufriedenſein kann. *



— Der Reichsela für 189ꝛ / y giebt die Ein-


Millionen Mark, die einmaligen des ordentlichen Etats
auf 101 Mihionen und die einmaligen Ausgaben des
außerordentlichen Etats auf 57,6 Millionen. Gegen den


von 61 Nillionen. Die Matrikularbeitraͤge ſind auͤf


nekerweiſungen auf 404 Millionen (16 Millionen mehr).
Die dauernden Ausgaben fuͤr Militär ſind mit 378
Mill. Mtk. in Anrechnung gebracht, die einmaligen mit


offiziere, 479226 Gemeine, 2107 Militärärzte, 1078
Bahlmeifter, Muſtkinſpicienten, Werkſtaͤtten-Voͤrſieher bei
der Luftfchiffer-Atteilung, 583 Roßaͤrzte, 1045 Baͤchſen-
93 Sattlet und 97850
Dienſtpferde. Infolge der Umformierung der vierten
Bataillone in Vollbataillone und deren Zuſammenlegung
zu Regimentern und Brigaden ſind im Etat des
preußiſchen Reiche-Militaͤrkontingents an Offizierſtellen


33 Regiments⸗Kommandeute und 244 Secondelieutenants.
Dagegen gehen ab die Stellen für 49 Bataillons-
Kommandeurt, 2 Hauptleute I. Klaſſe, 2 Premier-
lieutenants, ferner die als kuͤnftig wegfallend bezeichneten
18 Stabsoffiziere, 2 Hauptleute L. Klaſſe und 2 Premier-


maligen ordentlichen Ausgaben 66 Millionen Mk. (gegen
28,7 Mill. Mi. im vorjährigen Etat); davon gehen ab
3479 Mill. (3,69 Mill) Mt. Zuſchuß des außer-










7, Iahrgang,

ordentlichen Etats, ſo daß die Summe



der enmaligen


trägt. Der auhetordentliche Etat beträgt einſchließlich des
erwähnten Zuſchuſſes 38,68 Mill. Mi. gegen 5,8 Mill.
Mt. im Vorjahre. Diefe Ausgabe ſoll aus einer Anleihe
gedeckt werden. An Neubauten für die Marine werden
fuͤr das Femmende Etatsjahr erſte Raten für ein Panzer-


2. Klaſſe, einen Moijo „Erfag Faike“, zwei Kanonenboote


Dioiſtonsboet und 1,8 Mill. M für Torpet oboote ge-
Der Etat für. die Schutzzebiete fordert im

Canzen 11 Mill. Ml. Davon entfallen auf Deutſch-
Oſtafrila 6 Mill. ML, auf Kamerun 1,27 Mill. ML,
auf Toge 400 000 Mt., auf Deutſch-Suͤdweſtafrita 35
/ Die Einnadmen And folgendermaßen vers
anſchlagt: Zoͤlle 372 Mill. Mk. (gegen 356 Mill M


Vill) Mt., Zuckiſteuer 81 Mill. (80 Mil.) Mt.,
Salziteuer 456 Mil. (445 Mid) Vet, Branntwein
ſteuer 17 Mill. (17,97 Mild.) M, Berbrar Hsabgabe
und Zuſchlag dazu 98,7 Mill. (99 Mill) M, Brau-
Reuer und Uebergangeabgabe von Bier 26,8 Mil. ( 25,7 _
Mill.) Mt. Un Stempitlabgaben finv an Cinnahmen
veran[dlagt zuſammen 61,87 Mill. (61 Mid.) Mark,
— Der Etat der Reich!⸗Poſt⸗ und Telegraphen Verwaltung


nahmen der Eiſenbahn Verwaltung ergeben einen Ueber-
ſchuß von 25 Mill. Mk. (1,9 Mill. Mf. mebr), der


E, berechnet. Die n berſchaſſe aus dem Jahre 1895/96


— Der Eifer für Dreyfus. Die jAdi[H-freifinnige
Prefje ſetzt ſich fuͤr den als Landesverräter zur
Deportatlon verurteilten franzoͤſiſchen Hauptniann Dteyſfus
mit emem Eifer ein, dır ſich, nur aus dem — zu ·
fälligen — Umfanhe, daß Driyfus Jude iſt, alſo aus

Dem _ naftonalen. Zufammer des Juden-
tum8 atait. Cin treffender Sarlatmys liegt darini;
“ in Uinem „Biez
Uuffage die Schmaͤh⸗

Ungen, welche die liberale, deutſche“
Jirſten Bismarck bringt, zuſammenſtellt mit den lammenden


fönnte dleſe deulſche
Preſſe nicht beurteilt werden, als mit den Schlußſaͤtzen:
Die Welt wird nun wohl einſehen, da 8 3 8
‚ neben der Berfolgung des Landesderraͤters Bismarct
keine wichtigere Angelegenheit für Deutſchland giebt,
als die Befteiung des edlen Drehfus aus den Hänben -
der franzoͤiſchen Juſtizmörder. Deutſche Kriegsſch ffe
muͤſſen za ſeiner Befrelung ausgeſandt werden, ja auf
einen Krieg mit Frankreich darf e uns nicht ankonmen,
wenn es gilt, dieſen groͤßten Maͤrtyrer dieſes Jahr?
hunderts zu befreien. Von ſeinem Standpunktẽ wag
das „Berliner Tageblait' in gewiſſem Sinne Rechi
haben: Dreyfus hatte ebenſowenig ein Vaterland, daß
er verraten konnte, wie das „Berliner Tageblatf, in-
dem es unſeren Bismarck ſchmaͤhte und bei der Ent-
ſcheidun: Bismarck oder Dteyfus? in das wilde Ge-
— bheul der luͤdiſchen Demagogen zur Zeit Chrſti ein-
Timmt!: Kreuzige, kteuzige ihn und gieb ung dieſen
Barnabas los l“
—— é/,,— —
Parlamentariſche und Partei-
* Nachrichten.

Verſammlungen finden ſtat Dienstag, 17. Nov.,
abends !/29 Uhr, im „Pflxg“ zu Nedargemünd
und Donnerstag, 19. Nev., abende 129 Uhr, in der
Bierbrauerei Merkel zu Doſſenheim.

Die antiſemitifche Berfammlung in Medesheim
war, trdtzen der bekannte nationalliberale Kniff ange-
wendet war, um dle gleiche Tageezeit eine Sitzung des
Militärvereins anzuordnen, gut beſucht. Die Worte des
Redners, Herrn Goebel, fangen allgemeinen Anklang.

In Fraukfurt a. M, Bezirk „Innere Siadt“
wurde der erſte Antifemit (8. W. Bhlenſchlager) in
die Stabfverordneten-Berfaumlung gewaͤhlt.

— Das Geſamtreſultat der Reichstaͤgsſtichwahl in
Nainz iſt folgendes: Dr. Schmitt (Zentrum) 10296,
Dr. David (Sez) 10102 Stimmen. Der Zentrume-
fanbidat‘ Dr. Schmin iſt ſomlt gewaͤhlt. Die antiſ.
Stimmen waren für Or. Schmitt aͤusſchlaggebend.

Aus dem Reichstag. Der von dem Bunde der
Landwirte entworfene Geſetzentwurf uͤber die Invaliditaͤts
 
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