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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

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No. 101 - No. 110 (10. September - 01. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42841#0415

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— Der „Eadiſche YNolksbote“ er-
ſcheint dreimal wöchentlich.
4 Verlag und Leitung:

— Heidelberg, Lahuhofſtrᷣaße d.
1 Telegramm⸗Adreſſe:

/ Yolksbote geideiberg.










— Yreis vierteljahrlich
durch den Briefträger frei ins

ſchaltex oder durch unfere Boten
rpedition abgeholt SO Pfs.





Zolitiſcher Teil.
* Areue um Treue!
Das iſt echte, deutſche Sitie. Ein ſchlechter, un-

Treundſchaft mit Gleichgiltigkeit oder gar Undank.
Deshalb wendet ſich der Baͤdiſche Volksbote im
vollem Vertrauen an ſeinen Leſerkreis mit der
Bitte, auch im nunmehr herannahenden neuen Viertel-
ahre ihm ſeine Freundſchaft zu bewahren. Iſt doch
der Badiſche Volksbote immer und überall mit Mut




Eſer, für die Rechte des arg bedrängten dentſchen
Mittelſtandes in Stadt und Land.

Freunde, Geſinnungsgenoſſen, die Ihr den Bad.
Volksboten durch die Poſt bezieht, ſchlebt das Neu-
Abonnement nicht auf die lange Bank, ſondern meldet
es ſobald als möglich an, damit keine Verzögerung
der ſonſtige Unregelmäßigkeit eintritt. Nur dann
bernimmt die Poſtverwaltung die Garantie für pünkt-
- liche Lieferung, wenn das Abonnement ſchon 8— 14
Tage vor Beginn des neuen Quartals bei ihr erneuert
worden iſt. * ; *

Geſtnnungsgenoſſen auf dem Lande! Es nahen
nunmehr wieder die langen Herbſt-⸗ und Winterabende,
_ an denen Ihr wieder genügende Zeit habt, Euch durch
Zeitungsleſen über die inneren und äußeren politiſchen
Verhältniſſe zu unterrichten. Und ein Landwirt mu
heutigen Tages ſich im Laufenden erhalten über die

ſich „liberal? ſchimpfen, gegen ihn im Schilde führen,
damit er durch kraftvolle Gegenagitation ſeine Rechte
zu wahren vermag. — Landwirte, denkt an die
Caprivi'ſchen Handelsverträge, die Euch faſt an

Gefahren drohen Euch auch in Zukunft, wenn Ihr
nicht ein wachfames Auge habt. 2—
Gandwerker! Die nächſte Reichstagsſeſſion ent-
ſcheidet über Euer Wohl und Wehe. Eine Geſetzes-

unterbreitet worden, welche dazu beſtimmt iſt, Euch
wieder ein feſtes Fundament zu ſchaffen, auf dem ſich
_ in neuem Glanze der altehrwürdige Bau des Hand-

verjudeten Liberalen und Demokraten, daran,
durch Hetzereien und Quertreibereien die gute Abſicht
der Regierung zu vereiteln. Auch für Euch iſt es ge-
/ radezu ein Akt der Selbſterhaltung, wenn Ihr deren
Machinationen durchkreuzt, und das könnt Ihr nur
/ dann, wenn Ihr über dieſelben Aufklärung in hand-
werks-freundtichen Blättern erhaltet.

die Ihr Euch redlich durchs Leben ſchlagt, wer iſt
Euer Feind? Es iſt derſelbe, der die Landwirtſchaft
_ und das Handwerk bedroht, es iſt das jüdifch-Liberale
Mancheſtertum, das, im Banne des goldenen Kalbes
ſtehend. dem unlauteren Wetfbewerb, der
Schleuder- und Schundkonkurrenz, kurz der
Ausbeutung des ehrenwerten gewerblichen
Mittelſtandes Vorſchub leiſtet. Wollt Ihr eine Beſſer-
ung herbeiführen, ſo unterſtützt durch Abonnement und
Inſerate nicht Eure Gegner, ſondern ſolche Blätter,
ſdie Euere Intexeſſen vertreten.
Die Veamtenſchaft, ſowohl die behördliche wie
private, hat ſtets bei den Vertretern der Deut ſch-
lozialen Reformpartei ein offenes Auge ge-
funden für ihre berechtigten Forderungen. Erſt wenige
Wochen iſt es her, als die Ehre des deutſchen Beamten-
ſtandes von einem arroganten Engländer ſchwer ver-



Reformpartei, die ſich derſelben annahm und im Reichs-
tage Aufklärung des Sachverhaltes durch den General-


leitelt durch die Gleichgiltigkeit reſp. die
Böswilligkeit der anderen Parteien, denen
es ſcheinbar egal iſt, ob unſere deutſchen Beamten Ehr-
gefuͤhl beſitzen oder nicht. Der „Badiſche Volks-


Reformpartei, mit aller Schärfe für den Schutz der
deutſchen Beamtenehre eingetreten.
Arbeiter, die Ihr Euch die Liebe für Euer
Heimatland, die Treue zu Euerem angeſtammten
Fürſtenhauſe, den Glauben an Gott im Herzen be-
wahrt habt, nie und nimmer dürft Ihr den Lockungen












der vaterlandslofen, internationalen ſozialdemokratiſchen


Güter des Volkes eintritt, ſondern auch das materielle


ſucht. Nehmt ein Probe⸗Abonuement auf den „Bad.


Ziele auch bezüglich der Arbeiterſchaft in volkstiunlich
geſchriebenen Artikeln Aufklärung giebt.
Zeder deutſche Chriſt, der nicht will, daß der


zum Staatsbürger zweiter und dritier Klaſfe de gra-
diert wird, daß unſere Sitten und Geſchäftsgebraͤuche
nicht völlig verjuden, hat die Pflicht, die deutſch-


ziehung thatkräftig zu unlerſtützen.
; Darum ſprechen wir nochmals die Bitte aus,

abonnlert auf den Badilden Volksboten, und


denkt den ſehr leiſtungsfähigen Verlag desſelben mit


die weitere Verbreitunn des Blattes, alsdann wird der
Badiſche Volksbote“ mit neuem Mute und geftärkter
Kraft unſeren gemeinſamen Feinden die Spihe bieten

können.


Seit einigen Tagen macht durch die Zeitungen


welche dem Tiefſinn der „Bad. Landeszeitung“ ent-


liberalismus, den es vertritt, die dieſer Partei eigene
völlige Confuſion der volkswirtſchaftlichen Anſichten


ſchweigen, anſtatt die durch Caprivi's Spundpolitik

irregeführte öffentliche Meinung durch eigene volks-

wirtſchaftliche Weisheit noch mehr zu verwirren.
Wenn der „Bad. Landeszeitung“ zu wohl wird,


verſucht zu tanzen. „Zahlen reden“ heißt e& dann:
Gewiß reden ſie; aber ihre Sprache zu verſtehen,
iſt nicht jedermanns Sache. Die Landeszeitung ftelt
ſeſt, daß laut letzter Zählung die Landwirtſchaft trei-
bende Bevölkerung Deutſchlands um ſo und ſo viel
Procent abgenommen hat und nun nicht mehr, wie
früher, alle übrigen Erwerbsſtände zuſammen über-


aufgehört, Deutſchland einen Ackerbauſtaat zu nennen
Eine geradezu verblüffende Logik der Thatſachen!


ſonnenklar, daß Deutſchland ſchon längſt aufgehört hat,
ein Nännerſtaat zu ſein; denn es giebt rund eine
Million Weiber mehr im Lande, und „Zahlen
reden.“ Ich gebrauche dies Beſpiel, wie man bald
ſehen wird, keineswegs allein des Scherzes halber.
Zunachſt und vor allem gelingt dem „National-
öfonomen“ der Landeszeitung ſeine wunderliche Beweis-


Handel e tutti quanti zufammen in die andere
Wagſchale legt, obwohl erſichtlich iſt, daß jeder Ein-
zelnẽ von ihnen ſchon allein zahlenmäßig der Land-
wirtſchaft erheblich nachfieht. Iſt Dentſchland nach
den Zahlen der Statiſtik kein Ackerbauſtaat, ſo iſt er
nach eben dieſen Zahlen noch viel weniger ein Induſtrie-
ſtaat oder ein Handelsſtaat. Dieſe Art, die Dinge zu
betrachten, iſt alſo von vornherein verfehlt.
Doch das iſt gar nicht einmal der ausſchlag-


Wer die volkswirtſchaftliche Bedeutung eines


verſtehen, ſeinen Einfluß auf das geſammte Erwerbs-
leben der Nation ins Auge faſſen und zu beurteilen.
Welche Gewerbe — ſo lautet alſo die xichtige Frag-
ſtellung — gruppieren ſich, ohne ſelbſt Landwirtſchaft
zu treiben, um die Landwirthſchaft herum, indem fie
ihr entweder dienſtbar ſind, oder aus der Thätigkeit
und den Erzeugniſſen derſelben die Möglichkeit ihrer
Exiſtenz ſchöpfen? —
Da verſchiebt ſich nun mit Einemmale das Bild
ganz gewaltig! Zunächſt erſcheinen die zahlloſen kleinen












ſtädte, die faſt ausſchließlich im Dienſte der Land-
wirtſchaft ihren auskömmlichen Erwerb ſuchen und


Riemer und viele andere.

der landwixthſchaftlichen Thätigkeit ihren verſchieden-

wirtſchaft perwerten und damit recht eigentlich feſt
in ihr wurzeln und ihre Nahrung aͤus ihr ſauͤgen,
darunter mit die bedeutendſten Exportinduſtrien des
Zuckerinduſtrie und das Brauerei-
gewerbe. 4*
So!

politijch bedeutſames Werk thun, wenn Sie Ihren


wie großer Teil vom Gewerbe, Induſtrie und Handel,



© ei eis: Bı S 5
Die —— — 10 Pfs. 4
. M104. - Veidelberg, Donnerstiag, den 17, geptember 1896, - 7, Jahrgaug.








fehlte Wirtſchaftspolitik, die wix, nächſt Caprivi, nicht
zum wenigſten der volkswirtſchaftlichen Kurzſichtigkeit
Ihrex Partei verdanken, uns den Bauern allmählich
vom Lande in die Städte treibt! Ihr geſperrt ge-


Zahlen der Gewerbeſtatiſtik auch nicht annähernd


Wohlwollen zu glauben. Als Schluß Ihrer national-
ökonomiſchen Betrachtung iſt es uns 8 Ffrnns
4 ; / ogel.

verhaftet worden, die, wie aus den vorgefundenen
Schriftſtücken hervorgeht, mit einander in Verbindung




hatten ſie ein Haus gemiethet, um Bomben und andere
Exploſivkörper herzuſtellen. Von der Polizei wurden
mehrere fertige Sprengſtücke beſchlagnahmt. Es wird
angenommen, daß ein Attentat auf den Zaren geplant
war.
ſchwörer auch mit ruſſiſchen Nihiliſten im Schrift-
wechſel ſtanden.

Schriftſtücke hin, die bei dem in Boulogne verhafteten
Anarchiſten Tyron, dem Urheber des Attentats im


in Glasgow verhafteten Anarchiſten Bell gefunden
wurden. Darnach hat Tyron ſeinen Mitverſchworenen
Bell verſchiedentlich aufgefordert, nach Boulogne 3u
n. Hierzu kommt noch der Umſtand, daß die
in Rotterdam feſtgenommenen Anarchiſten ſich bemüht
hatten, ſich zwei Plätze auf einem an dieſem Donners-
tage nach New⸗hork gehenden Dampfer,
Boulogne anlegt, zu ſichern. Alle dieſe Momente
ſcheinen in der That darauf hinzuweiſen, daß es ſich


handelt. Daß gerade Frankreich als Schauplatz des


In Frankreich ſind die nihiliſtiſch - anarchiftifchen
Elemente zahlreich vertreten. Sie genießen namentlich
in Paris die größte Bewegungsfreiheit, weil die


Verwaltung nicht die nötige innexe Kraft verleiht,
ihnen entſchieden entgegenzutreten. In einem kraftvoll
regierten monarchiſchen Staate ſind die Bedingungen
 
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