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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

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No. 91 - No. 100 (18. August - 8. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42841#0401

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Dex „Badilhe Lolksbote er-
; cheint dreimal wöchentlich.
Verlag und Leitung:
Seidelberg Bahnhofſtbaße 9.
Telegramm⸗Adreſſe:
Yolksbote Heidelberg,
Auzeigenpreis:









bo

Vreis vierteljahrlich
durch den Briefträger frei in's
Haus gebracht Mk. 1.25,am Poſt-
ſchalter oder durch unfere Boten
in Heidelberg 1 M., von unſerer

Expedition abgeholt 80 Bfg.

_ Poß-Zeitungs-Preislifte



Die ogeſpaltene Vetitzeile 10 vfa. * Ar. 755 ‘
Heidelberg, Dienstag, den S. Septeuiber 1896, 7. Jahrgang.

M 100,







HON
H-

* eil Dir Badens Großherzog!
Y % Unſ're Lieb' und Ereue
— — wacht.
Erſter Deulſcher der das Boch
\ MDeuem deukſchen Reich gebracht.
Volkes Segen Dir beſchieden,
X Deinem Baufe Beil und Hoch!
Y Deuffdem Reiche Ruhm und
A —— Trieden!
Leil Dir, Badens Großherzog!

Ernſt und weiſe ſtels Dein Ral,
Jecht und echt Deinmannlich Wort;
Kühn und edel Deine Chat
Und Dein Berz des Deulſchtums
— — Ba
Loltes Segen Dir beſchieden,
Deinem Bauſe Beil und Boch!
Deulſchem Reiche Ruhm und
—— — Crieden!
— Beil Dir, Badens Großherzog! - 4

[a




Zum Inbiläum unſeres Groſiherzogs.
9. September.

Freierlich * von Turm zu Turm — hallen Glocken-
Flänge durch das Badiſche Land und heller Jubel er-
ſchallt allenthalben in Siadt und Dorf, ein Volksfeſt


begehen. gilt e& doch, den Ehrentag unferes Landes-
herrn zu feiern, der, wie ſelten ein Fürft, aufs innigſte
mit den Herzen ſeiner Unterthanen verwachſen iſt. Ein
echter deutſcher Fürſt, weiß er Ernſt und Milde zu
paren und iſt von einer Leutſeligkeit, die felbſt dem
Geringſten in einer gleichen Freundlichkeit begegnet.

die zugend des Großherzogs Fr
von Baden.ꝰ
; (ForijeBung.)

Nag ſeiner Wiederherſtellung kehrte Prinz Fried-
rich im Sommer desſelben Jahres in die Heimat zurück,
um bald darauf an der Univerſität Heidelberg, dieſer
herrlich am Neckar gelegenen, von den maleriſchen
Ruinen ſeines alten Schioſſes überragten Stadi der
_ _ weiteren wiſſenſchaftlichen Ausbildung obzuliegen.
Einen jubelnden Empfang bereiteten Beuölkerung und
Studentenſchaft dem Großherzoge Leopold, als er mit
ſeinen beiden Söhnen ſeinen Einzug in die Stadt hielt.

Rrinz Friedrich aber mag beim Anblick des voͤn
den Franzolen untex Ludwig XIV. zerſtörten Schloß-
baues der Drangſale gedacht haben, die der Uebermut
unſexer weſtlichen Nachbarn ſo oft den deutſchen Landen
bereitete, und gewiß iſt dem Prinzen dämals mit


einft das deutſche Vaterland mächtig und geeint den
Fraͤnzoſen gegenüberſtehen und durch ſein Schwert ein
für allemal den Friedensſtörern den Weg in die Rhein-
lande verleiden möchte.

Die Univerſitätsausbildung wurde dann ſpäter
in den Jahren 1848 und 1849 in Bonn fortgeſetzt.
Der Prinz zeigte große Neigung für fremde Sprachen
und für die Rechtswiffenſchaft. Trotz der wiſſeuͤſchaft-
lichen Studien wurden die militärifchen Uebungen je-
doch nicht vernachläſſigt. In den Ferien wohnte Prinz
Triedrich gewöhnlich den Feldübuͤngen der badiſchen
Truppen bei und bildete ſeine militäriſchen Kenntniſſe

im Ayſchauen der Praͤxis weiter fort.
Im Sommer 1845 erfolgte die Ernennung des
Prinzen zum Rittmeiſter und Schwadrons-Komman-




Großhexzog Friedrich von Baden begeht in
dieſen Tagen ſogar ein dreifaches Jubiläum. Am 5.


angefreten hat, und am 20. September werden gleich
falls 40 Jahre verfloſſen ſein feit dem Tage ſeiner
auch für die nafionale Entwickelung Deutfchlands be-


Prinzeffin Luiſe, der Tochter Kaiſer Wilhelms I.
Alle Wünſche aber, und nicht nur die feiner treuen


Hoheit feinen 70jährigen Geburtstag

feiert. Hoch über den Stteitfragen der Parteien und


nicht jederzeit entzigen blieben, {tehen deſſen uner-


Hohenzollern⸗Kaiſerthrones und die bis

thätigung, die ſchwer errungene deutſche Einheit feſt
und feſter zu nieten. Die Bismarckſche Politik fand
in der glorreichen deutſchen Epoche neben dem Könige
von Preußen keinen verſiänduisvolleren, emſigeren und


der ſeinen pollen Einfluß für Preußens Kaiferliche
Führung auf die Widerſtkebenden geltend machte und
in der Aufrichtung des Deutſchen Reiches den uͤber


kigenen Bruſt erfüllen half. Wer fo hingebungsvoll
im entſcheidenden geſchichtlichen Augenblicke Krone und
Szepter in den alleinigen Dienſt des nationalen Ge-


ſeiner ſelbſt nicht vergißt unverzeffen bleiben.


der Einigung der deutſchen Stämme glänzend erfüllt
war, hat er nicht nachgelaſſen, den reichs⸗patriotiſchen
Hedanken ſeinen Unterthanen tiefer und tiefer einzu-


warmer Vaͤterlandsliebe getragenen Anfprachen an die
fruhern Angehörigen des Heeres, an die Mitglieder


einen tiefen Eindruck hinterlaſſen haben. So hat
Froßherzog Friedrich in den vierzig Jahren feiner
Regierung, in den ſiebenzig ſeines geſegneten Lebens
die Ideale ſeiner Jugend jung erhaͤlten; ſie blieben


füllenden Bewegung zurück, aher auch ein Fürſt ift ja





— im — ——— „Sroßherzog“ /


Seit dem Jahre 1845 war Prinz Friedrich für


getreten, da in jenem Jahre der Thronfolßer, Erb-


ſchwer erkrankte, und es bald ſchien, als ob deffen Ge-
ſundheit dauernd zerrüttet ſei. Mehr und mehr wurde
jetzt Prinz Friedrich auch in den Angelegenheiten des
Landes an des Vaters Seite gezogen So nahm er


49 lebhaften Anteil.

Die im Februar 1848 ausbrechende franzöſiſche
Revolution rief auch in Deutſchland aüfrührerifche Bes
Ehungen gegen die beſtehenden Verhältniſſe hervor.
Selbſt in Baͤden, welches ſeinen Wohlſtand und ſo
viele ſegensreiche Einrichtungen ſeinem Herrſcherhauſe
verdankt, erhob die Empörung ihr Haupt. Es ent-
ſtand in der Bewohnerſchaft eine gährende Stimmung,


gegen die großherzogliche Regierung. Allmählich nahm
2 4 * Umfang an, der Recht und Ord-
nung im Lande völlig untergrub.
Angeſichts der unſicheren Verhältniſſe in Deutſch-
land waren perſchiedentlich die deutſchen Bundestruppeu


auch Prinz Friedrich, der ſich dem Hauptquartier des
Oberbefehishabers des 8. Korps, Prinzen Karl von
Bayern, in München und Mannheim anſchloß. Kaum
von dort zurückgekehrt, begab ſich der Prinz mit


Herkommen und Verträge ſollten die alten deutſchen
Herzogtümer in das däniſche Geſamtreich einverleibt
werden Gegen dieſe Vergewaltigung erhob Dextſch
land Einſpruͤch und erklärte Dänemark den Krieg.
Zur deutſchen Nordarmee, die den Schleswig-Hol-









und wenn wir ſehen,

daß anſcheinend unfer Landesfürft eine unrichtige Auf-


die das deutſche Reich nicht nur nach außen hin, ſondern
auch im Innern gegen ailes Anti- und Internationale
zu ftählen bemüht ift, ſo iſt das auf Rechnung ſeiner


au im Glockenklang des Tages die Wahrheit unferer


Ichäßung des ſo hochverdienten Fürſten hinaus zum
Großherzog Friedrich wurzelt in einer
vergangenen Zeit, der Zeit der nationalen Sehnſucht
und Erfüllung; die Feſthaltung jenes großen Erbes

gewaltige Aufgabe erwachſen: der innere Ausbau
des herrlichen neuen Haufes: dieſe Deutſchbewegung
kehrt die Waffen von dem äußeren

in unſerem eigenen Innern.

ſchaftlichen, ſozialen und nationalen Reformbewegung.
Dieſe aus dem Innerſten des deutſchen Herzens


dem lebendigen Odem nicht Widerſtaad leiſten wird.


mit ihrem Herzblute auf den Schlachtfelderu angebahnt.


eigene Jugend, da ſie als Deutſchlands kuͤhne Ritier
das neue Panier der Einheit und der Freiheit aus
dem Schachte deutſcher Volksvergeſſenheit retteten.
Wir, die wir entſchloſſen find, gleich jenen, die
uns in unſexer Zeit obliegenden Pflichten zu erfünen,
zellen den Helden der vergangenen Tage begeiſterten
Dant; keinem inniger, als unferm heute von ganz
Deutſchland umjubelten badiſchen Fürſten, deſſen ge!


in Jugendfriſche blüht, Alle ſtehen wir in der Schuld
des hehren Mannes, deſſen Tage der Ehre und der
Kraft deutſchen Namens geweiht waren; freudig und


nur in unſerer engeren Heimat, ſondern im großen
deutſchen Vaterlande ein vieltaufendfältiges Echo findet,


Friedrich noch lange erhalten möge!


Prinz Friedrich begleitete diefelbe,
kehrte jedoch nach dem bald darauf erfoͤlgten Waffen-
ſtillſtand von Malmö wieder in die Heimat zurück,
Damals zeigte ſich ſo recht die Ohamacht des deuͤtſchen


mußten ihre Erfolge aufgeben, weil fremde Mächte für
Dänemark eintraten. Schleswig-Holſtein aber wurde
16 Jahre ſpäter erfolgte

Im Frühjahr des Jahres 1849 brach der eigent-


Das Anſehen der Be-
hörden wurde verhöhnt, Raub und Plünderung wurden
verübt, Sicherheit des Lebens und Eigentums war der
Zügelloſigkeit aufrühreriſcher Banden preisgegeben. Der
Boden im badiſchen Volke war durch die Aufwiegelungen
bereits ſo untergraben, daß auch im Heere Treue und
Manneszucht waͤnkten und die Truppen, mit wenigen
rühmlichen Ausnahmen, ſich nicht mehr als zuperläſſig
erwieſen. Nur wenige Truppenteile vermochten in
dieſem allgemeinen Wirrwarr ihre Treue zu bekunden.

Mit tiefem Schmerz über den Undank ſeines
Volkes verließ Großherzog Leopold das Land über
dem er ſeit faſt zwanzig Jabren mit ſteter Fürſorge
gewaltet hatte. Prinz Friedrich begab ſich im Auf-
trage ſeines Vaters nach Frankfurt a. M. und Berlin,
um die Hilfe des Bundes und ſpeziell der preußiſchen
Regierung zu erbitten. Das Reichs-Kriegsminifierium
verhängte im Namen des Großherzogs den Belager-
ungszuſtand über das Land, und am 25. Juni langte
der Prinz von Preußen, der ſpätere Kaiſer Wilhelin,


in Karlsruhe an. 2
Schluß folgt.)
 
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