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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

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No. 101 - No. 110 (10. September - 01. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42841#0423

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_ Der „Badirdye Yolksbote“ er-
ſccheint dreimal wöchentlich.
Verlag und Leitung:
Heidelberg, Lahuhof ſtraße 9.
Telegramm⸗Adreſſe:
— Yolksbote Heide lber g.

_ Amzeigenpreis: .
Die — Petitzeile 10 Pfg.




. Areis viertelfährlich
durch den Briefträger frei ins
Haus gebracht Mk. 1.25,am Poſt-
ſchaltex oder duxch unſere Boten
in Heidelberg 1 M, von unſerer

Expedition abgeholt so Pfg.
— Poß-Zeitungs-Preislifte






— —



— 4 —

Eine beſondere Stärke der Juden iſt das Be-
wuzern des Nebenmenſchen, d. h. des nicht zu ſeiner
Raſſe gehörenden Menſchen. Selten nur gelingt es,

— Teil. —


_ bdenn die Wucherer fangen ihr Geſchäft ſo ſchlau an,
Ddaß ſie geſetzlich bei uns ſchlecht zu fangen find. Ein


deutſchen Reichshauptſtadt. Gegen den „Bankier“
Pariſer ſchwebt ſchon ſeit 2 Jaͤhren ein Verfahren,
das fogar zur Erlaſſung eines Steckbriefes und zur


Pariſer geht heute noch frank und frei umher. Die
Staatsanwaltſchaft kann ihm nicht3“, Nicht wenig
trägt zu einem derartigen Verlauf und zu der That-


Umſtand bei, daß ſich die Bewucherten ſchämen, Aus-
ſagen vor Gericht zu machen und damit zu zeigen,
wie ſie ausgeplündert worden ſind. Bei einem Ge-


aaugenblickliche oder zeitweiſe ſchlechte Lage der Oeffent-
lichkeit zeigen will. 2

Trotzdem ſcheinen wir in Deutſchland noch ver-
hältnismäßig günſtig daran zu ſein, wenn man hört, wie
der Jude in einzelnen anderen Ländern arbeitet.
Jüngſt hat man in Bukareſt eine ganze, weitverzweigte
Bande dingfeſt gemacht.
über den ungeheuren Wucher geklagt, den ſich einzelne


Jetzt endlich hat Polizei und
Staatsanwaltſchaft zugegriffen, und nachdem das Eis


hinter Schloß und Riegel ſaß, meldeten ſich die Be-
trogenen zu Dutzenden. *


. Oſias, Zentler, Blumenfeld, Abramoviei, Jaeques,
Nathan Mendel, Weintraub, Coliu, Jean Aprameseu,
Weißblüt, Michaloviei, Guttmann, Mareuleseu, Joſeph
Adania, Braunſtein, Nathan Segal, Gebr. Juſter,
Spiegel, Grünberg, Sperling, Goldwurm, Ornſtein,
Goldenberg, Gotfried, David Salomon, Eschia, Mareu


Bacan Caciuleseu. Tagtäglich finden aber noch Ver-
nehmungen ſtatt — an einem Tage waren 15 Juden
vor den Unterſuchungsrichter geladen —, ſo daß das
Ende noch nicht aͤbzufehen iſt. Alle Volksſchichten ſind


das bei Juden ſehr oft beobachtet wird, ſcheinbar die
einzelnen Arbeitskreiſe ſcharf abgegrenzt.
Ein Teil hatte ſich die Kaͤufleute aufs Korn ge-
nommen, die ſich in vorübergehenden Geldverlegen-
heiten befanden. Dieſen wurde im richtigen Augen-
blick für „eine Kleinigkeit“ Hülfe angeboten, die ſie
ſelbſtverſtändlich immer annahmen, um dann in ganz
kurzer Zeit ihre ganze Habe zu verlieren. Aber nicht
blos ſie und ihre Familien waren ins Elend geraten,
auch die übrigen Gläubiger verloren alles, da der
Jude es meiſterhaft verſtand, ſich alles Wertvolle an-
zueignen. Einer der ſchlimmſten Ausbeuter dieſer
Sorie iſt Joſeph Schein, der noch vor 2 Jahren ein-
facher Verkäufer in einem jüdiſchen Schuhgeſchäft war.
Er fing mit 500 Lei an, die er einem Dimboviceau
in Piteſchti lieh und dieſem dadurch
Monaten 26 000 Lei abnahm.
Mit welcher Gewiſſenloſigkeit und beiſpielsloſer
Raubgier dieſe „Blutegel der menſchlichen Geſellſchaft“,
ſo nennt ſie ein rumäniſches Blatt, arbeiteten, zeigt
folgender Fall. Der Jude Braunſtein wurde wegen
betrügeriſchen Bankerotts 2 Jahre eingeſperrt; als er
ſeine Strafe verbüßt hatte, eröffnete er in der Calea
Victoriei in Bukareſt ein Bijouterie Geſchäft. Die
Hauptfache war aber das Geidverleihen. Als erſte
Spfer ſchleppte ihm ein Zutreiber ein paar Brüder
ins Netz. 8000 Lei wollten ſie haben und Braunſtein
wollte fie nur hergeben, wenn auf ihr Haus eine ent-
ſprechende Hypothek eingetragen würde, als Zinſen
wurden 14 °% ausgemacht. Die Eintragung geſchah,
der Jude bekam die Urkunde und bezahlte — —
nichts! Als die Brüder drängten, verlangte er weitere
14°% Zinſen, auch das wurde zugeſtanden weil die
Schuld doch einmal eingetragen war. Aber auch jetzt
dab der Jude noch nichts heraus, ſondern er ließ ſich






bar und den Reſt in Waren geben.
mußten die Brüder ja ſagen und nun erhielten ſie

700 Lei bar und für 4006 Lei Bijouterien, die keine
2000 wert waren, den Reſt von 3300 Lei berechnete
der freundliche Darleiher für Stempel, Wagen, Rechts-
anwalsgebühren uſw. —

Nach 2 Monaten gehrauchten die Brüder wieder
Geld; durch den Juden Sperling fielen ſie nun den
Gebr. Juſter in die Hände und zwar mit 7000 Lei
zu 36° o (zahlbar auf Jahr im Voraus) und den
üblichen Nebenbedingungen; nach einem weitern Monat


7000 Lei und bot dafür von Nalhan Segal 16000


nun 17 000 Lei, dafür erhielten die Brüder bar 2000 Lei.


wollten 40000 Lei eingetragen wiſſen und davon dann
die 17000 zurückzahlen. Da nur 18 °% Zinſen ge-
zahlt werden ſollten, gingen die Brüder darauf ein.
Als aber die Sache ſo weit war, wurden 25 ° ge-
ſchrieben und bei der Auszahlung die üblichen 36 °/o
in Abzug gebracht. Die Schuldner hatten alſo glücklich
für 48000 Lei 3000 Lei bar und für 2000 Lei
Schmuckſachen bekommen, an Zinſen hatten ſie die
Kleinigkeit von 200 °% bezahlt. .

‚ Von dem Goldwurm erzählt der „Adeverul“, daß
er einem Schuldner in Botoſchan, der an dem Verfall-
tage des Wechſels ſtarb, die Kleider im Sarge auszog,


laut jammernden Wittwe und der acht Kinder!
Die Offiziere bildeten natürlich auch einen beliebten

Ausbeutungs Gegenſtand. Unter⸗Lieutenant Sturdza
mußte einmal für 20000 Lei einen Wechſel über


450 Lei; „Bankier Guttmann ließ ſich für 30000
Lei vom Prinzen Brancovanu einen Wechſel über
300000 Lei ausſtellen! David Salomon und Borneo
nahmen nicht unter 200 °%% und waren deshalb als
„human“ bekannt! 2 —
Wenn den Juden nicht von den großen Banken
und Bankgeſchäften die einzelnen Wechſel abgenommen
wären, hätte die Auswucherung nicht ſo im Großen
betrieben werden können, aber weil die Juden faſt
unbeſchränkten Kredit hatten, konnten ſie ſo handeln.
Die Nationalbank hat das ſchon eingeſehen und ver-
weigert ihnen jetzt jede Geſchäftsverbindung. An-
ſcheinend geht die Staatsanwaltſchaft energiſch vor
und Hoffentlich verläuft die ganze Geſchichte nicht
wieder im Sande, trotzdem ſchon einige der Verhafteten
wieder auf freien Fuß geſetzt ſind und andere ſich vor-
läufig in Sicherheit gebracht haben. Die rumäniſche
Preſfe hat ſchon wiederholt das Treiben dieſer Menſchen-
ſchinder beleuchtet, die Gerichte haben auch wiederholt
Ermittelungen — Enquenten nennt man das in Deutſch-
land — gepflogen, die Raubgeſellen liefen zu ihren
Rechtsbeiſtaͤnden und alles verlief im Sande. Jetzt
verlangt die Preſſe aber eine kräftige Säuberung und
zugleich ein entſprechendes Wuchergeſetz. *
Wie im übrigen die Juden über die Bewucherung
ihrer chriſtlichen Nebenmenſchen denken, zeigt folgender
Brief, den Herr Eduard Rechteberg in Lemberg,
Capiellenſtr. 24, am 7. Juli d. J. an ſeine Frau
Pepi in Kiſſingen gerichtet hat:
„Schon ſeit 4 Tagen vermiſſe ich dein Schreiben
welches mich ſehr aufrecht, den ich überhaupt hier


liche Natur heuer unbeſchreiblich, höre und ſtaune,
wie ich gegen Tzezehanski gehandelt habe, weißt du
zu guter letzt zahlt man das Geld bei einem Advo-
kaͤten, den Sohn des Direkter Rybiki. Nun ſind
ſämtliche Rechnungen bei dieſem Dr. und der erhebt
gegen mich die bitterſten Klagen, daß ich ſo hohe
Proviſionen genommen habe und wird erſt vielleicht
dem Direktor Rybicki Mitteilung hievon machen,


die Katze, aber man darf nicht gegen die chriſt.
lichen Beſtien edel handeln. — Mache dir Liebſte
nichts davon, dieſes wird vorübergehen.“

Wir haben dem nichts hinzuzufügen! (D. S. Bl.)

— Aus dem ſozialdemolratiſchen ager. Die
„Genoſſen“, welche immer ſo rieſig herziehen übex die
Verderbtheit der „Bourgeois“, würden gut thun, lieber






Arbeii, denn es vergeht kaum eine Woche, in der nicht
dieſer oder jener,Obergenoſſe“ mit den fauer erſparten
Groſchen von Arbeitern durchbrennt oder ſonſt in ge-
winnſüchtiger Abſicht ſich gegen das Strafgeſetz ver-
geht. Hier eine kleine Probe aus der jüngſten Zeit:


Friedrich Jungnickel, Rendant der Ortskrankenkaſſe
der Berliner Korbmacher und Vertreter des Gewerb-
ſchaftsſekretärs Millarg. In der Kaſſe fand ſich nicht
ein Pfennig mehr vor! — — Der Kaſſierer des fozial-
demokrotiſchen Vereins in Debſchitz, Fritz Stellenberger,


Klara M
demokratiſchen Sparklubs „Agnes“ in Gera, in den

Tod. Stellenberger, der mit der Meiſel früher ein
Liebesverhältuis hatte, war ſeit zwei Jahren mit einem




Dick, einer der ſozialdemokratiſchen Führer in Zeulen-
roda, hat in der Nacht vom 27. zum 28. v. M. in


bars Feuer angelegt, dem mehrere Häuſer zum Opfer
fielen. Da der Brand im eigenen Grundſtück nicht
den erhofften Umfang nahm, ſteckte er mit Petroleum
getränkte Holzſpäne an, wobei er indeß durch Feuer-
wehrleute geſtört wurde. D. hat geſtanden, daß es


iſt; er iſt Gemeinderats⸗ und Kirchenvoͤrſtandsmitglied,


aus der ſozialdemokratiſchen Partei iſt neuerdings der


achim Kluͤß. Ihm wird zum Vorwurf gemacht, ſeine
materiellen Vorteil ausgenutzt
zu haben. —
— Ein Engländer über die deutſche Armee.
Dem Berichte des militäriſchen Korreſpondenten der
„Daily News“ bei den deutſchen Kaiſermanövern ſeien
die folgenden Sätze entnommen: „Wer dieſe Maſſen
von Soldaten des Volkes in Waffen geſehen hat, wie


dieſe einer Nation zum höchften Nutzen gereichen. Der
Prozeß, durch welchen Offiziere und Mannſchaften ihre
Pflichten lernen, geht ſo regelmäßig und allmählich


beit nicht gründlich lernen. Das Charakteriſtiſchſte bei
dieſen Maͤnövern war die Stille, die ruhige Weiſe,
wie alle Befehle gegeben und ausgeführt wurden, die
Dezentraliſation, das Syſtem, Infanteriemaſſen in
großer Tiefe, eine Linie nach der anderen, gegen einen
entſcheidenden Punkt vorzuſchieben, das enge und kühne
Zuſammenwirken der Kavallerie und Artillerie mit der
Infanterie, die Art, wie die Artillerie ſchnell über
ſumpfiges und hügeliges Terrain ſetzte, und die außer-
ordentliche Schuelligkeit, mit welcher aus der Kolonne
Ich kann nur fugen,
daß ich während der ganzen Manöver von jedem Offi-
zier, Unteroffizier und Gemeinen mit der allergrößten
Höflichkeit und Zuvorkommenheit behandelt worden bin.


Gutmütigkeit durch meine vielen Fragen zu mißbrauchen.
Ich werde mich immer mit tiefer Dankbarkeit der
ſteten Höflichkeit des Majors Dame vom Generalſtabe
erinnern.





Zeitgeſchichte.

Deutſchland. Berlin, 21. Sept. Ende September
wird Deutſchland die vier Schulſchiffe Moltke, Stein.
Stoſch und Gneiſenau nach dem Mittelmeex entſenden,
Dadurch werden wir bei etwa ſich ſteigernden Wixren
im Drient eine kräftige Stütze exhalten, als die unhedeu-
tende Loreley ſie bieten kann. Die Schiffe werden ſicher-
lich, wo ſie die deutſche Flagge zeigen, ſich die nötige An-
erkennung verſchaffen und Schutz und Schirm füx die
deulſchen Reichsangehörigen werden Stoſch und Stein
haben eine Befatzung von 446, Moltke und Gneiſenau von
je 461 Mann.

— Das amtliche Verordnungsblatt des Reiches ver-
öffentlicht einen kaiſerlichen Erläß über die Aufnahme
einer Anleihe auf Grund früherer Anleihegeſetze. Darnach
ſollen 57 Millionen Mark durch eine dreiproͤzentige Un-
leihe in Schuldverſchreibungen über 200, 500, 1000 und
5000 Mark aufgebracht werden. *

Oeſterreich · ingarn. In Peſt hat in dieſen Tagen ein
internationaler landwirtſchaftlicher Kongreß getagt, zu dem
als Vertreter aus Deutſchland Geh. Oberregierungsrat
Dr. Thiel, Profeſſor Conrad-Halle und Dr. Krens er-
ſchienen waren. Auch ein internationaler Friedenskongreß
iſt dort abgehalten worden — Die Auflöfung des unga-
riſchen Reichstages foll Anfang Oktober ſtattfinden. Die
Neuwahlen werden Anfang November erfolgen.
 
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