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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

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No. 131 - No. 136 (20. November - 2. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42841#0539

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Der Ladirche Volksbote er-
ſcheint dreimal wöchentlich.
Verlag und Leitung:
Beidelbers, Bauptflraße 25,
Telegramm-Adreſſe:
Yolkabote G eidelberg.
2 Auteigenpreis:
Die 5gejpaltene Petitzeile 10 Pfg.















ur. W,
































Zolitiſcher TLeil.
Der Jius iſt der Indel
Alle wirtſchaftliche Not der Gegenwart geht im
letzten Grunde auf das Zinsweſen zurück. Die zins-
heiſchenden Kapitalien ſind in neuer Zeit zu einer
Zngewachſen, wie ſie ſonſt die Welt Geſchichte nicht
tannte Reichtum gab es zu allen Zeiten, aber der
Begriff des modernen Kapitals deckt ſich nicht mit dem,
was man ſonſt Reichtum nannte.
KFapitalien beſtehen in der Hauptſache in Schuld:
Verpflichtungen, in Zinspflichten (Obligationen), und


Wohlſtand der Nationen haͤtte zugenommen, weil die
„Kapitalien“ ſich vermehrt haben. Jedem

gegenüber, und in ihrer Geſamt Buchführung hat die
Kultur Menſchheit auf der Debet Seite faſt ebenſoviel
zu verbuchen, wie unter dem , Kredit'

Ja, zuverlaͤfſig vermehrt hat ſich in der Buch-
haltung der heutigen Nationen nur Finz: die Schulden.
Etaats Schulden Landſchafts Schulden Gemeinde:
Schulden, BGrundſtuͤcks⸗ Schulden, Geſchäfts: Schulden,

Privat Schulden ſie blühten nie ſo üppig wie heute!


‚darin, das Schuldenmachen zu erleichtern. Man freut


des Lebens das Kredit Weſen ſo herrlich entwickelt iſt
und vergißt darüber gern, daß man am Ende doch die
Zeche bezahlen muß — und zwar mit Zinſen.
Denn all die ſtolzen Schuldſummen foͤrdern ihren
Zins. Es erſcheint ja ſo billig! 4 oder 5 Prozent!
Aber wie oft kommt diefe Hand, die immer wieder ihre
Prozente haben will?
„ Mal ihre Prozente weggenommen; denn der Bauer,
der den Weizen baute, und der Müller, der ihn mahlte,

der Baͤcker, der ihn buk, ſie haben ihre Schuld Paͤcklein
zu tragen, ſie haben ihre Hypotheken, ihre Zinslaſt auf
dem Halſe und müffen das Produkt ihrer Arbeit um
den Zinoͤbetrag verteuern. Und alle Wege, die das
Arheitsprodukt paſſiert, ſind mit dem Zins⸗ Schlagbaum


Serrn Kapital. —
Alles, was wir den Tag über anruͤhren, iſt
„ irgenbwie mit dem Schuldweſen verkeitet und mit der
Zinzqguote belaſtet: ;
und xerbrauchen, auch der Boden, auf dem wir ſtehen,
das Werkzeug in unſerer
Hand, das gedruckte Wort, das un8 belehren und
_ unterbalten ſoll. Sie ſind alle tributpflichtia gemadt.
Außer Sonnenlicht und Luſt kann nichis zu un3 ge-
langen, das nicht auf Schritt und Tritt die Schlag-

Advent.
Ueber winterkahle Waͤlder,
Ueber froſterſtarrte Felder,
Schwingt ſich weicher Glockenton:
„Wer will mir die Klaͤnge deuten,

Dieſes feſtlich-frohe Lauten,
— Sind es VWeihnachtsglocken ſchon?



In vieltauſend Tannenbaͤumen
Fluſtert's leis jetzt, wie ein Traͤumen
Mag's durch ihre Wipfel geh'n;
„Bald wird ja die Stunde kommen,
Da dem duſtern Wald entnomnen
Hell im Weihnachtsglanz wir ſteh'n!“

Tauſend Kinderherzen ſchlagen

Selig froh in dieſen Tagen,
Warten auf den heil'gen Chriſt;
Singen ſüße Weihnachtslieder,
Beten: „Steig, Herr Jeſu, nieder,
Der du unſer Bruder biſt!“

Und aus Himmelshöhen finket
Friede auf die weite Erde,
Und der Weihnachtsſtern, er blinket,
Daß es Licht hier unten werde.













Abgabe jed


e5inal eine verſchwindend kleine fein, der


endlich mal
. 8
Kapital

ſie treffer
ſammen.


* welch


alle Arbeit

Wenig giebt doch ein gewaltiges Biel.


uns haͤrter als alle ſonſtigen Steuern zu:

Eheimnisvolle Loch,
es der Wohlſtand der Nationen verſickert.
tiven Stände arbeiten ( _
d die erſinderiſchen Sehirne ſchaffen täglich
Arbeits Erleichterungen, aber



ſache ſeiner
und zornig
bitterung
zur Unerträ
zählige klei

Kaufmann klagt, der Arbeiter

Bedrängnis; es wird ihnen allen zu enge,
ſchlagen fie auf einander 108, - Die Ver-


glichkeit; die Ration zerfpaltet ſich in un
ne Intereſſenten Gruppen, die ſich aufs



und den er



Kapitaliſten
in weniger.


Jeder fühlt nur, daß e8. ihm zu enge
zunaͤchſt ſteht
für ſeinen Bedruͤcker haͤlt: der -
r, der Landwyt auf den Kaufmann, der
den Unterrehmer, und ſie merfen dabei

zappeln. Dabei wachſen die Kapitalien
Händen immer gewaltiger an und ſuchen

„Sicherheiten“, d. h. greif-


Alle
heute nicht

beweglichen Werte in der Welt aber würden
mehr ausreichen, um den Rieſenkapitalien,


heit zu die
immer neue
taliſieren.


ſeiner Arbei
worden iſt,

nen. € muß alſo darauf gedacht werden,
Dinge in Geldwert umzufetzen fie zu kapi-
Eigenklich iſt das einzige Ding auf Erden,
toͤkraft. Da es aber noch nicht mode ge-
oder wir in der ‚Kultur“


ſieren und
handeln, ſo
die Garant


an der Vörſe als Kursfähigen Artikel zu
müſſen andere Wertbegriffe herhalten, um
ien für das Kapital abzugeben. Sonne,





Ni


dem wir leben, in die

mm hinweg, was dich kann hindern,


Hi


n zu deines Lichtes Kindern! —
hat für uns
doch zugleich



welcher die
harrten, der


Völker auf
in der

den verheißenen Weltheiland
heute in den Menſchenherzen die


Einzug halt

en kann.


zug Chriſti

*

in Jeruſalem am Eingang der Adventszeit


Machet die
hoch, daß d

Thore weit und die Thüren in der Welt
er Koͤnig der Ehren einziche!



Advent uns mahnen, über den


nicht zu ver

geſſen und unter der Vielgefchaͤftigkeit weih-


not thut:
hauſung zu
aufs neue

naͤmlich unſer Menſchenherz zu einer Be:
machen, in welche der König der Ehren
einziehen, zu einer Krippe, in der der


Mit
Kirchenjahr.

dem Advent beginnt zugleich das neue
Aus dem dunklen Hinierhrund der truͤben





















Milliarden? — So dachten unſere Finanzfünftler, und -
ſo geſchah es. Die alte Mutter Erde, oder wenigſtens
ihre Obeiflaͤche, wurde kapitaliſtert, und der Kapitalis-
ſicherſten Grundlage für ſeine

Sdekulationen vergewiffert Die Erde kann niemand
forttragen, ſie ift — wenigſtens für vörſenbegriffe —
ewig und unveraͤnderlich und nichts iſt für den Menz-


wie die Erde, der Gtund und Boden, denn fie
müſſen vor allen Dingen etwas haben, worauf ſie ſtehen
können. Kann es alſo etwas raffinierteres geben, al8
daß wir der Menſchhat den Boden unter den Füßen

Quadratmeier Erdoberflache mit einem Zinstribut belegen
ſich auf Erden bewegt und zeat, .
gleichlſam eine Exiſtenz Urfteuer erheben!? — *
Und welch' herrliche Elaftizität, welche Unerſchöpf-
lichkeit iſt dieſem Finanzierungsſyſtem eigen! Wer wil
denn fagen, was ein Quadratmeter Gotteserde mit
Lubiknielern Sand *
Kubikmetern Luft darüber eigentlich wert iſt? Sind fie


verpflichtungen ſchaffen? Der naive

Herren in der Stadt zahlen manchmal ſchon einige
hundert Mark dafür.
Anlage⸗Gelegenheit“ Kapital gegeben Hhier
„Kapital umwickelt, unter= x
bunden und eingeſchleimt werden, daß ſie ihm aus der
Hand freſſen und ihm in die Hand arbeiten muß.

So die Spetulation unſerer Finanz· Genies. —
Und das Syſtem iſt biel zu raffinierl, als daß es der
’fl)urcfifc{)nittä:flftid;el begreifen könnte. Man hal allo
nict zu fürchten, daß man erfannt und bedroht wird.

für das


Pfaffen, auf

auf einander losſchlagen, auf Junker und


nicht gewahren, der ſie alle mit der Zins frandare


68 iſt [®ade, daß wir ſo ſchlecht leſen gelerut
ıl Oder liegt's am Denten? — Es giebt ein
altes Buch, das bei Bielen freilich in Mißkredit geraten

noch ein ſog. altes Teftamentes beſitzt, der mag einmal


im Buch der Richter 1, 28 *36 ſteht. Wir erfahren
dort einmal, daß „nach Gottes Gebot“ der Grund und
Boden unverkaͤuflich ſein fol, und ferner, daß e8 ein
Volk giebt, welches von Altets her die Kunſt verſteht,
ſich die Voͤlker „zinzbar“ zu machen und ſeine Hand
Ichuer auf ibnen ruhen“ zu laffen.






Novembertage, des dorangegangenen Bußtages und
Totenfeſtes, aufſteigend, erfheint e& wie ein junger
Sonnenaufgang des Heils über die erlöfungsbedürftige
Menſchheit, und es ift ein feines Taktgefühl der alten


chriſtliche Neujahr das ſchöne Epiſtelwort gewaͤhlt hat:
„Weil wir die Zeit wiffen, daß die Stuͤnde da iſt,


iſt, die Nacht iſt vergangen, der Tag iſt 'herbei
gekommen, ſo laßt uns ablegen die Werke der
Finſternis und anlegen die Waffen des Lichts und laßt
uns ehrhahrlich wandeln als am Tage!“

. Möge dieſer Weckruf auch in der anbrechenden
Adventszeit wieder durch alle Gauen unſeres Vaterlandes
fröhlichen und friedlichen Tag für
alle Chriſtenlande heraufführen!
Möge die heilige Adventszeit allerorten, in Stadt und
Land, ein neues Heils- und Gnadenjahr einlaͤuten und
jede Hütte den himmliſchen Licht:
ſtrahlen den Zugang öffnen, mit denen das „Licht der
Welt jedes Herz und Haus erleuchten und den Segen
von oben als edelſte Weihnachtsgabe uͤber alles Volt
ergießen will.

Wie Engelsflügel blitzt es über Land;

Lun ſchmück dich Gerz, thu an ein rein Gewand.

Sieh, die Sonne ſteigt in Wonne,

Wie Engelsflügel blitzt es über Laͤnd.

Macht weit das Thot, der Koͤnig ziehet ein,

Die Welt ſoll jung und lauter Friede ſein;

Streuet Palmen! Singet Pſalmen!

Hofianna fingt, der König zichei ein!


 
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