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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

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No. 131 - No. 136 (20. November - 2. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42841#0543

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Der Eadiſcꝭe Yolksbote“ er-
foct * wödhentlich.
Verlag und Leitung:

Geidelbers, — 25.

CTelegrammAdreſſe:

Yolksbote Hreidelberg,

- zeigenpreis: .
Die — Vetitꝛeile 10 Pfs.







; Vreis vierteliahrlich *

zurch den Briefträger frei in’s

- Saus gebracht ME. 1.25, am Bofte

ſchalter oder durch unfere Boten
in Seidelberg 1 M., von unſerer

' gpebtt‘wn a‘ßg’ef)olt 80 Pig:
Poß-Zeitungs-Preisliie
/ Yr. Y



— iſcher deil.

— Wie bereiten wir uns zum Chriſt-
—— P var3) 040
Eine ernſte Mahnung für die Adventszeit.
Feierlicher Glockenklang ertont von den Nirch ˖
_ türmen der Stadt, weithin hallend den Anbruch des-
jenigen Feftes verkundigend, welches wie kein anderes


feß unferes Heilendes.
— Ginfam liegen die Straßen da, deſto lebhafter
‚ rhal ; u. Mit Jubelruf
furmi die Meine Schar auf das heißerſehnte Zeichen
* in die Stube, wo ihnen Elternliebe unier der



mit © den zu ſein.
— — Geſichter überall, bei Klein
2

Man ſollte meinen, daß die Sorgen des

Eteigen wir ein paar Stiegen hoͤher in die
— Manfjarde des Gaufes. Dort glänzt kein Weihnachts ·
lichtlein, dort 7 wie man beim Eintritt ſogleich
— A
An einem roh zuſammengezimmerten Tiſch fitzt

ein Weib, das Haupi auf Ddie gefalteten Hände ge-

ſtützt, und Thräne um Thraͤne rollt aus den geiſterhaft
unflorten Augen über das abgemagerte und abgehärmte





lis An der Wand auf elendem Lager fuht ein
_ etwa 4 Jahre altes Kind im Schlummẽr für einige


der wir unbemerkt einen Beſuch abſtatten, Herr


Da plötzlich wird e& anders. In dem eleganten


erichtet. Die „berühmte“ Firma Wofes Eohn
Co. — 3, beglüct des Städt-



— führt wie Herr Schulze.
Nun ſollte man meinen, daß die Firma Moſes


wie ihr vis à vis in dem beſcheidenen Lädchen. —



—*

ler Spar-
batte. —

* Deſſen Laden bleibt nunmehr faſt unbeachtet. Ob-
wohl bald Klagen laut werden über die Güte der


. gende Shaufenfler und den (deindar billigen Preis
— Änmer wieder verlodten 1äßt, in folde @ejgüfte '& 1a
- Mofes ** u. Co. zu laufen.

Das Schickſal des Hern Schulze war ſchnell




vollte, ſo ging e& ſchnell bergab mit ihm — nicht
lange, und er ſtand vor dem Zaukerett Sr hatie
ſich noch nicht zu der modernen Anſicht emporge-
—_ *) Diefer Leitartifel iſt mit einer andexen Ueberſchriſt
verſe * * * Flugblattes erſchienen und im

erlag des „Babijhen Volfsboten”, Geidelberg, Saupi
— 100 Gtü fojten_Sht. 500 Sihg
* * 8.—, 1000 Stügd M. 5.—, 5000 Stück M. 20.— *

— efinnungsgenoffe follte fich jeder mindeſtens 100 St
* — des Beirages in — nebſt
— kommen laſſen und in ſeinen Kreiſen verbreiten.







' * Tahrgang. 7





Thwungen, daß Aaukerottmachen gewiſſermaßen zum
SefGäft gehört, er hielt e für eine Secnnt feines
Kamens, als Konkursmader fjeinen Mii-
ürgern gegenüberzutreten.
Eines Morgens

nicht geöffnet wurde,
* Familie beſinnungslos auf

Aller Mittel entblößt, arbeitet
liche Frau als Wäßherin für die

Cohn u. Co.

jetzt die unglück-
ſie keine hohen Loͤhne zahlen.

Und nun, am Weihnachtsabend, wo alle Welt fich
freut, da denkt ſie in Trauer an ihr fr *

Sziflenz vernichtet Yaf, Alles aus! Alles verloren!

Arme Frau, arnes Kind! — —
Und nun, liebex Lefer, freundliche Leſerin, folge




bei Schuhmachermeiſter Kieinmichel, leuchtet zwar
ein beſcheidenes Baumchen auf dem Tijche in der guten
Stube; ſpielen die Kleinen mit den Dingen,
bie das Chriſtkind beſcheert doch eine recht fröhůche


blickt aus den Augen des Elternpaares.


daroi gerechnet, daß das Weihnachtsgeſchaͤft den


Da, zu ihrem Unglück, eröffnete ein Herr Mannheimer
kurz zuvor einen großen Ichuhwaaren ˖ Razar. Da er
meiſt minderwerliges Rehmaterial derwandte und
die Waare im — herſtellen ließ, wo die Ar-
Leitekrafte ſpeibitis ſind ſe xaubte er dem Meifter
Kleinmichel faͤſt die gaͤnze Kundfchaft. Seine Weißh-
nachtshoffnung war gründlich verdorben. Sein




aber keines vorhanden — —, Wiederum hat die
Zucht des Yublikums „Silig“ zu Raufen, die
Zauiiſie eines feldßändigen Handwerkers an den
Rand des Abgrundes gebrachi!

Dieſe aus dem SFeden gegriffenen Aitder ge-
mahnen an eine hochheilige Zaitzt *

Ireude ſol das Weihnachtsfeft bringen, Ireude
Lroß und Klein, Arın und Mei®. Darum, Ihr


feſt dieſe Beſtimmung erfuͤlit.
milien mit warmen Strümpfen und einem Stilck Kuchen

beſchenkt. ; 2
.. Das ift ſelſce BohkkHätigkeit. Sorgt lieber


fiaß Rommen und von Cuch Almoſen annehmen müffen.
‚ Und dazu iſt die Weihnachtezeit ganz befonders
geeignet. Laßt Euch nicht durch glänzende Schaufenſter
und durch die darin ausgeftellten Lockmittel verblenden,
ſondern fucht ganz beſonders die ſoliden Geſchafts ·


Birklichkeit Biliger, denn Ihr bekommt dort Waaren,
die nicht blos bis zum Neujahrstage halten, jondern
Euch und Euren Kindern noch nach Monaten und


Meidet beſonders die großen Nazare, die ſchon
Tauſende und aber Tauſende ſelbſtaͤndige Exiſtenzen
verni tet haheu. 2— —

Und da kommt noch ein anderes, ein ſililiches
Moment hirzu. 2
Das Chriſifeſt, wie wir es feiern, mit ſeiner
grünen Tanne, iſt ein ar dentſches Zeſt, und es ift,
wie ſchan ſein Name ſagt, auch ein durch und durc Öriff-
liches Jeſ, alſo — für Deuiſche und Ehriſten!


frende erhalten.

Was ſind das aber für Leute. welche die großen
Bazare beſihen, in denen Ihr bisher Euxe Sinkäufe
gemacht habt? Es ſind alcht Deutſche, nicht Chriſten,
es ſind Inden, Menſchen fremder Naſſe und fremder











Nefigion. E3 find Juden, die meift durch unlaufere


Lonkurrenz machen. „Wiit
darf man nicht ſchoneud
erſt ein Zude an ſeine Frau, die ſich
Semmerfriſche aufbielt. — Zuden ſind es die geheim
und oͤffentlich Eure heiligſten Befühle als Chriſten belei-
digen, indem ſie Eure chriſtlichen Lebrauche verhẽhuen.
Sagte doch u. a. ein Jude: „Schade, daß die Aarie
Licht auch im Sommer einen Zuben gelriegt hat,
dann liennten wir doch zweimal im Jahre das
Deihuachtsgeſchãft maden !“ / —

Griſtlicen Neſtiea h


— die f }
arbeiten müffen, arbeiten für einen Hungerlohu, da-
mit Zor „billige“ Chriſtgeſchenke kaufen Fönnt. Denkt
daran, welchen ſittlichen Gefahren Cure armen Mite
ſchweſtern ausgeſetzt ſind. Iſt e& doch nur zu bekannt,
wie der Zude uͤber die weibliche ghre denkt. . Der


itexinnen und Verkäuferinnen nur zu oft nicht blos
als ſeine Lohnſtlaven, nein, er beanſprucht auch die
Ihr Frauen, denkt
daran, daß Ihr jelbft Töchter und jüngere Gefchwifter
e vielleiht auch einmal in die Lage kommen,
für Gefchäfte zu arbeiten. Denkt an das Elend, das

den Schaufenſter eines Bazars ſtehet, und wenn ihr e&
dann noch übers Herz bringen könnt, nun wohl — dann
geht und kauft Cure — —2

Chriſt· Geſchenke un Juden · daden 2



— Zum Antrag ganit fchreibt die Deutfche Tageoztg./ *


Aararier, den Antrag Kanig in der ietzigen Tagung de6
Reichetags nicht noch einmal einzubringen, iſt den Gezuern
aubererdentlich unbdequem. Sie vatien fics fo h&bf
gedacht, wenn der Antrag noch einmal eingebracht wüärde,
ben Agrariern emdrinalich zu Gemüte führen zu öuner,
bafı fie Iebiglidh aus tattifchen Gränden leetes Strod


Hufe zu ſuchen. Wenn die Anhaͤnger des Untrags, was
ja möglid gewefen waͤre, den Antrag in anderer Form
oder mit einigen unweſentlichen Aenderungen wieder eins
gebracht hätten, ſo wuͤrde es auf der ganzen Linie ber
Gegner geklungen haben:
Verranntheit der Agrarier deuklich ſehen! Sie wiſſen
garz genau, daß der Antrag Nanig nicht anygenommen
wirb, trogdem bringen ſie ihn wieder ein; ja, fie durch-

Nur um wieble

ihre demagogiſche Oehe fortſetzen zu koͤnnen, haben ſie

na Spiegelfechter-Weife eine KleinigFeit am UAntrage ges
— —⏑ ——

geuden ihre eigene Kraft, verwrren die Koͤpfe der Land-
wirte, obwohl ſie wiffen, daß nichte, ja weniger als nichts
dabei Herausfommt. Wenn ſie wirklich ern zu nehmeu
wären, dann würben fie den ausſichtoleſen Antrag beifeite
gelaſſen haben und auf anderm gangbaren Wege das zu


Welt hinausrufen. Das hatten fie fi fayon fo —


Ugrarier veltemmen des RKonzepf. Sie verzihten für
bie Dauer der gegenwärtigen Tagung barauf, den Untrag


reiſprechen und es nicht ihre Artk iſt, ihre tirbeit ohne
Erfols verpuffen zu laſſen. Darob nun großes Gefchrei
im Lager dir Gegner! Allen voran ethert ſeine ortens
taliſche Stimme Löb Sonnemann in der „Frankf. Ztz.“


geworben, und er zieht eine andere Saite auf feine
Plagende Leier auf. „Seht ihr”, fo ruft &, „den
Ygrariern iſt es nicht ernſt um den Untrag Kanig ge-
wiſen; denn wenn e# ihnen ernſt geweſen waͤre, ſo haͤtien


muͤſfen! Gemech Hert Sonnemanıt! Das wuͤrden
ſie ſchen gethen haben, wenn ſie der neberzeugung ge-
wefen wären, daß irgend welde Auefidt vorkanden fel,
ihn dnichzubringen. Da aber dieſe Ausficht jegyt mG
vorhanden iP, und ſie leeres Stteh nicht drefden mnm;‚
ſe haben ſie den Anttag vorläufig zuräcgeftellt. Sir
werden ihn aber ſicher wieber einbringen, wenn nicht auf
anderm Wege fein Ziel errticht wird. Ohne eine Neine
Ünehrlidhkeit geht e& nalaͤrlich auch biesmal bei uuſern
 
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