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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

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No. 131 - No. 136 (20. November - 2. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42841#0531

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Derx „gadirche volheabote· er-
ſcheint dreimal wöchentlich.

Verlag und Leitung:

Heidelberg, Sauptfraße 25.
Telegramm⸗Adreſſe:

Yolksbote Heidelberg.,

' 3ulgzigmvrieim _

Die 5gefpaltene Petitzeile 10 Pfg.







’ Erpedition abgeholt so Pfg ·
Poß-Zeitungs-Preislifte
Ar. ⁊ẽi.



Dolitiſcher Teil.
Leichotagsrede des Abg. Siebermann v, Sonnen-
berg bei der Bismarck-Debatte, -

Abg. Liebermann v. Soanenberg (deutſchl. —
Meine Herren, ich befinde mich in der angenehmen Lage,




das zu betonen, was uns eint, als was uns in dieſet
Lage trennt, zumal die Herren, die ſich in der Debatte
gegen den Fuͤrſten Bismaick und ſeine Führung der
Politik ausgeſprochen baben, thatſaͤchlich mit
wenigen Worten abgefertigt werden können. (Otiter-
teit) Der Herr Abgeordnete Liebknetzt iſt von den
beiden vorigen Herren Rednern ſchon gebuͤhrend dahin be-


wie er, heute gegen einen Fuͤrſten Bisn.ard machen kann


icch dalte es für eine kleine Bocheit ſeitens der ſozial-
demokratiſchen Fraktion,- daß ſie gerade den Herrn Lieb-
knecht am heutigen Tage vorgeſchickt (Heiterkeit); die
Herren haben vielleicht vor der Oeffentlichkeit den Beweis


Befaͤhigung, den „Vorwaͤrts noch ferner zu redigieren,
auf dem Parteitage abſprachen. Geiterkeit.) Ich weiß
auch nicht, wacum der verchrte Herr Kollege Richter ſich
ſo ſehr auf das hohe Pferd fetzte und von der antiſemi-
tiſchen Partei als von Franktireurs ſpricht. (Zuruf links.)
Der Herr Richter hat geſagt: es werden wahrſcheinlich
noch Franktireure kommen, und er hat angefuͤgt: die


marck eintritt, iſt die ant ſemitiſche Partei. Daraus habe


tireurs meinte. (Zuruf linfe.) Ich weiß nicht, wen er
ſonſt meinen könnte; cr müßte denn den Kollegen Heuß-
mann meinen, der noch ſprechen will (Heiterkeit), denn


der Herr Abgeordnete Richter uns nicht Franktireure
nennt, ſo ſollte er doch nicht ſo von oben herab über die anti-


deutung im Lande wäre, zumal im Vergleich mit ſeiner
eigenen Partei. Denn, hochverehrter Herr Kollege, Ihre
Partei broͤckelt fortwährend ab und unſere waͤchſt fori-
waͤhrend; das iſt doch eine Thatſache, die aus den letzten
Wahlen deutlich hervorgeht und mit der man rechnen
muß. Es wird noch der Augenbhck eintreten, nach


Uhland ſagen kann: noch eine dicke Saͤule zeugt von ent:
ſchwundener Macht (Großt Heiterkeit), iſt fie auch no9


leit) Der Herr Abg. v. Kardorff hat bereits die deſon-
dere Befaͤhigung der jetzigen Frtiſtunigen, fraͤhtren Fort-
ſchrllte partei zu einem Urteile uͤber die weltgeſchichtliche
Bedeutung des Fuͤrſten Bismarck klar geſtillt. Eine
Partei, die ſo hervorragende“ Leiſtungen aufzuwriſen
hat, wie für die Verweigerung der Heerecverſtärkung

zum Zwecke des Schutzes des Vaterlandes, die die
hervorragende Veiſlung verzeichnen kann,
einen Abruͤſtungeantrag ſtellte, als der Krieg unmittel-
bar vor der Zhür ſtand; die Partei, die ſich ihre
Informationen uͤber die Sicherheit des Friebens von
einer „Zante” in Paris holt oder von der ein
. heroorragenbes Mitglied ſeiner Zeit wegen mangelhafter
Kenntnis det ftanzoͤſiſchen Sprache eine litbenswuͤr—
dige Ridtwindung des ftanzoͤſiſchen Botſchafters auf
einer Geſellſchaft falſch uͤberſttzte und als Friedens-
garantie in die Welt binausrief, eine ſolche Partti
hat fuͤrwahr volle Berechtigung dazu, dem Fuͤrſten Bitz-
. marg ſeine Bedeutung abzuſprechen.
iſt bezeichnend, daß bei allen denen, die die Pariei des
angegriffenen Fuͤrſten Bismarck hier genommen haben,
derfelbe Gedankengang ſich herauebilden mußte: wir find
der Regitrung von Herzen dankbar für ihre Erklaͤrung.
Ich freue mich belonders mit dem Hertn Abg. Dr. Lieber
und mit ſeiner Partei, daß ſie auch eine ſo große Be-
friedigung empfunden haben ‚Aber die Ehrung, die der
Freiben von Marſchall dem L4 und deſſen
Paliſit hat zu teil werden laſſ.n. Ich bin feſt uͤberzeugt,
daß große Kreiſe des katholiſchen Volles ihm dafuͤt
danken werden. Denn auch in weiten Kieiſen des katho-
liſchen Voltee, in dem Stande der Landwirte, der Indußrie,
des Bürgeriandeß uͤberhaupt, die die Wohliaͤten der
Wirlſchafloͤpolilil des Fuͤrſten Bismarck genoffen haben,










ihm dafuͤr
den Einiger des Reiches auch die katholiſchen
Veteranen aus dem großen Criege, die vor dem Feinde


mit erringen helfen. Diefe großen kaͤtholiſchen Kreife find
auch geneigt, dem Faͤrſten Bismarck das gutzuſchreiben,


tuͤſtet waren, aus freien Stuͤcken abbrach und ſeine Folgen
zu beſeitigen begann.

ruhigung im Lande geſpuͤrt haben.

Bikanntmachung eines ftuͤher beſtandenen Geheim-
kündniſſes irgendwie ſchaden; nicht bei unſeren Ver-
bünd:ten in Orſterxeich und Italien, denn ſie haben von
dieſem Ruͤckoerſtcherungsvertrage Kenntnis gehabt, er iſt,
wenn ich recht berichtet bin, den Souveraͤnen und ihren
Kanzlern mityeteilt worden und hat Eriſpi ſ. Zt. eine


England keine beſondere Beunruhigung daruͤber entſtehen,


ruſſiſchen Vertrag unterrichtet, und jetzt, wo er nicht mehr


In Deutſchland hat ſich
höchſtens eine Beunruhigung inſofern herauszeſtellt, als
ein großer Teil der Preſſe in den unflaͤtigſten Beſchimpf-
ungen gegen den Fuͤrſten Bismarck ſich erzing, waͤhrend


dieſe Veroͤffentlichung des Faͤrſten Bemaͤrck, wie das von
anderen Rednern bereits betont wurde, in letzter Linie
wieder den Intereſſen des großen gemeinſamen Vater-


lichung nicht beunruhigend, ſondern niederſchlagend


gekommen war durch den Zarenbeſuch, ſehr erheblich ad-
gekuͤhlt und den Franzoſen zu Gemuͤte gefuͤhrt, aus


politik, die der große Kaiſer Wilhelm begann und ſein
Nachfolger welterfuͤhrt, in hohem Grade geftärkt.
(Schluß folgt.)

— Duell nnd Soldatenehre,
Von dem Reich:tagsahgeordueten Herrn Dr. VBiel:


Veröffentlichung: *

Beziehung andere Anſichten habe als die ſind, welche in


derartigen Auefuͤhrungen einen geringen praktifchen Erfolg
verſpreche. Anſchauungen und Empfindungen des Volk.s


ruhige Betrachtung einſeitigen Parteianſchauungen hat
weichen muͤſſen. *

Eine Seite der Sache aber ſcheint mir von ſo all-
gemeiner Bedeutung, ihre Nichtbeachtung ſo bedenklich,


möchte.
Sowrit die allgemeine gleiche Bildung reicht, haben
ſich zwar nicht gleiche, aber doch nicht erheblich abwelchende


lungen gekildet. Sohald aber durch die Fachbildung eines
belonderen Berufes eine Seite menſchlicher Thaͤtigkeit zur
beſonderen Lebeneaufgabe wird, da weichen die nſchaͤu—


Einen Kuͤnſtler druͤcken Schulden, Pfaͤndungen nicht


Perſoͤnlichleit ſteht. Den Einen hat ſein Beruf zum
Veraͤchter wirtſchaftlicher Erfolge gemacht, den Anderen
zum Brwunderer derſelben. Der Allgemeinheit ſcheint die
eine Einſeitigkeit ebenſe unrichtig ais die andere, ihre
Folgen werden aber alt naturgemaͤße elner nach einer be-


keit ausgehen werden als unvermeidliche ertragen.
Dem Berufsſoldaten iſt nun als einfeitige, vor-
herrſchende Aufgabe die geworden, die Macht, das An-
ſehen, die Ehre des Vaterlandee zu wahren. Der Begriff
der Perſoͤnlichkeit und der Unverletzlichkeit des Vaterlandes
muß naturwendig bei einem wirklichen Berufsſoldaten ſo
entwickelt ſein, daß jede Verletzung desſelben ohne erheb-







7, Zahrgaug.

liche Mitwirkung talter Ueberlegung unmittelbat verſtan-
den wird. Da die Waffe unter den Voͤlkern der einzige




tufeſoldat der, der nicht bei einer Kraͤnkung des Vaterlandes



Waffe greift, das verletzte Gut zu [Hüßen.


ſoldaten wuͤnſchen, ſo und nicht anders koͤnnen wir ſte
brauchen.



Wanken zu bringen-


der gleichen Lebensauffaſſung getragen.


nur eine geſteigerte Auffaſſung der Perſoͤnlichkiit und ihrer
Unverletzlichteit haben. Das, was ihm ſein Beruf zum


im Privatleben nur das naͤchſtliegende, das geyebene V.r-
teidigungsmittel f.in. 2


quemlichkeiten für die Allgemeinheit.



ſein, wie er iſt, ſoll er ſeinen Beruf, unſer Hoͤchſtes,

Weil nun fuͤr den Berufsfeldaten es Leben gaufgabe
iſt und ſein muß, fuͤr die die Unverlttzlichkeit der Per-



eine vorwlegend militäriſche Einrichtung angiſehen und als
ſolche gegenwaͤrtig angegriffen. *


gebenen Gruͤnden geboten.
zu der Anſchauung der Reichstage mehrheit durchzuarbeiten,

darauf will ich nicht naͤher eingehen.
— Noch eiumal die Bismard - Euthüllungen.


ſogenannten Enthuͤllungs⸗Debatte im Deutſchen Reichs-
tage gewidmet iſt, laͤßt der „Peſter Lloyd? ſich aus Wien


war der famoſe deutſch⸗tuſſiſche Kuͤckveiſicherunge- Bettraß
kein Novum. Sie bedurfte der „Hambuͤrger Naͤchrichten“

Jahre 1891, nachdem der Vertrag Makulatur geworden


Sie hat alſo ſechs Jahre Zeit gehabt, ſich mit der


ein Vorwurf aus der Enthuͤllung im Jahre 1896 gemacht


Vertrag, bezuͤglich deſſen „unbedingte G heimhaltung“
geboten war, die ſelbſt 1896 noch nicht einſeitig durch-


brachte! Sollte die Mitteilung nicht von deutſcher
Seite erfolgt ſein, was uns hiernach ſehr freuen wuͤrde,
ſo muͤßte ſie von ruſſiſcher (O Seite ausgegangen
ſein, und damit läge denn auch für Deutſchland tein


vom Blatte ſelbſt auf Friedrichstuh zuruͤckgefuͤhrten Koni-


wird: „Wir glauben Kberhaupt nicht, daß Caprivi in
vieſen Dingen (in der ruſſiſchen Verirageftage) eine eigene
fundierte Anſicht gehabt und noch weniger, daß ſie, wenn
er ſie gehabt, maßgebend fuͤr die deutſche Entfchiießung
geweſen ſei. Der Kaiſer war noch zu Bismarck's Zeii
volllommen bereit, die Ermaͤchtigung zur Prolongation zu
erteilen?. Das Blatt fragt, was in den wenigen Wochen
zwiſchen dieſem Zeitpunkte und Caprivi’s Sıllärung ar
Schuwaloff, daß Deutſchland dieſen Vertrag nicht er-
neuere, geſchehen ſei, um den vollſtaͤndigen Uuſchwung


wichtigſte, auch für die Gegenwart bedeumngevollſte Frage,


lohe und Marſchall nicht geantwortet Sie konnten ten
wahren Grund nicht angeben, ſonſt haͤtten ſie es gethan.“
Caprlvi duͤrfte gar nicht erſt verſucht haben, den Kaſſer
 
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