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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

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No. 91 - No. 100 (18. August - 8. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42841#0385

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Der „Eadiſche doikovote· er-
ſſccheint dreimal wöchentlich.



Verlag und Leitung:
Heidelberg Zahnhof ſtraße 9.
Telegramm⸗Adreſſe:
„ Yolksbote D eidelberg.
Anzeigenpreis:
Die — — 10 Pfg.




prei⸗ vierteljahrlich
durch den Briefträger frei ins

ſchalter oder durch unſert Boten

—— — aboeholt 80 Pfs.

Arx. 755,



8 96.


* 7, Zahrgang.





Jejugeinladung
Für den Monat September kann auf dea

„Badiſchen Volksboten“ zum Preiſe von
— 44 Pfennig —⏑ —
durch die Poſt abonnirt werden.

Alle unſere Freunde bitten wir, in ihren Be-
kanntenkreiſen für ein Probe⸗Abonnemient zu


unſerer Partei mitzuteilen, an die Probenummern mit
Ausſicht auf Erfolg geſandt werden können,


Deutſch⸗· ſozialen Reformpartei für Baden,
die bahriſche Pfalz und das Reichsland eine
nationale Politik verfechten und ebenſo energiſch alles
das bekämpfen, was im Bunde mit dem internationalen


wie wir mit Entſchiedenheit dafüe eintreten werden,
daß auf dem Wege ſozialpolitiſcher und wirtſchaftlicher
Reformen unſerem ſchaffenden deutſchen Mittelſtande,
namentlich unſerem Handwerke und unſerem Kleinge-
werbe, unſerem ſoliden Handel und unſerer Landwirt-
ſchaft! gleichwie unſerem mittleren und kleinen Be-
amtentume die Lehensfähigkeit flr Gegenwart und
Zukunft wiedergegeben werde. Wer uns in dieſer
großen Arbeit unterftüßen will, der abonniere unſer
Blatt und werbe ihm erniadüch neue Freunde und
Lefer. Stets bemüht, den Inhali unſerer Zeitung zu
verbeſſern und zu heben, werden wir dafür Sorge
tragen, daß wir durch gute politiſche und ſozial- und
xirtſchaftépolitiſche Artikel und durch ein gediegenes
Feuilleton allen Anferderungen immer mehr gerecht
werden, die an eine echt deutſche Zeitung geſtellt werden
können. —
Verlag und Nedattion




— Teil.

xevolte 3a in Fanſibar.

In Sanſibar iſt gelegentlich der Thronfolge eine
Revolte ausgebrochen. Die Nachrichten vom 26. Aug.
lauten. Sofort, nachdem der Tod des Sultans
bekannt geworden war, hatte Said Kalid, der
Onkel des Sultans, Beſih von dem Palaſte er-
griffen und ſich ſelbſt zum Sultan erklärt.



(ſprich Susni) iſt im März 1893 nach dem Tode des

Sultans Seid bin Kalifa auf den Thron gekommen;
er war ein Neffe des letzten Sultans und ſeiner
Brüder, die ihm in der Regierung vorangingen. In
gut unterrichteten Kreiſen wird geglaubt, der Sultan
ſei ermordet, wahrſcheinlich vergiftet worden. Der
Thron dürfte ſchließlich Said bin Hamud, einem nahen
Verwandten des verſtorbenen Sultans, zufallen. Der
britiſche Kreuzer „St. Georg“, 7700 Tonnen faſſend,
Flaggſchiff des Admirals Rawſon, Kommandant der
Flottenſtation am Kap, iſt in Sanſibar eingetroffen
und ſetzte 200 Mann an Land. Der britiſche Kreuzer
„Racoon“ iſt ebenfalls eingetroffen. Eine lange Ver-
handlung fand zwiſchen Cave und Said Kalid ſtatt,
der ſich inzwiſchen zum Sultan ausrief. Kalid weigerte
ſich entſchieden, den Palaſt zu verlafſen; er erklärte,
eher dort ſterben zu wollen. Die Sireitmacht Kalids
iſt gut bewaffnet und 2500 Mann ſtark, worunter
900 Askaris. Allgemein herrſcht in engliſchen Kreiſen
die Anſicht, daß der gegenwärtige Zeitpunkt günſtig
dafür ſei, die engliſche Flagge zu hiffen, die Herrſchaft
der Araber abzuſchaffen und die Aufhebung der Sklaverei
zu verkünden Die Engländer werden zum Angriff
übergehen, ſobald ein zur Verſtärkung erwartetes Ge-
ſchwader eingetroffen ſein wird. — Neuere Nachrichten
aus Sanſibar teilen mit: Geſtern Vormittag wehte
die Flagge Said Kalis noch auf dem Palaſte. Die
britifchen Schiffe rüſten ſich zum Einſchreiten. Ein an
Said Kalid gerichtetes Ultimatum wenn nicht
die Flagge niedergeholt und die bedingungsloſe Ueber-
gabe bis heute Vormittag 9 Uhr erfolgt ſei, ſo würde
der Palaſt bombardiert werden. Die engliſchen Unter-
thanen wurden aufgefordert, ſich bis heute Vormittag
SUhr an Bord der engliſchen Schiffe zu begeben. Als


keine Folge geleiſtet war, machten die Kanonen der






engliſchen Kriegsſchiffe kurzen Prozeß Der —
des Sultans und das alte Zollgebäude liegen voli-
ſtändig in Trümmern.

engliſchen Kriegsſchiffe, wurde aber in den Grund ge-
Said Kalid und der Befehlshaber ſeiner
Truppen,

Teil damit beſchäftigt, das Feuer im Palaſt zu löſchen.
Andere Abteilungen fammeln die Leichen der im Kampfe
gefallenen Anhänger Said Kalids. Vereinzelt dauern


wo Kapitäa Rakes mit 400 Mann, welche ſich Said
Kalid nicht angeſchloſſen hatten, und mit 40 Marine-


Geſchäfte ſtocken vollſtandig. Es iſt unmöglich anzu-
geben, wann die Lage ſich klären wird. —


willkammen geweſen zu ſein. Nachdem nun der Boden


ſehr wenig war) getränft worden iſt, kann man vor-
geben, nur ein engliſcher Gouverneur mit eng-
liſchen Truppen ſei imſtande, die Ordnung daſelbſt
4 zu erhalten.

Natürlich haben wir Deutſchen auch ein ſehr
großc Intereſſe an der Entwickelung auf der Inſel,
und wir ſind begierig, ob die Reichsregierung gegen
die Einverleibung der Inſel Sanſibar als Kronlaͤnd
Einſpruch erheben wird. Wir fürchten: nein! Denn


trage von 1890 unſere Anſprüche auf die wichtige
Inſel England gegenüber ſo gut wie ganz aufgegeben,


nachdem wir vor 6 Jahren A, nur zu bereitwillig,
geſagt haben. Unbedingt erfordeclich iſt jedenfalls,
daß Deutſchland ſich volle Freiheit des Handels in


„Times“ fehr richtig bemerken, in reißend ſchnellem
Alle inſtrenguilgen, die von
deutſcher Seite gemacht ſind, die Häfen dex oſtafrika-
niſchen Küſte auf Koſten Sanſibars zu heben, ſind
thatſächlich bis jetzt vergeblich geweſen. Das Faktum,
daß nicht nur die großen indiſchen Handelshäuſer,
ſondern auch die Deutſchen und ſogar die Deutſch-


Mag

wünſchen, oder erſt ſpäter Sanſibar zur Kronkolonie
machen, ſicher iſt, die deutſche Diplomatie muß auf
dem Poſten ſein, Handelsintereſſen von größter Be-
deutung ſtehen hier auf dem Spiele. In dieſer Hin-


noch immer in Deutſchland der Muße pflegt, ſtatt in
Dar⸗es⸗ Salaam auf ſeinem Poſten zu ſein. Unmöglich
iſt es doch nicht, daß auch in unjerer oſtafrikaniſchen
Kolonie Unruhen im Anſchluß an die Revolution in
Sanſthar entſtehen.

In einer Beziehung, meint das „Volk“, würde
die unmittelbare Herrſchaft Englands über Sanſibar
ſogar von deutſcher Scite mit Genugthuung begrüßt
werden können — nämlich wegen der Möglichkeit die
Sklaverei auf der Infel für immer aufzuheben. Re-
ſidiert in Sanſibar ein engliſcher Gouverneur, ſo hat


Flanlagen die Einreihung von Negerinnen in die
Haͤrems der Araber und die Ausfuhr der Menſchen-
ware nach Aſien zu verhindern. Bis jetzt iſt hier-
gegen von engliſchex Seite ſo gut wie nichts geſchenen,


afrifa, die Ueberführung, dieſer Unglücklichen nach
Sanſibar von unſerer Kuͤſte aus erſt dann aufhören
wird, wenn Sanſibar nicht mehr der erſte und be-
deutendſſe Stlavenmartt der oſtakrikaniſchen Küſte iſt.
Dieſe Frage der Aufhel ung der Sklaverei in Sanſibar
unter engliſcher direkter Herrſchaft iſt ein Punkt, der
verſöhnend wirken kann. Im übrigen aber liegen in
der Umwandlung der Inſel in eine engliſche Kron-
kolonie Gefahren von großer Bedeutung für unſere
oſtafrikaniſche Kolonte, die eine erhöhte Aufmerkſamkeit
auf die engliſchen 74 nur zu ſehr recht-
fertigen.

Kameruniſches. Nach dem „Volk“ wird auch
für „Togoland“, das durch Abſchluß von verſchiedenen









Oſten einer Gebietsvergrößerung entgegenſieht, auch für

Kamerun die Auftzendune größerer Mittel als not-
wendig bezeichnet.
Gründen, nämlich weil dort der Handel einen

Rückgang zeigt.
ſchritten werden, um dieſen Rückgang aufzuhalten und
den Verkehr neu zu beleben.“ Auf welche Weiſe dies
geſchehen ſoll,
lichen Kreiſe. Während es alſo in allen übrigen
deutſchen Kolonien erfreulich vorwärts geht, hat Kamerun


Jesko von Puttkamer nicht nur einen Stillſtand,
ſondern ſogar einen Rückſchlag erfahren. Es heißt
alſo nichi,
ſondern vielmehr ihr bedeutend nützen, wenn man
dem Auswärtigen Amte klar zu machen ſucht, daß es


von Puttlamer mit der dortigen Verwaltung betraute.
Da wir ſchon ſo mancherlei trübe Erfahrungen mit


Auswärtigen Amtes, reſp. des Herrn Kolonialdirektors


prüfen, wozu vor allen Dingen auch das Vorleben
gehört.

ältere Korpsſtudenten, die mit ihm während der Studien-
zeit zuſammengekommen ſind, oder andere Leute zu


davon keine Kenntnis, obwohl der Rechts ſchutz-
verein Heide 8 ſeinerzeit dasſelbe in einer


Herr Jesko von Puttkamer iſt —

ſchleunigſt nach Kamerun abgedampft, ſo daß Herr
Rittmeiſter von Stetten auf dem elektriſchen Funken
hätte von Sarwa in Ungarn nach Berlin reiſen müffen
um ihn dort noch anzutreffen. Nun hat Herr v. Steiten


perſönlich Genugthuung verſchaffen will. Die Dar-


Reichzkanzler befriedigt haben; wir zweifeln, daß ein


wird geſagt werden können. Gegen das „Berl. * 4*
iſt Klage erhoben worden; ſollte dies auch mit dem


Prozeſſe mit Seelenkuhe entgegengehen.

Zeit, ſo müſſen auch dem Blödeſten die Augen auf-
gehen, daß das „Syſtem Kayfer“ unſeren kolonialen
Beſtrebungen im Anſehen beim Volke mehr geſchadet


an der Spitze unſerer Kolonialverwaltung, giebt es
nicht Männer deutſchen Blutes genug, die das Amt
ebenſogut und — weit beſſer verwalten würden?
Neuere Nachrichten laſſen übrigens vermuten, daß Herr
Kayfer hald vom Schaupxlatz ſeiner Thätigkeit abtreten


afrika, Herr v. Wißmann, treten wird, was wir

— Der Einkauf der Broviantämter.

dieſem Jahre, ſchreibt die „D. Tagesz.“, beginnen


wirten niedrigere Preiſe bieten, als ſie von den
Händlern erhalten. So wird uns beiſpielsweiſe aus
Schleſien berichtet, das das Proviantamt für den
Doppelzentner Roggen 60 Pf. weniger geboten habe
als der Händler, an den dann der Roggen verkauft
worden ſei. Der Preisunterſchied wird dadurch noch
empfindlicher, daß das Proviantamt Lieferung frei
Magazin verlangt und nicht, wie der Händler, die
Säcke leihweiſe überläßt. Daß angeſichts ſolcher Vor-
kommniſſe die Landwirte lebhafte Klage führen und


unterluffen, darf nicht Wunder nehmen. Ganz gewiß
ſoll auch das Proviantamt aus dem unmittelharen
Verkehr mit den Landwirten Vorteile haben. Es ſoll
beileibe nicht teurer einkaufen, als es bei dem Händler
einkaufen würde. Wenn aber der Händler noch füe
den Doppelzentner 60 Pfennige mehr bietet, als das
Proviantamt, ſo würde er ſicherlich, wenn er an das
Proviantamt lieferte, einen weit höhern Preis ver-
langen. Es darf denn doch erwartet werden, daß die
Proviantämter mindeſtens den Preis zahlen, der beim
Händler erzielt wird. Das Natürlichſte wäre, wenn
der Händlerverdienſt zwiſchen den Landwirten und den
 
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