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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

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No. 21 - No. 30 (21. Februar - 14. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42841#0117

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7. Zahrgang.








Der „Eadiſche Yolksbote“ er-
ſcheint zmal wöchentlich (Diens-
tag, Donnerstag und Samstag).

Verlag und Leitung!
Beidelberg, gahuhofſtraße 3.
; Telegramm⸗Adreſſe: ;

Yolksbote Heidelberag.
AÄnzeigenpreis:





Haus gebracht MF. 1.25, durch

unfexe Boten in Heidelberg 1 M.

Am oder von unſerer
Expe



Die — Petitzeile 10 Pfs. 2* * * 2—
— — Adolf Schwaiger. — — — — —


und der Fall Paaſch.“
So lautet der Titel der neueſten — in Zürich


ſo daß man annehmen moͤchte, ſie ſei nicht für die
weitere Oeffentlichkeit beſtimmt; ein Flugblatt aber,


breitung Herr Carl Paaſch wünſcht, enthält am


ſtürzen, und verdenken kann man ihr das nicht, denn


erquiſiten, pifanten Leckerbiſſen! vor.


oder politiſcher Mordverſuch am Ende des
XILX. Jahrhunderts.“

Carl Paaſch ſagt därin Folgendes:


tigen und verzweifelten Kampf führe gegen die Mächte
der Börſe und deren Kreaturen, und feit nahezu fünf
Jahren ſpielt derſelbe in der Oeffentlichkeit.


Geſandten in China, Herrn M. v. Brandt, bezichtigte,
ſeine amtliche Stellung dazu mißbraucht zu haben,
um mich aus gewiſſen großen Unternehmungen heraus-
zudrängen, zu Gunſten der Börſe und vielleicht im
Auftrage und unter Mitwiſſenſchaft eines Konſortiums
von Berliner Bankiers. Man hatte mir mit Ge-


Recht zu ſuchen, die mit den Ereigniſſen in China
verbundenen Thatſachen veröffentlichte. Da mir der
Rechtsweg verſperrt war, veröffentlichte ich dieſe
Sachen dennoch im April 1891. Der Geſandte von
Brandt fand in den deutſchen Behörden Schützer und
ich ſah mich genötigt, meine Angriffe auf diejenigen
Träger von Gewalten auszudehnen, die dieſen, von
vielen Seiten, von Offizieren und Beamten beſchul-
digten Beamten in Schutz nahmen. Keiner der An-
kläger dieſes Mannes wurde gehört und derſelbe blieb
trotz der ſchwerſten Beſchuldigungen ſtraffrei.
Obgleich von China gekommen, um mein Recht
zu ſuchen, hat man mich ſechsmal, ohne den geringſten
Schatten von Recht, wegen Fluchtverdachts
verhaftet, in das Gefängnis geworſen und als unheil-
bar geiſtesgeſtört und gemeingefährlich in Irrenhäuſer
geſchleppt. Auf dieſe Weiſe war ich insgeſamt 1 Jahr
10 Monate faſt beſtändig in Unterſuchungshaft oder
im Irrenhauſe, ohne verurteilt zu ſein.

tot zu machen.

‚ eine hohe Stellung an, wenn er meinen Prozeß im
Sinne der Regierung führen wollte. In beiden


der Herr Profefſor Pander, ſtarb eines geheimnis-
vollen Todes. Richter bezeichneten das Verfahren
gegen mich ais einen Juſtizmerd und gaben ihre
Demiſſion. Irrenärzte erhoben Proteſt gegen die Art
und Weiſe, wie man mich behandelte. Später bin
ich dann ſchwer perurteilt worden wegen angeblicher
Beleidigungen, die ich mir bei der Erfechtung meines
Rechtes habe zu ſchulden kommen laſſen ſollen. Das


falſcher Zeugenausſagen. Angeklagt war ich wegen
des Inhalts eines Broſchüre, die niemals er-
ſchienen, und einer anderen, welche vom Gerichte
freigegeben war. C um!
humaner Irrenärzte, dank der Gewiſſenhaſtigkeit
deutſcher Richter und der Hilfe treuer Freunde iſt es
nach jahrelangen Mühen gelungen, daß ich dem















Cntmündigung d
Den Gefandten v. Brandt hat man zwar abge-
ſetzt, aber mau hatte ‚ihm geſtattet, ſo lange im Aus-
lande zu verweilen, bis die Vergehen, deren er be-


einſeitig vor Gericht abzuleugnen, während man mich
nie zum Beweiſe . meiner Behaͤuptungen zuge-


dieſelben Geſchaͤfte zu betreiben, aus denen er mich


Bahxheit meiner Zehauptungen Geflätigt.


Es iſt meinen Gegnern gelungen, gewiffe Perfönlich
keiten zu gewinnen um Meine Sache in der Beffeni-


Reichstage vorzubringen haben nur. die Sache ver-



ven Rechtsbeugungen, Rechtoͤuerweigexungen und Ver-
gewaltigungen, durch Gewunung falfher Freunde und


Volke gegen bare Münze zu verkaufen.

Das Reichsgericht zu Leipzig hat am 8. Oktober
1895 das obenerwähnte Urteil beſtätigt, obwohl zahl-
reiche Formfehler vorgekommen ſind, und ich würde,
wenn ich jetzt nach Deutſchland zurückkehrte, nicht nur
eine lange und harte Freiheitsſtrafe zu verbüßen
haben, ſondern, nach bisherigen Erfahrungen, allerlei
Mißhandlungen ausgeſetzt ſein. Auf diefe Weiſe hat
man mich ohne Geräuſch in das Ausland zu gehen
genötigt, ohne mich aufzufordern, meine Strafe anzır
treten, und ohne einen Steckbrief zu erlaſſen.“


wix gleich ausführlicher zu ſprechen kommen werden,


„Ich wende mich hiermit nochmals an die
oͤffentliche Meinung und ich hoffe, daß ſich ange-
ſichts der beiſpielloſen Thatſachen, die hier geſchil-
dert werden, angeſichts der Korruption und Charakter-
loſigkeit gewiſſer Perſönlichkeiten, angeſichts der un-

dlaublichen Nechtsverhältuiſſe im deutſchen Reiche,

ſich deutſche Männex auch außerhalk der Parlamente
finden werden, die ſich zuſammenthun, um der Men-
ſchenhatz, die man feit Jahren mit mir getrieben hat,
ein Ende zu machen, mir eine ungefährdete Rückkehr
in die Heimat zu ermöglichen und mir zu meinem
Rechte zu verhelfen, zumal alle Anzeichen vorhan-
den ſind, daß meine Gegner mich auch in der freien
Schweiz nicht in Ruhe laſſen wollen.“ —

Wer ſich mit dem „Falle Paaſch“, mit den von
den verſchiedenſten Seiten gegen den Mann ange-
ſponnenen Intriguen, denen er ſchließlich zum Opfer
gefallen iſt, näher beſchäftigt hat, der muß das innigſte
Mitleid mit ſeinem traurigen Geſchick empfinden. Aus
dem fernen Aſien iſt er nach ſeiner deutſchen Heimat
gekommen, um im Vertrauen auf ſein vermeintlich
gutes Recht Schutz zu ſuchen gegen die Uebergriffe
eines deutſchen Beamten, der ſeine Machtbefugniſſe in
eigennützigem Intereſſe mißbraucht. Ctatt des
Schutzes aber erwartet ihn ſchroffe Abweiſung ſeitens
hoher Behörden und eine lange Reihe von Martern,
denn als ſolche kann man nur die vielen Chikanen
und ſeine — unberechtigte — Einſperrung in Gefäng-


lich ein Wunder, daß Paaſch nicht infolge dieſer


wahnſinnig geworden ſind. Daß ſeine Gemütsver-
faſſung durch jene Qualen in hohem Grade affiziert


mütsſtimmung heraus läßt ſich ſchlechterdings nur der
ſchmähliche Angriff erklären, den er gegen den Frei-
herrn von Langen richtet.






— ——














Parlamentes geſetzt. Seine Freunde hatten ihm ver-
ſprochen, die Sache daſelbſt zur Sprache zu bringen,
und zumteil iſt dies auch geſchehen, — leider ohne den
gewuͤnſchten Erfolg. Das größte Vertrauen hatte
Paaſch auf den konſervativen Reichstagsabgeorduelen
Freiherrn von Langen geſetzt. Die Sache zog ſich


wir hiex nicht kontrolieren, wir ſind nur auf die An-


Jetzt lebt Paaſch in der Schweiz, weil ihm in Deutſch-


Freiherrn von Langen, der, wie wir ſchon ſagten, fein


ihn richtet
Rachſucht.
Rache,

ſich nun ſein ganzer Haß, ſeine ganze

bliudwütige Rache atmet der dritte


Es wird ihm darin der Vorwurf gemacht, daß er
abſichtlich, entgegen ſeinem gegebenen Ehrenwort,


ſollte unter dem Namen von Langen's herausgegeben
werden, kurz vor der Drucklegung aber habe dieſer


ſchlagen! Und um nun feine Behauptungen zu be-
kräftigen bringt Paaſch eine Fülle von intimen und. in-


Weiſe vor. Es giebt kaum eine ſchlechie Charakter-
eigenſchaft, die Paaſch demjelben nicht anhänat.
Es liegt uns abſolut fern, eine Haͤndlungsweiſe
zu beſchönigen, deren ſich nach der Behauptung Paaſchs
der Freiherr von Langen ſchuldig gemacht haben foll.


wir nicht von anderer Seite eine Beſtätigung erhalten
haben, glauben wir es nicht. Haß und Rachſucht
ſehen alles durch eine ſchwarze Brille an, und deshalb
halten wir uns zum mindeſten zu der Annahme be-
rechtigt, daß Herr Paaſch furchtbar übertrieben, daß
„aus der Mücke
einen Elefanten“ gemacht hat. —— —

Der Verfaſſer dieſes iſt mit Freiherrn von Langen
nur in oberflächlichere Berührung gekommen, kenmnt
daher ſeine Lebensweiſe nicht nähel, aber er hat von


macht. Daß die unter dem Namen des Freiherrn
von Langen erſchienenen Broſchüren großenleils aus
Paaſchs Feder gefloſſen ſind, das waͤr ſchon längſt


nichts Beſonderes dabei, weil ja Herr Paaſch mit
einverſtanden war. — Trotzdem
alſo der Unterzeichnete kein Urteil über die Lebens-
weiſe des Frhrn. p. L. fällen kann, ſo iſt er doch
— infolge zweier kleinen Epiſoden der Broſchüre —


erın Paaſch abzugeben.
Herr Paaſch ſpricht darin auch von einem Herrn
v. Be einem Freunde des Frhrn v. L. Denfelben
ſoll Frhr. v. L. Ende September 1894 zugleich mit
„anderen Agitatoren! „bezahlt“ haben, damit er in
Pommern gegen Ahlwardt „hetze“. Das beruht
offenbar auf Unwahrheit, denn im Dezember 1894
oder Januar 1895 (der genaue Zeitpunkt iſt dem
Unterzeichneten nicht erinnerlich) fand ein Parteitag in
Paſewalk ſtatt, welchem auch Ahlwardt beiwohnte,
herbeigerufen durch Herrn v. . Auf die private


Ahlwardt in der Verſammlung entgegengetreten war,
wie v. B. ſich mit den Bundſchuh⸗Anſchauungen Ahlwardts
befreunden könne, dab dieſer eine Antwort, die
das Gegenteil von Hetzerei gegen Ahlwardt be-
deutete. —
Ferner: Im vergangenen Jahre kandidierte
Here Paaſch im Reichstagswahlkreiſe Colberg Cöslin-
Bublitz für die Ahlwardt-Böckel'ſche ſogenannte
„Antifemitiſche Volkspartei!. Herr Paaſch ſchreibt
darüben: . — —
„Ahlwardt ühexnahm es, indem er mir volitiſch
ſreie Hand zu laſſen verſprach, mich im Wahlkreiſe
Colberg⸗Cöslin aufzuſtellen. Unter Zuſtimmung und mit
Hülfe v. Langens wurde die Agitation ins Werk geſetzt.“
 
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