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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

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No. 21 - No. 30 (21. Februar - 14. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42841#0121

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— Zahrgaug.






Der adifche Volks bote er-
ſcheint 3mal wöchentlich (Diens-



Heidelberg, Eahuhofſtrafte 5.

Telegrammi-Adrefſe:

Volksbote Heidelberg.
‚ Amzeigenpreis:

Die ogeſpaltene Petitzeile 10 Pig.





Haus
unfere Boten in Heidelberg M.
Am Poſtſchalter oder von unſerer
Expedition abgeholt 80 Pig. -
hoſt· Zettungs · Ureialiſte
Ar. ?õõ.



* der — —

der Sozialdemokratie — ein Unding.




* U *
Bie ſic die Sozialiſten die Entſtehung ihres Zu-


Ein Staat von (anter Monopolen. Was darin aus
dem freien Handwerſter und aueruſtand wird.


; Sozialiflen, . .

der Gütererzeugung und Guͤterverteilung verſtaatlicht


gedankens nicht ſicher machen oder gar den Glauben
erwecken, die Sozialdemokratie ſei eine harmloſe
Arbeiterpartei, die nichts Revolutionäres im Sinne
habe. Die von den hungernden und unzufriedenen
Arbeitern
vielleicht genötigt, zur „Propaganda der That“ über-
zugehen, weil die Geiſter, die ſie riefen, ihnen keine
Ruͤhe laſſen. Man giebt ihnen nicht Zeit, zu warten,
bis die für friedliche Herſtellung des Zukunftsſtaates


in den Schoß fällt; ſie werden die Frucht brechen
müſſen, ſobald ſie erſt halbreif iſt, um auf den Trüm-
mern der heutigen Geſellſchaft, des jetzigen Staates,
ihren ſozialiſtiſchen Zukunftsſtaat zu errichten. .

Welche wirtſchaftlich-ſozialen Zuſtände halten nun
abex die Sozialiſten für günſtig, welche Umftände für


ans Werk zu legen?

Holen wir etwas weiter aus.
Zeit vollzieht ſich vor unſeren Augen eine Entwicklung
im Leben der bürgerlichen Geſellſchaft, die tieftraurig
in ihrer Art, aber gleichzeitig von verderblichen Folgen
für die Zukunft unſeres Volkes iſt, — der Niedergaͤng
und das allmähliche Verſchwinden des bäuerlichen und


Jahr zu Jahr auf der einen Seite das Heer der
Beſitzloſen an, welches ſich durch diejenigen verſtärkt,
welche, mit ihrer Lage unzufrieden und mit den herr-
ſchenden Mächten grollend, einem geſellſchaftlichen Um-
ſturz mit lachendem Geſicht entgegenſehen würden.
Auf der anderen Seite ſammelt ſich das Kapital in


verſchlingt, zehrt zunehmende Latifundienwirtſchaft auf
dem Lande die Bauernhöſe allmählich auf. Dieſe
Zerreibung des Mittelſtandes zu unhaltbaren, wider-
ſtandsunfähigen Sand- und Geröllmaſſen wird ſchließlich
in der Gefellſchaft die Beſitzenden und die Beſitzloſen
als zwei ſhroff einander gegenüberſtehende Gegenſätze
ſchaffen, ſo daß vielen Millionen Armer, die kaum


wenige Milliardenbeſitzer gegenübertreten.
Bat ſich dieſe Entwicklung vollzogen, ſo hält der
Sozialiſt ſeine Stunde für gekommen. Weil dies den
zielbewußten Sozialiſten bekannt iſt, nehmen ſie auch
an ſolchen ſozialreformeriſchen Beſtrebungen keinen
Anteil, welche den Niedergang des Mittelſtandes auf-
halten ſollen.
Mittelſtandes abſterben, je mehr Handwerker zu Grunde
gehen, je mehr Bauern vernichtet werden, deſto näher
rückt der Zeitpunkt, wo die Sozialiſten zur That
ſchreiten wollen. Dann werden die in einer kleinen
Minderzahl vorhandenen Großkapitaliſten, die bisher
die Enteignung und Ausbeutung der Volksmaſſe be-
trieben, von der Volksmaſſe ſelbſt enteignet. Aller
Grund und Boden, alle Mittel der Arbeit und Güter-
erzeugung, alle Maſchinen und Baulichkeiten, alle
Werkſtätten und Fabriken werden Eigentum des nun-
mehr zu errichtenden Sozialiſtenſtaates, der auf brei-
teſter demokratiſcher Grundlage den bedrückten Arbeiter-
maſſen und den Tauſenden unzufriedener Proletarier
für ihre Arbeit den vollen Lohn, nicht die Hungerlöhne
des ehernen Lohngeſetzes, dazu volle Freiheit und

Gleichheit verſpricht. 7

Unterlaſſen wir vorläufig zu unterſuchen, ob dieſe
ziemlich weitgehenden Verſprechungen vom ſozialiſtiſchen
Volksſtaat wirklich gehalten werden könnten; zunächſt









wird e8 vielmehr unfere Hufgube fein, uns ein möglichft
klares Bild von jener Staatsform zu entwerfen.. ...
Die Grundlage des Sorialiſtenſtaates iſt eine


ruht. Aber der Staat iſt der einzige Arbeitgebex; er


net hat; und wie er der einzige Guͤtererzeuger iſt, fo


Staat die Leitung und Betreibung ( ‘
gleichviel welcher, ſelbſt übernimmt, werden alle Staats-


Wort im weiteſten Sinne genommen —. Staa:Zange-


‚ m Sogzialiftenftaat iſt ferner alles verſtaatlicht.
Er beſteht aus lauter Monopolen, denn Monopol
heißt eben ſtaatlicher Alleinbetrieb. Die heutigen
Sozialiſten müßten darum begeiſterte Schwärmer für
das Tabaksmonopol, das Branntweinmonopol und die


Monopole wäre der Sozialiſtenſtaat undenkbar. Man
verfalle darum nicht in den Irrtum, von den Sozia-
liſten zu behaupten, ſie wollten alles teilen, und von


vereinen; er will nicht zerlegen und zerſtückeln, ſondern


wird unter ſolchen Umſtänden aus der alten Geſell-
Unabhängige Bauern, die nach Erbrecht auf
ihrer Hufe ſitzen, kennt der Sozialiſtenſtaat nicht mehr.
Aus der ehemaligen bäuerlichen Bevölkerung werden
landwirtſchaftliche Staatsarbeiter, die unter Auſſicht
landwirtſchaftlicher Arbeitsämter mit ihren Ober- und
Unterbehörden das Feld bebauen.

Von dem freien Handwerker iſt die letzte Spur


mit entſprechender behördlicher Gliederung. Und wie


trieben werden, ſo hat der Staat alle Bergwerke, alle
Waldungen, die Jagd, die Fiſcherei in Flüſſen, Seen
und Meeren, die Viehzucht, die Wieſen- und Weide-
wirtſchaft, kurz alle nur denkbaren ſtofferzeugenden
und ſtoffveredelnden Gewerbe in ſeine Hand genommen.

Von einem bevortechteten Adel iſt nicht mehr die


nicht feſtgeſtellte Vorzüge haben die Angehörigen dieſes
Standes im Sogialiſtenſtaat. Eine Sonderſtellung
nehmen höchſtens die enteigneten Großbeſitzer ein,
denen der Volksſtaat ihr Eigentum nahm und die er


erhält. Wahrſcheinlich weniger langmütig als der
heutige Staat, der den mediatiſirten Standesherren
und ihren Nachkommen noch gewiſſe Vorrechte ge-
währte, wird ſich der Sozialiſtenſtaat kaum ſür ver-
pflichtet halten, auch die Kinder und Kindeskinder der
enteigneten Großkapitaliſten aus öffentlichen Mitteln
Solche ſtaatlichen Koſtgänger werden
darum kaum länger als ein Menſchenalter vorhanden


liſtenſtaates naturgemäß in zwei Klaſſen gliedern:

‚ 1. In die gewerblichen Arbeiter, welche etwa
unſeren heutigen Fabrikarbeitern und ländlichen Tage-
löhnern gleichen,

2. in das zahlreiche Beamtenheer, welches von
den Vorarbeitern in den Fabriken und den Feldarbeits-
aufſehern beginnend, ſtufenförmig bis zum Leiter der
ſozialiſtiſchen Republik aufſteigt.

Nach der Verfaſſung ſteht dem geringſten Arbeiter
im Freiſtaate der Weg zum Amtsſtuhl des Präſidenten


ſtaatlichen Würden berufen werden.
Außerhalb der ſtaatlichen Arbeitsordnung ſtehen

nur die jungen noch unerwachſenen Leute, die Kinder

und die Invaliden der Arbeit, welche durch Alter,


Staatspfleglinge erhalten werden.








jämtlihe in Heidelberg.







Tagesfragen.

Zum uationalliberalen Aaulerott Aus
nationalliberalen Kreiſen ſchreibt man der „Täglichen
Rundſchau: In der nationalliberalen Partei -
herrſcht zur Zeit Verſtimmung, die ſich nur ſchwer
verbergen läßt. Es hat ja ſchon ſeit reichlich einem


jetzt iſt es ſoweit gekommen, daß die parlamentaͤriſchen

Landtagsfraktion hält der Kitt noch einigermaßen,
aber die moſaikartige Zuſammenſetzung der Reichs-
tagsfraktion droht ieden Augenblick auseinander-
zupurzeln. Das Umſturzgeſetz, das im Prinzip
unter den Nationalliberalen eine ganz ſtattliche Schaar
von Anhängern hatte, hat die Mißhelligkeiten einge-
leitet ,: die ſpäteren parlamentariſchen Ereigniſſe dis


Reden, die die Nationalliberalen im Lande halten,
tragen zumeiſt den Charakter abwehrender Verteidig-
ung: man hat alle Mühe, ſeine Sünden vor dẽr


immer in der Furcht ſchweben, daß die lieben Wähler
eines Tages unartig werden und klaren Wein ver:
langen. Die „Nationallib. Korreſp.“ hat bei den


hat, ein ſtark Stück Anſehen eingebüßt; die „Nat.
Zeitung“ muß von Zeit zu Zeit auf den Katheder
ſteigen und einen väterlichen Tadel oder eine Warn-


weiligen Abgeordneten, die ihnen die Abonnenten zu-
führen oder erhalten. Selbſtverſtändlich ſucht man


möglich, daß ſich dieſes ungeſunde Leben noch bis zu
den Neuwahlen hinſchleppen kann. Wenn dann den
Nationalliberalen nicht wieder das Glück, wie ſeit
1886 eigentlich jedesmal, eine „große Frage“ in den
Schoß wirft, mit der ſie die inneren Gegenſätze ver-


ſo iſt es unweigerlich aus mit der alten.
Burſchenherrlichkeit und nach rechts und links
wird der Abfall (!) erfolgen. Der Mangel an that-
kräftigen Führern iſt im Weſentlichen daran ſchuld,
daß die Karre ſo verfahren iſt, daß man immer blos

die numeriſche Stärke im Auge gehabt hat. MAuf -
einen Wandel iſt hier nicht zu rechnen. Die Alten

in den Fraktionen ſind zu alt und politiſch zu bequem
geworden, und die Jungen — der Reſt iſt Schweigen.“

— Zur Aachwahl in Osnabrück. Die Vor-


ſchlacht im Osnabrücker Reichstags-Wahlkreiſe ſind


Die Ausſichten für den Mittelſtands-Candidaten,
Maurermeiſter Weiduer, der von der deutſch-ſozialen
Reformpartei, dem Bunde der Landwirte und der
Handwerkerpartei gemeinſam aufgeſtellt iſt, ſind durch-
aus günſtig. Die Mittelſtandsbewegang iſt hier eine
ſo intenſive, daß zu hoffen ſteht, daß eine nicht un-
beträchtliche Zahl von Anhängern aus dem national-
liberalen und ſozialdemokratiſchen Lager ſich ihr an-
ſchließen wird. In ſeiner langjährigen Thätigkeit als
Stadtverordneter von Osnabrück hat der Mittelſtands-
kandidat Weidner ſich in allen Bevölkerungsſchichten
größtes Vertrauen erworben. Hierzu kommt, daß er

ſeit langer Zeit zweiter Vorſitzender des Handwerker-


der Urterſtützung des ſüddeutſchen Handwerkerbundes
Der Bund der Landwirte iſt im Gegenſatz
zu nationalliberalen Verlautbarungen in der Candidaten-
frage durchaus nicht geſpalten. Unter Führung ihres
Bezirksvorſitzenden Wulfert treten ſämtliche Mitglieder


der deutſch-ſozialen Reformpartei für

Dies treue Zuſammengehen zweier her-
vorragend wirtſchaftlicher Parteien wird hoffentlich
anderen Wahlkreiſen zur Nachahmung dienen! In
den letzten Tagen haben in den größeren Orten des
Wahlkreiſes Verſammlungen ſtattgefunden, in denen,
neben dem Candidaten ſelbſt, der Obermeiſter Schumann

mit

jehajt
 
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