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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

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No. 21 - No. 30 (21. Februar - 14. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42841#0089

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Der Zadiſche Zolksbote erſcheint Zmal wöchentlich
Dienstags, Donnerstags und Samstags).

Jerlag und Ceitung: Heidelberg, — 5.
Telegramm Adreſſe: Jolksbote Heidelberg.

Anzeigenpreis: Die 5geſpaltene Garmondzeile 10 Pfg.

Zreis vierteliährlich
durch den Brieftraͤger frei in's Haus gebracht Mk. 1.25,
durch unſernBoten Mk. 1.—,
Am Poſtſchalter od unſerer Expedition abgeholt 80 Pfg.
Zoſt · Zeitungs · vreisliſte Ar. 755.

































2

— —
— — —











2— 8* * 4 —— 7
un des Badilden. Yaueenbundes. —

* * 8 — —
‚Organ‘ der Dent/-ogialen Keform-Parkei in Kade









— — —







Zahra *





— — ——— —
Politiſche Wochenrundſchau.
Das Hauptereignis der vergangenen Woche war

die 3, ‚OGeneralverfammiung - des Yundes der |

— 4 * 4 8 3 gf us B *

zu Berlin ſtattfand. Man hatte dieſen Saal gewählt, — — —

weil es in ganz Berlin fonſt *4 Saal oͤh 4 22 Judenthun die Hanpturfache unjerer ‚wirte |
die vorausfichtlich wieder in gewaltigen Scharen aus , IMaftlichen Schäden gei. . Und der Absg Diederich

alen- deutichen. Gauen _ herbeiftrömenden Landwirte | vahn ftieß in Da ON MG Sn a

aufzunehmen. vermocht häite. Und auch der große . Wir haben den Klagen dieſes Judenſchutztruppen-

Zirkus Buſch war kaum inftande , die Menge der | blattes nichts weiter hinzuzufügen. Dieſelben

Bauern zu faſſen. Aus Aerger über diefen neuen beweiſen nur, daß die deutſchen Bauẽru ſich auf dem — — — *
— Grjolg der .. Agrarbewegung fuchten. die iberalen xechten Wege befinden; denn wo der Hebräer Lacht, | der ſchiedsxichterlichen Erledigung allex internationalen
— Blätter dadurch ihr Mütchen zu Kühlen, daß -fie an da hat der Bauer, der Handwerker und kleine Ge? | Streitigkeiten zu inauguriren. Auch in Verlin ſollten









Sonnenberg mit einem Tropfen autifemitifchen , umhin, eine von allen Unklarheiten freie Erkläkun
Diels geſalbt worden — — Iabgngében‚ | ingſte
er e Der Baron ar Langen wies daranf hin wie | HEB L rn n ;
der Bund der Landwirte der Börſe immel mehr |- Am Sonnabend ſollte in Europa und Amerika
auf den Leib gerückt ſei Und das ſei nötig, weil ] eine „allgemeine Wettuauifeſtation- der Iriedens- -



ſtattfinden.
erlaſſen in der Ueberzeugung, daß die öffentliche Mein-

Parlamente und Regierungen zu beſtimmen, eine neue





zügliche Redensarten über die Zirkusverſammlung“
und den Faſchingsdienſtag, an dem dieſelbe ſtattfand,
losließen. Dieſer Hohn, dieſe Nichtachtung aber


Bauer völlig kalt; er wird ſeinen Weg unbeirrt
weiterſchreiten, bis er. zu ſeinem Ziele gelangt iſt.

ſchäftsmann allen Grund zu weinen — und um
gekehrt. Das Hauptmerkzeichen der Generaloerſamm.
lung des Bundes der Landwirte iſt offenbar die


Damit haben die Bauern deutlich gezeigt, daß die

zwei Verſammlungen dieſer Art ſtattfinden niit An-


HS Hauptarrangeur diefer allgemeinen, Weltmanife:



Kundgebungen wohl weiter keinen Zweck.

— Oraf Hoenabroech und das Centrum liegen
wieder einmal in Fehde mit einander. -
Graf Hoensbroech hatte kürzlich im Verein chriftlicher
junger Männer in Berlin einen Vortrag gehalten über

deutſch⸗ſoziale Reformpartei es vor allen andexen
Parteien iſt, die am kräftigften die Intereſſen der
‚ deutfuyen Landwirtſchaft veriritt! Hier in Zaden
hat ſie dies ganz beſonders auch dadurch bewieſen,

Am meiſten ſind die Liberalen darüder erboſt, daß ein
durch und durch antiſemitiſcher Geiſt alle dieſe
braven deutſchen Bauern beherrſchte, denn wenn der
Jude, der Liebling der Liberalen aller Schattierungen,


angegriffen wird, dann fühlen ſich dieſe liberalen
Seelen ſelbſt noch tiefer gekränkt als ihr
Schützling. Ihre Wut ſpricht ſich u. a. ganz deut-


truppe, den Mitteilungen aus dem Verein zur Ab-
wehr des Antiſemitismus?. Dieſes Blatt ſchreikt u. a.:


lung wurde dem Bund der Landwirte das Zeugnis
aufgeſtellt, daß er „antiſemitiſch bis auf die
Knochen! ſei. Nach dem Verlaufe der am 18.


Verſammlung wird man dieſes Urteil ganz und gar
aufrecht erhalten müſſen.
Höchſt bezeichnend iſt ſchon die Thatſache, daß
Liebermann von Sonnenberg der Held des
Tages war. Als die Rednerliſte verleſen und ſein
Name ausgeſprochen wurde, ertönte nicht enden
wollender Jubel. Dann wurden Rufe des Un-


genug das Wort erteilt wurde, und als er endlich
jeine Rede hielt, wurde ſie von ſtürmiſchem Beifall
unterbrochen und nach Beendigung der Rede war


erſcholl der Ruf: Hoch Liebermann! und der
Jubel legte ſich erſt, als Herr v. Liebermann, in
ſeiner bekannten Beſcheidenheit, die Verſammlung
erſuchte, keinen Perſonenkultus zu treiben.
Alber auch die ubrian, Keduer
leer aus und ſie bemübhten fich in der
blos durch maſſive Angriffe auf die Regierung,
insbeſondere den mißliebigen landwirtſchaftlichen
Miniſter, ſondern auch durch tüchtiges Schimpfen
auf die Juden, die Sympathien der Menge zu er-
ringen. Die leiſeſten antiſemitiſchen An-
ſpielungen fanden einen verſtändnisvollen
Widerhall in der Berjammlung. .


die den produktivea Mittelſtand in Stadt und
Vand aufreiben. „Wie wollen Sie unſere Offizier-
korps erhalten, deren Wiege größtenteils auf dem
Lande ſtaͤnd? Sollen ſie etwa erfegt werden durch
Sproſſen der roten und goldenen Internationale?“
Dr. Köſicke, der zweite Vorſitzende, meinte,

der Krankheitsſtoff, unter dem der Mittelſtand ab-

ſterbe, ſei von einem fremden, aus Paläſtina
ſtammenden Volke hineingetragen. Man ſpreche


ſie aber nur da an, wo die Börſenjuden es
wollen.
Dr. Oertel von der „Deutſch. Tagesztg.“
bemerkte, in der agrariſchen Bewegung ſei eine
Weltanſchauung verkörpert, die ſich von der
jüdiſch⸗mancheſterlicher Anſchauung unterſcheide, wie
der Tag von der Nacht.“
Obermeiſter Beck rühmte von ſich, er ſei be-
reits im Jahre 1885 vom Abg. Liebermann von








der ſeine Mitglieder von den jüdiſchen und anderen


Bund der Landwirte n Raden dagegen hat ſeine
Daſeinsberechtigung vollſtändig verloren da er weiter


Januar für das ein zige erflärt
ihrer Notlage erretten kann. D
Die räumt ſich das zufammen? Am 8. Febr.


im Reichstage erklärt: „Ich habe auf Grund eines
vorläufigen Meinungsaustauſches, der gemäß meiner
Weiſung mit der engliſchen Regierung gepflogen
worden iſt, die Ueberzeugung gewinnen müſſen, daß


abfehbarer Zeit nicht zu rechnen iſt. Nach alledem


werde.“
engliſche Regierung hat die Beteiligung an einer
Münzkonferenz nicht grundſätzlich abgelehnt, ſie hat



nehmen wolle.“ — Auf der Annahme, daß England
ſeine indiſchen Nünzſtätten nicht öffnen, d. h. die
Silberprägung daſelbſt nicht wieder aufnehmen würde,


des Bundesrats gegenüber der interna-
tionalen Währungskonferenz. Nun hat am


Balfeur im Unterhauſe eine Erklärung abgegeben,
die, angeſichts der obigen Ausführungen des deutſchen


Balfour teilte nämlich mit, Deuiſchland ſei der Re-
gierung inbetreff eines nationalen Münzabkommens
nicht näher getreten, und die engliſche Regierung
würde gern gemeinſam mit der indiſchen die Frage


friedigenden Währungsreformvorſchlag nach ſich ſich
ziehen könne. — Wie wird ſich das offenbar auf einer
Seite beſtehende Mißverſtändnis aufklären? Mit der


Erklärungen ſind von Lord Salisbury dem deutſchen
Botſchafter Grafen Hatzfeld gegeben worden. Wenn


ſeinem Chef daruͤber auseinanderſetzen kann man fich
unmöglich zufrieden geben.
gegenüber der Erklärung Balfours, der bekanntlich als



Vorlämpfer des Bimetallismus in England gilt, nicht



und evangeliſches



redſamkeit und der diplomatiſchen Kunſt Windthorſts

auf einer in Köln abgehaltenen Verſanimlung die ge-
fährdete Einheit in der Centrumspartei wieder herzu-
ſtellen. Aber am Fuße der Rednertribüne angelangt,
hat Windthorſt ſich die Hände vor Vergnügen reibend,
zu den ihn beglückwünſchenden Fraktionsgenoſſen die
Worte geſagt: „Da habe ich deumun mit Gottes!


die Wahrheit dieſes Ausſpruches verbürge, den ihm
angeſehener Centrums-
führer, der vielfach im Lande herumrede, mit-
geteilt habe. — Auf die Frage, wer dieſer Gewährs-
mann ſei, verweigerte er die Nennung ſeines Namens.


ſehen und in der Centrumspreſſe einen Sturm des
Unwillens. Darauf gab denn Graf Hoensbroech in -
der „Köln. Ztg.“ den Namen ſeines Gewährsmannes
bekannt, der kein anderer geweſen ſei als der jetzige
Hauptführer der Partei, Dr. Lieber. Dieſer ver-
öffentlichte darauf in der „Germania“ eine Gegener-





Ich muß zunächit feſtſtellen, daß ich in jener Ver-
fammlung gar nicht anıwejend war und niemaͤls erzühlt
habe, daß eine ſolche Aeußerung in jener Verfammlung,


fallen ſein Ich habe allerdinas unter Mänyeru, dexen DIS- .

für alle Zeit ich ſicher zu jein glaubte, und bei denen ich
nach ihrer Stellung und Erziehung gegen Mißbrauch
vollauf geſchützt zu ſein vermeinte, einſt eine ahı lide '
Aeuße rung Windthorſts erzählt, welche dieſer nach
mir von ihm ſelbſt lange Zeit nach jener Guerzenichver-
ſammlung gewordenen Mitteilung eiumal gemocht habe,
und zwar gegenüber einer ihm naheſtehenden Dame,
und unter Umſtänden, welche über den ſcherzhaftenn
Charatkter der Aeußeruug nicht den mindeſten

Zweifel aufkommen laſſen konnten, ein Mißverſtändnis

vSllig aus ſchloſſen, einen Mißbrauch undenkbar er-

ſcheinen und die alsbald folgende Klarſtellung als außer


ung auch lediglich weitererzählt, um diejenige Ehgraͤkter-
ſeite Windthorſt s zu illuſtriren, welche es ihm ermöglichte,
aber auch zum Bedürfnis machte, nach hochernſten Mo-
menten und Entſcheidungen durch ſchalkhafte und ſcherz-
hafte, nicht ſelten bis zum Uebermut ſelbſt bis zur Aus-
— warum ſoll ich dieſen Ausdruck vermeiden,

a er doch nur die Unerſchöpflichkeit ſeines Gemütes be-
weiſt? — fich ſteigernde Unterhaltung die frühere Spaun-
kraft und Beweglichkeit ſeines gewaltigen Geiſtes wieder ..

zu gewinnen.“ * **
Dabei beruhigte ſich nun Graf Hoensbroech noch
nicht, ſondern veröffentlichte Folgendes:
„1. Der Abg. Dr. Lieber hat mir den Ausſpruch
Windthorſts nichl als „ſchexzhafte Aeußerung und „Illu-
ſtration für die üudchoͤpnichtett jemes Gemüts“, ſondern
als ſehr ernſthafte Thatſache * *— — in einem Zuſammen-
hang, der jeden Gedaͤnken an „Scherzhaftigkeit? ausſchloß.
2 Der Abg. Dr. Lieber, der ſelbſt anerkennt, daß Die ‘
Aeußerung echt und von ihm weiter erzählt worden iſt,
hat ſie mir als auf der Kölner Verjammlung ‚gehalten, :
* als er mir den
 
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