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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

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No. 31 - No. 40 (17. März - 14. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42841#0145

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Der „Sadiſche Yolkahute“ cr-
ſcheint 3mal wöchentlich (Diens-
tag Donnerstag und Samstag).
Lexlas und Veitung:
Yeidelberg, Lahuhof traße 9.
* Telegrauim⸗Adreſſe:
Yolksbote Heidelberg,
Anuzeigenpreis:
Die vᷣgeſpaltene Petitzeile 10 Pfg.





7, Zahrgaug.




Haus gebracht Mk. 1.25, durch
unfexe Boten in Heidelberg! M.
Am — oder von unlerer
Expedition abgeholt 80 Pfg.
Noſt · Zeitungs· reisliſte







Ein internatianaler Muſterjude.
—_ „Uhr bene, ibi patria- (wo es mir gut geht,
da iſt mein Vaterland), das iſt der Wahlſpruch, nach


in die Talmudſprache überſetzt, muͤßte dieſer Spruͤch
aber heißen: „Wo ich nach Herzensluſt die Nichtjuden


da ſpiele ich mich als glühender Patr ist auf“.


deutſch⸗feind liche Benehmen jenes aus Hamburg
gebürtigen Juden gelegentlich der Kanaleröffnungs


folgend, ſich an Bord des franzöſiſchen Kriegsſchiffes
begeben hatten. Dieſer Jude wird aber noch bei
weitem übertroffen durch ein anderes Mitglied dieſer


„Patriot“ von reinſtem Waſſer, ein Deutſchen-
haſſer ſondergleichen. Jede mögliche und unmög-
liche Gelegenheit ergriff er zur Schmähung des deut-
ſchen Volkes. Ein kleines Beiſpiel davon liefert ſein


in Wirklichkeit in Deutſchland ausſieht“).


achtung: „Dieſe Leute haſſen uns (die Franzoſen) jetzt
noch mehr als vor 1870.“ Aus den 60 Kapiteln,
die alles beſprechen, was uns angeht, lernt man, daß
Deutſchland militäriſch und politiſch eine ungeheure


des Schundes iſt. Der deutſche Kaufmann verkauft
nicht, er betrügt.
anfaßt. Seine Havanna-Eigarren ſind aus ſchwäbi-
ſchem Tabak hergeſtellt. Sein Käſe iſt Kalk. Mehr
Bordeauxwein wird in Deutſchland verkauft, als in
der ganzen Welt zu finden iſt. Die deutſche Frau
iſt weder ſchön noch anmutig, noch reinlich, noch beſitzt
ſie eine Spur von Ehie; ſie wäſcht ihr Geſicht mit
Seife, reinigt dafür aber ihre Nägel nicht. Sie backt
Kuchen und ſpielt Beethoven. Verliebt iſt ſie, aber
mit ihrer Treue iſt es nicht weit her u 1. w. .
So ſchildert dieſer von den Franzoſen ob ſeines
Patriotismus“ natürlich hochgeprieſene Journaliſt
das deutſche Volk. Und dieſer Jaeques St. Cère iſt


ſeinen Wohnſitz in Nürnberg. Aber freilich, er iſt
ja ein Zude und heißt eigentlich Hermann Roſenthal!

Wenn dieſer Jude den deutſchen Kaufmann in
der oben angegebenen Weiſe ſchildert, ſo hat er offen-
bar nicht ſeine „deutſchen“, ſondern ſeine „daitſchen“
Landsleute als Typus benutzt. — Wo St.

hat?

fängnis verurteilt, flüchtete nach Deutſchland, ent-
führte die Frau Sacher-Maſoch's, kehrte nach
Verjährung ſeiner Verurteilung nach Paris zurück,
wurde Redakteur des „Figaro“, wo er unter dem
Namen Jaeques St. Core Artikel über auswärtige
Politik ſchrieb. Bei einem ſpäteren Aufenthalt in
Verlin entführte er ſodann die Frau Paul Lindau's,


— Eolde Perſonen alſo dienen ihm als Muſter für
feine Schilderung und Verunglimpfung des allgemeinen
Charakters der deutſchen Frau! *

In den letzten Tagen iſt die Aufmerkſamkeit
wiedel auf dieſen deutſch?franzöſiſchen Juden in ver-


eine Skandalaffäre, den „Lebaudy-Prozeß“ in Paris.

Leebaudh war ein junger Menſch und nielfacher
Millioner. Sr ſollte ſeiner militäriſchen Dienſtzeit

genügen und wurde auch in die Axmee eingeſtellt, ob-
wohl er ſehe ſchwächlich und außerdem lungerkrank
wal Da nun, dank dem Eindringen des jüdiſchen
Elements in das franzöſiſche Offizierskorps, dieſes
— nicht — wie das deutſche — über dem Vexdachte der
Beſtechlichkeit erhaben iſt, ſo fürchteten ſich die be-
treffenden Militärärzte 2c., obwohl ſie die ſchwere Er-
franfung Lebaudys kannten, ihn vom Militärdjenſt zu
befreien! da ihnen ſonſt nachgeſagt worden wäre, ſie
hätten ſich dafür von dieſem bezahlen laſſen. Die
Folge davon war, daß Lebaudy den Strapazen erlag
und ſtarb.











Druck



S —

Die ſchreckliche Lage diefes jungen Millionärs war
un einigen Revolver⸗Journaliſten in ſchur-
kiſcher Weiſe ausgebeutet worden. Einerfeits verſprachen


freiung hinwirken zu wollen, andererſeits drohten ſie,
wenn er ſich zu zahlen weigere, dieſe Befreiung durch


Die Folge davon war ein Erpreſſungsprozeß gegen eine


Pariſer Zuchtpolizeigerichts, welcher am 11. März d.


die Brüder Ulrich und Joſeph de Civry, de Per-


Sehr charakteriſtiſch iſt die Schilderung eines fran-
zöſiſchen Blattes von dem äußeren Eindruck, den Jac-







|

zuſpitzen; breite aber ſchlaffe Schultern, ausgiebige
aber kraftloſe Geberden, der Ellenbogen beim


weisführung zuſammengezogen, als hielten ſie den Kreide-


Muskelloſes in dem ganzen Körper, in dem weißes
Blut zu fließen ſcheint; aber in dem Geſichtsausdruck
Keckheit, Zähigkeit und der Entſchluß, entweder auf-


zukommen, ſo ſtellt ſich uns phyſiſch derjenige dar, der
ehedem Jaeques St. Core, Redakteur des Figaro war,


Monaten nur mehr Armand Roſenthal iſt, ein fcüher
ſchon verurteilter Schwindler, jetzt der Erpreſſung ver-


Urbild der ſemitiſchen Raſſe auch äußerlich.


noch folgende Schilderung des „berühmten Patrioten“
Roſenthal: „Zu dieſer Charakteriſtik (der Berichter-
ſtatter zitiert ebenfalls die obige Beſchreibung der
franzöſiſchen Zeitung) bleibt nur das eine hinzuzu-
fügen, daß Roſenthal augenblicklich auch von der


zwei Stöcke geſtützt in den Gerichtsſaal hinein. Trotz-


denten, ſich zu ſeßen, mannhaft aus.

Beſagtes Verhör begann vortrefflich; es gab ihm
Gelegenheit, ſich damit zu brüſten, daß er in Paris
„Man hat mir alles
abgeſtritten, ſelbſt meinen Geburtsort.“
einen guten Eindruck, ebenſo die Ausſage, daß er an-
fangs im 24., ſpäter im 19. Linienregiment ſeiner
Daß er in Deutſchland
geweſen und für deutſche Blätter gearbeitet, glaubte er


Sacher⸗Maſoch für franzöſiſche Anſchauungen Propa-
ganda gemacht. Und nun zeigte es ſich, daß Roſen-


fängnisleben gemacht, wenn er in Paris geblieben
wäre. Aber er zog damals das ſchon ſonſt ſo ver-
haßte Deutſchland vor und kehrte, natürlich ganz zu-
fälliger Weiſe, erſt zurück, als die Verjährungsfriſt
abgelaufen war. Auf dieſe Art ging er der koſtbaren
Erfahrung des Gefängnislebens verluſtig; er hätte ſo
intereſſant darüber ſchkeiben können. Merkwürdig aber
bleibt es, daß Roſenthal von dieſer verſcherzten Mög-
lichkeit, ſein Wiſſen zu bereichern, erſt bei der Vor-
unterſuchung Kunde erhielt. Geſtern nun rief der
Richter ſie ihm wieder mit allen Einzelheiten ins Ge-
dächtnis. Im Jahre 1879 — ſo beſagten die Acten
— ward Roſenthal wegen Schwindels und Vertrauens-
mißbrauchs zu 13 Monat Gefängnis verurteilt. Er
hatte ſich eben nach verſchiedenen Richtungen hin ver-
fucht. Ein Schenkmädchen veranlaßte er, durch ihn
eine goldene Uhr aus dem Pfandhauſe einzulöſen; es
ſah die Uhr nie wieder. Bei dem Verleger Lemerre
kaufte er Bücher und ließ die Rechnung einem Namens-






ſamtliche in Heidelberg.




8 — — — — — — — —⏑ *

für bedankte. Verſchiedene Kutſcher hatte er um den
Fahrpreis geprellt. Die Hauptleiſtung aber war wohl
die Veruntreuung von Juwelen im Werte von 7000
fr, die er auf 24 Stunden ausborgte, aber zurückzu⸗-
geben vergaß!..:. — —
Nach Paris zurückgekehrt, kletterte Roſenthal bald


ſchrieb für mehrere, wenn nicht hochangeſehene, ſo doch
wohlbekannte Blätter. So bezog er, nach ſeiner Aus-
ſage vor Gericht, im Augenblick feiner Verhaftung vom
Figaro 2300, vom New-York Herald 2380 und von
der Vie Pariſienne 500 Franken monatlich, ſodaß er,


ein Jahreseinkommen von ungefähr 70000 Franken
verfügte. Daneben fand er noch Zeit, ſich als Schul-


„beſaß“ er nicht weniger als 300000 Franken -
Schulden. Ein Schauer unbedingter Hoͤchachtung

hören dieſer Ziffer. Daher iſt es im Intereſſe der Er-
haltung ähnlicher Krafttyen faſt zu bedauern, daß er
an einem ſo unbedeutenden Menſchenobjekt, wie e& der
Millionär Max Lebaudy war, zu Falle kam. Er



7000 Franken von ihm bezogen zu haben, einen
Tropfen ins Meer für einen Mann, der über
300,000 Franken Schulden frei verfügt. Die Art
und Weiſe ſeines Erpreſſungsverſuches ſoll in der
allgemeinen Auseinanderſetzung des Prozeſſes zur Ver-
handlung kommen. Dieſe Anklage ſtützt ſich auf einen


richtet hat: „St. Cère verlangt von mir 40,000
Franken, um Schritte für mich in Rußland zu
thun. Das ſcheint mir kaum ernſt zu ſein. Was
ſoll ich thun? Das ſcheint mir ſehr teuer.“
Roſenthal beſtreitet den Inhalt diefes Briefes,
ebenſo wie er leugnet, die 7000 Franken erhalten zu
haben, wofür ein Zeuge vorhanden iſt. . In einem
andern mit Beſchlag belegten Schreiben, das an ihn
von einer geheimnisvollen Dame gerichtet war, hieß
e5: „Sie können ſich darauf verlaſſen, daß ich kein


aber Sie hatten mir doch einen Brief von ihm ver-
ſprochen und es kommt nichts. Auf wann?“ Zur
Erklärung dieſer Andeutungen aufgefordert, antwortete
Roſenthal, die Dame ſei eine Graphologin und er


zulegen. Dieſer Erpreſſungsverſuch, auch wenn er
unwiderleglich bewieſen wird, würde Herrn Roſenthal
hier noch nicht moraliſch den Hals brechen. Das
Gras des Vergeſſens wächſt ſehr ſchnell in Paris.
Faſt tödtlich aber iſt der Schlag, den ihm ſeine Ver-
urteilung von 1879 verſetzt. Ein Brief ſeines Vaters
läßt an der Richtigkeit des Schwindelberſuchs keinen
Zweifel aufkommen. Auch bekennt ſich Roſenthal ſelbſt
am Schluſſe ſeines Verhörs als einen geſchlagenen
Mann: Mein Leben iſt gebrochen. Ich liege auf
dem Pflaſter. Ich habe nichts mehr!“ Aber einen
Trumpf ſpielte er doch noch aus; er bat den Richter,
öffentlich zu bekräftigen, daß man in ſeinen Papieren
nichts gefunden habe, was den Verdacht des Spionen-
tums rechtfertige. Der Richter ließ ſich auch wirklich
herbei, zu erklären, daß er nicht wiſſe, was Roſenthal
damit ſagen wolle. So wäre denn der große fran-
zöſiſche Patriot in „M. Rosenthal dit Jacques
Saint Cere‘ gereltet. Es fehlte auch gerade noch,
daß Deutſchland ſich des Verfaſſers von „l’Allemagne .
telle qwelle est‘“ als Spions bedient hätte. Das
wäre zum mindeſten eine neue Probe von Roſenthals
Vielſeitigkeit und ein wertvoller Beitrag für ein
Gegenſtück zu ſeiner Allemagne, das den Titel führen
müßte Armand Rosenthal tel qu'il est‘ (Hermann
Kofenthal,was für ein Menſch er in Wirklichkeit ift.“)
In dieſem Prozeß wurde uun am 25. März —
nachdem die Verhandlung lange Zeit ausgeſetzt worden
war — das Urteil geſprochen. Es iſt ſo ausgefallen,
wie man es in Frankreich — wo, bei der allgemeinen
Korruption, der Richter von heute ſchon morgen Ange-
klagter ſein kann wegen eines ähnlichen Verbrechens,
über welches er heute zu urteilen hat — kaum anders
 
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