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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

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No. 111 - No. 120 (3. Oktober - 24. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42841#0472

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laufen, ebenfalls demfelben 21 Mark in die Taſche
ſpielen, blos damit er den Aufſchub bekommt Iſt
Friedrich Müller daun in der Lage zu zahlen, ſo muß
er nach Ablauf des verlangten Auß
21 Mark an feinen eigenen Herrn Rechtsanwalt auch
die-36 Mark, die ich ans Gericht und an meinen
Herın Dottor bezahlt habe, vergüten. Mit allen kleinen
Kebenſpefen konmen als Zuſchlag zu den 400 Mark,
die Müller ſchuldig iſt, noch dieſe 60 Mark hinzu. —
Die Sache kann noch anders liegen. Der Staatrechnet
15 Mart Koſten, wenn Müller nicht zum Termin ev-
ſcheint, ein Verfäumnisurteit gegen ſich ergehen läßt,
aber nur 5 Mark, wenn Müller im Texmin erſcheint
und zuͤgicht, daß er mir die 400 Mark fchwidet,
Muller möchte dieſen kleinen Profit gern mitnehmen.
Er erſcheint vor Gericht und ſtellt Veruxteilung an-


wejender betrachtet und verurteilt. Nur wenn er durch
ſeiuen Rechtsaiuwalt obige SErklärung abgiebt, dann
ſpart er beim Staate 10 Marfk. Aber —- dafür muß
er an ſeinen Herrn Verkreter wieder 21 Mark be-
zahlen! — *
; Das iſt der vielgerühmte Anwaltszwang unſexrer
Reichsjuſtizgeſehgebung wie wir ihn ſeit dem 1. Ok-
tober 1879 in Deutſchland genießen. Er wird damit
begründet, daß das bürgerliche Recht ſo kompliziert
und verworren ſei, daß ein Laie ſich nicht durchfinden
könne. Wir deutſchſozialen Reformer ſind die letzten,
die das beſtreiten wollen. Es iſt umſtändlich und
verworren, und leider Gottes ſo ſehr, daß die Fach-


überall und allerorten? Das möchten wir bezweifeln.
Es giebt gewiſſe Dinge ım Rechtslehen, die mit dem
beſten Willen nicht verworren gemacht werden können
und dazu gehört die Rechnungsklage gegen Friedrich
Müller. Den Anwaltszwang mit Verworrenheit des


einzelnen Fällen begründen. —
Und was lehrt uns dieſes Beiſpiel? Es lehrt,


waltsgebühren viel zu hoch ſind, ſo hoch, daß ein wenig
begüterter Mann Bedenken tragen muß, überhaupt
Recht beim Gericht zu ſuchen.


deutſchen Volkes iſt.



— heben: _ _ 5
„Abſchaffung des Rechtsanwaltzwanges“

Ermäßigung der hohen Gerichtskoſten
„und Rechtsanwaltsgebühren!“

— Die jüdifhen Aiuge und die Zwangsorgaui-
ſation. Aues was den Juden nicht in ihren Kram paßt,
ſollen die Regierungen einfach ad acta legen. Die


Beit über die Zivangsorganiſationen der Handwerker
eine Sprache, als wenn es ſchon eine abgemachte Sache
— fet, daß die ſüddentſchen Regierungen unter keinen Um-
tlaͤnden ſich zur Einführung entſchließen würden. Den

Aeceord ſchlagen gewöhnlich die freihändleriſch geſinnten
Handelskammiern die meiſtens von Juden und Zudens

genoſſen beeinflußt ſind, an, dann wiſſen die Preß-
kompiizen, welche Uhr es geſchlagen hat. Das chriſt-

Die Veilchendame.
Roman von Carl Corht

verboten.)
/ ‚ (88. Fortſetzung.) *

„Es wird der Aſſeſſor ſein —“

Nein“, flüſterte die Gräfin, „nicht dort!“

„Wo denn?“ fragte er befremdet.
3 In dieſem Augenblicke vernahm auch er ein
Pochen, das aus dem Schlafzimmer der Gräfin zu
kommen ſchien. „Verzeihen ſie, ich bin fogleich
zurück 2

‚. Mit diefen Vorten eilte die Gräfin in ihr Schlaf-

zimmer, deſſen Thür ſie hinter ſich wieder ſchloß.!
Kurt blieb allein; er befand ſich in begreiflicher
Exregung, nicht nur über das bisher Geſchehene, ſondern
jetzt namentlich über die ſo plötzliche und ſchnelle Ent-
fernung der Gräfin. Von wem konnte jenes Pochen
kommen? Wer hatte das Recht, auf ſo geheimnis-
volle und wenig gebräuchliche Weiſe ſeine Gegenwart
anzuzeigen? Und mehr noch, weshalb war die Gräfin
jogleich bereit geweſen, auf das eigentümliche Zeichen
ſich fo raſch und haſtig zu entfernen?

Alle dieſe Fragen ſchoſſen Kurt durch den Kopf.




die Thür zu folgen und dort zu lauſchen, aber ebenſo
ſchnell gab er dieſe Abſicht, als ſeiner unwürdig,
wieder auf.

Etr trat an das Fenſter und ſah gedankenlos auf
die Straße hinab, aber der ſtarke Veilchengeruch,
welcher den auf dem Fenſterbrett aufgeſtellten Blumen-
töpfen entſtrömte, entriß ihn ſeinen Gedanken ſogleich
wieder; der ſonſt ſo angenehme Duft drohte ihn zu




lich ſchaffende Volk verlaugt nicht nur für den Hand-
werkerſtand eine zwangsweiſe Organiſation, ſondern
fuͤr alle Berufsftände. Da wir nahe daran ſind, in
unferem deutſchen Baterland, welches unfere Söhne mit
ihrem Herzensblut verteidigten von den Juden auf-
gefreffen zu werden. Man alaube ja nicht, dem Volke
noch weiß machen zu können, daß in Süddeutſchland
bei den Handwerkern keine Intereſſe für eine zwangs-
weiſe Organiſation vorhanden ſei. Die ſüddeutſchen

daß nur durch obligatoriſche Innungen etwas
tives für ihren Stand erreicht werden kann. Der

tungen ſo gut vorbereitet, wie in Yorddeutfchland, nur
müffen ſich die Regierungen nicht bei Dden jüdiſchen
Handelstammern Rals holen, ſondern bei ſolchen Leu-
ien, die auch Vertreter der Handwerkex ſind. Die
Juden, als Staat im Staate, brauchen natürlich
in ihrec ausſchließlichen Eigenſchaft als HandelSvolt
keine geſetzliche Organijation; ihre Finanzmacht geſtattet
ihnen, ſich über alle chriſtliche Einrichtungen hinwegzu-
jeben und nach ihrem Willen zu leben. Da ſie nach
ihrem religiöſen Kationalbegriff zuſammenhängen wie
die Kletten, ſo ſind ſie nalürlich jeder gleichartigen
Vereinigung von chriſtlicher Seite Feind, und machen

licher Zopf ſei. Die ſpekulativen Innungen der Juden
unter Zugruͤndelegung ihres Nationalbegriffes ſind
feſter gefuͤgt als bdie chriſtlichen Regierungen jemals
ſolche zwangsweiſe für das deutſche Volt ſchaffen
fönnen. In den jüdiſchen Verheißungen ſoll ftehen:
„Du wirſt auͤffaugen die Milch der Völker und
der Könige Bruͤſte ſollen dich ſäugen!.
Jeſaias 60, 16.

Licht, ob fie gerade, was ſie an der Handwerkerorgani-
falion bekämpft, nicht ſchon längſt bei ſich ſelbſt ein-
‚ gefibyt halzı, . ’ *
1) Zwanzig Prozent der erſcheinenden Tageszeitungen
flehen direkt oder indirekt im Solde der jüdiſchen
Preßſippe. *
2) Die Baͤnkgruppe Rothſchild (Innung unter ſemi-
* tiſchem Szepter)


2

3) Börſen⸗Vereinigung

4) Handelskammern *

5) Getreidehändler⸗Ring

6) Tabakhaͤndler⸗Ring

5 Hopfenhändler-KRing

8) Müller⸗Ring *

9) Viehhändler Ring

10 Kohlen⸗Ring

11) Petroleum⸗Ring

12) Aktien⸗Geſellſchaften⸗Ring
13) Grund⸗ und Bodenwucher⸗Ring
14) Staatenausbeutungs⸗Ring
15 Bazaren⸗Vereinigung ꝛe. 2C.

7

Man könnte noch vieles zufzählen, was

0
2
2
2

2

dieſer Ausſauguͤngs⸗Vereinigungen dürfte ſchon genügen.
Ueberall ſchließen ſich die Juden zu Vereinigungen

Boͤrtchen dazu, aber wenn ein chriſtlicher Zujammen-

ein Aber. Die Regierungen ſollten doch endlich
einmal einſehen lernen, daß gerade die Juden es ſind,
welche die Stellung des Staates gefährden. Je groͤßer
die Macht der Juͤden wird, deffo unficherer wird die
Exiftenz des Staates. Der zunehmende jüdiſche Reich-
“ tum vermehrt die chriſtliche Armut. Wenn e& wahr

ſich gegenſeitig bei der Vorſchuß Kaſſe bis zum Be-
trage von Mt. 800000 gebürgt haben, ſo iſt es nicht

Graͤfin verkörperte. Er faßte nach dem in der Bruſt-


enthielt die Löſung aller Geheimniſſe, aber er Ddurfte

Wort gegeben
von dem geheimnißvollen Packet zurückzog, „fhübe mich
vor Mißtrauen!“ Damit ſank er in einen Seſſel.
Die Gräfin war inzwiſchen in ihr Schlafzimmer
getreten. Sie ſtand vor jener urſprünglich durch das
Spind zugefetzten Thür, die in das Treppenhaus
hinausführte und an welcher jetzt zum dritten Male
geklopft wurde. Sie preßte beide Hände gegen die
Bruſt und holte tief Athem, als ränge ſie nach Kraft,
ein ſchweres Werk zu vollbringen. Sie mußte alſo
wiſſen, wer draußen klopfte. 7
Dann legte ſie die Hand auf das Thürſchloß,
drehte den Schlüſfel um und ſchob den Riegel zurüc.
Die Thür öffnete fich. Vor ihr ſtand der

durch die grüne Brille verdeckt.
Die Gräfin nahm, als ſie Gutmann erblickte,
eine demütige Haltung an; ſie begrüßte ihn nicht,
ſprach auch kein Wort, ſondern erwaͤrtete ſeine Anxede.

Auch Gutmann hatte keinen Gruß für die Gräfin;
als ob er hier Herr wäre, trat er, ohne ihre Ein-
ladung dazu abzuwarten, in das Zimmer und blieb
unmittelbar an der Thüre ſtehen.

„Ich werde“, ſagte er ſchnell und kurz, wie ein
Feſchäftsmann, für den Zeit Geld ift und der ſo wenig
wie möglich von dieſem koſtbaren Material zu verlieren





















Wroncker, Tich, Knopf, Hirſchland in den größerer
Städten entſtehen können, die mit ihrem ; ilialen-
fyftem und ihrem unbegrenzien Kredit alle ſoliden auf
ſchwacher finanzieller Grundlage ruhenden chriſtlichen
Geſchäfte ruinieren und das Volk zur Verzweiflung
treiben. Hieraus erklärt es ſich mwarum die Sozial-
‘ demokratie immer mehr Buwachs erhält. Wenn der
jüdiſche Staat nicht zerträmmert wird, giebt es keinen
Frieden mehr im deutſchen Vaterland.

22 — ⏑—⏑









Parlamentariſche und Partei-
Nachrichten.

Heidelberg, 17. Okt. Einen reizenden Scherz
leiſtet ſich die „Heidelberg Zeitung“ in einem, den Durch-
fall der Nationalliberalen bei den Stadtverordneten-
waͤhlen in Mannheim, beſprechenden Artikel. Die „Zei-
tung“ ſagt am Schluſſe ganz naip: „Dieſe unerfreu-
lichen Verhältniſſe legen der nationalliberalen Partei
; eine ernſte Pflicht auf, ſie muß Wache halten und alle
gemäßigt denkenden Bürgex um ſich ſchaaren, um dem
fpäter dielleicht noch ſtaͤrker auftretenden ſozialiſtiſch-
' radifalen Strom einen Damm entgegenſetzen zu Fönnen“.
Uns hat dieſe Aeußerung ein ernſtes Kopfſchütteln ab-
gezmungen. Glaubt die verehrte H. Itg. denn allen
Eruſtes daß ſich heute noch irgendwo „gemäßigt
denkende Bürger“ finden, die ſich um die verkrachte
nationale und liberale? Partei ſchaaren?? Da ge-
zehört nun ſchon ein gehöriger Prozentſatz Optimimus
dazu, um einen ſolchen Unſinn zu glauben. Die „ge-
mäßigt denkenden Bürger?, wozu doch wohl in aller-
erfter Linie die Antifemiten zu rechnen ſind, werden
ſich hüten, den nationalliberalen Karren aus dem
Sumpfe heraus zu ſchieben. Mögen ſich die bisher
noch diefer Partei angehörenden Maͤnner ſo ſchnell wie
möglich in eine andere Partei hineinretten, um
weuͤigftens an dem Tage, wo der große Krach kommt,
nicht als Parteiangehoͤrige mit blamiert zu ſein.
(Denn früher oder ſpäter kommt die Blamage, fſo ſicher
wie eins und eins zwei ]ind.“)

* Der Veſuch des Barteitages der Deutſch
ſozialen Aeformpartei in Halle geſtaltete ſich nach
den endgiltigen Feſtltellungen folgendermaßen: Es
waͤren anwefend 213 Teilnehimer, davon ſtimmberechtigt
124, Unter letzteren waren die Reichstags⸗Abgeordneten
Liebermann von Sonnenberg, Dr. Vielhaben, Zimmer-
mann, Hirſchel, Graefe, Dr Foͤrſter, Lotze, Bindewald,
Werner Muͤller und der ſächſiſche Landtagsabgeordnete
Theuerkorn. Vom Parteivorſtande waren ferner zu-
gegen die Herren Dr. Lindſtröm (Soslar), von Schirp
(Magdeburg), Kurzhals (Suhl), Kaab (Hamburg),
Fiſcher (Braunfchweig), von Huth ECübeck), Karl
Geſbählte Stimmführer waren 106
erſchienen, die ſich auf 67 Orte und 79 Wahlkreiſe
yerteilten, ſodaß unter Hinzurechnung der durch ihre
Reichstagsabgeordneten dertretenen Kreiſe im Ganzen
|’78 Waͤhlkreife vertreten waren, und zwar folgende:
| Aus Weftpreußen: Thorn⸗Culm; aus Schleſien:
Lauban⸗ Goͤrlitz; aus Brandenburg: die 6 Berliner
Wahlkreiſe und Oſt⸗Priegnitz, Prenzlau, Angermünde,
Oberbarnim, Niederbarnim, Potsdam· Oſthavelland,
Weſthavelland, Teltow⸗Beskow Charlottenburg Arn-
walde⸗ Friedeberg, Königsberg⸗Cüſtrin, Cottbus Sprem-
berg; aus Bommern: Neuſtettin; aus den Gebiete
des Verbandes, Provinz Sachfen und Anhalt“:
Stadt Magdeburg, Deſfau, Ofdhersleben-Halberftadt-
Wernigerode, Wittenberg, Bitterfeld⸗Delitſch, Halle-
Saalkreis; aus Nordweſt⸗Thüringen: Nord-
haufen; aus Weſtthüringen: Erfurt⸗Schleuſingen,
Eiſenach-Dermbach, Gotha; aus Oſtt hüringen:
Reuß j. L., Weimar-Apolda, Neuſtadt a. Q Naum-
burg-Weißenfels⸗Zeitz; aus dem Gebiete des Verbandes
für Schleswig⸗volſtein und Hamburg:
Die drei Hamburger Wahlkreife, Apenrade⸗Flenshurg,
Pinneberg? aus Hannover: Osnabrück, Neuftadt-

wuͤnſcht, Sie für morgen und übermorgen um Ihre
geſchätzten Dienſte bitten, Madame.
Sobald ich weiß, um was es ſich handelt,“
erwiderte ſie leiſe, „werde ich zu ihrer Verfügung
ſtehen! *

Auch Gutmann hatte nur halblaut geſprochen, jetzt
dämpfte er den Ton Jeiner Stimme noch mehr, als
— „Ohne Bedingung, Sie kennen unſern
Pakt!“ W *
„Sie können nicht verlangen,“ widerſprach ſie
weiter, daß ich mich in Gefahr ſtürze!!

Er hielt ihr den gefälſchten Hamburger Wechſel
vor Augen, den ſie bei ihm hatte diskontieren wollen,
und auf deſſen Falſum ihre Abhängigkeit von ihm
beruhte. *

Als die Gräfin den falſchen Brief erblickte, ſank
ihre ſtolze Geſtalt noch mehr zuſammen.

Gutmann ſchob das an ſich wertloſe und für ihn
und die Gräfin doch ſo wichtige Papier mit gewandter
Fingerfertigkeit ſchnell wieder in feine Weſtenſaſche.
Ich denke für uns alle und ſtelle jeden an den richtigen
Platz zum Gelingen des Gaͤnzen; Gefahr haben Sie
nicht zu befürchten, ſondern nur Geſchicklichkeit anzu-
wenden, und Sie Frau Gräfin,“ er gab ihr dieſen
Titel mit einem leiſen Anflug von Spott in der Stimme,
„ſind geſchickt wie ich ſelbſt. Das iſt das beſte Kom-
pliment, das ich Ihnen machen kann. Sie haben per-
ſtanden, ein hübfches Kartenhaus von ſchimmer dem
Glanz aufzubauen, dem bis jetzt nar das Fundament
gefehit hat; ich werde es Ihnen gründen, wahrſcheinlich
ſchon mit Ihrem Anteil von den Mitteln, die uns zu
erwerben in Ausſicht ſtehen!“ (Fortſ. folgt.)


 
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