Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (3) — 1823

DOI Kapitel:
No 1-13 (Januar 1823)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.22118#0016

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Beilage zur Charis, Nheiniſhhe Morgemeitung.

Nio⸗ 1.

Sonnabend den . Jannar 1823.

Armanachsliteratur fuͤr das
(Beſch huſ5)

IV„ ö ö
Durch zwei Briefe von Fr. H. Jakobi an Wieland und Ko-
bel, Gegenſtände der Literatur und Kunſt betreffend, hat die
Minerva (Leipzig bei G. Fleiſcher) ſich ihres Na-
mens würdig bezeigt. Unter den Erzählungen ſteht die No-
velle: Die Aus gewanderten v. Fr. Jacobs, meiner
Anſtcht zu Folge, dem Werthe nach, oben an; wenn nicht
neues, doch mit Geiſt behandeltes Sujet, beſonders treffliche
Charakterzeichnung. — Ein ſehr erfreuliches Geſchenk giebt
uns Karoline Pichler, geb. v. Greiner, in den
freundſchaftlichen Briefen. Ihre Anſicht über weibliche Er-
ziehung, und wie es mir ſcheint, eine ſehr richtige Anſicht,
legt ſie, im Gewande einer Erzählung dem Leſer dar. Möge
manches darin enthaltene, bedeutende Wort nicht umſonſt da
ſtehen! — Schauer wird Ihnen erregen Raupachs Mähr-
chen: laͤßt die Todten ruhn; etwas breit und langwei-
lig werden Sie die Geſchichte von Blumenhagen:
Menſch, Schickſal und Glaube ſinden. Welchem
Vorbilde der lezte Verf. nachſtrebt, ergiebt jedes Blatt. —
Die Liebespoſſen, Erzäbtung von van der
Velde, haben nicht das Verdienſt anderer Werke dieſes ta-
lentvollen Schriftſtellers. — Unter den Gedichten treffen Sie
auf manches Gute: aur Ausgezeichnetes kaum! — Die dritte
Lieferung der Gallerie zu Göthe's Werken iſt, wenn auch
nicht den Objekten nach, auf welche die Kupfer ſich beziehen,
doch in Rückſicht der Ausführung / ihren beiden Vorgängerin-
nen anGüte gleich. *
In der Aglaja, Wien bei Wallishauſſer, werden
Sie die beiden Erzählungen: Der Poſtzug, von Karo-
line Pichler und die Moosſeite von Th. Hell durch-
aus befriedigen. — Weniger Daniel und ſeine Blumen,
von la Motte Fouqué, eine Szene aus dem Leben der
Königin Eliſabeth v. Engl.; und noch weniger die abentheuer-
lich granſigen: unſchuldigen Verbrecher von Helmine
v. Chezy. — Eliſe hat in ihrer Erzählung: Roſa und
Laun in der Novelle: die Schachtel, ſchon zu oft Vorge-
weſenes wieder aufgetiſcht. — Unter den Gedichten ſind
manche, die Kupfer aber ſämmtlich zu empfehlen. —
Cornelia,, Taſchenbuch für deutſche Frauen,

herausgegeben von Aloys Schreiber. Ihren Vor-

gängerinnen an Verdienſte gleich. Das Bild, Erzählung
von Luife Brachmann; ein ſchäzbarer Nachlaß der zu

früh für die deutſche Literatur Geſchiedenen. — Am: meiſten
hat diesmal der Verf. von Wahl und Führung beigeſſeuert,

durch zwei ausführliche Culblangen: der Eidam des Her-

Jahr 1823.

zogs und König Ingulf und ſeine Döchter. Lezte-
re ein dunkles Mitternachtsſtück, durch das nur ſelten ein er-
freuendes Licht dammert; erſtere wahrſcheinlich einer Volks-
ſage nachgebildet. — La Motte Fouqus trafen wir auch
hier in dem Dörfchen auf der Haide wieder, wo er
uns eine recht anziehende Szene aus dem dreißigjährigen Kriege
vor's Auge ſtellt, in der die ſchöne Eliſabeth von England,
Gemahlin des unglücklichen Friedrichs von der Pfalz und
Böhmen, als Hauptperſon auftritt. — Eine ſehr vorzügliche
Gabe iſt uns von Eliſe Erhard in der Prüfung gebracht.
Einfachheit, verbunden mit Anmuth und richtiger Anſicht des
Lebens, zeichnen dieſe kleine Erzählung aus, ſo daß wir bei
dieſen Vorzügen gern einige kleine Unwahrſcheinlichkeiten äber-
ſehen. — Die Entführung, Novelle vom Herausgeber,
ſchließt die Reihe der proſaiſchen Aufſätze. — Unter den Ge-
dichten ſcheinen mir: Beruhigung an Frida von A.
Schreiber und die Poeſien von Ränny den Kranz zu ver-
dienen. Die Kupfer ſind ihren Vorgängern in den frühern
Jahrgängen ähnlich. —
Im Taſchenbuche zum geſelligen Vergnügen,
Leipzig bei Gleditſch, ſehen wir das uns im vorigen
Jahre vom genialen Hoſmaͤnn in den Elementargeiſtern
aufgegebene Raͤthſel, ſehr einfach und glücklich, durch: die
Salamanderin von Eliſe v. Hohenhauſen gelöſet.

Die Reiſenden, Novelle von L. DTieck, voll Geiſt

und Menſchenkenntniß, wie es von dieſem Dichter zu erwarten.
Die Erzählung iſt blos das, vielleicht etwas zu faltenreiche
Gewand, welches die Schöne umhüllt. — die lange Novelle
Palmerio von Leopold Schefer, wie lebhaft, und in
wie blühender Sprache ſie auch auftritt, ermangelt doch an
innerer Wahrſcheinlichkeit, wenn uns gleich eine Anmerkung
gebietet: das Unglaubliche für wirklich Geſchehenes anzuneh-
men. Durch den unmotivirten ſchauerlichen Ausgang wird
nicht nur faſt Alles, was in der Geſchichte lebte, getödtet,
ſondern auch das angenehme Gefühl und die Theilnahme,
welche einzelne Schilderungen in dem Leſer erregten. —
Manches recht vorzügliche wird Ihnen in den Gedichten be-
gegnen, ſo wie die trefflichen Kupfer Sie erfreuen und zum
langen und oft wiederholten Anſchauen beſtimmen werden. —
Beckers Taſchenbuch zum geſelligen Vergnü-
gen, herausgegeben von Fr. Kind. Der ältere Bru-
der kämpft noch immer rüſtig und rühmlich mit dem jüngern,
und Erſterm dürfte im diesjährigen Wettſtreite, des Sieges
Krone gebühren. Mannigfaltigkeit herrſcht vor, wie in Ku-
pfern, ſo im Inhalte. Jene enthalten acht hiſtoriſche Bilder
von Ramberg gezeichnet, und von Schwerdtgeburt, Fleiſch-
mann zc. trefflich geſtochen; und vier Landſchaften, den Kör-
ner ſchen Weinberg bei Dresden/ und die Ausſichten die er
 
Annotationen